Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 02, 1895, Image 11

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    Ein Sdjnjps.
l'cn 3 1 e 1. o. C i 9 t n.
Ha iri'm ftlrm fchen Saltaornb In
Februar cd Jahre, 1Ö33 fuhr ia schnei.
Um Trabe ein Welchen aas der Straße
Don gtitncmife nach Leipzig zu. Mit oft
wiederholtem ,)5' und. HM' trieb der
V Katscher da augenscheinlich ermüdete
V -fb zur Ele an, wahrend die beiden
' Insassen de lgen eingeschlafen zu
sein schienen, denn bei jeder heftig Bf
egunz bei Wize! aas dem hzlperigen
Wege ftszen die in weite Mlalel einge
ballier, (stalten bald g'geu einander,
bald beschrieb der eine oder ander eine
kühne ch Senkung nach hinten, recht!
oder link.
.Maß eine tüchtige Sitzung im Gast,
hos zu Kennewltj gewesen sein, ' murmelt
der Kutscher, alt einer der Herren einige
unartikulirU Tön auSftieh. .der hsch
ohllöbliche Rath würde nett Gesichter
michen, wen er lein beiden würdigen
Miiglteder uid ersten Sprecher In dieler
Verlang sähe. J, j, wenn ich. der
alle Johann, reden mzll'.e. mit dem An
sehen manch hochaikgenden Herrea wäre
cl suc immer vorbei
Jetzt wurden die 8 ichler der S odt
flchtbar. Johann li.ß ial Pferd in Schritt
sollen und hielt plötzlich an.
Hierdurch erwachte einer der Herren
, Sind wir schon yx Hause. Johann?'
.Beinahe. Euer Gnaden. Herr Rath.
Herr, wir sind am P'terithoi, dasselbe
!ft aber bereit geschlossen.'
.G'vatter Brandt schrie der Rath.
Herr Weber und ftieh seinen Genossen
gar unsanft in die Seite, .wacht aus!
denkt nur, da GiaZlthor t vere t ge
schlösse -'
Dieser dehnte sich behaglich. Nun,
wa ist da weiter, sa laßt t öffnen und
' l Hr i: . o. r X i m
oeiaiju ven uvtiqen zorgrvqit
gShnte er.
,Ni und nimmer tief Weber änaß.
lich, .werd ich bei dem Pförtner passt,
ren. Denkt, daß nach der neuen 8er.
sägung deS Rath jeder Etnpasflrende
namentlich ingeschrieben werden muh
und sein Slam dem Kollegium bekannt
gemacht wird. E wär mir nicht nnge
nehm, wenn man am Rathstische erführe,
daß ich um diese Zeit noch außerhalb der
Stadt ge?n, zudem würden unsere
G:flchter den alten schlau: Psörtne
Malhia sofort verrathen, woher wir de
Wege kämen und morgen e die Spatzen
aus den Dächern pfeifen
Brand lächelt ingrimmig .Wir ver
' ' danken ja diese Einrichtung hauptsächlich
Eurem Rath, Geoatter, da Ihr meintet,
daß wir bei einer Beschwerde gegen den
Kommandanten bei de Kurfürsten Gna
den aldann Alle Schwarz aus Weiß
hätten.
.Hatt ich nicht Richt? Haben wir mit
Um vorigen Kommandanten nicht aus
bestem Fuße gestanden?' rief Weber r
regt und blick' sehnsüchtig nach dem ver,
schlössen Thor herüber, .aber der
Oberstlieutenant von Hopfgarten schädigt
unser Thorgelder. Elnnahme, indem er
nach Schluß der Sialtlhor die Bürger
und er sonst Eivliß begekirt, durch die
Bleillenbura linpalnren lafzt.
.Da weiß ich Alle." lacht Brandt,
"f'v aber h e Abend müssen wir ebenfalls
oon dieser Zerorvnung re ommanvan
ten Gebrauch machen "
..Nimmermehr!" seufzt Weber.
,,So wollt Ihr teuren Namen im
Rathe genannt Hader,, Genatttr? Bedenkt,
di Passage durch di Pleifsenburg ist so
unangenehm nicht, denn ersten fragt dort
Niemaiv, wer wir stiio, unv zürnten
erhalten wir für den adlrchen icaor
röschen auch noch einen Schnzp!"
,E ist entsetzlich, auf diese Weise der
Lilderlichkeit Vorschub zu leisten I' schalt
Weber.
.Et, ei, Geoatter. warum wollen mir
Beide gerade heute Avenv von ravertich.
kett reden? Schnell entschließt Euch, steigt
au und laßt un an der Pleissendurg
Einlöst beaebren.'
Nach kurzem Zögern folgt dr Rath
Weber feinem voraaschreitenben Freunde.
