Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 19, 1895, Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    (Dhto AX'IsdipIom,
i!ou J. Miclow.
Herr Ferdinand ftichleiiuiitu wnr
durch dcn Tod feine PalerS 0111 Ge
fchiijt'3jii!)vct zuui Besitzer eines vohl
n jjorthte Wt"stMiireizesd)iiftä in Pafe
malt avancirt.
Ihm fehlte jcj!t nr noch eine (vrnu,
bonn feine alte Mutter wollte ihm die
Last des Geschäfte nicht mehr tragen
helfen.
Taf! Herr Kuhlemann, trotz feiner
dreißig Jahre, noch nicht verheirnthet
war, hatte feinen besonderen Grund.
lh hatte das Unglück gehabt, ei
PommiS zu sein und wie ein junger
Baron auszusehen, mit seiner hübschen
eleganten Figur und dem für einen
Man fast zu fei geschnittenen, dlon
den Gesicht.
Er fühlte sich immer wie ein halber
Baron, wenn er auch ein ganz tüchtiger
(Geschäftsmann in seiner Branche war,
aber die jungen Mädchen seiner Be
kanntschaft waren ihm alle viel zu ge
wohnlich.
Er hegte eine heimliche Leidenschaft
für die große Tenne", die seiner Mei
nung ach einzig und allein seiner Per
sönlichkeit entsprach, aber da er noch
keine Baronin oder Gräfin gefunden
Halle, die gerne ra uhlemann ge-1
worden wäre, blieb er ledig
Wallte, Tu mußt heiralhen". sagte
die Mutter in jedem Jahr dreihuudert
undfünfttttdsechziq Mal,
Endlich saßte "Kante drei Monate nach
dem Tode seines Paters eine großen
Entschluß.
Hiitttcr", sagte er eines Tages, ich
reise ins eebad. Jeder anständige
Mensch reist um diese Jahreszeit ins
Teebad und erstens tan ich nur das
jetzt wohl gönnen, zweitens brauche ich
ja eine Erholung und drittens finde ich
dort vielleicht eine Fron."
Hm, hm", machte die Mutter und
schüttelte bedenklich den opf dazu,
aber ?!nnte reiste wirtlich nach drei
Tage ab.
Er fuhr über Stettin 11110 kleidete sich
dort ganz e ein,
Als er sich darauf anf dem Tnmvfer
einschiffte, von der l'ravattennabel bis
zum Zipfel des Taschentuches nach der!'
neuesten, englischen Mode gekleidet, mit
einem eleganten Lederloffer, einer Reise
decke, sammt schottischem Plaid nd
funkelnagelneuem Havelock im Leder-
rteitten, nd weder weiouisaie, run-
stecher och Bädecker fehlten, kau, er sich
wirklich wie ein iger Lord vor,
Ter Aufenthalt in dem hübschen Ost
seebade Binz gestaltete sich höchst ange
nehm und bot für Jemand, der och
rn,it vn.i iili.'r !,' fsitvnipn di'v einten
vaterländischen Mark l,iausgelom,en
war, viel Neues und Reizvolles.
In der ersten Zeit vergaß Ferdinand
über den Genüssen be mmtn
,o,el - E on, orls und , au nfo nj en j
trandlebensganz den 6 njmf
einer ei e, bas -uch 11 nach e.ner pa ,
seuben LebenSgesahrt n ."'
ganz heimisch und sicher m all bei,
Fremben. Neiien (le.iwrtcn mx und I
lfl) IN 4H)iiuie 11110 iin-jen uuuiuiiiuut
in die Rolle des großen Herren" I)ij
eingelebt hatte, sing er an, dessen zn.
cn,lmnl- ..... ! Gewiß, er hatte sich nnr versprochen,
Es gab nun zwar genug hübsche und 1 ,cjl 0cr mm ilm ftf, fl)
elegante grauen iBtnz, aber diej yb( mii) ffl)r (,cfrcllti
Sache, eine kumtige rau ublemann.,, ,,,1, Ihre Bekanntschaft
unter ihnen zn tmde, hatte doch gronc maitcK A) 1)cil-,c um o Slier
Schwicrigkclten. Iling."
