Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 28, 1895, Image 11

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    Auf Wechsel geliehen.
Gehe Sie mir blos mit diesen Ihn
gen Papierstreisen aus den Vliigcn !"
rief neulichAbeudSder Rentier Peters in
Berlin, als er ain Stnlisch neben
den, HolMnbler sijed bemerkte, wie
dieser mehrere mit Stempelmarkrn ver
sehene nd in der Ouerrichtung mit
NamenSziigk bedeckte Papiere aus sei
er Bricstaschc nahm itnb einer bei selben
gegen Empfang einer beträchtlichen
Summe dein Tischlermeister aushan
digte, der hier einmal sich als Gelegen
hcitiqnst niedergelassen hatte.
?)!cinc Wechsel, lieber Herr PctcrS,
sind alle so gut wie baar Gcld," bc
merkte der Holzhaudlcr, indem er die
ansgeziihlten Gold- nd Silbermiinzen
zählte nd einstrich, und wenn Sie
schlechte Ersahrungen gemacht haben,
dann war das jcdcusalls Ihre Sdjiild!"
Was? Weine Schuld?" rief PctcrS
und liefe den erhobenen Bierkrug sinken,
Verlangen Sie vielleicht, daß ich den
verwünschten Wisch noch zum vierten
Male bezahle soll ?"
Run schwirrten Krage hinüber und
herüber und nach längerem Gerede kam
die Gesellschaft in dem Wunsche iibcrcin,
den alten Peters feine Wechsel - Ge
schichte erzähle zu lasse. Nachdem
dieser sich durch eine kräjtigcn Schluck
hierzu besonders gestärkt, begann er
also :
Es kann ja nun wohl so 'ne Jahre
fünfzehn her fein; ich hatte meinen Bol
lenkcllcr in der Wienerstrafee, was duzn
mal noch sehr weit draußen war, und
ich fauste einen ziemlich bedeutenden
Theil aller Bollen, die im Svrcewddc
wuchsen, aus. Meine Nachbarn lausten
ihren kleinen Bcdars bei mir ein ud ans
den Märkten, die wir damals noch hat
ten, aus dem Oranienplatz, auf dem
Dönhosssplatz und auf dem Gensdar
menmarkt, da machten die kleinen Hand
lcr bei mir ihre Bestellungen und ich
war der Großhändler in Bollen! Na
das Geschäft klapperte so leidlich; mein
Betriebkapital hatte ich in der Schnb
lade von unserem Spicgclspinde ausbe
wahrt und alle Jahre, wenn ich im Juli
nach dem Sprccwnid fuhr, zählte ich das
Geld nach nd gewöhttlich war es seit
dem vorigen Jahre etwas mehr gcwor
den. Nebenan bei mir wohnte damals ein
sehr vornehmer Herr; er hatte so'nen
fremden Namen, den ich nicht ansspre
chcn konnte, der aber so ähnlich klang
wie Herr von Zulukasfer! Eines Mor
gens wurden bei mir wieder verschiedene
Säcke Bollen abgeladen und der Herr
von Znlnkasscr sah aus seinem Fenster,
machte so' verachtendes Gesicht nnd
rief: dieser Bollendsl wäre nicht anszu-
halten und er würde sich darüber bei dr
Polizei beschweren. Gleich darauf hörte
ich meinen Earo, was mein Ziehhund
war, furchtbar heulen; das Thier kommt
gerannt und verkriecht sich m meinem
Keller, was immer ein Zeichen war,
daß er Wichse gekriegt hatte. Und rich
tig! Da stand der Herr von Julukasscr
vor seiner Thiire und hatte so 'ne nicd
liche Reitpeitsche in der Hand nnd such
tcltc damit herum. Mein Earo war
nämlich vor seiner Thür gewesen und er
wollte das nicht leiden na, man weiß
ja, wie so'n Hund ist.
Alle Morgen fuhr der Herr von Zu
lukafser mit einer Droschke erster Güte
nach der Stadt, wobei er mir jedesmal
seinen besonderen Blick zuwarf. Eines
schönen Morgens kommt er zu mir 'ran
ich stehe gerade vor meinem Keller
und meint, mein Geschäft scheine ja
recht gut zu gehen; ich müßte wohl einen
bedeutenden Umsatz machen, und ob
denn meine Firma auch aufm Gericht
eingetragen wäre? Ich hatte ja auch
schon so was Achnlichcs gehört und
wurde etwas verwirrt und meint man
blos, so'n bischen Bollcnhandcl tarnten
doch die Herren auf'm Gerschi nicht ein
tragen. Er sagte aber ja, er verstände
das und eingetragen müßte das werden.
