Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 11, 1895, Image 11

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    r!vlltcs PimM.
.'li-. 1 1 11 f'n.J.'tfn fim-'j 'izca,!r.!
dp n l'iin dc Kntt.
Bei meinem letzten Besuche in Mis
s's'ii'pi im Jahre lb.VJ Juni ich an einen,
schonen Hcrbstuhend nach bem Torte
Tcepmoob, wohin ich von Moobi) Kreet
ans aufgebrochen war. Tas 'Wirth
hau war voll Veute und ich horte, es
fei berichtsfitjumi,. Am oberen Knbe
der laset fnr.cn die dichter und ein hal
bes Tntzcnd Advokaten, bic Landschaft
Beamten und zahlreiche Zuhörer. Ich
hatte mit einem Kaufmann, Samens
Sunbor BAithicc in beut Crte etwas zu
thun unb machte mich nach seinem mir
bekannten befchiift-lokalc auf. Ich fand
es jedoch ...erschlossen und wandte mich
deshalb seiner Privatwohnung zu. Ich
pochte; eine Schwarze öffnete. Auf meine
Frage, vd Mr. Wiillacc zu Hause sei,
sah sie mich zuerst eine Weile an uub
brach bann in 2 brauen aus.
Zu Hause sei Master, aber tobt,"
schluchzte sie.
Taraus bürte ich von ihr. das; er
3.aü3 zuvor ermorbet warben und ntor
czen darüber (Bericht gehalten werben
solle. Unter solchen limstanben wollte
ich bie Familie nicht stören unb, nach
bei ich mir einige nähere Umstände bon
ber Siegerin hatte sagen lassen, kehrte
ich nach bem Wirthshause zuriiti. um mich
dort darüber zu erkundigen. Tort ver
nahm ich zwar einige (Gerüchte, die mir
jedoch nicht klar wurden, unb ich mußte
mich deshalb bis zum nächsten Tage ge
bulbe, um Einsicht in die Sache zu ge
winnen. Obwohl der Mord erst kürz
lieh geschehen unb ber Leichnam noch
nicht beerdigt worden war, sollte die
(Sache gleich verhanbelt werben, "weil ber
ticrichtshvf zu den Pierteljahrc-sibungen
versammelt unb ein Angeklagter und
Zeugen vorlianben waren.
Als ich am nächsten Morgen wieder
in den berichtssaal trat, kam bie Sache
gleich vor. Ter Angeklagte war ein
Mann von nicht mehr als 2 Jahren,
Namens Kdward Temarton. Kr war
mehrere Jahre Koinmis bei Wallace ge
Wesen und galt sür einen geschickten
jungen Kaufmann. Ich hatte mit ihm
zu thun gehabt und ihn lieb gewonnen.
(V war von zartem Wuchs, hübsch
und besaß den Stolz seines Landes, der
ihm Festigkeit und Würbe verlieh, ohne
ihn hochmiithig zU machen. Kr war
eine Waise, von französischer Herkunft
und m New Orleans geboren und er
zogen.
Ich konnte ihn deutlich sehen. Kr
tuar bleich und schien viel zu leiben, sah
aber nicht wie ein Schnlbiger aus. Ich
glaubte auch nicht, daß er einen Mord
begangen habe; dazu war er zu brav
und ehrenhast.
Endlich fing die Wcriditsfi&unq an.
Tie Zeugen machten ihre Aussagen und
mir sank das Herz als ich hörte, wie
viel Umstände gegen ihn sprachen. Ks
Ivar erwiesen, daß er Wallaee's Nichte
zu heirathen beabsichtigte, und daß ber
Onkel sich bem widersetzt hatte. Daraus
war ein streit entstanden und Xemar
ton hatte den Tienst seines Herrn ver
lassen.
Es war ferner erwiesen, daß er Wal-
lace zum Tucll herausgefordert und ber
Letztere es nicht angenommen, weil er
sagte, cr konnte sich nicht mit Ieman
dein schlagen, den cr als seinen Sohn
betrachte.
Ferner wurde ausgesagt, baß ?c
marton darüber wüthenb geworden und
fluchend geäußert hatte: Mr. Wallacc
solle sich entweder mit ihm schlagen
ober bic Folgen erleiben, benn er sei
entschlossen, sich dicnugthuung zu vcr
schassen." Am Morgen ber Ermorbung ritt ber
Kaufmann nach Tautonville; eine halbe
Stunbe später nahm ber Angeklagte ein
Pferd unb sagte: Kr würde Mr. Wal
lace bald einholen." Tann fügte er
hinzu, was drei Zeugen gehört hätten:
Ich kann meine Sache so gut auf ber
Straße nach Tautonville als wo anbcrs
abmachen." Tas war um 6 Uhr Nach
mittags. Um 9 Uhr kam ein Mann, Namens
Harold, des Weges, stieß auf Sandor
Wallaee's Leiche und sah in demselben
Augenblicke Kbward Temarton von der
Stelle hinwegreiten. Im Mondschein
erkannte er ihn deutlich.
