Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 25, 1895, Image 3

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    Eine Todsinde.
Uonniii von fl. (somiMtt.
LJ (Jorlsttzung.) .
" William lüftete feinen Hut Md ful)t
ach den Stallen, indein et iiber die
rkwürdigen Erlebnisse M Abend
iMl'dachle. (j gab och einen Ulfen
scheu, der diesen Abend merkwürdige
Erlebnisse gehabt, gewiss Vorgänge
aber von einem ganz anderen Stand
Punkt au betrachtet hatte. 18 trat
, die ein Mann, der im ärmlichsten
Theil von Redto eine unsaubere Hiikte
bewohnte. Zo durstig auch seine Woh
nung, nao to dennoch l'eute, die sich dar
über wmiderten, wie er die geringe
Miethe auszutrcibe im Stande sei,
da ma ihn selten irgend welche Arbeit
errichten sah. Jini Stoke gehörte zu
jene sauberen Herren, die uian nie
mal ohne Pelziuuve mit Klappen an
alten i:r Seite sieht und von Jagd
und Spürhunde umgeben. Tagöiiber
lungerte er herum, selbstbewußt seine
Pfeife rauchend; nach Sonnenunter,
gang dagegen zeigte er umherstrolchend
eine eigenthümliche Schüchternheit.
Au diesem speziellen Zlbend befand er
sich uf einem seiner kleine Ausflüge
mib sehr nahe dem scharfe Winkel tc
. Sttepsideö-Wegc, als a die dichter
ine Wagen erblickte. Seine angc
bmcne Schüchternheit Veranlaßte ihn,
sich kopfüber in da SUauchwerk zu
" fliirzen und eine bcstleiden geduckte
Stellung anzunehmen, an welcher ex.,
geschafteeiftig, den herannahenden Wa
P betmchtele. Hier nahmen iseine
yferl cl)tit f fu:. i4jixu Anfang. Sie begannen
Mit ein unangenehme Wahrneh
Swing, denn der große Herr, welcher
futs.-ljir.te, brachte den Wagen zum
Stehe, .genau ber Stelle gegenüber,
wo i'fC. Stake auf dem Bauch ;Ing.
Tnnn sing an, mit seinem Geführten
' zu reden, dvch tonnte Mr. Stoke nicht
harcn, was sagte,; er sah nur, wie
der eben ihm ilzende mit dem Kopf
schüttcUe. Tann blickte ber große Herr
um sich, ach er, nach hinten, selbst
nach beiden Seiten de Weges, und Mr.
Stoke zitterte, als seine Augen den
(.eiligen ider gesiiichleleu Ortsobrig
keit, Mr. Bourchier, begegneten. Doch
Mr. Bo.irchier sah ihn nicht, und er
leichtert horte er die Worte: Eine
Cigarre anzünden," und obgleich das
Pferd noch stand, sah er die Zügel in
die Hitnde dc kleineren Mannes über
gehen. Tann ereignete sich etwas Er
staunlickzes. Der große Herr griff in
die Tasche, ach seiner Eigarrentasche,
wie e schien, es erfolgte ein plötzliches
Aufblitzen ein jinall und der
kleinere Mann schwankte auf seinem
Sitt, einen furchtbaren Laut hervor
stoßend. (Sitten Äugenblick spater fiel
' er wie eine schwere Äiasse vom Wagen,
und wenngleich sich Mr. Stoke nicht
au dem flehenden Aülicf in den Augen
eines sterbenden Hasen machte, so er
starrte sein Blut bei dem ilndlicf der
ge des Ermordeten im Mondeölicht.
' fühlte den kalten Schweiß 'seine
im bedecken, er glaubte, es müsse
' einliöscr Tramnsein. So betäubt war
er, daß er iaiim bemerkte, wie der
Sterbende seine letzten Kräfte an
spannte, nach seiner Brusttasche griff
und etwas Dunkle so weit wie ,mög
lich,hi,llegschleuderte. Der ganze Bar
gang war dem verborgenen Zeugen tm
erklärlich, boch sollte och .eigen
.. lljiirnlicherc Dinge leben.
Mit ,arvmütluaer Äermaschäkung
der eigenen SicherlM chatte er sich
schlangenarlig burch da Vevntch ,s an
de Rand lies Zahrwcges, einige Fuß
" breit an dem .gefallenen Mann, ae
. wunden. Hier erblickte, Erstauntiche.
