Tscherkesse kchmcmn. H u m o r k S k e von (S. P. Snde, Es ist FaschingS-Dicnstag. Pava Leöman. ein ehemaliger Vor losthändlcr, jetziger Rentier, war eben in, Begriff, auszugehen, um wie das seine zehnjährige Gewohnheit war in irgend einem Restaurant ,u frühstücken und sich dabei in den neuesten politischen und lokalen Ereignissen zu orientiren. Schon hatte er sich von seiner Frau und seiner Tochter Eleonore veraviqieoer, oa fiel ibm ein. daß er seine Schnupf tabacksdose in seinem Schlafzimmer habe stehen lassen. Wohl oder Übel mutzte er wieder umkehren, freilich mit dein Vorsätze nun den Hinteren Ausgang sei ner Wohnung zu benutzen. Um indeß zu seinem Schlafzimmer zu gelangen, mußte er das Arbeitszimmer seiner Frau, eine große nach dem Hofe gelegene Eckstube pasflren. , Hier saß Fräulein Elise Rohrbeck, eine hübsche, junge Schneiderin, tüchtig an der Arbeit. Morgen Lieschen! Schon so fleißig?" fragte Herr Lehmann, sie wohlgefällig betrachtend. . Wie Sie sehen, Herr Lehmann," antwortete das junge Mädchen, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. Unser ins muß wohl schon fleißig sein!" Hm," äußerte Herr eymann, ) unverwandt anschauend, sind wohl nicht recht zufrieden mit ihrer Lage r O, ich bin zufrieden, denn ich mache keine großen Ansprüche," sprach sie. Aber was ist denn 'das?" fragte Herr Lehmann plötzlich, indem er zum Tisch hinblickie, an welchen, das junge Mädchen saß. Dort lagen nämlich das vollständige Kostüm einer Tscherkessin und einer Edeldame. Das ist ja Masken-Garderobe! Wie kommt denn die hierher?" fuhr er neu gierig fort. Elise schien einen Augenblick um Ant wort verlegen. Die die habe ich mitgebracht ich will heut' Abend zum Maskenball in ArnimS Hotel." Als Tscherkessin?" Jawohl, Herr Lehmann, als Tscher kessin." Da ist ja aber auch der Anzug einer Edeldame?" fragte neugierig der alte Rentier. Der Anzug ist für eine gute Freun din von mir." Hm, hm!" schnmnzelte Papa Leh mann, indem er dem Tscherkeffen Kostüme eine ganz besondere Aufmerk samkeit zu widmen schien. Also in Armins Hotel," sprach er dann vor sich hin, aber mit einer Betonung, aus der man errathen konnte, daß er zu einem Entschluß gekommen sei, der von sehr wichtigen Folgen sein mußte. Dann noch einen genauen Blick ,auf die Ko stüme und mehrere heimliche auf Lies chen werfend, sagte er zu der jungen Näherin: Adieu, Lieschens auf Wie ersehen!" Ein Glück, daß er fort ist, wäre doch beinahe alles verrathen!" sagte das junge Mädchen vor sich hin, als Herr Lehmann hinaus war, packte alles wie der zusammen und trug es in das Zim nier Leonorens. Es war Abend geworden. Vor Arnims Hotel harrte die nie seh lende Schaar Neugieriger, Weiber und Kinder, die ankommenden Fuhrwerke, jede aussteigende Maske mit Hurrah der schlechten Witzen zu begrüßen. Oben aber, in den hell erleuchteten Sälen, wogte bereits ein buntes Ge wühl von rothe, blauen und weißen Dominos, Rittern, Bauern, Türken, Polen u. s. w. einander verfolgend oder ausweichend, je nach Zusall oder Vor satz. Mitten in diesem Gewühl tauchte plötz lich ein Tscherkesse auf, von Maske zu Maske, von Gruppe zu Gruppe trip pelnd, schien er Jemand zu suchen, den er bestimmt erwartet hatte. Da mit einem Male fallen seine Blicke auf eine reizende Tscherkessin, welche in Begleitung einer Edeldame