Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 12, 1895, Image 11

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    Die Trompete von vionville
Pon Fcrd, M, 'i'ranbt.
Jawohl, Fraulei Emma ent
webet ich bleibe, oder ich komme rrne
der mit dem Eisernen" !"
So sprach der Stabsirompeter der
Halberstädtischeii Kürassiere zu der hüb
(chen Tochter des Bäckermeisters Wiiiize.
Mit dem Eisernen"?!" sragte
Emma spöttisch lachend nun das
wäre wohl das erste Mal, daß ei
Trompeter das eisenie Kreuz erhielte !"
Betroffen blickte der wackere Hornist
das junge Mädchen an. Und warn,
soll das eiserne Kreuz einem Trompeter
versagt sein ? !"
Warum? Na, was ist tynn ein
Trompeter, ivas kann er, was leistet er,
wosiir sollte ein Trompeter das Eiserne"
woll erhalten ? !"
Wosiir?" fragte der Hornist inimer
erstattntcr.
Nun ja. wosür, oder glauben Sie
etwa," erwiderte Emma gereizt, daß
ein Trompeter einem einbauenden
Soldaten, oder gar einem kommandi
renden Oberst gleichkommt? Möchte
wissen," setzte sie höhnisch hinzu, wo
mit Sie sich diese Auszeichnung die.
nen wollen?!"
Nun, mit meiner Trompete natür
lich!" antwortete er stolz, hob die Hand
arükend zum Helm und wollte, ohne
eine weitere Antwort abzuwarten, sich
gerade entfernen, als Gefreiter Lch-
mann hinzutrat und berwundert fragte:
Nanu, wat giebt et denn hier?"
und als er keine Antwort erhielt, fort-
fuhr, Jotte dochlvie unocrniinftig.
noch am letzten Abend Plänkeleien, die
spar' nur siir Frankreich, man weiß
doch wahrhaftig nicht
Lautes Hurrahrufen und Hoch,
hoch. Moltke !" unterbrach ihn. Freu
dia stimnitc er mit ein. König Wil
, Helm hoch! hoch! Bismarck, Roon!"
Na, Kinder," unterbrach Gesreitcr
Lehmann hier den Chorus, nu seid
Ihr die Liste ja woll bald durch, aber
den Hauptmann Matador, wat so die
Primadonna vom Janzen ist, habt Ihr
doch noch nicht hochleben lassen! Darum
also Napoleon soll leben!"
Wer?! wer?! was?! wie?!"
wurde von allen Seiten gerusen
Napoleon ? ! Lehmann, sind Sie toll ?
Napoleon ? !" Na, ja, Ihr Kalmücken,
der ist doch dat Karnickel, dat anjcfan
gen hat, wenn et dem nich gar so sehr
in den Fingerspitzen jejuckt hätte, denn
standen wir doch nicht hier marschbereit
und der Krieg und alles wat so drum
und dran bammelt, wär dann mal
wieder zu Essig jewordcn ! Na. also!"
Lachend, jubelnd wurde Kaiser Na
poleon ein Hoch gebracht und das Hur
rahrufen wollte kein Ende nehmen.
Der Staatstrompeter hatte , abseits,
an eine Eiche gelehnt, sich nicht daran
bethätigt; finster blickte er hinüber nach
jenem Tisch unter der großen Linde, an
welchem der Bäckermeister mit seiner
Ehefrau und Tochter saß. Lange schon
liebte er die hübsche Bäckerstochter, deren
Gegenliebe er auch sicher zu sein glaubte
und nun? nun sollte alles nur daran
scheitern, daß er weder Schwert noch
Lanze führte, nichts besaß als seine
Trompete, da war ja der jüngste Rc
krut beneidenswerter als er aber nein
er wollte sich seines Postens würdig
zeigen, er wollte dieser Stolzen beweisen
denn auch ein ivmpeter, schien ihm,
könne Großes leisten, wenn er das Re
giment zum Angriff auffordert, zu im
mer hellerer Begeisterung auseuert
und das, das wurde er thun! htm 1
ficht strahlte, seine Augen leuchteten, im
Geiste sah er sich hoch zu Rg neven te
nein Hauptman, schmetternde Töne
feiner Trompete entlocke, na, Blech
puster, Tu hast ja 'ne Aurora ausge
fetzt, als hattest Tu schon die ganze fran
, zösischc Armee kriegsgefanaen zusammen'
aeblascn und den Napoleon mitten
mang! Werden wir auch, warte nur
und nun gute Nacht, habe noch zu thun.