Er iah Herrn Bourchier die eine Wa
genlaml aushängen, sich über die hin
gestreckte Mtall beugen, baun sich mit
einem Aufdruck grimmiger Besriedi
gung aufrichten und die Vamve wieder
an ihren Platz bringen. Er sah ihn dc
todten Mai'ne Rock aufknöpfen, dessen
Taschen Zmchsuchen. ei Messer daraus
entnehmen, e öffnen mid mitten auf
den Wen eilen. Er sah ihn noch wei
let die Taschen hirdiiudicit und be
merkte eine kenriüjivijche Beivegung
1 leincr ripven, ir.'tche er aus eigener
Erfahrung als jvludien deutete. Er sah
ihn e,n Packet aus dem Wagen nehmen
und forttragen, 0 weit 'Mr. to::'
Wh! reichte. Er sah ihn Die Peitsche
Acunterneh:uen. tu Pserv icuiut an
barmherzig streikend, bis es wild den
öiinrl Kiuauisiürnite. Er ab ibn die
Peitjcl in zwei Stücke zerbrechen und
diese auf den Weg werfen, dann sah er
ihn etwas vornehmen, da zu jeder an
deren Zeit Mr. Stoke' 'achuiuskelu
auf da Angenehmsie gekitzelt halte er
sah ihn seinen Hut abnehmen und flach
eindrücke. Und um der Sache die
Krone ufzuseen, sich hinlege, und
sich im Staube des Wege herum-
, walzen. Diese letztere kam dem Zu
scdauer s äußerst sonderbar vor, daß
, kaum bemerkte, wie jener da Messer
noch einmal aufnahm und sich damit
was an seinem ock zu schaffe
machte, ehe er c zum zweiten Male
fartwarf. Dann hörleer da Rollen
von Räder und zog sich schüchtern 0
eine sichere Stelle zurück, doch nicht
allzuweit, den er sah nun Alle, wa
William sah, und rch einige Andere
nach dessen ?rtgang.
Hierauf suhlte sich ?!r. Stoke so
- ukgeregt, daß e ib4 unmöglich er
schien, an diesem Abend seinem Beruf
edzugede : er begab sich zurück nach
Vctnem röche in Redton, ja Manche
uor.gend in seinem Geiste, der i
jenem Etwa, da hinter einer schma
len. niedrigen, stet von einer Pelzmütze
bedeckte Stirn seine Sitz hat.
Z. Kapitel.
Ich neige dazu, frisch weg mit de,
Thatsachen hervorzutreten, de lMer
uwerksamkeit z fesseln, seine Reu
gierde z reizen, indem ich id vrn
ine hinein i die Mitte der Silua
licn versetze. Doch früher der später
sannen Thatsache geführt L? er
laut irertra. die tes besonderen L
gang herbeigeführt Uni veranlaßt V
den, Tliatiacheii, die in den meiste
Fälle eine ,;amilicngeichichte verkot
pern; und sammlltllie ,vamilienge
schichten, die eigene ausgenommen, jud
langwellig. Troydem muß etwa von
der Familie Bourchier gcagt werden,
und je eher, je besser.
Wir brauchen tur umere oicifliislite nur
b! zu einem gewissen Robert Bvur
chier zurückzugehen, da er selbst wenig
vonscinematerund mchtsvon einein
Großvater zu sagen gewußt hätte. Die
ser Robert Bouicluer, vermuthlich von
französischer Abstammung, sammelte
ein große vermögen. Seine Jiaditoni
men rühmten seine großen geschäftli
chen Unternehmungen im Westen von
England, seine Rcidcr sliisterten etwas
von Sklavenhandel. Wie dem auch sei,
1750 zog er sich in' Privatleben zurück
und stand die große Besitzung Red
hill in Westshire. Er starb 1780 und
hinterließ Redhills seinem ältesten
Sohne Robert Bourchier. Dieser zweite
Robert, führte da Vefaen eine wohl
habenden Gutsbesitzer. Die Familie
hatte gute, gesellschastliche Beziehun
gen, der kausuiämiische Anstrich schtmnd
allmälig, $o daß, ehe der zweite Be
sitzer von Redhills starb, er und die
Seinigen in großem Ansehen standen.
Er hatte das Glück, eine Gattin au
voi'nehmer Familie heimzuführen; sie
war zwar kine Erbin, doch da spielte
leine Rolle, da seine Einkünsle feljr
groß waren so groß, daß er Erspar
Nisse machen And sein Besitztum ver
größern tonnte, sobald sich die Gelege
heil dazu darbot. So gestaltete .sich
beim Redhills unter des zweiten Robert
Herrschaft zu einem wahrhaft schönen
Besitzthum.
Robert hatte zwei Söhne, DigbHmid
Stephan, außerdem drei Töchter, denen
wir iiiclit weiter in ihr eheliche Leben
nachspüren wollen.
Tigby, der älteste Sohn und mnth
maßliche Erbe, muß allen Berichten
zufolge nicht Besonderes gewesen sein;
ein schwacher, charakterloser, junger
Mensch, 'der leicht zu verführen war und
seinem Pater viel Kummer machte. In
den Familienarchiven befinden sich noch
heute einige interessante Briefe, die
den Beweis liefern, daß ihm, noch vor
dem zwanzigsten ahre und nicht ohne
große Kosten, au verschiedenen Ver
wickelungen herausgeholfen werden
mußte, Jedoch bald daraus verlobte er
sich mit der Tochter eines benachbarten
Gutsbesitzers, und sein Bater war
glücklich in dem Gedanken, daß sein
ältester Sohn und Erbe nun endlich alle
Ingendthorheiten abgeschworen habe.
Doch die Heirath sollte niemals statt
finden ; ans irgend einem unbekannten
Grnnde loste die junge Dame die Ber
lobnng auf. Man weiß nichts darüber
zu sage, ob Digby sich die Sache zu
Herzen ahm oder nicht, jedensall er
ließ er eine Zeit lang dieHcimath. Ein
paar Jahre später, als er nach Redhills
zurückkehrte, stürzte er aus einer Jagd
vom Pferde und starb viclleichit da
Beste, wa ihm pasjireu konnte.
