Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 13, 1896, Image 11

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    Die U.
Von I, . yjfitropotofi.
Eine dunkle Tcjcmbotnodjt bun
Icl wie ein Grab.... ein stöhnender
Sturm, der den VItijcm gefrieren macht.
der das Blut in den Adern erstarrt und
ganze Schneederge vor sich auswirbelt
Himmel und Erde , einem unend
iicyen 'Jicm zuiammengesiossen, in einer
userlosen Finsternis!, die nirgends das
Blinlen eines Lichtpunltes unterbricht.
Selbst die Festungslaternen sind vom
Sturm ausgelöscht, der wie das Heulen
und achen vvser Geister dnrch die Mit,
ternacht dahinzieht. Diister und schwei
gend liegen die Redouten und das Gla
cis, der Wallgraben und die Thore
da . . .
Um das Wachthauschen faucht der
fonirm. Er schleudert Schncemassen
gezcn die gefrorenen Fenster, er fegt
uoer das xad) yin und verstummt Wie
der auf lurze Weile, sich zu neuem 91
prall riisteud. June in der Offiziers-
aoiheiiung, liegt der wachhabende üicu.
tcnant aus dein Ledcrsvpha. Seine e
danken wandern weit, weit hinweg
aus der im tedince vergrabenen Festung,
In dem .lagen und Heulen des Stur-
mes draußen taucht es wie Lichteiiie,
sliinmer vor ihm aus, wie ein süßet
, Wohlgcruch und leise Ballmusik und
dann wie ein neues Traumbild der
Newsli-Prospckt von lärmenden Men
schen belebt übergössen von der blau
licyen giuiy des clcllrilchen ichls, in
dessen Schein große Schneeflocken sich
langsam in sanften Kreise zu Boden
senken
Da poltert es. Der Unteroffizier
steht vor ihm
Was giebts?"
Habe zu melde, daß die Kälte imuier
noch im Zunehmen ist. Das Thermo
Meter zeigt 25 Grad!"
Was thun?" der Lieutenant
gähnt es werden io ohnedies schon
alle halbe Stunden die Schildmachcn
gewechselt!"
Zu Besehl!,.,.bei Wache No,
aber wird es schon schwierig. Tie Leute
kamen eben zurück, schwitzend wie vom
Dampsbad sie mußten bis zu den
Husten ini Schnee waten."
Die Wache No. 5 b.'fand sich aus ei
ner entlegenen Rcdonte, die als Pulver,
wagen diente. Dicht davor lag der
jetzt bis auf den Grund gefrorene Fluß,
der allinäliq am anderen Ufer in eine
Kette von Slimpfen Überging. Meilen,
weites Walddickichi umsäumte diesen
Morast.
Heute Nacht heißt's aber Geduld ha
ben " sagte der Offizier Hast
Du sonst noch etwas z melden ?"
Nein!"
Nun, so geh!"
Auf der Mannschaflsstube ging es
lärmend zu
Tie Ablösungen waren zuriickgekoni
nien. Sie stampsten sich den Schnee
von den Thranstiescln, sie schüttelten die
überschnciten Pelze und banden sich die
Baschlics von den Ohren.
Nun, Bruder. . . . Das ist ein 23ei,
ter! lachte einer der teoltrnten, ein
vierschrötiger Bursche mit hellen Auge
und autherziaem Gesicht.
Bist Tu erst erfroren, wirst Tu
nicht mehr lachen " brummte ein
anderer und hing den schweren Schaf,
pelz an den Riegel.
Die Anderen waren schon an den
Tisch getreten, wo einer ihrer Kamera
den laut aus dem Büchlein Soldaten,
leben" vorlas. Als die neuen An-
kömmlinge in den Lichtkreis des kleinen,
durch einen Blechrcflcktor überschatteten
Lämpchen traten, brach der Vorleser ab.
Ist'? schlimm draußen?" frug er.
Wassili Pctrowitsch ist beinahe er
froren!. ..auf Wache,.. Ter Sturm
ist zu stark. $t füllt selbst das Schil.
derhaus mit Schnee! Man kann sich
nicht vor ihm retten "
Was war das?" sagte plötzlich Einer
mit leiser Stimme, dort von jenseits
des Flusses.. .."
Was denn?"
Hört Ihr nicht?. . . Das ist Wolfs,
geheul !
