Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 23, 1896, Image 12

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    Tscherkesse kchmcmn.
H u m o r k S k e von (S. P. Snde,
Es ist FaschingS-Dicnstag.
Pava Leöman. ein ehemaliger Vor
losthändlcr, jetziger Rentier, war eben
in, Begriff, auszugehen, um wie das
seine zehnjährige Gewohnheit war in
irgend einem Restaurant ,u frühstücken
und sich dabei in den neuesten politischen
und lokalen Ereignissen zu orientiren.
Schon hatte er sich von seiner Frau und
seiner Tochter Eleonore veraviqieoer, oa
fiel ibm ein. daß er seine Schnupf
tabacksdose in seinem Schlafzimmer habe
stehen lassen. Wohl oder Übel mutzte
er wieder umkehren, freilich mit dein
Vorsätze nun den Hinteren Ausgang sei
ner Wohnung zu benutzen.
Um indeß zu seinem Schlafzimmer zu
gelangen, mußte er das Arbeitszimmer
seiner Frau, eine große nach dem Hofe
gelegene Eckstube pasflren.
, Hier saß Fräulein Elise Rohrbeck,
eine hübsche, junge Schneiderin, tüchtig
an der Arbeit.
Morgen Lieschen! Schon so fleißig?"
fragte Herr Lehmann, sie wohlgefällig
betrachtend.
. Wie Sie sehen, Herr Lehmann,"
antwortete das junge Mädchen, ohne
von ihrer Arbeit aufzusehen. Unser
ins muß wohl schon fleißig sein!"
Hm," äußerte Herr eymann, )
unverwandt anschauend, sind wohl
nicht recht zufrieden mit ihrer Lage r
O, ich bin zufrieden, denn ich mache
keine großen Ansprüche," sprach sie.
Aber was ist denn 'das?" fragte
Herr Lehmann plötzlich, indem er zum
Tisch hinblickie, an welchen, das junge
Mädchen saß.
Dort lagen nämlich das vollständige
Kostüm einer Tscherkessin und einer
Edeldame.
Das ist ja Masken-Garderobe! Wie
kommt denn die hierher?" fuhr er neu
gierig fort.
Elise schien einen Augenblick um Ant
wort verlegen. Die die habe ich
mitgebracht ich will heut' Abend zum
Maskenball in ArnimS Hotel."
Als Tscherkessin?"
Jawohl, Herr Lehmann, als Tscher
kessin." Da ist ja aber auch der Anzug einer
Edeldame?" fragte neugierig der alte
Rentier.
Der Anzug ist für eine gute Freun
din von mir."
Hm, hm!" schnmnzelte Papa Leh
mann, indem er dem Tscherkeffen
Kostüme eine ganz besondere Aufmerk
samkeit zu widmen schien. Also in
Armins Hotel," sprach er dann vor sich
hin, aber mit einer Betonung, aus der
man errathen konnte, daß er zu einem
Entschluß gekommen sei, der von sehr
wichtigen Folgen sein mußte. Dann
noch einen genauen Blick ,auf die Ko
stüme und mehrere heimliche auf Lies
chen werfend, sagte er zu der jungen
Näherin: Adieu, Lieschens auf Wie
ersehen!" Ein Glück, daß er fort ist, wäre doch
beinahe alles verrathen!" sagte das
junge Mädchen vor sich hin, als Herr
Lehmann hinaus war, packte alles wie
der zusammen und trug es in das Zim
nier Leonorens.
Es war Abend geworden.
Vor Arnims Hotel harrte die nie seh
lende Schaar Neugieriger, Weiber und
Kinder, die ankommenden Fuhrwerke,
jede aussteigende Maske mit Hurrah
der schlechten Witzen zu begrüßen.
Oben aber, in den hell erleuchteten
Sälen, wogte bereits ein buntes Ge
wühl von rothe, blauen und weißen
Dominos, Rittern, Bauern, Türken,
Polen u. s. w. einander verfolgend oder
ausweichend, je nach Zusall oder Vor
satz. Mitten in diesem Gewühl tauchte plötz
lich ein Tscherkesse auf, von Maske zu
Maske, von Gruppe zu Gruppe trip
pelnd, schien er Jemand zu suchen, den
er bestimmt erwartet hatte.
