Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 20, 1895, Image 9

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    Stiü j?ezÜ7. j.
;;:BS:r:? 33': 0"-'r: - ii::;.
Im Juni war, Sa: Saftaxarb.
Die Mr.t Statt B .... ollsa der
JUtttcnont Fritz Dezi! fn Garnisaa
lebte, war berühmt durch ihre Rosen
fl. a den Häufr reck! sich die
Zweige mit den purpurne Blüthe hin
aus, ta den Gärte glüht Rosen in
allen Farben, unb Duftwellen zöge in
die menschenleere Straßen hinein.
Bon der rosenitk.'Zozten Wtrthihaul,
tasel taumelte der Lieutenant Fritz eine
Morgen heiz-wIrtZ. Tchen g'uZle
rzther Schein im Ost, schon rüstete sich
di Lichtspenderi zum TegeZwerk. Der
Lieutenant schwankte schwerfällig daher.
Aus seinen Lippen schwebten r.ech ein
paar Takte au einer !:!chtgeschäczten
Operette, da, junge, schöne Vestcht war
erhitzt und gedunsen vom Wein, die tuet
lea Auge bitten stier
.Rose, lieber Herr, Rosen!'
Ein dumme Kinierftirrmchkn törle
an sein Ohr, magere Händchm hielten
chm thausrische Btülhea hin, ein go'd.
lockige, Engellköpschea Kragte sich n
seinen abwehrenden Arm.
.Kleines dünne, Ding, kriech in die
Federn, ' ist noch zu früh sür Dich!'
sprach ärgerlich der junge iRann, dem
katzenjlmmerlich zu STtuthe war.
.aus mir die Rosen ab bat die
Kleine und küßte dem Lieutenant die her
abhängende Hand. .Die Hl'.? schlägt
ich, wenn ich kef (Alt zum Frühstück
bringe."
.Und Deine Mut!?' fragte er mit.
leidig. In seinen Taumel hinein kam
die Ahnung von ein großen, großen
Ungerechtigkeit und machte ihn nüchtern
und schreckhaft.
.Hab' nicht Vater, nicht Mutter
sagte da, Kind.
.Arme, Ding. Gieb her die Resen.
Ich nehme sie alle I Hier ist Geld. Nun
nenn' mir noch schnell Deinen Namen.'
.Rose heiß' ich, Rose Lautner.'
.Adieu Rose! meine Rose!' lachte er
übermüthig.
Er streute die frischen Blüthe, die sie
im Körbchen trug, über sie hin, warf ein
grofziZ Geldstück ihr vor die zierlichen,
nackten Füße und ging seine Wege
Fritz Deglin und da kleine, blonde
Mädchen wurden Freunde. Der junge
Offizier ttaf Rose oft auf der Straße,
ir kaufte ihr Blumen ab.
Einmal sah er, wie sie van ihrer Zieh,
mutier unbarmherzig geschlagen wurde.
Da riß er sie au den Händen der zorni
gen Frau und nahm sie mit sich in sein
Garconachnung. Den ganzen Tag
blieb sie bei ihm. Am Abend brachte
sie sein Diener in die Dachstube hinauf,
zu ehrsamen Schusterk'.euten, die sie für
in geringe Kostgeld behalten voll
ten....
.Du bist nun meine Tochter,' sagte
Fritz Deglin der kleinen Rose, als sie ihr:
am andern Morgen besuchte. .Mache
mir viel Freude. Willst Du?'
Sie nickte ernsthaft. Dann schaute sie
ihm lange in S Gesicht. Plötzlich schilt.
Celte sie heftig den Kopf, Thränen traten
in ihr dunkelblauen Augen.
,Wa hast Duz sragte er verwun
dert.
.Du bist nicht mein Vater,' sagte sie
treuherzig, .und ich mag auch nicht Deine
Tochter sein! AVer wenn ,q grog vi,
heiralhift Du michla,
.Wir wollen sehen!' kachle er amüstrt
Die Kameraden neckten Fritz viel
.WaS macht die Braut? Wie gkht'S
Deiner Rose?' hieß e im Regiment.
Doch schnell vergaß man über tcoaZ
euem seinen Pflegling. Oft vergaß er
ihn selbst. Zuweilen drückten ihn die
geringen Ausgaben für die Kleine, uns zu,
weilen balte er ein hartes Wort auf drn
Lippen, welches sie wieder zurückstoßen
sollt tn eine liedeieere JUe. )vmv.
ließen ihr Augen nicht von ihm. Eine
zitternde Angst lag auf ihrem schaee.
bleichen Gesichichen, und er bezwäng sei.
en Unmuth und lächelt ihr zu.