Robert Bourchier überlebte seinen
ältesten Sohn um zehn Jahre; als
182 starb, stellte sich heraus, daß sein
Testament von der Zeit herrührte, in
der Digbhi Heirath in baldiger Aus
ficht stand. In diesem Testament ver
machte er Digbh Redhills auf Vedens
zeit, und späterhin dessen ältestem Sohn
und seinem Erben und sollte Digby
ohne männliche R'achkommenschaft blei
den, dann seinem, des Erblasser, zwei
ten Sohn Stephan. Da Digby unver
mahlt gestorben war, hatte sich der ,altk
Herr nicht erst die Milbe genommen,
e,n neue !ietament zu maan; ra
vorhandene enthielt ja Alle, was
bezweckte es sicherte Nedhill seinem
Sohne Stephan.
Stephan Bourchier Herrschaft war
tion langer Dauer: sie währte bi
18f3. Die Familien-Tradi.ionen er
hielt er ausrecht, doch zeichnete er sich
sonst in keiner Weise aus. Zwei be
mertenswetthe Dinge jedoch ereignete
sich in diesen dreiunddreißig Iahren.
Zuvorderst entdeckte man unter dem
rothen Vandstrich, welchem die Besitzung
ihren Ramen verdankte, eine große
Menge Eisen, das dem Eigenthümer ein
schöne Stück Geld einbrachte. Da
zweite Ereigniß waren zehnIalire ach
Stephans ' Uebernahme unhaltbare
Ansprüche auf das Eigenthumsrecht dc
Gutes. Ei junger Mann von zwei
undzwanzia Jahren in bescheidene
Berhältnissen erklärte, er sei der recht
mäßige Sohn von Digby Bourchier und
dem Testament de zweiten Robert
Bonrchier gemäß der berechtigte Eigen
thiimcr von Redhills und anderen Be
jitznngc. Digby, so versicherte er, habe
mit seiner Mutter zu Anfang de
Jahre 8 eine geheime Ehe ge
schlösse; zu EndedesselbenJahre sei
er selbst geboren. Sein bisherige
Schweigen erkärte er dahin, daß seine
Matter die wirkliche Stellung ihre
Gatte niemal gekannt habe ; daß sich
bald nach ihre Galten Tod ihr Geist
machtet und daß sie viele Jahre in
hoffnungslosem Irrsinn erbracht habe.
Ob e Digby Bourchier gelungen, ihr
ja den wenige Augenblicken zwischen
seinem Sturz und dem darauffolgenden
Tode durch eine zuverlässige Hand eine
Nachricht zukomme zu lassen, dürste
niemal klar gestellt werde.
Man fand die Geschichte abgeschmackt
man sah darin nur den plumpen Per
such einer Geldcrpressung, obgleich
Seiten desjenigen, der de Anspruch
erhoben hatte, keinerlei Anerbiete
eine Berglciche gemacht worden war.
Eine iilage wurde gegen Stephan Bour.
chier nicht eingereicht, die Sache wurde
abrr trotzdem vor Gttich! erhandelt.
Sie nadm ein jammervolle Ende, den
der läger halte fast gar keine zu
verlassige Be!rnmicke vorzufuhren.
E gab eine Menge ttute, die bereit
waren z jcknvvren, daß Digby Bour
chier und tes lägers 2!uttcr beinahe
zwei .Jahre hindurch als Man und
Frau gelebt hätte ; doch vermochte Nie
mand zu sage, wann, wo eder von wem
die Heirath vollzogen worden war. Ja,
der Richter fand sich deiro,'?!, einige
spitze Bemerkungen falle lassen
über. Advokaten, die ugenjeinllch
nur um ihre Lonheil willen ihre
filimtro ia schleckt bllraisnei i' Zcld
NEBRASKA STAATS ANZEIGER, Lincoln.
ziehen ließen.' Somit kehrte der Klag;:
in seine Dunkelheit zurück, und Sie
plzan Bourchier verblieb ungestört auf
dem Sitze seiner Baier.
Der Besitzer von gkedhillö war lein
böser Mensch. Er zweifelte zwar daran,
daß der Kläger Digby Sohn sei, doch
ließ er, al die Ausregung der Streitig
keilen sich gelegt hatte, durch seinen
Rechtsbeistaud dem jungen Manne eine
jährliche kleine Rente anbieten, oder
auch eine einmalige Summe, um ihm
im Veben weiter zu helsen. Sein Ver
treterals vorsichtiger Mann stellte
diese Anerbiete unter der Bedingung,
daß James Bourchier, wie er sch
nannte, ein Schriftstück unterzeichne,
durch welche er auf alle seine einge
bildeten Rechte verzichte. Dieses Auer-
bieten wurde jedoch verbindlich abge
lehnt, und die Verhandlung hatte hier
mit ein Ende.
. Fünszehn Jahre später wurden die
Ansprüche tniene. E wurden neue
Beweise geliefert, welche darlegten, daß
Iaine Bourchier Mutter in dem
Glauben gelebt hatte, sie sei regelrecht
rlieirathet. Jedoch die Hauptsache
fehlte immer noch, und ohne diese blieb
die Klage resnltutlo wie vorher. Bei
dieser Gelegenheit schiene dein Kläger
mehr Mittel ls bisher zu Gebote zu
stehen, und e hieß, er sei nun in
wohlsituirter Geschäftsmann in ein
Heine Stadt im nördliche England.