Da mit einem Male fallen seine
Blicke auf eine reizende Tscherkessin,
welche in Begleitung einer Edeldame
soeben den Hauptsaal durchschreitet
er muß Tscherkessin und Edeldame ge
nau kennen, denn er folgt ihnen auf
dem Fuße, kaum darauf achtend, wie
ein stattlicher Räubeihauptmann, der
alle männlichen Masken mit prusendem
Blicke mustert, gerade ihm eine qanz be-
sondere Aufmerksamkeit zu widmen
scheint.
In einem der Nebcnsäle laden einige
noch unbesetzte Stühle Tscherkessin und
Edeldame zur kurzen Rast. Der Tscher
kejse benutzt diese Gelegenheit sich neben
seine orientalische Landsmännin zu pla
ciren, der besorgte Räuberhauptmann
ist ihm aber schon zuvor gekonimen und
setzt ftch neben die Tscherkessin. Er muß
sich einen Platz weiterhin Wahlen und
Ist dadurch leider verhindert, ein Ge-
sprich mit der Tochter des Orients an
knüpfen zu können.
Tagegen entwickelt sich zwischen
Tschcrkesiln. Edeldame und Räuber
hauptmann folgendes Gespräch: Mir
fallt immer wieder die Elise ein, Mama,
das Mädchen besitzt wirklich eine enorme
Geistesgegenwart! wie leicht hätte eine
Andere dem Papa, als er die Garderobe
entdeckte, alles verrathen können."
V Wäre der Vater übrigens heut' nicht
in seinem Skatllub, so hatten wir über
Haupt nicht an diese Ball denken kon
nen."
Wenn er nun aber vor unZ nach
Haul kommt?'
Tu weißt ja, Lconore. daß der
Vater immer gleich in sei Zimmer
geht, wenn er spat nach Hause kommt,
also gar nicht merkt, daß wir abwesend
find."
Und gesetzt den Fall. Ihr Herr Ge-
mahl wäre gar lelbst hier aus vem
Balle?" bemerkte der Rauberhaupt
mann. Wie, Sie könnten meinem Manne
zutrauen, daß "
Bei aller Achtung vor Ihrem Herrn
Gemahl, Madame aber nach der Er
zählung Ihrer Schneiderin müßte ich
mich sehr täuschen, wenn ich Herrn Leh
mann hier nicht noch in irgend einer
Bekleidung entdecken sollte."
Wer schon bei den ersten Worten der
Tscherkessin den in der Nähe sitzenden
Tscherkeffen unter die Larve hätte blicken
können, der mußte gewahren, wie Je
mand ausschaut, der auf falscher Fährte
betrosten wird. Herr Lehmann -r-dies
war der Tscherkeffe hielt es unter die
sen Umständen am gerathenften, sich so
bald als möglich unsichtbar zu machen,
was ihm auch glücklich gelang.
Und wer Tscherkessin, Edeldame und
der Räuberhauptmann sind, werden
wir später noch erfahren. Lassen wir
sie einstweilen ihrem Faschingsvergnü
gen nachgehen, folgen wir vielmehr
Herrn Lehmann, auf daß wir sehen, wie
er Fastnacht feiert.
Die Uhr hatte fast die eilfte Stunde
verkündet, als eine Droschke vor dem
Lehmannschen Hause hielt.
Heraus kletterte ein bejahrter Herr,
unter dessen Pelz-Paletot man deutlich
die Spuren eines Maskenkostüms er-
blicken konnte; es ist naturlich Herr Leh
mann. Die Droschke fuhr wieder ab, Herr
Lehmann stand vor seiner Hausthür,
nach seinem Schlüssel suchend und leise
vor sich hinschimpfend, daß seine Frau
nebst Tochter heimlich einen Ball besucht
hätten u. s. w.
Donnerwetter! " brach er plötzlich
ab, wo habe ich denn nur na, das
fehlt noch; habe ich den Hausschlüssel in
meinem Rocke oben stecken lassen muß
mich auch der Teufel plagen, daß ich
mich in dieses Maskenkostüm werfe
was fange ich denn nun an? Da bleibt
mir nichts weiter übrig, ich muß mir
vom Wächter aufschließen lassen. Heda,
Wächter!"
Keine Antwort.
Wächter!" ertönte es von Neuem
aus seinem Munde.
Wieder keine Antwort.
Er rief mindestens ein Dutzend Male
der Wächter erschien nicht.
