Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 19, 1896, Image 11

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piliJOH.'
Viumarfosf v Di. J;a.
?!a, stinbct, mm tunii'ä loschen,
unb Prächtig luollfii wir uns Iicutc
amiisiren !" sagte die Writiittwcto ftrou
Dr. Wenzel unb band bcn Hut auf bas
'leicht ergraute Haar. Wie ei General
stand sie zwischen sieben bis acht fröh
lichen Menschenkindern, die sich im bim
ten Gewühl in ihrer kleinen, gemiith
lichm Wohnstilbe drängten,
O herrlich, herrlich, Großmama !"
schmärintc ein allerliebster Backsisch.
Den ganzcn Tag vor sich zu haben, in
ber schönen, freien Gotteswelt Natur z
geniehc "
Unb Staub zu schluckn und sich
schubbsen z lasse !" siel ein halb
wiichsiger Junge in Kadettenunisorni
.ein, aber seine lustigen Augen stimmten
schlecht z seinen pessimistischen Worten,
Äa, Großmama, ich sag' Dir, heut in
der Stabtbahn vsrovsvoll war's schon
in Jannomißbriirke, und dann stürzte
mch eine Auflage Nalurdurstiger im
Eoupe."
Ach was, Jnngchen, hab' Dich nur
nicht," tröstete die lebenslustige Äroß
mama, spielst mir hier den Blasirtcn,
und dabei guckt Dir Deine Dumme
jungens - Freude aus jedem Knopfloch
heraus."
O, uns auch, uns auch !" jubelte
zwei kleine Mädchen, die Schwestern beS
Kabelten, unb schwenkten sich im im
mcr herum, soweit es der kleine Raum
gestattete, bafs ihre blonde Zöpsc mit
bem blauseibenm Schleife flogen.
Wenn Sie mir erlaube, tochtoie
gcrniama, werbe ich ben Fiihrer
machen !" rief ba plötzlich eine mann
liche Stimme aus ber Fenstercckc, unb
unwillkürlich wandten sich aller Blicke
bem Sprecher zu. E war ein junger
eleganter Mann mit einem kleinen
rothblonbcn Schuurrbart. Ein zartes
junges Mäbchcn schmiegte sich hingcdenb
an seine Seite.
Frau Dr. Wenzel sah nicht sehr er-
freut aus. Nehmen Sie es mir nicht
Übel, lieber Schwiegersohn." sagle sie,
aber heute übernehme ich bie Führung,
Wenn ich in Berlin bin, Überlasse ich
Ihnen gern b,es Amt, und auch wenn
ich, wie neulich, Lust auf eine Oper
habe, unb Sie zerren mich und Lisveth
statt dc Icn zu Schippanowsih. so sage
ich. gar nichts unb amüsirc mich auch
bort, so gut ich kaiin. Aber hier bin
ich zu Hause und weiß am besten, wo es
, hiibsch ist,"
Na na na !" opponirtc ber junge
Man ungezogen. Ich bin so ost von
Berlin aus mit meinen Freunden hier
gewesen, baß ich die Lokale doch viel
leicht besser kenne uiid zu beurtheilen
verstehe als es einer Dame möglich ist."
Frau Dr. Wenzel zuckte nur unqe
buldig bie Achseln, Lisbcth, das Bräut
chen, aber flötete zärtlich: 0, Alexan
der, sei gut, lafj Mama ihren Willen
mir zu Liebe, mein sicher Ali !"
Ihre Kchmeichelworie und das arger-
Ti
u
iche Brummen des süßen Ali gingen
unter in bem Lärm bes allgemeinen
Aufdruchs, bie Frau Doktor lomman
birte bie Jüngsten ber Gesellschaft zum
abwechsclnben Tragen ber verheißungs
voll schweren Körbe, ergriff den Arm
ihrer ältesten verheirathetcn Tochter, der
dicken Mama des allerliebsten Back
fisches, und hinaus ging's,
Ein unausstehlicher Mensch, Dein
werther Schwiegersohn in ," dc
merkte bie bitte Frau Fabrikbesitzer
Schneibcr zu ihrer Mutter. I was,"
entgegnete biese gutmüthig, er ist nur
noch etwas grün rnib ausgeblasen, sonst
ein sehr tüchtiger Ingenieur, unb wenn
Lisbeth erst seine Frau ist, wirb sie ihn
schon luriren. Jetzt ist sie noch ganz
verhimmelt in sein hübsches Gestcht."