Tie Soldaten sahen sich an. Tann
spottete der Eine: WolfSgcheul ! Ter
Sturm war's, nichts weiter!"
Aber der i5rste blieb fest. .Wölfe
waren eZ! Sie sind drüben überm
Fluß gegenüber der Pulvern-
doute....'
Tort stand der Posten Nr. 5. Wer
war der nächste zur Ablösung?
Alles sah auf Pankratieff. einen jun
gen Rekruten, der verstört ausstand.
Tie Soldaten lachten, als wollten sie
ihre eigene Bangigkeit verscheuchen.
.Nimm Tich in Acht, Tu !. . . . Tich
freyen die Wolfe!
Einer der Burschen siel auf alle Biere j
nieder, nctlchte die Zayne uno iroa,
dumpfknurrcnd wie ein Wolf auf den
Rekruten zu.
Aber letzt stand der UnterosUZier er-
zürnt auf:
.Ruhe!" schrie er; ist das eine Art.
kicd auf Wache zu benehmen? Rasch!
die nächste Ablösung soll sich
machtnl"
fertig,
Tie Solldaten hüllten sich in ihre ;
Pelze und Baschliks und gurten nach schlagend und sich ,m Augenblick des Im Uebrigen war der Inhaber der
den Gewehren. Ihre Gesichter waren Fehlsprungs noch in seinen Pelzärmel, riesigen Gehwerkzeuge, dessen Gcfammt
ernster geworden, wahrend der Vorderste . verbeißend, daß das alte Leder riß und , korpus in schreiendem Gegensatze zu sei
die Thür ausfticß. ein Stück des Pelzes mit dem WoÜe zu , nen untersten Eftremitäten stand ein
Schneegestöber und eisige Kälte schlug Bode rollte. I tapferer Krieger,
ihnen entgegen. Ihren noch vom Licht I Gleichzeitig entlud sich das Gewehr! Und dann kam die denkwürdige Nacht
geblendeten Augen schien die Tunkelheit , nach oben. Der Soldat schwang die noch Wir hatten den Versicherungen unseres
sag undurchdringlich, tappten sie , rauchende Wafic in der Luft, drehte sich Ouartiermirtbs. daß kein feindlicher
hinaus, gebückt und gegen den Sturm um und liefe den Kolben mit aller . Ucderfall zu furchten sei. nicht recht qe
sich stemmend und verschwanden in der
Nacht.
Halt ! ! Werda?"
Bon irgendwoher klang im Festung
graben die Stimme des Postens Nr. 5,
aus der Dunkelheit heiser und un
deutlich; denn der Schneestaub füllte
Jedem den Mund, der da rufe oder
schreien wollte.
Schweigend wurden die Posten ge
wechselt. Mit der anderen Mannschast
tappte und watete der frühere Wacht
Posten durch das Unwetter davon. Ter
junge Rekrut blieb allein auf der Wache
Nr. 5 zurück. Er trat in das Schilder
haus, das ihn wenigstens vor dem
Sturme, wenn auch nicht vor der Kalte
schützte. Drinnen setzte er sich hin, stellte
sein Gewehr neben sich in die Schnee
Haufen, die, durch die Thüre l)ereinge
weht fußhoch den Boden deckten, und
lauschte st h in in dem Chaos von Tönen
da draußen in der Finsterniß.
Wie mochte es jetzt wohl in der Hei
math ausschauen? Schnee viel
Schnee gab es gewiß auch dort in dem
einsame Steppendorf! Was thut'S?
Der Schnee hält warm! Und wie fröh
lich ist gerade zur Winterszeit das Tret
den im Dorfe! Man schleicht der
mummt von Haus z Haus, sich zu be
suchen, man sahrt klingend mit dem
Dreigespann vor dem Schlitten über
die endlosen Felder und drinnen in der
traulichen Stube, die ein flackerndes
Lämpchen matt erhellt, da sitzen zwei
alte Leute einander gegenüber am Tische
und denken wohl an ihn und sprechen
von ihm. Tern jungen Soldaten
würgte etwas im Halse ein tiefes
Heimweh überfiel ihn hier in Nacht und
Sturm eine Sehnsucht nach seinen
Lieben.
Zu was die Gedanken? Er stand
rasch ans und griff nach seinem Gewehr,
um wieder hinaus in's Freie zu treten,
da
Ein langgedehntes, markerschüttern
des Gcheiil erscholl dicht vor ihm in der
rabenschwarzen Nacht und verlor sich in
heiserem Knurren. Oben vom Glaeis
antwortete eine zweite tiefere Stimme
und niehr aus der Ferne, von jenseits
des Flusses, hallten vielstimmig die
grimmigen Laute.