Er war klug genug gewesen, im An-j -t rcid)tc j, 6if fcill(11 lu,fri
fslitg, keine Bckanntschastcu zu inchcn ; m mi m-i)mmü ; il)r(m sltl
"Nd eine gro,;e Furnckhaltuug 511 bej Berauscht nd beklommen zugleich
obachken. trotz der vielen, verlangenden !, ehrte Ferdinand nach dein Strand
wohlgefälligen Blicke, die ihm taglich ; llt(( jllrji((
:,nd überall von Saniilieiimüttern nd , rJ 'mad)t'c crnpel miti doch
he,rths?älge, jungen Tarnen ge,pe- tolllltf m -rfUbt. timm bcn näd)-,fn
bet wurde. ..,.! Tag erwarten.
tvt gccl Hfl) nngei,e ier in oer ouc .
vornehmer Reserve, mit dem entzücken
den Bewußtsein, für einen Lord oder
Baron gehalten zu werde, eS wäre
wirklich schabe gewesen, diesen Nimbus
beim Publikum zu zerstören und sich
eines Tages als Herr uhlemann aus
Pasewalk, Inhaber eines Weißwaaren
gefchäftcs vorzustellen,
Tcr Kellner im Ttrandhotel redete
ihn immer Herr von ulitemann" ober ; luten Buchenwald oder mit dem Tam
sogar Herr Baron" an. Tieser ellner ,f ,,d eines Zages konnte es ihm kein
war wirklich ein ganz vortrefflicher Geheimniß mekr bleiben, baß er ebenso
Mensch, es war erstaunlich, wie viel ' geliebt wurde, wie cr liebte.
Einficht nd Anstand er besaß. i ' Tie reizende ran wurde stiller, be-
Tie Hälfte feines Badeaufenthaltes fangener, zuweilen sogar schwermnthig,
war bereits 111, als cr eines Tages eine : jc naher die Trennung kam und ihre
Tarne am Zlrande erblickte, die itjin bliese, bie anfingen, ilm scheu zu mei
ausnehmend gefiel, UnMifelhast war den, zeigten eine verschleierte, zärtliche
sie eine Aristokratin, eine Taine ber vor-, Tcdnsucht.
nehmen Welt. Er wußte, was sie von ihn, erwartete
Allein nb träumerisch blickte sie von , 0! mie gern hätte er ihr aus den
ihrem Strandleisel auf das Meer; eine nirrn das l'ieständuif; seiner Liebe ge
Eleganz nd Grane lag über der fei-; macht, aber nniichcii ihm 1111b ibr gähnte
iien, schlanken (iestalt in dem sand- der schwarze Abgrunb der Lüge,
fardene, Stanbmantel mit dem wei- t) keine Brücke, die hinüber-
chen. einfachen ,ilchiilchen, bie Baron führte.' bem das iestänbniß seiner
uhlcmann lormlich m Elilaie ver-
setzte.
Sie war keine auffallende -chönhcit,
aber ibrc eiichtsige hatten dieselbe
Anmuth wie ihre ca!t.
Ferdinand balle Gluck. Als sie sich
erhob und bie -Irandpromcnade bin -
unterging, ließ sie einen Handschuh auf
ibrein Platz zurück, pine entziickenden
einen dänischen Handichuh. an dem
ei derauichend feines Parfüm King,
Er eilte ibr nach und wollte ibr den
Handfchuk mit einer wundervollen,
schwungvollen Ansprache überreichen.
aber Auge in Auae mit der überraschten
vermeintlichen I'irann oder Baronin. !
slaninieltc er nur befangen: .Gestatten j
Va
Jahrgang IN.
Sie meine Gnädigste ich der Hand
schuh Zie haben "
Ah, mein Handschuh," unterbrach
ihn die Gnädige mit einem allergnä
digsteu Lächeln, diesmal habe ich wirk
lich mehr Glück! Teilten taie, ich habe
erst gestern ein Buch am Strand ver
loren, ich bin wirklich unverzeihlich nach
lässig!" Haben sich gnädige Frein nicht aus
dem Polizei-Fnndbnieau gemeldet?"
sragte jel Ferdinand mnthig, lind
damit lueir die Bekanntschaft gemacht,
Tie gnädige (vvnu hatte sich nicht ge
meldet, er erbot sich sofort die nothigen
Schritte für sie zn thu nd schließlich
ginge sie zusammen.