Gute Nacht, Blechpuster, bis morgen
dann.
Ter grobe Garten lichtete luv, einer
nach dem andern brach auf, um noch
die letzten Vorbereitungen zu treffen.
Auch der Bäckermeister Günze verab
schiedet? sich, da es schon zu spät war,
von feinen Nachbarn und trat mit feiner
Familie den Heimweg an. Emma ging
in gedrückter Stimmung neben ihren
Eltern; sie bereute ihre mehr als un
freundlichen Worte dem Stadstrompeter
gegenüber; denn auch sie liebte ihn von
ganzem Herzen, aber daß er so fort ge
hen konnte als völlig Fremder das
hatte ihren Trotz herausgefordert. Wah
rend sie nun ruhig darüber nachdachte,
sah sie wohl ein, daß er als Ehrenmann
nicht sprechen durfte, seinem Herzen
Schweigen gebieten mußte; mußte er
doch bedenken, daß es vielleicht Zweifel
haft, ob er noch jemals zurückkommen
werd. Feucht stieg es ihr in die Au
gen, schneller klopfte ihr Herz bei diesem
Gedanken! Ader nein, ein Trompeter ist
ja nicht so großer Gefahr ausgesetzt, als
jeder andere Soldat. Und damit tröstete
sie sich.
Heiß und blutig wogte der Kampf,
aus den Höhen standen die Geschütze des
Feindes, unaufhörlich herniederdon
ncrnd. in den Wäldern und Thalern
kindliche Infanterie und Zieiterregi-
menter
Husaren und Tragoner waren
dem Feind bereits entgegengeschickt, nun!
erreichte auch der Beiehl uniere Kuras
sie, im Verein mit den allmarkischen -
Ulanen die Batterie des Feindes zum ,
Schweigen zu dringen. Nachdem Siel,
lurtf, genommen, rechts die Ulanen.
lmks d.e ural'iere. ericholl dasom-,e.
mutido: Zur Attacke!" Der Stabs
trompeter blies schmetternd sein Fan
faro!" und mit Hurrah flogen die iliei
ter durch das Thal, die Höhe hinauf,
dem Feind entgegen, der Kugeln nicht
achtend. Borwärts! vorwärts!" mahnte
die Trompete,
Wie gemüht fiele unsere tapsere
Reiter, auch der wackere Trompeter
hatte bereits einen Schuß erhalten, er
achtete dessen nicht, fest und unbeweglich
saß er im waltet, unanshörlich ins
Horn stoßend, ermuihigeud, ermahnettd.
Nur kurze Zeit hatte dieser ungleiche
Kampf gedauert, der Feind wandte sich
zur Flucht. Noch knatterten einige
Mitruulense, platzte einige Shrap-
nells, die indessen von preußischen Gra
naten bald völlig ziun Schweigen ge-
bracht wurden. Dazivische tönte lau
teS Hurrahrufen, Adjutanten rasten
hin und her, Kommandos erschallten;
Nun Trompeter zum Sammeln ge-
blasen!
Und er nahm die Trompet', und er
hauchte hinein;
Ta die muthig mit schmetterndem
Grimme
Uns geführt in den herrlichen Kampf
hinein
Der Trompete versagte die Stimme.
Nur ein klanglos Wimmern, ein Schiei
voll Schmerz
Entquoll dem metallenen Munde;
Eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz
Um die Todten klagte die Wunde.
Um die Todten, die Treuen, die Wacht
am Rhein.
Um die Brüder, die heut' gefallen,
Um sie alle, es ging uns durch Mark
und Bein,
Erhub sie gebrochenes Lallen.
Beide, Trompeter und Trompete
waren verwundet worden, beide lagen
wohl geborgen auf weichem Stroh in
einer Scheune, welche mit Verwundeten
Überfüllt war. Der Trompeter hob ein
wenig den Kopf, blickte sich um und
bat, einen Krankenwärter gewahrend,
diesen um ein wenig Waffer; doch in-
sonst, er erhielt kein Waffer. Schmerz-
lich aufstöhnend sank er zurück.
Jotte doch, wer ächzt denn da gar
sehr," hörte er eine bekannte Stimme
neben sich, und als er seinen Kops
wandte, erblickte er den Gesreiten Leh
mann ebenfalls verwundet.
Du Blechpuster?" rief dieser freudig
erstaunt aus.
Wasser!" hauchte ermattet derTro,
Peter.