Nu habe ich alle meine Tage nicht
gern was niit dem Gerichte zu thun ge
habt. Mir ging die Sache im Kopf
herum, wie das wohl gemacht werden
müßte; aber mein Bollenhandel ging
gerade ein bischen flott und so kam ich
wieder davon ad.
Ein paar Tage später sitze ich gerade
bei meinem Kaffee, als meine Frau zu
mir rcinstürzt und sagt: Du, Peter,
der vornehme Herr von nebenan sie
konnte den schweren Namen auch nicht
aussprechcn steht in unserem Keller!
und will mit T,r sprechen!
Herr Gott!;
denke ich. was taun der wollen, nnd
kriege einen furchtbaren Schreck. War
etwa mein Earo wieder vor seiner Thüre
gewesen? Oder wol'te er sich wegen
meinem Bollernirn, an die Polizei ,'
wenden ? Oder verlangte er gar meine
gerichtliche Eintragung? Air blieb der
Bissen Schrippe im Halse stecken und ich
rannte schnell nach vorn. Wie ich da
den vornehmen Herrn so zwischen mei-1
nen Bollenläcken stehen sehe, da tam er
mir ganz besonders vornehm vor. Er
halle den Hut abgezogen nnd grüßte
sehr freundlich und gab mir die Hand,
aber die andere mit dem Handschuh.
und er redete und redete, und wie kr
fertig war und ging da nahm er
süniziq baare Z da lcr mit, die ich aus
dem Spicgclspinde gcholt hatte, und
ließ mir daiür so'n langes Stück Papier
da, wo er seinen Namen auch so quer i gicdelsörmigcn Haudendach, trug auf '
raufgeichrieden hatte, wie sie da au! seiner Spitze einen frischiicrgoldktcn
dem Holzbändlei seinen Papieren stehen, Hahn, der wie eine zweite Sonnc jun-!
und gab mir sein Ehrenwort, daß er kelle und blitzte.
das Geld pünktlich retour zahlen wolle. I dem Kreis der Knaben schlugen
und aiS er kann wieder in einer Trofchkc ! die ersten rotlicn Flammen bell empor,
knbn'uhr und dcn Hut so mit'Njdenn f dattkn aus dem !belz emni ,
Schwung abnahm, wirklich, da sah er großen Hansen dürren Reisigs zusarn
ordentlich vornehm aus! mengctragen. Borher hatten sie, auf
Na, ich verstand ja nun von der gau-1 alle gcernteten Aeckern, einzelne, zurück'
zen Wechselgeschichtc nicht viel und gab ! gebliebene Kartoffel mühsam znsam
das Papier meinem Barbier, der mit j megesucht. sie wollten sie in der Asche
so'nen Sachen ninzugehen weiß, und Abraten.
sagte ihm, er solle man das Weitere be j Unterdessen spräche sie von, Kriiv.
sorgen. Der versprach es auch nnd ich! Man sprach von nichts Andcrcin. Ge-
dachte an den aanzcn Kram nicht mehr. !
der mir gar nicht in meinen Bollenha'
dcl passe wollte.
Da, eines Tages, als ich gerade mein
Bollmgeschaft af dem Gendarmen
markt abmachen will, stürzt der Herr
von Zululaffer auf mich los nd sagt;
Herr Peters! Wollen Sie mich denn
mit Gewalt glücklich machen? Na,
sageich, nd wosodcnn? Ja, sagt er,
der Ezekntor wäre bei ihm gewesen
wegen dem Wechsel nd hätte gepfändet
und wollte die Sachen abholen nnd ich
sollte ihm doch noch nur vier Wochen
Frist lassen. Das sollte ja geschehen,
sage ich, und ich gab ihm mein Wort,
daß ihm in dieser Zeit nichts wegen des
Wechsels passircn sollte. Und darauf
gab er mir wieder die Hand mit dem
Glacehandschuh und sagte, der Rechts
anwalt, der die Sache besorgte, der
wohnte ganz nahe in der Mohrcnstraßc
und ich sollte niun gleich hingehen.
Ich gehe also hin und sage dem Bureau
Borstcher, er soll die Sache auf vier
Wochen ruhen lassen, da lacht der und
meint, das könnte Jeder sagen; wenn
ich den Wechsel 'raus haben wollte, dann
gäbe es blos ein Mittel, dann müßte ich
Wechsel nd Kosten bezahlen. Potz
Tausend, denke ich, das ist ja 'nc nette
Geschichte! Ich hatte dem vornehmen
Herrn von Zulnkaffcr mein Wort ge
geben, das muß ich doch halten! Er
hatte mir freilich auch sein Ehrenwort
gegeben, aber, nc, so'n vornehmer Herr
denkt sich bei seinem Ehrenwort manch-
mal nicht viel! Also ich bezahle 187
Mark nnd Pfennige und nehme meinen
Wechsel mit nach Hause."
