Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 27, 1895, Image 11

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Der Untergang Itx (Dsbcrni".
f.n Xtc-.a Cij' )t: Zu. l:tn 2? sl
t'.u r. ji.
gnttiiif SKsrfhcm hatte tii Wacht
und stand jetzt schon sett iner Stand;
aus der Brücke. Kondklar Nacht Eber,
cll. Der Himll-.il col!alcl und st,
nenhell und le Wasser, welche dn
mächtige galentanpfer mit vizhn
Knoten Fahrt durchschnitt, ren innn
kaum schlieren L!:hauche sanft utfc un,
merklich gekiest!:. El rauschte, nie tl
sich om peilen Vordersteven Krach und
schäumt hinten unter den jeden Wider
stand befugenden Drucke der Schiff!
schraube. Der Kiel Ut .CHcrne ließ
eine lange, glitzernde Furche zurück....
Träumerijch schaut der Offizier ta
die Ferne, bis drcZhinLber, wo der uuter
dem Einflute der Dunkelheit scheinbar
genähert crr,cr.t in einer erschwern
nenn Linie Firmament und See rer
land. Gr roar jng, krLstiz und besaß
den Thatendurst energischer Charakter?.
Seine Gedenken eilten bei a71at
guerite bei Mergurrtt Regine Tour
tenan, rvie sie in der Passagierrolle singt
tragen war, der reizenden, grcjiöjtn
Französin, die er drei Tagen in Port
La!d an Bord ctkomnrtn, mit venig Ge
rück zwar, aber mit leuchtknden Blicken
und rosigen Wangen. Und er verglich
sie mit einer duftenden, alle berückenden,
frischen und blühender, kncixe; sein noch
unentwethte Herz sxrach laut, deutlich
und bezwingend, daß er endlich da
Weib gefunden, nach dem sein unklere
Lehnen vou sehn genesen.... Eine
kurze Spanne Zeit hakte genügt, um ihn
ia Flammen zu setzen und ihn gilnzlich zu
rändern. Im Geiste betrachtete er
HS) wieder und immer wieder des ge
liebte Wesen. Die gluthooLen Xugen.
die sein Herz rersengt, die korallenrclhen
Lippen, deren silberne Lachen ihn be
rauscht und entzückt, da eiche, schwarze
Haar, auf dem er heute Abend in keuscher
Bewegung einen Kuh gedrückt. Und sie
hatte ihm dabei ihre kleine Hand nicht
entzogen, chne Zorn, nur wie mit
Blut ilbergofsen, in holdester Verlegen
, heit, hatte sie tegesianden, zitternd und
bebend.
Er gab sich keiner Täuschung hin,
er mußte, daß er fi liebte, daß er sie an
betete von der ersten Minute an, da sie
ihr zierliche FLßchea in dem koketten
WafhingtowStiisll aus die Planken be
.C6ornt' gesetzt. Sonst kußerft res'.r
virt gegen Damen, hatt er e doch nicht
Sver ftch gebracht, ihrer reflrliienven Er
scheinung au dem Wege zu gehen. Ihr
Blick, ihr schone, stolze, und zugleich
anmmhige Gesicht hatte ihn gefesselt und
in seiner Brust, eine ihm noch unbekannte
Leidenschaft entzündet. Fr hatte sich ihr
genähert, um dann seine Lehrer, der
ihm die französische Sprache ewgexaurt,
dankersSät zu gedenken. Wcdl war
Marguerite de Englischen mächtig, aber
ihr Zutramn zu Freden entwickelte sich
rasch. a!S sie au seinem i;unoe die bet
mathlichen Laute rernahm, außer dem
ihren vielleicht der einzige Mund an
Bord, der da Frenz?!i'cze korrekt le
herrschte.
Jener Moment war entscheidend gewk
sen und noch nie im Leben war dem jun
gen Offizier der Dienst, der ihn vier
Stunden von zwölf aus der Kommando
brücke festhielt, so langweilig vorgekom,
men wie jetzt, da er feine Ablösung stet
mit fieberhafter Ungeduld erwartete, um
dann jede freie Minute voll trunkener
Gluckseligkeit der Geliebten zu widmen.
