Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 20, 1896, Image 12

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    Hob, yiü und ohniis.
Karntvalshumonssk 0 C( t i d) I i t i)
In einem Separatzimmer dcS Hotels
-zum ,roprizen innen orei ,unge vjiuii
ncr beim Ollufe Bier, und ließen nach
deutlich den bläulichen Rauch ihrer
Eigarrcii in die Lust steige. Keiner
sprach ein Wort. Ei unbehagliches,
drückendes Schweigen lagerte Über ihren
Häuptern. Endlich sprang Robert, der
'Apotheker, aus, schlug mit verflachen
Hand heftig auf den Tisch und machte
-seinem gepreßten Herzen in energischer
Weise Lust!
So redet doch endlich einen Ton !, .
ine aeschlaacne Stunde sitzen wir hier,
nd blasen Trübsal!,.. Es ist zum
Bcrrücktwcrdcn !"
,.T hast Recht,,, , es, .. ist zum,, ,
ÄZerrücktwerdcn !" murmelte Wilhelm,
der Katasterselretar, indem er sich mit
melancholischem Lächeln durch das
rabenschwarze Haar suhr.
Der Alte ist verdickt !" brauste jetzt
der Dritte der stummen Tafelrunde
Äuf. Total verrückt ! , , . Ich glaube
nahrhastig, er zwingt in seiner über
spannten Turn- und Akrobatcu-eMei
schliesslich noch seine leiblichen Kinder,
mit irgend einem Zirlusclown oder
sonst einem Luftspringer in bunten
"Trikots vor den Altar zu treten!,,.
Aber ehe ich zugebe, daß meine , , ,
Anna, , , mit, ,. so, . . einem, ,. wol
len wir Beide, . . lieber, . . ," der Rest
verlor sich in unverständliche, dunkle
' Drohworte.
Lieber HanS," begütigte der stets
besonnene Wilhelm, nicht so laut !
Jni Nebenzimmer sitzen auch noch
' Leute . . . Wenn der Herr Stadtrath zn
, hören bekommt, daß wir in so despektir
lichcm Tone von ihm reden, dann dürfte
vi uns wohl mit Recht den Zugang zu
seinem , , , hm , , . verehrten Familien
kreise auf immer versperren, , . Ueber
legen wir vielmehr, alle Drei reislichst,
wie wir den würdigen Herrn von sei
neu , . , hm , , . eigenthümlichen . . An
sichten bekehren können !"
Bekehren!" höhnte der einmal ge--reizte
Hans weiter. Bekehren?! Da
kennt Ihr Baute schlecht ! Was der sich
mal in seinen dicken Schädel gesetzt hat,
das bringt so leicht kein Mensch wieder
heraus !.', . Frage nur Deine Anna, , .
Ich weiß es von Hcdwig !"
Mir hat es Klürchcn oft genug ge
'klagt," bestätigte senszend der Apothe-
ker. Die armen Mädels können einem
wirklich leid thun !",
Und wir uns noch mehr," raifon-
iiirte Hans, und rannte immer erreg
, ter in dem kleinen Kabinet auf und
nieder.
Setze Dich !" bat Wilhelm, ergriff
dem Widerstrebenden am Arm und
drückte ihn mit sanfter Gewalt auf einen
Stuhl nieder, . . So, , ,,und jetzt wol
len wir noch einmal in Ruhe die ganze
'Angelegenheit besprechen, und einen
klaren, verständigen Entschluß fassen."
Die Freunde rückten näher zusam
inen, uud erwogen zum so und so viel
ten Male ihre drangvolle Lage, die für
den Nnbetheiligten unzweifelhaft eher
einen komischen als einen tragischen An
strich hatte.