Die Veule sagten, ti hätte besser ge
than, sein Geld in seinem Geschäft zn
behalten, als es auf zwecklose Nachfo
fchen nach nicht exislirenden Urkunden
und an Advokaten sür die Führung einer
hoffnungslosen Sache zu verschwenden.
Doch das hatte a mit sich selbst aus
zumachen. Er tvar ein harmloser, stiller
Mensch, der sein eid nicht vor aller
Welt ausposaunte. Die Stärke seiner
Ueberzeugung, die Unumstößlichkeit
seiner Sache waren nur ihm selbst be
konnt. Er war gemeiniglich unter dem
Rainen Boncher bekannt. ES mochten
die Freunde, die ih erzogen hallen,
die beiden Buchstaben als zu französisch
gestrichen haben, denn zu jener Zeit
wir alle Französische in England ver-
haßt. Er ließ den Ramen Boncher gel
ten, der für seine Firma genügte, und
den er so lange brauchen wollte, bis er
seinen eigenen wieder annehmen und
den jüngeren Zweig der Familie ver
drängen würde.
Außer der Zähigkeit seines Glaubens
an die Verbindung feiner Eltern, zeich
nete sich JameS Bourchier oder Bou
cher durch nichts vom gewöhnliche
Handelsmann aus. Er heirailjete ein
Mädchen aus feiner Sphäre eine
Würdige Fran, die oftmals und lief
aufseufzte über die kostspielige Mono
manie ihres Mannes. Sie Wagte nicht,
ihn davon abbringen zu molleu, denn in
diesem Punkt war er von Erz. . Seine
Mutter starb im Jahre lua mid
zwar, ohne auf einen Augenblick da
Bewußtsein zurückerlangt zu haben,
was sonst vielleicht alle Zweifel gelöst
hätte.
James Boucher hatte nur ein Kind,
lin'en Sohn. Er war ein lebhafter
rnibe von unruhigem, raitcrncljutungs
lustige,:! Sinn, der, obgleich man ihn
von Jugend ans i dem Gedanken
erzogen, dan er der chtmaßige rbe
eines großen Besitzlhuins sei, sich
dennoch wenig darum kümmerte und
mit achtzehn Jahren nach Amerika
ging, hin selbst der Schmied seine
Glückes zu U'eeden.
Stephan Bourchier umrde durch keine
weitere Forderung beunruhigt. Im
Jahre 1853 ging er hei zu seinen
Vätern, zu denen ihm seine Gattin
schon einige Jahre vorausgegangen
war. Ein kunstvolles Denkmal wurde
ihm in der Kirche in Redton gesetzt,
und sei Sohn Philip Tremaine Bour-
chier trat in seine Rechte. Es waren
zwar andere öhne und Tochter vorhan
den, doch die Familientradition, die
Besitzung dein ältesten ohn unange'
tastet zu überlassen, wurde beibehalten,
Trotz dieser gamilientradilion gab
es viele '.'ente, die annahmen, daß
Stephan Bourchier seinen ältesten
Sohn enterben würde. Philip war kein
guter Sohn gewesen und hatte auch
sonst nicht da sauberste Vebeu geführt.
Sein Bater halte große Summen für
ihn bezahlt, Summen, die er ohne
Muhe verausgaben konnte, von denen
er sich aber nicht gerne trennte, denn er
hatte etwas von dem TparfamkeitSsinn
seiner Vorfahren geerbt. Wie mm auch
zu Zeiten seine Absichten gewesen
sei möge, welche Drohungen er auch
mochte haben laut werden lassen, das
.herkommen war zu möcht ig, und Red
Hills gelangte in Philip Besitz.
Wie so Mancher vor ihm, sagte
Philip, al er sein Reich antrat, den
Thorheiten seiner Jugend Lebewohl.
Er schloß eine passende Heirath, spielte
de Magnaten, strebte nach Popnla
rität und entwickelte einen neuen Zug
im Eharakter der Bourchier er wurde
ehrgeizig politiich ehrgeizig. So ei
gewurzelt hatte sich die Familie in
Westshire, daß er, zehn Jahre nach
dem Tode seines Vater, ohne Oppo
sition für den Wahlkreis, deniRedhill
angehörte, in' Parlament gewählt
wurde. Doch auch er sollte keine Ruhe
finde vor jenem kleinen, prozeßfüch
tigeu Handelmann. Im Jahre 1 802
kam die Erdschafksangelegenheit noch
einmal vor die Gerichte und wurde
wiederum abgewiesen. Man drohte
mit neuen wichtigen Beweisen; ma
brachte jedoch so wenig vor, daß JameS
Boucher Freunde sich über seine Tkor
heil wunderten. Aber der Mann wußte
genau, wa er wollte. Durch die Wie
deranfnakme de Verfahren kaue er
seine Zweck erreicht, er verhinderte
dadurch die Verjährung seiner An
spräche und bewirkte zugleich, daß der
sogenannten jüngeren Virne der Bour
chier die Möglichkeit abgeschnitten
wurde, sich zur Begründung eine
unbestreitbare Bejitzliiel auf die
vom Gesetz vorgesehene Periode unon
gefvchtenen Besitze zu berusen.
