Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 18, 1896, Image 12

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    Zu gut erjogui!
o i i r u n (i 1 1 i'j'fiiiiii.
Also Tu bist Ivittlid) entschlossen,
Dick wieder au Oerbeirathcn?"
Nicki mir entfcbloifen. mth: lieber
Griesheim, sondern ich l)nbe bereits
die ersten Schritte dazu geihau."
Ho, ho! so eilig?"
Sehe ich aus wie Einer, der sich
lange besinnt, wenn er einmal eine,'
Beschluß gesaßt hat?"
Der entschlossene Heiralhscandidat,
ein Man zu Anfang der giinszig, trat,
da ihm sei Gegenüber ihm die Antwort
schuldig blieb, vor den Spiegel, um sie
vo '"iiiern Bilde einzuholen. Er hatte
all rund, Über die Antwort des
l..,e zu schmunzeln. Frischlebig, bf
bouitit, ganz dazu angethan, gesunde
Fuuien noch siir eine ganze Reihe von
Jahren hinaus zu verheißen, slrahtle
ihm sein Bild entgegen.
Na, immer noch nicht ausgesöhnt,
Griesgram? Tu siehst ich bin kein
Greis und habe leine Lust, mich von
Dir zu einem solchen machen zu lassen."
Mein Bedenken gilt nicht so sehr Dir,
als Deiner Tochter," gab der Andere
mißmuthig zurück.
Sehr verbunden."
Was wird Magda dazu sagen, wenn
Du so ins Blaue hinein, auf dem Wege
des Inserats, Dir eine Krau mahlst "
Franz Wallburg zuckle mit den Schul
lern. Diesmal war er es, der leine
Antwort gab. Der Andere wiederholte
mit eindringlicher Betonung seine
Frew.
Was wird Magda dazu sagen,
rtrarn?"
Das Mädchen ist viel zu gut er
zogen, um mir irgend welchen Wider-
stand entgegenznleßen "
Das weiß ich, allein " warf Gries
heim ungeduldig dazwischen! weiß der
Himmel, sie ist gut, zu gut erzogen.
Ich spreche auch nicht vo:: einem Wider
svruch der Lippen, ich beute an den Wi
derspruch ihrer eeele.
Der Fünsziger rannte nervös im
Zimmer umher.
Fängst Tu schon wieder an? Spitz
findigkeiten über Spitzfindigkeiten.
Wenn's ihr nicht recht ist, mag sie den
Mund aufthun!"
Das hast Du ihr ja untersagt, seit
sie spreche gelernt hat," brummte der
Andere ironisch.
Wallbnrg fuhr auf,
Griesheim. bist Du des Teufels!
Tu thust ja gerade, als ob ich ein
grundschlechter Pater wäre! Na, so
antworte doch."
Werbe mich hüten, wenn Tu gleich
wieder so außer Dir gercithst."
Mir, mir das; der ich keinen an
deren Gedanken gehabt habe, als dieses
mutterlose Kind gut zu erziehen, und
nachbem es erwachsen war, mit allen
Freuden zu umgeben, die seinen Jahren
angemessen und zuträglich sind. Frage
sie doch selber, wenn Tu mir nicht
glaubst, ob ihr ihre Malerei, ihre Lek
iure, ihre reizenden Zimmer, das stete
Beisammensein mit der gutherzige,
aufmerksamen Müller, die kleinen Fahr
ten mit mir. der Besuch ihrer Freundin
neu, nicht Über Alles gehen."
Tas Fragen dürfte mir wenig nützen.
Magda würde mir ja doch nur eine lie
benswürbige ausweichende Antwort ge
den. Aber ich brauche auch ihre Ant
wort nicht "
Natürlich nicht du weißt auch so,
daß sich meine Tockter todtunglücklich
fühlt du du Allenveltsweiser du!
Weil ich sie nicht auf Bälle und Gesell
schaften schleppe, weil ich sie nicht von
jedem X-beliebigen Lassen um die Taille
fassen lasse, den dummen, sogenannten
heirathfahigen BengelS, die nichts als
ihr Geld wollen, nicht bereitwillig Thür
und Tbor öffne, bin ich ein Rabenvater
es ist zum Berrllckiwerden,"
Ta, Äallburg. nur so nebenbei
ich bi auch Bater so eines dummen,
sogenannten heiralhsfühigen Beugels."
Ach was. der zählt nicht mit."
Sehr verbunben."
