Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 07, 1895, Image 3

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    NRRRASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln. WA
4
Zrssir's Hurmund.
Nma cui der englische (eskklschaft.
Von Q. v. Heldrungrn.
(Fottskhuvg.)
.Iroficn 2 ic sich, meine Theure,
sagte nun auch Toller (iommine, ich
bin übertrugt, morgen schon wird
unsere theure ranke ruhiger sein und
sich freuen an der herrlichen Uinge
bung von Halfsea bastle, und wenn
wir erst die erste fortfahrt auf der
iglowndai unternehmen werden,
wird sie nicht mehr wünschen, von
liier fortzugehen. 5ie werden also
nur die Wahrheit sagen, wenn Zie
auf gefragen jedermann mittheilen,
das; sich ilKitj .Zefferson in Halfsea
bastle wohl befindet und gern hier ist.
wirklich nur die Wahrheit, icht,
Mr. Iefserson?"
Ohne Zweifel,' sagte dieser. Und
Sie werden den Brief, den ich Ihnen
fiir meine A'iiliie bergab, sicher brsor
dcrn, Doktor ooinmins?'
8ie dürfen mir glauben, daß ich
nichts versäumen werde, die theure
ranke über Ihre Zlbreise wieder zu
brrubigen, und deshalb werde ich auch
den Brief vch heute abgeben."
Ich danke Ihnen, Herr Doktor.
Das Bertraurn zum Arzte ist in solchen
fallen die Hauptsache. Kommen Sie,
Man,.'
l'ir. Jesferson," bemerkte Doktor
Commins, da vom Äbschiednchmcn die
Rede war, und sür ihn die Hauptsache
vermuthlich in etwa ganz Anderem
bestand, ic haben wohl vergessen"
4i.lslö? Ah so. :futt, ich habe Ihnen
hciili den l!ii'if frfinn nrwiVii. T'nftiirV"
ja, natürlich, aber was find
fünfzig Pfund? Du lieber iott, ie
wissen ja, daß Hier in diesem Falle
nicht gespart werden darf. Zturzum,
ich bitte noch um einen lilieef von fünf
zig Pfund. Es ist, damit wir wissen,
wie wir gegenseitig daran sind."
inion Iefscrson sah den gewissen
hasten Doktor an. Doktor lioui
minS " sagte er wie leicht drohend.
Mr. Icsscrson?" fragte dieser und
sah sein Gegenüber fest an.
Dann gab Sintern dem Arzte noch
einen Cihetf von fünfzig Pfund, den
Doktor CvinminS schmunzelnd ein
steckte. Mit einer unglaublichen Kraft setzte
Icssie ihre versuche, sich durch Mäxm
und Geschrei zu befreien, fort. Nach
etwa einer Stunde ihr Vormund war
mit Matt) soeben wieder fortgefahren
hörte sie, wie die Thür zu ihrer Zelle
aufgeschlossen wurde. Sie athmcte'auf ;
sie schöpfte neue Hoffnung. Derselbe
schmierige, ekelhafte Mensch, der sie
gewaltsam hierher gebracht hatte, er
schien unter der Thür und hatte eine
kleine lederne Hundepeitsche in der
Hand, die er langsam und schwerfällig
an einen Haken dcS Thürpfostens hing.
Machen Sie nicht mehr solchen
s-Lärm, Miß," sagte er ruhig.
f Was waS soll die Pclische da?"
fragte Icssie zitternd.
Mit einem vielsagenden Blick ant
wortete am: Miß, eS ist nur,
damit Sie es wissen! Berstanden?"
Damit drohte er leicht mit dem
Zeigefinger und ging wieder fort.
Einen' Augenblick schien es, als vb
die Wuth der Pcrzwciflung sie durch
glühe, Sie richtete sich hoch auf, ballte
die kleinen, weißen Fäuste krampfhaft
zusammen und warf funkelnde Blitze
aus den großen, klaren Augen. Wie
eine vom chmutz der Gemeinheit
beleidigte und getroffene Göttin stand
sie da. Aber sie war an der Grenze
ihrer Kraft angekommen. Dicunnakür
liche Spannung ihrer Muskeln ließ
plötzlich nach, offenbar wider ihren
Willen, mühsam schleppte sie sich
schluchzend nach dem Betstühle, und
unter dem Bilde des Erlösers brach sie
elend zusammen.
Pater!" wimmerte sie hilflos und
verlassen, lieber Batcr! Nimm Dein
Kind zu Dir!"
I. Kapitel.
Die Aufregungen der letzten Tage
und Nächte schienen selbst für einen so
starken und robusten Mann, lnie Simon
Jeffcrson cö war, schließlich doch eine
beängstigende Wirkung auszuüben.