Die beiben älteren Damen voran,
bann ber Herr Fabrikbesitzer mit seinem
Töchtcrchen. dem Backsisch, unb hinter
biesein bie übrige lustige lachenbe Ze
sellschast, so bewegte sich ber Zug aus
ber Hausthür in bie grüne Welt hin
ein. Den Schluß bildete das Braut'
paar, ber süße Ali mit einem so bocki
gen Gesicht, baß Lisbeth, bie in dustig
fter Sommertoilette an seinem Arm
hing, ihn gar nicht anzureden wagte.
Der Zug ging nicht aus die Straße
hinaus, sondern auf die im Sonnen
golbe glitzernde Spree zu unb an ihr
entlang auf einem menschenleeren,
schattigkühlen Pfabe.
Na, bies Ecstapfe an ben Hinter
gärten herum ist zum mindesten ge
schmacklos," zürnte der beleidigte Bräu
tigam. Lisbeth drückte beschwichtigend
seinen Arm, sie hoffte das beste von der
Wirkung bes guten Bieres, bas vor
aussichtlich in Mamas erkorenem Ziel
Punkt zu erlangen war.
Durch ein Hinterpsörtchen trat jetzt
bie kleine Gesellschaft in einen großen
schattigen Rcstaurationszarten, ber noch
ziemlich leer war. Bon bem Musik
Pavillon herab tönte bas Stimmen ber
Instrumente, burch bie Baumzmcigc
schimmerte die Spree.
So Kinber, da sind wir !" rief Frau
Tr. Wenzel, und Platz haben wir
noch in Hülle unb Fülle. Ist'S hier
nicht reizend? So dieser lange Zisch ist
gerabe gut für uns. Hier, Kellner,
eins zwei brei Kaff. Ihr andern
bestellt tFuch, was Ihr wollt. Lisbeth.
packe bie Korde aus."
In lustiger Stimmung gruppirtc
sich bie Gesellschaft . um d'N langen
Zisch. Alles war cntiückcnb, bie rotn
rnae üble, der qmiiai mundende
Kaffee, das schöne Gebäck und im Mit-
Ein
lklpuutt die liebe, lustige, alles an-!
regende Großmama. Auf der von fern j
blinkende Spree schössen pfeilschnell die
elegante Boote dahin, dazwischen scho
bcn )ich plumpe ,v,scheravnden und
lange Spreelähnc gemachlich vorbei,
und hi und wieder zog ein Danipser
majestätisch seine Bahn.
Nun, lieber Alexander, ist's nicht
hnbjch hier?" sragte endlich Frau Dr.
Wenzel den Schwiegersohn, der stumm
hinter seiucm Glase Bier saß,
Ja, wissen Sie, Mama, es ist ja
nicht übel hier," erwiderte er, sroh,
endlich einmal zu Worte zu komme,
aber nehme Sie mir's nicht iibel,
da Bier ist geradezu abscheulich, gar
nicht zu trinken. Außerdem finde ich
auch die Bedienung etwas lässig, und
überhaupt bas Ganze macht den Ein-
druck eines Lokals zweiten Ranges."
O ich wüßte doch nicht " meinte
bie Frau Doktor etwas beprlmirt.
Na, weniis Euch gefällt, mir soll s
ja recht sein," sagte ber junge Man
briluimig, ich meinte vorhin nur.
baß ich in biescm Vorort ein Lokal
kenne, das geradezu üdcrtre lich in.
Herrlicher Karten, weit schöner als die-
er, trinkbares 'Bier, das Ganze hat
einen Chic ich sage Ihnen na, ein-
sach großartig."
so so " machte bie alte Dame
ganz betrübt. Die Uebrigen versuchten
nun, sich in Lobeserhebungen über die
scn Platz zu ergießen, aber es wollte
nicht recht gehen. Man mußte unmill
kürlich immer hinsehen nach, bem skepti
schen Schwiegersohn, ber mit unendlich
hochmlithigem nb sarkastischem Lächeln
hinter seinem abgestanbcnen Glase Bier
saß, nb verlegen verstummte dann
jedes Mal der lobende Mund,
Bum bum bum trara " setzte die
Musik dröhnend ein, und ber Marsch
aus dein Propheten von Menerbeer
rauschte als Nr. 1 von der Tribüne,
Großmama," flüsterte der Backsisch
während der Musik der alten Dame zu,
ärgere Dich doch nicht über Alexanders
dumme Rede. Es ist doch wunder
hübsch hier, wie im Paradies, ich möchte
nirgends anders sein."
Ach, Kind, ich ärgere mich auch nicht.