Ein förmlicher Wouiteraiisch faßte
den beglückte 'Jiciitle, als er nun end
lich einmal an der Leite einer großen
Tarne" dahinschritt und er staunte über
sich selbst, wie gut es ihn, gelaug, sich
wie ein Gleichgestellter zu benehmen nd
mit unbefangener Sicherheit mit ihr zu
eouversiren,
Nur elivas lag ijjnt schwer ans der
Seele: Tie Borstellung! Er mußte sich
vorstellen, selbst die Tauien iii Pasewal!
würden einem Herrn in der Ressource
und im laufmännische Vereins-Tnz-kränzche
sofort den '.Kücken drehe,
wen er diese erste, gesellschaftliche Pflicht
verabsäumte aber ach, wie schwer sich
dieser Tarne, die ihn wie einen Standes
genossen behandelte, als .Nuhlemann"
zu offenbare,!, schlicht und bürgerlich,
Hiilileninnii!"
Sie bekamen wirtlich das Buch zurück
anf dem Polizeibnrean nddieOiniidige
ihm so überaus dankbar. Sie
schlenderten och eine entzückende halbe
tttndc am strande umher, er erfuhr,
daß sie im Ostseehotel wohne, daß sie
allein in Biuz sei und ihren Galle nach
nnr halbjähriger Ehe, vor vier Jahren
verloren habe - sonst war sie ziemlich
refervirt über ihre Familien und ende
ren Berhält,ste,
Endlich, nachdem er sie bis an die
Pforten ihres Hotels zurückbegleitet
halle, kam mit dem Moment des Ab
kchu'ds die Zwingende Nothwendigkeit der
Borstellung, wen cr Ansprüche aus die
Z " ' ".W '
f f ,
m m ' fÜ , f
; ' stammelte - rt war
-t( , Mwi.m
geplant, nicht beabsichtigt, aber we
;,. .,,.-, ' 'h,r-
mmm ' mf. Wnäbi
Gestalten Sie. meine Gnädigste,
mein Nume: von hlemann."
Er war erschrocken, als cS heraus
war.
Unt mm tmn füc i( cillc ;)!cil b0
glücklichen Tagen.
Bald war er von A!orgen bis Abend
in der Gesellschaft seiner angebeteten
rau v. Stierling, die ihm mit jedem
Tage liebenswürdiger und unwibersteh
licher erschien.
Tliindenlang faßen sie zusammen am
-trande, promcnirten aus den Tüne,
machten Ausfinge in be nahen, Herr-
Schuld mußte sie ja erst recht für ewig,
, von ihm trennen. j
' Sie wußte von ihm nur, baß er mit!
seiner alten Mutter in Pa'ewall lebe.
i Tie Reserve, die sie selbst über ihre Ber- i
, dallni'se beobachtete, legte ibr ben j
! Zwang auf, auch ihn, gegenüber sehr!
; diseret mit tragen zu sein und wie un-i
t.r einem unbewußten inverftandniß
hatten sie wenig von der Berqangenlicit ',
'geredet. Tie Gegenwart war so über-!
bauvt angenehm uo lot erfchopfenden '
Zlon,
Ferdinand lainv'tc einen furchtbaren,
' einen entsetzliche Seeleiilampf. Aber am
folgenden Morgen war er okne Abichied,
beimlich abgereist und iyxau 0. Stier
S
Beilage zum Nebraska taats-Anzeiger.
ling erhielt einen Bries, der ihr mit cr
schütternben Worten sagte, baß ein
grausames gnalvolles Schicksal ih aus
ewig von ihrer Seite reiße und baß er
mit gebrochenem Herzen sein Leben ein
sam beschließe würde.
Er war sogar am Abend vorher allein
in seinem Boot auf das Meer hinaus
gefahren, mit dem großartigen Ent
fchliiß, scheinbar zufällig z veruu
glücke, aber er kam wohlbehalten zu
rück, mit dem Einsehen, baß es doch
och besser sei, gebrochenen Herzens in
Pasewalk Weißwaaren zn erkaufen,
als am Biiizer-Stranb von de Sischen
gefressen zu werden.