Die vier Woche vergehe, aber wer
sich nicht sehe läßt, ist mein Herr von
Ziilttknfjcr! Er fuhr aiich gar nicht
mehr Droschke erster Klasse. Ich dachte
auch schon an die ganz alte Wechsel
geschichte nicht mehr; da fragt mich nial
der Kommissionär, der Gnrken-Müllcr,
was denn der vornehnie Herr auf dem
Gendnrmenmarkte von mir gewollt
habe. Ich erzähle den: Gurkcn-Müller
also die Sache, und da ich wußte, daß
der Kerl auch mit allen Hunden gehejtt
ist, so srage ich ihn, ob er mir nicht zu
meinem Gelde verhelfen könne. Ja,
sagt der, das ginge wohl, aber da ich
den Wechsel schon eingelöst hätte, so
müsse er mich der Form wegen mitver
klagen. Na, ich verstehe ja von der
ganzen Sache nichts und sage, das
könnte er ja thun, und gebe ihm den
ganzen Zimmt, den ich von dem Rechts
anwalt in der Mohrcnftraße bekommen
hatte.
Hier machte Peters eine lange Pause,
trank einen gewaltigen Zug und strich
ärgerlich mit der Hand über fein drei
tes, gutmüthiges Gesicht,
Na, was soll ich Ihnen noch lange
erzählen. Nach kaum acht Tagen
kommt der Exekutor in meinen Bollen
teilet und verlangt nochmals das Geld
siir den Wechsel von mir; ich denke erst,
er macht Spaß, aber wie ich sehe, daß
er anfängt zu schreiben nnd so 'ne
blaue Marken ans meine Bollcnsäcke
klebt, da bleibt mir doch nichts Anderes
übrig, ich hole znm dritten Mal Geld
und bezahle den Wechsel!
Und dabei schlug der Bollenhandlcr
mit der Faust so wüthend auf den Tisch,
daß die Gläser klirrten.
Ein leises Lachen ging durch die
Reihe der Gäste, das in einein lauten
Gelächter austönte. Na, Prosit, Herr
Peters! Es traf wenigstens keinen
Armen!
Auch ' eine Rnegseniinernng,
j'o '-Penno Rüiiknaiikl (2jian!if)cim).
In der Gegend zwischen Schwaben
und Franken im einsamsten verstecktesten
Thalwinkcl, inmitten kindlicher Ah
nnngslosigkeit, erlebte der Knabe dieses
Stückchens Zeitgeschichte, dieses ner
wartete und seltsame Hereinragen des
großen Krieges in die Weltabgeschieden
heit seines stillen Dörfchens.
Das war vor fünfnndzwanzig Iah-
reu. derselbe sonniqqoldenc späte Otto
bcrtaq, deren gerade gegenwärtig einer
dem andere folgt, ein Tag, wo die!
Sommcrsäden durch die warme Luft !
fliegen, wo die Kirschbäume mit goldig-!
gelben und bluthrothen Blättern eine
unerwartete märchenhafte Bliithcnpracht
,N entla len Uftmien im ipI pii Oilam-1
licht der Hcrbstlonne, und wo über die l
Felder hin das Kartoffelkraut dorrt und
die IlNiclliilNlen Will,,' in nrhen i
prangen, wie die goldenen Früchte des ,
iiAN i T.l.l til! UniUr- StmUto)-.
wnviirj, llil uu VVU IJkUK IllUlm l.l'l l
Schönheit, der man es nichl ansieht, daß!
sie so schnell vergehen muß.
Und es war ein Sonntag. In einen,
einsamen Wiescngrund.
zwischen roth-
I braunem Buchengchölz. weideten, hier-, und davon, denn ich sah, daß das Ding schlechte Affaire. Unser Schin. ein gro
hin und dorthin zerstreut, rothe und ge- j leicht war wie Luit. ßcr Panzer, war den Kanal hinunter
schcckte Kühe, und um ein Hirtenfeuci! Aber was thun? beordert wordcn. um sich mit den, Ma-
am Rand des Gehölzes stand und kauerte
ein Häuschen Torfkiiabcn. Ganz nahe. ;
einen Hügel hinaus, lagen die Häuser!
eines ärmlichen Torfes mit einer Kirche!
zu odcrft. Der Kirchtbnrm. mit einem l
radc am Zage vorher war eine Tode
Nachricht in's Torf gekommen und hatte
die kleine Einwohncrschaftaiif's Tchinerz
lichste ausgeregt. Die Miillcr und die
Schwester des Gesallenen nnd seine
Perlobte vor Allen waren in laute
Klage ausgcbrochcn und Andere, die
den gleichen Verlust befürchten mußte,
hatten stille Thränen vor sich hin ge
weint. Biele Reden konnten sie nicht machen,
diese armen Knaben. Es fehlten ihnen
alle Borstellungen und es schltcn ihnen
die Worte, Sie beriethen aber, ob der
Krieg wohl so lange dauern werde, bis
sie selber groß genug seien, um auch
mitzuziehen wie ihre großen Brüder.
