Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 13, 1895, Image 11

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    Lmi
irt aelcbrtcr rerbrsier.
Im Jahr 1649 zählte ücfion ungefähr
135,000 Einwchr. und genoß schon
tcuitil eint geoisien Ruse! aus 3ninD
ttt Intelligent, fttr. Ciasohn und
der lffenschislüchka Anstalten, die I
besaß. In Cambridge, wer Lorstadt
von Boston, befindet ftch die erste vnd
vornehmst Hochschu'k Nordamerika'!,
die Harvard.UniseriZt. (jinuln Ge
tZullchkkltea dies, Institute!, l . 8.
dalienige der mediinischea Fakultät, in
welchem sich die Laioratorien und die
HSrslle für die medizinische!, und die
chemischen Studien befinden, und da un!
in den folgenden Zeilen noch mehr ieschZs,
ttzea wird, befindet sich in Boston selbst.
End Nozember ISO verbreitete sich
plötzlich in der ganzen Stadt da! Gerücht,
daß ein bekannter Arzt verschwunden sei
und in Verbrechen an ihm verübt worden
sein müsse.
Doktor Parkinan war einer der ülte
fien Bürger von Loston, ein allgemein
beliebter Arzt, der eine außerordentlich
große Prari besessen und sich durch diese
ein Vermögen erworben hatte, (ji besaß
Iahlreiche Häuser in Boston und Cam
rtdge, die er selbst verwaltete. Die
Harvard'UnioerstlSt, besonder! die medi
zische Fakultät, deren GedSude in Boston
stand, hatte Parkman viel zu verdanken.
Als dieses Gebaut) eingerichtet urde,
hatte er eine bedeutend Summe zur
Anschaffung von wissenschaftlichen Ge
räthschasten uud zum Suidau der Hör,
söl gegeben. In der NZHe diese Ge.
bludeS war er auch, wie da Gerücht
behauptete, am 23. November Nachmit
um halb zrveiUhr zulebt gesehen worden.
AIS Parkman an jenen Abend nicht
nach Hause kam, wurden seine Angehört
gen zmaa unruhig, indeß glaubten sie
immer noch er habe in einem seiner Lau
er drüben in Boston übernachtet, Kenner
elbft wohnte mit seiner Familie in Cam
ridge. AIS er aber auch am nächsten
Tage nicht wiederkehrte, wendet man sich
an di Polizei. Oeffentliche AnschlZge
verkündeten sein Verschwinden und die
Umstände, die man darüber erfahren hatte ;
fünszigtausend gedruckte Zettel dieser Art
, wurden in allen Häusern der Stadt und
der Umgegend vertheilt, die ganze iboli,
etmannschaft wurde aufgeboten, der
CbarleSstuß. an dem Boston liegt, abge
fischt, auch im Hafen wurden mit dem
Schleppnetz Untersuchungen angestellt
Alle ohne da geringst Ergebniß.
An den Chef der Polizei kamen aller.
ding in den nächsten Tagen drei Briefe,
von dknen zwei mit verstellter Hand
schrift geschrieben waren und mittheilten,
daß Parkman ermordet sei. Ein drit
ter Brief schien von einem gebildeten
Mann herzurühren und enthielt Vor
schlüge, wie man besser nach Parkman
und seinen Mördern forschen solle; iuSbe,
sonder würd avgerathen, die Böden und
Keller in den HZusern Parkman'S sorg
fällig zu untersuchen. ES meldeten sich
endlich Zeugen, von denen ein großer
Theil überemfltmmend auag?e, arr
man zum letzten Male in Begleitung
eine Herren in der Nahe des meblzint
schen Instituts am 23. November Nach
mittaas mischen ein und halb zwei Uhr
gesehen zu haben. ES gab aber auch ein
Anzahl von Zeugen, welche Purkmcv
mit aller Bestimmtheit auq aa mm,
ben Nachmitage um zwei, drei, vier und
noch um fünf Uhr auf der Straße erblickt
haben wollten.
Der Herr, welcher mit Parkman zu
sammen um halb zwei Uhr beobachtet
worden war, meldete sich sofort; e war
der Professor Webster, ein der ersten
Zierden der amerikanischen Wissen
schaft, Professor der Chemie an der
Haroard'Untverfltüt, welcher tm meot
zwischen Institut zu Boston fein Labora
torium hatte, währender selbst mitsein
Famili in der Vorstadt Cambridge
wohnte. Webster erfreute sich tutet guten
Rufe, war ein allgemein geachteter Mann
und alter Bekannter Parkman S.
