Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 06, 1896, Image 12

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    Das Alodell,
Mimorrtlc von it'ill)flm !!.
Ja, lieber Sfnrl, alles Reden ()at
eine Zweck; Herr Preller wird nie
seine GimtnUiflUiig zn unserer Heirath
Heben." . ,
Entsetzlich," fuhr der mit Karl An
.nniheie fort. tan Dein l'atet in feinern
Testament festgesetzt hat, Du dürstest
Tich nicht ohne die Einwilligung des
Herrn Prell vermahlen."
Ja, es ist traurig. Icifjt sich aber
nicht ändern! Nur einen Menschen giebt
S, dem Herr Preller seine Zustimmung
geben wurde!
Wer ist den das?!"
..Er iclber!"
Was! Er hat die Frechheit, Dich
l,cirathen 3.1 wollen?"
Fräulein Laura nickte lächelnd mit
dem ziopse.
Aber er ist ja zweimal älter als Du:
und dabei so hässlich, das, er mit jedem
Pavian erfolgreich konlurriren könnte."
O, er hält sich noch fiir sehr schön,
und fordern für unwiderstehlich.
Deute Dir nur, er will sogar als Hektar
us den Maskenball gehen! Wir haben
nämlich gestern eine Einladung betont
inen." Und da bildet er sich wohl ein, Du
Würdest ihn als ndromache begleiten?"
Etwas dergleichen meinte er aller
dings, aber ich habe mich ewig von ihn,
gewendet, Ja, ich habe ihm sogar er
tlärt, ich wiirde nicht in demselben Wa
gen fahren, wenn er sich so lächerlich
machen könnte."
Natürlich gab er nach?"
Nein keineswegs! Er ist jetzt nur
noch versessener darauf, als Hektor zu
scheinen!"
Ach, ich wünschte," fuhr Karl nach
ienllich fort, ich könnte den, alten
Narren einen Streich spielen, damit er
seine Einwilligung zu unserer Heirath
giebt!"
Ach, das wäre herrlich!" rief Laura
in die Hände klatschend, denn ohne
Geld können wir nicht leben. Man
sagt zwar allgemein, Du wärst ein
talentvoller, junger Maler, aber auch
talentvolle Maler wollen leben. Von
Liebe allein werden wir nicht satt."
Das stimmt!" seufzte Karl Brenner,
doch was thun?" Beide grübelten noch
über diese Frage nach, als sich schwere
dritte hören ließen.
Mein Vormund kommt!" rief Laura
schnell.
Tann will ich lieber gehen. Also
aus morgen Nachmittag an der Nor
maluhr auf dem Spittelmarkt!" sagte
Karl, machte dem eintretenden Herrn
Preller eine höfliche, kalte Verbeugung
,nd ging.
Der' Mensch kommt ja so oft!"
brummte Herr Preller und blickte dem
Jortgehenden nach.
Warum soller nicht!" hauchte Laura,
es gefällt ihm bei uns so gut!"
So!" murmelte Preller und setzte
sich zu Tisch.
Na, Laura," fuhr er nach der Supve
fort, Du hast Dir hoffentlich die Sache
überlegt? Es war doch nur Scherz von
Dir, daß Du mit mir nicht zum Mas
.kcnball fahren wolltest, wenn ich als
Hektor ginge."
Nein, Herr Bormund," versetzte
Laura, es war mein blutiger Ernst."
Und ich werde es dennoch thun, Au
gust Preller bricht sein Wort nie!"
Aber bedenken Sie doch, wie lacher
lich Sie mit dem Schild und dem kurzen
Schwert aussehen werden."
Das sehe ich durchaus nicht ein. Ich
'gin überzeugt, Hektor hat Schild und
Schwert stets mitgenonimcn, wenn er
in Troja auf den Maskenball ging."
Das kann sein, aber ich mache mich
nicht lächerlich!" erklärte Laura und der
ließ das Zimmer.
Der Abend war herangerückt, und um
9 Uhr hielt ein Wagen vor Prcllcrs
Wohnung. Fraulein Laura hatte ihre
Drohung wahr gemacht und war bereits
vor einer halben Stunde fortgefahren.