Wenigstens ängstigte sich Mary Wim
plctori darüber, als sie mit ihm nach
London zurückfuhr. Er hatte schon aus
der Reise von London nach Halfsea
Eastlc nicht geschlafen. Die Abmachun
gen mit Doktor EomminS hatten gc
heim gctroffcn werden müssen und dazu
hatte sich die Nacht für die Reife ge
radc gut geeignet. Aber auch auf der
Heimreise wollte cS mit dein Aus
ruhen nicht gut gehen. Kaum nickte er
einmal in einem Sessel ein wenig, so
befiel ihn auch schon eine fürchterliche
Athcmbckleminung.
ES war ihm immer, als müsse er
eine schwere Kugel am Fuße mit sich
fortsclilcifcn, und diese Vnft wurde
immer schwerer und schwerer. Mit
jedem 2chnü schien die Kugel zu wach
scn. Er keuchte dann im Schlaf entsetz
lich. und seine Nerven im Besicht und
in den Armen geriethen in schreckliche
Zuckungen. Es war ihm immer, als
ob die verdammte Kugel, die anwuchs
wie ein rollender Schneeball, ihn in
einen schwarzen Abgrund hinunterrci
ßcn wolle. Dann fuhr er angsterfüllt
w'.d erschrocken über sein eigenes Stöh
neu wieder auf aus dem Schlummer,
und war bestürzt, wenn er sah, daß
ihm Mary Wimplcton gegenüber saß.
.Habe ich im Schlaf etwas gesagt,
Mrs. Wimplcton ?" fragte er hastig.
Nein. Sir, aber Sie zuckten so
fnrclilcrlich zusammen."
Achten Sie nicht darauf. Es ist der
versäumte Schlaf, der sich nun rächt.
Ich will auch nicht mehr schlafen im
Wagen. Ich will warten, bis ich nach
London zurückkomme. Wir werden noch
vor Mitternacht dort sein. Himmel,
wie süß irndc ich schlafen, irer.n ich
erst wieder einmal in meinem Bett zu
lymiijc liege, mutn uiiv utu im
wenia vlaiidern. MrS. WiiM'leton.
damit die Zeit kcraedt. 2i haben
meine Nickte Icifie sehr, sehr l:cb,
wie?"
.Mehr als Alles, 5,r."
,t''ell leime cS I!,iien. Sie a.lau
den nicht, wie ich treue Anbanglichkat
an meine NiJ'ie und überhaupt an
meine Familie schätze. Sie werden sich
nun naiurhch sehr einsam fahlen?"
.Wie sollte ich nickt?"
.Ich dachte es. und habe schon mei
nrn Plan zureck!tgema6,k. Eö ziemt sich
nicht, eine so treue Dienerin unseres
Hauses dem Zufall zu überlassen. Ich
mache Ihnen daher den Borschlag,
wahrend der Krankheit meiner Nichte,
die ja, will'S lcti, in ein oder zwei
Monaten wieder vollständig gehoben
sein wird, zu mir nach Vondon zu kvm
mcn und in meinem Hause zu wohnen."
Sir "
Hören Sie nur ruhig zu, meine
theure Mrs. Wimplcton. Wie Sie
wissen, ist meine Frau nicht gerade
von besonders fester Gesundheit. Sie
soll also während des Winters nach
Nizza. Aber auch, wenn sie darein
nicht willigen sollte, so fehlt es doch
meiner Haushaltung an einer festen,
energischen Frauenhand, an einer
treuen llcbcrwachung der Dienstboten,
lind dann noch Eines. Wenn Sie jetzt
wieder nach Wcsihampton Eourt kom
mcn, so werden sich alle Augenblicke
Veute einsinken, die Sie fragen, wo
meine Nichte ist, wie es ihr geht, was
sie thut, was sie nicht thut und was
weiß ich Alles noch."
Äch Owtt, ja."
Das würde nicht nur Ihnen sehr
peinlich sein, Mrs. Wimplcton, son
dern eö wäre dies auch für Iessic höchst
unangenehm und für die ganze Familie
schrecklich. Sie wissen ja wohl, daß
man solcherlei Krankheiten, wie sie
Iessie nun einmal hat, wenigstens
Unberufenen gegenüber verheimlicht.
Die Menschen sind nun einmal so,
daß sie Kranken, die ihrer fünf gesun
den Sinne nicht mächtig sind, auch nie
wieder in ihrem ganzen veben gesunde
Sinne zutrauen. Sie begreifen, wie
schrecklich das sür Icssie sein müßte,
wenn sie später wieder gesund nach
Weslhnnipton Eourt konimt."
