Das Alodell, Mimorrtlc von it'ill)flm !!. Ja, lieber Sfnrl, alles Reden ()at eine Zweck; Herr Preller wird nie seine GimtnUiflUiig zn unserer Heirath Heben." . , Entsetzlich," fuhr der mit Karl An .nniheie fort. tan Dein l'atet in feinern Testament festgesetzt hat, Du dürstest Tich nicht ohne die Einwilligung des Herrn Prell vermahlen." Ja, es ist traurig. Icifjt sich aber nicht ändern! Nur einen Menschen giebt S, dem Herr Preller seine Zustimmung geben wurde! Wer ist den das?!" ..Er iclber!" Was! Er hat die Frechheit, Dich l,cirathen 3.1 wollen?" Fräulein Laura nickte lächelnd mit dem ziopse. Aber er ist ja zweimal älter als Du: und dabei so hässlich, das, er mit jedem Pavian erfolgreich konlurriren könnte." O, er hält sich noch fiir sehr schön, und fordern für unwiderstehlich. Deute Dir nur, er will sogar als Hektar us den Maskenball gehen! Wir haben nämlich gestern eine Einladung betont inen." Und da bildet er sich wohl ein, Du Würdest ihn als ndromache begleiten?" Etwas dergleichen meinte er aller dings, aber ich habe mich ewig von ihn, gewendet, Ja, ich habe ihm sogar er tlärt, ich wiirde nicht in demselben Wa gen fahren, wenn er sich so lächerlich machen könnte." Natürlich gab er nach?" Nein keineswegs! Er ist jetzt nur noch versessener darauf, als Hektor zu scheinen!" Ach, ich wünschte," fuhr Karl nach ienllich fort, ich könnte den, alten Narren einen Streich spielen, damit er seine Einwilligung zu unserer Heirath giebt!" Ach, das wäre herrlich!" rief Laura in die Hände klatschend, denn ohne Geld können wir nicht leben. Man sagt zwar allgemein, Du wärst ein talentvoller, junger Maler, aber auch talentvolle Maler wollen leben. Von Liebe allein werden wir nicht satt." Das stimmt!" seufzte Karl Brenner, doch was thun?" Beide grübelten noch über diese Frage nach, als sich schwere dritte hören ließen. Mein Vormund kommt!" rief Laura schnell. Tann will ich lieber gehen. Also aus morgen Nachmittag an der Nor maluhr auf dem Spittelmarkt!" sagte Karl, machte dem eintretenden Herrn Preller eine höfliche, kalte Verbeugung ,nd ging. Der' Mensch kommt ja so oft!" brummte Herr Preller und blickte dem Jortgehenden nach. Warum soller nicht!" hauchte Laura, es gefällt ihm bei uns so gut!" So!" murmelte Preller und setzte sich zu Tisch. Na, Laura," fuhr er nach der Supve fort, Du hast Dir hoffentlich die Sache überlegt? Es war doch nur Scherz von Dir, daß Du mit mir nicht zum Mas .kcnball fahren wolltest, wenn ich als Hektor ginge." Nein, Herr Bormund," versetzte Laura, es war mein blutiger Ernst." Und ich werde es dennoch thun, Au gust Preller bricht sein Wort nie!" Aber bedenken Sie doch, wie lacher lich Sie mit dem Schild und dem kurzen Schwert aussehen werden." Das sehe ich durchaus nicht ein. Ich 'gin überzeugt, Hektor hat Schild und Schwert stets mitgenonimcn, wenn er in Troja auf den Maskenball ging." Das kann sein, aber ich mache mich nicht lächerlich!" erklärte Laura und der ließ das Zimmer. Der Abend war herangerückt, und um 9 Uhr hielt ein Wagen vor Prcllcrs Wohnung. Fraulein Laura hatte ihre Drohung wahr gemacht und war bereits vor einer halben Stunde fortgefahren. Fünf Minuten später bestieg Herr Preller, als Hektor kostümirt. den Wa gen. Er sah weniger majestätisch als komisch aus. Der Helm war zu groß, und selbst die Zuhilfenahme eines Bo gens Packpapier hatte ihn nicht viel en er gemacht, weshalb er icie