Fünf Minuten später bestieg Herr
Preller, als Hektor kostümirt. den Wa
gen. Er sah weniger majestätisch als
komisch aus. Der Helm war zu groß,
und selbst die Zuhilfenahme eines Bo
gens Packpapier hatte ihn nicht viel en
er gemacht, weshalb er icie eine bene-
delte Krähe auf Prcllers kahlem Haupte
ob Hektor eine Platte hatte, ist aller
iittas noch nicht historisch nachgewiesen
hin- und herbalancirte. Die Trikots
aen auch nicht besonders, sie zogen
Wasser, wie man zu sagen pflegt, und
bildeten an den Kniekehlen eine förmliche
Wurst.
Sie wissen, wohin Sie zu fahren
haben?" fragte der trojanische Held den
utichcr.
Woll, woll! Steigen Sie man in,
sonst kriegen Sie noch Eisbeene!" erwi
derte der Roffclenker.
.Es ist merkwürdig." murnieltc Prel-
ler, als er in dem Wagen saß, diese
alten Römer und Trojaner hatten ganz
andere Beine als wir; ich glaube, ich
f ritte schon!
Nach einer halbstündigen Fahrt hielt
der Wagen vor einem Hause in der
Thiergartengegend. Ein Diener öffnete
den Schlag und zeigte aus eine Thür im
Garten.
Sonderbar," murmelte Preller, ich
scheine zu früh gekommen zu sein. Nir
' genbs eint Spur von einer Festlichkeit.
Doch horch, da höre ich Stimmen.
Hier wird'i sein!"
Er öffnete die Thür und sah sich einer
größeren Anzahl junger Leute gegen-
über, die allem Anscheine nach Maler
waren, eine Menschenklasse, die er ans
Grund seines Herzens verabscheute.
Einiae arbeiteten, andere rauchten,
aber alle waren in lebhaftester Unter-
Haltung begriffen.
Aha!" rief ein langer, junger
Mann, als er Herrn Preller bemerkte,
da kommt i Bornianns Modell! via
endlich! Kerl, wo haben Sie sich denn o
lange 'rumgetrieben?"
Erlauben Sie!" begann Herr Prel
ler würdevoll, aber schon hatte man ihm
seinen Mantel halb mit Gewalt ausge
zogen, und er stand in seiner ganzen
troiaiiischen Glorie da.
Donnerwetter!" fuhr der lange,
lunge Mensch fort, was sallt dem Bor,
mann ein! Sagt uns, er hätte einen
famosen Hektor, und schickt uns solch'
Monlrum?!"
Das kann ich nicht sagen!" versetzte
Preller, ich kenne Herrn Bormann
nicht, aber es scheint hier ein Irrthum
vorzuliegen
Ach ivas, Irrthum! Sind Sie Hek
tor oder nicht?"
Allerdings! Aber "
atfn hrtnn rtipfitft k?!n 9srW!
Los!"
Ja, aber ich sage Ihnen doch, ich bin
in ein falsches Haus gekommen
Unsinn, stimmt schon, alter Freund,
Allerdings hatten wir Sie uns etwas
anders vorgestellt!"
Mit diesen Worten nickte der junge
Mann feinen Freunden zu, und im Nu
war Preller aus eine Art Estrade gezerrt.
Meine Freunde scheinen nicht viel
von Jhiien zu halten," fuhr der Maler
fort und zeigte aus den lachenden i)o
rus, aber das ist Bormanns Schuld , , "
Der Teufel hole Bormann!" brüllte
Preller wüthend.
Das meine ich auch. Sie können
ja nichts dafür, daß Sie wie'n verklei
deter Schimpanse aussehen!"
Was, ich ein Schimpanse!" schrie
der Held aus Troja.
Na, seien Sie nur ruhig," besänf
tiqte der junge Mann, ich wollte Ihren
Urahnen ja nicht beleidigen. Stellen
Sie sich jetzt nur ordentlich hin; ich
werde Sie 'mal ein bischen richten."
Damit packte er Prellers rechtes Bein
und hielt dasselbe in die Luft, während
dieser verzweifelte Anstrengungen, sich
loszureißen, machte.
Herr, was fällt Ihnen ein! Halten
Sie mich für einen Storch?" schrie das
unglückliche Opfer und schlug mit den
Händen um sich.
Ruhig, alte Neoeilraye, oder wir
binden Sie fest!" versetzte der Künstler,
und es blieb ihm in der That nichts weiter
übrig, als sich ruhig zu verhalten. Als
er aber sah, daß die jungen Leute ihre
Skizzenbücher vornahmen, war es mit
seiner Geduld zu Ende, wüthend sprang
er von dem Podium, nicht, ohne bei
dem Absprung eine Venusbüste zu zer-
schlagen.
wie Frechling! schrie der lange,
junge Mensch; was sällt Ihnen denn
ein! Sie haben uns ja eine Venusbüste
zerschlagen! Das soll Ihnen theuer zu
stehen kommen!"