In dem Stadttheile, in welchem des
medizinische Institut lag. .wurden Ober,
all Haussuchungen vorgenommen, nnd
auch da medizinische Institut wurde in
Gegenwart aller Lehrer und sämmtlicher
männlichen Verwandten deS ermordeten
Parkman scharf durchsucht, aber man
überzeugte sich, daß unter den Leichen die
auf den Sezirtischen lagen und au denen
die jungen Mediziner ihre anomt,qen
Studien machten, sich dte,entge Pari,
man'S nicht befand. Man durch,
musterte die Laboratorien, HSrsSle, Keller
und Böden, fand oder mrgenos viukipu
ren oder irgendwelche verdSchtigenZeichen.
. Di Aufregung in Boston stieg; jetzt
setzte di Famili Parkman'S eineBeloh'
nung von tausend Dollar, und bald
darauf di Stadtgemeind in Beloh
nung von dreitausend Dollar? auf die
Auffindung einer Spur de Ermordeten
au. Alle schien vergeblich.
Sieben Tage waren seit dem Ver
schwinden Parkman'S verstrichen, und der
MSrder denn das eS sich um ein Ver
brechen handelte, war zweifellos sing
gewiß schon an zu hoffen, unentdeckt zu
bleiben. Und doch hatte eS da Schicksal
gewollt, daß die Schlinge sich schon über
den Thäter, auf den vorläufig nicht eine
Spur von Verdacht siel zusammenzog.
Der Hausmeister des medizinischen
Institut, Namen Littlesteld, hat!
unmittelbar nach dem Verschwinden Park
man' eine schweren Verdacht gesaßt,
und zwar gegen seinen Vorgesetzten, den
Professor John Webster.
LUtlesield hatte als Hausmeister di
Reinigung der Hörsäle und Laboratorien,
die Jnflandhaltnng der GaS und Was,
ferleitunge zu besorgen, verkehrte viel
mit Webster, der sich tagelang im medizini
schen Institut aushielt, wenn r im Labo
ratorium arbeitete, und war auch Mit
wisset einer Sache geworden, die nur
wenigen Leuten in Boston bekannt war,
nämlich deS Umstände, daß Webster
dem Dek.or Parkman viel Geld schul
dia war. daß wegen diese! Gelde!
Zwifiigkeitea zwischen den Beiden herrsch-
kea, da Parkman den $io!e;or auer
ordentlich drängt.
Ferner wußte Litl'.esi.ld, daß in hekti.
ger Streit wegen dieser Schuld tm Labo
ratorium Webster'! am Tage vor dem
Mord stattgefunden, und daß Sektor
Parkman zwischen in und halb zwei
Uhr Nachmittag! am Mordtage einen
Besuch bei Webjter tm Laboratorium
gemacht hatte. Von diesem Ageublicke
an war. wie durch Zeugenaussagen fest
stand, Parkman nicht wieder lebend ge
sehen morden.
Mit Mißtrauen beobachtet Lütlee
Webster uud ntdeckt bet diesem aller,
ding! ein auffällige! Benehmen. Trotz
dem die Vorlesungen der Ferien wegen ge
chlosten waren, arbeitete Pro eNor Web
fter ununterbrochen in seinem Laborato
rium, insbesondere heizte r die Verbren,
vungZöfen in gsnz erstaunlicher Weise,
verbrauch! sehr viel Wasser und arbeitt!
St!S bei verschlossenen Thüren. Ja, al
Littlesteld die Steinigung deS Laborato
rium vornehmen wollte, fand er d!:seS
verschlossen, und Webster erklärte ihm
am nächsten Tage, er habe au! Irrthum
die Schlüssel eingesteckt. Trotzdem ließ
er Littlesteld nur auf ganz kurze Zeit tn
da! Laboratorium hinein und gab die
Schussel nicht heran!.
Außerdem fiel dem schlauen und scharf
sinnigen HauZmetfter da! scheu, Beneh
meo Webster'! auf. Er beschloß endlich,
eine Mauer zu durchbrechen, welche sich
im Keller befand und in Gewölbe ab
schloß, zu welchem eS vom Laboratorium
Webster S aus einen Einsteigeschacht gab
In diesem Gewölbe lagen Bleiröhren der
Wasserleitung, eiserne Röhren der GaS
leitung und nur durch ein enge Loch vom
Laboratorium her konnt man hineintue
chen oder ein Licht hinablassen, um zu
sehen, ob Alle in Ordnung sei. Dik Thür
aber, di vom Laboratorium au! zu dem
Btsicht'gungllcche führt war verschlos,
sen. Webster behauptete, er habe den
Schlüssel verloren, Littlesteld aber war
überzeugt, dort irgend ein Geheimniß
finden zu müssen.