Aber sieh, es thut mir doch leid, daß
ich Euch hierhergezwuiige, wenn es
anderswo vielleicht wirklich viel hübscher
ist. Das mit bem Bier verstehe ich ja
nicht so recht,"
Als die Musik schwieg, hatte der
schöne Ali noch einen Trumpf auszu-
Ipiklen. Jammervolle Musik," sagte
er z Lisbeth, aber so laut daß eZ alle
hören konnten. Die Kerls blasen wie
die Kuhhirten. Es stimmt ja nicht 'mal
zusammen.
In Ermangelung eines Musilbcr-
ständigen nahm man Ali gläubig als
Kunstrichter an. Die Stimmung siel
langsam aber sicher, und schliesilich
sahen alle in peinlichem Schweigen vor
ich nieder.
Der muntere Backfisch wollte etwas
Leben in die trubelge Gesellschaft brin
gen. Unterstützt von ihrem Vetter, dem
Kadetten, sing sie allerhand lustig? Be
obachtungen an, unb bie sich immer
mehr füllenden Tische boten Gelegenheit
genug dazu.
0 seht doch nur diese unglaubliche
Toilette !" rief sie plötzlich und wies mit
den Augen auf eine Dame, bie an einem
anderen Tische saß. Es war eine miiae,
hiidschc Person, in beren Anzug sich aber
eine solche rassinirte Geschmacklosigkeit
aussprach, baß selbst ber Kadett und die
kleinen Mädchen i Lachen ausbrachen.
Alles, was die Mode vorschrieb, war in
der fürchterlichsten Weise übertrieben unb
badei herrschte eine Farbenzusaiiimen-
steuuna, bie bie Augen fast beleidigten.
Ueber bem allen schwankte ein riesiger
Hut mit einer grellrothcn, weithin leuch-
tenben ffeber.
Ich bemerkte ja vorhin schon: ein
Lokal zweiten Ranges !" entschieb Herr
Alexander sehr selbstzufrieden. In
meinem Lokal würde solche abenteuer-
liche Person gar nicht zu erscheinen
wagen.
Nein, diese ewigen Nadelstiche, das
war nicht zum Aushalten! die gute
Frau Doktor wurde ganz roth vor Auf
reguug, aber sie nahm sich zusammen
unb sagte ruhig:
Lieber Schwiegersohn, ich bin nicht
eigensinnig. Wenn es den Uebrigen
recht ist, so packen wir unsere Sieden
sachen ein, und Sie führen uns in
, Gottes Namen nach Ihrem Torado,
Dann kann die Gesellschaft ja entschei
den, welches besser war.
! Der liebe Schwiegersohn war sofort
j bereit, nun hatte er a, was er wollte !
i Die anderen sträubten sich anfangs ein
wenig, die alteren aus Bequemlichkeit,
! die lungeren ans Hoslichieit gegen die
!!oßmama, ber es half nichts, der
1 Kellner wurde herangewinkt, die Körbe
wieder aufgehuckt, und davon ging's,
, bas Brautpaar an der Spitze.
Erst ging es ein Weilchen am Spree
ufer entlang, ihnen nach klangen die
Töne des Kcsfelsdoner Marsches aus
bem eben erlassenen Karten, es war
j schirte sich gut dazu, und an ihnen vor-
bei schössen die flmken Sportdoote.
(Aber bie Klänge verhallten, und der
, Führer, stolz im Eylinder. die zartge
! kleidete Braut am Arm. hatte ein gar
zu schnelles Tkmpoangeichlaqen. Lang
j sam, langsam !" riefen die alter ?i
j men; er körte es nicht im Rausch seines
Triumphes, und keuchend mußten sie
folgen,
1 Tann g,nq es über eine Brücke,
idann in einen Kiefernwald, der S&g
, war sandig, die Sonne brannte mit
vollster Na.hiniltagsglulh, die Dame
, ächzten, der Fa.rilbcfitz r fluchte, die
Jugend begann uulcr der Last dei ,
Korbe zu stöhnen und mit verbissenem
Ingrimm richteten sich aller Blicke nach!
vor,,, wo der Bräutigam mit langen
Schritten dahinstulzirtc, dc l linder ,
aus dem siegessroh erhobenen Haupte, !
sei Bräutchen miiichlcppend, das er-,
gebnngsvoll aber sichilich ermüdet an
seinem Arme hing, und ihr Kleid nur
mit Anstrengung ausrafste, so daß die
weiße Stickerei des Unlerrocks leuchtend
sichtbar wurde.
Uni alles Alexander, wie weit
ist's benn noch?" jammerte die Iran
Toltor. Bald, bald, liebe Schwie-
gerniaina, habe Sie nur Geduld. Da
sehn Sie, wie ich hier Bescheid weiß,
da ist schon die Ehaussec. Run geht's
besser."