Kr sprang vom Pferde, fand den
Kaufmann besinnungslos aus mehreren
Wunben dlutenb, unb babei ein Boivie
messer mit Silberklinge, welches bem
Angeklagten gehörte.
Tas Messer war mit Blut bebeckt und
die Aerzte erklärten, baß die Wunden
von demselben herrührten. Auch sah
man einen Schlag an dem Kopfe, der
unbedingt tödtlich war. Harold war
ein wüster (Gesell, groß, breitschulterig,
gegen 40 Jahre alt, mit düsteren,
rauhen Zügen und sah ganz wie ein
Schurke aus.
Tie Vertheidiger wiesen auch nach,
daß Harold Zwifiigkeitcn mit dem An
geklagten gehabt und diesem Rache ge
schworen habe. Ties kam jedoch zu
wenig in Betracht.
Tie Sache schien zu deutlich gegen
den Angeklagten zu sprechen. Kr hatte
den Krmorbeten herausgefordert und
ihm Rache geschworen, war ihm gefolgt,
hatte ihn sagen hören, er wolle seine
Sache mit ihm auf der Landstraße ab
machen, sein blutiges Messer lag bei
bem Krmorbeten und seine Kleider und
Hände waren voll Blut gefunden wor
den. Knblich ließ man Kbward Temarton
zum Worte.
Kr war bleich, aber seine Stimme
fest. Kr rief gierst bott v'.m Zeugen,
das', er die Wahren reche. Tann
sagte er, er habe ben Nachmittag rer.
bem Moidtagc mehrere Stunden beij
Wallte zugebracht und der Streit ;iri
sehen ihnen tei beigelegt worden. Ter
Kaufmann habe ihm erklärt, weshalb ;
er feine Kinwilliguiig versagt habe. ;
Sein Bruder habe ihm bic Verpflichtung
auferlegt, seine Zochter nicht vor dem!
20. Jahre beirathen zu lasien. ,
Wir schlichteten Alles, und Mr. j
WsllÜKc fragte mich, ob ich in seinen ,
Tienst znrucllehreit wolle. KIe ich bar-I
auf antworten tonnte, trat Iemanb lin. ,
ber Wallaee zu sprechen hatte. Ich sagte
ihm daraus, ich müsse ach Tautonville j
und werbe nach meiner Rücklehr bei ihm j
vorkommen. Kr erwiderte, auch er müsse j
ba hin unb bat mich, ihn dort av'zn-
suchen. Tarauf hatte ich ('ieschaste am
See und als ich zurücklai. horte ich,
baß Wallaee seit einer halbe Stunde
fort sei. Ich ließ sogleich mein Pferd
satteln und sagte beim Autsteigen bie
Worte, welche bic Zeugen aussagten, I
Ich meinte sie scherzhast, ba unser Streit j
ja freundschaftlich, ausgeglichen war. '
Ich ritt fort unb fanb nach etwa 10j
Meile Mr. Wallaee's Pferd am Wege j
stehen, weiter ab lag der Kaufmann in
seinem Blute. Ich sprang herab und ;
kniete neben ihm nieder. Ich richtete!
sein (Besicht auf, rief seinen Namen, er '
war noch warm, aber bas Leben schien I
entflohen zu sein. Tab'urch wurden j
meine Hänbc und meine Kleider voll
Blut, aber daran dachte ich nicht. Ich
hatte nur fortzureiten und Hilfe zu
hole. Man hat gefragt, weshalb ich
nicht nach Tautonville ritt, bas nur eine
halbe Meile weit war. Taran dachte
ich jedoch nicht, sondern mein Instinkt
trieb mich nach Hause. Nach vier Mei
len schnellem (salopp siel mein Pscrd
und gleich darauf wurde ich von Harald
und einem anderen Manne wegen Mor
des verhaftet. Was das Messer bc
trifft, so gehörte es mir allcrbings, war
mir aber an diesem Tage gestohlen ivor
den." Nach diesen Worten sehte sich der
Jüngling, und der Richter schüttelte den
Kopf. Jeder kann eine solche beschichte
erfinden, um die (Geschworenen zu täu
scheu," sagte er, aber Niemand wirb
sie glauben, wenn solche Umstanbc vor
Hauben sinb."
Kurz, es schien keine Hoffnung für
den jungen Mann da zu sei. Obschon
die Zuschauer ihn bernitleibeten, schüt
telten sie die Kopse, als er seine Unschuld
betheuerte.