TieWölse!!....
Dem einsamen Soldaten erstarrte
das Blut. Unwillliirlich lehnte er sich
an das Holzhaus, m den Rücken zu
decken. Tann machte er das Gewehr
schußfertig und starrte hinaus in die
Nacht, als wollte er gewaltsam die Fin
steriiiß durchdringcn. Sein Herz häm
merte in hcstigen Schlägen. Er beugte
das Haupt, um jeden Laut aufzufnn
ge, den ihm der Wind zutrug.
Aber es war still geworden ganz
still. Ter Posten holte tief Athem.
Langsam verstrichen die Minuten..
Herrgott wann kmnmt denn endlich
die Ablösung?
Am liebsten hätte er seinen Posten
erla Im und wäre zur Wacht tube ge,
lausen, so rasch ihn die Füße tragen
wollten. Aber er kannte seine Pflicht.
Er durste feine Stelle nicht verlassen:
er mußte hier bleiben, wohin ihn der
Befehl der Borgesetzten gestellt.
Die Wölfe sind ja wieder fort!
dachte er bei sich, und
Da, .. noch naher als vorhin das
klagende Gebrüll und gleich darauf die
Antwort oben vom Glaeis. Aber nicht
mehr von einem Wolf allein! Das war
das Knurren und Bellen der ganzen.
inzwischen über den Fluß gekommenen
Meute! Offenbar hatten sie dnrch den
Wind die Witterung bekommen und
wußten, daß da ein einsamer Mensch
in der Winternacht stand. Ein Mensch,
dem sich die Haare unter der Lamm-
sellmutze vor Entsetzen sträubten und
der, mit bebenden Händen seine Waffe
umspannend, zu dem Glaeis hinauf
schaute! Tort, auf dem Kamm des Walles.
wo der Schnee weggesegt war, kauerte
das Rudel! Ihr gräßliches Gekläff
schmoll abwechselnd an und verstummte
wieder, um sich nach langer Pause von
Neuem zu erheben. Plötzlich blitzten
zwei phosphorartig leuchtende grüne
Punkte hart vor dem Rekruten aus und
gellender als zuvor scholl von oben das
Geheul.
Er legte an und schoß
Tonnernd ging der Schall durch
den Wallgraben dann ein ver
zweifelndes Winseln oben, ein Win
sein, vor dem das Gebell der Meute
jählings verstummte. Tunkte Schatten
glitten hin und her Knurren,
Zähneflelschen und Knirschen die
Wölfe zerrissen, sich gegenseitig be
kampfend, den Leib des getroffenen
Kameraden.
Inzwischen lud der Posten von Neuem
sein Gewehr.
Es war die zweite und letzte Patrone!
Hatte er sie verfeuert, so war er wehr-
los. Er mußte sie aussparen bis zum
icizicn Auqenviicr,
Aber schon hob er das Gewehr.
schattenhaft kam es von überall her
heran... grünliche Augenpaare fl,m
merten auf ihn zu.... naher und im-
mer näher klang das Gcknurr. !
Eben als er schießen wollte, löste sich !
ine undeutliche Masse gegenüber aus
dem Dunkel des Wallgrunds, tie stürzte
lt. L...L (.
aus ihn herab, hart neben ihm nieder-
Wucht neben sich niedkschmettcr, ehe
der Wolf, dem noch die Pelzsetzen den
Rachen füllten, sich zu neuern Angriff
erhoben. Ter Kolben schlug hart aus
und als Pankratieff das Gewehr wieder
hob, blieb die Bestie reglos liegen, Ihr
Rückgrat war zerschmettert.
Aber im ielben Augenblick siihlte er,
wie etwa? mächtig an der Waffe riß,
etwas, was sich mit gierigen Zähnen
skstgebijjen hatte. Heiser kläffende Schat
tcn schössen aus ihn loS. vor ihm leuch
tc tcn überall grüne Sterne, die Wölfe
verbissen sich in seinem Pelze , . , er
stürzte unter ihrer Last zu Boden, mit
dem Gesicht in den Schnee, der heiße,
stinkende Athem der Thiere umwehte
ihn er suhlte, wie sie an dem Pelze
zerrten und rissen,,, wie er nachzöge
ben begann . . .