Alle Drei waren junge Männer, die
V18 dahin wenig Ursache hatten, sich
über das Schicksal zu beklage. Gesund,
von angenehmem Aeußeren, in aus
kömmlicher Lebensstellung, nicht unver
mögend, ohne besondere Untugend,
schienen sie wie geschaffen dazu, Be
, gründer eines friedlichen, bürgerlichen
Hauswesens zu werden. Auch waren
sie eine vortheilhaste Erscheinung unter
der modernen ehcfeindlichen Jugend
durchaus nicht abgeneigt, in den heili-
gen Stand der Ehe zu treten. Im Ge-
genthcil ! Jeder von ihnen brannte sür
eine der drei schönen Töchter des wohl
habenden Rentiers und Stadtraths
Päpke! Jeder von ihnen wußte sich wie
der geliebt, und doch ! es war, , . zum
Verzweifeln! Der alte Herr, den die
drei Freunde so gern als Schwieqer-
Hatcr begrüßt hatten, war von einer
Marotte geplagt, der er selbst das Glück
seiner Kinder zum Opfer zn bringcu
gewillt schien, Barne hatte von klein
,a eine schwärmerische Neigung zur
höheren und niederen Turnkunst gezeigt
und derselben so oft nd so weit es nur
irgend möglich war, gehuldigt. Nur
der ganzen, oftmals so deutlich fühl
baren Strenge seines Erzeugers war es
gelungen, den Sohn von dem Gewerbe
eines fahrenden Artisten und Trapez-
kunftlers abzubringen und ihn der tax-
famen seßhaften Bäckerkunft zu erhal
ten. Paplt hatte spater das blühende
Geschäft seines Paters übernommen; er
war ein ehrbarer Familienvater und
hochangcsehenesMitglied des tadtrath
kollegiuins von Friedland geworden;
aber allen Familien- und Stadtvatcr
sorgen zum Trotz, war er seiner Jugend
liebe treu geblieben. Jeder Vorstellung
einer wandernden Eircus - Gesellschaft
wohnte er bei und gab über ihre
Leistungen sein sachverständiges Urtheil
ad; er siudirte täglich den Bergnllgungs
Anzeiger des Tageblattes der Residenz,
um aus demselben etwaige neue Spe
zialitaten auf dem Gebiete der Parterre
(Ävmnastil zu entdecken; er verfolgte mit
fieberhafter Aufmerksamkeit die Ent
Wickelung des gesammten Turnfpörts
im In und Auslande, und ihm hatte
die Stadt Friedland es auch zu verdan
len, daß sie einen Männer Turn--Perein".
bestehend aus einer alten und
jungen Herren Riege, erhielt. Dieser
hierein war jetzt das Steckenpferd des
wohlhabenden Rentiers geworden, mit
dem er bei jeder Gelegenheit pzradirte.
Bei allen größeren und kleineren
deutschen Gauturnfesten marschirte der
Fnedländcr Verein mit seinem banner,
tragenden Vorturner voran uud produ
zirte sich bei dem öffentlichen Schautur-
neu mit einer Musterriege, deren Let'
stungen dann die gebührende Anerten
nna in der Presse fanden. J? er
kleine Provinzialstadt selber aber be
herrschte das Motto Frisch-Fromm-
Fröhlich-Frei" das ganze gesellige m
den der vergniigungslustigen Einwoh
nerschast, deren Mittelpunkt streitig
der Präsident Päpke" niit seinen schö
nen Töchtern bildete. Von den vielen
Anbetern des liebenswürdigen Schwe
sternDreiblattes hatten seit dem letzten
großen Sommervergnügen drei junge
Männer unwiderruflich vor ihre Augen
Gnade gefunden : der neue Apotheker,
der frisch angestellte Kataster-Sekretär
und der soeben hierher versetzte Steuer
Assistent. Unglücklicher Weise waren
aber alle Drei durchaus leine Anhänger
des freien Turnfpörts oder gar deson
ders hervorragende Vertreter desselben.
Aus Liebe zu den Angebeteten hatten sie
sich zwar in die junge Hcrrenricge auf
nehmen lassen, aber ihr Besuch der
abendliche Turnstunden geschah sehr
unregelmäßig und ihre Betheiligung an
den vorgeschriebenen Reck- und Barren
Übungen mußte eine überaus lässige ge
nannt werden. Ihre Leistungen be
friedigten den Präsidenten Päpke durch
aus nicht ; sie veranlaßten vielmehr den
strengen Turnvater z dem harten
Ausspruch, daß man solchen Schlappiers
niemals seine Töchter anvertrauen
dürfte. Nur ein sinnet Reckturner,
der mindestens ans einem Meister
fchaftsringen als Sieger hervorgcgan
gen, könne Anspruch darauf erheben,
dereinst von ihm als Sohn begrüßt zu
werden. Vergebens hatten die Töchter
mit sanften Schmeichcl reden und zahl
reichen Thränengüssen diesen harten
Richterspruch umzustoßen versucht ; vcr
gcbens hatten die drei Freier in wohl
gesetzten schriftlich, Anträgen ihre
Wünsche, sowie sämmtliche vortheilhafte
Eigenschaften ihrer Persönlichkeit und
Stellung dargelegt : Püpke verharrte
bei seiner scheinbar ganz unumstößlichen
Meinung. Die drei Liebespaare wa
rm der Verzweiflung nahe.- Man
schmiedete allerhand sinnreiche Kriegs
pläne, aber keiner erwies sich als erfolg
reich. v Jedes Komplott scheiterte schon
vor der Ausführung, jede neue Bera
thung der Freier lieferte immer nur
dasselbe Resultat: der Alte ist vcr
rückt ! Auch heute war man nach
einer dreistündigen, geheimen Sitzung
zu dem gleichen, wenig befriedigenden
Ergebnisse gekommen. Die drei
Freunde blickten sich beim Schluß der
Sitzung ebenso rathlos an, wie beim
Beginn derselben. Endlich erhob sich
der Apotheker,
Ich muß gehen ; es ist schon spät,
und die Eisenbahn wartet morgen früh
nicht. Ich darf keinen Zug überschla
gen ; in unserem Laboratorium fehlen
einige größere Posten von Mcdikamen
ten und Chemikalien, die ich selbst aus
der Residenz besorgen muß. Gute
Nacht !"