Philip Bourchier zahlte den ihm
zufallenden Theil der 'losten und ver
wünschte dabei de niedrig geborenen
Lrämcr. Er, wie sei Vater vor ihm.
war von der Haltlosigkeit der gemachte
Avsxrücke überzeugt; dennoch beun
ubiate ib die Sache. AI er einmal
Geld aui sein l?j usnehmen inusttc, '
den er war kein so sparsumer Wirth
wie seine Vorfahre, und ein Sitz im
Parlament bedeutet einen großen
Kostenaufwand, fand er die (Geldgeber
zurückhaltend und geneigt, verhalt!'
mäßig hohe Interesse zu fordern.
Eine Gentleman Bcsitzthum muß
dastehe, wie EäsarS Weib Über jeden
Verdacht erhaben, eit Ii,warer
von James Boucher nicht wieder heim
gesucht worden und vor Kurzen, hatte
er den Tod des alten Mannes erfahren;
da sonst Riemand von sich hatte hören
lauen, nahm cr an, da all die Ouale
reien mit dem Klüger ihr Ende erreicht
hätten.
Bald nachdem Philip Bourchier den
Tod James Boucher in Erfahrung ge-
bracht, machte cr eine Entdeckung, die
Alles, ivaS er bisher nur al immer
wiederkehrende Rvrgeleien betrachtet
hatte, in da Gegentheil verwandelte.
Indem er, nach Autographen suchend,
d,e er einem Sammler versprochen, die
Familienpaviere durchstöberte, fand er
einen an Mr. Bourchier odressirten
versiegelten Brief. Lerielbe trug das
Datum de Todestages feine Onkel;
unzweifelhaft Halle de Schreibers
plötzlicher Tod das Absenden des Brie
se verhindert. Er fing an Mein
theure Weib" und schloß Dein Dich
liebender Gatte Tigby. " Diese Liebes
worte allein hätten Philip nicht sehr
i Aufregung gekocht, die Ausdrücke
Mann und Weib" mochten nicht als
Wort: sein, doch an einer Stelle war
von dem Äinde die Rede, und der
Schreiber drückte seine Freude darüber
aus, daß weder Tater, Mutter noch
Kind jemals da Urtheil der Welt zn
fürchten hätten. Als er dies gelesen,
wußte er, daß James Boucher ebenso
legitim war, wie selbst; daß, wenn
es Jenem gelingen sollte, zu entdecken,
wo die Heirath geschlossen worden,
Redhills aus die Krämer übergehen
Müsse.
Und diese kaum gemachte Entdeckung
lastete wie Blei aus Philip Bourchier
jenen Abend, an welchem er den grvb
gekleideten Mann von Brackley nach
Redton fuhr, als er sich zur Verlhei
digung seines eigenen Gebens genöthigt
sah, ihn aus der Bandstraße zu erschio
ßcn. Ein Hausherr kann unmöglich in so
verstörtem Zustande nach Hause zurück
kehlen, wie Mr. Bourchier an besag
tein Abend, ohne große Bestürzung her
vorzurufen. Er trug nicht nur die äuße
reu Reichen eines ernstlichen Kampfes,
fondern auch an der linken Teile unter
den Kleidern einen leichten Stich von
dem Messer des Angreifers. Seine
grau, seine Töchter und sei gerade
anwesender Sohn waren starr vor
Schrecken, als er ihnen fei Abenteuer
mittheilte, und richteten ein Dank
gebet an die Vorsehung, die so gnädig
da Haupt der Familie vor dem Tode
errettet hatte.
Wie groß auch die Selbstbeherrschung
eines Menschen sein ,mag, so ist es
nicht zu verwundern, wenn ihn ein soi
cher Vorgang gewissermaßen aus dem
Gleichgewicht bringt; Tit. Bonmner
hatte inir kurze Antworten für die sich
überstürzenden Fragen, und begab sich
bald zur Ruhe. Als er sich mit seiner
Frau ollein befand, bat er sie, für den
Abend wenigstens das Thema ruhen zu
lassen.
Ich muß vor Tagesanbruch auf
stehen," sagte er. Ich habe in dem
Kamvf meine Brieftasche verloren
und konnte sie hernach nicht wieder sin
den."
Kann nicht einer von den Dienern
sich darnach umsehen"' fragte die
Gattin.
Rein, da muß ich selbst. ES befin
den sich Geld- und Werthpapiere
darin ; sage Deiner Jungfer, sie möchte
die Leute benachrichtige, daß mein
Pferd zu Tagesanbruch der früher ge
sattelt sein müsse."
Mr. Bourchier war ein Mann von
eisernen Rervcn und pflegte ausnahms
lo gut zu schlafen. Daher schrak seine
Frau etwas zusammen, al er sie nach
einigen Stunden weckte.
Ich kann nicht schlafen," flüsterte
er heiser. Schasse mir etwas Ehloral
oder sonst 'was.'
Ehloral fand sich im Zimmer vor,
und Mr. Bourchier nahm eine Dosis,
die ziemlich bedeutend ist für Jemand,
der solcher Mittel ungewohnt war;
seine Frau suchte erst dann den Schlaf,
al sie seine ruhigen, regelmäßigen
Athemzüge hörte.
Als sie de Morgen erwachte, lag
er noch in schwerem Schlafe. Roch
lange mochte sie ihn nicht stören, bis
ihr seine letzte Bcsehle einfielen und
sie es nicht wagte, ihn länger ruhen zu
lassen. Sie weckte ilm; in einigen
Minute Halle er die Wirkung de
Tränke abgeschüttelt und fetzte sich
auf. Es war Tag.