Da pfiff es plötzlich sausend über die
Gruppe hin es leuchtete aus dem
Dunkel blitzartig aus Knall folgte
auf Knall der Soldat lag allein.
Die Wölfe waren zurückgewichen und
standen im Halbkreis, unschlüssig, knur
rend und zähnefletschend, dann machten
sie Kehrt und schlichen durch die Nacht
davon.
Ter junge Rekrut lag reglos aus
dem Schnee, Um ihn in Fetzen sein
Pelz, daneben das verborgene Gewehr.
Man hob ihn aus. Er lebte noch, er
athmete und schien unverletzt. Und
bald kam er z sich und erkannte, daß
eine Abtheilung seiner Kameraden, die
auf der Wache die Schüsse gehört, ihm
im letzte Augenblick Rettung gebracht
hatte. Man fasste ihn unter den Ar
men und führte ihn im Wallgraben zu
rück zu der marinen Wachstube. Hin
terhcr schleppten einige Soldaten die
erlegten Wölfe, drei klapperdürre und
hochbeinige Bestien.
Nun lag die Redoutc verlassen da.
Nach einer Stunde kamen die Wölfe
zurück. Von neuem erhoben sie ihr
Geheul und witterten und spähten nach
einem Opfer. Aber nichts Lebendes
regte sich in der Rotunde. Der Posten
Nr. 5 ward in dieser Nacht nicht mehr
besetzt,..,
?ao Numftäschchk cr firau binden
Ein Hamburger Berichterstatter, der
der Schwester Heinrich Heines, Frau
Eharlotte Emden, der fünfundneunzig
jährigen noch immer rüstigen Frau un
längst einen Besuch abgestattet, erzählt
in der Neuen Freien Presse" folgende
Anekdote: Bekanntlich hat die öfter
reichische Kaiserin vor mehreren Jahren
eigens eine Reise nach Hamburg unter
nommen, um die Schwester Heines ken
nen zu lernen. Die Kaiserin, welche
sich als Gräfin Hohenembs anmelden
und erst, als sie auf die Mittwochs
Empfänge hingewiesen wurde, ihren
wahren Namen nennen ließ, bestand
daraus, daß die greise Frau Emden sie
sans-gene, und zwar im Schlafrock
uno aus auiykn, emptauae.
Bebend vor Aufregung Über den ganz
überragend gekommenen, vorher nicht
angemeldeten Besuch, mußte Frau Ern
den so wie sie war" vor die Kaiserin
trete, und sie hatte nur noch Zeit, et
was Parfum in ihr Taschentuch zu
tropsen, m alsbald vor dem Gaste zu
erscheinen. Die Kaiserin nahm ihr
durch die Herzlichkeit der Begrüßung
bald jede Bcsaugenhcit, indem sie der
Greisin beide Hände entgegenstreckte und
dabei sagte, wie unendlich sie sich freute,
die einzige vielgeliebte Schwester des
von ihr so hochverehrten Tichters end
lich von Angesicht zu Angesicht an sehen.
Während sie nun wieder ihre Fassung
gewann, konnte Frau Emden nämlich
während der Zeit, da ihr Sohn, Baron
Emden, aus Wunsch der Kaiserin dieser
die Familienbriese Heines vorlegte und
erläuterte, ihre Aufmerksamkeit wieder
ihrer Umgebung zuwenden. Ta fand
sie nun, daß sich ein intensiver Rum
geruch im Zimmer verbreite; doch bald
vergaß sie das wieder, ganz und gar
von vem invruck in Anspuch qenom-
men, den das geistvolle, bezaubernde
ieprach der Ka, erin" ans sie machte.
die zahlreiche Stellen aus den Werken
Heines frei ans dem Gedächtnisse reci
tirte. Nachdem sich die Kaiserin ent
fernt hatte, wurde Frau Emden neuer-
dings des Rumgcruches gewahr, der
namentlich von ihr selbst auszugehen
schien. Sie suchte, untersuchte da!
Sie hatte in der ersten Auslegung bei
der Ankündigung des hohen Besuches
statt der Flasche kölnischen Wassers ein
Rumflaschchen zu fassen gekriegt" und
davon in's Taschentuch gegossen. Tie
Majestät" so schloß Frai, Emden ihre
Geschichte muß noch heute glauben,
daß ich Rum trinke."
tic Stieseln Poschmski'S.
