Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, April 25, 1895, Image 11

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    2! us Irrthum.
Ion S. H a i b e r g.
Eli ctirniltirit! Major in V0Z Wald
Helm saß Mit Aux Cl!e;ln Tochter 31 es
in dem behaglich eingerichtelen öchng.
mach. Leid Damen waren mit (tr.ee
Handarbeit beschäftigt. Während bei
der älteren die Nadeln ihr, rttiijtugti
mit faf) ncitt Hast turch die Sing
glitten, lieg Alice fcit Llbttt bild in den
igchocft sinken; zuweilen hob ein Seufzer
ihre Blust und ein forschender, unrufyp
Blick hastete fKimdenlana auf Um Ant
l,tz der Walter. i hüte offenbar
irgend in Anliegen, da doch in banger
4eu mal CDer ihn Lippen woll.
Nach einiger Zeit wurde ei fester, schnei
ler Tritt auf dem Flur hZrbar, der sich
nach kurzer ütit wieder entfernte. Alice
ging hinaus und kam gleich darauf mit
einem Brief, den sie dem auf dem Flur
befindlichen BrtesbehZUer entnommen
hatte, wieder liruck
5n Brief ron Gertrud. Mama!'
'it ajiaiorin nahm den Brief i (Jai
xkan,. Be.rn feiert kessilsen kläile sich
die Miene der Dame Nch-lich aus, dann
entrang ein Freude m nf ftch ixtm ffiun: e.
.Gertrud hat sich e-r.lod:,' sprach fl zu
der Tochter gesendet.
Diese s!.h frazend zu der Mutter auf.
.Mit dem Frelheirn Otto von 5t.
bald', erklärte die Majorio. .Sieh'.
Alice, da ist eine Partie, die mir will
kommen ist. Die Seebold! sind von
attemAtel, eme hochangelihene zamilitl'
Ali seufzt nur.
.Äerlrud meldet ihren Bräutigam auf
morgen an, um sich meine Einmilligung
persönlich zu holen. Nun da werden
ir in aler Ettenoch elniveLoibereitun'
gen zu treffen haben. Die Marie kann
da Nöihtae beimOeitkateZfenhZndler und
Condltor bestellen; bitte, Atice, mache
doch die nöthigen Nottzen.
.Gern. Mama, willst Du mir rnr
Dem Wünsche mittheilend
Eine kleine Weile murde berathschlagt,
dann war der Speisezettel hergestellt,
und die n?thigen inläuse konnten be
lorat werden.
.Mama', sagt Alice nach einer Weil,
.möchtest Du meinen Wünschen jetzt nicht
günstig gestimmt se,n, rur?en w,r 90s,
fen?'
.Wo denkst Du hin, Kind, letzt, da
Deine Schwester diese glänzende Partie
macht, will Du einen Mann mlt solch
absurdem Namen heirathen ! Teile doch
nur: ran Müller! wie plebejisch'! Ich
bearett Dich nicht. Alice, wie Du nur
an dieser 30t festhalten kannst? Ja
wenn Du nicht die Auswahl HZtteft ! Da
ift . 23. der Rittmeister vnn Norbftetten
oder der Assessor von Stemmen, steh
Kind, da? klingt doch anders I Und seder
von ihnen würd sich glücklich suhlen,
wenn Du ihm Deine Zusage asb:st
.Aber diese sind mit gleichzeitig
aTijrna. und iör"'! litte tchl
.Du ivcet H?mm.l! Die Jugend
bar ta täre J:eale. und die Liebe spielt
Einem ta wzbl einen fcuummi Streich
aber donn m fi oai ich die Besnuiit
siegt lassen uns alle uimütze Sentiaia'.t
tät öder Bord werfen! Vlaubst Du
ich hätte in Int'mer Jugend nicht auch
kolcke Anwandlungen gihlbl? und
trotzdem war ich vernünftig und habe
Deinen Dater geheiratet.'
.Ohne Liebe. Mama?'
,ch. dumme Zeug! Die Liede sin
bet sich in der Ehe, wenn nur Achtung
und der aule Wille vorhanden ist."
Alko. Mama. Du würdest unS Deine
Einwilligung nicht geben?" warf Ali
nos emat aaenv ym. rn r in
ut. Mama, er würde Dir gewiß ein
dankbarer Sohn sein.'
.Laß den Gedanken fuhren, Kind, ich
begreif Übrigen meine cchnitiur ntcgr,
daß sie Eur Annäherung so gedulde
bat.'
.Ernst' Familie erfreut sich de besten
Ansehen 1"
.Maa sein! Man duldet solche Leute
man amüsirt sich mit ihnen, aber man
beiratbet sie nicht!'