eine bene- delte Krähe auf Prcllers kahlem Haupte ob Hektor eine Platte hatte, ist aller iittas noch nicht historisch nachgewiesen hin- und herbalancirte. Die Trikots aen auch nicht besonders, sie zogen Wasser, wie man zu sagen pflegt, und bildeten an den Kniekehlen eine förmliche Wurst. Sie wissen, wohin Sie zu fahren haben?" fragte der trojanische Held den utichcr. Woll, woll! Steigen Sie man in, sonst kriegen Sie noch Eisbeene!" erwi derte der Roffclenker. .Es ist merkwürdig." murnieltc Prel- ler, als er in dem Wagen saß, diese alten Römer und Trojaner hatten ganz andere Beine als wir; ich glaube, ich f ritte schon! Nach einer halbstündigen Fahrt hielt der Wagen vor einem Hause in der Thiergartengegend. Ein Diener öffnete den Schlag und zeigte aus eine Thür im Garten. Sonderbar," murmelte Preller, ich scheine zu früh gekommen zu sein. Nir ' genbs eint Spur von einer Festlichkeit. Doch horch, da höre ich Stimmen. Hier wird'i sein!" Er öffnete die Thür und sah sich einer größeren Anzahl junger Leute gegen- über, die allem Anscheine nach Maler waren, eine Menschenklasse, die er ans Grund seines Herzens verabscheute. Einiae arbeiteten, andere rauchten, aber alle waren in lebhaftester Unter- Haltung begriffen. Aha!" rief ein langer, junger Mann, als er Herrn Preller bemerkte, da kommt i Bornianns Modell! via endlich! Kerl, wo haben Sie sich denn o lange 'rumgetrieben?" Erlauben Sie!" begann Herr Prel ler würdevoll, aber schon hatte man ihm seinen Mantel halb mit Gewalt ausge zogen, und er stand in seiner ganzen troiaiiischen Glorie da. Donnerwetter!" fuhr der lange, lunge Mensch fort, was sallt dem Bor, mann ein! Sagt uns, er hätte einen famosen Hektor, und schickt uns solch' Monlrum?!" Das kann ich nicht sagen!" versetzte Preller, ich kenne Herrn Bormann nicht, aber es scheint hier ein Irrthum vorzuliegen Ach ivas, Irrthum! Sind Sie Hek tor oder nicht?" Allerdings! Aber " atfn hrtnn rtipfitft k?!n 9srW! Los!" Ja, aber ich sage Ihnen doch, ich bin in ein falsches Haus gekommen Unsinn, stimmt schon, alter Freund, Allerdings hatten wir Sie uns etwas anders vorgestellt!" Mit diesen Worten nickte der junge Mann feinen Freunden zu, und im Nu war Preller aus eine Art Estrade gezerrt. Meine Freunde scheinen nicht viel von Jhiien zu halten," fuhr der Maler fort und zeigte aus den lachenden i)o rus, aber das ist Bormanns Schuld , , " Der Teufel hole Bormann!" brüllte Preller wüthend. Das meine ich auch. Sie können ja nichts dafür, daß Sie wie'n verklei deter Schimpanse aussehen!" Was, ich ein Schimpanse!" schrie der Held aus Troja. Na, seien Sie nur ruhig," besänf tiqte der junge Mann, ich wollte Ihren Urahnen ja nicht beleidigen. Stellen Sie sich jetzt nur ordentlich hin; ich werde Sie 'mal ein bischen richten." Damit packte er Prellers rechtes Bein und hielt dasselbe in die Luft, während dieser verzweifelte Anstrengungen, sich loszureißen, machte. Herr, was fällt Ihnen ein! Halten Sie mich für einen Storch?" schrie das unglückliche Opfer und schlug mit den Händen um sich. Ruhig, alte Neoeilraye, oder wir binden Sie fest!" versetzte der Künstler, und es blieb ihm in der That nichts weiter übrig, als sich ruhig zu verhalten. Als er aber sah, daß die jungen Leute ihre Skizzenbücher vornahmen, war es mit seiner Geduld zu Ende, wüthend sprang er von dem Podium, nicht, ohne bei dem Absprung eine Venusbüste zu zer- schlagen. wie