Zwei Tage und eine Nacht, oftmals
gestört durch die Anwesenheit Webster'.
der von diesen heimlichen Arbeiten nicht
hcren durfte, arbeitete der HauS
meister Littlesteld aa der Durchbrechung
der Mauer de! Keller. AIS er auf die
fem Wege in das Gewölbe gelangt war,
fand er dort zu seinem Entsetzen Ober,
schenke! und Schienbeine eine Menschen,
blutige Pantoffeln, blutige Taschentücher
mit dem Zeichen de Professor Webster
und in Säge die ebenfall au dem
Laboratorium Webster' stammte. Die
Leichentheile und blutbefleckten Gegen
stände konnten nur vom Laboratorium her
in da Gewölbe htnetngeworsen sein.
Littlesteld benachrichtigte eine Anzahl
anderer Professoren, diese holten die
Polizei und man erbrach daZLaboratorlum
und hielt eine genau Durchsuchung des
selben ab. In einer Theekiste fand man
einen menschlichen Rumpf ohne Arme und
ohne Kops, verborgen unter Mineralien,
neben diesem Rumpfe ein blutige Messer,
da sich stet im Besitz Webster befunden
hatte. E war kein Zweifel mehr: Webster
halte Dr. Parkman tn seinem Labora
torium ermordet, ihn bann in Stücke zer
theilt, in den Probiröfen de Laborato,
rium die Arme, den Kopf und die Ein,
geweide verbrannt und wollte wahrschein
lich mit der Verbrennung von Leichen,
theilen fortfahren, bis der ganze Körper
des Todten vollständig zerstört wäre.
Daß die Knochen, die man in den
Oefen deS Laboratorium halb verbrannt
vorfand, von Doctor Parkman s Scha
del stammten, wurde dadurch nachgewie
sen, daß man ein falsches Gebiß, eben,
falls halb zerstört, vorfand. Der Zahn,
orzt Parkman'S konnte bezeugen, daß er
diese eigenartige Gebiß nur einmal, und
zwar für Doctor Parkman angefertigt
habe.
Am Abend hielt vor der Villa de!
Professor! Webster in Cambridge ein
Wagen, dem ein Polizist entstieg, wel
cher Webster aufforderte, doch noch ein
mal nach dem medizinischen Institut zu
kommen, da die Polizei dort abermals
eine genaue Haussuchung vornehmen
olle. Webster war sofort zum Mitfah
ren bereit, der Wagen bracht ihn aber
nicht nach dem medizinischen Institut,
sondern nach dem Gefängnisse, wo man
ihn für verhaftet erklärte. Er brach zu,
sammen und wurde von solchen Nerven,
ansällen befallen, daß msn für fein Leben
fürchtete.
Di Stadt Boston gedeih in die fürch.
terlichste Auflegung. Einer der ersten
Lehrer der Universität, eine Leucht der
Wissenschaft, ein hochgeachteter Staats
bürger und Familienvater war wegen
eine grauenhaften WorbeZ verhaftet
morden.
Jetzt allerdings kam eS heraus, daß
Webster in vollständig zerrütteten Geld,
Verhältnissen lebte. Man entdeckte, daß
er Parkmaa groß Summen schuldig
war nd diesem seine gesammte HauZein
richtung und seine kostbare Mineralien,
sammlung verpfändet hatte ; daß er aber
unehrlich genug gewesen war, die Möbel
zum zweiten Male einem anderen GlZu
biger zu verpfänden und außerdem die
Mineraliensammlung hinter dem Rücken,
Parkman'S an einen Bekannten desselben
zu verkaufen. Diese Handlungsweise
hatte Parkman zu dem Entschlüsse ge
bracht, rücksichtslos gegen Webster vorzu
gehen. Das Motiv, das Letzteren zu
dem Morde getrieben, war also klar.
Man kann e sich wohl vorstellen,
welche Aufregung di GertchtSverhand,
lung verursachte, die am IS. März 1850
begann. Webster hatte nach dem ersten
moralischen und physischen Zusammen,
bruch seine Fassung bald wieder gewon
nen und versucht, den Verdacht deS
Morde! an Parkman auf Littlksield zu
schieben; er benahm sich äußerlich ruhig.
und betrat di Anklagebank, wie e!
schien, sehr zuveruchllich. Der Gericht!
of beiia au! dem muplniter uns
au drei Nebenrichtera. Der Erste srazte
hn, ob er fchuliig fei und Webster be
Heuer! seine Unschuld. E folg!
araus die AuSlssung der Gtschwoieuen.
Nach amerikanischem Gebrauche er
lrten einka van innen, nickt all Ge
kl
Ickiworene iuukiioniren in können, da sie
kick, über die Sacke bereit ein Urtheil
gebildet hätten, Ander, sie könnten an
er iyuvb v!chl lyelineymen, ra vei
eni Falle vielleicht die TodeSilrafe au!
gekrochen werden müsse, und fie Gegner
der Todelftraf seien. E! dauerte einige
Tage. b! ndllch di dreuehn Geschrro
renea zusammengebracht waren, und nun
egana ver Prozeg, weiter cu zum
. April dauerte.