Hast Tu. freundlicher Leser, in Tei
nem Leben schon ein paar recht große
Füße resp. Stiefeln gesehen. Tann
multiplizire diese mit ij und Tu wirst
eine ungefähre Borstcllung von den
Fuß- und Stieseldimensionen des Gre-
naviers PoiedinSI, haben.
Wenn Poschinski in Reih und Glied
stand, berührten die Stritten seiner
ukbekleiduna die baten h, 9Whr,
'mann. Mir war es unerklärlich wie
der Mann überhaupt hatte Soldat er-
U
den können
glaubt, unausgcklcidet schliefe wir, ein
kleines Preukenhauflciii. aus dem har
tcn Lager, bedeckt mit unseren Miin
tel.
Mitternacht mochte es sein, als ein
verdächtiges Knarren der Thür mich
plötzlich weckte. Ta blitzten Gewehr
lause und Bajonette im Laternenlichte,
Feinde schlichen herein, doppelt, vielleicht
dreimal so stark wie wir. Wie gebannt
lag ich da, keines Lautes, keiner Regung
mächtig in der ersten Ucbcrraschuug
den Blick durch die halb geschlossenen
Lider auf des feindlichen Führers Antlitz
geheftet.
Jetzt that er einen Schritt vorwärts
jetzt hob er drohend seinen Degen, das
Signal zur Metzelei da, was war
das wie jähe Entsetzen ging's über
des Franltireurhäuptlings Gesicht
mit weit aufgerissenen Augen wies er
nach einer Stelle am Boden.
Tort schauten Poschinski's Stiefeln
unter dem ausgebreiteten Mantel her
vor so friedlich, so ruhig und doch
furchbar drohend in ihrer majestätischen
Größe und Ausdehnung.
Welchen gigantischen Körper mußte
auch die trägste Phantasie ausmalen zu
diesen Füßen!
Noch einmal blickten die Franzosen
von ihren Pariser Stiesclchen nach Po
schinski's Kilometerlatschcn" . . . dann
verschwanden sie, leise wie sie gckoni
men. Poschinski hat mir zur Erinnerung
an das denkwürdige Abenteuer einen
Nagel aus seiner Stieselsohle verehre
müssen!
MaeMakon's Abenteuer in Wien.
Ans dem Leben MacMahon's erzählt
man folgende Anekdote; Im September
des Jahres 1830 kam ein junger fran
zösischer Kapitän nach Wien und stieg
im Hotel Zum Erzherzog Karl" ab.
Er machte dann einen Gang durch die
ötadt und wandte ich, als er heimkch
ren wollte, an einem Vorübergehenden
mit der Bitte, ihm den Weg zum Erz,
Herzog Karl" zu weise. Der Wiener
erbot sich mit landesüblicher Höflichkeit,
ihn selbst hinzuführen, und geleitete ihn
von Straße zu Straße nach einem gro-
ßen Hause, wo er ihn mit den Worten;
Hier ist es" verließ. Der Kapitän trat
ein und fand sich in eiileiiiBorzimier,aus
welchem ihn mehrere in einfache Livreen
gekleidete Bediente in ein Speisezimmer
führten, wo etwa 20 Gedecke bereit ge
halten waren. Der Kapitän setzte sich
ohne viele Umstände an den Tisch und
machte sich eben an die kor d'oeuvre,
als die Thüre sich wieder öffnete und ein
alter Herr von aristokratischem Aussehen
in Begteitung einer reizende inngen
Frau, offenbar seiner Tochter, und dreier
junger Leute im Alter von etwa 17 bis
21 Jahren eintrat, denen dann noch ei
nige andere Gäste folgten. Der Fran
zofe grüßte und setzte seine Mahlzeit
fort. In der Gesellschaft entspann sich
bald eine Unterhaltung und der Kapi
tän äußerte gegen seinen Nachbarn das
Bedauern, an dem Gespräch nicht theil
nehmen zu können, da er des Deutschen
nur höchst mangelhaft mächtig sei.
Der alte Herr, welcher diese Benicr
kling hörte, setzte die Konversation so
gleich in französischer Sprache fort.
Davon war der Fremde nicht wenig ge
schmeichelt und nun rühmte er begeistert
die Güte der Wiener Takle d'hote.