Ach was! Machen Sie doch nicht sol-
ches Aufhebens von dem Quark! Das
Ding war ja schon kaput, das Frauen
zimmer hatte ja gar keine Arme mehr!"
Halten Sie s Mund rief der An-
dere. Sie sind ein Schwindler, und
kein Modell! Bormann können Sie im
Poniren, uns nicht! Hinaus!"
Preller lieg sich diese freundliche Auf-
forderung nicht zweimal sagen, und es
bedürfte durchaus nicht des Nachschubs
von Seiten der Künstler, um ihn der
Segnungen der freien Luft theilhaftig
werden zu lasten.
Aber ach wie sah er aus! Er hatte
eine frappante Aehnlichkeit mit Hektor,
als dieser von Achilles durch die Straßen
Trojas geschleift wurde. Seine wem
gen Haare, die er vorher sorgsam wie
Sardellen gesammelt hatte, sträubten
sich, seine von Hause aus röthliche Nase
strahlte grün und blau, denn ein Künst
ler hatte es sich nicht versagen können,
sie ein wenig anzupinseln, seine Trikots
schlotterten um die Beine, sein Haupt
zierte statt des Helmes ein alter, einge
drückt Cylinder, und statt des Schmer
tes hing an seiner Linien ein rother,
baumwollener Regenschirm.
Prellcrs Lage war kritisch; eine
größere Menschenmenge hatte sich um
ihn versammelt und betrachtete ihn
lachend, während die Künstler, die ihm
nachgeeilt waren, noch immer ihrem
Unmuth Luft machten. So weit das
Auge reichte, war auch nicht der Schim
mer einer Droschke zu sehen, als plötzlich
eine neue Gestalt auftauchte, der man
auf den ersten Blick den Künstler ansah,
und der von allen Seiten mit Bormann
begrüßt wurde.
Was! Ich habe Euch den Kerl ge
schickt?" rief der Ankömmling als Ant
wort auf die Fragen seiner Freunde.
Fallt mir ja nicht ein! Das ist ein
Schwindler! Bringt ihn zur Polizei!"
Und als hatte sich Alles gegen den
armen Hektar verschworen, tauchte in
diesem Augenblick die bläulich-martiali
sche Iestalt eines Schutzmannes an der
Straßenecke auf. Herr Preller stand
Todesangst aus; kein Mensch würde ihm
die Geschichte mit der Verwechslung
glauben; er sah sich bereits in düsterer
Zelle bei Waffer und Brot, als einzige
Geführten ein Dutzend Ratten, die sei
nen annen Korper als willkommene
Nahrung betrachteten. Und erst die
Zeitungen, wie würden die am nächsten
Tage über ihn schreiben und spötteln!
Verzweifelnd blickte er sich nach einem
Retter um, da fiel sein Auge auf ein
bekanntes Gesicht Karl Brenner stand
vor ihm. Es war demüthigend, gerade
ihn um Beistand zu bitten, aber was
sollte er thun? Die bläulich martiali
sche Gestalt rückte immer bedrohlicher
näher.
Um Himmklswillen, Herr Brenner,"
stöhnte der Unglückselige, befreien Sie
mich aus dieser Hölle!"
Verzeihen Sie, nietn Herr!" ver
setzte der Angeredete höflich, aber kalt,
ich habe nicht das Vergnügen, Sie zu
kennen!"
Ach, gewiß kennen Sie mich; mein
Name ist Preller!"
Ach, wahrhaftig! Jetzt erkenne' ich
Sie! Ja, Herr Preller, wie kommen
wie denn in die e Verkleidung?
Das will ich Ihnen sogleich erklären;
aber vor Allein befreien Sie mich. Die
Herren sind i wohl Ihre Freunde,
diese Hallunken; ich wollte sagen, es
sind auch junge, strebsame Künstler wie
wie,"
Ich werde mein Möglichstes thun!"
versetzte Brenner, und fuhr dann, nach
dem er den Malern einige Worte zge
flüstert, fort: Die Herren sind bereit,
die Sache auf sich beruhen zu lasten,
wenn Sie Abbitte leisten wollen."
Abbitte?"