soeben den Hauptsaal durchschreitet er muß Tscherkessin und Edeldame ge nau kennen, denn er folgt ihnen auf dem Fuße, kaum darauf achtend, wie ein stattlicher Räubeihauptmann, der alle männlichen Masken mit prusendem Blicke mustert, gerade ihm eine qanz be- sondere Aufmerksamkeit zu widmen scheint. In einem der Nebcnsäle laden einige noch unbesetzte Stühle Tscherkessin und Edeldame zur kurzen Rast. Der Tscher kejse benutzt diese Gelegenheit sich neben seine orientalische Landsmännin zu pla ciren, der besorgte Räuberhauptmann ist ihm aber schon zuvor gekonimen und setzt ftch neben die Tscherkessin. Er muß sich einen Platz weiterhin Wahlen und Ist dadurch leider verhindert, ein Ge- sprich mit der Tochter des Orients an knüpfen zu können. Tagegen entwickelt sich zwischen Tschcrkesiln. Edeldame und Räuber hauptmann folgendes Gespräch: Mir fallt immer wieder die Elise ein, Mama, das Mädchen besitzt wirklich eine enorme Geistesgegenwart! wie leicht hätte eine Andere dem Papa, als er die Garderobe entdeckte, alles verrathen können." V Wäre der Vater übrigens heut' nicht in seinem Skatllub, so hatten wir über Haupt nicht an diese Ball denken kon nen." Wenn er nun aber vor unZ nach Haul kommt?' Tu weißt ja, Lconore. daß der Vater immer gleich in sei Zimmer geht, wenn er spat nach Hause kommt, also gar nicht merkt, daß wir abwesend find." Und gesetzt den Fall. Ihr Herr Ge- mahl wäre gar lelbst hier aus vem Balle?" bemerkte der Rauberhaupt mann. Wie, Sie könnten meinem Manne zutrauen, daß " Bei aller Achtung vor Ihrem Herrn Gemahl, Madame aber nach der Er zählung Ihrer Schneiderin müßte ich mich sehr täuschen, wenn ich Herrn Leh mann hier nicht noch in irgend einer Bekleidung entdecken sollte." Wer schon bei den ersten Worten der Tscherkessin den in der Nähe sitzenden Tscherkeffen unter die Larve hätte blicken können, der mußte gewahren, wie Je mand ausschaut, der auf falscher Fährte betrosten wird. Herr Lehmann -r-dies war der Tscherkeffe hielt es unter die sen Umständen am gerathenften, sich so bald als möglich unsichtbar zu machen, was ihm auch glücklich gelang. Und wer Tscherkessin, Edeldame und der Räuberhauptmann sind, werden wir später noch erfahren. Lassen wir sie einstweilen ihrem Faschingsvergnü gen nachgehen, folgen wir vielmehr Herrn Lehmann, auf daß wir sehen, wie er Fastnacht feiert. Die Uhr hatte fast die eilfte Stunde verkündet, als eine Droschke vor dem Lehmannschen Hause hielt. Heraus kletterte ein bejahrter Herr, unter dessen Pelz-Paletot man deutlich die Spuren eines Maskenkostüms er- blicken konnte; es ist naturlich Herr Leh mann. Die Droschke fuhr wieder ab, Herr Lehmann stand vor seiner Hausthür, nach seinem Schlüssel suchend und leise vor sich hinschimpfend, daß seine Frau nebst Tochter heimlich einen Ball besucht hätten u. s. w. Donnerwetter! " brach er plötzlich ab, wo habe ich denn nur na, das fehlt noch; habe ich den Hausschlüssel in meinem Rocke oben stecken lassen muß mich auch der Teufel plagen, daß ich mich in dieses Maskenkostüm werfe was fange ich denn nun an? Da bleibt mir nichts weiter übrig, ich muß mir vom Wächter aufschließen lassen. Heda, Wächter!" Keine Antwort. Wächter!" ertönte es von Neuem aus seinem Munde. Wieder keine Antwort. Er rief mindestens ein Dutzend Male der Wächter erschien