Ja, Wasser jiebt et hier nicht, bet ist
all lange alle, aber wart man, ick lasse
Dir en von meine Pulle abbeißen,'
und diesem seine Feldflasche mit Roth
wein reichend, sah er, wie der Trompe
ter sich erholte und die Mattigkeit fast
vollständig wich.
Dn hast en schlechten Schuß, wie
der Doktor sagte, na laß man, wenn
erst dat Pflaster ab ist, hängst D dat
Eiserne" darüber, das schon für Dich
unterwegs ist, wie der Hanptmaiin be-
merkte."
Wehmüthig lächelnd erwiderte er:
Ich werd's wohl nicht mehr lange tra-
ge.
Na, na, Blechpuster, als wir da so
in dem Kugelrege standen und Tu in
Deine Poiaune hineintutete st, ohne Un
terbrcchung, als hattest Du das jüngste
Gericht zur Versammlung zu rufen
da dachte ich Donnerwetter, wat hat
unser Trompeter für 'ne 'Lunge! Und
mit so einer Lange tommst Tu mir nu
mit so 'nem Kohl von wejen na.
mich freut blos, daß Du nu doch dat
Eiserne" hast, Tu weißt doch, die
Emma" mit feuchten Augen wandte
der Trompeter sich ad na, laß man
gut sein, Blechpuster. Ende gut, Alles
gut
Einige Tage darauf hatten unsere
beiden verwundeten Kürassirc ein Bett
im Hospital und somit auch bessere Per
pflegung erhalten. Es war gegen Abend
und dunkelte bereits, als eine Frauen
gestalt an das Bett des Trompeters
trat, bor demselben niedersank, laut
7 "" u,lu 0,t'
selben mit heißen Kuffen bedeckte.
Emma!' rief die Trompeter n -
fchrocken,
Ja, ich, Heinrich, ich bin gekom
men, um gut zu machen, was ich ge
fehlt und werde mit meiner Mutter hier
bleiben und Dich pflegen, bis Tu uns
begleiten kannst. Heinrich, kannst Tu
mir nicht verzeihend von Neuem in
Thränen ausbrechend, als sie keine Ant
wort erhielt.
Emma, ist's denn möglich, kein
Traum?"
Nein, kein Traum, Geliebter."
Emma !" jubelte er, ihren Kopf an
seine verwundete Brust drückend, nun
habe ich Tich und das Eiserne,"
Heute noch befindet sich die Trompete
im Regiment, das nicht weniger stolz
auf dieselbe ist, wie Bäckermeister Günze
auf feinen Schwiegersohn den Stads
trompeter. IPie Randidat Sclfcrt Gutsbe
sitzer und fbcmann wurde.
Ter Selkert war in feinen jungen
Jahren Kandidat des Lehramtes, kam j
aber vorerst mal nach Oberweffcln als!
Hauslehrer für die Bailknsteinschenl
Jungens. Er halte zwei besondere j
Eigenschaften, einen außergewöhnlichen
Appetit und einen Schlaf - man konnte ,
, ihm das Wewedr vor dem Ohr aftlch.
er wachte davon nicht aus. Ta;
war er am rechten Platze, denn des
alten Bartensteiners Leibspruch lautete:
,Em gutes Frühstück ist der beste Bor
trab vor einem guten Mittaadrod, und
ein gutes Abendessen ist der beste Nach
schub hinter Beidem." Seine Frau
dagegen pflegte zu sagen : Wer schläft,
der sündigt nicht, und mer keinen Schlaf
hat, der hat auch kein gutes Gewissen."
Es dauerte auch immer lange, da
war der Kandidat Hahn im Korbe bei
dem alten Bartenstei, wie bei der gnä
digen Frau. Die eine wollte ihm och
wohler, wie der andere. Die Jungens
schwärmten sür ihren Lehrer, und Lütt
Minning. das Haustöchterchen, das der
Schule allerdings schon entwachsen war,
hatte überhaupt nur Augen und Ohren
sür ihn.
Da mästete er sich denn bald ein
Bäuchlein und ein Paar Backen an,
wirklich, man bekam Lust zum effen,
wenn man ihn nur sah ; konnte man
ihm aber gar bei Tisch zuschauen, dann
mochte man schon satt sein, oder nicht,
man empfand von neuem Appetit und
langte zu, so ausgezeichnet schmeckte es
ihm.