Damit stand die Majorin auf, wie um
der Tochter ed wettere Einreke zu neh
men. und verließ da Zimmer. .Ich
hab och einige Anordnungen zu treffen,
saate sie voü, Uifit&m.
Ein schwerer Stufn hob Alicen'!
Vruft. Wa sollte darau werden?
Gestern hatte fte einen Brief von Ernst
erhalten, welcher ihr mittheilte, daß er
ntschlosten sei, persönlich bei der Majorin
um in Glück zu werbe, ,e müsse doch
endlich dem zweifelhaften Austande ein
ffnd aemacht werden!' Nun würde er
kommen, und die Mutter würde ihn ab
weisen, dann würde Ernst sich beleidigt
zurückziehen! Ach und sie liebte ihn
doch so sehr!
Am anderen Tage entwickelte die Ma
jodn schon in aller Frühe ein fieberhafte
Thätigkeit, um zum Emxsanoe de will
kommenen Schwiegersohnes Alle auf'
Glänzendste herzurichten. Punkt zwölf
faß st denn auch in voller Toilette im
Empfangszimmer.
Alice stand am Fenster und überlegt,
eben, öS nicht besser sei, di Mutter
auf die Ankunst von Ernst vorzubereiten.
Da kam eine hohe, stattliche Gestalt über
den Kirchxlatz, den fte von ihrem Fenster
au übersehen konnt. E war Ernst,
er blickte herauf und schwenkte grüßend
feinen Hut. Dunkle Röthe im Gesicht,
wandt sich Alice in da Zimmer zurück.
Jetzt war eS zu spät. Eben überreichte
die Jungfer der Gnädigen eine Visiten
karte. Die Majorin erhob sich erfreut
von ihrem Sitz und legt die Karte, ohne
derselben eitere Beachtung zu schenken,
bei Seite.
Im gleichen Augenblick trat der Ange,
meldet über die Schwelle. Die Ma
jorin ging ihm zuvorkommend entgegen.
.Seien Sie mir willkommen, mein Herr!
i Meine Tochter hat mir Ihre Wünsche
bereits mitgetheilt.'
.Ich darf mich also der Hoffnung hin
gteen, das, cie, gnädige grau, un
Ihren mütterlichen Segen nicht rnwei
gern?,'
.Mit Freuden h.-ikze ich ( ei,
meinen verehren, lieben Sohn willkom.
men !-
.Dank, tausend Dank! grätige Frau.'
In diesem Augenblick wurde die Ma.
jorin durch die Köchin, welche noch irgend
ein wichtige Frage zu thun hatte, cg
rufen.
Der junge Mann trat aas lic zu.
.Geliebte, welch' guter Geist hat Deine
Mutter so schnell zu unseren Gunsten e
stimmt?'
.Ach, Ernst, e ist eine Verwech.
lung I' entgegnen l ce traurig, .Mama
erwartet den Verlobten meiner Schwester,
und sieht diesen in Dir.'
Der junge Mann sah ein We le sich!
bar betroffen vor sich hin. Tann schien
ihm ein hoffnungsvoll Gedanke zu
kommen.
,ver iq zire i;r .ort." segle er
ofsküiar heiler g'kZiiniti, .Deine Mama
hat mich auldrückiich all Schwiigersohn
willszwmtn gedeih, und hierdurch habe
n: festl" .ann nach einiger Ueber,
legunz: .so lange e angeht, Alice,
uche vi ustlarung hinzuhalten.'
der ich weiß doch nicht. Ernst
wandte Alice ei l.
rag miq nur machen, was ' war
Srnft'I zuversichtliche Antwort. .Wo in
ker rieve ein ossene Wort nicht aui
reicht, da ist die List gestattet!'
.Aber Mama wird bös werden.
rnfl, wenn sie sich g'soppk sieht.'
.QM ich fte getäuscht? Da liegt
meine arte. e meine Schuld,
wenn sie dieielb unalesen ,ur Seite
legt? N Muth, mein Her,, unsere
Sache steht so übel nicht!'
.Ach, Ernst, ich kann Deine offauna
nicyi lyetlin."
Erdrückt ihr die Hand. .Vorsicht
sie kommt zurück.'
Ernst sing sogleich ein harmlose Gei
pröch an und verwickelte auch die Ma
orin sofort in eine ledhast Unterhaltung
welche vollstäüdig frei von allen Fami
lienangt'egknh:i!en lag. Die Majoria
war entzückt über die geistvolle, Witz
sprühenle Art, mit der der neue Schwie
gersohn sie zu fesseln wußte. Sie wurde
nicht müde, der Schilderungen von Natur
unv unstichöühclltn, welche er auf au'
gedehnten !et,en genossen. lauschen
Sie war stolz auf diesen Schmirgersohn,
Da, aus einmal heitere Sprechen
und Lachen auf dem Vorstur. Die Thür
öffnete sich, und herein flog, gefolgt von
einem ,errn, eine junge Dame, welch
sich der Maior! in die Arme warf.