Und kurz und gut, mein lieber
Freund, um dem Gespräch ein für alle
mal ein linde zu machen ich erziehe
meine Tochter, wie ich will, merke dir :
ein Madchen kann gar nicht zurückhat
lend g'nug, kann gar nicht gut genug
erzogen "
Und nicht fest genug eingesperrt wer
den. Sehr schön, mein Lieber. Jeder
nach seinem Geschmack."
Ganz meine Ansicht. Vielleicht haft
du mm auch die Güte, mir zu sagen,
was meine oqier eig'iiiiiq mit meiner
Heirath zu thun hat?"
Am besten so wenig als möglich:
aus diesem praktischen Grunde hatte ich
dir den freund'chastlichen Rath geben
wollen, deine Tochter mehr aus ihrem
eintönigen Tasein zu befreien, sie in die
Well einzuführen und wenn möglich, zu
verheiratben, bevor du an deine zweite
Ehe denkst.
Jetzt brach Wallburg in ein schallen-1
des Gelachter aus. j
Also ernsthaft an eine Heirath für ,
das Kind haft du gedacht! Ta also sollte !
das Ganze hinaus! Tas Mädel weiß ja I
laiim, wie ein Mann aussieht!"
Leider!"
Eine neue Lachsalve.
Heiratken. dieses Kind! Auslachen!
würde sie dich, wenn sie das hörte. Ich
tenne meine Tochter. Sie wkiischt sich
nickits Besseres, als bei ihrem Pater zu j Er mußte es am Ende wohl glauben,
bleiben, den sie über Alles liebt, noch : das scheinbar Unmögliche, Uniaßliche,
lange, recht lange, am liebsten immer. daß seine eigene Tochter den Brief ge
Nirgends wird sie's wieder so gut haben 1 schrieben halle, den er in Händen hielt,
in der Welt nirgends. Oder w:ißt daß seine Tochter sich einem mildfrem
du auch das etwa besser?" I den Manne zum Weide anbot, weil ihr ,
Griesbeim zuckte die Achseln,
Vielleicht. Es sind ich! immer
gerade die Baier, die ihre Töchter am
besten kennen vor Allem nicht, wenn
diese Töchter so seinsinnig und rucksichts
voll sind wie deine Magda. Na, Gott
befohlen, Wallburg."
Tu willst fort? Na. ich hoffe, du
kommst morgen in gemüthlicher Laune
wieder. Aus Wiedersehen du du
Befferw isser!"
Nachoem Herr Franz Wallburg die
Thür hinter seinem Gast geschlossen
hatte, warf er sich behaglich in seinen
Lehnstuhl.
Gott sei Tank, daß der Nachmittags
Prediger fort ist."
Dann steckte er eine schwere Havanna
in Brand und sah auf die Uhr.
Gleich ein Uhr, Daß der Schlingel,
der Friedrich, och nicht hier ist. Bin
begierig, was er heute mitbringt, Ge
stem war nicht viel Gescheidtes unter
den Eingängen. Nur das kleine Mabel
mit den blonden Zöpsen und dem
Grübchen hatte mich reizen können
hm, aber die war zu jung alles wa
reait ist die war wirklich zu iuna für
mich. Herein! Na, endlich, Friedrich
Bitte um Entschuldigung, gnädiger
Herr, wenn ich habe warten lassen
aber am Schalter war heut' ein Ge
dränge! Dafür bring' ich aber auch ei
neu ganzen Stoß", fügte er schmunzelnd
hinzu, ein großes Packet Briefe unter
der vhistreM. G. 100 vor seinem Herrn
niederlegend.
.Sonst nocki was. anadiaer .Cvrr?"
Nicht, das ich wüßte. Doch ja
gehen Sie hinüber zu meiner Tochter
und fragen Sie, ob sie um drei Uhr
ihre gewöhnliche Spazierfahrt mit mir
machen wollte. Bescheid ist nicht
nöthig "
Fürsich fügte WaUburg hinzu: sie
sagt doch ja."
Nachbem Friedrich gegangen war,
nahm Wallburg ein elegantes Falzbein
zur Hand und machte sich daran, die
Briefumschläge in derselben Ordnung,
in der Friedrich sie vor ihm hingelegt
hatte, aufzuschneiden.
Erst dann begann er die Seibstan
preisungen all der jungen", schönen",
begabten", gut und hauslich erzöge
neu" Eheaspirantinnen zu prüfen und
vor Allem die beigelegten Portrats einer
eingehenden Besichtigung zu unter
ziehen. Nach einer gute halben Stunde hielt
er etwas ermüdet inne.