Ja es ging etwas besser, aber gut
noch lange nicht. Die Ehaussee hatte
kein Ende,, bickcr Staub legte sich aus
die Kleiber, die Hüte, lnirschtc zwischen
den Zähnen, eins der kleinen Mädchen
sing an zu weinen, die Körbe waren
kaum mehr zu tragen.
O, Himmel ich ersticke" leuchtedic
dicke Frau Schneider, O, dieser gräß
liche, gräßliche Mensch "
Und weiter ging es. weiter. Es kam
wie eine stille, wortlose Verzweiflung
über die mühsam dahinhastendc Gesell
schaft" Die Sonne der Staub
die Chaussee ohne Ende der schwarze
hohe Hut ber weiße Saum des Unter
rocks, es tanzt vor ihren Augen, es ist,
als solle bas ewig so wahren.
Endlich, endlich ! Da sind Häuser, da
ist Schatten ! Aber die heißen, ermatte
ten, staubbedeckten Menschen fühlen ihn
kaum. O, wenn sie nur sitzen tonnte,
endlich !
So, meine Herrschasten, bitte hier
einzntreten. Stoßen Sie sich nicht an
das wenig elegante Aeüßere des Haü-
scs. Ter Garten ist die Hauptsache."
Sie treten ein, Lisbeth mit dem
krampfhaften Entschluß, alles schön und
herrlich zu finben, bie anbern zu matt,
um noch einen anderen Wunsch zu haben
als Ruhe und Kühlung,
, Ans der Diele tönte ihnen kreischende
Tanzmusik von einem Klavier und
einer Violine entgegen, und dazn
drehen sich einige Paare. Gedanke
zm ohnmächtig werden: bei dieser Hitze
tanzen !
Nun, wir brauchen ja nicht grade
z tanzen," meinte ber Führer sehr
liebenswürdig. Kommen ic nur,"
Sie treten in dc Garten, Ja, bai
wahr wohlig, himmlisch! Kühl und
schattig breitet cs sich aus, rauschende
Musik ertönt, es dustct angenehm nach
Kaffee, alle Tische sind dicht besetzt.
Ja, sehen Sie wie es hier voll ist
gegen doit !" triuinphirt er.
Ja, das ist eben das Schlimme
Kein Plätzchen zu finden, und gar sür
eine so große Gesellschaft."
Sie gehe ben Gang hinab, sie
blicken rechts unb links. Nichts leer,
Sehn Sie, bie Spree haben wir
hier auch !" preist Alexanber, aber die
ser Trost nützt wenig.
Endlich, enblich ein kleines Tischchen
leer, mitten in ber Prellsonne na,
man muß eben die Schirme ausspan
nen, man kann doch wenigstens sitzen.
Die Kinber können sich ja daneben aus
den Rasen legen, das ist gerade recht
romantisch.
Puh Kellner ! Bier, Limonade !
Aber ich bitte Sie, hören Sie doch
auf die Musik! Ist das ein Vergleich
mit der im anberen Lokal ! Wie voll bie
Töne, wie rein trara, trara !"
Ach, ba ist bas Bier!" jauchzt bie
dicke Frau Schneider. Köstlich löst
lich!" Alexander thut einen tiefen Zug.
Ja, nicht wahr, meine Hcrrlchasten,
das ist ein anderes (Jiebmn! Na, ich
sagte es ja gleich. Und diese Bebicnnng,
achten Sie nur darauf. Mamachen,
dieser gewandte Kellner,"
Er stockte plötzlich unb sah sich
ringsum. Ein namenlos verblüffter
Ausbruck trat in sein Besicht, bas jäh
von einer flammenden Röthe übergoffen
wurde. Seine Schwicgermarna be
merkte es auch sie stutzte, und bann
kam plötzlich eine unsägliche Lustigkeit in
ihre Augen, unb ihre ganze Gestalt er
bebte wie von innerlich erschütterndem
Lachen.
Ach Großmama," sagte eben der
Backsisch. reizend ist cs hier, das müssen
wir zugeben, nicht wahr?"