Ter Richter hatte resninirt, die Zeu
genanösagen gegen den befangenen ge
schärft und die Geschworenen wollten
sich soeben zurückziehen, als eine Bewe
gung an der Thür entstand und gleich
darauf ein junges Mädchen mit flattern
dem Haar in den Gerichtssaal stürzte
und mit flammenden Augen und wogen
dem Busen hercintrat.
KS war Jfahclla Wallaee.
Sie war ein schönes Mädchen mit
edle regelmüßigcn Ziigcn, vollen Jor
mcn, und die Leidenschaft machte sie
noch schöner. Kincn raschen Blick nach
dem Angeklagten wcrfcnb, wandte sie
sich zu dem Richter und rief:
Ist er schon vcrurthcilt. Herr? Ist
cr für schuldig befunden?"
Noch nicht, aber es wird bald ge
schehen," erwiderte der Richter, fein Kr
staunen zeigend.
O, cr ist unschuldig, cr ist unschul
big !" ricf bas schöne Mädchen, cr ist
kein Mörder! Gcrichtödiener, crgrcift
Harald und laßt ihn nicht entwischen,
rasch, rasch!"
Als das Mädchen hereintrat, hatte
sich Harold nach der Thnr hinbewcgt
und bei ihren letzten Worten suchte cr
hinauszuschlüpfcn, ein starker Matrose
hielt ihn jeboch fest, bis bcr Sheriff hcr
ankam. Kr wollte sich nicht gesamten
geben ; ein paar Hanbschellen machten
iln jedoch bald nnschäblich und cr wurde
zurückgebracht.
Jetzt," fuhr bas Mädchen, zu dem
Richter gewendet, fort, habt die Güte
und sendet zu meinem Ohcim, seine
Aussagen zu vernehmen. Kr lebt !
Bei diesen Worten sprang Kdward
Temarton auf und stick cincn Frcudcn-
schrci ans; sein befühl war jedoch zu
heftig ; er sank ohnmächtig zurück.
Nachdem er wieder zu sich gekommen,
erklärte Isabella, was sich ereignet hatte.
Sie sagte, zwei Aerzte seien mit ihrem
Oheim beschäftigt, er sei aus einer
Lethargie erwacht, hätte sein Bewußt
sein wieder erlangt und wolle den bc
fugte Bcarntcn sagen, wer ihn angc
fallen habe.
Tie Sitzung wurde sogleich vertagt
und der Richter begab sich selbst mit
drei Juristen und dem Obmann bcr
Geschworenen nach bcs Kaufmanns
Hause.
Tie Aerzte erklärten, er könne nicht
mehr lange leben, und die Beamten
setzten sich sofort um bas Bett beS tobt
wunden Mannes. Kr bestätigte, was
Temarton über die Beilegung ihres
Zwistes unb bie Absicht seines Rittes
nach Tautonville gesagt hatte. Kr hatte
eine Brieftasche mit ;tt)00 TollarS bei
ich. KS bunkelte, als cr fortritt, der
Mond schien jedoch. Als er den Wald
erreicht hatte, holte ihn Harold ein. Kr
fürchtete diesen Menschen, denn dcrselbe
yatte nn oas wio in oic rietiaicne
stecken sehen, deshalb faßte cr nach fet
nem Pistol. Khc cr cs jedoch ziehen
konnte, gab ihm Harold einen Schlag,
nach welchem er vom Pferde sank. Tann
erinnerte er sich, baß der Schurke meh
rere Male nach ihm gestochen und ihm
die Brieftasche entrissen habe. Mehr
konnte cr sich nicht erinnern.
Tie'e Aus'age wurde zu PrrloteU
geiiomnicn und die Aerzte bezeugten,
daß der Kranke rvllig bei Sinnen sei
und nicht etioa phantaiire.
Tann wurde bie berieblsverhanblung
miede ausgenommen und Kdward ?e-
marton sogleich von den '!echn'arenen
freigesprochen. Tie Zuschauer brache
darüber in lauten Jubel aus. bei ber
Richter nicht Kinhalt zu thu in ver
mochte. bleich darauf würbe Harold ange- a
klagt und vcrurtbeilt.
AIs er sah. daß er verloren fei, ge
stand er die That und den Raub. Kr
mußte, daß Temarton nach Tautoiivsllc
reisen würde, und stahl das Messer des
jungen Mannes, um dem Berdacht auf
diesen zu lenken.
Mr. Walla.c lebte bis zum nächsten
Nachmittag. Bor seinem lobe legte er
bic Hand seiner schonen Nichte in bic
Tcmartvn's und bat sie. in seinein
Hause sortzulcben. Ta er keine Kinbcr
hatte, erbte Isabelle sein Bermögen. er
bestimmte, baß Kbivarb es verwalten
und das befchäft fortfuhren solle.
vin Nbsttncdsmahl.