Die meisten der jungen" Damen,
die sich als passende Ehehälften bei ihm
meldeten, hatten nicht nur die Zwanzig,
wie es ja bei seinem Alter gut und wlln
schenswerth war, sondern auch die
Dreißig reichlich überschritten, und da
es gesülligen Photographen nicht darauf
anzukommen pflegt, ein halbes Jahr
zehn! und darüber auf Kosten der Aehn
lichleit wegzuretouchiren, war Herr
Franz Wallburg seiner Sache nicht ganz
sicher, ob nicht am Ende etliche dieser
Schönen die ominösen Vierzig bereits
überschritten hatten.
Auch die begleitenden Briefe wollten
ihm heute gar nicht so recht gefallen.
Die Epitheta : ungebildet, geschraubt,
erlogen schienen ihm nicht zu schroff ge-
wählt.
Herr ranz Wallburg zündete sich
eine frische Elgarre von der schweren,
dunklen Sorte an. schob den ersten erle
digten Stoß mit einigem Unwuth zur
e,te und begann von Neuem. Num
mer l, 2, 3 die alte Geschichte, nur
daß sich noch ein ganzlich unorthogra
phischer Bries von einer gefallenen
Ehansonetteiiqröße dazwischen verirrt
hatte.
Endlich ein Umschlag mit einer zier-
lieben, gebildeten Mädchenhandschrift
überschrieben. Durchschnittshandschrift
der höheren Berliner Tochter. Richtig,
der Brief war auch in Berlin W. abge
stempelt. Vielleicht würde hier eine
Anknüpfung möglich sein, denn nur
auf euie solche hatte Herr Franz Wall-
vurg es einstweilen abqeiehen. Schritt-
liche Annäherung persönliche Prüfung,
Entscheidung nach reiflicher Ueberle
gung, so lautete das Heirathspro
gramm. Wallburg fühlte ordentlich ein anqe-
nehmes nervöses Prickeln in den F:n-
gerspitzen, als er den Brief mit der fei-
nen Mäbchenhandschrist aus dem Um-
schlage zog. Ein Bild war nicht dabei.
Aber kaum hatte Wallburg einen
Blick auf das Briefbiatt geworfen, als
er sich verfärbte und mit weit geöffne
ten, ftarrb'.ickcnden Augen auf die zier
lich geschriebenen Zeilen stierte. Die
bleich gewordenen Lippen waren fest zu
sammengepreßt, die Hand, die das
Briesblatt hielt, zitterte deftig.
Nun legte er das Schreiben vor sich
hin auf den Tisch, zog fein Taschentuch
und wischte den perlenden Schmeiß von
der Stirn, dann erst begann er zu lesen,
langsam, schweratdmend, Zeile für
tydt, Wort für Wort, wieder und
immer wieder, und wenn er zu Ende
gelesen hatte, stockte er jedesmal auf's
Neue bei der Unterschrift. Heftiger
ging sein Athem, starker zitterte die
Hand.
War es denn möglich, faßbar, was
da unter dem Briete stand, was er mit
seinen eigenen leibhaftigen Augen las
und wieder las :
Hochachlend und ergebenst Magda
W., Adresse Postamt Nr. 10. pzstla-l
gernd.
die Welt unter dem Dach des Paters zu
eng geworben war.
Nein, nicht zum Weibe, Gott sei
Tank nicht, nur von einer geistigen
Annäherung mit einein fernen Ausblick
aus die Zuiunfl war die Rede, nur ein
nilielchrei war der Brief nach einer
Hand, die sich ihr entgegenstrecken sollte,
um sie aus der Haft ihres goldenen
Käfigs zu befreien
Und noch einmal las Wallburg Seite
für Seile, Satz für Satz, Silbe für
Kilbe
Kein Wort des Anklage gegen ihn,
Dennoch glaubte er sein eigenes Ber
damiiiungsuriheil zu lesen. Dann saß
er lange Zkit, das Haupt in den Handen
vergraben, denkend und grübelnd, wie
er nie vordem gegrübelt und gedacht.
Also war's doch Wahrheit gewesen,
was der Andere gesagt: er kannte sein
eigenes Kind nicht!