An diesem Tage fand di Schlukrer
Handlung statt. Nachdem der Staat!
anmalt, die beiden Vertheidiger Web
fter', somit dieser selbst gesprochen, sich
kür vicktschuldia erklärt und betbeuert
hatte, er sei da Opfer einer Verkettung
von onoeroare Sutanen geworden.
zogen sich gegen neun Uhr Abend! die
Geschworenen urück. Schon um bald
ls Uhr NachtS war di Einigung erzielt.
xurz vor ls ugr wurre rer Ängstigt
Webster wieder tn den Saal gebracht;
bald darauf betraten diesen die Richter
und nach diesen di Geschworenen. So
vaiv ver VklichlSyos fich ntevergesetzl
hatte, stand der Protokollsührer aus,
wendete sich an den Angeklagten und
sagte:
John Webster, sieben Sie aus und
halten Sie Ihre recht Hand in die
Höhe. .Herr Obmann wendete sich
der Protokollführer zu der Geschworenen
dank, sehen St aus den Angeklagten;
Angeklagter, sehen Sie auf den Obmann.
Nun erklären Sie, Herr Obmann, im
Namen der Geschworenen, dem Angeklag
ten uge n uze gegenllver, wie lautet
der Wahrsoruch der Geschworenen?
Schuldig oder nichtschuldig?
.Schuldigst antwortete der Obmann.
Vernichtet brach Webster zusammen.
Die Sitzung wurde aufgehoben, und am
nächsten Morgen von dem ersten Richter
dem Schuldiggesprochenen daS Urtheil
verkündet.
Mit tiefbewegten Worten erinnerte
ter Richter daran, daß Webster ein hoch,
gebildeter Mensch, eine Leuchte der Wis
senschaft, ein Freund sogar deS Richter
selbst gewesen sei; und doch müsse der
öffentlichen Gerechtigkeit Genüge gesche
den, müsse derselbe nach den Gesetzen be
straft werden. Er endete seine Rede mit
den Worten:
.Und nun, da nicht weiter übrig
bleibt, als die ernste Pflicht, da Urtheil
zu sprechen, welche da Gesetz dem Ver,
brechen de Mordes bestimmt, dessen Sie
überführt sind, so lautet diese Urtheil:
daß Sie, Jchn Webster, von hinneu ge.
nommen und tn enger Haft gehalten
werden sollen in dem Gefängnisse dieser
Grasschaft und von dort genommen zu
einer Zeit, welche die Ereculivdehörde
dieses Freistaates durch ihren Erlaß be
stimmen wird, zum Ort der Hinrichtung,
und dort gehangen werden am Halse, bis
Sie todt sind.
Erst fünf Mona! später erfolgte die
Hinrichtung Webster's. Dieser hatte in
GestSndniß abgelegt und zugegeben,
Parkman ermordet zu haben, weil er dem
Drängen des Gläubiger nicht mehr
ausweichen konnte. Auch die Briefe an
di Behörde hatte Webster nach dem
Morde geschrieben, um die Nachforschun
gen auf eine falsche Spur zu lenken.
Dagegen beflritt er auf da Lebhafteste,
mit Ueberlegung gehandelt zu haben; er
wollte den Mord im Zorne verübt haben
und nur de Todtschlag schuldig sein,
wegen dessen auf Todesstrafe gegen Ihn
nicht hatt erkannt werden können. Per
geblich bemühte sich Webster indeß, eine
Wiederaufnahme deS Verfahrens zu ver
anlassen. Am 29. August 1850 wurde John
Webster gehängt, und am selben Tage
die Leiche den Angehörigen zur Beisetzung
m rvoegraomg der gamilte auSge
händigt.
Dieser Fall, welcher ,u den seltenen In
den Jahrbüchern der Kriminalgeschichte
gkhvrl, zeigt mtt erschreckender Deutlich,
keit, wie schnell au einem ehrenwerthen.
unbescholtenkv, hochgebildtten Manne
durch die That einer schwachen Stunde
ein zvcorver werben kann, und eine wie
dünne Wand oft den unbescholtenen
Mann von dem Verbrecher scheidet.
Aus dkA aoagasstschen ?lrwald.
Herr Eugen Wolf, ein Corresponbent
des .Berliner Taebl., der sich zuerst
durch Veröffentlichung von Berichten über
Deutsch,Ost'Äfri?a einen Namen machte,
welche die Stellung de Gouverneur
von Soden schwer erschütterte, hat seit,
dem Madagaskar bereist und umfang
reiche Schilderur.aen verön'entli.St. Cflmr
der neuesten derselben entnehmen wir
einen Bericht über einen Marsch durch
den Urwald, der bekanntlich den ganzen
Höhenzug von Madagaskar umschließt,
auf nie zuvor betretenem Pfade.