Wie spät wie spät?" fragte er
ungeduldig. Seine Frau sagte e ihm.
Und Tu hast mich schlafen lassen!"
rief er mit Bitterkeit, zu gleicher Zeit
seine Kleid anlegend. Ist da Pferd
bereit?" fuhr er fort mit einem Ge
sichtsausdruck, vor dem Mr. Bourchier
zu zittern pflegte.
Da Pferd erwartete ihn, und ohne
Imbiß sprang Mr. Bourchier in den
Sattel und gab dem Rosse die Spore.
Der Wind halte sich über !acht ge
dreht und Schnee im Gefolge gehabt.
Dieser lag nun überall einen Zoll tief.
Mr. Bourchier freute sich darüber,
alle Spure de nächtlichen Kampfe
würden dadurch verwischt sein. 5r be
durfte keiner Hilfe, um den genaue
Fleck wiederzufinden. Eine junge
Tanne, die vorzeitig eingegangen und
nun leblos uuter ihre grünenden Ge
fährte stand, diente al Merkmal. In
gewichtigen Lebensmomenlen dränge
sich oft unbedeutende Aeiißerlichkeiten
uv auf. und '.'.','r. Bourchier hatte da
Empfinden, daß er nie mehr eine
absterbenden Baum wurde sehen kö
en, ohne a die Vorgänge der verflos
sene Rocht zn denken.
Obgleich es nicht s zeitig war. wie
er gewünscht hatte, hofsle er dennoch
früh genug einzutreffen, um seine ver
lorene Briefiafck,e zurück zu erlangen.
E waren auf dem Steepfidee-Wege
keine euß'vurey zu sehen, den die
Giüsarbnter hatte ans dem bewalde
ten Hügel nichts zu thun. Eine Wagen
spur' war das Einzige, wa die Rein
heit der weißen Fläche störte. Mr.
Bourchier ließ sein Pferd laufen, so
schnell es nur immer konnte, er er
reichte bald die Stelle, die ihm so
leicht erinnerlich war. Die Wagenspur
reichte bi dahin und setzte sich fort,
soweit er sie mit den Auge verfolge
konnte ; aber der Schnee war mehrere
Dard um den fürchterlichen Mittel
punkl nach alle Seiten niedergetreten.
Als Philip Bourchier dies sah, siel ihm
in grausig-spöttischer Weise eine Er
innerung au der Jugend ein, Robin
son Ernsoe und die Fußspuren im
Sande.
Dennoch stieg er von, Pferde und
durchsuchte sorgsältig die Stelle, wenn
gleich er wußte, daß e umsonst sein
würde, Er blickte nach allen Seiten,
ohne eine Spnr seines Taschenbuches
zu entdecken. Er fand nicht einmal den
Gegenstand, den er sorgfältig ein
Stückchen weiter hingelegt hatte ; mit
fest aufeinander gepreßten Lippen enl
schloß er sich, nach Redhills zurück zu
reiten, und so gut wie möglich allen
Fragen, Glückwünschen und Beileids
bezeugungen Stand zu halten. Den
ein Äiaim, überdies ein Parlament
rier, der am vergangenen Abend einen
Mordgesellen erschossen, muß auf eine
Menge solcher Aufmerksamkeiten gefaßt
sein.
So frühe nun auch M.r. Bourchier
auf dem Posten gewesen, einer war den
noch früher aufgestanden. Ihn Stoke
Hatte sich mit dem nämlichen Enl
schluß, eine gewisse Stelle von Brackley
Road bei Tagesanbruch zu durchsuchen,
zur Ruhe begeben. Bei ihm Halle
Schnaps die Stelle, von Ehloral ver
treten, auch Mr. Stoke hatte sich nicht
so früh wie beabsichtigt, eingefunden.
Da er keine Frau besaß, der er die
Schuld beimefsen konnte, so schalt er
sen Mißgeschick. Seine Schüchtern
heil ließ ihn die Fahrstraße vermeiden,
aber die ihm bekannten Fußpfade brach
ten ilm bald an Ort und Stelle. Er
Halle mehr Glück als Mr. Bourchier,
denn er fand, wa er suchte, und in
feine Hütte zurückgekehrt, untersuchte
er mit Muße die Reifetasche, die er
aufgelesen halle. Seiner Füße Abdruck
war es, der Herrn Bourchier a Robin
son Crusoe ennnerte. Und auch er war
nicht der Erste gewesen. Der Pächter
Davis auf der Watercreß-Farm, zu
Redhills gehörig, hatte Geschäfte in
Blacktown, obgleich es nicht Markttag
war. Er, dem Ehloral ganz unbekannt
war und der Branntwein nur sehr
mäßig genoß, hatte die Zeit nicht ver
schlafen; seine Wagenräder waren eS,
die die weiße Schneefläche zuerst durch
brechen hallen. Der Pächter Davis
war sich anz unbewußt ein warmer
Bewunderer von Gottes schöner Siatur;
an jenem prächtigen Wintermorgen
blickte er mit innerer Befriedigung auf
die schneebedeckten Tannenbäume, als
er plötzlich fein Pferd anzog.
Mir ist im Leben schon so Manches
vorgekommen," sagte Farmer Davis,
aber Brieftaschen habe ich noch nie
mals auf Tannenbäumcn wachsen
sehen."