Das ist das Beste, was Sie thun
können. Bedenken Sie, die Herren ha
den Skizzen von Ihnen in Händen, und
da sie Alle für Witzblätter arbeiten, so
können Sie sich das Weitere denken!"
Dagegen ließ sich nichts machen.
Preller murmelte einige Worte und
stieg dann mit Brenner in eine des We
ges fahrende Droschke. Fünf Minuten
schwieg cr, dann schüttelte et seinem an
geblichen Retter sein Herz ans und bat
ihn, die Veröffentlichung der Skizzen zu
verhindern.
Ja, das wird schwer halten!" der
setzte der junge Mann, so etwas Ur
komisches giebt's nicht alle Tage. Geld
würde keinen Zweck haben, aber viel
leicht würden sie's aus Freundschaft für
mich thun."
So! Wirklich?" fragte Prellet eifrig.
Ach, dann thun Sie's doch, bitte!"
Unter einet Bedingung!" fuht Karl
fort. Sie geben Ihre Einwilligung zu
meiner Verheiratung mit Ihrem Mün
del Laura. Sonst prangen Sie in der
nächsten Woche in sämmtlichen Bläi
lern," Herr Ptellet dachte einen Augenblick
nach und sagte dann:
Gut, ich gehe auf Ihre Bedingun
gen ein. Aber ich fürchte nur, das
Mädchen kann Sie nicht leiden."
Das lassen Sie nur meine Sorge
sein!" entqegnete Karl und verließ den
Wagen.
AIs Herr Preller am nächsten Tage
von dem Fuhihertn, det ihn zum Mas-
kenball hatte bringen sollen, erfuhr, daß
dieser im Laufe des Tages die briefliche
Ordre bekommen hatte, ihn nach einet
ganz anderen Gegend zu befördern,
wollte er erst sein Wort zurücknehmen,
denn er merkte, welchen Streich man
ihm gespielt hatte. Aber er fürchtete
sich, denn Katl hatte noch immer die
entsetzlichen Kattikaturen im Besitz und
gab dieselben erst an seinem Hochzeits
tage heraus.
Herr Preller aber hat sich vorqenom-
men, nie wieder einen Maskenball zu
besuchen.
Die Volkszählung.
Auch eine Likbesgeschichle,
In der R strafte giebt es zwei
Kaufmannsläden, Müller und Wühler
naturlich Feinde und Konkurrenten!
Jeder hat einen Eommis; den Einen
nennen die Nachbarn den blonden Thee-
keffel, den Andern den schwarzen
Bruno.
August Theekeffel ist schon seit mehre
reu Jahren bei Herrn Müller; ein
braver, fleißiger Mensch, aber etwas
schüchtern und ungeschickt im Verkehr
mit dem weiblichen Geschlecht. Bruno
hingegen ein flotter Schmerenöther, der
mit jedem hübschen Mädchen anbändelt,
sich in drei Wochen viermal verliebt,
und seinen Prinzipal Wühlet wegen
seines Leichtsinns ost in Verzweiflung
bringt.
Sonntag Nachmittags pflegt er spa
zieren zu gehen und Hai dadurch an Ge
wandtheit bedeutend gewonnen. Et
kann Polka links herum tanzen und hat
sogar Eontre gelernt; daß er in der
vierten Tour beim Hertensolo regel
mätzig stecken bleibt, ist kein großes
Verbrechen. Das kann Leuten passt
ren, die Frau und Kinder haben!
Schon seit drei Jahren schwärmt er
ganz im Stillen sllr das hübsche Käth
chen Schönemann: so oft sie in den
Laden kommt, um für die Wirthschaft
einzukaufen, klopft sein Herz links unter
der Weste so stark, als wollte es zer
springen, und et kann oft vor Auf
regung kaum die nöthigen Fragen her
vorbringen: Was wünschen Sie, mein
Fräuleiii? Zu welchem Preise soll der
Kaffee sein? Kann ich sonst mit etwas
dienen?" Natürlich hatte Käthchen
längst gemerkt, welchen Eindruck sie auf
den Eommis Theekeffel machte in
der Hinsicht ist jedes Madchen ungemein
schlau aber sie that gar nicht der
gleichen und lieh ihn seufzen. Der lief
ihr nicht davon, aber möglicherweife
fand sich noch ein hübscherer, flotterer
Freier.