Mochten die anderen Passagiere hinter
seinem Rücken die Nase rümpfen und
spöttisch lächeln, er kümmerte sich nicht
im geringsten derum, da, wohl durch
da eintönige Leben an Lord erzeugte
Geschwätz müßiger Köpfe einfach tgncri
revd. Einige Worte, die er sehr wider
feinen Willen aufgefangen, hatten ihm
klar gemacht, daß man hier Marguerite
auf eine Rangstufe mit einer gewissen
Sorte Abenteuerinnen stellte aber r
hatte für so etwa tlo ein mitleidige
Achselzucken übrig gehabt. Lad? ?i
mower und noch ein paar ältliche und
sich keineswegs durch Schönheit auözeich,
vende Damen hatten sich derart über die
schöne Französin geäußert, und da
einzige Resultat, da sie dadurch erzielt,
war, daß FrederickS gute Meinung ron
älteren Ladie um ein bedeutende gesun
kea. Eine solche Kritik vermochte ihn
' nicht zu irritiren, konnten seinen Elau
ben an da vergötterte Mädchen nicht er,
schüttern. Höchsten, deß ihn da zu
dringliche Gebahren Lord Sunibersood'S
ärgerte und ihm die frohe Stimmung
zeitweilig verdarb. Er konnte diesen
blonden, geschniegelten Burschen mit den
wafserfardenen. schläfrigen Augen und
dem dicken Gesicht nicht ausstehen; und
öfter biß er die Zähne zusammen, ge.
wahrte er von der Brücke au, von wel,
cher r ine bequem Aussicht auf da
Promenadendeck genoß, wie sich der halb
wüchsige, gern den Llaffrten herau,
k:hrende jung Lord an Marguerite fo
auffallend zu schaffen machte und sich mit
befremdender Vertraulichkeit über sie
neigte, lag sie aus dem Lambuifeffel
hingestreckt, da unaussprechlich fein ge,
formte Köpfchen nachlässig zurückzemor.
fen, mit ihrem riesigen Seoilla-gächer
tändelnd. Und ojt, oft empfand er bei
diesem Anblick einen stechenden Schmerz
im Herzen....
In der verlockenden Abevdkühle wurde
in Tänzchen errang!?!. Da Orchester
de mit Allem ausgestattetem komfortct,
len Dampfer gab seine heiteren Stücke
zum Besten und die schmeichelnden klänge
Strauß'scher und Offendach'scher Walzer
zitterten weithin übe? die da Monde,
licht widerspiegelnde, indigoblau See.
Da Promenadendeck war glänzend er,
leuchtet; kosend streichelte der kaum fühl,
bare West di. erhitzten Gesicht,? der
Tanzenden und rührte spielend an den
eleganten, leichten Tciletten der Damen.
Für Frederick Maikham waren die
w'rbeladen Paare nicht jJeue und die
se inlere'santt Schlüssle! tjätt ihn auch
gleichgültig gelassen khne da Verweilen
lKarguerile zwischen den lachenden,
scher,euden Gruppen. Sie war e, die
sein A-ge such! au dem fröhlichen Tret
ben, ein jede ihrer Bewegungen verfol
gend und an ihren schwellenden ü'tptn
hängend, die ihm in dem blendenden
Lichte zehlllser lektrischer Lampen noch
einladender und verführerischer dünkten.
Und er sah, wie sie ia einem fort mit dem
Lord plauderte, ebenso wie f. mit dem
selb,, rzstle tanzte. Die Aufregung
de Ofsijie? flieg und der Zorn schwellt
seine Lttrvcdern. Hätte ihn nicht der
unerbittliche Dien? an die Brücke geiun,
den, er wäre hinuntergestürzt und blind,
ling aus den verhaßten und offenbar be
günstig'.en Nebenbuhler zu. . . .
Dann aber beruhigte er sich allmählich
und er versuch! sogar über seine Eifer
sucht zu lächeln, a ihm jedoch erst
gelang, und auch nur halbweg. al e
zehn Uhr schlug und da Tanzvergnügen
ein Ende nehm. Herren und Daoien
verschwanden von Deck, die Glühlampen
wurden ein nach der anderen aulgeschal
tet und di fkierltche Stille der Nacht trat
ia ihre unumschränkten Rechte, rorne und
echter, oben und unten. Die Maschine
allein, die noch stöhnt und keuchte.
.Noch zwei Tag nur!' dacht Fr,
dertck, ruhtlc aus und ab die Brücke
messest. ,Uad dann?....
Noch zwei Tag und sie waren in Mar
seille; Mcrgukrite, da Glück seine Le.
ben, verließ dort da, Schiff. ,
Und unzZhlige Mal fragte er sich,
wieder und tmme? wieder: ,Uad
dann?
B! jetzt hatte er jeglichen Gedanke
an den nahen und unausbleiblichen Ab
schied von sich gewiesen. Nun aber er
bebt r. Marguerite! Bei ihr war
die Senne; und er entsetzte sich vor der
düsteren Oede, die kommen mußte, war
sie fort.