Das ist nett!" stöhnte Herr Leh
mann, nun stehe ich draußen und kann
nicht ins Haus hinein. Wo nur der
Wächter stecken mag?! Wächter!" ertönte
es noch einmal, aber der Gerufene er
schien nicht.
Er wollte das Dienstmädchen rufen!
Lehmann siel aber sogleich ein, daß;
diese nach dem Hofe zu schlafe und sein
Rufen nicht hören könne. Eine Weile
blieb der Ausgeschlossene noch vor der
Hausthür stehen, in dem Glauben, daß
vielleicht ein verspäteter Hausbewohner
kommen und ihn ins Haus nehmen
werde.
Aber Niemand ließ sich schändlicher
Weise zur Rettung Lehmanns blicken.
Er war müde geworden und wollte
sich hinsetzen. Aber wo? Sich um
sehend, gewahrte er vis-a-vis ein tief
hineingehendes Hausthor, von dem er
Besitz zu ergreifen beschloß. Kaum den
Gedanken gefaßt, hatte er auch von die
ser Stätte Besitz genommen. Sich fester
in seinen Pelz hüllend, setzte er sich nie
der, und, den Himmel um baldige Ret
tung flehend, war er bald eingeschlafen.
Es währte nicht allzulange, so erschie
nen auf dem Schauplätze der Begeben
heilen zwei ganz obskure Gestalten, zwei
eben nicht großes Vertrauen einflößende
Kerle. Beide trugen an einer langen
Leiter, der erste außerdem einen Sack
unterm Arme, in welchem sich verschie
denes Werkzeug zu befinden schien, wäh
rend der zweite sich fortwährend ängst
lich und an allen Gliedern zitternd um
schaute. Sei kein Hasenfuß, Fritze!" rief der
Erstere seinem ängstlichen Hintermann
zu, indem er auf Lehmanns Haus wies
hier is et! Theilen möchtest Tu, aber
riskiren willste nischt. Seh' mir an
als ob ick mir so habe!"
Ja, Du haft klug reden," entgegncte
der Zurechtgewiesene mit gedämpfter
Stimme. Tu bist det schon jemohnt,
aber ick bin noch nie in't Jefängniß je
Wesen." Ach wat!" wendete der Erstere ein,
nachdem er bereits die zu Lehmanns
Hause angelegte Leiter erstiegen und
mit bewunderungswerther Gcschicklich
keit in der Bel-Etage ein Fenster geöff
net hatte, wer heutzudage ehrlich durch
de Welt kommen will, der muß "
Hepfi! Hepsi!" ertönte es da plötzlich
von vis a-vis her.
Bon der Leiter herunterrutschen und
schleunigst ReißauS nehmen, war das
einzige, was sich von den beiden ver
dächtigen Kerlen, die, wie der Leser be
reitS errathen haben wird. Tiebe arm
noch bemerken ließ.
Schlaftrunken rief sich Herr Lehmann
die Augen; er war jetzt wach geworden.
Seine unbequeme Schlasstclle ver
lassend, lenkte er seine Schritte seinem
Hause zu. Aber wag war das? WaS
erblickten seine Augen?!
.Eine Leiter an meinem Hause, und
auch das Fenster geöffnet? Viktoria, ich
din gerettet!" rief er erfreut vor sich
hin.
Schnell entschlossen, besteigt er jetzt
die Leiter; schon bat er einige Sprossen
erstiegen, da packt es ihn von hinten mit
nervigem Arm, und ein surchidar don-
nerndeS Halt!" hemmt die Schritte dc
Rentiers.
ES war ein Schutzmann.
Haben wir Dich ertappt, Spitzbube
infamer?" läßt sich auch die Stimme
des Nachtwächters dicht neben ihm vcr
nehmen. Na, warte, das soll ihm
schon ordentlich besorgt werden. Mit
solchen Halunken wird kurzer Prozeß
gemacht!"
Aber, meine Herren, was wollen
sie denn von mir? Ich heiße Leh
mann "
Lehmann? Ja, ja, so heißen mehr
Leute, Mousieur Langfinger" siel ihm
der Schutzmann in's Wort.
Er denkt woll, uns zu täuschen
nee, nee da kenn'n wir die Spitzbu
den besser, " fügte der Nachtwächter er
gänzend hinzu.
Nanu?! Kennen Sie mich denn
nich? Ich bin ja der Hauseigentümer
und habe meine Schlüssel vergessen."