Bei diesen Worten flog über alle Gesich
ter ein Lächeln; das war aber auch
alles. Der alte Herr unterhielt sich
noch lange niit dem jungen Offizier,
und als sie sich endlich von der Tasel
erhoben, nannte der Kapitän seinen
Namen und Rang und entfernte sich.
Er ging dann lange wieder in der Stadt
herum, kehrte spat und ehr ermüdet in
das Hotel Zum Erzherzog Karl" zu
rück, wo er sich sogleich aus sein Zimmer
fuhren ließ. Am anderen Morgen er,
scheint bei ihm ein Adjutant des
Erzherzogs Karl, Gras Mensdors
Mein Herr." sagt er, Sie haben
gestern Sr. kaiserlichen Hoheit die Ehre
erwiesen, an deren Familienmahl theil-
zunehmen, &eine Hoheit bittet Sie,
sich während Ihres Aufenthaltes in
Wien als seinen Tischgast z betrachten,
wenn anders Ihnen die Gesellschaft und
die schlechte österreichische Küche zusagen.
Der französische Offizier war Mac
Mahon, der spatere Herzog von Ma
gcnta und Präsident der französischen
Republik.
Einfluß der cwohnhcit aus
bett
Schlaf.
In der Zcitfchrist für praktische
Aerzte" ist ein Vortrag wiedergegeben,
den Herr Tr. Ewald Hecker im ärztlichen
Verein in ü!iksbaden über die Behand-
hing der Schlaflosigkeit gehalten hat.
Tarin findet sich folgende interessante
Bemerkung über den Einfluß der Ge-
wohnheit aus den Schlaf. Ter Schlaf
ist von einer bestimmten Gewohnheit
abhängig. Es ist eine alltägliche Er
fahrung, daß jede Unterbrechung der
letzteren bei sensiblen Naturen eine
schlaflose Nacht zur Folge hat. Solche
Menschen nehmen es geradezu als selbst
verständlich an, daß sie au einem srem-
den Ort. im neuen Bett die erste Nacht
schlecht schlasen. Eine Veränderung der!
Speisezeiten, ein Ucberqehcn der gewöhn,
ten Schlafenszeit hat dieselbe Folge.
Und wenn solche und ähnliche Umstände
sich ost wiederholen, kann dadurch eine
langer anhaltende Unsiihigkeit erzeugt
werden, zur bestimmten Stunde einzu
schlafen. Ebenso bürgert sich die Gewöhn
heit des nachtlichen Erwachens unoer
schenS ein, wenn wir ein der gar
mehrere Male zusallia um dieselbe Zeit
geweckt wurden, I
Besonders unterstützt wird diese üble
Angewohnheit durch die Besorgniß, mit
dcr die betr. Personen schon beim Zu
bettgehen das Ausbleibe des Schlafes
oder die vorzeitige Unterbrechung dessel
ben erwarten, denn die Furcht vor dcr
Schlaflofigkcit ist eine ihrer vornehm
lichstc Ursache. Deshalb iuß sich in
solchen Fallen die Behandlung in erster
Reihe gegen derartige schädliche Auto
suggcstionen richten, im Wesentlichsten
also eine psychische sein. Man suche in
dem Patienten aus alle Weise die Ueber
zeug zu erwecken, daß er in der be
vorstehenden Nacht gut schlafen werde,
daß man ihm ein indifferentes Pulver
mit dcr Suggestion gibt, daß es ei
sicher wirkendes Schlasmittcl enthalte,
sei es, daß man ihm wirklich ein Mal
die volle Gabe eines Hhpnotikunis reicht,
nur um die Gewohnheit des Schlafens
bei ihm wieder anzubahnen. Nicht scl
tcn kommt man auch dadurch zum
Ziele, daß man den Schlaftrunk nur
für den Fall der Noth als Trostmittel
an's Bett stellen läßt. Der Patient,
dadurch beruhigt, wird oft einschlafen.
ohne die Arznei genommen zu haben."
las Diner der Köpfe.
Die Gemahlin des Generals Tiirr hat
eine Erfindung gemacht, die das gesell-
schastliche Lcbcn Nizza s wahrscheinlich
den ganzen Winter beherrsche wird.
Sie hat an Stelle der üblichen Abend-
empsänge das "diner .les totes" ge
setzt. Jeder Gast hat sich eine Kops
z recht zu machen, der nach etwas ans
sieht und bei dem man sich etwas denken
kann. Madame Türr z. B., die von
Napoleon I. abstamme soll, hat ihre
Kopf i denjenigen Napoleons verwan
delt. Herr Raoul Türr hatte sich den
Kopf des Dichters Mussct zugelegt.