Und eS blijüe aus ihre Augen, un
gewöhnlich. Und es war sichtbar, sie
alle wünschten, daß der Krieg noch lange
nicht aufhören möchte.
Ich stand unter den Knaben und es
ging mir wie den andern; ich wußte nur
nicht viel zu denken. Ich machte mir
dciuioch Bilder vom Krieg, Die Fran
zosen stellte ich mir vor wie Menschen
fresfer. Ich hatte etwas von Afrika ge
hört. Ich dachte mir eine Art mensch
lichcr Ungeheuer, mit blutigen Augen,
mit Scharn vor dem Munde. Diese
graulichen Unholde brachen über die
Grenze, über eine hohe Mauer hinweg,
und fielen in unsere wehrlosen Dörfer
ein, um zu vrennen und zu morden nd
die kleinen Kinder am Spieß zn braten.
An ihrer Spitze sah ich Napoleon. Oder
hieß er Garibnldi? Ich wnßte es nicht
recht. Jedenfalls war es ein Scheusal,
der kein größeres Bergnügcn kannte,
als in dampfendem Blut zu waten und
und über Haufen von Leichen und
Sterbenden wegzureiten, wie der ent
schliche König Holofcrncs. dem endlich
die fromme Judith den Kopf abschlug.
Mit solchen seltsamen Vorstellungen
innerlich beschäftigt, stand ich schwei
gciid in dem Haufen und stierte in den
Flammen,
Plötzlich geschah ein lauter Ausruf:
Am Kirchthurm, am Kirchthurm, was
ist das?
Alle Blicke wendeten sich nach der
Kirche. Und dort, an der Thurmspitze,
an den Beinen des frisch vergoldeten
Hahns, war etwas angebunden, ein
merkwürdiges fremdes Ding, von gelb
lichweißcr Farbe, von der Gestalt eines
großen, hochanfgcbauschten Bettkissens,
An einem Seile hing's, und daran
zerrte es, nach allen Seiten ausbikgcnd
und auf- und iedcrbaumelnd, als ob
es sich mit Gewalt losreißen wollte.
Das holen wir !" rief Einer.
Und davon ging's, über Hecken und
Gräben, in hellem Lauf nach der Kirche.
Und die Thurmtrcppcn hinauf, die
halsbrecherischen, immer höher in den
dunklen Bauch, zwischen dem wurm
stichigen Gebälk, an den Glocken vor
über, die ei ängstliches, tiefinncrlichcs
Summe von sich gaben bei unserem
Gcpolter und Geschrei. Und immer
höher, einer über den andern vordrän
gcnd, an steilen Leitern empor, das
letzte Gebälk hinaufllimmend. wo da die
Eule vom Nachmittagsschlaf auffuhr
und davonfauchte.
Tann war man an der obersten
Tachlukc, wo die Schieferdecker hinaus-
zuschlüpie pflegten,
wenn es an der
Thurmspitzc etwas ausznbcsscrn gab. I ist eine Platte am Schiffe zersprungen
Mit zitternder Hast wurde die Luke und der Fehler muß untersucht und rc
aufgerissen. Und da sahen wir das parirt werden u. s. w. Ost verlangen
Ding näher, ganz nahe. Aber wir auch Kauffahrteischiffe unsere Dienste,
konnten es nicht erreichen. Es hin ! Es ist uns erlaubt, für andere Schiffe
noch ziemlich hoch über unseren Köpfen
Und dann baumelte es hin und her,
wie tänzelnd, und spottete unser.
Wir müssen einc Sense holen", rief
Einer.
Das war schneller gesagt als gethan.
Wir brauchten Geduld. Aber wir tonn
ten unterdessen die geheimnißvolle, räth
selhafte Erscheinung uns etwas näher
ansehen. Wir gewahrten nun, daß an
dem aufgebauschten kiffcnförmigen Kör-
per noch ein kleinerer befesngt war, ein
Ding wie ein Tabakbeutcl, das schwer
niederhing. Und auf dein Kissen ent
deckten wir große, schwarze Buchstaben;
wir buchstabieren sie zusammen, mir
lasen Metz.
Das Wort war uns nicht ganz unbe-!
kannt. es mußte mit dem Krieg znsam-,
mcnhänqen. Unsere jungen Herzen?
schlugen höher.
Tie Scn'e. die Sense!" schrie es
aui iim,-mt chlcn mir nhntrn timnZ I
Groücs, etwas Unerhörtes.