nicht. Das ist nett!" stöhnte Herr Leh mann, nun stehe ich draußen und kann nicht ins Haus hinein. Wo nur der Wächter stecken mag?! Wächter!" ertönte es noch einmal, aber der Gerufene er schien nicht. Er wollte das Dienstmädchen rufen! Lehmann siel aber sogleich ein, daß; diese nach dem Hofe zu schlafe und sein Rufen nicht hören könne. Eine Weile blieb der Ausgeschlossene noch vor der Hausthür stehen, in dem Glauben, daß vielleicht ein verspäteter Hausbewohner kommen und ihn ins Haus nehmen werde. Aber Niemand ließ sich schändlicher Weise zur Rettung Lehmanns blicken. Er war müde geworden und wollte sich hinsetzen. Aber wo? Sich um sehend, gewahrte er vis-a-vis ein tief hineingehendes Hausthor, von dem er Besitz zu ergreifen beschloß. Kaum den Gedanken gefaßt, hatte er auch von die ser Stätte Besitz genommen. Sich fester in seinen Pelz hüllend, setzte er sich nie der, und, den Himmel um baldige Ret tung flehend, war er bald eingeschlafen. Es währte nicht allzulange, so erschie nen auf dem Schauplätze der Begeben heilen zwei ganz obskure Gestalten, zwei eben nicht großes Vertrauen einflößende Kerle. Beide trugen an einer langen Leiter, der erste außerdem einen Sack unterm Arme, in welchem sich verschie denes Werkzeug zu befinden schien, wäh rend der zweite sich fortwährend ängst lich und an allen Gliedern zitternd um schaute. Sei kein Hasenfuß, Fritze!" rief der Erstere seinem ängstlichen Hintermann zu, indem er auf Lehmanns Haus wies hier is et! Theilen möchtest Tu, aber riskiren willste nischt. Seh' mir an als ob ick mir so habe!" Ja, Du haft klug reden," entgegncte der Zurechtgewiesene mit gedämpfter Stimme. Tu bist det schon jemohnt, aber ick bin noch nie in't Jefängniß je Wesen." Ach wat!" wendete der Erstere ein, nachdem er bereits die zu Lehmanns Hause angelegte Leiter erstiegen und mit bewunderungswerther Gcschicklich keit in der Bel-Etage ein Fenster geöff net hatte, wer heutzudage ehrlich durch de Welt kommen will, der muß " Hepfi! Hepsi!" ertönte es da plötzlich von vis a-vis her. Bon der Leiter herunterrutschen und schleunigst ReißauS nehmen, war das einzige, was sich von den beiden ver dächtigen Kerlen, die, wie der Leser be reitS errathen haben wird. Tiebe arm noch bemerken ließ. Schlaftrunken rief sich Herr Lehmann die Augen; er war jetzt wach geworden. Seine unbequeme Schlasstclle ver lassend, lenkte er seine Schritte seinem Hause zu. Aber wag war das? WaS erblickten seine Augen?! .Eine Leiter an meinem Hause, und auch das Fenster geöffnet? Viktoria, ich din gerettet!" rief er erfreut vor sich hin. Schnell entschlossen, besteigt er jetzt die Leiter; schon bat er einige Sprossen erstiegen, da packt es ihn von hinten mit nervigem Arm, und ein surchidar don- nerndeS Halt!" hemmt die Schritte dc Rentiers. ES war ein Schutzmann. Haben wir Dich ertappt, Spitzbube infamer?" läßt sich auch die Stimme des Nachtwächters dicht neben ihm vcr nehmen. Na, warte, das soll ihm schon ordentlich besorgt werden. Mit solchen Halunken wird kurzer Prozeß gemacht!" Aber, meine Herren, was wollen sie denn von mir? Ich heiße Leh mann " Lehmann? Ja, ja, so heißen mehr Leute, Mousieur Langfinger" siel ihm der Schutzmann in's Wort. Er denkt woll, uns zu täuschen nee, nee da kenn'n wir die Spitzbu den besser, " fügte der Nachtwächter er