Bei diesem Schlaraffenleben waren
die Jahre hingegangen. Sellert hatte
ganz und gar vergessen, daß er Lehrer
werden sollte. Lütt Minning war zu
einer lieblichen Jungfrau herangebluht,
-die Bartcusteinischen Herren Jungens
aber waren so weit, daß sie auf das
Gymnasium kommen konnten. Da
mußte die Sache wohl oder übet ein
Ende haben.
Das wird bös werden," meinte der
alte Bartenstein tragikomisch, wenn
Sie erst fort sind, Kandidat?! Es wird
uns nicht halb so gut mehr schmecken."
Und wenn Sie immer so sanft ein
schlummerten, lieber Herr Kandidat,"
erklärte die gnädige Frau, da wurde
man ordentlich angesteckt und konnte
mitschlafen. Das wird uns empfindlich
fehlen...."
Und mir erst " lächelte Selkert
entsagungsvoll, Ivie wird mir der olle
Tisch Ihres Hauses fehlen!"
Lütt Minnina aber schaute den dicken
Kandidaten so mitleidig an, als ob sie
ihm alleweile schon durch die hohlen
Backen blasen könne.
Bevor es indessen zum Abschied gehen
sollte, mußte die Herbstjagd erst mitge
macht werden. Anders wollte es Bater
Bartenstein nicht thun, und der Kan-
didate" sagte nur gar zu gern zu allem
Ja und Amen, was seinen Aufenthalt
aus Oderwesseln verlängerte.
Eines Abends brachten die Jäger die
Nachricht, daß ein stattlicher Achtzehnen-
der aus dem herzoglichen Forst in dem
Oberweffelncr Wald gespürt worden sei
und anscheinend nach den Hohenziatzer
Wiesen wechsele.
Kandidate, den muffen Sie noi
schießen," rief der alte Bartenstein, das
wäre wenigstens ein würdiger Abschluß
Ihres Aufenthaltes bei uns."
Natürlich war's der Kandidat zufric-
den, und schon am folgenden Abend faß
er an der Oberwesselner Waldgrenze,
dicht an einer alten Eiche, in einem
meterticsen Loche, warm angezogen
gegen die feuchte Hcrbstnachtluft, aus
dem Anstand und überschaute die fohen
ziatzer Wiesen, soweit der aufziehende
Nebel und die Dämmerung es gestatte
ten. Gegessen hatte er zu Abend mit
gewohntem Appetit. Damit er indessen
über .!acht nicht verhungere, hatte ihm
Lütt Minning den Jagdranzen noch
vollgepsrrnpt, und Batet Bartenstein
der seines Podagras wegen nicht mit-
gehen konnte, hatte ihm eine Pulle
Rothspon dazu gesteckt. Ter Oberweffc
ler Jäger und der Förster auf Hohen
ziatz hatten sich af einige Hundert
Schritt Distanz gleichfalls ein Loch ge
graben und warteten nun in die Nacht
hinein dem Wechsel des Achtzehnenders
entgegen. Plötzlich, es mochte gegen
drei Uhr Morgens sein, siel ei Schuß,
noch einer, und beide kommen von dem
Platze des Kandidaten. Nanu," denkt
der Jäger, hat der Mann der Wiffen
schast wirklich den Hirsch erlegt?" Als er
aber nach längerem Warten weder einen
Mus, noch onst etwas gehört, kroch er
mmia .. ,,,, k,asi,n
ifaM a btm Nlok? des Kdi,n
hin. Ta hat der Mann sein Ge
wehr bei Fuß im Loche und schläft wie
ein Tachs um die Weihnachtszeit; vor
ihm aber liet, zur Strecke gebracht,
nicht etwa der Achtzehnender, sondern
der Ramboilett-Merino-Bock, den der
Alte erst vor wenigen Wochen aus der
Hnndisburger Stammschäserei sür 5g
Thaler hatte kommen lassen.
Kandidate," schrie er. Kandidate,
was haben Sie denn gemacht?" Aber
der Mensch war nicht 'wach zu kriegen.
Zum Unglück blutete er ebenem aus der
Stirn. .Ja, da hilft das nichts."
meinten die Oberweffeler Jäger zu dem
inzwischen auch herbeigelockten Förster,
dann müffen wir ihn heimtragen. Der
Hirsch kommt nach den Schaffen doch
nicht mehr."