.Da find wir, Mama!'
.Ach, Gertrud, auch Du!? Mit De
nem !6raulig.iin habe ich mich Uxtilt
verständigt, e ist ein charmanter j ,nger
MannI und ich gebe Euch memen vollsten
.Du liebe Mama, wie danke ich Dir
Und nun tuh ihn Dir einmal an, Otto
romm noch hier yer.- wandt ke sich an
den mitelngetretenen Herrn. .Also,
mit aller Feierlichkeit: Mein Brüuiigam
Otto, Freiherr von Seebald,' sagtest
oor?teUenv.
Die Mojorin machte aroße Augen
,yade ich denn recht gehört, die? ist Dein
Bräutigam ei"
.Ja, Mama, weshalb wund;: t Dich
vae" sragke nie jung Dame erftmat.
Die Majoiin strich sich, wie um ihre
Gedanken zu sammeln, über die Stirn
Dann wandte si sich au Ernst. .Ja,
mein Herr, wer ftnd wie denn?'
Ernst verbeugt sich. .Ich hatte die
Ehre, von Ihnen, anadhie mau.
Schwiegelsohn angenommen ?u werten
Mein Name ist Ernst Müller, wie Ihnen
meine arte zeigt.
Die Majoiin ergriff die bei Seite ge
legte arte: richtig, .Ernst Müller. F
brikbesttzer', stand hier deutlich lesbar.
Die Majorin sank in ihren Sessel zurück
Mein Gott, wo hatte sie ihr Gedanken
gehabt? Diesen da, den unwillkommenen
Freier hatte sie so herzlich empfangen!
der durste fte ftch diese Blöße geben?
Sollte sie sagen: Mein Herr, ich habe
te zwar eren für einen charmanten juo
gen Mann und einen mir sehr willkomme
nea Schwiezerschn erklärt, allein e war
ei Irrthum, ich glaubte, einen Freiherr
vor mir zu haben, und nun heißen Sie
schlichtweg Ernst Müller! Nein, da ging
doch nicht! Sie sah auf ihr Tochter
Alice. Mit angstvollem Flehe hing
de:!, Blick an ihrem Antlitz. .Nein,
Alice, auch Du sollst heute ein zärtliche
Mutter in mir finden.' Die Majorin
erhob sich. .Mein Herr,' sagte sie, sie
kennte sich doch nicht überwinden, den
Narren .Müller' unmittelbar mit ihrer
Einwilligung auSzusp-echen. ,E ist
zwar ein kleine Versehen von meiner
Seit vorgekommen, ich glaubte, in Jh
nen den Verlobten meiner Tochter Ger,
trud zu sehe, doch ich gib Ihnen mein
Work, so feien Sie mir denn eben so herz
ltch al der zukünftige Gatt meiner
Tochter Alice willkommen!'
' Der junge Mann beugt ein Knie.
.Dank, herzlichen Dank! gnädige Frau.'
.Und nun, Alice, Kind komm her!'
rief die Majorin, von der ritterlichen Art
de bürgerlichen Schwiegersöhne aus'
Neu angenehm berührt.
Da junge Mädchen eilte in die Arme
der Mutter. .Ja, ist ,S denn wahr,
Mama? ich kann e nicht fassen,'
schluchzte sie erregt
.Kind, ich will Dich doch gern glücklich
sehen!' sagte die Majorin weich, indem
sich eine Thräne in ihr Auge stahl.
.Und nun, Kinder, sprecht Euch auS,
damit ich bei Tische heitere Gesichter sehe,
wir feiern ja heut in doppeltes Werlo
bungSfeft!'
Bildlich.
Gast: Kellner, tragen Sie diese:, Käse
fort, er ist mir zu unruhig.
Zm graum ach ?aris.
Wi Herr Jack Lrown nach Pari
kam. davon erzählt man der Frankfurter
Ki Press':
Herrn Gcron, dem früheren Ehef de
Pariser Sicherheittdienste, der letzthin
um gewöhnlichen Polizeicommifsär de
gradirt wurde, stellte sich dieser Tage ein
gar seltsamer Reisender vor, ein zerknüllt
aulsehender Gentleman, der aber trotz
dem sehr selbstbewußt auftrat und jene
gewisse vornehm nachlässige Manier zur
Schau trug, die eben nur Englandern,
manchmal auch den Bummlern eigen ist.