Er schreibt: Am fünfunbdreißigsten
Reisetage den Jfaha . Mantenaberg tu
3200 Höhe überquerend, fliegen wir in
den tiefdunkleg Urwald binab. 3Vrfi.
stieg war höchst beschwerlich, da der Bo
oen seuiyr uno iqiUpsrtg, Auf. und Ab
stieg sehr fteil waren, so daß die Leute,
trotzdem sie ihre Lan,en al SrnflM,
gebrauchten, fortwährend ausrutschten
uov ran oen anen niederfielen. Ich
mußte meiner Karaoane voranmarschiren,
denn e gab Arbeit kür SZ 9frf
Ich hatte eine gegliederte Bandsäge mit.
genommen, deren doppelte Reihe zwei
Centimeter langer, abwechselnd vor, und
rückmärt stehender Zähne dem Rachen
eine großen Haifische glich. Nachdem
ich denjenigen Weg, der am wenigsten
rveir ersoroerre, mit dem Jagdmesser
und dem WißmannBeil anmarkirt hatte,
muß'en zwei Tröge? mit der Art und
zei Mann mit der Bandsäge arbeiten,
währtnd zwei eitere di überhängenden
Liaven mit dem Faschinenme'ler durch
hauen oder Dornen aus dem Wege räu
men mußten. Unter solchen UmilZnden
bewegte sich die Karawane nur langsam
vorwärts. Die großen Gumm, bäume
und andere Waldnesen schonend, mßte
ich häunzer den Weg um ein ndurch
dringliche! Gestrüpp herumlegen, wäh
rend di Lianen leicht turchzuhauea
waren.
Am meiflea Arbeit verursachten die
durch Stürme oder Alter gestürzten, mit
unter einen Meter tm Durchmesser be
tragenden, langen Stämme, die, hori
zontal auf andere Bäume aufgelegt, zu
niedrig lagen, um unten durchzuknechen,
und wieder zu hoch und mit Schmarotzern
zu sehr verwachsen, um die Lasten darüber
hinweghebea zu können. Meist war um
diese gefallenen Stämme herum, wie !
ja auch ganz natürlich ist, die Vegetation
de! feuchten, warmen Urwald! am üppig
sten, und e! blieb nicht! Andere übrig,
al! die Gliederbandsäge anzusetzen und
den Riesen ganz zu Fall zu bringen.
Gewiß war die Arbeit recht beschwer
lich und zeitraubend, wenn auch viel
ermüdender für mich, als für meine
Leute. Denn es aalt für mich, wegen
der Ungeschicklichkeit der Leute, die am
liebsten umgekehrt wären, die Säge meist
selbst zu führen, aber e machte mir den
noch Vergnügen, schon wegen der gesun
den Gymnastik, die mir für einige Tage
blühte, besonder aber, weil ich auf
Schritt und Tritt neue Pflanzen und
Bäume, wie ich fie noch nie gesehen,
kennen lernte. Di deutschen Namen
dieser verschiedenen Hölzer, abgesehen
von den NadelySIzirn, dem Polijander,
dem Ebenholz, dem Nothholz, den ver
schiedenen Farben und Palmenarten,
kenn ich nicht, di malegasflschen Namen
dem Leser anzuführen, hätte keinen Zweck.
Ich beschränke mich darauf, anzuführen,
daß ich so viele verschiedene Holzarten ge,
sehen, daS heißt deren Stämme durch
schnitten habe, daß man tn der Farben
Skala vom zartesten Weiß in' Gelb
liche, Gelbe, CitrowOrangensarbige,
Rosaroth, Rothe, Braune, Ttesdunkle
und Schwarze übergeben kann, ohne daß
ich die Farbenskala erschöpft hätte. Viele
der Hölzer waren sehr schön gefasert und
feinporig (vielleicht ist feinnarbig der
richtigere Ausdruck). Es waren Hölzer
dabei, leicht wie Schwamm, wieder an
der schwer wie Eisen, manche ließen sich
wie Baumkuchen durchschneiden, andere
blieben meinem vorzüglichen Amputa
tionS'Jnstrument gegenüber nicht unem
xstndltch. ES thut mir recht leid, daß
ich von diesen Hölzern keine Abschnitte,
die doch zum wenigsten zwei Fuß Länge
haben mußten, mitnehmen konnte, aber
ich hatte Müh und Noth, meine eigene
Baggage vetterschasfen zu lassen.