Wahrend Magda als seine gehorsame,
gut erzogene Tochter neben ihm durch's
Leben gegangen war, scheinbar glücklich
und befriedigt, hatte sie gelitten und ge
darbt und geschwiegen, um ihn nicht zu
kränken feinfühlig geschwiegen,
immer mit demselben, freundliche,
dankbaren Gesichl.
Wie mit Messern schnitt die Erkennt
iß durch seine Seele, und wie ein
glühendes Erz brannte die Frage in
seinem Hirn was nun, was nun?
Magda durste niemals erfahren, daß
er der Empfänger ihrer rührenden See
lenbeichte gewesen. Aber auch niemals
durste er selbst daran denken, seiner
Tochter jenes neue Dasein bereiten zu
wolle, nach dem sie lechzte, dürstete.
Von dem leichtlebigen, entschlossenen
Manne war jeder Muth, jedes Zu
trauen gewichen. Die Erkenntniß, daß
der felsenfeste Glaube an das Gluck
feiner Tochter, den er durch Jahre ge
hegt, nichts als ein eitler Selbstbetrug
gewesen sei, hatte ihn völlig niederge-
schmettert. Dennoch mutzte Rath ge
schafft werden.
An die Thür seines Arbeitszimme
wurde geklopft.
Einmal, zweimal, er hörte nicht
auf.
Ein drittes Mal.
Heftig sprang er auf.
Friedrich steckte den Kopf durch die
Thür.
Was wollte man denn von ihm, jetzt,
in dieser ernsten Stunde?
Der Wagen ist vorgefahren, gmdi
ger Herr. Fräulein Magda sind schon
eingestiegen und warten auf den Herrn."
Einen Augenblick zögerte Wallburg,
Dann sagte er kurz entschlossen:
Sagen Sie meiner Tochter, ich
könne sie heute nicht begleiten, Es
wäre mir sehr leid, sie möge allein
fahren."
Friedrich riß Mund und Augen auf.
Ohne Frau Müller?"
WaUburg trat heftig mii dem Fuße
auf.
Wenn ich sage allein, so heißt das
doch nicht, mit grau Müller!"
Entschuldigen der gnädige Herr, ich
dachte nur, weil das Fräulein noch nie
mals "
Sie haben nichls zu denken. Und
Friedrich merken Sie gut auf
sagen Sie meiner Tochter sie möge
fahren, wohin sie wolle; und bestellen
Sie dem Kutscher, er dürfe meine
Tochter in keinem Fall den Weg fahren,
den wir alle Tage machen. Na, wird's
bald?"
Herr Franz Wallburg setzte sich nicht
wieder. Er ließ den Haufen Briefe
liegen, wo sie lagen, und steckte nur den
Bries seiner Tochter zu sich: dann nahm
er Hut und Ueberzieher und machte sich
auf den Weg zu dem ziemlich entfernt
wohnenden Griesheim. Der kam ihm
ordentlich vergnügt entgegen. Ich
uifl Dich loben, ranz. Wahrhastig,
Du nimmst ja förmlich Vernunft an.
Ich bin soeben Deiner Tochter begegnet.
Allein und nicht im Thiergarten Aller
Hand Achtung, alter Junge! Zuerst
dachte ich, es märe ein Unglück geschehen
oder sonst irgend 'was aus den Fugen,
aber als ich die Magda da so vergnügt in
den Polstern sah, beruhigte ich mich.
Wahrhaftig, ordentlich fidel sah das
Made! aus. Kein Wunder, wenn sich
Einem so ach beiläufig neunzehn Iah
ren das Giiterlhürchen 'mal so ein bis
chen aufthut und der Mensch einen klei
nen Ausguck hallen kann Thu'
mir nur den einzigen Gefallen, Franz,
und frag' sie nachher nicht, ob sie Dich
nicht an ihrer Seite sehr ermißt habe
und die Spazierfahrt ohne Dich kein
eigentlicher Genuß gewesen sei. Das
Mabel ist so ausgezeichnet erzogen und
so polizeiwidrig rücksichtsvoll, aß sie im
Stande wäre. Dich anzulügen
Aber Du begehrst ja garnicht auf
was ist denn mit Dir los? Stehst
da, als ob Dir die Petersilie verhagelt
wäre und sonst noch was!
Statt jeder Antwort zog Walldura
den Brief seiner Tochter aus der Tasche ,
und gab ihn Griesheim mit den lakoni
fchen Worten:
Da. lies,"
Tann wandte er sich 5vr. feinem
Freunde ab. Nach einer Weile, die
ihm eine kleine Ewigkeit dünkte, er
nahm er ein undeutlichcs Gebrummel !
in feinem Rücken. Tann legte sich ihm !
eine Hand aus die Schulter und er borte!