Hauseigenthümer? Schlüssel ver
gessen? Was bedeutet denn dort der
Sack mit den Dietrichen?" hub der
Schutzmann in ernstem Beamtentone
an zu fragen, indem er auf den von
den wirklichen Gaunern zurückgelassenen
Sack wies.
Den Sack? Davon weiß ich nichts!"
antwortete Rentier Lehmann mit kläg
lich klingender Stimme.
Faule Ausrede! Wird sich schon fin
den jetzt vorwärts mit zur Wache!"
Was? Nach der Wache?" jammerte
der Festgenommene. Ach Gott, diese
Schmach! Himmel, sende mir Rettung,
sonst bin ich verloren, ich, der unschul
feistste Mensch unter der Sonne!"
August! Unglücksmensch! Was hast
Du gethan!" ließ sich jetzt eine Herrn
Lehmann wohlbekannte Stimme ver
nehmen, und durch den Menschenknäuel,
der sich inzwischen um den Verhafteten
gebildet hatte, brachen sich zwei uns be-,
reits bekannte Gestalten, die Edeldame
und die Tscherkessin, Bahn.
Halt da! Für diesen Herrn bürge
ich! Es ist der Rentier und Hauseigen
thümer Herr August Lehmann!" tönte
es jetzt aus dem Munde des Räuber
Hauptmanns, dessen Bekanntschaft wir
ebenfalls auf dem Maskenbälle gemacht
haben. Hier ist meine Legitimation!"
fügte er hinzu, indem er dem Schutz
mann seine Karte in die Hand drückte.
Auch der noch!" brummte Herr Leh
mann, und es schien, als wollte er ein
gewisses Etwas unter seinem Pelze den
Blicken der Seinigen entziehen.
Ah, Herr Gcrichts-Aktuar Specht,"
sagte der Schutzmann, ließ seinen Arre
stanten, einige Worte um Entschuld!
gung stotternd, fahren, und empfahl
sich mit dem Nachtwächter, die neugie
rige Menge aufklärend und in der der
hohen Obrigkeit eigenen Art und Weise
zum Auseinandergehcn auffordernd.
Aber, Väterchen, was ist denn
eigentlich passirt?" fragte Tscherkessin
Leonore. Kommst Du denn jetzt erst
aus dem Skatklub?"
Aus meinen Augen ungerathene
Tochter und auch Du, ungehorsame
Gattin, die Ihr ohne Wiffm und Willen
Eures Gatten und Vaters Maskenbälle
besucht Ihr seid an Allem schuld!"
donnerte Herr Lehmann mit der ganzen
Würde eines Familien-Oberhauptes.
Verzeihen Sie, Herr Lehmann," fiel
ihm der Räuberhauptmann in's Wort,
ich nehme die ganze Schuld auf mich!"
Sind Sie auch noch da? Machen
Sie, daß Sie fortkommen, der Teufel
mag Sie holen; ich will Sie nicht mehr
sehen!"
So? Ist das der Dank dafür, daß
ich mich eben für Sie verwendet und
Ihnen mindestens achtundvierzig Stun
den Untersuchungshaft erspart habe?
Bringen Sie mich nicht zum Aeußersten
durch Ihr Verhalten, Herr Lehmann,
oder "
Was denn?" fragte der Genannte
verdutzt.
Ich verrathe Ihrer Frau alles!"
flüsterte jetzt Ersterer dem Fragenden
ins Ohr daß Sie als Tscherkesse
auf dem Maskenball waren der hüb
schen, jungen Schneiderin wegen
machen Sie mal Ihren Pelzrock ausein
ander, Sie alter Sünder Sie!"
Um Gotteswillen machen Sie mich
nicht auch noch unglücklich "
Wenn Sie mir versprechen, daß Ihr
Fräulein Tochter "
Ja, ja Sie sollen Sie haben!"
Hurrah, Eleonore, wir haben ge
siegt!" jubelte jetzt Herr Specht; Papa
Lehmann willigt in unsere Berbin
dung."
Wäre eS möglich?! Tausend Tank,
Papachen!"
Wie bist Tu nur so schnell zu diesem
Entschlüsse gekommen?" fragte Frau
Lehmann, die Edeldame, erstaunt.