!Mn mir nur hm 1 infr nnn Bal
der nicht treffe!' stöhnte Weber, neben
Brandt durch den fußhohen ischnee wa
tnd.
.Habt kein Sorg, der Junker wird
x diese eit nicht mehr im Dmft sein.
außerdem wird er Euch schwerlich in dem
wetten wiantet erkennen.
.Wollen hoffen, den wenn der un
fleht, ist e schlimmer, al wenn der
Pförtner un erblickt hätte; von dem Jun
. - ia P.i. S!n in rmftrt!i mir
ICl HWIfc ,v.., '
warben obendrein noch den Spott unsere
, ärgsten Feinde, de Kommandanten, zu
"Y ertragen haben
.O, der Janker ist doch so ein netter,
lieben ärdiger Herr, wen wir ihn dä.
ten'
.Niemals, sage ich Euch, Gevatter;
nach dem wa heute zwischen ihm und mir
vorgefallen, würde er un rLck,ichtloS
dem Gespött preisgeben
.So, was ist denn geschehen ? Hat er
wieder um Eure einzige blonde EiSbeth
angehalten ?
.Und ich habe ihm mein HauS verbo
ten !'
.Aber wa habt Ihr gezen den Jun
ker, er ist einer der beliebtesten Offiziere in
der Stadt, ein Kavalier vom Scheitel bi
zur Sehle
:6er lachte höhnisch. ,M:int R'.
Gevatter ? Nein, niemals, ich wiederhole
e. niemals soll mein Kind einen Solda
ten heirathen, am wenigsten einen von
jenem KciegSoolk au der Pleiffenburz.
an deren Spitz der Feind de ohllöbli
chen Rathe steht, der un auf alle Arten
chikanirt und plackt, gleich all fei er in
Feindesland. Dazu habe ich auch nicht
mein Vermögen erworben, daß in fs
hergelaufener armer Teufel c erheirathen
soll, um e zu vergeuden
j Sie waren an da Thsr der Pleiffen
bürg gelangt, Brandt zog die Glocke, in
dessen Weber feine Tchlaxxhut tiefer in
die Stirne zcz.
I J,?.k7n de Thirr vernähn man
Lchrit'e,Schl2ffel klirrten nd gleich da
rauf öffaeie ftch knarrend ein kleine Ei,
laßxsorte.
.Zur Wache, den Thzrgoschen iezah
lcnf bekah'. der Schließende.
Nachdem sie denselben erlegt, xräsen
tirte ihien der Uaierossizier .der Wache
galant einen Schnax.
.Da mundet nach der kalten Fahlt!'
schmanzeli Weber, da geleerte, einfache
Kam-Nklgla! mit Link zaclickceichead.
,U,d oi!' meiate Brandt, .gar keine
so üble Einrichtung von Eurem Odrist'
lieutenant und wandte sich an den Un
terosstzier.
.Da will ich meinen!' rief eine helle
Stimme und gleichzeitig trat mit ver
kindlichem Gruße der Lieutenant von
Baldern aus die verblüfft dreinschauenden
Rathsherren zu. .Ich sehe suhr der
Junker mit leichtem Lächeln fort, .die
Sicht findet ia der Stadt immer mehr
B.ifall, amn schon die hzchmögenden
Herren d;l Raih von unserer Gast
sceaidschaft Gebrauch mähen
Wcder hätte vor Scham in die Erde
sinken mSaen. Ec. der am lautesten ia
den Ralhifttzungea gegen diese Ein
richtung de Kommandanten xroteftirt,
wurde hier bei einem Kaserneaschnap
al Nachtschwäimer von dem Manne de
troffen, den er heute Mittag auf da
Tiefste gekiänkr, dem er mit den Worten:
.Vor allen Dingen will ich mit rohen
Soldaten, die den hochlöblichen Leipziger
Rath ia feinen Einnahmen wie Feinde
schädigen, Nicht zu thun haben sein
Hau verboten hatte Beschämt ließ er
die Augen sinken, während Brandt leise
hastell.
Der Janker bemerkte wohl die Ver.
legenheit seiner unfreiwilligen, raihSherr
lichtn Gäste.
.Darf ich die hochmSgenden Herren
jetzt nach dem Burgthore geleiten? fragte
er verbindlich.
Der Schließende ging vorauf, der
Junker folgte mit den RathSherren über
den stillen Schloßhof, ver so friedlich vom
Monde beschienen wurde.