Im Jahre 17' faßte in Amfterbain
ein ireis, ber große Rcichthllincr er
worben hatte, den Kntfchliiß. seine Tage
in Ruhe aus seinem Landgute zu be
schließen. Khe cr sich aber dahin zurück
zog, wollte er von seinen Berwandten
unb Areunben Ab'chieb nehmen. -Vr
lud sie deshalb zu einem taitmahle ein.
Tie ('iaitc, eine köstliche Mahlzeit cr
wartend, erstaunten jetzt nicht wenig,
als sie in den Speisesaal traten und nur
einen langen Tisch von Kichenholz mit
einem blauen Tuch bebeckt erblickten.
Als sie Platz genommen, trug man in
hölzernen Schusseln geronnene Milch,
Heringe, Käse und Butter nebst Roggen
hrod aus; vor jedem bast stand ein hol
zernes l'lesäß mit Bier. Tiefer sonder
bare Kinfall erregte geheimes Murren,
allein ans Achtung vor bem breise
ließen bie bäste ihren Unntuth nicht laut
werden. Ter erste Oiung war vorüber.
Ans ein gegebenes Zeichen brachten zwei
Mägbe, als Bäuerinnen gekleibet, ben
zweiten Willig. Kin weißes Tischtuch
trat an bic Stcllc bcs blaucn, ziiincrne
Teller an bie bcr hölzernen, und statt
des Roggenbrodes, ber Häringe. des
KäfcS, trug man gutes Brod, Pokcl
fleisch unb gcbratcnc Fische auf. Bei
bieser Veränderung würben bic bcsichtcr
etwas frcnublicher, bcr Wirth nöthigte
die bäste bringcitbcr, und bic bästc
aßen mit besserem Appetit. Kaum hattc
man cs sich schincckcn lassen, ba trat ein
Hofmeister in Begleitung von einem
halben Tutzenb Bedienten in glänzender
Livree ein. Kin schön gearbeiteter Tisch
von Mahagoniholz, mit einem theuren
damastenen Tischtuch bebeckt, nahm die
Stelle des eichenen Tisches ein. Kin
Büffet wurde geöffnet, angefüllt mit
kostbarem bcfchirr und echtcm Porzellan;
heim Anblick bcr auscrlcfensten und fel
tcnsten Spciscn, die im Ucbcrflussc auf
getragen würben, bekamen bie bäste
neues Leben. Tie herrlichsten Weine
würben aufgetragen unb im Ncbcnzim
mcr ließ sich eine ranschcnbe Tafelmusik
hören. Toaste würben ausgebracht und
man Überließ sich den Freuden der
Tafel. Ta erhob sich der brcis von
seinem Sitze und sprach: Krlanbcn Sie
mir, meine Tarnen und Herren, Ihnen
für die befälligkeit, daß Sie meine Kin
ladiing angenommen haben, meinen
Tank abzustatten. Ks ist Zeit, daß ich
mich entferne und Sie hier allein schal
len und walten lasse, da ich bei meine
hohen Jahren keinen Theil an den Freu
den eines Balles nehmen kann. Khe er
aber anfängt, muß ich och über ben
Zweck bieser Mahlzeit Ausschluß geben.
Sie werben sie sonderbar gesunden
haben. Ich wollte Ihnen damit einen
Begriff von unserer Republik geben.
Bei ber einfachen Lebensart, welche Sie
bei dem ersten bange gesehen haben,
wurde von unseren Vorfahren der Staat
gegründet; wir erlangten Freiheit, Reich-!
thümer und Macht. Unsere Bäter haben
diese köstlichen Wüter nur dadurch be
wahrt, daß tie so einfach lebten, wie
Ihnen bcr zweite bang gezeigt hat.
Wenn ein Greis, der Sic zu verlassen
im Begriffe steht, 'Ihnen seine Meinung
freimüthig sage darf, so sürchte ich,
baß der jetzt herrschende Luxus, den Sic
bei dcin lctztcn bangc bcmcrktcn, uns
alle bie Vortheile entreißt, die unsere
Vorfahren im Schweiße ihres Angcsichts
erlangt und unsere Väter durch ihren
Fleiß und gute Regierung auf uns vcr
erbt haben."
Verrückte steuern.
Tie Zeit der üppigsten Steuerphan
taste war in Preußen zu Anfang des
borigen Jahrhunderts. Tie Königs
kröniing und der verschwenderische' Hof
halt Friedrichs des Krsten kosteten viel
beld und so hatten die Plusinachcr un
ter den Räthen des Königs freie Hand.