Weil ich Herrn Altuar Specht jetzt
als einen sehr liebenswürdigen Mann
kennen gelernt habe!" antwortete der
Rentier, wenn auch seinen Worten der
Ausdruck der inneren Ueberzeugung
fehlte. Jetzt thut mir aber den Ge
fallen und macht, daß wir ins HauS
kommen bis jetzt habe ich von der
Fastnacht noch keinen Genuß gehabt
braut uns eine gehörige Bowle Punsch,
dann will ich Euch erzählen, wie ich
Fastnacht gefeiert habe daS heißt
so weit es Euch intcrefsirt."
EinS aber rathe ich Ihnen. Herr
Schwiegersohn in si " wendete sich
Herr Lehmann. als man bereits bei der
Bowle saß nd er seine Abenteuer er
zählt hatte, an Herrn Specht sollten
Sie je HauSeigenthumer werden "
Und als Tscherkesse auf den Masken
ball geben, wegen einer hübschen, jun
gen Schneiderin" flüsterte ihm Herr
Specht bedeutungsvoll in Ohr.
Vergessen Sie ja Ihren Hausschlüssel
nicht!" fügte Herr Lehmann ergänzend
hinzu.
Sie kocht selber.
Ein Bildchcn auS junger
"Pfeils".
he, Bon Lina
Rein, mein Sohn ißt keine Nudeln
von der Länge eines Bindfadens, mein
Sohn ißt sie nur kurz und breit ge
schnitten."
Die mit diesen Worten angeredete
l?Iährige junge Frau erst seit drei
Wochen verheirathet! wandte sich ver
blüfft zu ihrer Schwiegermutter, die
vom Markte kommend, die junge Frau
dabei ertappte, wie sie selbst kochen
wollte. Bis dahin war alles glatt ge
gangen, d. h. die Schmiegermutter
hatte für die leiblichen Bedürfnisse des
jungen Paares gesorgt. Gestern aber
war durch eine unglückselige Bemerkung
des jungen Ehemannes die Eitelkeit
Emma s verletzt worden; er hatte be
hauptet, mit ihrer Kochkunst stünde es
wahrscheinlich schwach.
Sie, die sich noch vorige Woche ein
neues Kochbuch gekauft, sollte nicht ko
chen können. Gleich heute will sie es
ihm zeigen.
Ich denke, wenn ich die Nudeln lang
scheide, so muß ich ja wissen warum,
ich bin überzeugt, sie schmecken ihm ge
rade so am besten," versetzte sie etwas
schnippisch.
Nun, da bin ich ja doch neugierig,"
brummte Mutter, den Marktkorb ent
leerend, was da noch entsteht."
Da läutet es die Gemüsefrau.
Was nehm' ich nur gleich," denkt
Emma, oh, Blumenkohl."
Nachdem die Frau fort ist, betrachtet
Emma den Kohl. Es ist der erste in
der Saison, also jetzt, wie?
Die Schmiegermutter sitzt am Fenster
und strickt. Liebe Mama," sagt Emma
schüchtern, wie machst Du nur eigen!
lich den Blumenkohl zurecht ?"
Nun, Du weißt ja alles so gut,"
versetzte die Gefragte, auf meine Mei-
nung kommt es nicht an."
Auch gut," denkt Emma. ..ich werde
schon ohne Dich fertig." Sie schärft in
Gedanken das Messer. Ich glaube,
weil er so theuer ist, kann man recht gut
zweimal davon essen, also für heute das
Aeußcre." Sie schneidet die Blätter
ab, wäscht sie, putzt sie und stellt sie zum
Kochen auf.
Die Mutter guckt immer erstaunter
hin, sagt aber nichts.
Ganz beruhigt geht Emma in's
Wohnzimmer, singend und an ihren lie
ben Hans denkend, der wirklich noch
heute aus den Wolken fallen soll.
&te vlattert in ein paar Gedicht
büchern, läßt das Musikalbum spielen
und ist in der glücklichsten Stimmung.
Doch nun muß sie 'mal in der Küche
nachsehen.
Die Schwiegermutter ist verschwun
den. Kochenthutes," murmelte Emma,
aber weich scheint es noch nicht zu sein,
nun wir haben ja Zeit, so wartet man
eben ein bischen."
Jetzt läutet's wieder, der Briefträ
ger. O, ein Brief, der erste, seit sie
Frau ist, Frau Emma Schmitt," wie
hübsch die Adresse ist. Mutter." ruft
sie, sieh' her, ein Brief für mich, denke
Dir, Frau Emma Schmitt, ist das
nicht reizend?"