Frechling! schrie der lange, junge Mensch; was sällt Ihnen denn ein! Sie haben uns ja eine Venusbüste zerschlagen! Das soll Ihnen theuer zu stehen kommen!" Ach was! Machen Sie doch nicht sol- ches Aufhebens von dem Quark! Das Ding war ja schon kaput, das Frauen zimmer hatte ja gar keine Arme mehr!" Halten Sie s Mund rief der An- dere. Sie sind ein Schwindler, und kein Modell! Bormann können Sie im Poniren, uns nicht! Hinaus!" Preller lieg sich diese freundliche Auf- forderung nicht zweimal sagen, und es bedürfte durchaus nicht des Nachschubs von Seiten der Künstler, um ihn der Segnungen der freien Luft theilhaftig werden zu lasten. Aber ach wie sah er aus! Er hatte eine frappante Aehnlichkeit mit Hektor, als dieser von Achilles durch die Straßen Trojas geschleift wurde. Seine wem gen Haare, die er vorher sorgsam wie Sardellen gesammelt hatte, sträubten sich, seine von Hause aus röthliche Nase strahlte grün und blau, denn ein Künst ler hatte es sich nicht versagen können, sie ein wenig anzupinseln, seine Trikots schlotterten um die Beine, sein Haupt zierte statt des Helmes ein alter, einge drückt Cylinder, und statt des Schmer tes hing an seiner Linien ein rother, baumwollener Regenschirm. Prellcrs Lage war kritisch; eine größere Menschenmenge hatte sich um ihn versammelt und betrachtete ihn lachend, während die Künstler, die ihm nachgeeilt waren, noch immer ihrem Unmuth Luft machten. So weit das Auge reichte, war auch nicht der Schim mer einer Droschke zu sehen, als plötzlich eine neue Gestalt auftauchte, der man auf den ersten Blick den Künstler ansah, und der von allen Seiten mit Bormann begrüßt wurde. Was! Ich habe Euch den Kerl ge schickt?" rief der Ankömmling als Ant wort auf die Fragen seiner Freunde. Fallt mir ja nicht ein! Das ist ein Schwindler! Bringt ihn zur Polizei!" Und als hatte sich Alles gegen den armen Hektar verschworen, tauchte in diesem Augenblick die bläulich-martiali sche Iestalt eines Schutzmannes an der Straßenecke auf. Herr Preller stand Todesangst aus; kein Mensch würde ihm die Geschichte mit der Verwechslung glauben; er sah sich bereits in düsterer Zelle bei Waffer und Brot, als einzige Geführten ein Dutzend Ratten, die sei nen annen Korper als willkommene Nahrung betrachteten. Und erst die Zeitungen, wie würden die am nächsten Tage über ihn schreiben und spötteln! Verzweifelnd blickte er sich nach einem Retter um, da fiel sein Auge auf ein bekanntes Gesicht Karl Brenner stand vor ihm. Es war demüthigend, gerade ihn um Beistand zu bitten, aber was sollte er thun? Die bläulich martiali sche Gestalt rückte immer bedrohlicher näher. Um Himmklswillen, Herr Brenner," stöhnte der Unglückselige, befreien Sie mich aus dieser Hölle!" Verzeihen Sie, nietn Herr!" ver setzte der Angeredete höflich, aber kalt, ich habe nicht das Vergnügen, Sie zu kennen!" Ach, gewiß kennen Sie mich; mein Name ist Preller!" Ach, wahrhaftig! Jetzt erkenne' ich Sie! Ja, Herr Preller, wie kommen wie denn in die e Verkleidung? Das will ich Ihnen sogleich erklären; aber vor Allein befreien Sie mich. Die Herren sind i wohl Ihre Freunde, diese Hallunken; ich wollte sagen, es sind auch junge, strebsame Künstler wie wie," Ich werde mein Möglichstes thun!" versetzte Brenner, und fuhr dann, nach dem er den Malern einige Worte zge flüstert, fort: Die Herren sind bereit, die Sache auf sich beruhen zu lasten, wenn Sie