Mitunter duftete eS ganz köstlich in
den Lichtungen des Waides von wilden
Lawendelblüthen, stellenweise war der
berauschende, Kopfschmerzen verursachende
Blutyengeruch der wildwachsenden Lt,
monen, und Orangen-Bäume, deren
Frucht, selbst ganz reif, einen Geschmack
zwischen gallenbitter vnd essigsauer hat,
so intensiv, süßlich, erdrückend, daß mir
zu Muthe wurde, wie dem Heidelberger
ffuchse nach dem zehnten Schoppen.
Mittag? an wtldrauschendem GebtrgS,
dache lagernd, mußte ich meinen Leuten
längere Rastzeit IS gewöhnlich gönnen,
vermuthlich eil ich mich tm Walde meid,
lich abgeschunden hatte, während sie mir
ruhig zugeschaut und mich unter sich
jedenfalls für einen recht dummen Karl
erklärt hatten. ES galt aber auch Jagd
und Fzschinenmesser, sowie Beile abzu
chleifen und von Neuem zu schärfen.
denn der au den Bäumen und von den
durchgehauenen Lianen wie Milch herab
fließende Gummisaft, hatte nach und
nach ein dichte Gummischicht auf allen
Werkzeugen gebildet, so daß die Schneide
versagte. Außerdem waren Gesicht und
Hände der Leute, sowie meiner Wenigkeil
uoer und iiccr verharzt.
?ie ehrlich Jinderi.
Dem .Weiß. Tageblatt' zufolge.
wurde vor einigen Tagen in Dresden eine
junge Meißnertn getraut, welche die Be,
kanntschaft ihre Ehegatten dem Aussin,
den einer Geldbörse verdankt. Sie war
im Sommer mit mehreren Freundinnen
In Drekden und fand bei einem Spazier,
gange im Großen Garten eine Geldbörse
mit etwa 200 Mk. Inhalt. Die Fin
derin gab die Börse nebst ihrer Adresse
an Polizeistelle ab und erhielt schon am
nächsten Tage durch die Polizei die Mit
theilung, daß sich derVerlustträger gemel
bet habe. Dieser Mittheilung war der ge
gesetzliche Betrag de Finderlohn beige
fügt. Bald darauf erhielt da Mädchen
noch ein Dankschreiben von dem Verlust,
träger, welchem eine Granatdrosche al
Geschknk beigegeben mar. Da da?
Schreiben auch die genaue Adresse be
Absenders enthielt, so schrieb da für
feine Ehrlichkeit fo reich belohnte Mäd.
chen an den noblen Geber einige Zeilen,
tn welchem sie den Empfang de Gefchen,
ke bestätigte und ihm mittheilte, daß sie
dasselbe dankend annehme. Tiefem Briefe
folgte bald ein zweiter von dem unbekann
ten Herrn, in welchem dieser um Fort
setzung der Corresxondenz bat, da er allein
auf der Welt stehe und sehr gern mit
Jemandem in vertraulichem, wenn auch
nur schriftlichem Verkehr stehen möchte.
Sein Wunsch wurde auch erfüllt und die
Briefe gingen, da der Empfänger viel
auf Reisen war, nach allen Theilen
Deutschlands. Dieser schriftliche Ge,
dankenauktausch der beiden einander per
sönlich unbekannten Leute dauerte bis
Weihnachten. Unter dem WeihnachtS
bäume fand die erste Begegnung der bei
ben bereits .brieflich' verliebten Leute
statt, und da man jetzt erst recht gegenfei,
tige! Gefallen fand, so wurde vorder
einstweiligen Trennung Verlobung und,
wie bereit! erwähnt, vor einige Tagen
Hochzeit gefeiert. Der Gatt ist wohlha.
bend und besitzt in gutgehend! Fadri
kationSgeschäst. Die junge Frau wird
die GeldiZrse wohl al! Andenken eufbe
wahren.
Äm der ?lol7 gefalle.
Juliu! Cäsar wurde aufgeführt, in
einem unwert von Aadernach gelegenen
kleinen Orte, wie di , odl. Ztg. be
richtet, und Marku! SntoniuS befand
sich gerade obtihalb der Bühne auf einer
Treppe. .Erlaubt Ihr, barf ich her
unterfieigeu? fragte er die unten stehen.
den Römer. Diese gaben ihre Einwilli
gung. MarkuS Antoniu! aber trat un
vorsichtig auf da schwache mit Segeltuch
überzogene Gerüst, welche di Marmor
Plattform oberhalb der Treppen vorstellt,
und hinab kam die Geschichte, nebst Mar
ku Antoniu selber. Jultu feälar
aber, der schon seit mehreren Stunden
todt war und starr und kalt auf einer
Bahre am Fuße der Treppe lag, streckte
eine Arme in tödtltchem chrecke empor,
al di Plattform kracht und schlug
recht und link! au, um die ihm um di
Ohren sausenden Trümmer abzuwehren.