Vorsicht ist die Mutter der Weis
heit! Der schwarze Bruno machte eben
falls verliebte Augen, wenn n Kalt
eben vorübergehen sah, drehte unter
nehmend seinen Schnurr da rt und warf
ihr eine Kußhand zu. Tos hatte Thee
keffel nie gewagt! Mit Käthchen näher
bekannt zu werden, hatte sich Bruno
schon längst gewünscht, und als die Fa
milie Schönemanu eines Sonntags
einen Ausflug machte, stieg er hinter
drein. Als Fräulein Käthchen sich auf
einer Bank niederließ, um auszuruhen,
benutzte er den günstigen Augenblick und
trat an sie heran. Es dauerte nicht
lange, so sing er ein Gespräch an.
Ich hob' die Ehr'! Mein Rame ist
Bruno! Kenne die Herrichasten schon
lange. Küß die Hand Euer Gnaden!
Hob' das Fräulein ost bewundert wegen
ihrer feschen Toilette. Sieht halt aus
wie aine Wienerin!
Sind Sie ein Österreicher?" fragte
ihn Herr wchönemann.
Hob' die Ehr'! Eigentlich ein Un
gar!" Mühler's Eommis zog eine Vi
sitenkarte aus der Tasche und überreichte
sie niit elegantet Verbeugung.
Papa Schönemann setzte bedächtig
seine Btille auf und las laut niit gtoßet
Uebetraschung:
Graf Bonislaw Zeck von Vösiau."
Das wären Sie?" fragte er un
gläubig. Allerdings! Hob' die Ehr'!" und
dann zählte der ungarische Graf seine
romantische Lebensgeschichte. Sei, Va
ter war enterbt worden, weil er cm
Bürgermüdchen geheirathet hatte, und
sein Großvater, det alte Gtaf Zeck von
Vöslau, hatte ihn und seine Mutter
aus dem Schlöffe jagen lassen, als sein
Sohn auf der Jagd verunglückt war.
Anstatt dessen halte sich sein bürgerlich
Oheim feinet angenommen; ein teichet
Handelshett, der im Mittelländische
Meer eine Insel besaß mit Lorbeerhai
nen, Dattelpalmen, Corinthen und
Süßholz, und für den tausend Sklaven
arbeiteten. Et wollte ihn als Sohn
annehmen uutet det Bedingung, daß
et zwei Jahre bei seinem Geschäfts
freund Mühlet aushielt, und daß et
sich mit einet Dtesdnetin vetheitathete!
Mein Onkel schwärmt halt gar zu
sehr für die Sachsen! Meine Probezeit
ist bald vorbei, aber eine Frau hob' ich
bis jetzt noch nicht gefunden!" und
Gtaf Bonislam lächelte Käthchen an
und drehte seinen Schnurrbart!
Seitdem ließ Frau Schönemann ihre
Materialwaaren beim Kaufmann Muh
ler holen und der schwarze Bruno ging
jeden Sonntag mit der Familie spazie
ren. Wenn et Käthchen feurige Blicke
zuwarf, oder ihr zum Abschied die Hand
küßte, dann lächelte die Mutter heimlich
und sah ihre Tochter bereits als junge
Gräfin auf der griechischen Insel untet
Lotbeetbaumen wandeln, wählend
tingsum die tausend Sklaven Datteln
pflücken, Eotinthen lesen und Süßholz
raspeln.
Käthe, Tu bist ein Glückskind!"
Unterdessen war det 2. Dezember ge
kommen, wo man im deutschen Reiche
das Volk zählt und jeden Lebenden zu
Papier bringt.
Herr Schönemann hat sich als frei
williger Zähler gemeldet, und zufällig
gehörte zu seinem Bezirk das Haus, wo
Mühlers Eommis sehr bescheiden im
vierten Stock wohnte. Vater, kannst
Du nicht erfahren, wann det Gebutts
tag des Gtafen Bonislaw ist? Ich
möchte ihm gern etwas schenken; viel
leicht eine Brieftasche mit Monogramm
und Grafenlrone auf Goldgrund ge
malt!" lispelte Käthchen, als der Batet
fottging, um einet Bürgerpflicht zu ge
nllgen. Das kann ich thun!" antwortete er.
Wie er zu det Wittwe Heinrich kam,
warf et einen ptüfcnden Blick auf die
beteits ausgefüllte Volkszählungsliste.
Sie haben den jungen Mann nicht
ausgeschrieben, det bei ihnen wohnt!"
Nil ftcilich. hiet steht ja sein Name :
Gottlieb Emil Bruno, Handlungsdie
net." Schönemann schüttelte den Kopf.