Einen Bummler aber kann man Jack
Lrowa so heißt der interessant Fiemd
ling nicht nennen, denn aus Herrn
Goron's Frage: .Wie sind Sie nach Pa
rt gekommen?' antwortet er mit fei
vem starken enzlischea Accent: .Toll
ständig gegen meinen Willen!'
Und da war die volle Wahrheit. Aus
nähere Befragen erzählt nun Jack
Browa. so gut e mlt seinem granzösisch
ging, Folgende:
Ich bin au rtghton; dort yide ich
den ganzen Tag nicht zu thun, weshalb
ich in der Gesellschaft guter Fr, und
manchmal der Flasche zusprecht. Auch
erfordert die daS Klima. Nun, darüber
bin ich ja Niemandem Rechenschaft schul
big. Gestern ober muß ich etwas über
den Durst getrunken haben, denn ich
erinnere mich nur sehr dunkel daran, daß
ich unter den Tisch sank, dann von met
nen Freunde an di Luft getragen und
in einen Wagen gehvie wurde. Ja der
berührenden Vorauisetzung, daß ne mich
nach Hause bringen, gab ich mich
dem Schlafe hin. Ich erwachte jedoch
nicht in meinem Bett heut früh, son
d:in aus ctr.ee Bank, im Freien, auf dem
Boulevard in Pari. Wa ich blo ge,
träumt zu haben glaubte, hat sich wirk
lich zugetragen! Meine Freunde haben
mich nicht in meine Wohnung gebracht,
sondern zum Bahnhos gefahren, wo si
eine Farkarle nach Newhaven kauften und
fte mir an Knopfloch banden. Den
Schaffner, mit dessen Hülfe si mich i
den Wagen luden, müssen sie wohl mit
Geld und Instruktionen versehen haben,
denn in Newhaven angelangt, wurde ich
von der Bahn auf' Sch.ff getragen und
in Dtexpe wieder vom Schifte aus die
Bahn und da muß wohl, weil ich unun
terbrochen schlief, auf einem Gepäckka
un g'schezen sein. ES braucht auch
kein Frage an mich gestellt zu erden.
denn ich war von meinen Freunden rezel
recht bezettelt worden, wie ei Porte?,
ak....'
Indem sich Jack Brown bei diesen
Worten vor dem Polizeikommissär um
wandte, sah dieser aus dem Rücken dS
Engländer folgende Plakat kleben
. Jack Brown is goinc; to Paris.
.Auf diele Weise,' suhr der gemüth
liche Fremde fort, .konnte eS nicht fehlen,
Meine Freunde haben für die ganze Linie
Trinkzelder auszuweisen gewußt; mich
i,elvst aber ließen si ohn jeden Penno,
AIS ich erwachte und mich in Paris fand,
ging ich gradenwegs zum Credit Lyon
nois, wo ich früher ein Depot von 25
Pfund hatte. ES ist aber nicht meh
davon übrig. Ich wünsche dingfest nach
Brighton zuiuckzukehrenl , . . .
Herr Goron rieth dem wackere Mr,
Brown, sich an den englischen Lotschaf,
ter zu wenden.
?ie drei Weier.
.Ihr drei Meter seid doch die ver
sumpjtesten Kneiphühner von der ganze
Gesellschaft I' lachte der Senior. .Zwei
vorüber, und noch denkt keiner von Euch
daran, al treuer Sohn zu seiner armen
verlassenen Mutter heimzukehren!.
Na, das .wird ja morgen wieder eine
schöne Strafpredigt werden l"
Albertus, der Pftsfigste ur,d Dickste der
Meter'schen Tripelallianz, flüsterte sei
vm Brüder ei paar Worte zu und rie
dann: .Alle Injurien gegen unsere Soli,
errät weise ich hiermit al Generalbeooll
mächtigter sämmtlicher anwesenden Meier
mit Entrüstung zurück: aber was gilt S
Wenn wir jetzt wirklich schon heimgehen,
schickt un unser Mutter selbst wieder
her!'
Ein riesige Halloh entstand Wider
spruch von allen Seiten Wetten wur
den geschlossen unterdessen aber brachen
schon die drei Brüder auf und riefen:
,.Auf Wiedersehen in einer halben
Stunde !"
Und richtig wer hätte da geglaubt?
kaum waren fünfundzwanzig Minute
verstrichen, öffnete sich die Thu-. e und da
Kleeblatt trat jauchzend herein.
,Na,' rief man von allen Seiten,
.wie ging denn da zu?'