Marku Antoniu jedoch, kurz entschlos
sen, fuhr in feiner Rolle fort: .Sosern
Ihr Thränen habt, bereitet Euch, sie jctzo
zu vergießen." Und die Thränen no,n
reichlich, aber e waren Lachthränen.
Piplomalisch.
ZurZeit de Wiener Kongresse (1815)
fand auf dem Landfitze de Grafen L. ein
große? Fegmahl statt, an welchem auq
Fürst Tallevrand Tom nahm, eder
mann war auf die Ergebnisse des Kon
gresseS gespannt, und diese Thema btl
bete ebenfalls den Hauptftoff der Unter,
Haltung bei dem Mahle. Der Fürst
hörte lächelnd zu und schwieg. End
lich redete die Erzherzogin Marie ben
schweigenden Tischgast scherzhast mit den
Worten an: .Nun, Fürst, Sie haben aus
unserem Kongreß wchl am meisten zu
gewinnen, äußerten sich aber bis jetzt
nicht über Ihre Pläne. Sagen Sie uns
doch, elcher Art Ihre Wünsche sind.'
Während ihrer Worte hatten sich
Talleyrand'S Züge mehr und mehr be,
lebt, und al die Erzherzogin geendet
hatte, arteten Alle athemloS auf seine
Antwort Wie halb verlegen blickte der
Fürst anf die Sprecherin und sagte dann
zögernd: .Ich o ich möchte wohl
noch um ine kleine Kartoffel bitten!
Gemüthlich.
Hotelhaukknecht um fünf Uhr Mor,
gen an die Thür eine Reifenden
klopfend): .Stehen Sie auf, Ihr Zug
geht gleich ab.
Reifender: .Ach Unsinn, ich fahre ja
heut' gar nicht fort.
Der Hausknecht verschwindet, um nach
einer halben Stunde, nachdem der Ret
sende wieder eingeschlafen, nochmalz an
die Thür zu dröhnen.
Reisender: .Donnerwetter, was ist
denn schon wieder loS'
Hotelhausknecht: .Ach, ich wollte mich
nur bei Ihnen entschuldigen, daß ich Sie
vorhin in der Ruhe gestört habe; ich
meinte nicht Sie, sondern den Herrn von
nebenan 1"
Sie kennt ihren U?ertl.
Frau (zum Zimmermädchen): .Haben
Sie einen Schätzt"
Zimmermädchen: .Nur Anbeter, gnä
dize Frau, der Schatz din ich selbst!
Gutes Zeichen.
Er: .Ich sprach französisch mit ihm,
aber er ventanb rein Wort."
Sie: .DaS glaub' ich. Er ist ein
Franzose.
indlich.
HanS (der einen ganz glatzköpfigen
Radfahrer vorbeifahren ficht): .Sieh
'mal, Mama, der ist gewiß immer auf
den Kopf gefallen, wenn er hingepurzelt
tstl"
Kaltblütig.
auSkrau: .Drei Soldaten waren
gestern Abend bei Ihnen tn der Küche
da ist aber stark!
Köcbin: .Könnte icb aar nick,! sasen. ,
Im Verhältniß zu all' den Regimentern,
die hier liegen I'
verschnaxxt.
.Peter, Sie sollen ja Kohlen au dem
Keller holen! Was suchen Sie denn
noche"
.Einen Korkzieher, gr.a' Herr!
Ensant terrible.
Better (zu den jungen Damen, die bei
seiner Cousine zu Besuch kamen): .Die
Damen weiden mich wohl vermißt haben
aber ich habe ten ganzen Nachmittag
studirt.
HänSchen: .Wohl in Papa'S Büchern.
Onkel Theodor?
Vetter: .Wie kommst Du daraus.
HänSchen?
HänSchen: Nun, Papa sagte doch
neulich erst. Du kämst gar nicht mehr
auS feinen Büchern herau!'
in Renner.
A: .Sie haben ja eine ganz geschwol,
'tnt Wange!
B: Da hat mich eine Hummel ge
ftochen!
A: .Ja. ja, die Weiber!
Vcxpelsinnig.
A: .Denken Sie sich, da bat mich
gestern der Wirth zur , Sonne' inen
Esel geheißen.
V: .Ja. ich weiß, das ist ein Grobian,
der versteht einem die Wahrheit zu
sagen!
ktmas bker's ,.&".
(frim'iliami )
Sobald Kind gebor wrd.
Duhl'! Licht der Welt erblicke
Ob Bub' ob Meedche, macht nick aul, -
Dan fängt'! schon an zu kicke.
E! kickt sei DZdie, kickt sei Ma,
kickt'! BlSnket von der Kredel,
Un wenn'! der Pa erfordern kann.
Dann kickt'! auch I KindermSdel.