Gesagt gethan! Tie Zwei luden ihn
aus und trugen ihn nach Haus. Herr
gott von Mannheim, war das ein Hallo,
als die Beiden mit dem blutenden Kan
didaten aus den Hos spazierten?! Aber
auch jetzt achte der Mensch noch nicht
aus. Erst als Lütt Minning angelau
fen kam und sich trotz Bater und Mutter,
und trotz der Gaffer alle über
ihn
hinwart und unter strömenden Thränen
rikf: Mein süßer, einziger Trauqott
stirb mir nur nicht!" da schlug er die
Auaen aus. tiAtttt iil, ,m w
sragte unter Lütt Minninas llmarmun. !
gen und Sükica ganz verwundert: .Was !
ist denn lost Ich denke, wir sind an !
der Hohenziatzer Grenze ans dem An
stand?" Wußte der Mensch weder von den
losgegangenen beiden Schliffen etwas,
och von dem erlegten Schafbock, der
ihm die Stirn blutig gestoßen hatte.
Bloß, daß er gegen Mitternacht seine
Jagdtasche leer gegeffen und die Flasche
Rothspon dazu getrunken hatte, das
wußte er.
Was der alte Bartenstein wegen des
theuren Thieres, das durch einen offen
gelassenen Hurdeufchlag in das Wald
gebiet gekommen war, gesagt hat?
Spaß! Hat dem Kandidaten dafür Lütt
Minning aufgehalst und ihm Hohenziatz
dazu gegeben; blieb ihm ja seit der
Nacht gar nichts weiter zu thun Übrig.
Ja, ja, so schießt einer statt eines
Achtzehnenders einen Schasbock im
Schlafe todt, kriegt dafür ein hübsches
Mädchen zur Braut und ein Rittergut
als Mitgift.
Die spanische Wand.
Eine lustige Geschichte, über die der
bekannte Held weint, der unbekannte
Held und die übrigen Bekannten jedoch
lachen, erzählt das ;ll. W. E. In
einem Wiener Kaffeehanse giebt es eine
Tarockpartie. Sobald vom nahe
Thurme die dritte Stunde schlägt, sitzen
drei Leute ungeduldig in einem Winkel
und warten aus den Bienen, der ein
gewisses Hoheitsrecht in dieser Partie
besitzt, daher später kommen darf, wie
die Anderen. Endlich ist der Bierte da
und die ziemlich gemischte Armee der 54
Blätter beginnt den Kamps in Abthei-
lungen zu 16 Blatt und einer Reserve
von t Blatt. Aber Halt! Es geht
noch nicht an! Ehe das Los!" ertönt
wird eine Rollwand aufgeschoben nnd
deckt schützend die Partie.
Es herrscht nänilich in dieser Partie
ein furchtbarer horreur vor Kibitzen.
Gewisse Plötze sind den Kibitzen durch
Stühle verrammelt und dem weiteren
Zuströmen dieses lästigen und oft sehr
unartigen Menschenungeziefers soll dann
die spanische Wand ein Ende machen.
Trotzdem benützt so ein furchtbarer
Mensch oft den Eintritt des Kellners,
um hineinzuschlüpsen und die verschiede
nen Grobheiten, die er bei seinem Er
scheinen an den Kops geworfen erhält,
bestimmen ihn nur, mit desto größerem
Behagen den Rauch einer billigen, dasür
recht schlechten Zigarre dem Spieler in'S
Gesicht zu blasen Die spanische
Wand ist geschloffen, die Spieler spie
ten, die Kibitze belästigen. Endlich ist
die Partie zu Ende und der übliche
Streit beginnt, wie man eigentlich hätte
spielen sollen. Auf den Anwurf: Sie
verstehen vom Tarockiren so viel, wie a
Gasbock vom Eierlegen!" folgt ein ener
gisches: Und Sie sind ein Mords
patzer!" Die Kibitze reiben sich die Hände
und lachen mit jener Keckheit und Un
Verschämtheit, deren nur Kibitze fähig
sind, und beim Auszahlen bemerkt der
Herr Doktor, daß es ihm an Kleingeld
mangle. Er nimmt einen Zehner aus
der Brieftasche, ruft: Fritz!" steckt den
Zehner zur Spalte hinaus, eine Hand
ergreift den Zehner und das Spiel
wird sortgesetzt. Es ist zu Ende und
der Kleingeldlose erhielt gezahlt. In
der Hitze des Spieles ergißt er den
Zehner, aber da er bald wieder auszah
len soll und bemerkt, daß er das kleine
Geld nvch immer nicht habe, wird er
ungeduldig und rust den Marqueur
sehr energisch.
Wünschen Herr Toktor?"