Griesheim sagen:
Eine Perle on Mädel.
Wird 'mal
'ne Prachtfrau werden.
Blitz'chnell drehte sich Wallburg um.
Deßhalb kam ich j-j Tir Tu
Tu hast öfter na Tu weißt schon.
Griesheim wegen Teines Jungen bei
mir angellopft
Hm ja .gen dieses fozenann !
len heiratsfähigen Bengels der es z jedem zusprechende Gast ei halbes
durchaus a, schon gut," i Liter Wei gegen Baarzahliuig, dock
Wen Du nack diesem Bliese doch ' keine Tropfen mehr ! Und daS Motivs
derselben Anficht bist wenn Du nicht j Der hochoriginelle Alle will jedem Un
meinst, daß Magda sich damit etwas ! glück vorbeugen ; ach seiner An sich! ist
vergeben
Vergeben Papperlapapp! Wenn
diese armen eingesperrten Vögelchen
'mal die Flügel regen, sollen sie sich
gleich 'was vergeben haben. Der Brief
ist ja 'ne Prachtleistung. Beweist, daß
Deine blödsinnig gute Erziehung nichts
an ihr verdorben hat. Erst recht will
ich das Madel sür meinen Jungen!"
Aber was wird Dein Fritz dazu
sagen?"
Er ist zwar weniger gut erzogen als
Deine Magda, und pflegt mir nicht ge
rade auf's Wort zu folgen aber in
diesem Falle glaube ist sür ihn gut sa
gen zu können; das Wenige, waö er von
ihr gesehen "
Wallburg athmete erleichtert aus.
Magda muß Antwort aus ihren
Bries erhalten. Das siehst Tu doch ein.
nicht wahr?"
Selbstverständlich, Fritz muß ihn
beantworte und dabei erwähnen, daß
er sein Alter absichtlich falsch angegeben
habe, um mehr Vertrauen zu erwecken,
u. f. w."
Aehnliches dachte ich auch!"
Kurzer Briefwechsel gegenseitiges
Erkennen Stelldichein "
Aus einer kurzen Bekanntschaft mit
Gottes Hülfe eine lange Liebe "
Die beiden Männer schüttelten sich die
Hände.
Na, und sind die beiden jungen
Leute erst glücklich vereint, dann kannst
Du ja Dein eigenes Heirathsprojekt wie
der aiisnehmen, Wallburg."
Verwehrte entsetz! mit beiden Händen
ab.
Das ist ein- für allemal abgethan.
Habe ich nicht 'mal meine eigene Tochter
verstanden, die seit neunzehn Jahren an
meiner Seite lebt, wie sollte ich da wohl
eine Frau erstehen, die ich erst morgen
ooer übermorgen kennen lernen soll.
Und denke nur die armen Kinder! In
der Furcht, ein zweites Mal in den alten
Fehler zu versallen, sie zu gut zu erzie
hen, würde ich sie zu wahren kleinen Un
geHeuern heranwachsen lasse.
Griesheim lachte.
Vor acht Tagen ist die Hochzeit Magda
Wallburg's und Fritz Griesheim ge
feiert worden.
Wallburg hat seinem Schwiegersöhne
einen feierlichen Eid geleistet, sich nicht
in Die Erziehung seiner Kinder zu
milchen.
's Sarncr Toiicle.
Ein licolcr i'ieichichichc,, on 31. ildjleiincr.
Eines der landmirlhschaftlich interes
santesten Thaler Tirols ist das Sarn-
thal, das sich am uße des steil abstür
znden Felskegels, der die allberühmie
Veste Runkelstein trägt, nördlich zieht,
und durch seine wildromantischen Par-
tien, durch eine gigantische Schlucht das
vielbesuchte Wanderziel bon Malein und
Touristen geworden ist. Mühsam sucht
die losende weißschaumende Talfer den
Weg durch die Felswildniß hinaus nach
Bozen, vorbei an alten Burgen und
Schlössern mit ihren mittelalterlichen
Erinnerungen. Alle Reize des Hochge
birges drängen sich im unteren Theile
des Sarnthals zusammen: wildgefornite
Felsen, epheuumsponnene Wände, ran
schende Sturzbache, schwindelerregende
Brücken, Burgruinen, ernst ausragende
Thürme aus grauer Vorzeit, Tobel an
ioM, und dann wieder lachendes
Grün üppiger Wiesen, Gotteshauser
aus Felskegel lustig hingebaut, wild
schöne Einschnitte in die Porphiirforma
tion: die richtige Bergromantik mit all'
ihrem Zauber und ihren Schrecken,
wenn die Wuth der Elemente entfacht
ist, und der südliche Himmel seine er-
derbenbringenden Schleusen öffnet.