.Ein Wort, Herr Junkerl' bat Weber
leije, an die Seite desselben tretend,
.verrathet uns nicht, mir wären blamirt
vor dem ganzen Kollegium
.Ohne Sorge, Herr Rathsherr, wir
führen kein Buch mit Namen über die
Linnkisgrkndkn. Wer Kinlab btaebrt.
bkiaklk keinen Tboraroicden und erkält
einen SchnapS. den Jeder aber trinken
m-ig. teie evingung oaot oc er
füllt, im Uebrigen frägt Niemand dar
nach, wer Ihr seid, 'iudem fuhr er
IMirfart. .olaufit 5Kr. icd würde die
'(-" i r mu vj t i -r
SKkntkuer bti Vaters metner ElSbetK
aller Welt erzählen? Da kennt Ihr den
Junker rnotv von Vätern lazreqii
R,tKerr war sieben ebliebea
der Schließende und Gevatter Brandt
befanden sich bereits im Thore, Niemand
außer dem rieulenant vermochte ton z
hören.
.fitrr Janker. Ihr seid ein edler
Mnn. 51,r babk an mir aebandelt. m
ich es Euch gegenüber nicht verdient. Ich
wies uq in ver Vaisnarrigrelr meines
Heizen ab, kommt morgen, wenn Euer
iftitnll beendet, tu mir.'
Das Thor schloß ftch knarrend hinter
den der Stadt zueilenven Rathsherren.
Arnold faltete die Hände, blickie zu dem
klaren Bimmel mvor und über keine
Lippen kam in .Herr Gott, ich danke
)irr
Nachdem zwei Taze darauf durch ein
kurfürstliches Dekret daS Einlassen von
Passanten mit obligatem Schnapse aus
Vorstellung de Rathe abgeschafft wor
de war, fund Mitte März tm Hause deS
Rakhsherrn Weber die glänzende Hoch
zeit ElSbeth'S mit Arnold von Batder
statt, auch der Obitstlteulenant unv ge,
strenae Kommandant war auf derselben,
er hatte ftch mit den Rathsherren feierlich
ausgesöhnt.
Als fein Wein und L'q teure zum
Nachtisch herumgereicht wuroen, reichte
der Gastgeber mit schalkhaftem Lächeln
dem Kommandanten ein einfache
Schnapsglas. Etwa verwundert leerte
dieser S und rief:
.DaS ist ja der Kümmel, den ich den
Passanten der Pleissendurg reichen ließ!'
.Und auch daS GlaS, ich erstand e
um Andenken, denn jener Abend, al ich
e da erste Mal aus Kommando leeren
mußte, hat mich zum glücklichsten Vater
gemacht.'
Er beichtete dem Kommandanten.
Tz hat also meine Ordre doch ihr
Gute gehabt?' lachte dieser zum
Schluß, .aber e bleibt unter uaö, Herr
Rathsherr.'
Noch manche Jährchen trank dieser
auS dem einfachen Gläschen den ihm
likbqewoldenen Kasernenkummel, wie
da Destillat in der Familie genannt
wurde, und al er die Augen für immer
schloß, fand daS Gläschen all theure
Andenken seinen Play tn dem hub chen
Glaischrank der glücklichen Elfe von
Baldern.
Blücher in kondon.
5a einer kürNim veröffentliaiten Ge
krbickte de St. IameS.PalasteS. .Memo
riol ok St. .ameS Valace' loon E.
Sheppard, 2 Linde, London, Longmank),
nnvea wrr ausiuyriiqe uriyerrungen
über Blücher'S Aufenthalt in diesem eng.
lischen KSnigSschloß im Sommer deS
Jahre 1814. Der Feldmarlchall be
fand sich tm Gefolge Friedrich Wilhelm'S
III . der damals mit Kaiser Älerander I,
dem englischen Hofe einen Besuch ab
stattete.
Die Begeisterung aller Klassen der B:
völkerung London für den greisen preuhi
kckien iildkerrn kannte keine Grenren
und äußert sich auf die verschiedenste
Weise. Die Zimm?r, die er tm Tt.
JamePalaste demohite, lag? nach dem
szzenanvtkn Kücheahzf h'aau, ber Tiz
für Taz. vZA frühen Margen di zum
späten Abend von einer dichte Menge g
füllt war, die mit der größte Spannunz
den Aag:nbl,ck erwartete, da der Held
de Tage sich am Fenster zeigen würde.
Blücher zeigte sich gegen die Bewunde
rung feiner zahlreichen brirische Ler
ehrer und Verehrerinnen auch kei'eaez
unzugänglich; oft saß er läazere Zeit,
ine Pfeife rauchend, an einem Fenster
de ersten Stockwerke, um mit freund
lichem Zunicke die unaufhörlichen Hul
digungen dankend entgegenzunebmea
Wenn er aulsuhr, solqte feinem Wagen
beständig eine große Menfchenschaar mit
de lautesten Jubel, und wer bet solchen
Gelegenheiten einen Häadedruck von ihm
erhielt, galt al ein benetdenSwerlher
Sterblicher.