Was ist's mit meinen zehn Gul
den?" Ja, haben Sie mir zehn Gulden ge-
gedenk
Natürlich habe ich Ihnen einen Zeh
ncr hinausgcrcicht! Sie sollten mir
wechseln."
Aber, entschuldigen, Herr Toktor!"
Na, wenn ich etwas sage!"
Es kommt Wärme in die Tiskussion,
endlich hat einer der Kibitze die Idee
auch K.biße haben manchesmal Ideen
nachzusehen, wer an der spanischen
Wand sitzt. Ter Platz ist leer. Aber
vor wenigen Minuten hat ein fremder
junger Mann an dem Tische gesessen,
der in sichtlicher Eile durch die Hinter
thür das Lokal verlaffen hat. Jetzt
geht ein großes Lache durch das dicht
gefüllte Casehaus! Ter Mann hat den
Zehner den der Toktor zur Spalte her-
ausreichte, genommen und ist damit
durchgegangen. Man sollte glauben,
daß nun die spanische Wand erschaun
den ist? Keine Spur! Aber der Herr
Toktor wird diese Art des Wechseln?
größerer Banknoten nicht mehr in An
wcnbung bringen!
(in elektrischer Telegraph um 1750.
Gibson berichtet in der Londoner
Zeitschrist Electricith", der jetzt der
slorbene Sir David Brewstcr habe in
der Nummer des Seott's Magazine"
vom I. Februar 1753 die genaue Be
schreibung einer brauchbaren Porrich
lung zum Austausch von Nachrichten
auf elektrischem Wege gesunden. Diese
Vorrichtung wird wie nachstehend be
schrieben:
Zwischen zwei telegraphisch mit ein-
ander zu verbindenden Orten wurden
sechsundzwanzig Drähte in geringen
Entfernungen von einander an Jfola
toren ausgehängt und die Enden der
Trabte auf beiden Stationen n einem
starken Stück Glas derart befestigt, daß
tie noch etwa sechs Zoll lang über das
Glas hinausragten. Tiefe' sechs Zoll
langen freien Drahtenden wurden so
rrft,irtt un fi,if h , h.
warls gedrückt und wieder freigegeben
Federkra't genug besaßen, um in die"
horizontale Lage zurückzukehren. Unter
die Trahtenden ward in ungefähr ein
Zoll Entfernung der cqlindrische Kon
dnktor einer Eleltrisirmaschine ausge-
stellt, während von icdem horizontalen
Tiahte eine Mctallkugel herabhing, so
daß im Ganzen sechsundzwanzig Kugeln
vorhanden waren. Dicht unter jeder
dieser Kugeu ward ein kleines Stück-
chen Papier mit e einem Buchstaben
des Alphabets gelegt: die Entfernung
zwischen Kugel und Papier betrug nur
ei Achtelzoll. Um nun z. B. den
Buchstaben A zn telegraphiren, setzte der
Ausgeber des Telegramms as der einen
Station vorerst die Elektrisirmaschine
in Thätigkeit, nahm dann ein Stück
Glas in die Hand und drückte verniit-
telst deffelben das federnde Ende des
ersten Drahtes so weit herab, daß es
den Konduktor der Elektrisirmaschine
berührte. Tie beiden Metallkngeln, je
eine nahe jedem Ende des betreffenden
Drahtes, wurden dadurch mit Eleklrici
tät geladen und zogen das dicht unter
ihnen liegende Blättchen Papier mit
dem Buchstaben A an, so daß der Ein
psänger des Telcgranims auf der ande
ren Station sich den Buchstaben A noti
ren konnte, während der Aufgeber des
Telegranims aus der Stärke der den
Buchstaben A seiner Station anziehen
den Krast zu entnehme vermochte, ob
genug Elektricität in den Draht ge
strömt war oder nicht. Auf diese Weise
wäre zugleich die Bergleichung des Tele
gramms ermöglicht gewesen. Ebenso
konnten auch alle übrigen Buchstaben
des Alphabets in beliebiger Reihenfolge
telegraphirt und so jede gewünschte
Nachricht zwischen den beiden Stationen
ausgetauscht werden."
Kampf mit einem Bären.