So traf er eines Tages wieber in
Pasewalk ein, aber seine Mutter hatte
wenig Freude an ihm. Er hatte immer
och keine iynm und sie kannte ihn tauin
j wieder, so trübselig und schwermiithig
war er geworden.
j Eines Tages, kurz nach seiner Rück
' kehr, stand er hinter dein Ladentisch nd
verkaufte fertige Wäsche au eine gute
ikundiu.
Er hielt gerade zur Ansicht hübsche
gestickte Beinkleider ausgebreitet gegen
das Licht und pries geschäftsmäßig ihren
Werth, als etwas hastig die Ladeuthür
anfgcstoße wurde nd er hätte in
den Fußboden versinken mögen Frau
von Stierling vor ihi stand.
Entgeistert, sprachlos starrte er sie
an, aber sie überhäufte ihn nicht mit
50111 inii) Bereich! 11g, nein, sie streckte
ihm beide Hände entgegen, mit einem
kleinen Jubelschrei, und die hellen
! Thränen liefen ihr über die blassen
Wangen.
Habe ich Sie wieder? Habe ich Sie
endlich wieder" rief sie, als sie allein
mit ihm war.
O mein Gott, Sie brauchen nicht
vor mir davonzulaufen dem Himmel
sei Tank, daß Sie nicht Herr von Kuh
lemann" sind, nicht der große Herr, sür
den ich Sie hielt, ich bin ja auch
nichts als eine Lehrerin ich bin Gou
vernante Sie habe sich i mir ge
täuscht ach, 11 d ich halle nicht den
Muth, ,e aufzuklären ich sürchlete
Sie zu verlieren. Sie böser Mensch,
warum liefen Sie ohne Abschied da
von ."
So klang es zwischen Weine und
Lachen, die uiidin und die gestickten
Höschen waren vergessen, ein glückseliges
Paar lag sich in de Armen.
Tie hatten sich beide aus demselben
Grunde Komödie vorgespielt.
Melanic Stierling hielt Nante Kuhle
mann ebenso für einen großen Herrn,
wie er sie für eine vornehme Tarne und
sie konnte ebensowenig der Bersuchung
widerstehen, ihn in dieser Täuschung zu
erhalte.
Sie war sehr jng, Berwittwet nd
von ihrem verstorbenen Gatten zurück
gelassen, halte sie als l'iouvernante in
vornehmen Familien ihren Unterhalt
erworben und sich Bieles von den Ma
nieren und dem Wesen der Aristokraten
angeeignet.
Als sie erbinands Abschiedsbries er
hielt, war sie sofort entschlossen, bei
bösen Schicksal nachzuforschen, bas ihn
zn diesem Schritte trieb, den seiner
Liebe war sie sicher.
Sie sotgte ihm nach Pasewalk und
ruhte nicht eher, als bis sie sein l'ie
heimniß entdeckt hatte, was in der klei
en Stadt nicht schwer war.
Ihr t'ilück kannte keine Grenze bei
dieser Entdeckung, denn sie hatte ebenso
schwer unter der Tächung gelitten, wie
Ferdinand.
Nach wenigen Wochen gab cs eine
fröhliche Hochzeit und Herr und rau
ll)leimiiin wurden auch ohne Adels
Tiplom ein glückliches Paar.
welcko?
'ine amkrikaniichk kirail,gkch!ch!e, ',
In St, Geroniino, einem teranifchen.
weit von der ultur abgelegenen Stadt
chen. saß eines Tages Mr. William
Huntingwn. Besitzer einer Konserven
sabrik, nachdenklich in seinem omptoir.
Wegen Mangels an geeignete weid-,
lichen Wesen konnte cr nämlich trotzt
vielfachen Snchens nd Mühens nicht
zu einer ilim zusagenden ,rau getan-
ge. ei Mißgeschick, das ilm in holiem
l'irade verstimmte. In dieser fatale .
Lage laut er auf eine ganz eigenartige
Idee. Er schrieb drei Zettel gleichen
Inhalts, die alio lauteten: Mochte
gern hcirathen. jnngc, nette Tarne: die1
ai mich :!!iakrigeu Mann reflellirt,
findet mich am l.. Tezeuibcr aus mei
nem Comptoir zu St. t'icronimo.