Am anschaulichsten schildert der Brief
ine Augenzeugen, der in dem vorlieger
den Wirk abgedruckt ist, di unbegrenzt
Bewunderung, deren Gegenstand Blücher
war, während er al Gast am englischen
Hose weilte. Da für deutsche Leser
doppelt fesselnde Schreiben lautet: ,Lon
don befindet sich in höchster Erregung
Zlvei Mill onen Leite lausen umher, al
ob sie nur noch halb bei Sinnen wären
England hat Sehnliche nie erlebt; seit
dem der Kaiser, der König, die Prinzen
und di Feldherren, welche Europa von
ihrem Bedrücker befreit hake.,, hier in
getroffen sind, scheint Großbritannien
wild geworden zu sein. Und nun, da
unser deutschen Helden auf englischem
Boden sind, ist Blücher die Seele Lon
don, der Abgott England. Glücklicher
alter Mrnnl Die Huldigungen, die man
ihm hier darbringt, scheinen ihm Ver
gnllgen zu bereiten; möge sein Silber,
haar noch lange den Lorbeerkranz tragen,
der sein ehrwürdige Haupt schmückt.
Der Ruhm seiner Thäte t Frankreich
ging ihm voran, al er persönlich in
London erschien, und jetzt hört man
nicht al: .Blücher! - Blücher I
Blücher!' durch die Straße der ge
wältigen Hauptstadt diese Reiche der
Freiheit erschallen.
Der Küchenhof de königlichen Pa
laste, wo Blücher seine Wohnung hatte,
war der Brennpunkt London, so vaß der
Eingang zu demselben fast beständig ge
sperrt war. Mit dem preußischen Ge
sandten drängte ich mich eine Tage zu
sehr früher Morgenstunde (denn die Eng
länder standen früh auf und gingen spät
zu Bett, um Blücher zu sehen) durch die
Menge. Gerade al ich an der Schild
wache vorbeiging, wendete sich eine hübsche
junge Dame aa mich mit den Worten:
,ch bitte Sie, mein lieber Herr, lassen
Sie mich mit Ihnen hineingehen, ich
muß ihn sehen Eine solche Bitte
konnte ich nicht abschlagen, und nachdem
sie an meiner Seite durch die Thür in
die Vorhalle eingetreten war. ließ ich sie
dort voller Erwartung zurück. Sie war
in der Blüihe der Jugend und ein Bild
der Unschuld. Als ich zu ihr zurück,
kehrte, fragte sie mich mit Spannung:
.Darf ich ihn sehen?" worauf ich ihr er
widerte: .Ja, mein Fräulein, und ich
zweifle nicht, baß die größte Freude auf
Seite Blücher's fein wird, wenn Sie
ihm gegenübertreten." So war e auch
tn der That. Der alter Krieger erhob
sich bei ihrem Anblick rasch von seinem
Sitz, um diesem lieblichen Mädchen die
Hand zu schütteln, und mährend er sie
mit wahrem Entzücken begrüßte, sagte er:
.Da ist die schönste Anerkennung, die
ich in England finde kann."
Ich bin sonst nicht gerade aufdringlich,
bedaur aber doch in hohem Grade, daß
ich dem sseldmarschall nicht her weine
Aufwartung macht, wkil jeder Tag, ja
jede Stunde ia Bezug auf sein Person
irgend einen interessanten umitand dar
bietet, der e wohl werth ist, berichtet zu
werden. Die Menschenliebe ist der Prüf
stein seiner Empfindungen, und die Theil
nnhme, mit der er allen kummervollen
Erzählungen zuhörte, läßt e begreiflich
erscheinen, daß man seine Gcoßmuth mit
Bittschriften aller Art destucmke.
Alle Welt glaubte einen Anspruch auf
Blücher zu haben, aber besonder das
schöne Geschlecht, und ein alter Soldat
von siebzig Jahren schien allen englischen
Damen die Köpfe verdreht zu baden. E
würd bei den Frauen der höheren Gesell
schaftsklassea eine förmliche Mode, ihm
die Hand zu schuttein und feinen Schnur
bart zu küssen. Da aber weder der Feld
marschall, noch seine Adjutanten der ng
lischkn Sprach mächtig sind, so mußte ich
wegen metner genauen Bekanntschatt mli
n:m dr Letzteren oft al Dolmetscher
dienen, wobei ich Zeuge vieler außeror.
deutlicher Vorfälle war und auch häufig
die angenehme Beobachtung machen
konnte, daß, wenn erst einmal die Herzen
englischer Frauen und Mädchen bis aus
den Grund durchbebt sind, sie sich zum
höchsten Grade menschlicher Em?findsam
keit erheben.