Bringe statt Deiner Giftmischereien
lieber für uns ein vernünftiges Mittel
mit !" schrie der Assistent dein Davon
eilenden nach, und verließ als Letzter
das Sitzungszimmer.
Am nächste späten Winternachmit
tage stand der Apotheker vor einer An
schlagsäule der Residenz, und musterte
beim Scheine der Gaslaterne ein wenig
mißgestimmt und rathlos die vielen
Vergnügungsanzeigcn, die in allerhand
bunten Farben die runde Fläche des
hohen Ständers zierten. Plötzlich er
hielt er einen leichten Schlag auf die
Schulter. Er drehte sich um und stieß
einen kleinen Freudenschrei aus. Ter
dreiste Störensried war ein Vetter des
Apothekers, leines Zeichens Redakteur
an dem ersten Tageblatte der Residenz,
von dem der.Apotheker stets behauptete,
daß er mit allen Hunden gehetzt sei, und
mehr als Brod essen könne. Nach kurzer
freundlicher Begrünung wniite der Ver
treter der Presse, weswegen der Pro
vinziale die Residenz unsicher machte".
Er sah nach der Uhr, schnalzte mit den
Fingern und tagte:
Das paßt brillant ! Deine Geschäfte
sind erledigt, wir gehen noch irgendwo
ein Glas Bier trinken und dann kommst
Tu mit in's Konkordia-Theater ich
sage Dir Spezialitäten ersten Ran
ges! Widerrede giebt's bei mir
nicht!,. .. Allons!"
Als die beiden Bettern beim zweiten
Schoppen saßen, wußte der Redalteur
auch bereits, wo den Apotheker und die
I anderen LiebeSleute der Schuh druckte.
! Er kniff ein wenig das rechte Auae zu.
!psin einigemal leise vor sich hin und
! sagte endlich:
Tem Manne kann geholfen werden
! selbst wenn er Püpke heißt, und Präs,
i dent de? Friedlander Klettervereins ist
In spätestens acht Wochen ist Per
! lobung. oder ich hänge meine Feder an
6en Nagel, und mich daneben. En
avant !".... Es ist die höchste Zeit.
Rachher erführst Tu Alles!"
I Eine Pierlelstunde spater faßen die
j Beiden in einer Proseeniumsloqe des
Konkordia-Theaters, und ergötzten sich
!an den ausgezeichneten Tardietungen
'. der leichtgeschürzten, vielseitigen Kunst
1 lerichaar. Als die Schlußnummer der
! ersten Abtheilung herannahte, stieß der
! Redakteur seinen Peller an.
! Paß Achtung. Robert, jetzt kommt
!TeinFall!"
! Der Vorhang ging hoch. Auf der
' Büdnk waren einige nicht allzu hoch ge
j spannte Trapeze, sowie zwei Parterre-
recke augebracht. Die Musik begann
eine rauschende Weise zu schmettern;
aus den Eeitenkoulissen sprangen mit
lautem, lustigem Geschrei drei buntbe-
malte Eloivns heraus, verbeugten sich
unter allerhand Grimassen und grotes-
ken Kapriolen nd schwangen sich auf
die Trapeze und die Recke.