gänzend hinzu. Nanu?! Kennen Sie mich denn nich? Ich bin ja der Hauseigentümer und habe meine Schlüssel vergessen." Hauseigenthümer? Schlüssel ver gessen? Was bedeutet denn dort der Sack mit den Dietrichen?" hub der Schutzmann in ernstem Beamtentone an zu fragen, indem er auf den von den wirklichen Gaunern zurückgelassenen Sack wies. Den Sack? Davon weiß ich nichts!" antwortete Rentier Lehmann mit kläg lich klingender Stimme. Faule Ausrede! Wird sich schon fin den jetzt vorwärts mit zur Wache!" Was? Nach der Wache?" jammerte der Festgenommene. Ach Gott, diese Schmach! Himmel, sende mir Rettung, sonst bin ich verloren, ich, der unschul feistste Mensch unter der Sonne!" August! Unglücksmensch! Was hast Du gethan!" ließ sich jetzt eine Herrn Lehmann wohlbekannte Stimme ver nehmen, und durch den Menschenknäuel, der sich inzwischen um den Verhafteten gebildet hatte, brachen sich zwei uns be-, reits bekannte Gestalten, die Edeldame und die Tscherkessin, Bahn. Halt da! Für diesen Herrn bürge ich! Es ist der Rentier und Hauseigen thümer Herr August Lehmann!" tönte es jetzt aus dem Munde des Räuber Hauptmanns, dessen Bekanntschaft wir ebenfalls auf dem Maskenbälle gemacht haben. Hier ist meine Legitimation!" fügte er hinzu, indem er dem Schutz mann seine Karte in die Hand drückte. Auch der noch!" brummte Herr Leh mann, und es schien, als wollte er ein gewisses Etwas unter seinem Pelze den Blicken der Seinigen entziehen. Ah, Herr Gcrichts-Aktuar Specht," sagte der Schutzmann, ließ seinen Arre stanten, einige Worte um Entschuld! gung stotternd, fahren, und empfahl sich mit dem Nachtwächter, die neugie rige Menge aufklärend und in der der hohen Obrigkeit eigenen Art und Weise zum Auseinandergehcn auffordernd. Aber, Väterchen, was ist denn eigentlich passirt?" fragte Tscherkessin Leonore. Kommst Du denn jetzt erst aus dem Skatklub?" Aus meinen Augen ungerathene Tochter und auch Du, ungehorsame Gattin, die Ihr ohne Wiffm und Willen Eures Gatten und Vaters Maskenbälle besucht Ihr seid an Allem schuld!" donnerte Herr Lehmann mit der ganzen Würde eines Familien-Oberhauptes. Verzeihen Sie, Herr Lehmann," fiel ihm der Räuberhauptmann in's Wort, ich nehme die ganze Schuld auf mich!" Sind Sie auch noch da? Machen Sie, daß Sie fortkommen, der Teufel mag Sie holen; ich will Sie nicht mehr sehen!" So? Ist das der Dank dafür, daß ich mich eben für Sie verwendet und Ihnen mindestens achtundvierzig Stun den Untersuchungshaft erspart habe? Bringen Sie mich nicht zum Aeußersten durch Ihr Verhalten, Herr Lehmann, oder " Was denn?" fragte der Genannte verdutzt. Ich verrathe Ihrer Frau alles!" flüsterte jetzt Ersterer dem Fragenden ins Ohr daß Sie als Tscherkesse auf dem Maskenball waren der hüb schen, jungen Schneiderin wegen machen Sie mal Ihren Pelzrock ausein ander, Sie alter Sünder Sie!" Um Gotteswillen machen Sie mich nicht auch noch unglücklich " Wenn Sie mir versprechen, daß Ihr Fräulein Tochter " Ja, ja Sie sollen Sie haben!" Hurrah, Eleonore, wir haben ge siegt!" jubelte jetzt Herr Specht; Papa Lehmann willigt in unsere Berbin dung." Wäre eS möglich?! Tausend Tank, Papachen!" Wie bist Tu nur so schnell zu diesem Entschlüsse gekommen?" fragte Frau Lehmann, die Edeldame, erstaunt. Weil ich Herrn Altuar Specht jetzt als einen sehr liebenswürdigen