William Hniitiiigto. ,
Tiefe drei Blatter legte er eigenhän
big in drei bes Berichlufies karrende !
Blechdüchfen. bie zum Bcrfcndcn nach.
New Zlorl, San Francisco nd New
Orleans bereit standen.
Mit Svannung wartete er jetzt auf
jenen Tag. Endlich, da war der I-. ;
Tezeinber, und kaum war er Nachmit
tags in seiner Office, als an der Thür
geklopft ward. Auf fein Herein" er
schien eine junge, blonde Dame ans der
Schwelle, die ihm sagte, daß sie Helene
Tavis heiße, in der Gegend von New
Orleans wohne und de weiten Weg
hierher nicht gescheut habe, um sich den
von ihr in einer rnchtbttchfe gesunde
neu Gemahl in fi,rui"i zn bcschanen,.
Hiermit langte sie zur Beglaubigung'
ihrer Angabe einer der bewußten Zet
tel aus der Tasche,
Tie weiteren Verhandlungen führten
in Stürze 311 dem Ergebniß, daß Beide
einander gefiele und demzufolge be
schlössen, sich fiir's Leben angehören zu
wollen. Unter den nähere veftfetzuu
gen verging eine geraume Weile, als
dann geleitete Hnnlingto seine Ans
erwählte iii'o Hotel,
Zurückkehrend iit sein Bureau, fand
der glückliche Bräutigam dort ei ande
res weibliches Wesen seiner harrend, bei
dessen Erblicke ihn eine iÄinfehaut
überlief ahnte er doch, daß dessen
Erscheinen gleichfalls mit der von ihm
beliebten Offerte zusammenhing. Und
so verhielt es sich, Marh Newman,
eine stolze Brünette, stellte sich alsbald
als ans Sa Francisco verschriebene
Zuknnftsgattin vor,
Ei gewöhnlicher Sterblicher wäre
voraussichtlich etwas anßer Fassung ge
rathen, Huiitiugton aber saßte sich
rasch,
"ffiein verehrtes Franlcin", begann
er, nachdem ihm die geschaffene Situa
tiou klar geworden, ich würde gern
bereit fein, Ihnen Herz und Hand zu
Füßen z lege, wenn mich nicht ein
sehr triftiger Grund zwänge, hiervon
abstehen zu müssen. Ich bin nämlich
j feit etwa einer stunde bereits der Ber
, lobte einer anderen Tarne, die auf die
selbe Weife auf meine Wenigkeit ans-
inertfain geworden ist, wie dies bei
j Ihnen der Fall."
Tie zweite Schöne war einer Ohn
l macht nahe, als ihr diese Eröffnungen
' gemacht wurden, doch faßte auch sie sich
! schneit und entgegnete: Meinen An
i spruch aus Ihre Person, mein Herr,
j lasse ich durchaus nicht fallen. Tie
! Angelegenheit lässt sich aber vielleicht er
! ledigen, wenn von uns Treien gemein-
sau, Rath gepstogen Ivird."
Hunlington stimmte diesem Vorschlag
zu, er bot der Tante sehr artig ben
sliv... .. .(ui.. r; :.. 5.,. :..
u in uiiu nuuuit u in uns? ,yuu i, ui
! welchem Helene Tavis logirie, Tiefe
, wurde gebeten, sieh in ein Privatzim
; liier zn bemühen, wo die Beiden sie
, empfingen. Mit wenigen Worten über
. die Sachlage aufgeklärt, leistete sie zwar
I nicht Berzicht aus den rechtmäßigen
! Bräutigam, ließ sich jedoch herbei, das
j LooS entscheiden lasse z wollen, w.'r
! von ihnen den Gatten heimzuführen
: habe,
j Tiefes Anfiittien fließ aber bei Mary
; Newman ans entschiedenen Widerspruch.
! Nein," sagte sie, aus ein solches
! Risiko lasse ich mich nicht ein," Gut",
sagte Huntingion jetzt, so werde ich
mit einem anderen Borschlage dienen,
den ich jedoch bis morgen verschieben
1 muß, da Ihnen unter Umstände heute
uoch eine dritte Konlurrentiii um den
, Besitz meiner Person erstehen kau,"
, Tie geschäftsmäßigen Bcrhaiidlungcn
j wurden somit abgebrochen und bis zum
! nächste Morgen vertagt.