Mit schier unglaublicher Kühnheit
und Sicherheit legten sie in wechselnder
Reihensolge die wunderbarsten Proben
von ihrer höheren und höchsten Turn-
kiiiist ab. Nicht umsonst hieüm Bob,
Bill und Johnny die drei Könige der
Trapez!" Als sie unter dem fortiväh-
reuden Beisallsqetobe des enthu iasnr,
ten Publikums wieder von der Bühne
verschwanden und die große Pause ein.
trat, zog der Redakteur den Apotheker
m,t sich ,1, s Foyer, und sagte:
Jctzt gieb genau Acht; ich will Dir
meinen Kriegsplan entwickeln. Apro
pvs auf ein paar Hnudertmark-
scheine kommt's Euch drei Liebcskranken
nicht an? Bo! Uebrigens sind Bob,
Bill und Johnny meine besten Freunde,
die für mich durch's Feuer gehen
Ich habe sie mit einer spaltenlangen
Reklame zuerst hier bei uns eiuge-
führt Und eine Hand wäscht die
andere Wir treffen uns nachher
im Cafe. Dort will ich sie Dir vor-
stellen nd Du erfahrst das Nöthige
Prosit, aller Junge! All right!"
I den nächsten Wochen herrschte
unter den Honoratioren-Familien der
guten Stadt Fricoland jene angenehme
Aufregung, wie sie jedem größeren
freudigen Ereignisse voranzugehen
pflegt. Die Dame hielten allerhand
geheime Konferenzen mit ihren Schnei
derinncn ab; die Garderobenschranke
wurden aufs Genaueste nach ihrem In
halt durchmustert und anf's Grausamste
geplündert. Alte Toiletten wurden
schonungslos auseinander getrennt und,
mit allerhand buntem Flitterschmuck
verbrämt, wieder zusammengeheftet.
Selbst die intimsten Freundinnen, die
sich sonst Alles anvertraiiten, bekamen
allerhand kleine Geheimnisse voreinan
der. Die Lösung dieses Räthsels war:
ganz Friedland rüstete sich zu dem Fast
nachtsballc, der von dem Männer
Turnverein in den Festräumen des
Hotels zum Kronprinzen demnächst ver
anstaltet werden sollte. Das Faschings
Vergnügen schien diesmal einen ganz
besonders glänzenden Verlauf nehmen
z wolle. Das Programm war ein
überaus reichhaltiges zu nennen. Be
sonders eine Nummer mußte schon jetzt
als geradezu sensationell bezeichnet wer
den. Drei jüngere Mitglieder des
Turnvereins, der Apotheker, der Kata
stersekrctar und der Steuerassistent,
hatten eine große Vorstellung aus dem
Gebiete der Parterre-Gymiiastik und
höheren Turnknnst angemeldet. Zur
größten Befriedigung des Präsidenten
hatten die jungen Männer die Erlaub
niß erbeten, jeden. Abend in dem Per-
eins-Turusaale bei verschlossenen Thiircn
die nothwendigen Proben und Uebungen
abhalte zu bnrsen. Wie leicht begreif
lich, wurde hierdurch die Spannung der
gesammten Bürgerschaft von Fricdland
noch mehr gesteigert.
Die größte Sensation aber erregte
das überall umlaufende Gerücht, daß
der erste Kritiker des Tageblattes aus
der Residenz herüberkommen nd per
sönlich dem Feste beiwohnen würde, um
dann in den Spalten des vielgelcsenen
Blattes einen seiner bekannten gcist
und farbenreichen Berichte über den
Karneval zu veröffentlichen. Ter Prä
sidcnt Püpke konnte es sich nicht ver
sagen, in Anbetracht aller dieser z er
wartenden Herrlichkeiten in der geho
densten Stimmung einhcrzugchen, und
seinen Töchtern mit fürstlicher Gene
rosität das nothwendige Toilctten-Bud-get
m das Doppelte und Dreifache zu
erhöhen.
Endlich war der von allen Friedlän
dein so heiß ersehnte Faschingsabend er
schienen. In dem großen Theatersaale
des Hotels zum Kronprinzen wogte die
bunt mastirte Menge fröhlich durchein
ander. Obwohl die meisten Festgäste
einander unter den fremdartigen Trach
ten uud Gewändern wieder erkannten,
heuchelten Alle doch gänzliche Unbekannt
schaft und trieben allerhand scherzliche
Vcrstelluiigskomödien mit einander.
Unter den Rittern und ödelfräulein.