Abbitte leisten wollen." Abbitte?" Das ist das Beste, was Sie thun können. Bedenken Sie, die Herren ha den Skizzen von Ihnen in Händen, und da sie Alle für Witzblätter arbeiten, so können Sie sich das Weitere denken!" Dagegen ließ sich nichts machen. Preller murmelte einige Worte und stieg dann mit Brenner in eine des We ges fahrende Droschke. Fünf Minuten schwieg cr, dann schüttelte et seinem an geblichen Retter sein Herz ans und bat ihn, die Veröffentlichung der Skizzen zu verhindern. Ja, das wird schwer halten!" der setzte der junge Mann, so etwas Ur komisches giebt's nicht alle Tage. Geld würde keinen Zweck haben, aber viel leicht würden sie's aus Freundschaft für mich thun." So! Wirklich?" fragte Prellet eifrig. Ach, dann thun Sie's doch, bitte!" Unter einet Bedingung!" fuht Karl fort. Sie geben Ihre Einwilligung zu meiner Verheiratung mit Ihrem Mün del Laura. Sonst prangen Sie in der nächsten Woche in sämmtlichen Bläi lern," Herr Ptellet dachte einen Augenblick nach und sagte dann: Gut, ich gehe auf Ihre Bedingun gen ein. Aber ich fürchte nur, das Mädchen kann Sie nicht leiden." Das lassen Sie nur meine Sorge sein!" entqegnete Karl und verließ den Wagen. AIs Herr Preller am nächsten Tage von dem Fuhihertn, det ihn zum Mas- kenball hatte bringen sollen, erfuhr, daß dieser im Laufe des Tages die briefliche Ordre bekommen hatte, ihn nach einet ganz anderen Gegend zu befördern, wollte er erst sein Wort zurücknehmen, denn er merkte, welchen Streich man ihm gespielt hatte. Aber er fürchtete sich, denn Katl hatte noch immer die entsetzlichen Kattikaturen im Besitz und gab dieselben erst an seinem Hochzeits tage heraus. Herr Preller aber hat sich vorqenom- men, nie wieder einen Maskenball zu besuchen. Die Volkszählung. Auch eine Likbesgeschichle, In der R strafte giebt es zwei Kaufmannsläden, Müller und Wühler naturlich Feinde und Konkurrenten! Jeder hat einen Eommis; den Einen nennen die Nachbarn den blonden Thee- keffel, den Andern den schwarzen Bruno. August Theekeffel ist schon seit mehre reu Jahren bei Herrn Müller; ein braver, fleißiger Mensch, aber etwas schüchtern und ungeschickt im Verkehr mit dem weiblichen Geschlecht. Bruno hingegen ein flotter Schmerenöther, der mit jedem hübschen Mädchen anbändelt, sich in drei Wochen viermal verliebt, und seinen Prinzipal Wühlet wegen seines Leichtsinns ost in Verzweiflung bringt. Sonntag Nachmittags pflegt er spa zieren zu gehen und Hai dadurch an Ge wandtheit bedeutend gewonnen. Et kann Polka links herum tanzen und hat sogar Eontre gelernt; daß er in der vierten Tour beim Hertensolo regel mätzig stecken bleibt, ist kein großes Verbrechen. Das kann Leuten passt ren, die Frau und Kinder haben! Schon seit drei Jahren schwärmt er ganz im Stillen sllr das hübsche Käth chen Schönemann: so oft sie in den Laden kommt, um für die Wirthschaft einzukaufen, klopft sein Herz links unter der Weste so stark, als wollte es zer springen, und et kann oft vor Auf regung kaum die nöthigen Fragen her vorbringen: Was wünschen Sie, mein Fräuleiii? Zu welchem Preise soll der Kaffee sein? Kann ich sonst mit etwas dienen?" Natürlich hatte Käthchen längst gemerkt, welchen Eindruck sie auf den Eommis Theekeffel machte in der Hinsicht ist jedes Madchen ungemein schlau aber sie that gar nicht der gleichen und lieh ihn seufzen. Der lief ihr nicht davon, aber möglicherweife fand sich noch ein