1701. 1704. 1707 und 1710 wurde
eine außerordentliche beneralkopfsteiier ,
ausgeschrieben, zu welcher Beamte einen l
Monatsgehalt . und selbst Pserde
Ochsen-, Kuh- und Schweinehirten je
12. .ir. zu zahlen hatten. Viel beld
brachte auch die Perrückensteuer. Frei
davon waren Prediger, Schulbediente,
Studenten, chuler, und Kinder unter
zwölf Iahren. Tie Steuer richtete sich
nach dem Range derer, welche die Per-
rücken trugen. Knie Zeit lang waren
die Perrücken auch gestempelt und mit ,
einer Werthabgabe belegt. Für Pro-
lektmncher gab es ein ergiebiges m'lb. j
Längere Zeit fand ein abenteuernder
boldniacher, der sich Tominieobaetaiiocbcn so Vielzahlen wie ihr."
Krntc be Rüggiero nannte, '.liigeacbtct j
man von mehreren Hosen ans vor ihm j
warnte, cm Berliner Ho'e onene Cbren. j
Ter König ließ ihn durch leinen Kamme-;
rer Mar'chaÜ von Biedersten ausrcink- j
, fürt a. M.. wohin er gegangen war,;
weit man ihm nicht gleich ,'., n im Zha-,
ler vor'chießen N'ollte. abholen, ernannte!
ihn zii!'e, -Major und schenkte ihm sein j
Bild mit Brillanten, dreimal flüchtete er !
nach Stettin. Hamburg und Frankfurt!
M.. und dreimal brachte man ihn
wieder zurück und liest nrt) immer wie
I der von ihm äffen, bis man cnblich die
i eigene Iborbcit erkannte unb an dem
Schii'inbler besira'te. ber in Kustrm.
1 a einem mit bolbpapier betlebten ial-
gen, in einem aus Kiolbpapier verfertig-,
! teil Kleide ausgehängt wurde. Lächer-!
! licher noch war es, daß man 17' den
! Steuer- und ' Kommcrncnriitb Kreutz
auf sechs Jahre mit einem Monopole!
bcs Anlaufs aller Schweinsborsten be-!
lieh. Zu dessen besserem Schutze würbe '
bei Konfiskation verboten, bic Schweine
' burch Abschneiben von Borsten. Bren
!nen ober Schneiben an den Ohren zu
! zeichnen: würbe weiter befohlen, baß,
1 ba die Schweine alle Jahre um Iohan
: ms bie Borsten verlieren, Jeher um
diese Zeit den Schweinen die Borsten
' ausraufen unb, von jebem Schweine
: besonders mit einem Faden zusammen
i binden und an die Koiumis des Kreutz
i abliefern sollte. 17! mußte man, in
I 7tnl.ii hcr Mlfifcltiiiiiiiiinii welche diese
adiireinccbitt erregt hatte, ein neues
laffen. wonach :Veder. der den Korn-
merzienrath Kreutz oder dessen Kommis
mit fchimpslichen oder ehrenrührigen
Worten, wie geschehen, angreife, fofort
ohne weiteren Prozeß mit besangen
schai't oder anderen Leibesstrafen belegt
und ebenso gegen die Uehertreter des
Schweineborsienhanblnngsprivilegiums
versahren werden sollte. KS ward noch
mals eingeschärft, die Borsten ja nicht
umkommen zu lassen und dafür zum
Troste versichert, daß das Ausraufen
der Borsten der befnndheit der Schweine
nichts schade.
Wellington und der Maler.
Ter Sieger von Walerloo war ein
großer Bcrchrcr bcr Musik, namentlich
zogen ihn Händel und Mozart an, aber
von der Malern verstand er nicht viel,
obgleich seine bemäldegallerie in Apsley
Honie manch' schönes und werthvolles
Bild auszuweisen hatte. Ks sch'.tc ihm
a dem nöthigen Verständniß, um dicsc
Kunst ganz zu würdigen, und er gab
bcshalb für lemäldc nie gern größere
Summen ans. Nur um dcs begcn
standes willen verstand er sich dazu, das
große, von Sir William Allan gemalte
Bild von der Schlacht bei Waterloo um
M Pfd. St. zu kaufen. Ter Künst
ler erhielt die Weisung, sich zur Kntge
gcnnahme der Bezahlung im Kriegs
Ministerium cinzufiiidcn. Wcllington
sing an, eine Banknote nach der anderen
auszuzählen. Tcm Maler dauerte das
zu lange und cr bcmcrktc, ein Wechsel
an bcn Bankicr bcs HcrzogS aufgcfcr
tigt, mürbe diesen der Miihc dcs Bank
notenzählens entheben. Ta Wellington
nicht darauf hörte, sondern ruhig in
seinem beschämte fortfuhr, wiederholte
er seine Bemerkung. loch wie erstaunte
er, als der Herzog sich umdrehte und
sagte: blaubcn Sie benn, ich werbe
meinen Bankier wissen lassen, daß ich
der Narr gewesen bin, sür Ihr Bild so
viel Weid auszugeben?"