Ja," erwiderte sie und sah sich mit
schalkhaftem Lächeln um, hier steht
unser kleiner Tisch, unb brüben ein
schöner langer, iinb da blitzt die Spree,
und da drüben ist ein Hinterpsört
chcn "
Und da," schrie der Backsisch plötzlich
aus, sitzt die Dame mit dem rothen
Hut, nur anders 'rum, und das ist ja
ganz derselbe Kellner, er kam mir gleich
so bekannt vor "
Jawohl, und das ist dieselbe Musik
Kapelle, nur baß sie jetzt statt Meyer-
beer unseren lieben Strauß vor hat,"
c
grau Tr. Wenzel ganz ruhig
hinzu. Willen Ausbruck gab. In bem Doku-
Einen Augenblick war alles still, als rncnt heißt es nämlich nchrtlich: Im
ob ber Blitz eingeschlagen, dann aber , Falle mein Sohn Edward sich einsallen
brach die ganze Gesellschast' in ein so laffen sollte, einen Zchnurrbart zu tra
vergnügtes, so von Herzen kommendes gen, so soll meine Besitzung: Peppcr
Lachen aus. daß alle Hitze unb Qual j Park," bie für ihn bestimmt war, mein
mit einem Schlage vergeffcn war. ! Sohn Wilhelm erhalten; im Falle aber
Ja, ja." sagte Frau Dr. Wenzel, mein Sohn Wilhelm es wagen sollte,
mein lieber Schwiegersohn kennt das! sich einen Schnurrbart zuzulegen, fo
Restaurant nur von der Vorderseite her. j soll meine Besitzung Twickenham
von der E hau nee aus durch das Haus, i Park", die ihm gehören sollte, auf Ed
während ich als Ansässige es nur immer ! ward übergehen. Diele sonderbare Be
dnrch das Hinlerpidrtchen betreten habe stimmnng erinnert übrigens in der Idee
und die Vordersront gar nicht einmal an einen andern englischen Sonderling,
kenne. So konnte eS kommen, daß wir dem Fabrikanten Flemming i dem
wohl eine -lundc im glühendsten So-! Londoner Boren Pimliko, der schon bei
nenbrandc dahingclcncht sind, um
schließlich an unsere Ausgangspunkt
zu kommen, nur mit dem Unterschiede,
daß unser schöner schattiger Tisch dicht
besetzt ist. Aber dieser Spaß ist die ganze
Mnbc werth, Prosit, lieber Schwic
gerioyn:"
Ricscnslnianacn.
Ueber die Gefährlichkeit der giftlosen
Riesenschlangcn uub ihre Fähigkeit,
große Thiere z verschlingen, sind im
Publikum im Allgemeinen noch sehr
übertriebene Vorstellungen im Schwange.
Brchm tritt in seinen, bekannten Werke
diesen Vorstellungen, die ihren Ur
sprung vielfach in abenteuerlichen Reise
Schilderungen haben mögen, entgegen,
indem er einen Truthahn ungefähr als
das größte Objelt bezeichnet, welches
eine Riesenschlage zu bewältigen ver
mag. Aber auch die Fähigkeit der
Schlangen, andere Thiere im Akte der
Nothmehr zu uniringeln und zu er
drücken, scheint im Allgemeinen nichi
eben groß zu sein. Bor zwei Jahren
so schreibt uns ein Leser hatte ich Ge
legenheit, während des Aufenthalts an
einer abgelegenen Stelle ber brasilischen
Küste bie Folgen eines Rcnkrontres zvi
scheu einer Riesenschlange unb einem
kleinen Köter von der Größe eines
müßigen Spitzes zu sehen, die meinem
ohnehin nicht sehr großen Respekt vor
giftlosen Schlangen noch einen gcwalti
gen Stoß versetze sollte. Während des
Badens unserer Schiffsmannschaft am
Strande wurden einige Leute auf ein
lange anhaltendes Geiläfsc eines Hirn
des aufmerksam. Wie sie dein Eiebelle
nachgingen, trafen sie im nahen Dickicht
auf einen kleinen struppigen Hund, der
dei ihrer Annäherung von einer großen
Schlange abließ und sich hinkend seit
würts in die Büsche schlug. Die lang
ausgestreckt balieqende Schlange, die
eine Länge von mehr als drei Meter ha
den mochte, lebte noch; sie krümmte und
wand sich, war aber augenscheinlich
nicht mehr in der Lage, zu entfliehen.
Nachdem ihr mit einigen Stcinwürfcn
völlig der Karaus gemacht worden, fan
den die Leute, daß der Hund der Schlange
den Kopf nahezu zermalmt hatte. Jeden
falls hatte der Hund seinen Gegner bei
Beginn des Kampfes klugerweise sofort
beim Kopfe gepackt und ihn so verhin
dert, ihn' zu uniringeln. Immerhin
bleibt der Ausgang dieses Kampfes er
stannlich, da er allen landläufigen An
schauungen über die Fähigkeit der
Schlangen, ihre Opfer in blitzähnlicher
Geschwindigkeit zu umschlingen, entge
gentritt. Die Schlange wurde von den
Leuten abgehäutet und das schön ge
zeichnete Fell mit an Bord gebracht.