Mann kennen gelernt habe!" antwortete der Rentier, wenn auch seinen Worten der Ausdruck der inneren Ueberzeugung fehlte. Jetzt thut mir aber den Ge fallen und macht, daß wir ins HauS kommen bis jetzt habe ich von der Fastnacht noch keinen Genuß gehabt braut uns eine gehörige Bowle Punsch, dann will ich Euch erzählen, wie ich Fastnacht gefeiert habe daS heißt so weit es Euch intcrefsirt." EinS aber rathe ich Ihnen. Herr Schwiegersohn in si " wendete sich Herr Lehmann. als man bereits bei der Bowle saß nd er seine Abenteuer er zählt hatte, an Herrn Specht sollten Sie je HauSeigenthumer werden " Und als Tscherkesse auf den Masken ball geben, wegen einer hübschen, jun gen Schneiderin" flüsterte ihm Herr Specht bedeutungsvoll in Ohr. Vergessen Sie ja Ihren Hausschlüssel nicht!" fügte Herr Lehmann ergänzend hinzu. Sie kocht selber. Ein Bildchcn auS junger "Pfeils". he, Bon Lina Rein, mein Sohn ißt keine Nudeln von der Länge eines Bindfadens, mein Sohn ißt sie nur kurz und breit ge schnitten." Die mit diesen Worten angeredete l?Iährige junge Frau erst seit drei Wochen verheirathet! wandte sich ver blüfft zu ihrer Schwiegermutter, die vom Markte kommend, die junge Frau dabei ertappte, wie sie selbst kochen wollte. Bis dahin war alles glatt ge gangen, d. h. die Schmiegermutter hatte für die leiblichen Bedürfnisse des jungen Paares gesorgt. Gestern aber war durch eine unglückselige Bemerkung des jungen Ehemannes die Eitelkeit Emma s verletzt worden; er hatte be hauptet, mit ihrer Kochkunst stünde es wahrscheinlich schwach. Sie, die sich noch vorige Woche ein neues Kochbuch gekauft, sollte nicht ko chen können. Gleich heute will sie es ihm zeigen. Ich denke, wenn ich die Nudeln lang scheide, so muß ich ja wissen warum, ich bin überzeugt, sie schmecken ihm ge rade so am besten," versetzte sie etwas schnippisch. Nun, da bin ich ja doch neugierig," brummte Mutter, den Marktkorb ent leerend, was da noch entsteht." Da läutet es die Gemüsefrau. Was nehm' ich nur gleich," denkt Emma, oh, Blumenkohl." Nachdem die Frau fort ist, betrachtet Emma den Kohl. Es ist der erste in der Saison, also jetzt, wie? Die Schmiegermutter sitzt am Fenster und strickt. Liebe Mama," sagt Emma schüchtern, wie machst Du nur eigen! lich den Blumenkohl zurecht ?" Nun, Du weißt ja alles so gut," versetzte die Gefragte, auf meine Mei- nung kommt es nicht an." Auch gut," denkt Emma. ..ich werde schon ohne Dich fertig." Sie schärft in Gedanken das Messer. Ich glaube, weil er so theuer ist, kann man recht gut zweimal davon essen, also für heute das Aeußcre." Sie schneidet die Blätter ab, wäscht sie, putzt sie und stellt sie zum Kochen auf. Die Mutter guckt immer erstaunter hin, sagt aber nichts. Ganz beruhigt geht Emma in's Wohnzimmer, singend und an ihren lie ben Hans denkend, der wirklich noch heute aus den Wolken fallen soll. &te vlattert in ein paar Gedicht büchern, läßt das Musikalbum spielen und ist in der glücklichsten Stimmung. Doch nun muß sie 'mal in der Küche nachsehen. Die Schwiegermutter ist verschwun den. Kochenthutes," murmelte Emma, aber weich scheint es noch nicht zu sein, nun wir haben ja Zeit, so wartet man eben ein bischen." Jetzt läutet's wieder, der Briefträ ger. O, ein Brief, der erste, seit sie Frau ist, Frau Emma Schmitt," wie hübsch die Adresse