Ab auch dieser Orkan in seinem In,
nern legte sich: Konnte sie Marguerite
doch di Srine werden. Er durste
und dieser Gedanke erhob und ermuthigte
ihn ihrer Neigung trotz Allem sicher
sein; eha gerade reich zu sein, war er
dcch wehihadend uno unarhüngig. Nicht
hinderte ihn also, dem Dränge feine
Herze zu toleen.
....Ein langgedehnter, lauter Ruf
riß ihn cu feinem Brüten. E war die
Slimne deZ AuSgck ron der Back
Ein weiße Licht vorau!
ES war ein ziemlich hoch angebrachte
weiße Licht ein Dampfer jedenfalls,
der dem .OSlerne" entgegen steuerte.
Irgendwelche Gefahr stand vorläufig
nicht zu befürchten, denn ein breiter Raum
trennte noch die beiden Fahrzeuge; dazu
war da Wetter überaus sichtig und dem
eemäß der Sehkrei ein roßer.
Der Vorsicht halber war e aber gut.
jetzt, da noch genügend Manöserraum
rnhanden, der Borschrttt entsprechend,
auszuweichen. Am Steuerrad hinter
dem Csfijl stand der Ouartiermeifler
.Ein Strich
Allein di zwei Schlußworte diese
Kommandc .steuerrorv avl allend'
ersterben Frederick in der Kehle..
Wie er sich, dem Untergebenen die Ordre
ertheilend, eive nach diesem umgedreht,
hat! er mit seinen scharfen Augen auf
jeder Seite de Promenadendeck je eine
Gestalt erspäht ine sich der anderen
leisen Schritte nähernd.
Dich! unter der Brücke, im Schatten
de NudermaschtnenhauseS traten sie zn
fammen und reichten sich die Hände. . . ,
Ein Renderou zwischen einem Herrn
und einer Dame und eine Stunde vor
Mitternacht!
Doch wartn 8 nicht die vielleicht un,
schicklichen Ntlenumstände diese Stell,
dichein oder diese selbst, wa FrederickS
unoe lahmte und in sein Gehirn dro
telndeS Feuer goß. Zu zartfühlend, um
sich in fremder Leute delikate Angelegen
heitc zu mengen, hätt er sich lieber ab,
gewandt und gethan, al ob er nicht ge
sehen wälk die Beiden nicht Lord
Sumbrrword und Marguerite Courtena
gkwkzk....
Sie wem tSi
Und dann sah Frederick, wie da Mäd
chen, da sein alleinige Eigenthum sein
sollte, sich ohne Widerstreben vom Lord
an sich ziehe ließ. Und dieser küßte
die frischen Lippt, die sich ihm willig
darboten.
, 3! iemend hat un bemerkt, ein Sieb",
flüsterte Lord Sumberwood. .Meine
Schlauheit ist unbezahlbar' ....
Er ehnte nicht, dc oben auf der
Brück der Offizier regungSle gleich ei
ner Statue su Stein, alle seh und al
le hörte.
.Bist Du euch tkk sicher,' murmelte
Marguerite in ängstlichem Tone. ,Jch
traut wich nicht recht.'
.Unsinn.... c:n te-.ne? Mevschenseel
begegnet.'
Sie wars einen scheuen Blick um sich.
Und denn glitt e wie ein Hauch au ih,
re Munde :
Kcmm!'...
Und die Leiden ''chlichen ebenso leise
wie sie gekommen, über da vereinsamte
Promtnadendeck ein Weile noch
und denn nehm fit der Eingang der Ka
jüte auf.
Todtenbleich starrte ihnen Frederick
nach; eier in feinen Blicke lag eine
Welt ren Litierkei! und Leidenschaft.
Der Ouartiermeifler, der theilweiseZeuge
de Rendezoeu gewesen, zog die Schul
ter hoch und lächelte vielsagend.
,Hm e wer die Französin....
gab er bedächtig seine? Meinung Au,
druck. .Scheint ein leichtsinnige Ding
zu sein -
Er hielt inue ; die nrenge und unnah,
bare Miene be OfierS gebot ihm
SchTkigen.
Miltlerweite hatte sich du Tistan,
zwischen den beiden Fzhreugen bedeutend :
verringert. Di Seikenlichler de Fiem !
den waren schon deutlich zuerkennen.. ..
Frederick beugte sich über da Velüneer ,
der Brücke und besah! einem der aus dem
Vorderdeck schläsrig herumlungernden
Matrosen der Dienfldivifion, den Nacht
wache habenden Steward heraususenden.
.Sie solle büßen.' knirschte er vor
sich hin und seine Zähne gruben sich dann
tief in die Unterlippe.
Ter Steward kam und meldete sich
mit militärischer, höflicher Kürze zur
Stelle.