Ich weiß, daß et sich aus Familien
tücksichten so nennt, abet die Behörde
verlangt den wahren Namen. Ich weiß,
daß er det Graf Bonislaw Zeck von
Böslau ist. Ich habe seine Visitenkarte
gesehen." Die Wittwe Heinrich machte
große Augen. Nee, aber übet so was.
Da hat Ihnen det dumme Junge etwas
vorbeflunkert und Sie haben's, meiner
Seele, geglaubt! Det und ä Gtaf, 's
ist zum Lachen! Keeue Sput von so was
Vornehmen! Seine Muttet is meine
Schwester und sei Vater is der Glaser
Bruno in Roßmein! Emil is ä paar
Monate in Teplitz in Stellung gewesen
und da hat et eenige östetreichische Re
densartcn aufgeschnappt, und die Visi
tenkarte im Schloßgarten gesunden.
Mit der treibt er nu seinen Unsinn! Na
wart' nur, Emil, wenn Tu nach Hause
kommst, sollst Tu Tei Fett von mir
kriegen! So was Dummes! Verleugnet
seine braven, rechtschaffenen Eltern !"
Ter schwarze Bruno soll am nächsten
Tage recht kleinlaut gewesen sein und
Käthchen Schönemann hat verweinte
Augen gehabt. Gestern ist sie zum er
ftcn Male wieder bei Müllers im Laden
gewesen, um Lompenzucker und Kathri
nenpflaumen zn laufen und hat den
blonden Theekeffel freundlich angelächelt,
und der ist dadurch so in Entzücken ge
rothen, daß er beinahe in's Syrupfaß
gefallen wäre. Nächstes Iaht giebt's
mahtscheinlich kein Fraulein Schöne
mann mehr, abet statt besten eine Ftau
Kathrine Theekeffel! Und das hat die
Volkszählung gethan.
Ertappt.
Die .Stt. P." läßt sich aus Paris
berichten: Viel Heiterkeit bat hier ein
gelungener Coup der Polizei erregt,
dem zwei .berühmte" englische Za
schendiebe zum Opfer gefallen sind.
In der letzten Zeit hatten sich die Kla
gen über Taschendiebstähle auf den
großen Boulevards außerordentlich ver
mehrt, und alle Anzeichen wiesen aus
englische Arbeit" hin. Aber wie die
fett Künstlern" beilommen? Ta
schlendern neulich Abends zwei hoch
elegante Herren über den Boulevard des
Italiens, und besehen die Schauscnster.
Aus einmal wechseln sie einen schnellen
Blick, Ziel des Blickes ein ebenfalls
hocheleganter älterer Herr, der einen
kleinen Schwipp" zu haben scheint.
Denn et stolpette etwas, redet die
Damen im Vorübergehen huldvoll au,
stellt sich breit vor die Läden, besieht die
hübschen Dinge, die da ausgestellt sind,
murmelt allerlei vor sich hin und bm
niclt so laugsam weiter von Straße zii
Straße bis in die Rue Roqale. Dort
sind nicht so viele Leute, als aus den
Boulevards, und der lustige Herr wird
nicht so gedrängt, während et die Schau
fcnstet bettachtet. Die beiden anderen
Herren sind ihm so langsam nachgc
schlendert, und als er vor einem Lade
mit eleganten Spazietstöcken Halt macht,
stellt sich det eine Herr neben, der andere
hinter ihn. Der lustige ältere Herr
knöpft seinen Rock auf und consultirt
eine schwere goldene Uhr, die an einer
schweren goldenen Kette hängt. Die
beiden anderen Herren musterten die
Spazietstöcke. Plötzlich stößt der lustige
alte Herr einen Schrei ans. In dem
selben Augenblick will ihm det Hett,
der neben ihm steht, einen Borerstoß
gegen den Magen versetzen. Der lustige
alte Herr abet, det plötzlich ganz mich
tcttt erscheint, weicht dein Stoß geschickt
aus, versetzt jedem det beiden anderen
Herren einen furchtbaren Stoß auf ihre
Nasen, und pseist aus emem kleinen
Jagdpfeifchcn. Wie aus der Erde ge-
wachsen stehen ein paar Schutzleute da
und die Londoner Pickpockets machen die
betrübende Erfahrung, daß die Pariser
Geheimpolizei nicht von Pappe ist. Der
lustige alte Herr war nämlich ein ganz
gewiegtet Ctiminal-Eommiffär, det aus
den Taschcndiebsang ausging. Als
Lockvogel strich er Übet die Boulevards,
und als et bot dem Spazierstockladen
die Hand des feinen Fremden" an
seiner Uhr fühlte, gab er Alarm. End
etgebniß: Zwölf Monate Gefängniß
für den Londoner und eine Gtatifikation
für den Pariser.