Die Schlange hatte eine frisch verschluckte
Ratte im Leibe gehabt, und vieleicht
war diese letzte Mahlzeit an der auffal
lenden Unbeholfenheit des Thieres schuld
gewesen,
Svcslialb die Königin von Portugal
Medizin studirt.
Vor Kurzem ging durch die Blätter
eine Notiz, daß die Königin Arnelia von
Portugal ihre erste medizinische Prüfung
glücklich bestanden habe. Es dürfte
von Interesse sein, zu erfahren, unter
welchen Umstünden sie sich entschloß,
Medizin zu studiren: Als der Graf von
Paris im Sterben lag, mußte die Kö
nigin Amclia, seine Tochter, sich eiligst
nach England begeben; zu Hause ließ
sie ihren Gatten schwer krank zurück, er
hatte einen Scharlachsiederansall. In
England lebte die Königin in großen
Sorgen, da sie fürchtete, daß man ihr
die Wahrheit über die Krankheit des
Königs verheimlicht habe. Ihren Be
fürchtungen erlieh sie einer befreunde
ten Dame gegenüber Ausdruck und be
klagte die Unwiffenheit der Frauen in
Dingen, die sie eigentlich genau kennen
müßten. Wir sind Mütter, wir sind
Frauen, " sagte die Königin, unser
Gatte, unsere Kinder sind krank und
mir müssen ihnen von fremden Händen
helfen lasten. Wir lernen doch so viele
unnütze Dinge. Warum lehrt man
uns nicht, wie man sein Liebstes auf
Erben pflegt unb ihm Heilung bringt ?"
Als sie bann ben festen Entschluß kunb
gab, Mebizin zu studiren, hielt man ihr
entgegen, daß das in Lissabon nicht
Sitte sei; an der medizinischen Fakultät
seien nur männliche Studenten, da die
portugiesischen Frauen keine Lust zeig
ten, sich mit so ernsten Dingen zu be
fassen. Die Königin aber beschloß trotz
dein, Mebizin zu studiren, nb ba sie
sich in Portugal großer Sympathien
ersreut, bllr'te sie bald Nachahmerin
nen jinden.
?i sonderbares Testament
hal der in London verstorbene steinreiche
Engländer Henry Bubd hinterlassen.
Er war sein Leben lang ein abgesagter
Feinb bes SchnurrdartcS uub seiner
Träger gewesen. Seine Abneigung
gcac'n biese Männerzierde trieb ihn so
weit, baß er ihr sogar in seinem letzten
seinen Lebzeiten ei Testament mnchtc,
in welchem er jedem seiner Arbeiter
die Summe von I Pfund St. be
stimmt, mit Ausnahme derjenige, die
dabei beharren sollten, eine Schnurr
bart zu trage: sür die letzteren setzte
der Testat nur Pfund St. aus.
Robert Bur?' letzte Reliquie.
Ein Verehrer des ' großen schotti
scheu Dichters Robert Bnrns besuchte zu
Dumfries dcsen Wittwe und bat sie
dringend um irgend ein ErinneruugS
zeichen ihres Gatten, wenn es auch nur
ein Papierstreisen mit einigen Worten
des verstorbene Barden oder sonst
etwas" sei. Die alte Dame erklärte
jedoch, sie habe alles Derartige, was sie
besessen, bereits an die Freunde des
Verstorbenen verschenkt und besitze nichts
mehr, womit sie seine Wunsch befriedi
gen .könne. Der aiitographcnsüchtigc
Sohn Aldions ließ sich jedoch nicht ab
weisen, sonder quälte die Dame im
mer zudringlicher um irgend eine
Reliquie".
Nun", sagte endlich die Wittwe
ärgerlich, wenn Sie mich nicht nehmen
wollen, wüßte ich keine Reliquie von
meinem seligen Manne mehr, die ich
Ihnen geben köuute,"
Nach dieser Erklärung empfahl sich
dann endlich der Raritäten Sammler,
Die Distel a Ralionalblumc der
Schottländer.