1
Mi,
lind endlich kam die Sense.
v)?iih( llnliftrn rnir ic hitr.4i hie S'nf(
Der sie Handhabte, wollte in bcsinnungs-j
Irtinr n!,'., X., .,.!.i.
VIV l UTllllltllU UU7 ,111 UlUllIjU llll-l
den. das unsere Beute an den Thurm
band. Aber ich schrie wie außer mir.
l r tolle anualtcn. Mnn er lchneidc,
! flöge die ganze Herrlichkeit wieder aus
Stoß' ihm die Seme in den Bauch," '
schrie Einer, stoß, vielleicht fitzt der '
Napoleon darin."'
Das geschah. Die Sensenfpitze riß!
dem selksamcn Vogel aus Metz ein Loch
in den Leid und augenblicklich schrumpfte
er znfammcn. In wenigen Minuten
batte er seinen letzten Athem ausge-
haucht und hing schlaff und todt an sei-,
nem Siel. Er rührte sich nun nicht
mehr. Und da schnitten wir ibn los.
Ader wir en unzekchickt in unnr
Hast, wir brachten ihn nicht zu uns
herein. Er glitt iS aus und rutschte
das Thurmdach hinunter.
Wir selber tonnten nicht so rasch fol
gen. Wir brauchten eine geraume Zeit,
Als wir endlich unten im Kirchhof an
kamen, sahen wir iinserc Eroberung bc
reits in anderen Handen. Ein Haufen
größerer Bursche hatte sich dcS cntseel
tc Ballons bemächtigt und einer schnitt
gerade mit seinem Taschenmesser den
Beutel aus, der daran hing, lind das
war wie ein halbflügges Nest. Die
Böge! flatterten heraus und fielen zu
Boden, eine ganze Anzahl beschriebener
Papicrchcn.
Unterdessen kamen von allen Seiten
Lente herbei, alles voll Ncugicrde nd
Berwunderiing, Man fragte nach dem
Pfarrer. Er befand sich aus seinem
Abcndspaziergang. Aber die Frau
Psarrer und ihre erwachsene Tochter
traten ans dem Hansc und näherten
sich. Man machte Platz. Die Pfar
rcrStochtcr intcressirle sich in die
Papiere; sie konnte französisch.
ES waren Briefe. Die Eiiigcschlossc
neu von Mctz schrieben an ihre Ber
wandten. Fräulein Hedwig las und
übersetzte. Und da war von nichts die
Rede als von herzlichen Mütter und
Schwestern, von heißgeliebten Bräuten,
die in der Ferne trauerten und vcr
zweifelten. Es waren Worte des Trostes
und der Ermunterung, Worte heiliger
Zärtlichkeit, Worte sorgender Liebe.
Ich stand und lauschte.
Was hatte ich mir doch gedacht?
Menschliche Ungeheuer mit Gesichtern
wie schwarze Teufel, mit blutigen
Augen, mit Schaum vor dem Munde.
Nun war es das gar nicht. Diese
Briesc stießen plötzlich all' mein Denken
um; den sie offenbarten niir die besten
Menschen, zarte weiche Menschen, Men
schcn mit lieben guten Augen, mit sanf
ten, zärtlichen Worten.
Und mit ihnen hatten wir Krieg !
Bor dieser Entdeckung stand mir der
Verstand still; ich begriff nicht mehr;
ich konnte mir den Krieg nicht mehr
denken.
Ich schlich mich davon, ganz verstört!
Denn ich hatte einc Frage, aber ich
wttßtc Niemanden, an den ich sie richten
sollte. Und am wenigsten konnte ich sie
selber beantworten, ich dummes Kind ;
die Frage : W a r u in i st Krieg ?"
I Den Mccrcstiefc.
Ein Tauchcr der ciiglischen Kriegs
flotte, der sich von eine! Londoner
Journalisten interviewen ließ, gab über
seine Thätigkeit in den Meercsticsen
folgende Aufschlüsse: Sie wissen wohl,
daß jedes Schiff der Marine seine eige
nen Taucher hat; ein Flaggschiff besitzt
sechs Taucher, gewöhnliche Panzer und
.Kreuzer nur zwei, einen zum Tanchcn
und den andern, um das Punpmcrk zu
versorgen. Der Posten ist eine Art Bc
förderung, denn Jeder von uns erhält
einen Penny pro Tag mehr, sowie eine
Ertravergütung pro Stunde bei Tau
cherarbeitcn, nach der Fadcnticfe des
Wassers variirend. Zum Beispiel, wen
wir in 15 Faden tiefem Wasser zu
arbeiten haben, erhalten wir 1 S. 6 T.
pro Stunde, bei 5 bis 19 Faden 2 S.,
19-25 Faden 4 S. und bei 25 bis 28
Faden (i S. siir die erste Stunde und 4
T. für die dann noch verbliebene Zeit.
Warum jedes Schiff einen Tanchcr hat?