Die Urtheile der englischen Zeitgenos,
sen über Blücher'S gesellschaftliche Auf
treten lauten verschieden. Während Die
jenigen, welche nur oberflächlich mit ihm
in Berührung kamen, ihn mit seinen
rauhen soldatischen Manieren für einen
.ungeschliffenen Diamanten' hielten,
forachea sich Andere, die ihm näher getre,
ten waren, günstiger in dieser Hinsicht
über ihn auS. So liest man in den Er
innerungen eines der Letzteren (Lrown,
low, Erinnerungen eine SiebzigjShri
gen): .Mau glaubte ziemlich allgemein
tn England, daß der .alte Blücher wie
er genannt wurde, ein .ungeschliffener
i cU" sei, aber tn Wirkttchkett war er
da keineswegs. Wenigsten inmitten sei,
ner Freunde zeigte er sich als ein Mann
von vornehmer Bildung, mit einer mohl
thuenden Zuthat von Herzlichkeit. In
seiner Jugend muß er auch ein schöner
Mann gewesen sein; sein Hände waren
von aristokratischer Form, sein OZren
klein und sanft gebogen." !
Schönler 'Reichtyim.
Während der Anwesenheit der siez
reichen Franzosen ia Weimar wird eine
starke Koairidutioa ausgeschrieben, drren
Last Manche besonder drückend zu m.
xftnden hatten. Auch die Frau v. C ,
die vrrwittwete Gattin ine sehr er
mögenden Bankier, di sich seit mehreren
Jahren HeimalhSrecht ' ta Jlm'Ache
erworben, blieb nicht verschont. Gern
bereit, jede Opfer innerhalb gegebener
Grenze zu bringen, leg'e sie Indeß Ver.
Währung gegen eine allzuharte Belastung
ein, und diese Weigerung war e. die
einige elnfluß'ktche Gegner der ebenso
gebildeten al noch anmuthigm Frau
veranlaßten, den kurzen Aufenthalt de
Kat er Napoleon in Weimar zu U
nutzen, um den Imperator gegen Frau
. C. einzunehmen. Die Dame war
Napoleon natürlich unbekannt, und er
äußerte den Befehl bei einer Hoffeftlich.
keit, die notgedrungen von der zurückge
bliebenen Herzogin Amalia dem Bezwia
ger ihre Vater lande zu Ehre veran
staltet ward, Frau o, C. i seine Nähe
zu bringe t, um ihr gebührend .den Kopf
zu waschen', wie er sich in seiner st
wenig gemahlten Sprache ausdrückte.
Der Abend kam und die ahnungslose
Frau v. C. ward zur Vorstellung vor
Napoleon geführt. Der Kaiser richtete
da Auge mit jener Schärfe auf die sich
verneigende grau, die mehr als einen
Fürsten zum Zittern gebracht, aber Frau
v. C. verlor nicht eine Augenblick ihre
würdige Haltung.
.Min hat mir von Ihnen berichtet,
Madame nahm der neue Cäsar 'da
Wort; .Sie sind reich, sagt man nicht
ihr, sehr reich?'
Man ahnte eine Katastrophe, Todten
still herrschte im weiten Saal, jede
Auge hing an den Lippen der herauge
forderten Dame. Kein Zug hatt sich
in dm feinen Antlitz derselbe bei den
schroff hervorgestoßenen Worten de Kai.
ser verändert; e war, al ob sich ihre
Gestalt höher aufrichte, und ihr Blick
Heller strahle, al sie mit lauter, fast
freudiger Stimme erwiderte: .Ja, Sire,
ich bin sehr reich. Gott schenkte mir sech
blühende Kinder und verleiht mir die
Hoffnung, daß sie dereinst zu guten Me
schen gedeihen
Napoleon erhob sich von seinem ver
golteten Sessel, und indem er Frau v.
C. seine Hand reichte, sagte er: .Sie
sind eine brave Frau, mögen Sie sich
dieses schönsten Reichthums noch lange
erfreuen
FerSesserung des Leuchtgases.
Hellsichtig ist die Menschheit im Laufe
diese Jahrhunderts zwar noch immer
nicht geworden, wohl aber hell nichtig
Mit dem alten Leuchtgas ist sie nicht mehr
,u rieben. .Mehr Licht!' ru h'i von
allen Seiten, und da da elektrische Licht
doch immer noch recht kostspielig ist, so
versucht man' immer von neuem, vem
alten Leuchtgas nach Kräften aufzuhelfen.
Seit langer Zeit aber hilft man sich über
die geringe Leuchtkrast vesievtgen Gases,
da mun au unseren gewöhnlichen
Steinkohlen gewinnt, dadurch hinweg.
daß man diesen Kohlen in geeigneter
Menge bessere Kohlen detmengt, sog.