Daß die Distel als Nationalblume
der Schottlandcr angesehen wird, ist
allgemein bekannt; nicht so bekannt
bürste aber die Ursache sein, weshalb
genannte Pflanze zu solch' hoher iiunst
gekommen, Einst drangen die Tauen
in Schottland ein und trafen in aller
Stille die nöthigen Vorbereitungen zu
einem nächtlichen Ueberfall auf die
ahnungslose Besatzung einer Stabt,
Um sich nicht zu verrathen, machten sie
sich darfnß nnb bewegten sich vorsichtig
vorwärts. .So waren sie beinahe auf
ber Stelle angelangt, von welcher der
Ueberfall stattsinden sollte, als plötzlich
einer der barfüßigen Dünen auf eine
große Distel trat und aus Schmerz ei
nen hellen Schrei aussticß, wodurch der
Ueberfall verrathen warb. Die Schölte
griffen zu ben Waffen nb bie Dänen
wurden ge chlnqen. So war eine M tel
die Retterin des Landes geworben, unb
bie baukbare Schotten nahmen sie al
Nationalblume im Landcssiegel auf.
Der Kampf mit dem Hai.
Aus Savone, 19. Januar, schreibt
man: In einer Meerbucht bei Vado
hielt sich seit einiger Zeit ein großer
Haifisch aus. Nach dieser Bucht war
von der Regierung ein Torpedoboot ge,
schickt worden, um den untergegangenen
Dampfer Vorwärts", besten Wrack die
Schifffahrt hinderte, gänzlich zu zerstö
ren. Von dein Torpedoboote aus wurde
der Haisisch wahrgenommen und der
Kapitän des Bootes, Giovanni Elia
verwundete ihn durch einen Flinten
fchuß. Ein Matrose, Namens Giuseppe
Rornano erbot sich, den Ha, zu todten.
Nachdem er die Erlaubniß erhalten
hatte, sprang er, mit einem Dolche be
waffnet, ins Meer und schwamm auf
den Hai zu. Dieser nahm ben Zwei
kamps an, und es entspann sich nun
zwischen dem Aiatrosen und dem Raub
fische ein heftiges Ringen, das nahezu
eine Viertelstunde währte und mit dem
Tode des Hais endete. Der Matrose
hatte seinem Gegner 14 Dolchstiche bei
gebracht, ohne selbst die geringste Ver
wundung zu leiden. Die Regierung
hat dem kühnen Schwimmer die Tapscr
keitsmedaille verliehen.
Lesscps und die Kaiserin Eugenik.
Ter Herzog von Persigny erzählt in
seinen soeben erschienenen Memoiren
folgendes geistvolles fiesprüch, das zwi
schen ber Kaiserin Engenie unb Lesseps
im Jahre 1Ri3 staltsanb. Auf einem
Hofball in ben Tuilerien fragte die
Kaiserin den geniale Erbauer des
Suezkanals mit der ihr eigenen bestricken
den Liebenswürdigkeit: Nun, mein
lieber Lesseps, wann wird Ihr Kanal
fertig fein?" In zwölf Jahren,
hoffe ich. Madame," verneigte sich der
huldvoll Angeredete. Oh," erwi
derte Eugenie mit einem meloncholischen
Lächeln, das sie entzückend kleidete, oh,
zwölf Jahre ist eine lange Zeit, das
werde ich kaum erleben." Madame,"
erwiderte Lesseps mit der Ritterlichkeit
des echten Franzosen, so werde wir
Tag und Nacht arbeiten, - dann kön
nen Majestät in sechs Jahren ruhig
sterben."
Der Micthgaul.
A. (zum Sonntagsreiter, ben er im
Ehau'lecgraben liegenb sinbet): Wo ist
benn berGaul? Der ist wohl sofort nach 1',!??" doch aus
dem Stall zurück gelaufen?" ! nichl. baß ich bas Bilb
Sonnlaasreiter: Natürlich!,. , inebl"""" i"" 'acyen ,uie!"
ausrichtend). Ta hinten kommt er . , .
es sitzt schon wieder ein Anderer d'raus!
Alis den z?cracn.
Fräulein: So hoch habe ich mir den
Berg nicht gedacht, man hätte doch einen
Esel nehmen sollen."
Herr: Sie machen mich zum Glück-
ucyncn er vmwn- nutzen feie ,icy,
aui mich, gnädiges Fraulein, und der
Esel ist vollkommen ersetzt!"
'Im Zchlusic eines neuen Stückes.
A im Theaters: Wer ist wohl der
uiork
: Der der nicht p f ei f t !"
IX'!' drin li'pliiiitciihiu5.
Fritzchcn: Wieviel Zähne hat der
Elephant?"
Vater: Du siehst ja: mir zwei!"
Fritzchen: Nicht wahr, der liebe
Gott hat ihm nicht mehr gegeben, weil'ö
Elfenbein so theuer ist?"
berechtigte jmge.