Bauernmädchcn, Zigeunern. Schorn
steinsegern und Blumenmädchen erreg
ten namentlich drei bnntscheckige Clowns
die Aufmerksamkeit des Faslnachttru
bels. Sie nannten sich Bob, Bill und
Johnnu und wollten nachher auf der
bisher noch durch den Vorbang gefchlos
fcnen Bühne die pomphast annonurte
Porstellung geben. Jedermann wußte,
daß hinter den Masken die drei Anbeter
der Papkeschen Töchter steckten, woraus
übrigens der Apotheker, der Sekretär
und der Assistent auch gar kein Hehl
machten. Fortwährend sah man die
luftigen Clowns mit drei gleichbleibe
ten, schilf' und seerosengeschmückten Un
dinen durch den Saal wirbeln. Unge-
fäbr eine Viertelstunde vor der Mitter-j
nachtsstunde theilte sich der ganzen,
Tanzgesellschaft eine gewisie Erregung!
mit. Ein schlanker Herr von vorneh- j
in er Haltung, in schwarzem Tomino
und schwarzer Seidenmaske erschien in j
dem Saale; er flüsterte einige Augen
blicke mit den drei Clowns, worauf alle g
Vier den Saal verließen und sich nach'
dem hinteren Buhnenraum begaben.
Terselbe war zur angezeigten Vorfiel
lung vorschriftsmäßig hergerichtet und
augenblicklich menschenleer. Nachdem
der schwarze Tomino sich nochmals aufs
Sorgfältigste überzeugt, daß lein neu
gierige Lauscher in der Nahe war. öffnete
er eine kleine Seitenpfvrte, die den Zu
gang z einer Wendeltreppe nach den
oberen Korridorräiimcn des Hotels bil
dete. Gleich darauf hüpften aus dem
geöffneten Pförtchen drei maskirte Ge
stalten heraus, die den auf der Bühne
befindlichen Clowns zum Perwechseln
ähnlich sahen: es waren die echten Bob,
Bill und Johnn vom Konkordia
Theater ans der Residenz, Einen
Augenblick musterten alle sieben sich
stumm; dann brachen sie in ein herz
lichcs Gelächter ans, bis der Redalteur
die drei falschen Gymnastiker hinter die
Tapetenthür schob und diese verriegelte.
Dann gab er das Klingelzeichen.
Das Orchester im Saal intonirte eine
rauschende Polka, derPorhang flog auf:
Bob, Bill und Johnny sprangen her
vor, und begannen ihre lustigen Manö
ver am Trapez und Reck. Die Zu
schauer, der Präsident Päpke an der
Spitze, waren starr vor Staunen. So
etwas war in Friedland bis dato noch
nicht dagewesen. Als die Trapezkünstler
schließlich mit einem Riesenschwünge ab
sprangen, sich dreimal überschlugen uud
in die wc,teneoIi!icn vcr wanden,
brauste ein wahrer Orkan durch den
Theatcrsaal. Unterdessen .schlüpften
Bob, Bill und Johnny curch die 2aiie
tenthür lachend nach oben aus ihr Krem-
denzimmer, um ich wieder umzuziehen.
während ihre drei Doppelgänger vor der
Rampe erschienen und die Beifallsspen
den des Publikums, nach allen Seiten
hin grüßend nd dankend, entgegen
nahmen. In diesem Augenblicke schlug
es zwölf Uhr. Der Präsident Päpke
erhob sich mit majestätischer Grandezza
und gebot mit Stentorstimme: Te
maskiren!" Die drei Clowns rissen
ihre buntbemalten Gazemasken ab
wahrhaftig: der Apotheker, der Sekretär
und der Assistent waren die kühnen Lust-
fprmger gewesen! ! Neuer Beifallsjubel
erschütterte die Mauern des Hauses.
Ter Vorhang siel. Gleich darauf be
traten die Künstler den Tanzsaal; in
ihrer Mitte führten sie den fremden
Herrn im schwarzen Domino: es war
der Mann mit der gewaltigen Feder
aus der Residenz, der sich jetzt feierlichst
dem Herrn Präsidenten vorstellen ließ.
Er wurde auss Zuvorkommendste ein
pfangen und mußte bei dem darauffol
genden Souper den Ehrenplatz rechts
vom Präsidenten einehmen. Ihnen ge
genüber saßen die Clowns mit den drei
Päpke'schcn Seejungfrauen, Nach dem
Braten ließ der Präsident Sekt bringen.
erhob sich und hielt eine längere Rede,
in welcher er die edle Turnlunst und die
bei Tisch anwesenden drei hervorragend
sten Vertreter derselben hochpries. Zum
Schluß forderte der Festredner die ganze
Tafelrunde auf, mit ihm auf das Wohl
seiner drei Schmiegersöhne, aus die er,
mit Recht stolz fein dürfte, zu trinken.