Plattdeutsches.
Kin paar hübsche Proben plattdent
schen Bollshumors veröffentlicht die
Zeitschrift Ter brullig Papagei", wie
folgt: Te oll lütt Richard is unorig
west, im as hei sin Mubber mit 'n Stock
kamen säht, krüppt hci rasch ünncr't
Bcbd. Sin Badber. bei dnnn ranpcn
ward, matt sick denn ok furts bi, bcn
Lütten bor wcbdcr 'rut tau halen, im
feggt. inbem hci ok ünncrt Bcbd krüppt:
Süh, 'bor bist Tu ja!" Tun flüstert
sin Taehning ein in't Uhr: Her Je,
i Padder, will fci Ti ok wat "
Up en Licbhabcrtheater in Pärchen
hct cn Börgcrsachn, dci sick sör cn gro-
Schauspiclcr hüllt, dcn Satz tau scggcn:
Ks war in jener Nacht, in welcher das
Ketzergemetzel geschah". Hei sangt denn
ok mit ungchcurcn Pathos an: Ks war
in jener Nacht, in welcher das Metzger-
geketzel ne, das Ketzelgemetzer
nicht doch, das Metzelgeketzer zum
Tnnnerwctter, das betzenneketzel ne,
ick wull scggcn das Zetzelgemecker
brr! Hai dc Tüwcl dc ganzc bcschicht'!"
Un dorrnit löppt hci wüthcnd von dc
Bühn'."
(in hübsches Buchkändler
eschichtchen
erzählt Ouida, die geistvolle englische
Roniancierc. Kincs Tages, es war vor
Jahren, beklagte ich mich meinem Ber
leger gegenüber über die geringe Höhe
der mir bewilligten Honorare: Ja,
meine Beste," war die Antwort, wo
denken Sie denn hin? Soll ich mich
rniniren ? Ja, wenn Ihre Bücher so
gingen wie Mai,or Mlville s Mrte.
dann, ja dann konnte ich Ihnen eben so
viel zahlen wie ihm." Nachmittag be
gegne' ich White Mclvillc, den ich, die
beinahe keinen Menschen kcmit, zu mei
nen Frenuben zahle. Wie das besprach
es so sügt. erzähle ich ihm die beschichte.
Tcusel." sagt Melville, und wissen
cit, was der Kerl vorgestern nur ge-
sagt hat? Aber bester Herr Major, soll
ich mich rniniren? Ja, wenn Ihre j
Büriicr ebenso gingen, wie Onida s!
Werke, dann, ja dann könnte ich Ihnen !
V-inc cirtcnthutnlnlic 4ifftit4hn
nennt der Marquis von Trini'hirc ein
eigen, Sie geht im Kreise buut seine
buter. und zwar in einer vanac von
zehn englischen Meilen, Ter Wagen
park besteht ans einer Lokomotive, einem
Zenber unb einem surrtlich ausgestatteten
Personenwagen. Bei jeder Ausfahrt
werben bie jungem Mitglieder ber
Familie, bie Tarnen nicht aiisgenoin
inen als Weichenwärter mit ihren S ig
nal'laggkn in bie Wachterhaiischen beor
bert. ' Ter Marauis beizt ben Kcfict
selber, er besteigt bann bie Lokomotive
unb fahrt nun mit einer beschioinbigleit
von vierzig englischen Meilen bie Stunbe
seine bafte umher. Sehr kantig
alarmirt cr fein Bahn - Personal"
tioie er feine Familie zu nennen pflegt),
mitten in ber Nacht. Tie Waste müssen
aus ben Betten heraus und in ben Wag
gon. und nun geht es in toller Fahrt
durch die magisch mit bengalischem Licht
erhellte Landschaft!
As stne, wie der Bogct singt."
Madame Melda, die berühmte Sänge
rin, erzählt solgenbe hübsche Kpiiode:
Meinen größten Krsolg wollen Sie ken
neu Nun benn. meinen größten Krsolg
hatte ich eines schonen Tages im Savoy
Hotel in New 7)ort. Ich übte gcrabk
in meinem Zimmer bie Partie ber Koni
gen in den Hugenotten ein, bie bekannt
lich reich an Trillern unb Roulaben ist.
Bor meiner Thür spielte auf bei Kor-
ribor ein kleines lijähriges Bübchen : plötz
lich hörte ich ein leises Pochen an bcr T Kur.
Ich gehe unb öffne, unb wer steht ba?