hübscherer, flotterer Freier. Vorsicht ist die Mutter der Weis heit! Der schwarze Bruno machte eben falls verliebte Augen, wenn n Kalt eben vorübergehen sah, drehte unter nehmend seinen Schnurr da rt und warf ihr eine Kußhand zu. Tos hatte Thee keffel nie gewagt! Mit Käthchen näher bekannt zu werden, hatte sich Bruno schon längst gewünscht, und als die Fa milie Schönemanu eines Sonntags einen Ausflug machte, stieg er hinter drein. Als Fräulein Käthchen sich auf einer Bank niederließ, um auszuruhen, benutzte er den günstigen Augenblick und trat an sie heran. Es dauerte nicht lange, so sing er ein Gespräch an. Ich hob' die Ehr'! Mein Rame ist Bruno! Kenne die Herrichasten schon lange. Küß die Hand Euer Gnaden! Hob' das Fräulein ost bewundert wegen ihrer feschen Toilette. Sieht halt aus wie aine Wienerin! Sind Sie ein Österreicher?" fragte ihn Herr wchönemann. Hob' die Ehr'! Eigentlich ein Un gar!" Mühler's Eommis zog eine Vi sitenkarte aus der Tasche und überreichte sie niit elegantet Verbeugung. Papa Schönemann setzte bedächtig seine Btille auf und las laut niit gtoßet Uebetraschung: Graf Bonislaw Zeck von Vösiau." Das wären Sie?" fragte er un gläubig. Allerdings! Hob' die Ehr'!" und dann zählte der ungarische Graf seine romantische Lebensgeschichte. Sei, Va ter war enterbt worden, weil er cm Bürgermüdchen geheirathet hatte, und sein Großvater, det alte Gtaf Zeck von Vöslau, hatte ihn und seine Mutter aus dem Schlöffe jagen lassen, als sein Sohn auf der Jagd verunglückt war. Anstatt dessen halte sich sein bürgerlich Oheim feinet angenommen; ein teichet Handelshett, der im Mittelländische Meer eine Insel besaß mit Lorbeerhai nen, Dattelpalmen, Corinthen und Süßholz, und für den tausend Sklaven arbeiteten. Et wollte ihn als Sohn annehmen uutet det Bedingung, daß et zwei Jahre bei seinem Geschäfts freund Mühlet aushielt, und daß et sich mit einet Dtesdnetin vetheitathete! Mein Onkel schwärmt halt gar zu sehr für die Sachsen! Meine Probezeit ist bald vorbei, aber eine Frau hob' ich bis jetzt noch nicht gefunden!" und Gtaf Bonislam lächelte Käthchen an und drehte seinen Schnurrbart! Seitdem ließ Frau Schönemann ihre Materialwaaren beim Kaufmann Muh ler holen und der schwarze Bruno ging jeden Sonntag mit der Familie spazie ren. Wenn et Käthchen feurige Blicke zuwarf, oder ihr zum Abschied die Hand küßte, dann lächelte die Mutter heimlich und sah ihre Tochter bereits als junge Gräfin auf der griechischen Insel untet Lotbeetbaumen wandeln, wählend tingsum die tausend Sklaven Datteln pflücken, Eotinthen lesen und Süßholz raspeln. Käthe, Tu bist ein Glückskind!" Unterdessen war det 2. Dezember ge kommen, wo man im deutschen Reiche das Volk zählt und jeden Lebenden zu Papier bringt. Herr Schönemann hat sich als frei williger Zähler gemeldet, und zufällig gehörte zu seinem Bezirk das Haus, wo Mühlers Eommis sehr bescheiden im vierten Stock wohnte. Vater, kannst Du nicht erfahren, wann det Gebutts tag des Gtafen Bonislaw ist? Ich möchte ihm gern etwas schenken; viel leicht eine Brieftasche mit Monogramm und Grafenlrone auf Goldgrund ge malt!" lispelte Käthchen, als der Batet fottging, um einet Bürgerpflicht zu ge nllgen. Das kann ich thun!" antwortete er. Wie er zu det Wittwe Heinrich kam, warf et einen ptüfcnden Blick auf die beteits ausgefüllte Volkszählungsliste. Sie haben den jungen Mann nicht ausgeschrieben, det bei