Mutter: Hänschen, heute lammt
i ber Onkel, m mit uns zu speisen, nb
darum mußt Du Dir bas Gesicht schön
rein waschen lassen!"
Hänschen: Ja, wenn er nun aber
nicht kommt, was dauii?"
Malitiös.'
Major (zu einem, als Pantoffelhelden
bekannten Lnndwehrpremier): Lau
ter k o m m a n d i r e N , Herr Pre
mier, lauter! , . , , Frau G e m n h -lin
hört's ja nicht!"
3 Scsiingiiiß,
Direktor: Sie werde also morgen
entlasse. Hoffentlich sehe ich Sie nur
als gebesserten Menschen wie
der!" Sträfling: Ja wird man denn deß-
wegen auch eingesperrt?"
flUlitii.
Dichterling: Ich versichere
ie, ich kann nur des Nachis dichten!"
Guter Freund: Aber ba nehme
Sie boch eiusach Schlaspulvcr!"
Ans der Aascmc,
Untcrofsizier (zu einem neu eingetre
ten Einjährigen): Was sind Sie benn
in Ihrem Eivilvcrhältniß?"
Einjähriger: Doktor ber Philo
sophie!" Unterossizier: Unsinn, so 'ne Krank
heit gibt's ja gar nicht!"
iu (Optimist.
A, : Wie steht es mit Deiner liiern
rischen Thätigkeit?"
B. : O, meine Einscnbungen wer
ben von ber Redaktion jetzt schon viel
besser aufgenommen!"
A. : Woher weißt Du das?"
B, : Nun, wenn meine früheren
Beiträge zurückkamen, stand immer bie
Bemerkung a l t" barauf, jetzt aber
heißt es stets: nicht neu"!"
Kleines Misjverständiiiß.
Richter (zum Vater, besten Sohn auf
der Anklagebank wegen wiederholten
Ticbstahls steh: .'... Sie hätten
Ihren Sohn auch warnen sollen!"
Vater: Hab's auch gethan. Herr
Gerichtshof; ich hab' ihm ausdrücklich
gesagt, Karl, sei dieses Mal recht vor
sichtig!" Lin gutes Geschäft.
, Prinzipal: Herr Müller, was fallt
Ihnen denn ein, den Schlüssel an der
Kasse stecken zu lassen?"
Commis: Aber, Herr Prinzipal,
wenn eingebrochen wirb, ruiniren bie
Dieb' ja mehr an ber Kaste, als b'rin
ist!"
Soshaft.
Fräulein : Denken Sie, unser
, Waldmann' ist seit gestern fort, wenn
er Ihnen etwa zulaufen sollte "
Herr: Daran brauchen Sie nicht zu
denken, Fräulein, meine Schwester
nimmt ja auch Gesangstunden!"
Unsere Viciistboten,
Dienstmädchen (zu einer Kollegin):
Und da sagt mir gestern die
Frau, jedes Stück, das ich in Zukunft
zerbreche, wird mir vom Lohne abge
zogen .... Denk' Dir die Gemeinheit,
wo ich mich schon so an das Zerbrechen
gewöhnt habe."
Gleichbedeutend,
Zofe (bie während der Soiree alle
Gaste aus dem Salon stürzen sieht):
Himmel, jetzt weiß ich nicht, ist ein
Unfall passirt oder singt unser Fräu
lein!" Lin Schmcrcnöther.
Sie wissen ja, FröuleinZElo
thiide, we sehr ich Sie liebe und ver
ehre!, . . Wollen Sie die Meine wer
den?" Aber ich habe Ihnen doch erst vor
acht Tagen einen Korb gegeben!"
Ach, waren Sie das?!"
Ite schlechte Zcngmj.
Tu hast heute Dein Zeugniß dekom
men. Xaverl! .... Laff' es 'mal sehen!"
Willst Tu nicht lieber zuerst essen.
Papa?!"
!?cim pkcwgmpken.
Fräulein (unwillig): Auf ber Pho
tographie sehe ich ja aus, als ob ich
breißig Jahre alt Märe?"
Je nachdem.
A. : Wo wollen Sie denn hin?"
B. ; Ich will um die Hand einer
der Töchler des reichen Banquier X. an
halten." A. : So, um welche benn?"
B. : Das weiß ich iekt nock, nirfit-
ist er guter Laune, mbme iA die
jüngste, ist er schlechter, die älteste,
5e,. Antwort.
Fräulein: Darf ich Ihnen
glauben, da Sie niiih liph.n
auch
Herr
Pilz?"
Hrrr: GnädiaeS Sr.nilrm
Ihre
j Mittel erlaubcn Jdncn doch das!"