Tas kleine Kerlchen und Bitte, bitte."
sagt es darf ich auch das Bögelchcn
sehen " Sehen Sie, das war mein größ
ter Krsolg. zum mindesten der. ans den
ich am stolzesten bin.
Triftiger ttrund
Ter Marquis von St. Pierre wurde
unter König Ludwig Philipp zum Ka
pitän ernannt und erschien bald darauf,
obwohl er sich keinerlei kriegerischer Tha
teil ober sonstiger Krsolgk rühmen
konnte, mit drei Orden dccorirt. Wo
sür hat benn eigentlich ber Marquis
feine Orden erhalten?" fragte damals
ein Fremder dcn Iournalistcn Bcr
gcrcs. Schr einfach, lautete die Ant
ivort, den dritten hat cr crhaltcn, wcil
cr fchon zwei befaß, ben zweiten, weil er
bereits einen hatte, und ben ersten, tvcil
cr noch keinen sein eigen nannte."
(in kluger ?iener.
In einer Nacht würbe Fürst Tallcp
rand durch cincn Pistolenschutz plötzlich
aus dein Schlafe geweckt. Kntsctzt fuhr
er cmpor, crblickte seinen Tiener im
Zimmer und sragte, was er denn wolle.
Verzeihen Hoheit," versetzte der Be
diente, es war eine Maus im Zimmer,
und da ich fürchtete, sie könnte Sie in
Ihrer Nachtruhe störe, so habe ich sic
erschossen."
llod) schlimmer.
Wic, heute freust Tu Tich darüber,
daß Tu Tcinc Frau geheirathet hast,
und fönst klagst Tu immer iibcr ihre
scharfe Zunge!"
Ja, bcnk' nur: Wenn ich Sie nicht
zur Frau gcnommcn hättc, wäre ich am
Kndc ihr Schwicgcrsohn geworden!"
So, so,
A. : Spiclt Teinc Frau Klavier?"
B. : Tas nicht, abcr bie erste beige
im Haus!"
Neues Mittel.
Herr (Wittwcr) : Mein kleiner Junge
will gar nicht gchcn lernen, ich weiß
nicht was ich dagcgcn thun soll!"
Tarne: Wie wäre cs, wenn Sie ihm
eine Sticfmuttcr gäben?"
Kühne Lolgcnnig.
Bcrthcidigcr: Mcinc Herren be
fchworcncn, ich bitte Sie, doch zu berück
sichtigen, baß meine Klicniin von Ju
gend auf wenig zur Reinlichkeit ange
halten wurde. Ta ist cS doch zu ent
schuldigen, wcnn sie jctzt einen nngc
waschcncn" Mund hat."
Im Restaurant,
bast: Sagcn Sie 'mal, Kellner,
welcher Unterschied ist eigentlich zwischen
Lammfleisch und Hammelfleisch? Ich
kann keinen finden."
Kellner: O doch, mein Herr, gestern
aßen Sie Hammelfleisch, das kostete
fünfuudsicbzig Pfennig, heute aßen Sie
Lammfleisch, das kostet nur sechzig
Pfennig; der Unterschied ist also fünf
zehn Pfennig!"
l?irtcr.
9Vi der schon ziemlich ficinsirfrn T'nii,
" - - t ' " lt , .. .v .. viy-
ter eines Bankiers findet sich endlich ein
Bewerber ein. Ter Bankier will aus
biesem Anlasse dem Freier eine gute
Flasche Wcin trcdcnzen. Johann,"
meint der Herr zum Tiener, bringen
cie eine lasche Wein, Jahrgang 1800,
ober haben wir noch cincn älteren im
Keller?"
O ja," antwortet der Tiener, wir
haben noch a' paar Flascheln von der
Sorte, welche Sie kauften, als das gnä
digc Fräulein zur Welt kam!"
Leeundlici'er N'ink.
Sic fchcincn sich gut mit meinem
Vater zu vertragen, Herr Lieutenant?"
Na ob, Oinädigite, hat so 'ne nette
Schwiegervater-Phvsiognomie."
In New ?)orf ist das Jakob'fche
Theater an der !!. Ave, niedergebrannt. ;
bcsamintvcrlust V 1,000, WO. ' )
A!i;i.ll,k ''crut'i.i.!
Kunde: ..Ks i die dochfte Zot, baß
ich zu Ibne: komm' ! Ich fel,' schon
aus wie ein Stachelschwein!"
Barbier: O, haben Sie keine Sorge,
bie Stacheln werben nur gleich weg
haben !"
;tu dem fierut-ljüa!.
Richter: Wenn Sie hoch seihst zu
geben, baß cs total finster war. wie Ion
neu Sie bann ohne Weiteres behaupte,
baß bie surchtbare Ohrieige. welche Sie
erhielten, gerabe von Ihrem Meister
wart'"
besehe: Ja. sie is mir halt so be
k a n it t vorgekommen !"