Rosa liebte innig, rückhaltlos, hin,
gebend. Sie war mit den Jahren ein
großes, schöne Mädchen geworben. In
ihrem Herzen wohnte noch der Friede.
Sie betet Lieutenant Fritz an, aber si
vtrlangt noch keine Gegenliebe.
Da kam die plumpe Gemeinheit und
zog dikihraufrische Blüthe, die üb Fritz
Deglin' Leben leuchtete, freoelnd in den
Gassenstaud. Man glaubte nicht an in
reine, keusche Liede zwischen einem jun.
gen, vermögenden Offizier und einer
NSHterin.
Der greise Prediger, der Rose konsir
mirt hatte und dessen Liebling sie geme.
sen war. ließ daS Mädchen zu sich holen
und sprach ernst auf sie ein:
.Selig sind, die reines Herzen sind,
denn sie werden Gott schauen!' lauteten
seine Worte. .Mein theure Mädchen,
willst Du zu Gotte Kindern gehSren, so
ntsag. Rett Dich in in stille Land,
he der LeidenschaftSflurm über Dich hin
braust. Du liebst Fritz Deglin. Wie
solltest Du e auch anfangen, ihn nicht
zu lieben? Ist r nicht Deine Leben
Glanz und Licht gewesen? Aber Du
bist eine Tochter de Volke, und er ist
in vornehmer Herr. Er kann Dein
Gatte nicht werden. Bewahr ihn vor
dr Sünde, indem Du von ihm gehst.
Und wenn Du kannst verlasse ihn
ohne Abschied. Ich weiß eine Stell für
Dich, nur vier Meilen von hier, bei einer
alten, einsamen Frau, der Wiitwe be
Rittergutsbesitzer Zohlmann. Nur noch
in schwacher Geistesfunke glimmt in der
Arme. Du wirft ihrn umnachteten
Seele Trost zusprechen. Du wirst eine
treue Pflqerin sein. Und daS Unglück.
daS Du täglich um Dich stehst, wird das
ine Weh lindern.... Gehe in Frieden,
meine Tochter.'
Si stand mit tief gesenktem Haupte
Der
Jahrgang lii.
v:r dem Greise. Ihr Antlitz war bleich
und starr, ihr: Auzer: blieben lhiäae
leer. Plötzlich Kürzte sie vor ihm aus
die ftniu, umklammerte seine weisen
Hlnd: und jammert laut htnau?.
,MuZ ich dem? Mu'; ich ?'
.Du u:ufjt, jrose! sprach er ja;l
ftrecg.
Da erhob sie fch zilterzd und bleich
ur.d ging.
Ja de: Nat machte sie sich reisefertig.
Mit ine Bündchen in der Hand stieg
sie bebt Morzer,grau:z die Tr.ppez hin
ab. Bor griy DezlinZ Thür hielt sie
an. Mit großen, schreckhaft! Augen
starrt si auf dies: Thür, hinter der thr
Glück achmete.
Die bebende Hand legte sich aus die
blanke linke. üat die Thür oerschlos,
sen? 3Uin, leise, leise öffri.te sie sich. Und
Ros trat Ober die Schwell,...
.Selig sind, die reine Herzen sind,
derin sie werden Gott schauen ' H ctis
jemand neben ihr die köstliche Worte ge.
sprechen? Mit lautem Sechze sank sie zu
Boden. Ihre Thränen sielen auf die
Schwelle, di ihr heilig war, weil sein
Fust sie betritt....
Nach langer, larirer Zeit erst erhob sie
sich von den Knieen. Sie wendete sich
rückwärtZ. Die Thür ihr die Para.
dieSpfort: klappt zu Ros stand
fiebernd., mit zuckenden Lippen. Da kam
die Morgenröthe durch i höh Fenster da
hergeMhet und kränzte ihren blonden
Scheitel mit Rosen. Im jungen Sonnen
lichte ging sie hinaus auZ dem Städtchen,
hinweg von der Liebe, um allein der
Pflicht zu leben.
Fritz Deglin hatte an die
sem Tag: in lange Unterredung mit
RoftS Seelsorger. IS aber der Abend
kam, sah er am Schreibtisch und füllte
Bogen um Bogen mit feinen, flüchtigen
Schriftlichen.
.Ich liebe Dich, Rose, kehr zmLckl'
Das war die Schrift auf diesen evgbe
schrieben Blätter.
Sie wurden nicht abgesendet. Fritz
Dkglin nahm Bernr.ft an. Er lies; die
Kefe blühen, er brach sie icht.
ffeucrl
Mitten ia der Nacht, bei rasendem
Wintklfiurm, war 3 auSzedcoch:.