ihnen wohnt!" Nil ftcilich. hiet steht ja sein Name : Gottlieb Emil Bruno, Handlungsdie net." Schönemann schüttelte den Kopf. Ich weiß, daß et sich aus Familien tücksichten so nennt, abet die Behörde verlangt den wahren Namen. Ich weiß, daß er det Graf Bonislaw Zeck von Böslau ist. Ich habe seine Visitenkarte gesehen." Die Wittwe Heinrich machte große Augen. Nee, aber übet so was. Da hat Ihnen det dumme Junge etwas vorbeflunkert und Sie haben's, meiner Seele, geglaubt! Det und ä Gtaf, 's ist zum Lachen! Keeue Sput von so was Vornehmen! Seine Muttet is meine Schwester und sei Vater is der Glaser Bruno in Roßmein! Emil is ä paar Monate in Teplitz in Stellung gewesen und da hat et eenige östetreichische Re densartcn aufgeschnappt, und die Visi tenkarte im Schloßgarten gesunden. Mit der treibt er nu seinen Unsinn! Na wart' nur, Emil, wenn Tu nach Hause kommst, sollst Tu Tei Fett von mir kriegen! So was Dummes! Verleugnet seine braven, rechtschaffenen Eltern !" Ter schwarze Bruno soll am nächsten Tage recht kleinlaut gewesen sein und Käthchen Schönemann hat verweinte Augen gehabt. Gestern ist sie zum er ftcn Male wieder bei Müllers im Laden gewesen, um Lompenzucker und Kathri nenpflaumen zn laufen und hat den blonden Theekeffel freundlich angelächelt, und der ist dadurch so in Entzücken ge rothen, daß er beinahe in's Syrupfaß gefallen wäre. Nächstes Iaht giebt's mahtscheinlich kein Fraulein Schöne mann mehr, abet statt besten eine Ftau Kathrine Theekeffel! Und das hat die Volkszählung gethan. Ertappt. Die .Stt. P." läßt sich aus Paris berichten: Viel Heiterkeit bat hier ein gelungener Coup der Polizei erregt, dem zwei .berühmte" englische Za schendiebe zum Opfer gefallen sind. In der letzten Zeit hatten sich die Kla gen über Taschendiebstähle auf den großen Boulevards außerordentlich ver mehrt, und alle Anzeichen wiesen aus englische Arbeit" hin. Aber wie die fett Künstlern" beilommen? Ta schlendern neulich Abends zwei hoch elegante Herren über den Boulevard des Italiens, und besehen die Schauscnster. Aus einmal wechseln sie einen schnellen Blick, Ziel des Blickes ein ebenfalls hocheleganter älterer Herr, der einen kleinen Schwipp" zu haben scheint. Denn et stolpette etwas, redet die Damen im Vorübergehen huldvoll au, stellt sich breit vor die Läden, besieht die hübschen Dinge, die da ausgestellt sind, murmelt allerlei vor sich hin und bm niclt so laugsam weiter von Straße zii Straße bis in die Rue Roqale. Dort sind nicht so viele Leute, als aus den Boulevards, und der lustige Herr wird nicht so gedrängt, während et die Schau fcnstet bettachtet. Die beiden anderen Herren sind ihm so langsam nachgc schlendert, und als er vor einem Lade mit eleganten Spazietstöcken Halt macht, stellt sich det eine Herr neben, der andere hinter ihn. Der lustige ältere Herr knöpft seinen Rock auf und consultirt eine schwere goldene Uhr, die an einer schweren goldenen Kette hängt. Die beiden anderen Herren musterten die Spazietstöcke. Plötzlich stößt der lustige alte Herr einen Schrei ans. In dem selben Augenblick will ihm det Hett, der neben ihm steht, einen Borerstoß gegen den Magen versetzen. Der lustige alte Herr abet, det plötzlich ganz mich tcttt erscheint, weicht dein Stoß geschickt aus, versetzt jedem det beiden anderen Herren einen furchtbaren Stoß auf ihre Nasen, und pseist aus emem kleinen Jagdpfeifchcn. Wie aus der Erde