Aus den Tagebüchern des Nordpol
fahrers Mr. Jackson sind die folgenden
Auszeichnungen zur Verfügung gestellt
worden : Am 7. Februar früh Mor
gens hörte ich einen Bären schrille Töne
ausstoßen. Ich machte mich schnell aus
die Fährte und ging 2 englische Meilen
dem Gebell der Hunde nach, bis ich an
einem offenen Wasserlauf den Bären in
wildem Kampfe mit den vier Hunden
erkannte. Mein erster Schuß traf
schlecht und die Bestie sprang in's Was
ser. Auch der zweite Schuß saß nicht
gut, und als ich den Bären zum dritten
Mal stellte, ' besaß ich nur noch eine Pa
trone. Ter Schuß traf ihn zwischen
den Beinen. In der nächsten Minute
war die Bestie dicht bei mir, den Rachen
weit geöffnet ; ich hatte noch eben Zeit,
den Flintenlauf mit aller Kraft in sei
nen Rachen zu stoßen und zuriickzu
ziehen, um den Stoß zu wiederholen.
Dieser Angriff that seine Wirkung, der
Bar sprang in schnellem Satze in s
Wasser. Was hätte ich in diesem Mo-
ment siir eine Patrone gegeben ! Ich
ging nach dem Schiff zurück und holte
meine Doppelflinte, aber als ich zurück-
kam, war der Bär wohl schon 150
Hards im Wasser vorwärts geschmoni
men und so mußte ich ihn fahren laffen.
Meine linke Hand war von seinen Zäh
nen arg verletzt und blutete stark. Als
ich nachher mein Gewehr maß, ermit
telte ich, daß es 23 Zoll tief i feinen
Rachen eingedrungen war. So nah,
wie diesmal, bin ich keinem Bären je
auf den Pelj gekommen."
Gräberschmückung bei verschiedene
Böllern.
In der Türkei und in den Theilen,
wo die Mohamedaner überwiegen, wird
das Grab eines Muselmannes, wenn es
einmal zugeschüttet war, niemals wie
der geöffnet. Um auch den schwächsten
Versuch dazu zu verhindern, pflanzen
die Moslemin gleich nach der Beerdi
gung einen Ehpresserbaiim auf das
Grab, wodurch ihre Friedhöfe mehr den
Anblick von Wäldern bieten. Aus der
Insel Timor werden die Beerdigungen
ost lange hinausgeschoben, weil es sich
meist nöthig macht, erst hinreichende
Mittel zu einer Begräbnißsestlichkeit zu
beschaffen. Nach dem Feste solgt dann
die Beerdigung, und sobald das Grab
geschloffen ist, wird eine junge Palme
daraus gepflanzt. Tie Darbietung
von Blumen und Pflanzen, um den
Verstorbenen zu ehren, ist schon seit un
denklichen Zeiten weit verbreitet. Tie
alten Griechen streuten nicht nur Blüthen
über das Grob, sondern pflanzten auch
Asphodel und Malven rund herum, da
sie annahmen, daß deren Samen den
Todten als Nahrung dienten. Tie
Römer schätzten, gleich den Griechen,
die Rose als Grabesschmuck und be
stimmten oft letztmillig, daß ihre Grä
der damit bepflanzt werden sollen. In
Wales werden noch heute die Gräber
von Jungfrauen nur mit weißen Rosen
besetzt. Tie Ehinefen pflanzen Rosen.
Anemonen und eine Lyeorisart aus dir
Gräber. Tie Bewohner von Mada-
gaskar bevorzugen dafür eine Spezie?!
von Mimofen, die man dort fast allge :
mein auf den Gräbern findet.
tic Pftanze 10 lodlenschmua'.
Ter vornehmste Todtenbaum im
Orient ist die Eypreffe, die eS schon bei
Griechen, und Römern war. Tie Kirch
höte sind förmliche Haine, ie ist ein
immergrüner Baum, wie die Tanne bei
uns, also ein Sinnbild des den Tod
überdauernden Lebens. Im kalten
Klima wird sie ersetzt durch die Fibe
und von der Thuja, weiche ahnliche
Eigenschaften besitzen. Unter den Blu
men ist es besonders die Scbwcrtliüe.
die Gräber schmückt. Ferner Wermuih
und Rosmarin und bei uns die Trauer-
weide. Ebenso ist der Buch, bei un&
ein niedriges Sträuchlein, durch sei
veränderliches Grün ei Siegeszeichen.