; Nachdem .ynntington bis gegen
Abcuo gewartet hatte, ohne eine dritte
j Begehrliche erscheinen z sehen, begab
, er sich zu seinem Eiefchäflsfuhrer, ber
als Retter in ber Noth von ihm aus
ersehe war, Hören Sie "mal, mein
lieber Manning," redete er ihn an,
Sie tönnten mir einen großen !efa
len erweisen,"
Jeden, Herr Huntinglon, das wis
seit Sie," entgegnete der Angesprochene.
Seien Sie nicht zu vorschnell."
meinte der Prinzipal. Und nun er
zählte er dem Zubörende uuinwun
den die etwas verlvickcl! gewordene Ge
schichte, die nur dadurch einen betrieb!
genbcn Abschluß finden lonnc, wenn cr.
Manning, ibui eine der beiden Bewer
berinnen abnelnne. Ich weiß zwar
momentan noch nicht, ob auch die
Taiuen bamil einverstanden sinb, doch
glaube ich es annebmen zu dürfen."
schloß er.
Manning wurde durch diese EutKü!
lung ungemein überrascht, doch antwor
tete er in bebakender Weise, falls eine
der Schönen ilnn gefallen sollte.
Friih am nächsten Morgen schritt
Hunlington dem Hotel zu, wo cr bie
seiner bereits karrenben Tarnen mit
feinem Borschlage bekannt machte. Sie
waren mit einigem ,'Zogcrn bamit ein
verllanben. natürlich unter der Bebin
gnng, baß die Perlon der Betreffenden
itinen fliinpatbisch kein müsse. Es blieb
dann nur noch die Wabl übrig: betrens
dieter einigte man sich dabin, daß Man
ning. nachdem alle ioiistigen Schwierig
leiten gehoben, die Art anzugcdcn dabe, !
No. 18.
wie die Theilung vorgenommen werden
solle.
Tcr Ersatzbräutigam ward gerufen,
und nach genommenem Einbtick erklärte
er sich gern bereit, der obwaltenden Per -
legeuheil ein Ende zu machen. Als cr
sodann gefragt wurde, wie in diesem
besonderen Falle die Auswahl getroffen
werden könne, sprach er ich pir folgende
Methode US: ES werden zwei mit
blond und brünett bezeichnete .Zettel ge
schrieben und diese verstecke die beide
Tanten, während wir Männer hinaus-
gehen hier int Zimmer, Ist dies ge
fchehen, so treten wir ein nd suche
ach dem verborgenen Glück. Wer zuerst
eilten Zettel findet, ist der rechtmäßige
Besitzer der daraus Verzeichnete, wäh -
reud die beide anderen Personen 1ai
zweite Pärchen bilden."
Ta die drei andere Betheiligte die-
ser Berlobnngsmethode ihren Beifall
zollten, so ward zur sosortigen Aussiih-
rutig geschritten, Hnntington siel liier -
bei die Brünette als zukünftige attiu
zu, wahrend Manning die Blondine,
fein eigen nennen durfte.
iic beiden Ehepaare lebten in
Li
kirnst glücklich und znsrieden: die Hun-
tington che Idee war somit vier Per-
soneu zu Gute gekommen, (-ine Bees,zl,eir,Ii.
Zur Zeit, als Kotzebue das Theater
O'wigc Treue. j xm leitete, war es dort Sitte, baß
Im Frühjahr l.rK0 standen in den i gen Künstlern, welche sich verheiraiheten.
Garten des Buchdruckers Jobin zuteilte Ertra-Beiiefizvorstellutiq bewilligt
Straßburg ein hübsches Bcädchen und ! wurde. Tieser Brauch rettete einstmals
ein junger Man iid schworen sichren mit Schutden beludeuen, bekannten
ewige Liebe iinb Treue. Tas Mädchen Schauspieler ,arl Ziiuineriiiann, Ber
hieß Eva Forster, war bie Tochter des drießlich laut er eines Tages nach Hause;
in, Jobiti'scheit Hause wohnenden Arztes ; er besaß keinen Groschen mehr, iinb bie
Forstet und stand in dein siebzehnten ' Gläubiger drängten und drückten ih
Lcbcusiahrc. Tcr junge Maiin war, unbeschreiblich,
ein Student, Namens Johann Fischart. j Ach, tonnt' ich Ihnen nur helscn,
Schivager des Buchdruckers Jobiu und : für lticiti Leben gern wollt' ich es thun!"