.Ja meinem Zimmer, In ter ersten
chublade de Tische, ist ein kleine,
Kästchen da bringen Sie mir her,
befahl ihm der Offizier mit ruhiger
Stimme und händigte ihm den Schlüssel'
ein.
Der liorirte Kellner eilte davon.
Zwei Minuten später war da Per
langte da eine längliche Schatulle
au xolirtem Ebenholz, die Frederick
in' Kartenhaui trug und mittelst eines
zierlichen silbernen Schlüssel, der an
seiner Uhrkette hing, aufmachte. Ein
tln ztselirter, vernickelter Revolver
glänzte in den Strahlen der Hänge!
lamx. Mit fester Hand schob Frederick
ein paar Patronen in die Trommel der
Waffe, steckt letztere sodann ia die Tasche 1
seine Uniformrocke und trat darauf ge,
lasten aus die Brücke.
Man konnte schon deutlich di Kon
tourea de fremden Schiffe unterschei,
de. E war ein großer Dampfer,
über den eine Wolke von Rauch schwebte.
.Herr '
.Wa denn?'
.Sein grüne Licht ist nicht mehr zu
s.hm '
.Schon gut,' nickte ver Offizier auf
die Bemerkung de Ouartermeister.
Aber er hatte ihn verstanden. Die bei
den Dampfer mußten sich, behielten sie
ihre Richtung bei, auf eine halbe Schiff
länge backbord xafstren.
.Wollen wir nicht etwa mehr Steuer
bord abfallen?' fragte der Ouarter
meister unruhig. Er begriff nicht, warum
nicht der Gefahr einer Kollision bei Zei
ten auSgevtchea werden sollte.
.Warten Sie, bi ich e Ihnen an
ordn,' klang die barsche Erwiderung
Frederick.
Eine eitere Piertelstund,
Der Offizier faltete die Hände....
Er empfand, daß fein Herz unzugänglich
wurde jedem anderen Gefühle, al dem
de Rachedurstes Hunderte von un
schuldigen Menschenleben, und einer ein
zigev Person wegen, vernichten! Ob fi
wohl da furchtbar Schicksal ahnte, dem
fie jetzt entgegen ging? Schüttelten
fie noch nicht die Schauer de TodeS
de Tode in seiner schrecklichsten Ge.
statt: jetzt unter den Küffen ihre
Liebhaber , . . . Und war sie Überhaupt
werth, daß fo viele ihrttwegen
Er wollt nicht weiter denken. Aber in
seinen Augen glüht e unheimlich.
Die bkioen Dampfer waren noch unge,
fähr zwei Kabellängen von einander ent
fernt. In weniger denn einer Minute
mußt sie sich begegnen. Das Stam
pfen der Maschine be Fremden wurde
vernehmbarer, sein schäumende Buch
welle und jeder Theil seine Rumpfe
und seiner Takelage war genau zu unter
scheiden.
Nur noch eine Kabellange! Ein dröh
ende Pfeifen de heranjagenden Schis
se! ES hallte dumpf in der stillen
Luft wider.
.Backbord an Bord', rief Frederick in
lautem BefehlShaberSton.
.Herr steuerbold, . . " stammelte der
Quartermager.
.Backbord I' brüllte de? Offizier,
.Hund gehorche!"
Und er drückt selbst in die Speichen
de Rad,. FissungSlr, mit sich fträu,
bevdem Haar, ihat der Quartermafier
wi ihm besohlen.
Unten knarrte und pfauchte die Ruder
maschin und rasselten die Ketten und
Schienen der Transmission. Mit Blitze,
schnelle legt sich da Steuer ganz auf
Lackbord. Der .OSborne' beschrieb
einen Bogen und sechs Sekunden später
bot er dem andern Dampfer seine Breit,
seile dar...
Der nächste Moment bracht die Kata,
strophe. Drüben, auf dem heransausen
den Schiffe klingelt schrill di Glock de
Maschinentelegraxhen; Zuruf und G,
schrei ertönten. Doch bevor noch dessen
Treibapparat zurückschlagen konnt,
bohrt sich der Borderstevea be Fremden
mit einer Wucht, die vielleicht zu rmes-
sen wäre, multiplizirt man die Fahrge
schwindigkeit de Anfahrenden mit seinem
vollen ungeheuren Gewichte bohrte sich
also fein Vorderfteren in den Rumpf de
Oöborne", diesen aus die Seite er
send.
Hier stürzte alle auf Deck. Männer.
Kinder und Weiber, all aber in wahn
witziger Haft. Da Schiff richtete sich
langsam auf, während seine Räume sich
mit Wasser füllten. Und unaufhalt
sam sank der Dampfer wie in Stück
Blei.