.Ganz einfach I" schmunzelte Alber
tu. .Wir weckten unser liebe Mutter
mit einem kindlichen Gutenachtgruß aus
dem Schlafe und ihre erste Frage war
wi üblich: .Wie viel habt Ihr denn
wieder getrunken?" O. nur dreizehn
GlaS ei Jeder!" erscholl unser Chor.
.Wie !' schrie si und schaukrt im
Bett zusammen. Dreizehnil. ...
Ihr UnglückSkinder! Sofort kkhrt
Ihr um und trinkt Jeder von
Euch och ein Gla!"
Da sind wir! Es lebe der Aberglaube. '
Käme kjeut' nicht vor.
Eine Morgen sehr früh kam ein
SchiffSkapitSn zu Hayd und fragte:
Sind Si Haydn?"
Was wünschen Sie?"
Ich bin Willens Ihnen dreißig
Guineen zu geben, wenn Sie mir inen
Marsch für da Mustkkorp auf meinem
Schiffe schreiben, aber ich muß ihn noch
heute haben, da ich morgen nach Calatta
absegle."
Havdn versprach den Marsch bi den
nächsten Tag früh zu liefern, setzte sich,
sobald der Engländer fort war, an das
Klavier, und nach einer Viertelstunde war
der Msch fertig. Ader e war ihm,
lS steh! r di 3) Guineer,, wenn er si
in so kurier Zeit verdien und componirte
demnach zm:t ander, die er dem Kapitän
zur Auimahl vorlegen wollte.
Mit Tagelanoruq enqien rer ari
Sa. Ist der Marsch fertig?" Spie.
len Sie ihn mir vor."
öavrn svielte und der apttln zahlte,
hne em Wnt ,3 sazea. tie 33 Guineer,
hin. ahm den Marsch und ging.
An der Thür hielt ihn gancn au, un?
aste: ..Zch habe noch zmet ankere,
hören Si diesette und wählen Sie."
Der erN gesallk mir."
Der Kapitän giog, aber Haydn lies
ihm nach und rief: Sie haken mich zu
reigebig reiahlt, nehmen Sie auch vie
beiden andern."
Der Capilän ließ sich nicht aufhallen
und war bald verschwunden.
Havda erkundigte sich und ersuhr den
Namen ieS SchisteS und de Capitänk,
rollte seine beiden Märsche zusammen
und schickte sie an Bord, aber der Koxi
tän sandte da Packet zurück. I der
Nacht lichtete! die Anker. Au erger
zerriß Havdn di beiden ander Märsche.
ßine Mahg.
Ein eindringliche? Mahnwort an die
deutschen grauen und Madchen Ehtle
finden wir taden .Deutschen Nachrichten'
von Valparaiso. Ueberäll dasselbe Lied!
Dieselbe deutsche Unart lm ganzen us
lande ihre Keime und Ansitz leider
im Heima'.HIande selbst! So können Alle
und nicht , die grauen allein sich
von den folgenden Versen ihr gut Theil
zu Gemüthe führen.
In dem Land der Chilene
Sproßt gar manch deutsche Blume.
Schön und schlank wie in Lilie,
Gleichend dem Germanenthume.
Ernste, blaue Augensterne,
Golden seidenweiche Lecke.
Deutsche Wort au ihrem Munde
Tönt wie helle FrühItngSglocke.
Aber ach! den rothe Lippen
Ist am liebsten kaftilliantsch.
Und der Deutschen holde Töchter
Sind in Chile furchtbar fxaniich.
Trittst Du in. dann "asiente"
Tönt' im deutschen Frauenchor.
Nennst Du Eine .schöne graulet'.
Heißt e "por Dios Sennor".
"Como no" sagt man mitunter,
Wenn man nicht mehr weiß zu sagen,
Viel bequemer und viel schöner,
Als sich mit dem Deutschen plagen.
.Deutsche Sprache in die Ecke,
Deutsche Sprache weg mit Dir!
Viel zu nüchtern, viel zu hölzern
Aber .Spanisch' lob ich mir!
Da ist Grazie, da ist Leben !
Und wenn Thörichte man spricht,
Ach. auf .Deutsch' klingt eS so albern,
Doch auf .Spanisch' merkt man' nicht
Deutsche grauen, deutche Mädchen,
Wißt, daß deutscher Stimme Sang '
Von den Lippen Eurer Mutter
Einst an Eurer Wiege klang!
Wa sie einstmals hat gesprochen.
War ein schlichte, deutsche Wort,
Doch al heiliges Vermächtniß
Leb'S in Euren Herzen fort.
Adslbert Krähn.
Kr lätzt die Katze frieren.