Fürst Gudacheff denjenigen Heinrichs
III., Gras Armand de Saint-Sanveur
trug auf seinem rothen Frack den Kopf
eines Indianers, Herr v, Midachewsky
denjenigen eines Torcadors. Unter den
Damen erregten die größte Bcwnnde
rung die Baranin Stachelberg mit dem
Kopse a la 1830. Mit seinem eigenen
Kopfe wird man diesen Winter wohl
schwerlich auf irgend einem Empsange
in Nizza und im Fürstenthum Monaco
erscheinen diirsen, wodurch freilich die
Gesellschaft in den meiste Fälle nichts
einbüßt.
Zm Stamtnlofal.
Kellner (das Stanimseidel hinsetzend,
ans welches dcr Name A. Rosenhain"
eingravirt ist): Bitt schön,
senhain!"
.firn Ro-
Bankier (dcr scit gestern geadelt ist):
Bin ich nicht,,,, geben Se mir 'n
anderes Glas!"
in gntca Wirth.
Sie, Frau Wirthin, mit Ihrer
Bicrwirthschast scheinen Sie ans keinen
grünen Zweia zu kommen?!"
Ist auch kein Wunder!" Schau'n
S', Herr, viel Kundschaft ist nicht da
und so ost nun ein Gast sich sehen läßt,
trinkt mein Mann vor lauter Freud'
auch a' Halbe!"
pcch.
Sonntagsjäger (der, als er leer von
der Jagd heimkehrt, einem alten Weib
begegnet): Donnerwetter! Jetzt hat
gewiß der Wildprcthändlcr auch keiue
Hasen mehr!"
Auch ein Erfolg.
Reaierlinasrath: Hat die Stadt einen
Aufschwung genommen, seit das Mili
tür hierher verlegt worden ist?"
Bürgermeister: Das kann man
eigentlich nicht sagen aber es wird
jetzt besser gekocht!"
Schlau.
Wahrsagerin (zu einer altlichenTame):
Sie werden in Ihrem zwanzigsten
Jahre eine schwere Krankheit durch
zumachen haben!"
Aeltliche Dame; Allmächtiger Gott!
Ta haben Sie fünf Mark!"
Ein Guter,
Braut: Herzlichen Tank für das
schöne Perlcnlollier. Aber weißt Tu
auch, Perlen bedeuten Thränen."
Bräutigam: Siehst Tu, damit Tu
nicht so viel weinen sollst habe ich
auch keine echten gekauft."
Kindliche Ncugicr,
Fritzchcn: Sag', Papa, warum singt
denn unser Kanarienvögelchen nicht?"
Papa; Kind, weil es ein Weibchen
ist!"
Fritzchcn: Na, Mama ist doch auch
ein Weibchen, singt aber doch, Papa!"
Aus der höheren Töchterschule,
Wenn einmal plötzlich die 5: onn
verlöschen sollte, was würden da erworben. Alle Gauner, die er vcrthei
die nächsten Folgen auf dem Erdball digt, werden zu langjährige Zucht-
sein, Amaliek
Tie Sommersprossen
den a u s h ö r e n !"
wur-
l)crschnappt.
Richter : Der Angeklagte bestreiket,
in der Nacht ruhestörenden Lärm verur
sacht zu haben
Zeuge (Nachtwächter) : .Aber ich bitt'
die Herr'n wie hätt ich den sonst wach
werden können?"
IHrn ?kiuq inei.
Zm Lonzert. ,
A. : .Nein, wie der Mensch aus die Ein billign Artikel.
Tasten bau,!" Professor: .Elschcn. Tu mußt aber
B. :.Tasgehört zdem Musi!ftück.'!mit dem Sali etwas kvarinmer m.
.: .Soo, was ist es denn für ;
ein?"
B.: .Der Fauft-Wal;n."
Um jede preis.
Dame: Immer Überhäuft dieser
Meier nur meinen Moppel mit Kosena
me, Wenn er das nächste Mal wie
der ,mci licbcs Thicrchen' sagt, falle
ich ihm um dc Hals."
siuiiger thut weh.
Unteroffizier: .Warum weint der
Kerl?"
Rckrut: Meine Braut ist mir untreu
geworden!"