zwanzig Jahre alt, Tas junge Paar : rief theiliiehmend seine cslhländische
schwor sich Liebe und Treue, weil es ge-' Wirthschafterin,
zwuiigcn war, von cittnndcr Abschied ; Wirklich, A!arietta?" erwiderte er.
nehmen, Ta nämlich die Praris deszTanu mußt Tu mich heirathen; ich
Arztes eine geringe, der Geschwister aber , erhalte aus biese Weise ein Benefiz!"
viele waren, nahm Eva eine Stelle als, Tie Trauung wurde wirklich oll
indererzieherin in den, Hanse des zogen und Ziinmermann tilgte mit dem
Barons Wendland zu Straßbnrg an, Ertrage seiner Benesizvorstelluug die
mährend Johattit gleichzeitig einen jnn-! drückendsten Verbindlichkeiten. ' TaS
gen Fürsten aus der Reise nach der! Merkwürdigste aber war, daß diese Ehe
Schweiz und Italien begleiten sollte. ! sich äußerst glücklich gestaltete, Marictta
,,e Re,se dauerte drei ganze Jahre,
Eine orrespandenz war wegen der da
maligen Perkehrsverhällniise auf Reisen
,a,i unmogiia,, uno,o i,oric ocnn oas,
liebende Paar jahrelang gar nichts von ;
einander.
Endlich kehrte Johann nach Straß-
. i
bnrg zurück. Sein erster (bedanke abcr I
war nicht etwa Eva Forster, sondern I
eine andere Slraßburqeriit. die er miti
ihrem Pater ans ber Reise getroffen,
und mir der er den Heimweg angetreten
hatte. Anna Elisabeth Hertzoq hieß
sie. Tiefe füllte jetzt sein ganzes Herz
7''
- Schöner war sie geworden und statt-
'Sei erster Gedanle war: unfehren
msmB
.ÄLli i'Ä der Graf genöthigt, den literarischcn
I!. " ou"u lliunuj
ein .Nerz iid sagte: Jungfer, ich
mm vuw um ui,itn iiiüf uuu
n Lt
Treue geschworen, jetzt aber fällt
rni,il.riiiten,M ilvA
i 'i.,,.:, ' r,.,, ,M i,.,k
vivivu wuiik'iii ju u;ivviji i.uii-.ii iiii.
Ei, wie denn das," sragte Eva,
j. , .X, " -
rA ttfte i ; Beptr,. die ung.ran
Anna lisabeth ,'ertzog zu meutern
Weibe zu machen,"
Tas thut Ihr Recht daran. Aber
ich habe meinen Schwur och viel
schlimmer gebrochen, ben ich bin jetzt
die Ehefrau des Barons Wendland,
und dort konnt Ihr mein erstes ii:d
schauen," sagte Eva und deutete aas ei?
Babn. welches von einer kräftigen
Elsa'ieri hin und her getragen.
wurde,
co tonnte oobanii inlehart, der ipa-
tcr so berühmt gewordene Autor der
GeschichisIIitternng" liargainoa und
Pantagrnel" it. s. w. olme Gewissens-'
t'iiie seine Anna Elisabeth heiralben.
Tic getäuschte Polizei
Im Sommer des Jabres I!7 kam
in Berlin z EranNler Unter ben Litt-
den in die sa'hionablk onditorei nick
retc Tage kinlereinander ein junger
Mann, traut stillfchiveigend eine Taste
Ehololabe und zahlte dasur regelmäßig
einen Tukaten. ohne von dem auiwar
tenden Madchen etwas zriickunebmeii,
Tirse war bei dem ersten Male sein er
freut, zumal sich'S erwies, baß der Tu
katen echt war, beim ziveiten und dritten
Male wurde sie ängstlich und tprach mit
ibreni Prinzipal. Tiefer erzablte die
l'iefchichte bem
Mannten Polizeiralb
Tuncker. ber sich bcnn auch am folgen
dcn Morgen cinfanb. Bald darauf cr
schien der junge Mann, und Trnufcr
verwickelte ihn in ein Gespräch, konnte
aber nichts über die Bcrhällnisfc de
Fremde erfahren. Bald daraus wollte
der junge Manu zahle und zog seine
Börse, in welcher sich nur Tulaien be
sundcu habe.