ge- wachsen stehen ein paar Schutzleute da und die Londoner Pickpockets machen die betrübende Erfahrung, daß die Pariser Geheimpolizei nicht von Pappe ist. Der lustige alte Herr war nämlich ein ganz gewiegtet Ctiminal-Eommiffär, det aus den Taschcndiebsang ausging. Als Lockvogel strich er Übet die Boulevards, und als et bot dem Spazierstockladen die Hand des feinen Fremden" an seiner Uhr fühlte, gab er Alarm. End etgebniß: Zwölf Monate Gefängniß für den Londoner und eine Gtatifikation für den Pariser. Das Geld im ummischuh. Die alte Geschichte von den allzu schlau versteckten Etsparniffen hat dieset Tage in Betlin ein Dienstmädchen an sich erlebt, zu seinem Gluck noch mit gutem Ausgange. Das Mädchen hatte von det Hettschaft die Etlaudniß, alle Abfälle an Lumpen u. s. w., die nicht weilet iin Haushalt vetwetthet werden konnten, fiit sich zu sammeln und zu vetkauscn. Das that es denn auch jähr lich, und jedesmal kurz vor Weihnachten kam ein Händler, der betn Mädchen die Vottäthe abkaufte. Anfangs Dezember erkrankte es und wutde bei Angehörigen zur Pflege untetgebracht. Während dieset Zeit erschien det Händlet, um wie gewöhnlich die angesammelten Lumpen abzuholen, Ta das Mädchen nicht da wat, wandte et sich an die Hettschaft, wotauf ihm die Frau des Hauscs meh tete mit Abfällen gefüllte Säcke anwies, für die et insgesammt sechs Mark be zahlte. Als das Mädchen wieder gene sen war und zurückkam, erschrak es nicht wenig, als ihm die Haussrau die sechs Mark übergab. Es hatte nämlich all' seine Ersparnisse in einem alten Gummischuh und diesen wieder in dem einen Sack versteckt gehabt. Entsetzt eilte nun die Acrmsle zu dem Händler, wo ihr die traurige Gewißheit wutde, daß die Abfälle schon sottitt und zum Theil verschickt seien. In kluger Vor ficht hatte sie aber nach dem Gnmmi schuh nicht gefragt. Während sie nun übet den Hof ging, siel ihr zwischen altem Gerümpel ein Gummischuh auf, in dem sie ihre Sparbüchse erkannte. Sie hob den Schuh auf und fand that sächlich in ihm noch ihr Geld. Seit die fer Zeit aber hak sie ihr Geld der städti schcn Sparkaffe anvertraut. tit ZZärvung der redst. Nicht alle Menschen wiffen, daß die Krebse erst beim Kochen roth werden, und ein berühmter französischer Schrift stellet, der den Krebs den Eatdinal des Meeres" nannte, machte sich dadurch lächerlich. Die Hummern und Ktcbse enthalten nämlich in ihren Schalen einen löslichen, blauen oder sonstwie dunklen Fatbstoff, den das kochende Wasser auszieht, worauf der ebenfalls vorhandene, nur in Jett lösliche, rothe Farbstoff allein hervortritt. Man kann den dunklen Farbstoff" auch mit kaltem Branntwein ausziehen, und die Köche fürstlicher Persönlichkeiten haben in früheren Zeiten, in denen man Schau gerichte liebte nicht selten Thierqua lern getrieben und aus eben angedeutete Weise roth gemachte Krebse lebendig aus die Tasel gebracht. An manchen Orten, so nach Tichud bis, eines bcrübmten Natnrsorschers, Angabe in einem Buch bei Solotdurn, kommen rothe Krebse vor. Zwei Gebirgsseen Savonens enthal ten hinwieder eine Spielart dieser wohl- schmeckenden Schalenlhiere, welche auch j beim Kochen nicht roll, werden, tonoern ihre grünlich-braune Farbe behalten. Sie sollen sehr schmackhaft sein. Miizoernaiiden. Amerikaner: Heute ist es sehr heiß! . . Wie viel Fabrenheit?" Portier: .Mit Ihnen find's sechs!" 