.Feuer!" Wehklagend liefen die Be
wohner t:3 DorfeZ Trautmanr.Shof dem
Schlosse zu, das schon in Flammenmeer
bildet!.
Ratblo eilten die Männer hierhin
und dorthin, in verkehrte Maßregeln
sich erschöpfend, gierig, die eigene Habe
zu dergm vor d:m wüthender! iement.
Weiber und Kinder, dürstig u? beklei,
det, strebten de? blendenden Helle zu, die
weiter und weiter sich ergoß.
In dieses sinnlos Treiben hinein tönt
jetzt die Kommandoftimme eines großen,
blasiert Mannes in Uniform, der auf
fchweißbedecklem Pferd saß.
Fritz Deglin kam von dem besschbar,
te Gute, rro er in paar Tage zum Be,
such gemessn, mit Windeseile doherge,
rast. Die LZichariIscheften. die mit
ihm zugleich nach TraukmannShof aufge,
brochen waren, hatte r weit hinter sich
gelassen.
.Ist niemand gefährdet?' keuchte er
hervor, indem er vom Sattel sprang und
sein Thier einem glotzäugigm Jungen
zum Halten gab. ,E!ad die Schloßbe,
wobner geborgen.
Die UmstchcndkZ wußten es icht.
Sie hatten die alte, verrückte Frau, die
oben in dm schönen, stillen Gemächern
hauste, im Verdacht, da Feuer selbst an,
gelegt zu haben. Mochte sie doch darin
umkommen! Wenn nur der Brand auf
feinen Herd beschränkt blieb, wenn nur
der Sturm kein schwelenden Sparren
auf die Dächer ihrer ftrohbedeck! Hütten
trug! Fritz packte einen Diener am Arm,
der mit Kleidtrkram beladen, an ihm
oorbe! stürzen wollte.
,He, guter Freund, vs ist die Baro
nin, wo ist Fräulein Rose?
Wir können unser Dame nicht sia
den,' schrie der Mensch aufgeregt. .Die
Zimmer der Gnädigen sind leer, und das
Fräulein? Js. an daS Frär:Iein habiu
wir noch garnicht gedacht
.Herc Gott im Himmel!' schrie Fritz
verzweifelt auf. .Feuer!'
Die Löschmannschaften ouS der Nach
barfchaft riefe daS Wort auS rauher
Kehle. Sie fuhren soeben mit der
Spritze in den Gutshof ein, und ihrem
energischen Vorgehen gelang eS, Ordnung
in daS Menschengetümmll, daS sich rath,
loS 'zum unlösbaren Knäuel zusammen
gedrängt hatte, zu bringen.
Blutcoth strahlte der Himmel. Bald
reckten, züngelnden Schlangen gleich, rie
sengrosze glammenzetchen zum viachihim
tncl empor. Ein Brause, Prasseln,
Knattern war in der heißen Lust, als
zöge die wilde Jagd über das winterliche
Gefilde.
Schon hatte die von ttZ Sturme
Gewalt weithin geschleuderte brennen
den Sparren Gräuel, Schrecken und Ver,
wüstung in manche friedliche Behausung
getragen, welche fernab vom randplatze
lag. Schon erHoden sich lärmende Stim
me, reckten sich Arme empor und zeigten
auf die glimmenden Funken, die weithin
verstiebten....
Somltagsgast.
Beilage zum Nebraöka Ttaats-Tlnzeiger.
.WoistRofeZ'
Fritz Dezlia fragte nicht mehr. In
nasse Deckea gehüllt, stürmte er in,
Schloß hinein. Ader er kam nicht weit.
Uederall droh! Verderben. Er khr!e
um. Er starrt zu den Fenstern empor,
auZ denen schon Flammen leckte, und er
schrie Rose! Kanten in die Lütte, gellend,
aug:idkdrückt . . . .
Da: eine lichte Gestalt im Rahm:n
dkZ Giibelf.-nsierZ, winkend Arme, ein
lei,cr Laut, der Hilfe, Erbarme heischte!
.Leitern her!' bes-hl Fritz Deglia mit
weithin t?.-.ender Stimme.
.Lasse Sie fein, gnädiger Herr,'
sagie ein alter Mann neben ihm. .Dort
aikdt S keine tt mehr. vt:t Rermne
muß verbrennen. Dort kann kein Meafch
mehr hinzu.' .
.Doch,' sprach Fritz leise und hastete
vorwärts.
Einen Auzei:iIiZ standen die Leute wie
betäubt, dann kam Leben in ihre Glieder.
Leitern waren zur Stelle, a brennende
Balken lehnte maa st, vezerzle BKanaei
boten sich ms tütze dar.