!7..ihirafmifi.
Tarne: bolt. wie lieblich diese Beil
chen sind; Ihr guten Landleute wißt
wahrlich nicht, wie viel Schönes Ihr da
in der Natur habt ? Kümmert sich denn
bei Kuch gar Niemand um diese hub
schen Blumen?"
Bauer: Freili ! bie Schaf fresse'-;
!"
(Ein neuer tfVSen.
Herr: Unser berühmter bast strengt
sich' her gewaltig an. fein Bestes zu
leisten .... unb dabei läßt er des Haus
herr Töchterlein nicht aus dem Auge!"
Tanie: blaub's wohl ! Ter will
sich offenbar zu seinen vielen Orden auch
noch das Hauskreuz ersinge !"
5r kennt seine axpkiil'einier.
Iiiiige Tarne (beim Besuch eincS Kri
niinalgcsängnisscs zu bei Insassen ei
ncr Zelle): Sie armer Mensch! Kann
ich Ihnen vielleicht hier diesen Blumen
strauß anbieten?"
befangener: Sie irren sich jeben
falls. Fräulein. Ter Kerl, der feine
Frau und Kinder erschlagen hat, sitzt
in der nächsten Zelle. Mich haben sie
eingelocht, wcil ich cincn Laib Brod gc
stöhlen." Ilebctteiinixft.
A. : Teiikcn Sic, Herr Proscssor
Weinbäiichl ist so bick, baß er bcrcitS
seit zehn Iahren seine Füße nicht sehen
kann."
B. : Ja, das ist noch garnichls. Ter
Studiosus Baumlang, den ich kenne, ist
so groß, daß cr iiiinicr crst ans eine Lei
ter steigen muß, um sich den Hut vom
Kopse zu langen."
K.: Und das will erst recht nichts
sagen: ich habe einen Vater, der ist so
lang, daß cr, wcnn er sich am 1. Ja
nnar nasse Füße holt, erst am oder
24. etwa den Schnupfen kriegt, so lange
daiicrts bis die Krkältnng nach oben
kommt."
lair immer vorsichtig.
Reisender: Was bcdcutct dicsc War
nungstafcl, hier ist ja eine ungefähr-
liche'begcnd?"
Führer: Ja, wisscn T'. cs ist wegen
dem: vor a zwa Jahrin is a Frcmdcr
da auf dcm Platz vom Blitz erschlagen
worden."
Z?öses Gewissen.
Ter Sturm hat im Warte eine große
Kiche entwurzelt. Ter fünfjährige HanS
steht bas unb. fängt an zu weine.
Wärtncr: Nun, was fehlt Tir?"
Hans: Ja. jctzt wcrden sie wieder
sagcn, ich hab' den Bauin ausgcrisscit,"
verschnappt.
Anialia, ich kann ohne Sie nicht
leben!"
Na, versuchen Sie's nur; sehen Sie,
ich kann ohne Sie ganz gut lebcn."
Ja, Sic haben leicht reden mit
Ihren 150,00 Mark!"
Neugierig.
Krster Schusterjunge: Wat rennste
'n so, Maxe, wo willst 'n hin."
Zweiter Schusterjunge: Vor'tHall'
sche Thor. Jetzt eben is ecn janzcr
Velocipedclub nbjcfahrcn, und die möchte
ich 'mal alle uff eencn Hansen liegen
sehn."
Oolksliebe.
Tu bist nici' Schatz,
Tu bleibst mri' Schatz,
Wtb mir an Schmatz
Und sci vagniiagt!"
Ta hast' oan!" sagt s'.
Traiif fcst ihn packt s';
A Watschcrl schlagt s'
Ihm hin, weil cr so lüagt!
Die kostbare" Gattin.
Sagcn Sie blos, Herr Tichicrich,
wo bekommen Sie nur immer die Ideen
zu ihren Romanen her? Tiefer bestän
dige Wechsel der Stoffe?"
Oh. für den Stvffivcchscl" sorgt
schon mcinc Gattin zur Weniige!"
In der Apotheke.
Provisor: Schon wieder da: Sie
haben ja eben erst die Medizin geholt!"
Tiener: Allerdings; diesmal möchte
ich Heftpflaster; der gnädige Herr hat
mir gleich die Mcdieinflafchc an den Kopf
geworfen!"
Zu befürchten.
Lchniann: Eich"al, da geht der
Neumond auf."
Schulze: Ach, das ist ja der Voll
inond." Lehmann: Unsinn, Tu Schafskopf,
das ist der Neumond."
Schulze: Sei still, da kommt der
Advokat Hecht, wenn der hört, daß wir
uns streiten, macht er gleich einen Pro
zeß daraus."