Ein brausendes Lebehoch ertönte. Gleich
darauf bat der große Kritiker linis
Won. Er wies an zahlreichen Beifpic
len aus der alten und neuen Geschichte
nach, welch eine gewaltige. Alles durch-
dringende und Alles bewegende Macht
die Liebe sei. Diesmal habe sie sogar
aus ehrbaren Hcirathskandidaten leicht
fertige Liiftspringer gemacht. Aber
wie im -chiller'schen Taucher die Kö
nigstochter den König, so warne er jetzt
den Präsidenten:
La, Vater, genug em des graia
men Spiels!"
Einmal, unter der Herrschaft des
Prinzen Karneval, hätten seine drei
Freunde das Trapez bestiegen, um es für
immer zu verlassen, um in den Schooß
einer hochverehrten Familie aufgenom
men und Hüter eines eigenen bürger-
lichen Herdes zu erden!
Alles klatschte Beifall. Dem Präsi
denten standen väterliche Rührungs
thränen in den weinsclig blickenden
Augen. Er umarmte den Redner und
verhieß ihm eine vierte Tochter, falls er
ein solche noch zu vergeben hätte. Ter
Karnevalsjubel nahm mit Tanz und
Gtäserllingen seinen ungetrübten Fort
gang, bis am frühen Morgen der letzte
Kehraus gespielt und der letzten Flasche
der Hals gebrochen wurde.
Ungefähr vierzehn Tage spater hatte
Päpke in der Residenz geschäftlich zu
thun. Nach Erledigung seiner Anqe
legenheiten besuchte er in Begleitung
seines neuen Freundes das Konkordia
Theater. Als die Schlußnummer der
ersten Abtheilung beendet war, blickte
der Redalteur mit erwartungsvoller,
stolzer Miene auf seinen Nachbar hin.
Tiefer aber schüttelte mit kritischem
Stirnrnnzeln den Kopf und sagte in
sehr kühlem Tone:
Ganz nett, ganz nett, Herr Tok
tor aber meine drei Schwie
gersöhne können es denn doch ein Bis
chen besser !" .
ZZalich im Zimincr.
vumorrate von "'. H, Schubert.
Hans Stierling glaubte Grund zur
Eifersucht zu haben. Seit einem Vier
teljahr nannte er das allerliebste Weib-
chen sein eigen und doch gewährte ihm
ihr Besitz nicht das volle Glück. Ella
war als Madchen viel umworben, was
Hans befürchten ließ, in irgend einem
Winkel ihres Herzens faßt noch der Rest
von Interesse, ja Zuneigung für einen
dieser Anbeter. Er schalt sich zwar oft
einen Thoren, wenn sein Weib ihm die
frischen Lippen zum Kuise bot und er
durch ihre sanften dunklen Augen bis
in ihr tiefstes Inneres zu sehen meinte.
aber eines Tages, als er etwas uner-j
nrtet nach Hause kam, machte er die
Warnehmung, daß sie verlegen war.
Ich überrasche Dich?" fragte er und
es lag ein eigenthümlicher Klang in sei
ner Stimme.
Allerdings" kam es zögernd zn
ruck aber T bist doch nicht
krank?"
Er richtete eine durchdringenden
Blick aus te, ehe er antwortete: OJi
fund wie ein Fisch!" Aber er konnte
nichts Auffälliges weiter entdecken! w
befangen ahm sie wie täglich ihm Hut
und stock ab, plauderte dies und leues.
liebkoste ihm die 'Fallen von der Stirn
doch nicht den Verdacht fort, der in
seinem Innern bereits üppig Wurzel
schlug.
Er kam von nun au ästet unregel
mäßig nach Hanfe und jedesmal schien
Ella verstört. Haus gab sich die mög-
lichsie Muhe, guter Laune zu sein, da
mit seine Frau nicht bemerke, im
Stillen jedoch sann er auf Mittel, hin
ter das sonderbare Benehmen zu kam-
men. Daß ein Mann dabei im Spiele
sei, war i,ste,t,g sür Hans. I sei
ner Ansicht war er noch mehr bestärkt,
als er einst zufällig den Euipsnngssalon
betrat uud der Dust von Cigarrenrauch
1 leine Najc zog.
Wer konnte hier geraucht haben? Ein
Mann, wer anders? Und wie sah dieser
Mann aus? Wie hieß er? Haus Schier-
ling raste. Was sollte man dazu sagen?
Die Frechheit überstieg alle Begriffe?
Wosür hielt ihn denn sein Weib? Für
einen Popanz?
Ter fremde Glücksslörer schien ganz
iiiigcnirt. teo oft wie er da war,
machte er sich durch das Aroma sehr
guter wie Haus urtheilte Cigar
ren bemerkbar. Ja einmal lag sogar
noch der blaue Dunst in der Lust, ob
gleich die Fenster weit geöffnet waren.