Di Zeit vergeht, mer merkt e! kaum,
Un glößer wein die Kinner,
Doch kick duhn fe tschost d flm.
Vor Slltm bei dem Tinncr.
Een! will kee Suhp und deß kee Miet,
Deß gibt nick! um Tomehto!.
Und dann ertönt da alt Lied:
.Schon widder mol Poteto!'
.Ich gleich kee Ohimiel. sogt der Frank-
,e! täft wt Brck! und Mtck, "
Do krteh ich xuttiniehr die Krenk,
Hör' Ich da! viele icke.
Da! Kicke hast die Mensche an
Bi! an ihr sel'ge Ende.
Zusriede i kee Frau, keen Mann,
Bald kann ich' nicht mehr fchtänd.
Im Winter ist'S die keit zu kalt,
Si kriege TschillS und Schiwwer,
Und Jeder kickt dann oft und laut:
.Wär nur der Winker twwer l'
Jetzt is e Sommer un of Korö
Die Sonn die buht eem dricke,
Di Menschheit wer reiteweh
Fängt wieder an zu kick.
So geht e fort, jahraus, jahrein.
Ich lenk, ' duht sich vererwe,
Der kickt, weil er gebore wird
Und der, eil er muß sterme.
Annonce.
Gesucht In Lebensgefährtin von Herz
und Gemüth. Das Alter: günfund,
zwanzig bis dreißig Jährt, Charakter
beschreibung der Mutler ist erwünscht,
wknn auch nicht unbedingt erforderlich!
Lin Optimist.
Kommis: .Mein Chef scheint meine
Unentbehrlichkeit im Geschäft nach und
nach einzusehen; früher hat er mir täglich
zweimal den Dienst gekündigt, jetzt thu!
er S bleS wöchentlich dreimall
Aushilfe.
(Eine Famili, di per Kutsche in ei.
nem Gasthof angekommen, begiebt sich
zum Mittagessen und beauftragt den Kut.
scher, sich sofort nach Fütterung der Pserde
zum Weiterfahren bereit zu halten.)
Kutscher (nach einiger Seit zu der Fami
lie): .So, ge'fressen haben se, jetzt könnt'
Se einsteigen!
Vcxpelsinnig.
.Das ist entsetzlich langweilig,
Jean, auf inen Zug passen zu müssen!
.Wollen sich denn di Frau Gräsin
nicht einstweilen mit mir unterhal
tn?
Abgelehntes kob.
.... .Da sagt man immer, di Grob
hett der Conducteure sei sprüchwörtlich,
und ich hab bis jetzt noch keinen höfliche
ren Beamten getroffen, als Si, Hrr
Conducteur!
.Sie dürfen mir das nicht übel veh.
men ich bin eben erst feit Kurzem im
Dienst!
Im GexZckbureau.
.Was kostet das Gepäck meiner Frau?
,s Mark 36!
.Warum fo viel? Hat man doch auch
Freigepäck! '
.Nach Franzenbad nicht, aber nach
Marienbad!'
.Frau, willst Du nicht lieber reiferr
zur Kur nach Marienbad?
Ein lieber Junge.
Mutter (zum Knaben, der heulend aus
der Schult kommt): .Aber, Paulchen,
weshalb heulst Du denn fo?
Paulchen: .Unser Lehrer, der so lang
krank war bu! hu! hu!
Mutter: .Wie! Ist er denn geflor,
ben?
Paulchev: .m Gegentheil, er IsZ wie.
der gesund geworden!
In der Bauernschenke.
.Sech! Maß hab' i. Geld hab' i koanS
jetzt haßt'S raufen, damit i wenigsten
auf an' anständige Art aufsi g'schmissen
werd'!
Unterschied.
Ede: .Weißt Du. Lude, welcher Un,
terschieb zwischen Dir und einem Ka
meel ist?
Lude: .Na, waS denn für einer?
Ede: .Das Kameel kann echt Tage
arbeiten, ohne zu trinken, und Du kannst
acht Tage trinkt, ohn zu arbeiten!
In der Lonntagsschule.
Lehrkrin: .Kannst Du mir sagen, lie.
der Mar, warum die Ofterzeit besonders
bemerkenswerth ist?
Mar: .Weil da all Hühner bunte
Eier legen.
Kindlich.
.Mama, Robchen hat gestochen.'
.Woran denn?
.An 'ner Biene.
Schnell enischloffen.
.Die Männer sind doch cnt
Jda:
setzlich langweilig! Me',n Adolph hat mir
seine Liebe gestanden, und dazu hat er
denk Dir mal! beinahe zwei Stunden
gebraucht.
Ada: .Und wi lange nahm eS Dir.
ihm daS Jawort zu geben?
Jba: .Noch nicht zwei Sekunden.