Der Wanderer stößt vielfach auf alle
Erinnerungen in diesem herrlichen Thal.
Wie der Sanier Volksmund erzahlt,
,i Aiioreas potet ourqaus nicht in
Mantua erschossen worden, er lebt viel
mehr in der sogenannten Sarner
scharte, und wird wiederkommen.
wenn es mit Oesterreich soweit gekom
men sein wird, daß der Kaiser mit sei
nen letzten zwei Soldaten durch den
KunkerSweg hereinzieht, geschlagen von
den Wäschen !
iie -arner 'Männerwelt wird ge-
ruhml od ihrer Größe, Stattlichkeit
und der schlagfertigen Zunge wegen.
Mundfaul sind die Sarner keineswegs,
das hat im Jahre 18!:5 eine Sarner
Tepulalion sogar dem Kaiser zu Jnns
druck gegenüber bewiesen, als die herku
lischen Sendboten um einen Staats
zuschuß zum Bau der 181U durch einen
furchtbaren Wolkenbruch verwüsteten
Straße baten. Der Monarch detrach-
tete sich die strammen arner ghlge-
fallig, und rielh ihnen, die Bitte fchrift
lich einzudringen. Der precher der
Tepulalion das hören, auf den Kaiser
zugeben, und sagen: Sell han i schon
im Sack, Herr Koaser!" war eins, und
ehe der überraschle Monarch noch auf-
gucken konnte, bette der Sarner ihm
das Bittgesuch schon urkrattia in die
Hände qekrückt.
Der berühmteste
arner ist jedoch
das Tonele. der Wirth am Zoll ,m
Sarnthal. Anlon Pircher on Sand,
der schweigsame, originelle Alle, der seit
etwa zwanzig Jabren am Zoll haust,
und ein Kauz sondergleichen geworden
ist. Wenn jeder tiroler Wirth es gerne
sieht, daß Gaste den vorgesetzten RSthcl
vertilgen, je mehr desto besser. 'S Tonele
datt es anders. Wohl verabreicht er
der Marsch durch die Schlucht längs der
wilden Falser mit unsichere Beinen
und weinschmerem Kops' lebenSgefahr
lich, und Tonele will keine Schuld an
solchem Unglück haben. Nach seiner
Auffassung kann Jeder wohl eine Halbe
verpacken." ohne betrunken zu werden,
mehr jedoch ist vom Uebel, und wird
unter keinen Unständen verabreicht.
Möglicher Weise spielt hierin auch der
Umsianb, daß Tonele's Weib bei Leb
zeiten dem Rebensaft nicht feindlich ge
sinnt gewesen ist.
Als wegen des Straßenbaues im
Sanithal eine ((Immission von Bozen
auch in'S ZoUwirthshnuS kam, und
einige Beamte ziemlich herrisch vom
Tonele Wein verlangle, paffte Tonele
ruhig an seinem kurzsticligen mera
er Pfeifchen weiter, verzog aber
keine Miene, und ließ die Herren völlig
unbeachtet. Immer dringender wurde
Wein und Atzung verlangt, ja dem
Alte scharf befohlen, auszutragen, was
sich vorsinde in Küche und Keller.
Tonele betrachtete sich den Ehes der
Kommission, doch rührte er sich nicht
und rauchte gemessen weiter. Die
Situation ward geradezu kritisch, da
verfiel einer der Beamten aus den rich
ligen Gedanken, den Tonele um Wein
und Atzung zu ersuchen, statt zu for
dem, und augenblicklich war Tonele
jetzt dazu bereit. Jeder der Herren be-
lam sein aives iter Wein und eine
getrocknete Wurst, nur der Ehef erhielt
nichts. Wuthend brauste die er auf,
drohte mit Anzeige, Eoncessionsentzug
und dergleichen. Tonele aber blieb
steinruhig, und sagte dem gestrengen
Herrn gelassen in'S Gesicht: Thu', was
Du magst, Du kriegst nix!" Alles Zu
reden blieb vergeblich, und der Eommis-sions-Ehes
weinlos.