(cwiß, Sir, vollkommen."
Die Sache ist ja auch so natürlich.
Ich hatte also vor, Westhampton
Eourt einfach zu schließen, die Diener
zu beurlauben und an dem Parkthor
cinp Mittheilung für etwaige Besucher
anzubringen, daß die Herrschaft verreist
sei. Auf diese Weise entgeht man allen
müßigen Redereien. Nicht wahr"
Ö, natürlich. Selbstverständlich.
Sir."
Daß von uns aus Niemand, wer es
auch sei, erfährt, wo Icssie gegen
wärtig ist, brauche ich ja wohl nicht
erst zu versichern, aber ich möchte auch,
daß Sie mir versprächen, mit Niemand,
wer es auch sei, von der Sache ji:
reden. Das erfordert Icfsieö In!c
resse. Wollen Sie mir das versprechen,
Mrs. Wimplcton?"
Ja, Sir, und von ganzem Herzen. "
Und Sie wollen während der trau
rigen Zeit zu mir nach London in mein
Haus kommen?"
Wie Sie befehlen, Sir."
Sie sollen es nicht bereuen, meine
theure Mrs. Wimplcton. Ich werde
Ihnen beweisen, wie hoch ich Ihre
treue Anhänglichkeit zu schätzen weiß."
Mr. Simon Jeffcrson hatte eine
unglaubliche Eicwandthcit darin, seine
Absichten durch allgemeine Gesichts
punkte zu decken und hinter ihnen zu
verbergen. Es konnte ihm natürlich
nicht gefallen, daß Mary etwa Miß
Tappcrday oder gar Doktor Strchlen
von dcr Einsparung IcssieS erzählte,
oder überhaupt unliebsame Redereien
über die Angelegenheit entstanden, und
er war klug genug, die mehr gut
müthige als Verstandesschärfe Mary so
lange zu bearbeiten, bis er die Situa
tion in dieser Beziehung vollständig
beherrschte.
ES war fast Mitternacht, als er end
lich wieder nach Vondon zurückkehrte.
Er staunte. ES erschien ihm, als wenn
er nicht einen Tag, sondern Jahr und
Tag von Vondon abwesend gewesen
wäre, so verzehrte ihn die Unruhe, die
Ungewißheit die Ncugicr. Ja, die
N'eugicr war für ihn zu einer wahren
Qual geworden. Er wollte durchaus
wissen, was denn nun eigentlich aus
dcr. Geschichte mit dem alten Finding
geworden wäre.
WaS bis zu seiner Abreise geschehen
war, das wußte er sehr wohl. Er
hatte sich darüber auf 's genaueste
informirt. Aber was seitdem in dcr
Sache gethan worden, konnte er natür
lich nicht wissen, und er hatte, so sei
ermüdet er war, keine Ruhe, bis er
endlich am nächsicii Tage ausgehen
konnte, um Erkundigungen einzuziehen.
Nun wäre es freilich das Einfachste gc
Wesen, wenn er nach Clö Bailcy zu
dcm Untexsuchungorichtcr gegangen
wäre, um sich unter Berufung auf feine
geschäftliche Bcrbindung mit dcm kod
tcn Advokaten die Akten zeigen oder,
wenn daS nicht ging, den erforderlichen
Aufschluß geben zu lassen. Aber daS
wollte Simon Iefscrson nicht. Er
mußte dabei ein besuch einreichen und
dieses mit seinem Namen unterzeichnen
alles das gefiel ihm nicht. Er hatte
eine geheime Scheu, ein Grauen vor
Ncwgate und Cld Bailey, und immer,
wenn er schon die dicken, finsteren
Mauern dcr Gefängnisse von Weitem
sah, machte er einen großen Umweg,
nur, um sie nicht sehen zu müssen.
So auch heute.
Er ging über die Voudonbrücke hin
über auf das andere Thcuifcufcr und
kehrte übcr die Waterloobrücke zurück,
nur um ,'cwgatc im weiten Bogen zu
umgehen. So ging er schlendernd, hier
und da stehen bleibend und sich die
Auslagen dcr Vädcn besehend, recht wie
ein Mann, der nicht zu thun hat und
dcm seine Zeit Vangcmcile und Bcr
legenhcit bereitet, durch die Straßen
nach der Gegend hin, die nniit die
Sercn Dials nennt. Es ist I.'. 's ein
Wirrwarr v.'ii Strafen und G.';chen,
Plätzen und Plätzchen, Sackgassc l und
Gallericn, und cö gilt als Thalsache,
daß es in ganz England keinen Mcn
schcn gibt, dcr sich mit Sicherheit in'
CY.i "i'eren DiiilS zured nir.dct.