Ja den Qualm, den Rauch, dieSlu'.h,
höher und h?h:r klcmm ein Rasender, ein
Verwegener. Oh. er mugte es wo?'.,
jeder Schritt halte den Tod zum Begleu
ter. Brände pcusselier!, Funken sprüh.
ten, Sparrenwerk dampfte um den Küh
neu, der aufvartö stieg.
.Rose, ich komme.' murmelt er zu
weilen.
Ein Schrei aus hundert Kehlen. Fritz
Deglin war hineingetaucht in die feurige
Lohe.
Ein hübscher, schlank Jüngling Clci
litt dem muthigen Retter nach. Er
trug nasse? Linnen.
.Da sind sie'.'
Hurrahschreier, Freudengeheul brauste
durch di Reihen der athemloS Harren
den. Fritz rfchien wieder in der Fenster
SfZnung. er hielt ine lichte Gestalt an
Nch gedrückt. Nuß: chwSrzt das Ant
litz, feagendheiß, von Fuukea überstreut
die Unisorm; sa stieg er mu)sa ad
wärtZ.
Plötzlich schwankte er mit seiner Last.
Brennendes Gesparr: stürzte über ihn
hiu. Ihm wurde eS dunkel vor den
Auge.
Sie kamen ihm zu Hilfe, ehe er be
wußtloS ia die graustge Tiefe sank, sie
rissen ih und daS MSöche abwärt, sie
erstickte die Flammen, die schon an on
den mporleckke.
.Gerettet!'
Rose jauchzte lau! auf in seliger Lust,
und sie nahm die berußte Hände dtS
Geliebte und küßt sie voller Inbrunst.
.Rose, wo bist Du? Ich sehe Dich
nicht!' stammelte der junge Offizier,
von grausamsten Schmerzen gepeinigt. . .
Er sah sie nie wieder, s:ine Rose.
Sein Augen blieben todt, nie mehr
grüßten sie der Sonne Strahl, nie mehr
den Rssenflor deS Sommers Und als
alle Schmerz? llberwunde waren, als
nach einer langen Zeit des W:hS im
prangenden Frühling Fritz Deglin, ein
Genesener, vor der jugendschönen Rose
Lautner stand, nahm sie feine rechte Hand
zwischen ihre Hände und sagte voll Freu
digkeit: .Nun können sie mich Dir nicht mehr
nehmen, nun brauchst Du mich bis ans
Ende Deiner Tage, mich, Deine Pfle
gerin, mich, Dein Augenlicht
Geliebter, weißt Du eS denn, wie glück
ltch ich bin? Ich, Deine Rose, Dein
Weib!'
.Mein gut Engel, der mich vor Ver
zweisluog bewahrt hat,' sprach er beroegt
und zog sie in feine Arme.
visRaninchsn des pere-sachaise
Eines Nachts gegen zehz Uhr vor
zwölf oder dreizehn Jahren, wenn ich mich
recht erinnere wandttten zweiWächter in
den Baumgängen de, FriedhofeS un:h:r
und machte ihre pflichtmäßige Runde.
ES war mitten im Winter, die Kälte war
prickelnd, und das höh: weiße, vom
Froste lwaS verhärtete Gras knirschte
unter ihren Füßen. Der PereLachaisc
war todtensiill. Schon lang: schändeten
die'and'treicher hier nicht mehr die Denk.
steine, schon lang würd kein Kranz von
m .r. . . n - r. r c
et viuuctn gepcoitn, routoen reine
Gilter zertrümmert und fortgeschleppt,
keine Einbrüche, kein Ueberfteigen gewagt.
Auch jener Abend war, wie die anderen
all, ohn Störung vkiflossen. Schon
schickten sich die Wächter an. nach Hause
zu gehen, als plötzlich nach der Umfas,
sungZmauer zu ei Schuß krachte, dessen
lauter Schall längs der Gräber dumpf
widerhallte. Dann wieder feierliche,
geheimnißvolle Stille ringsum.
Nur einige welke, noch lose an de
Zweigen hängende Blätter wurden durch
die Lufterschütterung heruntergeweht.
Die beiden Wächter hatten sich wieder gc
nähert und lauschten mit gespitzten Ohren,
ob nicht ein Stöhne, ein Schrei, ein
Ruf um Hülfe zu ihnen dringe. Ver,
gkbenS I Sie lenkten Ihr Schritt dabin,
woher der Knall gekommen .... keine
Spur, auch nkcht das leiseste Anzeichen.
Der eine kletterte hurtig auf die Mauer
und überschaute die Umgegend. Wi.der
oerakbenS l Wäre nicht der feine Geruch
dez PuloerS i.i ter Luft geblisbea, hätten
sie glrude mZzeri, all? sei ein Traum
geseien.