Das Geld im ummischuh.
Die alte Geschichte von den allzu
schlau versteckten Etsparniffen hat dieset
Tage in Betlin ein Dienstmädchen an
sich erlebt, zu seinem Gluck noch mit
gutem Ausgange. Das Mädchen hatte
von det Hettschaft die Etlaudniß, alle
Abfälle an Lumpen u. s. w., die nicht
weilet iin Haushalt vetwetthet werden
konnten, fiit sich zu sammeln und zu
vetkauscn. Das that es denn auch jähr
lich, und jedesmal kurz vor Weihnachten
kam ein Händler, der betn Mädchen die
Vottäthe abkaufte. Anfangs Dezember
erkrankte es und wutde bei Angehörigen
zur Pflege untetgebracht. Während
dieset Zeit erschien det Händlet, um wie
gewöhnlich die angesammelten Lumpen
abzuholen, Ta das Mädchen nicht da
wat, wandte et sich an die Hettschaft,
wotauf ihm die Frau des Hauscs meh
tete mit Abfällen gefüllte Säcke anwies,
für die et insgesammt sechs Mark be
zahlte. Als das Mädchen wieder gene
sen war und zurückkam, erschrak es nicht
wenig, als ihm die Haussrau die sechs
Mark übergab. Es hatte nämlich all'
seine Ersparnisse in einem alten
Gummischuh und diesen wieder in dem
einen Sack versteckt gehabt. Entsetzt
eilte nun die Acrmsle zu dem Händler,
wo ihr die traurige Gewißheit wutde,
daß die Abfälle schon sottitt und zum
Theil verschickt seien. In kluger Vor
ficht hatte sie aber nach dem Gnmmi
schuh nicht gefragt. Während sie nun
übet den Hof ging, siel ihr zwischen
altem Gerümpel ein Gummischuh auf,
in dem sie ihre Sparbüchse erkannte.
Sie hob den Schuh auf und fand that
sächlich in ihm noch ihr Geld. Seit die
fer Zeit aber hak sie ihr Geld der städti
schcn Sparkaffe anvertraut.
tit ZZärvung der redst.
Nicht alle Menschen wiffen, daß die
Krebse erst beim Kochen roth werden,
und ein berühmter französischer Schrift
stellet, der den Krebs den Eatdinal
des Meeres" nannte, machte sich dadurch
lächerlich. Die Hummern und Ktcbse
enthalten nämlich in ihren Schalen
einen löslichen, blauen oder sonstwie
dunklen Fatbstoff, den das kochende
Wasser auszieht, worauf der ebenfalls
vorhandene, nur in Jett lösliche, rothe
Farbstoff allein hervortritt. Man kann
den dunklen Farbstoff" auch mit kaltem
Branntwein ausziehen, und die Köche
fürstlicher Persönlichkeiten haben in
früheren Zeiten, in denen man Schau
gerichte liebte nicht selten Thierqua
lern getrieben und aus eben angedeutete
Weise roth gemachte Krebse lebendig aus
die Tasel gebracht.
An manchen Orten, so nach Tichud
bis, eines bcrübmten Natnrsorschers,
Angabe in einem Buch bei Solotdurn,
kommen rothe Krebse vor.
Zwei Gebirgsseen Savonens enthal
ten hinwieder eine Spielart dieser wohl-
schmeckenden Schalenlhiere, welche auch j
beim Kochen nicht roll, werden, tonoern
ihre grünlich-braune Farbe behalten.
Sie sollen sehr schmackhaft sein.
Miizoernaiiden.
Amerikaner: Heute ist es sehr heiß! . .
Wie viel Fabrenheit?"
Portier: .Mit Ihnen find's sechs!"
03ciimIc Ausrede,
Meisterin: Schlingel, wie konntest
Du iit die Wutst aus dem Kotbe ver
lieren?" Lehrbub: Ach. Meesterin, unter
wegs nahm ich den Deckel ab, und wie
ich die Wursch sah, da da var sie
verloren."
. työflid).