Doch die Mutter hört nicht. Sie ist
wohl ausgegangen. Also ehe der Brief
geöffnet wird, zuerst noch 'mal nachsehen
am Ofen, eine tüchtige Köchin läßt
nichts anbrennen! Doch es hat noch
keine Gefahr; der Topf, für 10 Pcrso
nen gerechnet, ist bis zum Rand voll
Wasser, und darin schwimmen lustig
die Blätter des Blumenkohls. Jetzt öff
net Emma den Brief; er ist von der
Tante und diese schreibt:
.Liebe Emma und Hans!"
Treffe beute Abend m,t dem 6 Uhr
Zuge bei Euch ein, alles Nähere münd
lich.
In Liebe Eure
Tanle Emilie."
Mutter. Mutter, um Gottes willen
wo bist Tu!" tönt jetzt Emma's
Stimme.
Die alte Frau, Unheil ahnend,
kommt jetzt herbei, m ihre Mund
winkcl zuckt es. Ist 'was passirt?"
fragt sie.
Die Tante kommt, so denke doch,
die Tante kommt. Wird Hans sich
freuen, wenn er sie sieht!" ruft Emma
erregt. Nudeln habe ich bereits, Kohl
auch, jetzt was noch?"
Da kommt der Metzgcrlehrling: Der
Meister läßt fragen, ob Sie den
Schweinemagen zum Füllen da brau
chen könnten?"
Oh gewiß," entgegnete Emma
rasch, gieb ihn nur her, das ist ja
TanteS Lieblingsfpeise, und ich glaube,
sie gab auch Blumenkohl dazu, ja rich
tig, jetzt erinnere ich mich, das trifft ftch
ja herrlich."
Nun liegt der Magen vor ihr auf
dem Tisch. TaS Tumme ist nur,
augenblicklich hat sie ganz vergessen,
wie er zu füllen ist. Sie besinnt sich.
Ja," murmelt sie, Kartoffeln waren
d'rin und Speck, gewürfelt, so wird'S
sei. Mutter, nicht wahr, mit Kar
toffeln und Speck wird er gefüllt,"
fragt sie laut und fahrt, ohne die Ant
wort abzuwarten, sort: Ja, ja, ich
weiß schon. Wird die Auge machen,
die Tante,. wenn sie gleich so ihr Lied
lingsgericht bekommt. Und Hans erst
nun, der wird nicht mehr spotten."
ES ist komisch, denkt Emma, so eine
alte Frau hat doch gar keinen Geschmack. !
Immer kocht sie so einförmige Sachen.
Die junge Frau begreift auf einmal
gar nicht, daß sie so 'was drei Wochen
lang essen konnte.
Durch die Aufregung des Kochens
ergeht der Tag rasch. ' Der Kohl ist
ziemlich zäh, kocht immer noch. Der
Magen ist schon schön braun gebraten.
Die Nudeln sind ja später bald gekocht,
nun rann ie zur Bahn gehen.
Kurze Zeit darauf wandert Emma
dem Bahnhof zu und trifft auch zur
rechten Zeit ein, um die Tante in Em
Pfang zu nehmen. Die Begrüßung ist
die allerherzlichste und dann geht's nach
au e. HanS ist auch bereits daheim
und natürlich sehr erfreut; bald herrscht
öle fröhlichste Stimmung.
Emma begicbt sich ' in die Küche
Was giebt's denn heute, Mutter?'
fragt Hans, ich habe gehörigen Hmr
ger mitgebracht."
Mutter lächelt und meint: Emma
kocht heute."
Endlich ist gedeckt. Eine Platte mit
Nudeln, daneben der Schweinemagen,
braun gebraten, und der sogenannte
Blumenkohl.
Das Gesicht des jungen Ehemannes
ist etwas länglich geworden. Sans,
bitte, schneide Du den Schweinemagen
an," bittet Emma, schon im Voraus
aus die Freude der Tante gespannt.
Hans schneidet an. Doch was ist das?
Tante setzt ihre Brille auf und sieht
ganz entsetzt das Gericht an. Da
kommt ein Kartoffelstückchen nach dem
andern hcrausgeschlüpst, nicht zu eng
beisammen, dazwischen einige gut er-
haltene Stückchen Speck.
Emma wird feuerroth. Alles still.
Auf einmal ein erschütterndes Gelächter
Aber Kind," sagte die Tante, was
hast Du denn gemacht, das muß ja
Alles mit Fleisch und Gewürz sein ge
hackt em."