Vati diesrrn Abenteuer zu sprechen,
wag'eu sie nicht recht, allein am folgen,
den Tire waren sie fast zur nämlichem
Stunde' af ihrem Posten und wieder
hörten sie, gerade als ihr Dunst zu Ende
ging, in der gleichen Richtung xt Tag
zusor einen heftige Knall. Diesmal
war jeder Zweifel ausgeschlossen.
SxgrnstreichZ ging zur Mauer. Ihre
File war umsonst. Nur einen im feuch
lea rae rauchenden Pfropfe konnten
sie erkpähe.
Eirie in den folgenden Frühstaode an
gestellte sogsältize Untersuchung der Um
ebunz ar so gut wie fruchtlos. Den
.'e.'mulaungenwar ein weites tfeld eroff
ntt. Hatt man ti aus einen der
Wächter abgesehen? War eS irgend ein
nächtncher Ueberfall in der so menschen
leerer:, öden Umgebung deS Kirchhoj
wo Verbrechen nicht feiten sind? Man
macht: der Verwallng Anzeige. Eine
rühcize Leberwachung war die Flge
doch stieß man ia de nächsten Tagen auf
nichts Verdächtiges. Nunmehr ließ die
zenau: Hut nach. Die Wächter selbst
dachten nicht mehr daran, al sie eines
AbsadS eS war das dritte Mal
innerhalb einer Sekunde zwei Schüsse hin
ter eisander, piff ! paff! vernahmen. Zwar
kamen si wieder wie früher zu spät an,
allein sie konnten doch deutlich aus der an
deren Seite der Mauer in Geräusch von
sich eilig entfernenden Schritten wahrneh
men. Kein Zweifel das mußte der
gehkimnißvoUe Schütze sein. Im Nu
erkletterte sie die Mauer, aber kein
Menschenantiitz war zu sehen I
In ihrem Aerger legten sie sich nun
mehr acht für Nat hinter einem Grab,
stein auf die Lauer, mit Büchsen bewasi,
net und fest entschlossen, den Attentäter
mit em:r brühwarmen Kugel zu be
grüßen.
Nicht weit von ihnen lagen drei Grad
g'wölde, deren Bau man einst begonnen,
dann aber ausgegebe hatte. Vtruppi,
a3 GraS war da emoorgeschossen, U7.d
zwischendurch bemkrkt man Löcher, die
anscheinend tief in die Erde ginge und
den LlZtorte von Matter!, die den Kirch
Hof unstchcr machten, wahrscheinlich alZ
ZüftuchtZstätte dienten. In der drtt
ten Nacht bemerkten die Wächter,
wie greyt Kugel auZ diesen Brabgewöl
bkn spraJge, sich streckten, sich wieder zu-
samll'.enzzgen, zwanzigmal binnen einer
Sekunde verschwanden und wiedererschie
nen, umhertollend, sich vereinigend, sich
trennend, dann nach zahllose Sprüngen
plötzlich in wem Buschwerk still sagen,
wo sie versanken und verschwanden.
Die Nacht war ziemlich hell, da eben der
Mond ausgezangen war, und im Uebrigen
Hütten sich die Augen der Wächter an die
BUi:ttlheit gewohnt. EmleiseSKratzen zog
ihre Aufm?, k'am'eit aus sich, unb sie hiel
ten den Athem a. Oben auf der Mauer
bewegt: sich tmaS in Mannökovf.
der sich vorbeugte und üb?r den Friedhof
lugt. Nach diot Kopfe kam der Ober
IZrper, das die Beine. Ohne sonder
liche Eilfertigkiit faßt dc Mann auf der
Mauer Posten, legte eine Flinte dicht bei
sich nieder und begann leise zu pfeifen.
Kläffend sprang ein Hund mit krausem
schsarzwktßen Haar zu ihm hinauf, aber
ein Drohwort brachte ihn zum Schwe!
gen.
Der Man zog eine Leiter herauf, die
er in den Kirchhof hinabließ. Dang
nahm er seine Fimte zur Hand und blieb
mäuschenstill. Auch der Hund rührte sich
nicht.
Einen Auzenblick waren die grauen
Kugein roohl infolge lii Geräusches un
sichtbar geworden, den bald begänne
sie, da die tUie der Nacht sie beruhigte.
ihre tollen Sprünge wieder. Der Mann
ay diesem Zeitoertreib eine kleine Weile
zu nützlich legte er an und
seuzrte Eine Rauchwolke hüll!e den
Schuyen ein Die Wächter hatten
ihr Vorsteck verlassen .... Der Hund
hmte nach mem Sprung vor: der Leiter
sich in ein Büschel Gra? gistürzt und
kletterte, mit einem Kaniricher. in der
Schnauze, wicder hinauf
Geschwind wurde die Leiter zurückge
zogen und Mann wie Hund schwanden.