In dir nun folgenden halben Minute
verschlang die furchtbar Verwirrung und
da herzzerreißende Jammern der Un,
glücklichen den gedämpften Knall eine
Revolver. Frederick Markham fei eut
seelt auf die Bohlen der Brücke...
Die Fluthen rauschten über den
.Oöborne' und gegen den unbewegt
lächelnden, stahlblauen Himmel gellte
au zweihundert Menschenkehlen ver
zweiflungSvoll und durchdringend ein
Ausschrei namenlosen, todeSbangea Ent,
setzen.
Kurze Zeit späte? veröffentlichten die
Zeitungen die Liste der geretteten Passa
girt de nach dem Zusammenstoße mit
dem französischen Dampfer .Gerönne'
untergegangenen .OSborne'. Unter den
etwa hundertdreihig Geretteten b'sanden
sich auch Mirgneri:t Rezin Courtena?
und Lcr! Sumberwood ihr Glte, ter
sie ben seiner Familie zuführen wollte,
nachdem er ten Mulh gehabt hitte, da
Mädchen s, ner Wahl zunächst ohne die
ustimm-ng ter eeiaigen zum Altar zu
führn. f
"T.ctcher und ?ich!räucher.
In ineru Raucherklub, der im hehen
Norden der deutschen ReichZhauxlstadt
tagt, wurde jüngk anläßlich der vielbe
sxrochenea Tebaksteuer ein Prei von S0
Mark sür di, beste Tebekrede" au
gesetzt. Der Sieger, in hochbetagter
Pseisencnkel". sühr! Folgende au:
Ein Mann, der nicht raucht, scheint
seine Muße nicht ia der Weise zu ge,
nieken. wie der Raucher, er weiß kaum,
wa r mit seiner freien Zeit anfangen
soll. Ist k? rerheiralhet, so ärgern ihn
Weib und Kind, und hierdurch findet er
nicht genügende Ablenkung, dann wan
dert er natürlich durch da ganze Hau,
steckt feine Nas bald hierhin, bald dort,
hin, bi r irgend ein Klcinizkeit ent
deckt, die ihm neuen Stoff zum Zank mit
den Seivigea giebt. Der Raucher hin
gegen langt, wenn er seine Mihlzett be
endet hat, zur Pfeif oder Etgarr, setzt
sich nieder, athmet da beruhigen!: Xraul
ein und vergißt bald alle kleinen Unan
nehmlichkeiten, di r im Bureau ::. ge,
habt hat und die den Nichtraucher ver.
leiten, daheim seinem Groll sretea aus
zu lassen. Der Raucher bleibt bei der
Untergattung ruhig und getanen; ve
Nichtraucher Lugen wandern unbestän
big durch da ganze Zimmer; unruhig
rückt er euf seinem Stuhle hin und her,
springt plötzlich aus, um irgend inen von
seiner Stelle gerücklea Gegenstand an den
alten Platz zu bringen, und fiört dadurch
di Onterhaltune. Ta scherzhafte Ge.
xlauder im Kreise der Raucher ist dem
Nichtraucher fremd. Man frage einmal
bei den Damen cn, bsondr bet den ver,
heiratheten, und man wird hören, daß die
meisten von ihnen auf Seiten der Raucher
stehen, da sich mit den passenden wian,
nern besser umgehen läßt, weil sie gesel,
liger sind. Ohn Zwtisel ist der Tabak,
übermäßig genossen, schädlich, aber allu
viel ist überhaupt urgesund." Der
Tabaks.Philosexh schloß mit den Wor
ten: ..All guikn Ding sind un gege,
gen, um mit Maß genossen zu werden,
also auch der Tabak. VivaU crescat!
floreat!"
Lom Marsch? Forroärls.
In der Hinterlassenschaft eine be,
rühmten Maier, der mit dem .Mar
schall Vorwärts' befreundet mar, besin.
det sich außer verschiedenen Briefen von
der Hand Blücher auch ein Schreiben
an den ölten Heiden, da um seine ur
wüchfigen und treuherzigen Tone willen
hier mitgetheilt - wirb. lautet
.Sonntag. !den II. Juni 1815. Aller
unüberwindlichster Feldmarschsll General
Hr. General Vorwärts Exzellenz I Lieb
werthester Hr. Blücher! Verzeihen Sie
liebwerlhlster Hr. Blücher General Vor
wärt, daß ich al unzeitige Geburt e
wage an Sie zu schreiben. Aber ich kann
mir nicht heiskn, e ist wegen meinen
Traugott; ich bitte Sie um alle in der
Meld liebster Hr. Blücher, Excellenz
General Vorwärts, wa ist da für eine
infame Eonfuston mit dem Feldpostamt ;
ich habe meinen Trauzott bin ben Gar,
deiSgern, er kennt Ew. Excellenz Vor
wärt genau und gut schon 2 mal habe
ich ihm Zulag geschickt, aber er hat nicht
oerommen. Ich bitt Ew. Excellenz de
müth!gft coirigixen Sie die Kerl doch
kinmal, nach aller preußischer Manier ;
sie verstehen schon wi ich mevne; da
wird gewiß helfen, den e ist um die
Schwernelh zu kriegen, wenn man Ktn
kern, die für Vaterland streiten wa
schickt, und sie nicht bekommen. Ew.