Noch schöner ward die Situation
indeß, als die Kronprinzessin-Wittwe
einmal auch in's romontische Sarnthal
kam, und mit ihrer Begleitung bei
Tonele um Wein und Brot vorsprach.
Weil darum höflich ersuch! wurde,
brachte Tonele bereitwillig, doch wie
immer wortkarg das Gewünschte, sür
die Herzogin genau so ei halbes Liter
wie sür die Hofdamen und den beglei
tenden Eavalier. Der lachenden Mun
des vorgebrachte Protest über das z
große Quantum hatte nicht die geringste
Wirkung, Tonele erklärte im schönsten
Sarner Teutsch, daß die Weibele die
Halbe schon verpacken" würden, mehr
gäbe es auf keinen Fall, Auf die Mit
theilung des Hoflakaien, daß die blonde
Dame die Kronprinzessin -Wittwe sei.
reagirte Tonele absolut nicht, dampfte
as seiner Pfeife ruhig weiter, bis die
hohe Frau zu zableu wünschte. Sie
reichte dem Alten eine Fünfgnlden-Note
mit dem Bemerken, daß er den Rest für
sich behalten könne.
Gelassen, aber bestimmt verweigerte
Tonele die Annahme des Geldgeschenkes,
berechnete die Zeche altgewohnt wie für
Jedermann, und zahlte den Rest auf
den Tisch mit den Worten: I dank
für die Zech' kauf Dir a ganzes
ioad!"
Erst ob dieser Aeußerung verduöt.
lachte sowohl die hohe Frau wie ihre
Begleitung herzlich über diese Mahnung
des Tonele, der die ausgeschnittene Robe
der hohen Frau für einen Kleider
Mangel gehalten.
Tie wenigen Haarbüschel auf Tonele's
interessantem Kopf sind völlig weiß ge-
worden, doch ber Alte ist sich gleich ge
blieben trotz des gewachsenen Verkehrs
auf der neuen Sarnthaler Straße.
41) er sein Princip der Herausgabe
nur einer halbe Wein auch in der neuen
Zeit, im Zeichen des neuen Verkehrs
aufrechterhalten wird?
In nickt aberalZubisch.
Jetzt, da ich Ihre Antwort habe,
reizende Elisabeth, erlauben Sie mir
eine Frage: Sind Sie abergläu
bisch?" Abergläubisch Warum interessirl
iie das, Franz?"
Tas kann ich Ihnen erst sagen.
wenn Sie meine Frage beantwortet
haben!"
Nun denn, ich bin nicht im gering-
sten abergläubiick!"
Er (freudig erregt): So kann ich
es Ihnen denn ruhig mittheilen: Sie
sind meine dreizehnte Braut,"
?chmeickelbft,
Dame: Sie fordern mich iet schon
zum vierten Male auf, warum tanzen
iie denn nuyl einmal mit einer ande
ren Dame?"
Herr: Ja. wissen Sie, ich tanze f
miserabel, daß ich eine Andere gar nicht
aufzufordern wage."
Zroeideuiig.
Junge Frau (die ihrem Mann eine
qroüe Mitgift eingebracht, auf der
Hochzeitsreise): B,ft Tu auch ganz
glücklich, Oskar?"
Er: Aber Schatz, ich wüßte gar
nicht, wie ich ohne Teinen Besitz leben
sollle!"
OberlriiiiinalgericktZvrolok.'llistin. was
Verarmung. ; haben Sie denn gestern im Kanee der
Zimmerherr: Besorgen Sie mir Frnu ObersleueramtIassenrendanlin
doch für diesen Abend ein recht kräftiges : Neues erfuhren?"
Essen. Frau Müller!" Zweite Tame: C, ich bitte Sie.
Hausmirthin: Ich den?e. Herr,geedrle Frau Gemü'ekonfervenfabrik
Assessor sind bei Geheimraihs zum in'peüorin. der Kan wabrte ja nur
tldendessen eingeladen ?" ! drci Stunden, was laßt sich da vieles "
Zimmerherr: Eden deshalb!" j erzählen?"
Kategorisch
Vangnier (zum Uieuluuint): Die
Verlobung mit meiner lochtet bleibt
ausrecht, Sie müssen meine Zvchter
heirathe. Ta sind Sie ihr schuldig
und mir auch bald,"
Cied eines j'alinad irttliisuU'it.
dliei il'ily töiHtiK )
Auf allen Stege
Radelt man;
Ruf allen Wegen
Siehet man
Radfahrer eilen.