Jede Jahr so schreibt ein Leser
einem osip?eußischen Pravinzblättchiv
erinnere ich mich bei Annäherung des
Winter des folgenden kleinen Erlebnisses
das mich immer wieder zum rächen reizt,
Fahre ich da vor einigen Jahren mit mei
ner Frau auf dem Schlitten nach dem
Dorfe S., das hart an der Bahn von
Lhck nach Oetzko gelegen ist, um meinen
dort als Lehrer angestellten Bruder zu
d -suchen. ES war unge ahr gegen End
Januar. Die bitterkalte, schneidende
Luft ließ de SonntagSmorgen nicht ge,
rade angenehm erscheinen. Mittlerweile
stellte sich auch ein Schneegestöber ein
Als wir a den ersten Häusern in S
vorbeifuhren, erblickte ich in der einen
Thüre auf der HauSschwell einen etwa
sechs' btS stebeniährtge Jungen in der
Kniebeuge hockend, auf dem Kopfe Vaters
große Pelzmütze, die Hände in Groß
mutterS alte Pelzhandschuhen, die Füß
in Hollschuhen, sonst aber nur mit einem
zerrissene Hemde angethan, ohne Ober,
ober Unterkleider, und dabei hielt er zw
scheu den Beinen eine Katze. Lerwun,
dert über dieses sonderSare Bild rufe ich
dem Jungen zu: Jung, wal beift?
Zähneklappend antwortete darauf der
Kleine: .Eck frier dem Ksd ! ' Zu be
obachten, wer eS länger ausgehalten hat,
dazu fehlt mir leider di Zeit.
Fischfang mit Kkekilricität.
Daß die Elektricität im letzten Jahr,
zehnt auf allen Gebieten de wirthschaft
iichen Leben eine große Umwälzung her
vorgebracht hat, lann man überall beoö,
achten. Jetzt wird dieselbe auch in der
HochfeeiFtscherei angewandt, und zwar
wurden hierin kürzlich sehr interessante
und erfolgreiche Versuche mit elektrischem
Licht von Mr. Takahasni, dem Direktor
der Marine-Produkten.Gestllschaft in
Nagasaki (Japan), angestellt. Eine
elektrische Lampe in Form eine FischeS
wurde ungefähr 35 Meter tief in da
Meer hinabgelassen, und eine unzählige
Menge von Fischen, die durch da Licht
angezogen wurden, konnten gefangen
werden. Um Haifische zu fangen, wurde
am Env eines teikenoen grames eine
Makrele befestigt und ein Induktion,
ström von 60 Volt Druck durch den
Draht gelassen, sobald der Hai die Lock
speise verschluckt hatte. Der Strom be,
täubte den Hai, so daß er, ehe er sich von
dem Schlage erholen konnte, heranze
zogen und gelobtet werben konnte.
?ie richtige Diagnofe.
Der ebenso berühmte wie grobe Med
ner Proseysr aldtnger, ver l&li tn
Marburg starb, war ei großer Freund
der Tafel und leistete sich häufig inn
kleinen Spitz. Eine Abend aurve r
u, einer lustigen Gesellschast zu einem
Üeberkrankea eruskn. und oiaiohl der
Wein bereit seine Wirkung ausübte,
fo erfüllte er doch seine Pflicht, Leider
aber konnt r nicht mehr unterscheiden,
daß er statt de Kranken sein eigene
Hand ergriffe halte, um die Diagnose
zu konftalnen. Lange Zeit faß r grü
elnd da, dann brach er piötziiq ict.
Der Kerl bat ja aar kein Fieder. der hat
einen MordSrausch! Schwarzen Kaffee!'
amit wankt r hmau und kelzrlt wie
der zu seinen Freunten zurück. Wu
groß war adr skin Erstaunen, al sich
nachher herausstellte, rag rer .glerer
kranke' in der That nur betrunken ge
wesen, und der Kaffee vorzüglich geholfen
hatte.
Zer wnhte sich z helfe.
Ein Schneider u Berga in Catalonien,
der vom karliftischen Grasen d'Elpanna
beauftragt worden war, ine gewisse An
,hl Uniformen in bestimmter Frist fer
tlg zu vesozaen, meioere, vag e im
dazu an Leuten fehle. Der Graf wußte
ein Hilflmittel. Er ließ inen Ball an,
aaen. und viele Damen er chtenen, sen,
lich geputzt, l si getanzt hatten,
wurde der Saal mit Truppen besetzt, der
chneider trat mit den zuge chnittenen
Movturen ein und di Damen mußten
drei Tage an Ort und Stelle bleiben,
Uniforme nähen und erhielten dafür
Soldatenrationen.
ZZamöuS'Iahrrädkr.