Eine Menge Worte de Staunen
vor sich hinmnrmelnd, fuhr er ganz
nahe an den Rand des Wege und löste
aus den Zweigen einer jungen Tanne
eine schwarze Brieftasche, die so sauber
daran hing, wie wenn sie mit Absicht
und nicht durch Zufall dort hingelangt
wäre. Er hielt sich nicht damit auf,
dieselbe zu untersuchen, denn die Zeit
drängle, und ein Weftshire-Pöchler
weiß, daß der Eisenbahnzug nicht auf
ihn wartet.
Als Farmer Davis sich im Koupe
wohl geborgen wußte, sing er an, die
seltsame Banmfrncht naher zu belrach
ten. Es war eine große, doppelte
Brieftasche mit vielen Papieren darin,
worunter einige recht vergilbt. Der
Farmer war kein großer chnf igelehr'
ter, daher beeilte er sich nicht, dieses
ben zu entziffern. Eine aber darunter
kannte er aus Erfahrung, es war eine
Fiinfxfundnote der Bank von England.
Dieser Schein entschied über da
Schichal der Brieftasche. Hatte sie
nur Papiere und kene sonstigen Werth-
sachen enthalten, würde sie Farmer
Davis behalten haben, bis sich der
Eigenthümer gemeldet, da sie aber
Geld enthielt, mußte sie auf der
Stelle ihrem Eigenthümer znriickerstiit
tet werden ; und der Raine diese
Eigenthiimers stand auf ' der Innen
seite, in goldenen Buchstaben gedruckt :
James Boucher, High Street, Rew
ham.
Er erledigte seine Geschäfte und
kehrte, wie c ferne Gewohnheit war.
in der Eisenbahnschänkc ein, um sein
Pfeifchen zu schmauchen bei einem
Glase Branntwein mit Wasser. Er
gehörte zu denjenigen Leuten, die es
al eine empsinoliche Beleidigung
ansehen würden, wenn man von ihnen
sagte, daß ihnen das Schreiben einige
Mühe verursache, e aber dennoch vor
ziehen, daß ein Anderer ihnen diese
laiche erspare. Er ersuchte daher da
chankmadchen," eine würdige IHa-
trone von nahezu fünfzig Jahren, die
Brieftasche in Papier zu schlagen und
mit der inneren gedruckten Adresse zn
riehen.
Wie hoch wird das Port kommen?"
fragte er, al sie die Adresse schrieb.
Sie wog die Sendung und nieinte,
daß drei Peneemarkcn darauf gehörten.
Farmer Davis war ein gerechter und
ehrlicher Mann, aber sehr fpariam.
Drei Pcnee sind drei Penee," sagte
er; legen Sie doch ein paar Worte
hinein und sagen le : ,1'icin .yerr,
ich habe Ihre Brieftasche gefunden;
da Potto kostet drei Penee. die Sie
güligit an A. Davis, Watercreiz garm,
Redton, schicken wollen'."
Und so wanderte denn die Brieftasche
mit Farmer Da,' Kostenrechnung
nach dem Wohnort ihre jacheren
sitzer.
Jame Boucher war bereit einige
Monate verstorben, doch die Postbote
in Rewnam waren in die Verhältnisse
eingeweiht, und statt da Packet zu
öffnen und an den Absender zurückgeben
iu Imfe, mit dem Vermerk todt.
nahm sich Jemand die . Miihe, den
engen Vanntrei der vureauiratie zu
durchbrechen und die Adresse der Ver
ireler de Verstorbenen in Erfahrung
zu bringen. Dieselbe wurde nicht ohne
Schwierigkeit cnn. :tclt, und nach
Ablaut von die, Woche gab der Briet-
trüget da Packet pflichfämldigfl Rr.
72 Mal, treet, London, t inr yonn
Boucher, den einzigen Sohn de Ver-
storbenen.
Farmer Davi ahnte nicht, da e,n
hochgeehrter Gutsherr ihm gern die
ganze Pacht tur Wnkerere ,varin er
lassen haben würde gegen die Papiere
in dieser schwarzen Briestasche.
Gra -treet ist keine elegante
Straße London. E ist eine von den
vielen Straßen in der Rahe von
Regent Kanal, die sich alle ähnlich
ehe. Die sanier stnd anüaiidige,
zweistöckige Gebäude mit drei Slusen
vor der Hausthür und einem vergitter
ten Vorplatz, der die Vorübergehende
verhindert, in die Zimmer des Erd.
geschosse zn blicken. Wenn man an
die Hausthür eines der Hänser i
Gray tteel Ilopsl, kann es gea,eyen,
daß, ehe geöffnet wird, ein weiblicher
Dienstbote sich zuvörderst au den Tu
en der Kellenaume davon überzeugt,
ob der land des dinlaxbegehrenden
ihr zur Pflicht macht, die Thür zu
öffnen, oder ob die Angelegenheil, die
ihn herbeiführt, sich auf offener Straße
erledigen läßt. Zwei Drittel der Hau
ser in Gray Street find Logirhäuser,
die wegen der ganz freundlichen Ge
gend von junge Leuten, meist Jung
gesellen, deren Berns sie tagsüber i
Banken oder sonstigen Geschästshäu
sein hält, gern ausgesucht werden.