Großer Gott!" schreit Hans jetzt,
ie hat die Blätter vom Kohl gekocht
Na, nur nicht weinen, das nächste Mal
wird's besser; sieh, wenn man die Nu-
dein klein schneidet, gehen sie la noch
Ich gehe und hole uns etwas kalten
Aufschnitt", tröstet Hans gutmüthig
sein kleines Frauchen, dessen erster Koch,
versuch so mißglückt war.
Ob sie wohl seitdem kochen gelernt
hat? Ich glaube wohl aber geneckt
wird sie von ihrem Manne doch noch
immer mit jener ersten Probe. Und
wenn sie fragt: was soll ich morgen
kochen, so erwidert er regelmäßig:
Schweinemagen mit Blumenkohl."
Es kommt anders.
Im Hause des Obersörsters fand ein
kleiner Hausball statt. Die meisten
Gäste waren beisammen, doch erwartete
man noch einige, so z. B. des Obersör-
flers sohn, einen Studenten, der zu
den Ferien nach Hause kommen sollte.
Man hatte den Wagen zur Bahn ge-
fahren, um ihn abzuholen. Niemand
erwartete ihn sehnsüchtiger als seine
Schwester Marie, ein schönes, sanstes
Mädchen, denn sie hing an den Bruder
mit inniger Zuneigung. Sie war in
der Küche beschäftigt, wo sie das Rollen
eines vorfahrenden Wagens nicht hören
sonnte. Die andern Mädchen aber hör
ten es, vergewisserten sich schnell, wer
der Ankömnilung sei, steckten die Köpse
zusammen, flüsterten und kicherten, und
endlich eme eine hinaus und rief: Ma
rie, Dein Bruder ist angekommen!"
Draußen war es stockdunkel. Eine
trübe Laterne brannte vor der Haus-
tyüre, warf aber ihr Licht nicht bis zu
dem Wagen, an welchem sich der Ange
kommene zu schaffen machte. Plötzlich
sühlle er sich von zwei weichen Armen
umschlungen und einige Küsse auf sei
nen Lippen, Er zog das junge Mäd
chen an sich und erwiderte die Küsse.
Beide aber fuhren auseinander, als mit
einem Male eine ganze Schaar junger
Samen, lämmilich Lichter oder Lampen
in den Händen, hinaustraten. Ein
riefiges Gelächter wurde laut. Der
Scherz war gelungen. Marie, die be
scheide, schüchterne Marie lag in den
Armen dis Barons von Wetterlingen.
Der Baron war einer der reichsten
Grundbesitzer der Gegend, und trotzdem
er wenig mehr als dreißig Jahre zählte,
als Weiberseind verschrieen. Die glän
zendften Parthieen, die ihm unter der
Hand angetragen wurden, hatte er aus
geschlagen. Beiläufig, er war ganz
das Gegenstück zu seinem Vetter, dem
Herrn von Brachhausen, der auch an
diesem Abend erwartet wurde. Auch
dieser war Junggeselle, dennoch aber
als daS Gegentheil eines Weiberfeindes
bekannt.
Wie nun die jungen Mädchen mit
ihrer Beleuchtung näher traten und ei
nen Haldkreis um daS bestürzte Paar
bildeten, beugte sich der Baron zu Ma
rie, welche in Thränen ausgebrochen
war, nieder und flüsterte ihr einige
Worte in'S Ohr, Marie flüsterte zurück.
Tr Haldkreis siand erwartungsvoll.
Meine Tamen," sagte der Baron,
ich habe die Ehre, Ihnen meine Braut
vorzustellen."
Ten jungen Tamen. erstarb daS La
chen aus den Lippen und machte einem
konventionellen Lächeln Platz. Man
gratulirte dann, und die Verlobung
wurde mit allem Glanz gefeiert.
Eine Stunde später traf Herr von
VrachhauskN, des Barons Vetter, ein
und wurde bei seinem Eintritt in die
Hausthür vom Oberförster empfangen
und begrüßt.
Aber sagen Sie mir. Oberförster,"
rief er, was ist das sür ein Spuk bei
Ihnen! Als ich vom Wagen stieg,
wurde ich nach einander von einem
halben Dutzend junger Mädchen um
armt und geküßt. Wenn Sie diese
neue Einrichtung getrosten haben, dann
alle Hochachtung!"