Jetzt mar'S für die Wächter klipp und
klar, daß ei Jäger, nicht ein Mörder
ihr Widerpart ar.
Ein Jäger freilich, ia Ksnincher.iZ.
ger!.. Vater Vsulcrd war ein schlichter
Biedermann mit gelbem, verschrumpften,
verrunzelten Gesicht, dessen runde, feurige
Aeuglei ohne Unterlaß umherhüxftev
unb eine fieberhafte, schier unirträgli,
chen Glanz hatten.
Sein Stand?
Ein Trödler von Menilmsntani. der
für feine mühsam erworbene Svarpfen,
nige in Stück Land in der Nähe fctS
Per: Lachaise erstanden hatte.
Er hatte dort bauen lassen und setzte,
in kinderloser Ehe mit seinem Weibe
leber.d, siill sein Geschäft fort, nur auf
die Vergrößerung settieö kleinen V:ru,Z,
genS bedacht.
Dieser geldgierige Ehrenmann, der in
seinem ganzen Lebe keine Karte nge
No.
rühit, in seinem ganzen Lebe vor keinem
Schenktische gestanden, hatte von Jugeud
auf cire bei einem solchen Naturell ge
radkiu unbegreifliche Leidenschaft, di um
so heftiger war, all sie sich Jahr, und
Jahre lang durch die Phantasie genährt
hatte: er schwärmte für die Jagd. I
Seine Leidenschaft für da, edle Waid
werk war grenzenlo,. Vor der Eröfs
nuog der allgemeine Jagden konnte er
kein Auge zuthun und träumte von der
Herrlichkeit diese, Vergnügens. Ab
Handlungen über die Jagd, die ihm in
die Hände fielen, verschlang er wie im
Wieder, kurz, sein ganze! Sinne und
Trachte war auf die Jagd gerichtet.
Nur ein, b:kämpfte seine Neigung: der
Geiz. Jage hätt viel Geld gekostet
Zuvörderst die Summe für einez Aagd
antheil, dann der Zeitverlust, dann der
Erwerb eine, Jagdgewehre, Fütterung
eine, Hunde, Schlußbedarf, der Waffen
schein u. s. w. u. s. w.
Aller nun eine, schönen TageS, mit
seiner irren Idee im Kopse, den griedho
entlang lustwandelte, blieb er plötzlich
stehen. Dicker Schweiß benetzte seine
tirn. 'Sin Gedanke aber in Ge
danke, dir seine Traum verwirklichen
sollte, durchzuckte sein Hin: Der
Kirchhof, zwei Schritte von seinem Hause,
konnte da, nicht eine sir und fertige Jagd
sein? Und dabei so billig vnd be?ueml
freilich wollte er ia niit Eber. Rehe.
nicht enmal HäSletn oder Rebhühner
schießen, aber wer mochte ihn hindern, daß
er im April fünf oder sech, Paar Kanin
chen dort herum aussetzte? Sicherlich
würde er im Winter hundert und mehr
wiederfinden! Und alle gesahrlo! Hoch
ster die Wächter ....
I einer Sekunde war sein Plaa fertig.
Er wollte einen Hund Baptist , dcu
er auf der Straß aufgegabelt aufzie
hen und axporttre lehre.
Er hatte gerade in allerleztzx Zeit
unter einem Wust alten Eisen in: ver
rostete Steinschloßflinte gefunden! Sollte
daS r.ii,t am Ead genügen?. . . . Nachts
wollte er sich aus den Anstand begeben
Kki Zweifel daß di Nagethir auf dem
grikdhose Nahrung genug sind: würde.
Und überdies keine zu befürchtenden
Wilddiebe, da der Pere.Lachais geschlof
se war!
Fünf big sechs Monate später war seine
Jazd fertig. Ja den Grabgewölbe
hatte er Erdgänge gesehen. Auch zeigten
die traucher, deren Rinde benagt war,
hier und da an, daß die Thiere sich stark
vermehrt hatte. Schmunzelnd rieb sich
Loulard die Hände und macht feinen
Schießbedarf zurecht. Er hätte ohne
Rücksicht auf die Schonzeit, die Flinte
über die Schulter, auSzieben tonne, ober.
vor allem maidgerechier Nimrod, wartete
er auf die Eröffnung der Jagd! Und zwar
mit einer Ungevuid ....