ist. Mutter." ruft sie, sieh' her, ein Brief für mich, denke Dir, Frau Emma Schmitt, ist das nicht reizend?" Doch die Mutter hört nicht. Sie ist wohl ausgegangen. Also ehe der Brief geöffnet wird, zuerst noch 'mal nachsehen am Ofen, eine tüchtige Köchin läßt nichts anbrennen! Doch es hat noch keine Gefahr; der Topf, für 10 Pcrso nen gerechnet, ist bis zum Rand voll Wasser, und darin schwimmen lustig die Blätter des Blumenkohls. Jetzt öff net Emma den Brief; er ist von der Tante und diese schreibt: .Liebe Emma und Hans!" Treffe beute Abend m,t dem 6 Uhr Zuge bei Euch ein, alles Nähere münd lich. In Liebe Eure Tanle Emilie." Mutter. Mutter, um Gottes willen wo bist Tu!" tönt jetzt Emma's Stimme. Die alte Frau, Unheil ahnend, kommt jetzt herbei, m ihre Mund winkcl zuckt es. Ist 'was passirt?" fragt sie. Die Tante kommt, so denke doch, die Tante kommt. Wird Hans sich freuen, wenn er sie sieht!" ruft Emma erregt. Nudeln habe ich bereits, Kohl auch, jetzt was noch?" Da kommt der Metzgcrlehrling: Der Meister läßt fragen, ob Sie den Schweinemagen zum Füllen da brau chen könnten?" Oh gewiß," entgegnete Emma rasch, gieb ihn nur her, das ist ja TanteS Lieblingsfpeise, und ich glaube, sie gab auch Blumenkohl dazu, ja rich tig, jetzt erinnere ich mich, das trifft ftch ja herrlich." Nun liegt der Magen vor ihr auf dem Tisch. TaS Tumme ist nur, augenblicklich hat sie ganz vergessen, wie er zu füllen ist. Sie besinnt sich. Ja," murmelt sie, Kartoffeln waren d'rin und Speck, gewürfelt, so wird'S sei. Mutter, nicht wahr, mit Kar toffeln und Speck wird er gefüllt," fragt sie laut und fahrt, ohne die Ant wort abzuwarten, sort: Ja, ja, ich weiß schon. Wird die Auge machen, die Tante,. wenn sie gleich so ihr Lied lingsgericht bekommt. Und Hans erst nun, der wird nicht mehr spotten." ES ist komisch, denkt Emma, so eine alte Frau hat doch gar keinen Geschmack. ! Immer kocht sie so einförmige Sachen. Die junge Frau begreift auf einmal gar nicht, daß sie so 'was drei Wochen lang essen konnte. Durch die Aufregung des Kochens ergeht der Tag rasch. ' Der Kohl ist ziemlich zäh, kocht immer noch. Der Magen ist schon schön braun gebraten. Die Nudeln sind ja später bald gekocht, nun rann ie zur Bahn gehen. Kurze Zeit darauf wandert Emma dem Bahnhof zu und trifft auch zur rechten Zeit ein, um die Tante in Em Pfang zu nehmen. Die Begrüßung ist die allerherzlichste und dann geht's nach au e. HanS ist auch bereits daheim und natürlich sehr erfreut; bald herrscht öle fröhlichste Stimmung. Emma begicbt sich ' in die Küche Was giebt's denn heute, Mutter?' fragt Hans, ich habe gehörigen Hmr ger mitgebracht." Mutter lächelt und meint: Emma kocht heute." Endlich ist gedeckt. Eine Platte mit Nudeln, daneben der Schweinemagen, braun gebraten, und der sogenannte Blumenkohl. Das Gesicht des jungen Ehemannes ist etwas länglich geworden. Sans, bitte, schneide Du den Schweinemagen an," bittet Emma, schon im Voraus aus die Freude der Tante gespannt. Hans schneidet an. Doch was ist das? Tante setzt ihre Brille auf und sieht ganz entsetzt das Gericht an. Da kommt ein Kartoffelstückchen nach dem andern hcrausgeschlüpst, nicht zu eng beisammen, dazwischen einige gut er- haltene Stückchen Speck. Emma wird feuerroth. Alles still. Auf einmal ein erschütterndes Gelächter Aber