Unteroffizier: Hast Tu denn kein
Komiiiißbrod mehr?"
Das Schlimmste.
Lehrer (im naturkundlichen Unter
richt): Was würde die erste Folge sein.
wenn das Sonnenlicht plötzlich zum Er
lösche käme?"
Schülerin: Wir könnten uns nicht
mehr photogrnphire lassen."
(Ersannt.
Galt! (eines Sonntagsjägers zum
Wildprcthändlcr); Wissen Sie, den
Hasen nehme ich gleich mit."
Wildprcthändlcr; Wenn aber Ihr
Gatte kommt?"
Gattin: Tan, bitte, sage Sie
ihm, ich hätte bereits einen für ihn
geschossen."
Dreist,
Gläubiger (zum Schuldner, den er
Eliaiupagucr trinkend im Restaurant
trifft); Ja, was fällt Ihnen ein, Sie
triulcn Champagner! Warum bezahle
Sie mich nicht?
Schuldner; Dann könnte ich ja keU
neu Ehampagncr trinken!"
Geistesgegenwart,
In einem Theaterstück soll die Heldin
erschossen werden, aber die Pistole er
sagt. Die Künstlerin faßt sich schnell
und ruft; Ha! ich sterbe als erstes
Opfer des rauch- und knalllosen Pul
Vers !"
Bestes Mittel.
Gattin: Weißt Du, Mann, es ist
doch traurig mit unserm Dienstmädchen;
an Wochentagen wird sie mit ihrer Ar
bcit erst spät am Abend und am Ans
gehtage ist sie schon um zwei Uhr fertig.
Was macht man da?"
Gatte (Professor): Hm na, dann
laß sie doch allc Tage ausgehen!"
Der alte Büke!.
Sie waren zwei wilde Range
Und schaukelten mir auf dem Knie,
cu.s:x v.:. tni
cic lugicn mir irvyiiu? uk vuugcii,
Rechts Fritz und links die Marie.'
Drei Jahre sind drüber vergangen
Sie haben mich nicht mehr geküßt;
Doch aus den fröhlichen Rangen
Ein Brautpaar geworden ist.
Nun küssen wie einstens sie wieder,
Mir Alten nur ist es nichts nütz';
Denn rechts küßt Fritz seine Marie
Und links küßt Marie den Fritz.
?cch etwas,
Handwerkcrsrau (zu ihrcm chemali
gen, eben ans dem Fcldzuge hcimge
kehrten Lehrling): Na, Karle, wie
war's denn mit dem Essen im Kriege?"
Reservist: Schlecht, Meestcrn
hatten ost rci nichts zu knabbern
bei Ihnen gab's um die Essenszeit
manchmal doch wenigstens 'ne Ohr
feige." Boshaft.
Käufer: Die Cigarre riecht nicht so
gut als die, welche Sie mir neulich ga
ben." Verkäufer: Ja, Sie verzeihen, ich
steck' doch nicht in jeder Cigarre drin
nen !"
Käufer: Ja, meinen Sie, daß sie
dann wirklich besser riechen würde?"
pacste und Pros.
Sie: Ach, ich höre so gern die Bögel
singen."
Er; Ich auch, sie gehen wenigstens
nachher nicht mit dem Teller einsam
mein." Ans der Znstruktionsstunae.
Unteroffizier: Soldat Fischer, sagen
Tie mir. was ist Terrain? bischer
sieht sich fragend um und schweigt.)
Laust der Kerl den ganzen
Tag drin herum und weiß nicht,
was Terrain ist!.... Na, jetzt
werden Sie es doch wissen!?"
Soldat Fischer (zögernd,: A' Paar
Stiesel!"
Auch ein lvoblti'ätcr.
Tas ist der Vertheidiger Rosen
bäum; dcr hat sich um die Sicherheit
unserer Stadt schon große Verdienste
! hausstrafe vcrurtheilt."
Richtig.
Jda: Aber Laura, jetzt sitzest Tu
hier am Sonntag Nachmittag im von
certgarlen. und statt Tich zi, unterbal
ten. trickst Tu unermüdlich darauf los.
Warum nur? Hier ist doch kein Ar
beitsftübchen." Laura: Tu vergißt, daß der Wirth
in seinen Inseraten um recht sleißi.
gchcn. eS ist viel v, viel in der Sulwe."
! Gattin: ?lber. Mflnn.lirrt ?I,
I ist doch so billig.'