Über Tod und Berwesnng geworden ud
hat sich als Sprengwedel im Weihimis
fernapf nächst der Bahre Eingang er
schafft. Noch bis zum Ende des tarn
gen Jahrhunderts wurde vielen
Gegenden Deutschlands kein Jüngling
d keine Jungfrau begraben, deren
Leiche nicht mit eiiieni Kranze von
Sinngrii geschmückt war. Mit dem
RoSmari theilt diese Pflanze den Bor
zg, in Freud' und Leid gleich William
nie zu sei.
i Schneller ktsch!nji,
Prinzipal (zu einem ftellefucheiibeit
Kommis: Thut mir sehr leid, aber
ich nehme grundsätzlich nur verheiratbete:
Leute!"
Iurchschant.
Bauer leine Brief seines Sohnes
durchlefend): Donnerwetter, der Junge
will schon wieder znin Besuch komme . .
Da muß aber seinem Feldwebel der
letzte Schinle gt geschmeckt haben!"
Lafattt tevrilMe.
Madame: Ich werde die Köchin ent
lassen; sie ist mir heute so frech eilige
gengekommen "
Elfe: Und den Papa hat sie sogar
ins Gesicht geschlagen, als er sie küsserc
wollte, Maiua!"
Zn Rege.
Herr: Darf ich Ihnen vielleicht mei
nen Schirm anbieten, mein Fräulein?"
Fräulein: Tanke!"
Aber doch meine Begleitung?"
Da nehme ich lieber den Schirm!"
Schlechte Ausrede,
Richter: Wenn Sie nichl die Absicht
zu stehlen hatten, weshalb warfen Sir
denn dem Hund eine Wurst vor?"
Strolch: Ach, das arme Thier hat
gar so verhungert ausgesehen, Her
Richter!"
Beim Schöpf gefaxt,
Lotteriekollekteur (zum Fräulein, die
einen größeren Gewinn gemacht hat):
Soll ich Ihnen das Geld gleich US
zahlen oder ist Ihr Herz noch frei,
Fräulein!"
Neues Studium.
Professor: Nun, Hnber, Sie werden
doch jedenfalls ein Brotstudium ergrei
fen?"
Abiturient: 'Nein, Herr Proseffor,
ich geh' zum Militär."
Professor: Aha, also Conimisbrot--studium!"
Die Aermsic.
Köchin (im Selbstgespräch): Wahr-,
hastig alle Tag' werden s' kleiner,
die Stückerln Fleisch, die ich krieg'
natürlich an mir muß nun die theure
Badereif' nach und nach wieder her
unter gerissen werden!"
passend crgZuzt.
Kunde: Ja, Sie haben gut reden.
Ihre Frau hat Ihnen wenigstens ein.
hübsches Kapital mitgebracht."
Bieister: I, das schon, aber über
sehen Sie nur auch d i e Z i n s e n nicht
(dabei die Thüre eines Zimmers off
nend, worin seine Kinder lärmen), die
das Kapital auffressen!"
Rene.
Bereuen Sie also die That? Ihren
Einbruch bei dem Sekretär Hahn?"
Jewiß Herrj Vorsitzender! Beim
Bankdircltor Lohn nebenan .hätte sich
Kiel besser ielnbnl nN fi hiittui mir nih
nich so leichte jesaßt."
Sichere Zeickeu.
Hotelwirth: Herr Professor, woran
erkennen Sie eigentlich, wie hoch Sie
sich über den, Meeresspiegel besinden ("
Proseffor: Das sehe ich an der Höbe
meiner Hob lrechnnngen!"
Sclbstcrkennwisj.
Sie (nach einem heftigen Zank) :
Daß ich Dich gerade hcirathcn mußte,
ich hätte einen ganz anderen Mann krie
gen können!"
Er: Aber feinen Tümmeren!"
Doppelsinnig.
A. : Tu bist gestern zum ersten Male
ausgeritten?"
B.: Ja!"
A. : Nun, wie ist der erste Ausritt
verlaufen?"
B. (mit einigem Zögern): Im
Sand!"
Sehr kiniack.
Richter: Der Zeuge hat Sie alsc
zuerst Ochs" geschimpst; und dann?"
Angeklagter: Tann habe ich
natürlich auch gleich zugestoßen."
Sncklick,.
Frau (zu dem spät heimkehrenden
'Manni: .Aber Fritz, wie erschrak ich,
als Tu eben so leise die Treppe heraus
kamst.... Jetzt habe ich Alles ver
gesien, was ich Tir sagen wollte!"
kinaebild.
Klara: Tu. ich sah geltern den
Affeisor Melier, der kommt sich jetzt ja
surchlbar wicklig vor."
Anna: Tau, hat er auch allen
Grund. Ich habe mich ac'crn mit i!j:r.
verlobt!"