Kind," sagte die Tante, was hast Du denn gemacht, das muß ja Alles mit Fleisch und Gewürz sein ge hackt em." Großer Gott!" schreit Hans jetzt, ie hat die Blätter vom Kohl gekocht Na, nur nicht weinen, das nächste Mal wird's besser; sieh, wenn man die Nu- dein klein schneidet, gehen sie la noch Ich gehe und hole uns etwas kalten Aufschnitt", tröstet Hans gutmüthig sein kleines Frauchen, dessen erster Koch, versuch so mißglückt war. Ob sie wohl seitdem kochen gelernt hat? Ich glaube wohl aber geneckt wird sie von ihrem Manne doch noch immer mit jener ersten Probe. Und wenn sie fragt: was soll ich morgen kochen, so erwidert er regelmäßig: Schweinemagen mit Blumenkohl." Es kommt anders. Im Hause des Obersörsters fand ein kleiner Hausball statt. Die meisten Gäste waren beisammen, doch erwartete man noch einige, so z. B. des Obersör- flers sohn, einen Studenten, der zu den Ferien nach Hause kommen sollte. Man hatte den Wagen zur Bahn ge- fahren, um ihn abzuholen. Niemand erwartete ihn sehnsüchtiger als seine Schwester Marie, ein schönes, sanstes Mädchen, denn sie hing an den Bruder mit inniger Zuneigung. Sie war in der Küche beschäftigt, wo sie das Rollen eines vorfahrenden Wagens nicht hören sonnte. Die andern Mädchen aber hör ten es, vergewisserten sich schnell, wer der Ankömnilung sei, steckten die Köpse zusammen, flüsterten und kicherten, und endlich eme eine hinaus und rief: Ma rie, Dein Bruder ist angekommen!" Draußen war es stockdunkel. Eine trübe Laterne brannte vor der Haus- tyüre, warf aber ihr Licht nicht bis zu dem Wagen, an welchem sich der Ange kommene zu schaffen machte. Plötzlich sühlle er sich von zwei weichen Armen umschlungen und einige Küsse auf sei nen Lippen, Er zog das junge Mäd chen an sich und erwiderte die Küsse. Beide aber fuhren auseinander, als mit einem Male eine ganze Schaar junger Samen, lämmilich Lichter oder Lampen in den Händen, hinaustraten. Ein riefiges Gelächter wurde laut. Der Scherz war gelungen. Marie, die be scheide, schüchterne Marie lag in den Armen dis Barons von Wetterlingen. Der Baron war einer der reichsten Grundbesitzer der Gegend, und trotzdem er wenig mehr als dreißig Jahre zählte, als Weiberseind verschrieen. Die glän zendften Parthieen, die ihm unter der Hand angetragen wurden, hatte er aus geschlagen. Beiläufig, er war ganz das Gegenstück zu seinem Vetter, dem Herrn von Brachhausen, der auch an diesem Abend erwartet wurde. Auch dieser war Junggeselle, dennoch aber als daS Gegentheil eines Weiberfeindes bekannt. Wie nun die jungen Mädchen mit ihrer Beleuchtung näher traten und ei nen Haldkreis um daS bestürzte Paar bildeten, beugte sich der Baron zu Ma rie, welche in Thränen ausgebrochen war, nieder und flüsterte ihr einige Worte in'S Ohr, Marie flüsterte zurück. Tr Haldkreis siand erwartungsvoll. Meine Tamen," sagte der Baron, ich habe die Ehre, Ihnen meine Braut vorzustellen." Ten jungen Tamen. erstarb daS La chen aus den Lippen und machte einem konventionellen Lächeln Platz. Man gratulirte dann, und die Verlobung wurde mit allem Glanz gefeiert. Eine Stunde später traf Herr von VrachhauskN, des Barons Vetter, ein und wurde bei seinem Eintritt in die Hausthür vom Oberförster empfangen und begrüßt. Aber sagen Sie mir. Oberförster," rief er, was ist das sür ein Spuk bei Ihnen! Als