Die Bamioo Cvcle Company" in
London ladet zu einer Wettfahrt auf
ihren LambuS'Fahrrädern ein. Seil
die ersten Bambusräder ausgestellt waren,
sind große Verbesserungen mit ihnen vor
genommen worden. Ganz aus LambuS
und Aluminium gefertigt, sind diese
Räder nicht nur 20 bis 40 Prozent leich
ter al Stahlräder, sondern sollen die
weitere Vorzüge besitzen. 25 Prozent
billiger und beinahe frei von allem Vidrt,
ren zu sein. Eine Gesellschaft soll ge,
bildet werden nitt einem kapital von
80,000 Pfd. Sterling in 1 Pfd. Sterl
Aktien. '
Undenkbar!
Richter: Auch sollen Sie mit
einem vollen Bierkruge nach dem Kläger
gtvorsen haben!"
Angeklagter: Ader, Herr Richter
Ich und ei volles Brerkrllgel g
trfk...."
Die Naive.
Naive: Ich bitte, Herr Direktor, um
etnen weiteren Vorschuß I"
Direktor: Bedaure! Ich liebe eS
nicht, wenn Mitglieder meiner Bühne
auch tm Prtvatoerkthr ihre Rot
ln spielen!"
Noch schlimmer.
Pfarrer: ...... Fräulein, haben Sie
sich den Schritt auch wohl überlegt?
sie wissen, da Heirathen ist eine
ernst Sache!"
Junge Dame: Jawohl, Herr Pfarrer
aber da Sitzenbleiben ist noch
viel ernster!"
Ewig unzufrieden.
Ein Bettler findet ein Zehn.Ceut.StSck
auf der Straße. Er betrachtet den Fund
mit finsterer Miene und bricht zuletzt in
die Worte u: .Mein alte Pech! Jeder
Andere hätte an metner Stelle zum Min
besten ei LO.Bollarflück gefunden.'
3 in GarteN'Restanrant.
Schul: .Ich weiß nicht, wo ich mein
Gla Bier hinstellen soll, überall ist
onne.'
Müller: .Stelle eS in Deine Veraan.
genhett, d,k hat Schatten genug.'
, . ; j' ' "
Gutes Mittel.
Herr (im Theater, zu seinem Nachbar
leise): .Sie sollen sehen, wie ich die
Dame vor unS schnell dazu bringen w:rde,
ihren hohen Hut abzunehmen, (laut):
Welch ein prachtvolles
Dame (nimmt sofort ihre Hut a!)
Lienstboten-Iammer.
Hausfrau (zur Köchin): Marie, da
Esse ist feit einigen Tagen geradezu
ungentekbarl Sie wollen wahr
scheinlich Ihren Verehrer lo werden
und da müssen mr mitleiden!"
Line echte lausmirthin.
DaS Zimmer vermiethe ich fo
billig, weil nebenan ein altes Fräulein
wohnt, da den ganzen Tag Clavier
spielt!"
..Da aenirt nrcht. Mein Sceffe. sür
be ich da Zimmer miethe, ist schwer
HSriol"
...... Dann lo tet e natürlich drei
Mark mehr!"
Gerade umaekekrt.
.Wenn ich NacbIS einen schwarten
Kaffee trinke, kann ich nicht schlafen.'
.Sonderbar, bei mir ist'S gerade um
gekehrt der Fall wenn ich schlafe, kann
ich lernen iqwarzen arie innren."
verschnapxt.
.Ach, Herr Rittmeister, wie gern wär
ich tn rucanv, um mit tn den Krieg zu
ziehe I"
.Gnädiges Fräulein würden ja zum
Landsturm gehsrenl'
Neues VCoit.
A (zu B): .Gestern Abend bei Ge
Heimraths auf der Soiree gewesen
förmlich klaviertheilt worden!'
Ncuslrclitz. Gegenwärtig herrscht hier
umfangreich die Influenza. Auch eine
größere Anzahl Mitglieder de TheaterS
ist erkrankt.
?ludenten!cz'k.
Student feinen Anschlag an der Uni
eiiilät lekenci: .Am Ledten voriae
Monat wurde im Hölsaal sür Eioilrecht
ein Poilcmonnalk. evizaiiki! a kxair vs
Pfg,, gefunden. Der Eigenthümer kann
dasselbe abholen keim Castellan der llni
oertöi' ret 5'tar! tuntunr kwzig
tevvia? Am Sekten I I Donner, da
kann nurderPrvfessorstlber
verloren haben!'
In der Inst,u?tisn5stvnde.
Of filier: Infanterist Maverl ! wie ent
steht ein Auflauf ?
Maverl: Met Muaia immr tiftcoi,
Eier ud Zucker dazu.