Caanel'kohlen, die ein wesentlich leucht,
kräftiger Ga liefern. Dann versucht
man da Ga mit Heller brennenden
Kohlenwasserstoffen dadurch zu versetzen,
das, man es durch Naphtha, Petroleum,
äiher, Benzol oder dergl. hindurchleitete
un? ei mit den Dämpfen dieser leicht
flüchtigen Kohlenftofsoerbindungenbelud;
Carburtrung des Gases hat man vas ge
nannt. Daneben kamen die Regeneratto,
brenn auf. bei denen das Ga und die
zu seiner Verbrennung erforderliche Luft
vorgewärmt werden, ugui&ltuuch ce
herrscht daS GaSglühlicht steg'e'ch das
Feld. Vor Kurzem siao als neueste
Glied in dieser Entwicklung die Hoffnun
gen hervorgetreten, die man an die leichte
Herstellung deS sehr leuchtkrSftigen Ace
talen aus dem Carbid knüpfl. Jctzt
hört man au England von Versuchen,
die einen neuen Corc irremen in' Feld
führen, da Oru Oelga . Das
gewöhnliche, au Erd, oder Mineralölen
gewonnene Fett oder OelgaS ist in
Deutschland durch seine von Pintsch ein
gesührte Verwendung zur Beleuchtung
der Eisenbahnwagen allgemein bekannt.
Die Oelgase sind wesentlich leuchtkräf.
tiger als da Stetnkohlenga. Da
Oxa, Oelga ist ein mit Sauerstoff pr.
partrteS OelgaS, durch dessen Sauerstoff
gehalt man eine weitere Steigerung der
Leuchtkraft beabsichtigt. E soll beson
der zur Aufbesserung de Steinkohlen-,
gase gut oerroendbar sein, da e sich
leicht und billig au billgem Rohmaterial
herstellen lassen soll. In letzterem Punkte
dürfte e dann wohl dem Acelvlen über
legen sein.
Der Hinvaum ans dem Salzigen See.
In der letzten Sitzung de Manöfel
der GefchichtS und AllerthumSoeretn
zu EtSlebe berichtete der Vorsitzende
Professor Dr. Größler über den am 14.
Dezember v. I. im Salzigen See gefun
denen Einbaum. Im Schlamme des
Salzigen See stieß man bet der Pump,
Kation am Flegelsberge auf den Ein
bäum, der jetzt im Besitze de Verein
ist. der ihn vom Gihetmraty Leuschner
zum Geschenk erhalten hat. Der Kahn
lag in einer Tiefe von 2 Metern; er
mar bedeckt von zähem, grauem Thon
schlämm und ist fast ganz unversehrt.
Aeußerft kunstfertig ist er auS einem
Rothbuchknstamme gearbeitet, haupifäch
lich mit Hilfe de Beiles, doch auch mit
Hilfe de Feuer. Seine Läng beträgt
6.20 Meter, feine Breite im Lichten
(dem Durchmeffer de Baume ent
sprechend) hinten 0,63 Meter, vorn 0,50
Meter; die obere Oiffnung de Kahne
ist natürlich schmäler, m Htnierldeii
ist ein Sitzplatz ausgearbeitet. Der
Hohlraun selbst ist, nicht ganz in der
Mitte, durch eine Querwand getheil:, die
nicht etwa eingesetzt, fosdira au dem
Stamme selbst stehe gelassen ist. Sie
diente all Litzbaik und verlieh zugleich
dem Gaaren größere Festigkeit gegen
Außendrock. Die Seitenwände sind oben
nur 1 4 Zentimeter stark, sie nehmen nach
unten an Stärke nur wenig zu; der Fuß
boden zeiak eine Ticke von ö 9 ?en!i
meter. Da Alter de Einbaum ist auf
mindesten 2000 Jahr zu schätzen.
Kiugegaagc-n.
Im Coupe von' München nach Irin,
brück sah ein Herr, der zum Aerger der
Mitreisenden zwanzig, in Zeitungkoaxier
gewickelte Packele mit sich führte. Durch
die heftigen Bewegungen de Zug, fielen
nach und nach sämmtliche Packele au
dem Tragnetze zerplatzend auf die Passn,
giere, und war dann stet der Betreffende
mit Hemdkrägen oder Strümpfen über
schüttet. Da, trug schließlich so zur Er.
hkiterung der Reisegesellschaft bei, daß
man sich diese kleine Malheur schon ge
fallen ließ, zumal wenn sich dann Herr
Brumschke au Dresden so hatte er ftch
vorgestellt im reinsten und höflichsten
Sächsisch .tausendmal endschuldichte'.
UeberdieS mußte Herr Brumschke. da daS
zerrissene ZeituvgSpapier zum Verpacken
unbrauchbar geworden, die verschiedenen
ToilettgegenstSnde in feinen Kleidertaschen
unterbringen.
Al aus der Zollgrenze den Reisenden
in der ReoiflonShalle da Gepäck unter,
sucht wurde, fragte der Beamte Herrn
Brumschke, der seinen großen Koffer vor
ftch hatte, ob er Zollpflichtige anzugeben
habe.