Nun, an Beschäftigung fehlt es nicht;
da ist ein Torpedo bei Uebungen gcsun-
ken, oder ein Anker verloren gegangen
! etwas über Bord gespült worden oder es
zu tauchen, doch müssen wir bei dcrarti
gen außerdienstlichen Arbeiten ein Gu
neu pro Mann an die Admiralität zah
len als Leihgebühr für unsere Tauchcr
rüstung. Da derartige private Geschäfte, es
handelt sich meist um verfunkcne und
schwer wieder aussiudbare Wcrthgcgcn
stände, gefährlicher Natur sind, so
machen wir natürlich unsere eigenen
Preise und bekommen fast immer, was
wir verlangen. Einmal verdiente ich!
,n ein uuo einer yaioen iiuiioe o trimmt; jetzt jedoch it es völlig klar.
Pfund. Man hat mich privatim ge-!daß die alten Römer dic'c Feder' längst
düngen, um zwei Kisten, jede 29,!i'i'! benutzt haben.
Dollars enthaltend, aus der See her-l
aufzubringen, welche über Bord gefallen
waren und nu 15 Faden tief aui dem
Boden des Meeres lagen. Man hätte
ebenso gut eine Nadel in einem Heu-
schob suchen tonnen. Doch ich bc-! 7' .,"u,ll'u" ""'""'
schloß, die Sache zu versuchen: ich'"," m , 1 c!nmö
nlnnlitp r.ll IHimh m.irm niAt 311 nie!
; k.;'. 0 4. ,i,:il 0,,,, !
im m. ,ui ciimu u.iui iiiiiiiin -i'niv
bewilligt, borgte den Apparat, sprang !
iiher 9Wh irnh frirn rrcnilit hf Yipn .1.' .
suchten Kisten auf Grund. Das h,
eir,t 1
attc
l i,tt,t hs.
VtUU. ItlUJIi llllll WtUlll'l ilUlll
ich die 5!,',8 Tollars herausgebracht
und in einer weiteren halben Stunde
ur mettmn sin hrn ?tnn!v
waren an Pliind Sterling in meiner
Tasche! Einmal hatte ich im Kanal einc
nover-Geichwader zu vereinigen. Bor
Tover ankerten wir ans irgend einem
Grunde. In der Nacht wurden wir
durch den Rui geweckt: Schiff aus
Grund, alle Mann ani Deck!" Wir
taumelten hinaus, der Wind blies mit '
vollen Stoßen und das Zchin ichwanite
ans dem Riff bin und her. Es gelang
uns nach vieler M,ibc. es 'rcizumachen.
doch ging einer un'ercr A::!e: verloren,
Am nächsten Morgen gatk es, diescn
wikder zu nndkn. Mc-n Kamerad n"d
ich entdeckten ihn auch endlich, ich gehe
über Bord, um ihn hiuaiiszuhule und
figiiälisire, unten aiigckouimcn. nm ein
Seil, ihn anzubinden nnd hinausziehe
zn lassen. Während ich damit bcschäs
tigt war, passirt einer der großen Ea
laisdampscr gerade die Stelle, wo ich
mich befinde. Die dadurch verursachte
Strömling war z viel für meine Kräfte,
Ich w?rdc durch den Druck von meinem
Halt weg und zur Seite geschleudert.
Einige Minute schwanke ich halt- nnd
hilflos ans dein Meeresgrund herum,
da werde ich zur Oberfläche hinaus,
gerissen. Mein Kamerad, der durch
das Schwankcn nnd das Plötzliche
Schlaffwerden des Taues den Vorgang
errathen hat, steht mich glücklicherweise
halb leblos ans den Welle treibe ild
fischt mich aus. Mehr todt als leben
big werde ich zum Schiff zurückgebracht.
Ich hatte keinen Schaden erlitte, doch
ich brauchte acht Tage, um meine Kräfte
wieder zu erlange und das Brausen in
den Ohren zu verlieren,"
Zins dem loiilebcn.