DaS erste Mal schoß er zwei. Spar
sam, wie er war, schonte er sei Wilpret,
DaZ zweit Mal auch zwei. Allein der
furchtbare Knall der Schüsse aus dir alteu
Steinschloßflinle, der von der Mauer in
die schweigsame Nacht dröhnend ballte.
erschreckte ih. Vierzehn Tage laug hielt
er srq ruy:g. Bann setzte er i aemes,
ser.ea Zwischenräumen feine Heldenthaten
sort. lir chou te mehr als in Kanin
chm und nahm Reißaus. Er hatte Bap
tist abgerichtet, die Leiter hinabzusteigen
und ihm da, angeschossene Stück Wild zu
apporiire. So brauchte er sich nicht von
der Mauer zu rühren, beim geringsten
verraqtigen Gerau'ch sprungsertig und
zum Berschwmvea derett.
In der Nacht, da die Wächter ih bei
nahe erwischt hätten, ward er so einge,
schüchtert, daß r feine Flinte schleunigst
r-i x. e . . ei ... . r.
in tin vsqauicn ncr mnn, um ne ta ver
äußer. Aber wie? Um ia bische Ge
fahr von der Jagd abstehen? Nein, und
nochmals nein! Nur zeigte er von nun an
doppelte Schlauheit. Endlich fürchtete
er keine Gefahr mehr, blieb alle Nächte
t.i "'r: jt m-i.-- c. r . , .
eti grugiiajeni melier oraugen, matyl
alle ihm gestellten Fallen zu Schanden
und beoölkeite de Kirchhof wieder,
wenn er gewahrte, daß die Wächter die
Erdgänge geleert hatten.
Das dauerte neu der zehn Jahre
von 1371 bis 1880 denn eä ist eine
wahre Geschichte, kein Märchen, beileile
nicht. Während dieser 10 Jahr wurde
der Trödler zwei Mal verhastet, kam
zwei Mal vor daS Zuchixolizeigericht und
erlitt harte Strafen. Er war zu krank.
um zu genese. Lagen die Strafen
Geldoune oder Haft hinter ihm. so
nahm er seine Büchse von der Wand und
kehrte zur Mauer zurück, Baptist immer
hinterdrein Man zerstört die Erd.
gänge, verstopft die Löcher und macht
auf die Nager gründlich: Jagd. Alle
vergebens. L?er Bieverman blieb un
chütterlich. Und dann, vermehre fick
sich die Kaninchen nicht wie Ungeziefer?
Tödtei das Letzte, ihr werdet doch nickt
hindern, daß andere entstehen.
Ader die Todtengräber nähme inen
bis dahin krach liegenden Platz in An.
griff, die Spaten dmchmühlten tiefer und
liefer den Boden und die Gräber näher,
ten sich allmählich der Umfassungsmauer.
Voilei war' mit dem hohen Grase, vor
bei mit de Sträuchern. Die letzten!
angeschossenen Kaninchen machten einen j
kläglichen Eindruck. Endlich kam Bou
lard eine gatnen Mznat lar j, etschaa
er alle Mächte sich aus de .istaud bge
be, mit leere Händen nach Hau.
Kein Ka-r'rchcn rehr auf dem ganze,
Kirchhof.
Tiefe Iraurizke.t kam über Ih.
Sprach man in seiner Gegenwart 98 der
Jagd, lächelt er bitter und antwortef
nicht. Er verkaufte seine Flinte, ohn
sich jedoch vou seinem treue Baptist,
dem alte Gefährte seiner nächtliche,
Streifzüge, treae zu könne. Vier
oder fünf Monate später starb er, ohn
sich mit seinem Schicksal versöhnt zu
habe.
I der Näh: sein er Erdglnze hat er be
graben sei walle, und dort ruht er, ta
mitten seiner Gruienagd, auf jene
Kirchhof. de?en Fe'.erschlas feine Fli.
teuschüsie so viele Mal entweiht habe.
kki -$9xt$lit jar 0ül.
Der ,No. Wr.' ging au Frankreich
(Haute Loire) von einem Herrn, der sich
.Eomte de Elerito de Samt Germain'
nennt und heiraihea will, ein höchst eigen,
artiger Vorschlag zu. Der Herr erklärt
in seinem Schreibe erstens, daß er für
di russischen Dame schwärmt, obwohl
er sie nie gesehen hat, und zweiten, daß
er di .Now. Wr.' sehr hoch stellt, ob.
wohl er sie wahrscheinlich nie gesehen hat.