Gerichtsvollzieher (nachdein er sich ver
geblich nach psiindbaren Sachen inge
schaut hat): Sie haben doch hoffentlich
eine Uhr?"
Student: Bedauere unendlich; aber
ich kann meine Hauswirthin fragen
wen Sie wissen wollen, wie spät
es ist!"
Einfachste Abhilfe.
Aber, ich bitte Tich, Emilie, bleib'
doch nicht bei jeder Auslage stehen!"
Gut gehen mit hinein!"
Itobaft.
Alte Kskelte (die liei'in offnen Neu
ster Klavier spielt, zum Stnbenmäd-,
chen): Glauben Sie, Marie, daß mich
der Herr Major drüben hört?"
$oe: Freilich soeben macht er
sein Fenster zu!"
21ns der Gcschichtsstiiude.
Lehrer: Mit was wird wohl Philipp
den P y r r h u s vergiftet haben?"
Schüler: Mit Anti p yri n!"
Sächsische lcberreime.
De Leber ist von ciiem Hecht
Und ich von encm Lämmchen;
Das Mädchm, das ich haben iiiecht',
Schmiert wunderscheene Bemmchen.
Te Leber ist von encm Hecht
Aus encm Deich im Siden
Der Hausknecht und der Stiescllnecht
Sin beede grundverschieden.
De Leber ist von enem Hecht
Und nich von enem Schbctling;
Das Mädchen, das ich haben mecht',
Hat manches Psindchcn Schtetling.
Steigerung.
Also auch diese Geschichte
haben Sie selbst erlebt. Herr Förster?"
,,Ja natürlich! Sie ist sogat zum
Theil noch selbstetlebtet wie die
erste!"
Satai.
Junger Arzt wührend der Sprech
stunde) zu den Patienten im Vorzim
mer: Wer wartet denn am längsten?"
Schneider: Ich, Herr Doktor! Ich
hab' Ihnen den Anzug schon vor einem
Jahr geliefert!"
Schulbuben logik,
Gehst Tu gerne in die Schule,
Fritz?"
Aber Papa, in die Schule geht nicht
einmal unser Lehret gern!"
wahrscheinlich.
Fräulein (zu ihrer' Freundin): Die
ganze Welt möchte ich küssen, so glücklich
bin ich heute!"
Handiverksbursche (der in det Nähe
im Ehausseegtaben liegt, zu seinem
Kameraden): Tu, das soll eine An-
spielung sein; die hat uns bemerkt!"
lviderspruch.
Mutter: Dein Bräutigam hat doch
während der ganzen Landpartie unauf
hörlich in Dich hineingeredet. Wovon
sprach er denn ?"
Tochter: Daß er mich u n a u S
sp r c ch l i ch liebe."
Soskaft.
.Cvrr (mit 9Zp(ipiftprnnn hnn ftiiiir
Dienstzeit als Kavallerist zählend):
lleberhaupt, ich war zum Kaval
leristcn geboten!"
Fräulein: Halten Sie schon als
Kind krumme Beine?"
" S,e weiß Bescheid,
Hausherr: Sagen Sie. Minna,
wann bin ich eigentlich diese Nacht nach
Hause gekommen?"
Köchin: Ach. thun Se doch nich so;
det wird Ihnen die Madame doch jcmiß
längst jesagt haben!"
Ein sarkastischer Doktor,
Gigerl (zu seinem Doktor): Hasse
Jmpsmarien am Arm! Würde mich
lieber an der öh! Wade impfen
laffen!"
Tt. Spottlcrl: Wenn dort Platz
dazu ist ganz gern!"
Entschuldigt.
Vater: Wie, Katl, Tu bist nicht
versetzt worden? Tu bist gewiß nicht
fleißig gewesen!"
Sohn (für sein Alter etwas klein ge
wachsen): O, doch lieber Vater, aber
der Lehrer hatte nicht seine Brille aus,
da hat er mich gewiß übersehen!"
Sehr emsach.
Noch Eins wollt' ich Sie fragen,
liebet Toktot. Sobald ich Sauerkraut
effe, bekomme ich die heftigsten Magen
schmerzen. Was ist da zu thun?"
Ellen -ie lein anerkraul!"
Der Oarwnü.
Minister: Es wird mir ein Verqnu
gen sein, aus Ihrer Soiree zu erjchci
nen!"
Bankier: Ercellenz finden in meinem
-alon die Koruphaen der Kunst und
Winenschaft von der goldenen Mr
daille aufwärts!"
,
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s.