O silier: Viel raß l wer kragt denn
nach einen derartigen Auflauf ? Jnfan
terist Schlanker!, fegen Sie mrr da
Richtige.
Schlanker! : Met Muada nimmt
Weinbeerl und Z'wedn dazua !
O sttter: Ihr eist.... Jrek öüe,
Muß denn immer gekaut fein. ich mein
ja eine Auflauf von Mensche.
Moverl : An solche Hot met lviuara
via g'macht.
Lnsant terriblt.
Bräutigam: .Na, Märchen, gib mir
einen Kuh und sage Dewer Schwister,
ich habe ihr eine Schachtel Chokolade mit
gebracht."
Märchen: ,e siuyeren suligam
von Klärchen habe m i r immer die Cho
kolad und ihr den Kuß gegeben.'
Ein Schwerencitlzer.
.Ah. Kamerad trag, n ja Ehering a
der linken Hand sind wohl verlobt?'
.Nee trage ich nur zum Schutz, wen
Andrang von Dame zu groß!'
Sein Bescheid.
Gast: .Na. höre Sie. Ihre Sicher
heitS'Zünihölzer find ja aber miserabel
da brennt ja kein einzige.'
Haustrer : .Aber, mein Herr, mrhr
Sicherheit können Sie doch cht ver
langen !'
In der ärmlichen Sprechstunde.
Leilknde: .Lieber Doktor, ich hab
groß Schmerzen, Krpfweh, Reißen in
allen Gitedern, keine Luft, ich fühle mich
sehr schwach.'
rzt: .Sonst geht eS Jhmn aber
gut?'
Beim Rascrnenbesuch.
.Sind Sie zufrieden mit remEsscu?'
.Zu Befehl. Herr General !'
.Kriegt nicht zuweilen ewcr 'ne klein
und der ander 'ne groß Portion?'
.Stein, Herr General, dcS kommt
nicht vor, wir kriegen oll kl in
Portionen.'
Zartfühlend.
Madam (sehr häßlich): .Warum ziehen
Sie sich denn immer Ihre schlechtesten
Sachen an, Minna, wer Si mit mir
auf Besorgungen gehe?'
Dienstmädchen (sehr hub): .Ich
sürcht, man würde mich mit Ihnen ver
wichseln, Madame, wenn ich mein neue
Kleid anziehe.
Guter Trost.
Mann: ,Wa meinst Du, ob ich auch
meinen Buchhalter zu unserer silbernen
Lechzen emladee'
grau: .Aber. OSkar. das wird u
viel; wo sollen wir mit all' den Leuten
hin ... . sage ihm, Du wirft ihn zur gol
denen Hochzeit einladen!'
plarxermäulcven.
Karlchen: .Sag', Onkel. Du bist ja
gar mcht so groß, daß Du bis zum
Schornstein reichst!'
Onkel (zu Besuch gekommen): .WeS
halb fragst Du denn so Karlchen?'
arlchen: ,Na. weil Papa erst neulich
sagte, da Geld, das Du ihm geborgt,
könntest Du in den Schornstein schrei
den."
vom Aafernenlzof.
Unteroffi,ier: .Tlaravbe Beamter
wolle Sie sei.... Kerl, wie kommen
Sie denn di hohen Stangen herauf,
wenn Sie sich hier nicht 'mal am N:ck
emporziehen können.'
Unbedacht.
Fräulein: .Ich wünsche mir häusia.
daß ich fünfzig Jahre eher geboren mor
den wäre!"
Herr: Da wären Sie ja noch älter!'
Auf der Secundärbahn.
Passagier: Wirum hält der Zuz auf
offener Strecke? Wa ist denn pasftrt?"
Conducteur: Ach, ' ist i cht! Der
Lokomotivführer hat blo vorhin die
Dampfpfeife zu lang pfeifen lassen, und
da i Sie der Dampf ausgegangen!"
verliebt.
Sie: CS ist mir eine Mücke
in'S Auge gekommen!"
Verehrer: ,,O, welch' göttlicher
Tod!"
Glosse.
Die Lieb ist di Flagge.
Da Schifflein ist die Eh',
Das Schicksal ist die Welle,
Das Leben ist die See;
Die Frau regiert das Steuer
Nach ihrer eig'n Art,
Der Eh'mann schwitzt am Ruder
Und zahlt die ganze Fahrt.
Vorschlag zur Güte.
Schneider (ärgerlich): .... Noch
immer keiu Geld? Wegen der lumpigen
Hose muß ich jede Woche zu Ihnen kom
men!"
Student: Machen Sie mir doch noch
einen Ueberzieher dazu, damit sich'
lohnt!"