Diese Teufelmädel!" schmunzelte der
Oberförster, , Sie möchten auch soviel
Glück haben wie meine Marie."
Daher.
Schriftsteller: Wie hat Ihnen mein
neuestes Lustspiel gefallen, gnädiges
Fräulein!"
Dame: O, es war , entzückend
im Zwischenakt wurde mir eine Liebes
erklürung gemacht!"
Nur immer gut Deutsch,
Frau: ES ist doch eine rechte Unsitte,
Fremdwörter anzuwenden, ivo man
gute deutsche Namen hat. Da sucht
hier in der Zeitung Jemand einen So
cius und meint damit doch nur eine
Compagnon."
Miszvcisiündniß.
Aber, Herr Dickerl, Sie zechen ja
fürchterlich! Ich sagte doch, Sie sollte
nur Wein mit Wasser trinken!"
O je, und ich verstand: ,Wein wie
Wasser'!"
Schlau.
Wie, Du erhältst heuer schon das
vierte Kleid von Deinem Mann! Wie
fängst Du das nur an?"
Ganz einfach: das erste bekam ich
nach meinem Nervenkrampf zur Gene
sung, das zweite nach einem Streit zur
Versöhnung, das dritte nach unserer
Sommerfrische zur Erholung "
Und jetzt das vierte?"
Nach dem Besuch meiner Mutter zur
Befreiung."
Zn der Angst.
Barbier: Hören Sie das Schreien?
Der Löwenwirth sticht jetzt ein Schwein
ab!"
Kunde: Um Gotteswillen! Verscho
nen Sie mich nur!"
Fatale Aufrichtigkeit,
Gast: Eine Flasche Wein, Kellner!"
Kellner: Zu ein, zwei oder drei
Mark?"
Gast: Hm, welchen würden Sie mir
empfehlen?"
Kellner: Unter uns: nehmen Sie den
zu einer Mark der andere ist näm
lich auch nicht besser."
Nachtdienst.
Vater (seinen Sohn besuchend, wel
cher in der Stadt studirt): Was,
Junge, jetzt am hellen Tage schlüsst
Du?"
Sohn (erstaunt): Ja, wann soll ich
denn schlafen?"
Im Restaurant.
Gast: Ja, was ist denn mit dem
Schmeizerkäse, den ich vor einer halben
Stunde bestellt habe?"
Kellner: Bitte gleich, es werden nur
noch einige Kunstlöcher hineingemacht.
Aufrichtig.
A. : Wieviel Schoppen Bier trinke
Sie durchschnittlich pro Tag?"
B.: Nur fünf."
A.: Wie, nur fünf, Sie scherze
wohl?"
B.: Die anderen trinke ich alle
Nachts!"
Ein Pantoffelheld,
Herr: Wenn Du Dir alles, was Du
möchtest, wünschen könntest, was möch-
teft Du am liebsten?" "
Freund: Tann wurde ich mir den
Hausschlüssel wünschen.
Kindermund.
Vater: Tu hörst nicht, Fritz! Was
man Dir sagt, geht in das eine Ohr
hinein und aus dem andern wieder
hinaus."
Kleiner Fritz: Papa, ich kann doch
nicht dafür, daß ich zwei Ohren habe!"
Ein hubscher Toast auf die Frauen.
Die Frauen vereinfachen unsern
Schmerz, verdoppeln unsre Freude und
verdreifachen unsre Ausgaben. Sie
ollen leben hoch!"
Reingefallen.
Da habe ich nun ein Mädchen ge
heirathet, das nicht Klavier spielt und
eine Mutter hat, die sehr gut kocht und
nun "
Nun und ?"
Jetzt kocht meine Frau und die
Schmiegermutter spielt den ganzen Tag
Klavier!"
Kurioses verhör.
.Ihr Name?"
Walter."
Vorname?"
Auch Walter."
Stand?"
Hausverwalter."
Geburtsort?"
Wüstewaltersdorf."
Nu, bitte, hören Sie aber auf,
sonst schreie ich Gewalt!"
Im Eramen.
Examinator: Wir kommen jetzt zu
den Schwimmoögeln. Sagen Sie mir,
Herr Kandidat, welche Farbe hat die
Gans?"
Kandidat: Schon goldbraun!"
Eraminator: Ader. Herr Kandidat,
welch' ein Unsinn! Tie GanS ist doch
weiß!"
Kandidat: Ja freilich, wenn Sie die
rohe meinen!"