03ciimIc Ausrede, Meisterin: Schlingel, wie konntest Du iit die Wutst aus dem Kotbe ver lieren?" Lehrbub: Ach. Meesterin, unter wegs nahm ich den Deckel ab, und wie ich die Wursch sah, da da var sie verloren." . työflid). Gerichtsvollzieher (nachdein er sich ver geblich nach psiindbaren Sachen inge schaut hat): Sie haben doch hoffentlich eine Uhr?" Student: Bedauere unendlich; aber ich kann meine Hauswirthin fragen wen Sie wissen wollen, wie spät es ist!" Einfachste Abhilfe. Aber, ich bitte Tich, Emilie, bleib' doch nicht bei jeder Auslage stehen!" Gut gehen mit hinein!" Itobaft. Alte Kskelte (die liei'in offnen Neu ster Klavier spielt, zum Stnbenmäd-, chen): Glauben Sie, Marie, daß mich der Herr Major drüben hört?" $oe: Freilich soeben macht er sein Fenster zu!" 21ns der Gcschichtsstiiude. Lehrer: Mit was wird wohl Philipp den P y r r h u s vergiftet haben?" Schüler: Mit Anti p yri n!" Sächsische lcberreime. De Leber ist von ciiem Hecht Und ich von encm Lämmchen; Das Mädchm, das ich haben iiiecht', Schmiert wunderscheene Bemmchen. Te Leber ist von encm Hecht Aus encm Deich im Siden Der Hausknecht und der Stiescllnecht Sin beede grundverschieden. De Leber ist von enem Hecht Und nich von enem Schbctling; Das Mädchen, das ich haben mecht', Hat manches Psindchcn Schtetling. Steigerung. Also auch diese Geschichte haben Sie selbst erlebt. Herr Förster?" ,,Ja natürlich! Sie ist sogat zum Theil noch selbstetlebtet wie die erste!" Satai. Junger Arzt wührend der Sprech stunde) zu den Patienten im Vorzim mer: Wer wartet denn am längsten?" Schneider: Ich, Herr Doktor! Ich hab' Ihnen den Anzug schon vor einem Jahr geliefert!" Schulbuben logik, Gehst Tu gerne in die Schule, Fritz?" Aber Papa, in die Schule geht nicht einmal unser Lehret gern!" wahrscheinlich. Fräulein (zu ihrer' Freundin): Die ganze Welt möchte ich küssen, so glücklich bin ich heute!" Handiverksbursche (der in det Nähe im Ehausseegtaben liegt, zu seinem Kameraden): Tu, das soll eine An- spielung sein; die hat uns bemerkt!" lviderspruch. Mutter: Dein Bräutigam hat doch während der ganzen Landpartie unauf hörlich in Dich hineingeredet. Wovon sprach er denn ?" Tochter: Daß er mich u n a u S sp r c ch l i ch liebe." Soskaft. .Cvrr (mit 9Zp(ipiftprnnn hnn ftiiiir Dienstzeit als Kavallerist zählend): lleberhaupt, ich war zum Kaval leristcn geboten!" Fräulein: Halten Sie schon als Kind krumme Beine?" " S,e weiß Bescheid, Hausherr: Sagen Sie. Minna, wann bin ich eigentlich diese Nacht nach Hause gekommen?" Köchin: Ach. thun Se doch nich so; det wird Ihnen die Madame doch jcmiß längst jesagt haben!" Ein sarkastischer Doktor, Gigerl (zu seinem Doktor): Hasse Jmpsmarien am Arm! Würde mich lieber an der öh! Wade impfen laffen!" Tt. Spottlcrl: Wenn dort Platz dazu ist ganz gern!" Entschuldigt. Vater: Wie, Katl, Tu bist nicht versetzt worden? Tu bist gewiß nicht fleißig gewesen!" Sohn (für sein Alter etwas klein ge wachsen): O, doch lieber Vater, aber der Lehrer hatte nicht seine Brille aus, da hat er mich gewiß übersehen!" Sehr emsach. Noch Eins wollt' ich Sie fragen, liebet Toktot. Sobald ich Sauerkraut effe, bekomme ich die heftigsten Magen schmerzen. Was ist da zu thun?" Ellen -ie lein anerkraul!" Der Oarwnü. Minister: Es wird mir ein Verqnu gen sein, aus Ihrer Soiree zu erjchci nen!" Bankier: Ercellenz finden in meinem -alon die Koruphaen der Kunst und Winenschaft von der goldenen Mr daille aufwärts!" , i y s.