Ferner giebt er einige Auskunft über
fein Person. Er ist 27 Jahr alt und
gehört von väterlicher und mütterlicher
Seite dem altfranzöstsche Adel a, er
besitzt auch ti gewisses Vermögen, mit
dem er aber nicht auskommt. So ist er
den auf de genial freche Gedanke
gekommen, eine Millionen Lotterie zu
veranstalten, i elcher er der Haupt
treffer wäre, d. h. r will sich ia Rußland
verlcssen lasse-, und zwar unter den hei,
rathSlufligen junge Darren. Er fordert
nun die Schristleitung der.Now. Wr.'
auf, an der Verwirklichung seine Pla
ne mitzuhelfen. E sollen ine Million
Lotterieloose zurrt Preise van 4 Franc
da Stück versandt und ur.ttr de rufst
schen Damen verbreitet werde. Di
jknige, welch daZ glücklich Los trifft,
wird die Gemahlin des Grafen; r ver
pflichtet sich eidlich und contractlich, die
betreffende glückliche Dame zu ehelichen.
Die eingegangene vier Millionen Franc
sollen nu in folgender Weise vertheilt
werden: ein Million nimmt sich der
junge Graf selbst, in andere giebt er
seiner junge Frau all Aussteuer, die
dritte bekommt di ,Now. Wr.' für di:
Mühewaltung und Anordnung der Lot
terie und die vierte spendet der Graf
großmüthig zu wohlthätige Zwecken.
Der Graf verlangt also für feinen Titel,
seine Jugend und sein Schönheit (nach
der beigelegte Photographie soll er ein
schöner Mann sein) blos eine Million
und opfert für diese Preis fein Fri
heit. Di: .Rom. Wr.'. welch dn
Brief de, Grafen auSzugimeife wieder
giebt, bemerkt zum Schlüsse: .Wir ver
zichten auf die Million und gebe dem
Grase kostenlos folgenden Rath: it
rathen ihm, feinen Vorschlag a fämmt
liche Irrenhäuser der ganzen Welt zu
richten und sich unter de Bewohnerinn
dieser Häuser verloosen zu lassen. Eine
Million Billcte wird er wohl kaum ab
setzen, aber auf 1000 Stück kann r ch
nen, und unter diese 1000 Geistekkrcm
ken wird sich sicher ine finde, die de
Grafen würdig märe'. . . .
?er überraschte ßheman.
DaS Stubenmädchen der veuvermähl
ten Gattin eine, Berliner Bankiers hatt
beobachtet, daß sich regelmäßig jede
Nachmittag, wenn ihr Herr nicht zu
Haufe war, in häßlicher, ziemlich ge
wöhnlich aussehender Mann einstellt, der
eine Stunde lang mit ihrer Herrin im
Zimmer blieb. Verdacht schöpfend,
lauschte si einmal am Schlüsselloch und
war nicht wenig überrascht, eine Stimme
sagen zu hören: .Gieb mir einKüßchen!'
woraus in andere Stimme scherzend die
Antwort gab: ,O, Du Do Juan! Du
Taugenichts !'
Al, der fremde Mann das nächst Mal
wieder vorsprach, beeilt sich das Mäd
chen, e dem Gatten der Dame zu hinter
bringe. Ein heftige Scene war die
Folge davon; sie dauerte aber nicht lange
an, denn die Anwesenheit fand in be
fridignd Erklärung. E war nämlich
ein. . . . Vogelzüchter, der von der jungen
Frau bestellt worden war, ihrem Papagei
einige liebenswürdige Sätzchen zu lehre.
womit si ihren Gatte am Geburtstag
überraschen wollt.
ß, welch Lust, Soldat z sei!
Englische Blätter theilen folgend ver
lockmde Annonce eines .Werber,' mit!
V. R. Sergent Pomfrett, RekrutirungS
fergeant, Barking, 100 Rekruten gesucht.
Lfliiale und treue Burschen, um ia Ihrer
Majestät Regimentern den guten alte
.Flat JronS' (ii ) und den .Pompa
dour' (56 ) zu dienen! Die Vterund
vierziger stehen jetzt in Ferme, Irland,
wo sie glücklich sind wie Lords, mit F.
chen, Boolsahren, Kricket, schieße.
Spaziergängen über'S Land und jeder
Art Sport. Die 56, flehen jetzt in Z,
dien, dem Soldatenparadies, wo Tommy
Atkin seinen eigenen Diener und Mr.
ÄlkinS ihren eigenen HauShälter be
kommt. Zwei Stunden Ererrieren am
rühen Morgen und der Rest de Ta
ge gehört Euch, und daS an einem Platz,
wo Vergnügungen aller Art zu haben
sind. Jetzt ist di Zeit, einzutreten,
wenn Ihr gute Offiziere, gute Essen,
gute Trinken, gut Kleider, gute Woh
nutig, gut Bezahlung, gute Gesellschaft
und Sport im Ueberflß haben könnt!
Wo bleiben dagegen, meinen die.Münch.
Ti. N.' unser .Ferienkolonien"?
Lnfint terrib!.
.Wo bleib, denn nur die Tante?'
.Sie macht sich gerade uo wider
stkhlichl'