In einer plötzlichen verzweifluugsvollcn
Ergebung griff Hans nach seiner Cigar
rentiste, um sich eine Cigarre anzustecken,
was nicht oft vorkam, den er war nur
ein sogenannter Sonntagsrauchcr. Die
Entdeckung, die er dabei machte, war
wenig erfreulich: der geheiinnißvolle Be
sucher rauchte seine Cigarren. Him
mel ! Das war ja nett! Darum
roch es auch immer so famos!
Das Maß war voll zum lleberlaufen,
Hans eilte hinaus. Es war Skatabend.
Da wurde er zu Hause nicht erwartet
heute galt's.
Was Alles in seinem Innere vor
ging, während er durch die dämmern
den Straßen lief, bis zu der Stunde,
in der er die Entlarvung ernster Weise
vornehmen wollte, waren finstere, mord-
süchtige Gedanken. Der Verführer sollte
seine That mit dem Tode büßen!
Unterdeß war es dunkel geworden.
die Laternen waren angezündet. Jetzt
glaubte ihn feine Frau ahnungslos
zwischen den Freunden sitzend am Skat-
tilch, wahrend er in der Gewalt der
furchtbar rächenden Nemesis niit sinsterer
Stirn sich feiner Behausung näherte.
Die Fenster oben waren dunkel.
Hans' Herz klopfte hörbar, als er, im-
mer drei fehl en mit einem Mal? neh
mend, die Treppe hiimufeilte. Athem
schöpfend, blieb er einen Augenblick
stehen, dann drehte er vorsichtig den
chltinel litt Schloß um und beschult
leise den Corridor. Cigarrendust drang
ihm entgegen.
Er ist hier! Seme Zähne knirichten
aufeinander.
Die Thür zum Einpfangssalon war
nur angelehnt; er hörte das Rauschen
eines Kleides uud siedend heiß überlief
es seine Körper. Nun öffnete er ge
räiischlos die Thür und da glühte
ihm von der Chaiselongue her durch das
tiefe Dunkel im Zimmer eine Cigarre
entgegen.
Wie eine Katze schlich er näher und
näher, dann ein Schrei, ein Sprüh
regen von Feuer und das Ausleuchten
eines Wachshölzchens.
Endlich!" keuchte Hans, seine Frau
am Handgelenk haltend, endlich ab-
gefaßt!" und im Zimmer nmherleuch
tend. fuhr er fort, Unglückliche, wo ist
er??"
Perzeih, Hans!" stöhnte Ella,
eine unglückliche Leidenschaft "
Wo ist er!" forschte der Gatte weiter.
.Wer?" !
Der hier soeben rauchte?"
O Hans ich ich war es ja
selbst !"
Lügnerin," schnob er, aber ich
werde ihn finden." Und er führte das
Wachshölzchen in allen Ecken umher.
Nichts war zu entdecke.
Nein, Hans und das ist meine
Sünde," versetzte sie, sich an feinen
Hals hängend. Schon als Mädchen
fröhute ich der Leidenschaft. Als ich
Dich kennen lernte, suchte ich zu ent
sagen, aber es ging schwer, bis ein!
Vierteljahr nach unserer Verheirathung
widerstand ich, dann brach die alte Lei-'.
denschast mit doppelter Macht durch. !
Cigaretten genügten mir nicht, ich griff
zu Cigarren " .
Zu meinen Cigarren!" !
Ja. weißt Tu, das ist eine feine,
Sorte!" ;
Hm?! Meinst Tn?" j
Und nun bist Tu mir nicht weiter
böse. Hans, bitte, bitte!" Und sie küßte 1
ihn.
Er zog sie an sich. !
Meinetwegen!" Und er versuchte noch i
einmal seiner Stimme einen drohenden.
Klang zu geben: BeNer Tu, als ein
anderer denn der rauchte jetzt nicht ,
mehr!" j
Annonce. j
Wegen Platzmangel find drei Töchter ,
zu verheirathen. j
3 danke.
In manchem kleinen Worte liegt
Ein doppelter Gedanke;
Ich nenne mir das eine Wort,
Tas vielgebrauchte Danke!"
Ein Kind geht bettelnd durch die Stadt
Für's Mütterlcin, das kranke,
lind wenn ihn. Jemand ctivns giebt,
So sagt es leis: Ich danke!"
A. spricht zn B.: Ich weiß für Dich
Ein Weib, dort jene Schlanke,
Zwar ist sie schon bald 40 alt "
Sei still," sagt B., ich danke!"