Ezc. werden den Kerl doch wohl ein
Donnerwetter auf den Hai schicken; de
halb habe ich e Ihnen geschrieben denn
ich weiß schon daß mit dem Alten nicht
viel zn spaßen ist. Es. Excellenz un
übervindlichster FeldmarschallGenerall
Lorwärt genannt Ltebwerthefter Hx
Blücher ich verbleibe Ihr unterthänigster
Schornsteinfeger Mathias Keller zu
Scheidnttz. MB. Wenn Sie meinen
Traugott sehen, fo bitte ich. ihn unbe
schwert zu grüßen, aber schenken Sie ihm
nicht, doch ich habe ihn immer zur Ord
nung argehalten. Na, aeljen.'
ßi schlauer Wirkt).
Ein nette Histörchen, da einem
Mitarbeiter de .G'l Bla' pesfirte,
wird von diesem Blatt erzählt. Der
betreffende Journalist war nach Rouen
gefahren, um dort dem Empfang Faur'
beizuwohnen. Auf der Suche nach einem
Bette fand er nicht weiter al ein Bil.
lard, da, mit einer Matratze versehen,
der Cafetier ihm zur Verfügung stellte.
Wa wollt der Mann thun? Er nahm
daß Angekot an und fchlief auf dem
Billard gut und fest feine acht Stunden.
Wie greß war sein Ueberraschung, al
am Morgen der schlaue Wirth ine Rech
nung überreichte, auf der die Benutzung
des Billards für acht Stunden zu dem ge,
Ähnlichen Nachttarife für Carsmbol
fpiel berechnet war. Diese Ueberliflung
wollte sich der Pariser nicht gefallen las.
sen und brachte die Sache vor den Frie
denkrichter. Der Solomo von Rouen
gerieth über die Affaire ia inize Verle.
genheit; plötzlich erhellte in Lichtstrahl
seine Züge. .Hat Ihnen, ' fragte er den
Journalisten, .der Wirth auch die Kugeln
zur Verfügung gestellt?'
.Sie lagen in ihren Löchern,' mußt
dieser zugebt.
.Dann ist die Sache einfach,' erklärte
der Richter. .Von dem Augenblick an,
da da Billard mit all' seinem Zubehör
Ihnen zur Verfügung steht ist e ein Bil
lard, welche Sie gemiethet haben, und
kein Bett.'
Der Pariser war gezwungen, di Ge
bühr sür in ach:stür.dig Earambolpir
tie zu zahlen, die er nicht einmal im
Iraum ge'xielt hat.
?i ..länge vo ?ZerütZmtSeitc.
Von Victor Hugo wird rrzäh'.t. daß
er, noch völlig unbekannt, zu einem
Buchhändler gekommen sei und versucht
bade, ihm sein rften Geltchle nu er
kaufen. Der Verleger mrcht wohl nicht
gerade bei Laune sein, ein riskante Ge
schäst einzugehen, und Victor Hugo
sagte, al er da Komrtoir verließ: .Sie
haben heute ein Vermögen aulgeschlagen,
mein Herr ! Ich woll'.e mit Jhmn ver
abreden; daß Sie alle?, wa ich in Zu
kunst schreibe, verlegen sollten. Jetzt
habe Si di günstig Gelegenheit vor
übergehen lassen. E war ine, wie fi
sich Ihn nicht wieder bieten wird.'
.Für einen Jüngling von noch nicht 20
Jahren, war da am Ende großsxreche
risch genug, seine sxSiere Berühmtheit
hat aber jene Wort bestätigt.
AI Lord Bkaconenllo zum er len
Mal in dem Hause der Gemeinen zu
sprechen versuchte, blieb er in der Rede
stecken und würd gewaltig aukgelachi.
Erregter, al er sich' im Laus seiner
ganzen politischen Thätigkeit je zu zeigen
gestattet hätte, rief er da noch mit zit
terr.dtr Stimmt : .Heut lachen Sie
über mich ; die Zeit wird aber kommen,
wo Sie sich sreuen werden, mich anzu
hören.'
Heograxyisch Aegrisse.