ich vom Wagen stieg, wurde ich nach einander von einem halben Dutzend junger Mädchen um armt und geküßt. Wenn Sie diese neue Einrichtung getrosten haben, dann alle Hochachtung!" Diese Teufelmädel!" schmunzelte der Oberförster, , Sie möchten auch soviel Glück haben wie meine Marie." Daher. Schriftsteller: Wie hat Ihnen mein neuestes Lustspiel gefallen, gnädiges Fräulein!" Dame: O, es war , entzückend im Zwischenakt wurde mir eine Liebes erklürung gemacht!" Nur immer gut Deutsch, Frau: ES ist doch eine rechte Unsitte, Fremdwörter anzuwenden, ivo man gute deutsche Namen hat. Da sucht hier in der Zeitung Jemand einen So cius und meint damit doch nur eine Compagnon." Miszvcisiündniß. Aber, Herr Dickerl, Sie zechen ja fürchterlich! Ich sagte doch, Sie sollte nur Wein mit Wasser trinken!" O je, und ich verstand: ,Wein wie Wasser'!" Schlau. Wie, Du erhältst heuer schon das vierte Kleid von Deinem Mann! Wie fängst Du das nur an?" Ganz einfach: das erste bekam ich nach meinem Nervenkrampf zur Gene sung, das zweite nach einem Streit zur Versöhnung, das dritte nach unserer Sommerfrische zur Erholung " Und jetzt das vierte?" Nach dem Besuch meiner Mutter zur Befreiung." Zn der Angst. Barbier: Hören Sie das Schreien? Der Löwenwirth sticht jetzt ein Schwein ab!" Kunde: Um Gotteswillen! Verscho nen Sie mich nur!" Fatale Aufrichtigkeit, Gast: Eine Flasche Wein, Kellner!" Kellner: Zu ein, zwei oder drei Mark?" Gast: Hm, welchen würden Sie mir empfehlen?" Kellner: Unter uns: nehmen Sie den zu einer Mark der andere ist näm lich auch nicht besser." Nachtdienst. Vater (seinen Sohn besuchend, wel cher in der Stadt studirt): Was, Junge, jetzt am hellen Tage schlüsst Du?" Sohn (erstaunt): Ja, wann soll ich denn schlafen?" Im Restaurant. Gast: Ja, was ist denn mit dem Schmeizerkäse, den ich vor einer halben Stunde bestellt habe?" Kellner: Bitte gleich, es werden nur noch einige Kunstlöcher hineingemacht. Aufrichtig. A. : Wieviel Schoppen Bier trinke Sie durchschnittlich pro Tag?" B.: Nur fünf." A.: Wie, nur fünf, Sie scherze wohl?" B.: Die anderen trinke ich alle Nachts!" Ein Pantoffelheld, Herr: Wenn Du Dir alles, was Du möchtest, wünschen könntest, was möch- teft Du am liebsten?" " Freund: Tann wurde ich mir den Hausschlüssel wünschen. Kindermund. Vater: Tu hörst nicht, Fritz! Was man Dir sagt, geht in das eine Ohr hinein und aus dem andern wieder hinaus." Kleiner Fritz: Papa, ich kann doch nicht dafür, daß ich zwei Ohren habe!" Ein hubscher Toast auf die Frauen. Die Frauen vereinfachen unsern Schmerz, verdoppeln unsre Freude und verdreifachen unsre Ausgaben. Sie ollen leben hoch!" Reingefallen. Da habe ich nun ein Mädchen ge heirathet, das nicht Klavier spielt und eine Mutter hat, die sehr gut kocht und nun " Nun und ?" Jetzt kocht meine Frau und die Schmiegermutter spielt den ganzen Tag Klavier!" Kurioses verhör. .Ihr Name?" Walter." Vorname?" Auch Walter." Stand?" Hausverwalter." Geburtsort?" Wüstewaltersdorf." Nu, bitte, hören Sie aber auf, sonst schreie ich Gewalt!" Im Eramen. Examinator: Wir kommen jetzt zu den Schwimmoögeln. Sagen Sie mir, Herr Kandidat, welche Farbe hat die Gans?" Kandidat: Schon goldbraun!" Eraminator: Ader. Herr Kandidat, welch' ein Unsinn! Tie GanS ist doch weiß!" Kandidat: Ja freilich, wenn Sie die rohe meinen!"