Ein Fremder steht vor einem Haus,
Drin hört er ei Gezanke,
Was giebt's'?" Die Frau sie haut
den Mann."
Sie haut ihn? Na, ich danke!"
Lnatbcncr Gedanke,
Sergeant (zum Dragoner, dem er
seinen Rock zum Ausklopfen gegeben
hat): Was hauen Sie' denn gar so
unsinnig darauf los? Aber ich weiß es
schon: Sie unverschämter Kerl stelle
sich vor, ich sei drinnen!"
Stoßseufzer,
Verkannter Dichter: Ich glaube im
wer, schon meine Wiege war ein Pa
pierkorb!" kotzier Answcg.
Nun, Stichclhannes, erzählen Sie
mir jetzt, wie die letzte Rauferei auge
gangen ist!"
Trutzlieder hab' wir halt g'sungen
mit Musikbegleitung, Herr Gerichtshof!
Z'erst haben die Hinterdöifler, unsere
Feind', der Muss 10 Markl 'geb'n!
Nalürli' hab'n wir Vordcrdörflcr uns
dös et g'fall'n lassen und habe den
Musikanten 20 Mark! hiug'schmiss'n!..
Und so ist die G'schicht' fort'ganga, bis
wir kein Geld mehr g'habt hab'!"
Und nachher?"
Nacha hab' ma' halt g'ranft!"
vorsichtig.
A: ..Was, zchiilausend Mark hat
Deine Cousine in der Lotterie gewon
nen? Alle Wetter, da hätte ich ihr an
Deiner Stelle längst einen Hciralhs
antrug gemacht!"
B:'Tas werde ich auch thun
sobald die amtliche Ziehungsliste her
aus ist!"
,rcch,
Hausfrau: Macken Sie mal soknrt.
daß Sie wegkommen, oder ich rufe mei
nen Mann!"
Bettler: ..Ihr Mann ist ia aar nickt
zu Hause."
Hausfrau: Woher winen Sie denn
das?"
Bettler: ..Na. ein Mann, der mit
'ner Frau verhcirathct ist, die so wie
ie aus cil, der kommt höchstens zu
de Mahlzeiten nach Hause!"
Aus der schule.
Lehrer: Woher rührt wohl der Aus-
druck wohlthätig ist des Feuers
Macht?"
Schüler: Tas hat mein Palm ae-
sagt, als neulich unser Klavier ver-
brannt ist."
Ersatz.
Herr: Haben Sie gar keinen Lehr,
ling mehr?"
Schiisterssra: Nein; mein Mann
hat jetzt einen Hund, den er prügeln
kann !"
A Dcpcsch ,,.
Der Schneider Flcckel hat einen Sohn
i der Stadt, der studier. Derselbe
schickt ihm eines Tages ein Telegramm
um Geld. Der Alte betrachtet sich das
Schriststiick lange und meint endlich:
Das is net von nieinem Sohn, das hat
mei Sohn net gcschriewe!"
Linc kleine Gefälligkeit.
Erster Lieutenant: Mrin ifiirnti
ger Schmiegerpapa hat mich um meine
Gläubigerlisle ersucht, ich werde jetzt zu
ibm eben und ilmi diese abstarben .
Bei meiner Rückkehr von dort, hoffe ich
wieder einmal iquideiNrei zu sein."
Zweiter Lieutenant: ..Kamerad. m?nn
noch Platz aus der Liste ist, erweise mir
den Miauen nd ichreiv meine chul
den mit daraus.
Ainocrinnnd.
Pferdebahn - Condukteur: Wie alt
bist Tu. mein Kind?"
Tie kleine Ella: Hier haben Sie
das Fahrgeld; nun lassen Sie mich aber
auch mein Alter für mich behalten!"
I?erlliimt.
Tochter des Hauses (die ein Lied vor
getragen hat): Sie sind ganz blaß ge
worden. Herr A'ieffor; fehlt Ihnen
etwas?"
Gast lböfllich): C, bitte aus mich
gar keine Rücksicht zu nehmen sin
gen Sie nur ruhig weiter, Fräulein!"
Selbüorkknnwiß.
Rauber: Tei' Geld her oder ich
schieß "
Ilederfallener: .Ei, HerrcheseS. dhuhn
2t das niit)'! Ich bin Se nämlich
gar keenen Schuß Pulver werdh!"
ZkiigkmZH.
Junger Ehemann nach der Ruckkehr
vom Standesamt, zum Kticher: Sie
sollen gleich Jbr Cield haben, Kutscher;
ich will nur schnell hinaufgehen und die
Mitgift in Empfang nehmen:"