Der Wirtb Stanaenmad in Böbmen
fuhr einst mit seinem Sohne Wenz über
die lstangkndrucr, welche damals nur
in Nothbrückt war. Da brachen fit
durch, und zwar so. daß, al fie mühsam
au dem Wasser sich heraukgeholsen hat,
ten. ver Baker aus rem linken, ver onn
auf dem rechten User sich befand. End,
lick rief der Baier: ..Wen,, wo bitt Du?"
Und der Sehn antwortete: ,,Jch bin
hüben!"
,,Nein," sagte der Vater, ich d,n
kübenl"
Wenz aber sagte wieder: Na, ich bin
haven, zgr seio vruveni"
Da rief der Vater voll Zorn: Kerl,
komm' ok rüber, ich werd' Dir zeigen,
daß ich hüben bin!"
Entschuldigungszettel.
Entschuldigen Sie, daß Lieschen gestern
die Schul versäumte; ihre Schwester
feiert das Fest ihrer Verlobung, und da
wurde ihr schlimm dabei I
Ein Berliner Zunge.
Mutter (SchutzmannSsrau): ,Nu hab'
ich ne halbe Stunde nach Dir gesucht,
Maxe! Woran liegt da iqentltch, Ben
gel, daß man Dich nie siad't. wenn man
Dich braucht !'
Max: .Ja Muttkr, ich eeß nich
bet muß ick oll von Vätern jeerbt
haben.'
Erste Pflicht.
Hausherr: .Also, Si find das neue
Stubenmädchen; hat Ihnen auch meine
Frau die Hauptobltegenhett gesagt'
Stubenmädchen: ,Jz, ich soll gnä,
bigem Herrn stets aus dem Wege gehen
Unangenehm.
A.: .Sage mal' ist denn deine Braut
wirklich so schwerhörig i
B. : .Leider. Wie ich ihr meine Lieb
erklärte, hab' ich so schreien müssen, daß
mir gleich die ganze Nachbarschaft gra'u
ltrt hat!'
Falsche Anschuldigung.
Feldwebel: .Na, Krawutschke, wie
geht'S mit dem Velozixed?'
Soldat: .Herr Feldwebel, das Ding
t gar nicht geübt; e saut immer um,
wenn ich 'naussteige.'
Zweifellos.
.Und glauben Sie wirklich, Herr
Rechtsanvalt, daß wir bet dem Prozeß
gewinnen e"
.Ich. jedenfalls!'
Enttäuschung.
Vater (auf Besuch gekommen): .Ich
freue mich zu hören, daß Du jetzt solid
und sparsam geworden fcm."
Sohn (einsallend): .Ja, Papa, Ich
verthue jetzt nicht mehr so viel Geld als
sonst!'
Vater: .Da freut mich, mein Sohn.
und deshalb werde Ich Dir an jedem
Ersten künftig nur die Halste schickenl'
Ein Schlepper.
Wirth (zum Fenster hinaussehend):
.FS ist so leer heute; wenn doch der
K edler Purzelhuber endlich kommen
wollte!'
Fremder: .Ist da ein Gast von
Ihnen?'
Wirth: .Nein, aber er hat mir schon
manchen Gast zugeführt; wenn der hier
durch die Straße sährt, sucht sich Jeder
in Sicherheit zu bringen!'
' Abgeroimmelt.
Student (klein und unansehnlich):
.Mein Herr, Sie habt mich auffällig
firirt ich bin so siti und sende Ihnen
morgen meinen '
Herr (ironisch einsallenri: .Grotzen
Bruder?'
Au5 der Inftruktionsstunde.
Uaterofsizier: .Welche ist da mill.
tärische Haupt.Gericht?'
Rekrut Müller: .Erbsen mit iLpe!'
Unteroffizier: ,O, Sie Riesenkameel!
Da Kriegsgericht ist'!'
Auf der 5t?aße.
Fremder: .Bengel, schämst Du Dich
nicht, da kleine Mädchen so zu schlagen?'
,Wa wollen Sie; da ist eine Waise,
an der wir Vaterstelle vertreten!'
eiratZsatrag ines Krc,rs.
Endlich ist mein Laden rffer'.
Alle neu und bunt lacknt!
Darf ich nun auch tiöfiend Hessen
Tal Ttch meine Liebe rührt?
Süßer noch all wie Rosiner,.
Bist Du, holder Eng,l mein.
Sollen all meine Mieren,
Alle mein Woit sein!
The au China sollst Du haben,
Syrup, Zucker, Zuckcrkant;
Ehccolade soll Dich laben.
Die ich kunstrkich selbst erfand.
Englische Gewürz und Nelken,
Wenn Du frisch, Würfle füllst ;
Lorbeerblätter, di nicht welken,
Wenn Du Schmorfleisch machen willst.