Es ist kaum glaublich, in welchem
Maße Beethoven's Neunte Spmphonic
von den Zeitgcnoffcn dcS Meisters miß
verstanden ward, jenes Werk, daS heute
zur mlistergiltigen Ausführung zu brin
gen, das höchste Streben jede größeren
Singvcrcins bildet. Die Allgemeine
Miisikzeitiiiig" von, Jahre 1828 beriet)
tct über einc Aufstthruug der Shmpho
nie in Leipzig: Eine höchst merkwür
dige Bcrirrung des durch seine gänzliche
Gehörlosiqkcit Uiiglücklich gewordenen,
nun erlösten Mannes , , Das Scherzo
wäre schön, wenn es nicht durch seine
Länge den Eindruck zerstörte. Das
übrige, selbst das Andante, worin
Beethoven sonst so Uniibcrtkcsflichcs zu
geben hatte, nicht ausgenommen, erfüllt
uns um so mehr mit Schmerze, je
mehr wir wissen, wie v,el wir an
Beethoven verloren haben." Und aus
London läßt sich eine Stimme verlieh
men: Eine bizarre Komposition. Die
heißesten Bewunderer Beethovens, wenn
sie nur etwas Verminst besitzen, müssen
bedauern, daß sie zur Ocffentlichkcit ge
bracht worden ist. Die Freunde, welche
Beethoven gerathen haben, dieses ab-
surdc Stück herauszugeben, sind gewiß
die grausamsten (jernde seines Ruscs
SSoiier kommt die Bezeichnung
ommisi"?
Nicht jeder der als Soldat gedient
hat, wird willen, woher das Kommiß
brod seinen Namen erhalte jat. Die
Bezeichnung rührt aus der Zeit des
dreißigjährige Krieges her. Als Wal
lciistein gegen Stralsund zog und Theile
seines Heeres in der Mark lagen, waren
die davon betroffenen Orte aus die
Dauer nicht im Stande, das geforderte
Brod zn schaffen. Man zog daher
Städte und Dörfer, die nicht mit Ein-
quarticrnng belastet waren, gleichfalls
zu Lieferungen herbei. Um nun eine
gerechte Verihcilung der Kornausschrci
bungen zu ermöglichen, hatten die Lan
dcsbchördcn im Einverständnisse mit
den Triippenführern eine besondere
Eommission damit beauftragt, die auch
das Brod backen ließ. Diele Brode,
welche vou der Eommission verabfolgt
wurden, hießen Eommislionsbrode"
woraus im Laufe der Zeit das Kom-
mißbrod" entstand.
Sie alt ist die Stahlfeder?
Gemeinhin nimmt man an, daß die
Stahl- resp. Metnllscder ein Produkt
der neueren Zeit ist. Diese Annahme
ist nun jedoch widerlegt worden, da
man in letzter Zeit derartige Federn qe-
funden hat, die einer bedeutend älteren
Periode angehören. Bei den Erdarbci
ten in Köln am Rhein entdeckte mau
nun in einem großen Römcrgrabe eine
mehrere Zoll lange hohle Röhre ans
Bronce, ca. zwei Linien Tnrchmcsjcr,
deren eines Ende in eine gespaltene
Spitze ausläuft nnd die keinem anderen
als dem Schrcibgebrauche gedient haben
kann. Es sind auch srühcr gleiche
Schrcibfcdern an anderen Orten gesun
den worden, doch hat man denselben
nicht entsprechende Aufmerksamkeit ac-
schenkt oder ihren 'einstigen Zweck nicht
?a älteste Herbarium der Welt
befindet sich ini agnptologikchcn Mnscum
in Kairo. Es besteht aus einer Menge
i..ui. m(ui
lijie mui'v um ii'umi ummii. .ir uai-
. , -. ,, , .. ...
"n'N Punzen indthc,lwcenber
,uijit un
1,11 U.il 141 T illlUl lllll
N"n befinden sich: blauer und weißer ,
Z-" "- r0,k;r ;:n-."Ii,f'! 'u.
, , ... . ,
"'vorn, -icqvaimc.
Arten i
",'""","""". '
und
verschiedene Gräser und Sellerie.
Eudliä' gcündcn.
Miranda lvlonlicb): Jofbue, mor
gen geb! s nach dem Weichten!"
Joshua (der Miranka ,'cik zwanzig
abrcn den L'oi mach!!: N;t moali '
,s: Du fcdcrzell.
Airanda: Ricbl dock! m driiiisen
krieg i vielleicht a Mann."
Joüiua, dcipcral: Zu dumm: ick,
bcirath Ti.
Miranda: ,,ar::m
vor Jabren ff'iagl?"
Joikua: Zu k:i:n:::!
nil r Jabnn
'i-cicht 'be w:!Iil ?"
linier Raffe'Ich,vestcn,,
Fra Rälhin bei'n, Kaileeklatlch
zu ihrer Nachbarin) : Na, die Frau
Assessor ist aber gar nicht redselig!"
Frau Jnspelior: Ach, die ist so
schweigsam, daß man ihr nicht einmal
ein Geheimniß anvertrauen kann!"
lll.iiht der iVii'ol)uln'it.
Er (zu seiner Gattin): Ach. Elise,
das war heule herrlich ich habe eine
Reise im Luftballon gemacht!"
wie: Nun, und da linst In mir
nichts mitgebracht?"