,Ne, mein Gutester, ich habe Sie
Nischt mein Koffer ist Sie nämlich ganz
leer !'
Da war dem Beamten verdächtig er
verlangte den Koffer geöffnet zu sehen.
Wahrhaftig! Der Koffer mar leer.
Ah! sehr verdächtig. .Nun, mal ha
den Sie denn da?' fragte er weiter, die
oollgeproxste Kleidertaschen Brumschke's
musternd.
.Ach, Heere Sie. da ist nicht Zoll,
vfl'chtige da, ist Sie nämlich meine
Wäsche!' Dabei zog Brumschke einen
baumwollenen grauen, mit roth gestopften
Socken au der Tasche.
.Aber, zum Teufel, weßhalb fahren
te denn mu einem leeren Koffer
.Nu eben den Koffer hab ich ganz
net in VreSdea gekauft; er wiegt gerade
15 Kilo ; weil man nun aber nur IS
Kilo Freigepäck hat, wollte ich die Ueber.
fracht nicht zahlen und habe ihn leer mit
genrmmen!'
.Dann muß der Koffer verzollt
mervenl . .Neue Leoerwaaren. TarifXVI.
15 Kilo macht 5 Gulden 60 Kreuzer 1'
Spitzname fravzäsis'chn ßruxpentöeir,.
Noch mehr al im. deutschen Heere ist
e tn der französischen Armee Sitte, ein
zelne Truppen theile mit Spitznamen zu
belegen; besonder in dem afrikanischen
HeereSIhktl blieb keine Truppe davon
verschont. Ja der ,Dep. Alg giebt
Aumerat folgende Proben um Besten:
Der Name .Schakals' für die Zuaoen
ist noch allgemein bekannt. Der Name
.Spargel' für da 13. Regiment rührt
daher, weil dessen Soldaten al sie in
Algier auSgeschafft wurden und die ersten
Aloe sahen, ausriefen: Gott, ma für
Spargel! .Keine Freunde' heißen da
es. und 63. Regiment, wett e!ne Schild
mache auf den Anruf: .Wer da!' und
die Antwort: .Freunde!' losgeschossen
und gerufen halte: .Hier giebtS'S keine
Freunde!' .ReiS.Brotfalz' heißen die
VerwaltungSossiziere, .vierrädrige Hu.
faren' die Tratnfoldaten, welche ihren
eauuyteren Namen wie .Margaret von
Burgund'. .Johanna von Necp!l',
.Lafavtte' u. f. w. beilegten (eil sie
di,f:n ähnlich sähen!), oder sie. Gerirale'
und .Minister' nannten, weil ihnen .die
Staats , Angelegenheiten aufgebürdet'
mülden.
"Wer sing Sie!"
Da Königshaus der Niederlande, be.
sonders der verstorbene Köriia selb.
hatte viele Besitzungen im Auslande,
u, a. auch einen kleinen Landbesitz in der
Gegend von Bromberg. Unter den Kos,
sSihen des Gutes war ein Einlieger
Kaczmarek. der feine Pacht so unregel,
müßig zahlte, daß der Verwalter de
Herrenbesitze sich schließlich genöthigt
sah, die ErmisficnSklage anzustrengen.
Am TerminStage. so ereSblt der bekannte
B-rliner R'chtsanwalt Fritz Friedman.
ruft der GerichiSdtener laut schallend
auf dem Korridor die Namen der Par
leien auf: .KSnia der Niederlande wider
den Einlieger Kimare? Ein altes
zerlumptes Männchen betritt das Ge
richt?z!mmer. Der Richter erhebt ftch
und kragt: .Wer siad Ste? Sind Sie
der König der Niederlande oter der Ein
lieger Kaczmarek?'
Kndank ist der Welt
Loy.
Der Blume gieb Licht,
Der Blume gieb Luft;
Sie wird e dir danken
Mit Blüthe und Duft.
Dem Stein, dem gieb Fassung,
Schliff gieb dem Stein;
Er wird e dir danken
Mit Schimmer und Schein.
Dem Menschen gieb Alle,
Dein Leben und Sein!
Der Mensch ist nie bankbar
Wie Blume und Stein!
M. Schütze.
Mißverstanden.
Arzt: .Der Puls schlägt matt. Sie
gefallen mir heute weniger, enä
dige Frau
Dame lschmoller.d): .Wie ungc
l a nt, Herr Doktor!'
Auch in iiat.
.: .Womit haft Du Olch beschäftigt,
all Du gestern Abend nach Haus kamst,
junger Egemano?'
B. (welcher in Woche vo'ber sei
erste Kind brkomm, Hai): .Ich kam,
sah und wiegte!'
Um dem ,, Samariter". I ramen.