Kardamomen und Mukkaten,
Ingwer. Pfeffer. Zimm't dau;
Mohnöl, Eapern, wohlgeralhen,
Willst Du machen ein Ragout!
Auch Sardellen und Citronen,
Käse, Butter, Salz und Rei ;
Au Arabien Kaffcedchnen,
AI ter Lieb höchsten Prei, :
Mit dem Allen kann ich dienen ;
Meinen Wein nur lass' in Ruh,
Denn sonst machst Du sanr Mienen
Ta ich selbst ihn brauen thu'!
Der Ungetreue.
Jitte : Wa,?, weinst Du denn,
Rufe, wa ist denn eigentlich xassirt?'
Riete: .Denke Dir, mein Schatz hat
gesehen, wie ich mich von einem Anderen
habe herzen und küssen lassen, und nun
ist mir der schlechte Mensch untreu ge
worden.'
Ermunierung.
Mann fiii feiner Krau. dieein Klaoikr
stück oorttazen soll):, Nur nicht schüchtrn,
hau' ordentlich draus! Denl', Du prügelst
die Jungen.'
Garartie.
Käufer: , Garantien Sie dafür, daß
Ihr Hiarrzeugungmittel helfen wird?'
Fabrikant: .Selbstverständlich! Wenn
Sie fünf Flaschen gebraucht haben und
die helfen nicht, liefere ich Ihnen die
sechste Flasche grali.'
Die Folgen.
A: .Nun, wie ,ft Ihnen da Stis
tungiseft bekommen?'
B: .All haben wir un erkältet.'
A: .Na, da scheint doch wenigsten
diesmal Zug drin gewesen zu fein.'
Der Kahlköxflge.
Onkel: .Wa spielt Ihr denn jetzt,
Jungen?'
Die kleine Neffen: .Indianer, willst
Du mitspielen, Onkel; Du hast'S gut!'
Onkel: .Weshalb?'
Dit klkinkn Nlffeo: .Weil Du erst
gar nicht scalpirt zu wirden brauchst!'
Der pantoffeltzeld.
Arzt: .Welche Lebensführung und
TageSeiatheilung beobachten Sie, Herr
Rath?'
Rath: ,De Abend bleibe ich bei
meiner Frau, und mein freie Zeit vir
bringe ich auf dem Bureau.'
Nntcrschicd.
Lieutenant: .Was, Sie nehmen 20
pCt. euf drei Monate! Ja. erröihen Sie
denn da nicht vor Scham?'
Bankier: .Lieber Herr, ich wechsle
zwar Gtld, aber nie die Farbe!'
Aus einem Briefe
de Küchenjungen Mcr an feinen Vater:
Unskr Kech ist skhr zufriedkn mit mir.
Gestern ließ er mich ta erste Mal schlach
ten und dann zerhacken; e? ging ja etwas
langsam, hat mir aber doch viel Spaß
gemacht. Morgen will er mich auch bra
ten und die Fleischtheile mit Sau an
richten lassen. Ich mache sehr gut Fort
schritte, wie du flkhst, und fühle mich
sehr wohl hier. Der Koch meinte, wn
oeS so fort gkht, wird noch ein ganzer
lkerl au mir werten. Dein dich lieben
der Sehn Mar.'
Strafe muß fein.
Stubenmädchen (sich beschwerend) :
.Der alte Herr im Zimmer Nr. L hat
mich geküßt.'
Hotelier (zum Oberkellner): .Schrei
ben Se ihm sofort euf di Rechnung
fünf Mark sür Ertra'E.quickung.'
Kein galten.
.Aber Baron, kaum haken Sie Geld
in der Hand, so muß es euch fort, statt
jeden Thaler vcr'm Ausgeben dreimal
umzukehren!'
Baron: ,DS thu' ich auch, aber dann
muß cr weg!'
vorbestraft.
Eine Schülerin der Ia Klasse ist el
Zkvgin geladen. Nachdem der Bor
sitzende des GeriStSbofi ibr Nerk.
nalien festgestellt hat, fragt er: .Sind
Sie oorbt!traft?' Bklcbämt iSAKai da,
Dämchen die Augen nieder und haucht
erröihend: .In der sechsten Klasse
mußte ich einmal in der Ecke stehen!'
Sie kreiß es.
Lekrerin: (5IiT ma miGt mir
von der Anziehungskraft der Erde zu
agen'
Schülerin: Alle abre. Im Snlfc.
lir, zieht sie sich ein neue Kleid an!'
Unrereinandcr gebracht.
Offizier: .Ist die Herrschaft zu
Hause?'
Bursche: .Die Herrschaft ist sehr zu
bedauern fi macht sklbft Besuch!'