In all' diesen Häusern pflegt das
vordere Parlerrezimmer mit dunkel
Mahagonimöbeln, schwerfällig und alt,
Sopha und Stühle mit Roßhaariibcr
zng, versehen zu sein. Dieses, das
Eßzimmer genannt, führt durch eine
Flügelthür nach dem dahinterliegenden
Schlafzimmer. Im ersten Stock finden
sich dieselben Räume, mit derselben
Einlheilung. Hier wird das Vorder
zinnner der Salon benannt, und es ist
gewöhnlich mit hellgrün, roth oder
blau bezogenen Möbeln ausgestattet,
passende Gardinen und ein lebhaft ge
nnisterter Teppich vervollständigen e.
In, obersten Stockwerk befinden sich
noch Schlafzimmer, die von der Wir
thin gewöhnlich einer Wittwe und
ihrer Familie bewohnt werden, wohl
auch von einem oder ein Paar sehr be
scheidenen Miethern.
Wäre der Salon i Haus Nr. 72
sich selbst überlassen geblieben, so hjjtte
et wohl kein andere Gepräge getragen,
al seine Rachbarn. Denn alle diese
sogenannte Drawing Rooms gleichen
sich wie ei Ei den, anderen.
I Nr. 72 aber hatte Jemand von
verfeinerter Geschmacksrichtung die
prunkende Sitze mit einfacher Ere
tonne bedeckt, die häßlichen, bunten
Gaslüster und billigen Porzellanvafen
entfernt und durch einige anspruchsvol
le Kleinigkeiten erfetzt. Sobald'man
da Zimmer betrat, fiel einem der
große Flügel auf, welcher einen nicht
geringen Theil desselben einnahm.
Wen die Ueberrafchung, ein solches
Instrument dort zu sehen, Jemanden
veranlaßt hätte, dasselbe zu öffnen, so
wäre er weiter überrascht worden durch
de Namen eines der besten Fabrikan
ten der Welt.
. An diesem Morgen befindet sich nur
eine Person in dem Zimmer ein jun
ge Mädchen von ungefähr neunzehn
Jahre. Sie sitzt am Klavier und cr
sucht die Begleitung eine sehr schwie
rigen Liede ab und zu einige Roten
dazu trällernd, jedoch Beide Spiel
wie Gesang gedankeilo betreibend,
wie wenn sie im Geist anderswo
weilte. Bald sanken auch ihre Hände
in den Schooß und sie starrte müßig
vor sich hin. Es klopfte; Herein,"
sagte da Mädchen, sich von dem Kla
vierstuhl erhebend.
Run erst können wir sie in Augen
schein nehmen. Sie ist groß und ein
einziger Blick sagt uns, daß sie schön
ist. Ihre Züge sind geradlinig und
regelmäßig, ihre Auge dunkel und die
Brauen entzückend gezeichnet. Ihr
reiches, weiches, braunes Haar um
rahmt eine Stirn, gerade roß genug,
um zu zeigen, daß es ihr nicht an
Geist mangelt. Ihre Gesichtsfarbe ist
blaß, doch nicht von krankhafter Blässe;
nur eine hcstige, innere Bewegung
vermag ihre Wangen zu röthen. Ihr
Kopf sitzt stolz und anmuthig auf
einem schönen, weißen Hals, dessen
Umrisse sich zu einem Paar graziösen
Schultern und prachtvollem Racken
sortsetzen. Bei solch' einer wundervol
!en Gestalt wären zu kleine pände und
Füße entstellend gewesen; aber auch
diese waren tadellos gesonnt und pro
vortivnirt. Eine königliche Erschein
una. ein stattlich schöne Äliädchen.
Da Dienstmädchen dc Hauses
hatte geklomt. Im schuldigen Bewunt
sein einer fleckigen Schürze und unsau
derer Hände wagte sie nur den Kopf
in die Thüre zu stecken.
Bitte, Fräulein," sagte sie, Mr.
Maniicr läßt sich empfehlen und an
fragen, ob Sie ihn sprechen möchten,
eie er ausgeht?"
.Ja; ich lasse ihn bitten, herauf;'
lommen."
Und da junge Mädchen näherte sich
dem Kamm, ihren Besuch erwartend.
Sie trug ein dunkle, enganliegende
Kleid, da ihre prachtvolle Figur sehr
vortheilhaft hervortreten ließ. Wen
mag e Wunder nehmen, wenn des
Besucher Zluge bei ihrem Anblick
deutliche Zeichen von Bewunderung
verriethen?
Er war ein großer, junger Mensch,
wohl schon zu nennen, ich sage schön.
nicht einnehmend. Er war gut. sogar
sorgfältig gekleidet; aber an gewissen
Red:ndinge hätte ein geübtes Auge
leicht bemerkt, daß er nicht ganz der
Gentleman war. sur den er gerne ge
gölten hätte. Ei Strick ist nur so
stark, wie seine schwächste Stelle, und
in dem Anzug eine solche Pieuko
Gentleman gibt e immer etwa, da
dem achkundige ein gewine
nallcn.einfloßi.
(Fortsetzung folgt.)
Aorzioidon
fiU,rrn xt plötzlichem Tode,
aber nie ohne vorlng Warnung, wie Ohnmacht.
Schwüchr odrr Hungerainälle. unrigr.mSkiger ebti
mtirmittinndkr füll. 5trklo.'.r. chiktunAlIa'
bHt, urialdmigkril, klnlchwrUnng Der Fuh und
Knöchel u. f. M.
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Hm & . 6imH dn 9. 6mttt) Man
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