Sie haben da eineii schöne Bor
ralh," sagte Tinicker,
Nicht mehr, als ich so im Lause des
Tages ausgebe," cinübertc der Fremde.
Türste ich Sie wohl um ein Heines
Geschenk bitten"? "Ich sammle für einen
wohlthätigen jweck, nd ersuche Sie
sreuudlichst darum,"
j -ehr gern", erwiderte der Tukukcn
i mann, aber da reicht mein Bnrrath
nicht, und Sie müssen schon mit in
meine Wohnung kommen."
Tas war es, was Tmicker wollte,
Sie ginge, und der schlaue Polizeirath
! wollte bemerken, daß der Freuide im
Gedränge vor den Bildcrläden stclM
! blieb, als wollte er entschlüpfen. Aber
er verlor ihn nicht ans den Augen, Und
w kamen iie deu au das chlo
Ich gehe hier durch de Schloßhos",
sagte der junge Man,
Schön", dachte Timcker, da gibt cs
viele Wachen!"
In demselben Augenblick trat der
Prinz von Preuße, später Kaiser Wil-
Helm der Erste, durch das Portal nd
, ries bem Fremde zu: Na, Esterhazy,
! schon wieder zurück?"
Tuncker war wie vorn Blitz gelroffen;
! der Tutateumann ivar also der junge,
reiche Fürst Esterhazp, der seit einigen
Tagen in Berlin weilte. Er suchte da
Mitzukommen, ber der Fürst rief :
1 Warten Sie! Ich will Ihnen ja etwas
Z für Ihre Sammluugen gebe!"
lind seiner Wohnung angekom
nien, gab er nncker hundert Tukaten,
die dieser mit sehr verlegener Miene ein
strich.
wußte ihren Galten von seinen, leicht
sinnigen Lebenswandel abzubringen,
und als fei Tod nahte, sagte Zimmer-
man: ite enenzbetratt, hat mein
Glück gemacht: die Jahre meiner Ehe
waren die schönsten meines Lebens."
Wut parirt.
AIvhonse Hcirr, ber vor einigen Iah-,
ren verstorbene sranzösische Hnmorift,
hatte ans seiner ländlichen Besitzung
einen italienischen Grasen zum Nach
barn, besten reichhaltige Bibliothek im
er
" d s ß lich t e ine B ch . r
ni,4,hv , i I1,,,,,,,. ,,,.
gehen.
; , A . , hf h , Ä , ( H, , . ,
Vlm V..
ssl i n i, t . , .., t ,. a-
der v'ort,
welcher den Fall
mit dein Buche nicht verwinden konnte.
Liitiiiiumu ui'ii um ii i'i i .ijtrii
" iff?fn ,
ihm gerne meinen Garte ben ganzen
Tag hindurch zur Beringung!"
IV dein 15etanra:it.
Lude: Weeste, (f6e, ick möcht' wieder
mal bei Hitler eisen!"
Ede: Oller Reiwmniiste, Kaste denn
überhaupt sckwn bei Hiller jejegen?"
Lude: Nee. aber ick hab' schon
mal jemöcht!"
:ihj!
Pater: lind nun will ich Tir noch
etwas zum Schlüsse lagen, lieber Ro
bert ! LeiKc Tir nie 'ield. denn Borgen
macht Sorgen!"
Sobn: Ja, da Kai! Tu recht, Papa,
besonders da ma nicht immer weiß, wa
man borgen soll
ihr i5cMmjif.
Hausfrau izittn iteiien Ticiisttnad
cheu): Jbre Boigangcrin toar sieben
Jalire bei mir. clie iie gckeiratliet hat !"
Tienlimadchen nur sichi: Ta werde
ich schon machen, baß ich bald wieder
forllomuie. Sieben Jakre kabe ich
nickt melir Lull zu warten!"
l'inX-m.
Aber, warum machst
u denn der
Tbereie leinen Anlraa?"
Ach. weißt Tu. ich stottere nainlich
beim T iprecben'."