Schon klinge mir wieder einer im
Rucken,
Schnell, v Entzücken,
Fahrt er pro Stunde 10 Meilen.
iii modernes .fimilieiilelnMi.
Fremder: Ist Jemand bei euch zu
Hanfe?"
Die kleine Emma: Ach ein, Mama
hat Vorlesung aus der Universität,
Aniiä ist im Gninnasium, Bertha Hut
Dienst auf der Post und ich muß gleich
in die Fechtstunde gehe. Wollen Sie
vielleicht mit Papa sprechen?"
Fremder: Wenn ich nicht störe "
Die kleine Emma: Durchaus nicht,
er kocht nur!"
Z Künstler verein,
Maler seinem eingeführten Herrn die
berühmten Persönlichkeiten zeigend):
Sehen Sie, dort sitzt Wenzel links
davon Meyerheim und rechts Schwetzschke
vielleicht das geschaßteste Mitglied bei
Vereins."
Gast: Schwetzschke? Sonderbar, den
Namen habe ich noch gar nicht gehört.
Ist der so vedeutendk"
Maler: Das nicht. Aber
er Hai
immer Streichhölzchen bei sich."
i großer Kriminalist.
Sie sönnen mirs glauben," sagte
der berühmte Detektiv W., ich habe
während meiner Praxis viele seltsame
Dinge erlebt."
Viele Betrügereien entdeckt?" fragte
einer seiner Freunde."
Das wollt' ich meinen. Aber ganz
im Vertrauen, ich bin auch schon einmal
gehörig dabei reingefallen. Am meisten
hat mich ein junges hübsches Mädchen
angeführt. Ich hatte geschworen, sie
sei ein Engel."
Und sie war's nicht?"
Tas Gegentheil war sie. Sie hatte
ein Temperament, wie der Sturmwind,
und wenn sie einmal ärgerlich wurde,
dann schien es, als wen ein Erdbeben
losbrechen wollte."
Und wie haben Sie denn das ermil
teil?" Ganz einfach ja, sehen Sie
ich habe sie geheirathet!"
Arges Mißverstäiidiiiß,
Tochter (die vom Vater hestig ausge
schollen worden ist, weil sie sich schon
von einem jungen Verehrer hat küssen
lassen,: Als Tu jung warst, hast Du
die Mama gewiß auch geküßt,"
Professor: Ein Kind darf unbedenk-
lich die Mutter küssen, das ist etwas
ganz anderes!"
jjefteä Mittel.
Vogelhändler: Hier, gnädiger Herr,
ist ein Gimpel, der sehr schön pfeift!"
Herr v. 5.: Er pfeift ja aber noch
nicht."
Vogelhändler: Er ist bloß schlich
lern; das beste Mittel, ihn dazu zu
bringen, ist, daß Sie ihm etwas vor
pfeisen; er denkt dann, es sei noch ein
Gimpel da, und dann pfeift er auf der
Stelle."
Ihr legier U'misch,
Frau: Männchen, noch eine Bitte,
schau daß ich in der Todes-Anzeige nicht
älter gemacht werde."
iti peisimijt.
Sonntagsjäger: Ich weiß, wenn ich
den Hasen auch todtschieße, wird er nicht
umfallen!"
wink,
Lieutenant: Nein, gnadiges Fräu
lein, was Sie für eine reizende kleine
Hand haben!"
Tame: Wollen Sie sie haben?!"
Ds Ullefl'jucrttc.
Student: Furchtbarer Kater. Möchte
was recht Saueres."
Hausfrau: Na. dann arbeiten Sie
nur 'mal zwei Stunden."
Zu der Xedjftion.
Tichterling: Ich mochte doch so gerne
'mal meinen Namen gedruckt sehen,
Herr Redakteur: laßt sich denn das gar
nicht machen?"
Redakteur: Ader gewiß, mein Lie
der. lassen Sie sich doch 'mal hundert
Visitenkarten drucken!"
)m vertrauen,
Bankier lzum neuen Kassirers: Wenn
Sie vielleicht einmal Lust baben sollten.
mit der Kana durchzugehen, so sagen
-ie mirs!.. .. Ich geh auch gleich
mit!"
Zieitr'llbende Iel,
Erste Tame: Nun. geehrte Frau
)