..Herr Eraminavd, wa würde Sie
zunächst thun, wer Sie aus der Straß
einen bewußt und leblo daliegende
Mensche fänden?'
,,Jq würd ihn zunächst frage, wie I
ihm aeht!'
Anzüglich.
Junge Frau (zum HauSmädcheo);
.Helene, ich kann heute nicht aufstehen.
Ich hab wieder so entsetzliche Kopsschmer
z.'
Hausmädchen (mitleidig) : .MeinVokt,
gnädige Frau, daß Ihnen auch der
dumm Kops so oft weh thu muß!'
Gegen den Lcknuxscn.
Doctor, ich hab inen abscheulichen
Schnupfen, was soll ich dagegen r.eh
Mk?'
.Mehrere Schnupftücher."
Aus Umwegen.
A. : .Biack hat sich eine Sprechma
schine angeschafft!'
B. : .Einen Phonographen?'
.: Nein, ein Frau."
Es geht ihm gut,
A. : ,,Nui, und wie verbringt unser
alter Freund, der Colonel, den Abend
s.iie, Leben?"
B. : ,,O, gut. sehr gut. Er hat in
schön Farm, Sir, und in paar xräch
t'ge Pferde, Str. Und einen Barrel
von Whiskey, sechzehn Jahr alt. und
in Frau von demselben Alter.' Sir.
Ein Glücklicher.
Rel: .Schaug', der Gruberhie ko
jetzt heirathen. Dem harn d' Wilderer
aufgeschossen, jetzt ist er befördert
mor'al'
Seppl: .Ja, a solchet, Glück hat halt
nöt jeder
Frcch. '
Professor: .Was ist da für ein Thier,
das da in der Suxp schwimmt?'
Kellner: .Da müssen Sie al Pro
fessor der Zoologie doch besser wissen
m.e ich!
vom Regen in die Traufe.
Professor: .Sie find heut wieder in
der Kneipe gesrhm worden, Müller.
Wissen Sie nicht, daß Ihnen tn ver
boten ist?'
Gymnasiast Müller: .Gewiß, Herr
Professor. Ich wollte ja nur meinen
Regenschirm holen, den ich gestern stehen
ließ!'
Die beiden Sonn!a;5reiter.
A. : .Gestein bin ich mit einem Freunde
zum zoologischen Garten htnauSgerittenl'
B. : .Ich habe schon gehört. Ihr seid
aber beide vom Gaul gefalle, rl'
A : .Ja Ich aber erst auf dem
Rückwege!'
3"i Dollarland.
.Wie kam denn der Polizist Mulligan
zu ver silbernen Verdienftmebaille?'
.Für seinen im Dienst bewiesenen Hel
denmulh.'
.Heldenmuth?! WaS hat er denn
gethan?'
.Er ist bei drei italienischen Frucht.
Händlern vorbeigegangen, ohne sich etmaS
von ihrem Stand zu nehmen
Schwer zn machen.
Photograph (,um aufzunehmenden
Clienten): .Da, Gesicht ernst , wenn
ich bitten darf im Uebrigen
aber heiter!"
Ans dem juristischen Lramen.
Eramtvator: .Herr Kandidat Meier
nannte eben den Schwakeaipiegel. Herr
Müller, ist Ihnen ein ankere RechiSduch
gleicher Bedeutung bekannt?'
Müller: .Nein '
Examinator: .Bestnnen Sie kick nr?
eS wird Ihnen am ähnlichen Klang der
Name einfallen. Das eine hMt h,r
Schmabenspiegel und da andere '
Müller (sreubik) : , Der Eulenfpikgel. '
Unncihlg.
A,: .Ich begreife nickt, mekbnlk KI,
gar nie aul's Land eben wollenl M!
treibt eS mit Gewalt hinaus wenn
auch nur, um einmal andere Gesichter zu
sehen!'
B, : , O. dafür sorgt schon meine Frau
-die hat beinake jeden Taa , In
andere Dienstmädchen!'
IungAmerika
Mama: Schan einmal her. Kbarlie.
ma Dir Mama für ein Paar schöne
Holen kaufen will!'
Charlie: .Schön?! Ich niöit' wirk.
lich wissen, wa da schönes dran ist?
iczr m eine Pistolentasche ist drin!'
Ausrede.
Professorin: .Aber. Eduard. Du
ja eben unser Stubenmädchen geküßt!'
Professor: .Ach da muß lch mich
oerküßthabenl'
Unerwartete Wirkung.
Gast (nachdem er die äiotelreSnun
geprüft, zum Kellner): .DaS sind aber
doch erstaunlich höbe Preise! Lassen Ki.
die Rechnung nochmals durchsehen I '
xurz varam erhalt der Gast die Rech,
nung zurück mit der schriftlichen Bemer.
kung: .Alles richtig. Für Revision
derNechnung3 Mark.'