Der lvirih eils Zeuge,
Vorsitzender: Habe Sie nu
och irgend etlvas Wichtiges zu sagen?"
Zeuge (Wirth): Ja, vcrr Rath
i einer Stunde wird bei mir srisch an-
gestochen!"
Vom Exerzierplatz,
Unteroffizier (zu, Einjährigen, der
einen Rock nicht zugeknöpft hat): Jh-
neu scheint es wohl nicht der Mulie
werth, wegen des einen Jahres Ihren
Rock ziizuluöpfcn?!"
Kindliche jltischamiiiir.
Lieschen: Tu, Hans, wie nennt
man denn eigentlich die Leute, welche
tausend Mark habe; heißen die auch
Millionäre?"
Hans (cntriistet): Aber Liese, die
heißen doch Tausendsasa!"
Weiblicher &joi$ntii$.
, , , , Sie zanken aber doch mit Ihrem
Mann bett ganzen Tag! Warum lassen
Sie sich den nicht von ihm scheiden?"
Damit er dann thut, w a s er
w i 11?! Fällt mir nicht ein!"
Freilich fatal.
Töchter (zum Vater, einem höhere
Ossizicr): Papa, Du mußt Dein neues
Amt als Garnisonsältester niederlegn!"
Papa: Aber Kinder, warum denn?"
Töchter: Weil's immer heißt: jetzt
koninicn die Garnisonsältestcn Töchter!"
Günstige Äelrgcnhcit,
Erst Slndent: Weißt Tu, ich
möchte gern erproben, ob mein Zimmer
kollege ehrlich ist; wie mache ich das
nur?"
Zweiter Student: Sehr einfach; laß'
mal Abends ein Zehnmarkstück auf dein
Tische liegen; wenn's am nächsten Mor
gen noch da ist "
Erster Student: Famose Idee! Leih'
mir doch mal gleich zehn Mark!"
Ans jede Seile drei.
Schön Elschen saß am Fenster
Mit ihrer Stickerei,
Hat auf der Stirn sechs Lvckchcn
Auf jeder Seite drei.
Ein Jüngling liebeglühend
Ging nm die Eck' vorbei,
Sechs Härchen auf den Lippen
Auf jeder Seite drei,
Ter Jüngling fing mit Elschen
An cie Schäkerei,
Und warf hinauf sechs Kiißchen
Auf jede Seite drei.
Der Vater kam nnd sah es
Und rief entrüstet: Ei !
Und gab dem Jüngling scchse
Auf jede Seite drei.
Kindermund,
Lehrer: Ich habe euch kürzlich ge
sagt, ihr solltet versuchen, wenigstens
jede Woche eine Person glücklich zn
machen. Habt ihr das gethan?"
Der kleine Ernst: ..Ja, ich habe die
Großmutter glücklich gemacht."
Lehrer: Das ist brav; wie hast du
das gemacht?"
Ernst: Ich habe sie besucht nddann
ist sie jedesmal glücklich, wenn ich wie
der gehe,"
vcrschuaxpt.
Ein Offizierdicncr bringt der Braut
seines Herrn mit vollendete, Anstand
ein Bouquct, nebst Brief.
,a,nc: Ich danke! Aber Johann, ich
kann nicht umhin die Art loben, mit
welchem Sie den Auftrag Ihres Herrn,
meines Bräutigams, aussübren!"
Diener (geschmeichelt : Danke, gnä
diges Fräulein, - so 'was geht jetzt
schon. Früher hab' ich mich anch dumm
ang'stcllt, aber an Uebung hat's mir
beim Herrn Lieutenant nicht gefehlt
und so kommt'S, daß man jctzt mit mir
immer recht zusricdcn ist !"
Slllcl'llldigt.
Richter: Tie Haben diesen Herrn
einen Schwindler genannt: wie kamen
Sie dazu?"
Angeklagter: Entschuldigen ic. ich
tm trunken, und i,7dic',e
Suftandt muß ich Jedem die Wahrhc
in
hc,t
sagen!"
seltene iKclkgenben.
Wirth: Heule sind Sie mir gerade
hundert Mark schuldig."
Student: Donnerwetter, wenn ich
vas gemu, vaiie. vann vall ich n paar
"reundc milgcvracizt nd eine kleine
Fcillichleit veranstaltet."
Matürliihe ,solae.
A!io Sie baden Ihren Erb'b,,sts-
'Prozeß gewonnen. Frau Sebmid! Sie
ci'cht das nit werden jctzt wohl einc gro':e Rei'e
rna.ivii '. "
'.K'iit ,A.t nein, das nick'I: a!er wabr
icf'i r.i 7: iieuiiiiti wird sich unser echtsaniralt
das Vergnügen leisten."