An einer Ecke, an der ein Pfandleih
szeschciil sich befand, blieb Icf'erson
l.lotzl,ch ratUe stehe, wie ein Mann,
der fich vellsländig verirrt hat. Ein
Herr kam rsrüber. der einen heben
Eylinder. dunklen Ar.zug und Zwirn
Handschuhe trug.
Sie entschuldigen, Sir." sprach
ihn Simon Jeffcrson in einer merk
wurdigenAufregunit an, ich kiabe mich
verirrt. Wurden Sie mir nicht sagen
können, wie ich aus diesem verwünsch
ten Vabininlh wieder heraus in die
Gegend von Piccadillli komme?"
Der Angeredete blieb einen Augen
blick stehen, sah den Fragenden kurz
und flüchtig, aber sehr genau an und
sagte dann liebenswürdig und sehr
gesprächig: Berirrt, Sir? Das ist sehr
erklärlich. In den Seven DialS verirrt
sich Jeder. Ich habe zufällig auch den
Weg nach Piccadilly. Sir. Wenn es
Ihnen beliebt, können wir zusammen
gehen. Beschreiben läßt sich daS nicht.
DaS sind eben die Scvcn DialS."
Mit dem größten Pcrgnügen," ant
wortete Simon Icfserjvn hoflich, und
die beiden Männer gingen zusammen
weiter.
Sehen Sie, Sir," plauderte der
Herr weiter, die Sevcn DialS. Man
muß wissen, was das ist. Ich habe
einmal einen Mann gekannt, der kaufte
in den Scvcn Dials ein HauS und
fand eS dann nicht wieder. Der Mann
ist sieben Jahre in den Scvcn Dials
herumgelaufen und fand fein Haus
nicht wieder. Sehen Sie, Sir, das
sind die Seven Dials. Das muß man
wissen."
Unglaublich, ganz unglaublich,"
antwortete Iefscrson, den Witz seines
liebenswürdigen Begleiters aus Hof.
lichkcit für baare Münze nehmend.
Fremd in Vondon, Sir?"
Ja, Sir," antwottcte Simon Jef
fcrfon. Acht geben, Sir. In Vondon muß
man immer Acht geben. "
Aber die Scvcn Dials sind doch
wohl so ziemlich sicher?"
So sicher wie die Eity."
Nun," sagte Simon etwas zögernd,
aber mit einer gewissen lauernden Auf'
mcrksamkcit und Schürfe, nun, die
Eity mag ja wohl vcrhältnißmäßig
sicher sein, aber absolut sicher ist sie
doch nicht."
He? Wie meinen Sie, Sir?"
Ich habe noch vor einigen Tagen
von einer Mordthat in dcr Eity gehört,
die man wirklich nicht für möglich hol
tcn sollte."
Mordthat? Nicht daß ich wüßte,
Sir."
Doch, doch, ich weiß es ganz genau,
denn das Opfer war ein Herr, den ich
sehr gut kannte, ein Advokat Finding,
James Finding in Vincolnsinn."
Nichtig, Sir, richtig. Sie kannten
Mr. Finding?"
Ja. Ich habe mich seiner einige
Male bei Rechtsgeschäften bedient.
Und von feinem Mörder hat man, wie
eS scheint, noch keine Spur. Ich habe
gehört, daß der Neffe Findings, ein
gewisser Niggs, in dcr Angelegenheit
sehr verdächtig erscheinen soll. Haben
Sie etwa zufällig Näheres erfahren,
Sir?"
Zufällig. Ganz zufällig. Niggs
ist allerdings gcfänglich eingezogen
und sehr, sehr verdächtig."
Was mich anbetrifft," fuhr Jcffcr
son mit einer gewissen Vcbcndigkcit und
Bcrcdtsamkcit fort, so bin ich nahezu
sicher, daß dcr junge Mann wirklich
dcr Thätcr ist. Bedenken Sie bloö:
er ist der Erbe, dcr also am Tode des
OnkelS ein ganz bedeutendes Interesse
hat, er ist ein junger, leichtsinniger
Vcbemann, wissen Sie, so ein Sause
wind, dcr immer Geld braucht und
keines hat."
Hm, hm!"
Er hat sich, wie nachgewiesen wor
den ist, in einer Opiumspclunke erst in
die zur That erforderliche Berauschung
versetzt und endlich er ist am Thatort,
unmittelbar nach, vielleicht auch wäh
rcnd dcr That angetroffen worden.
Denn dem Schreiber Jenes ist auch
nicht zu trauen. Was der sagt, darf
man nicht auf die Goldwage legen."
Hm, hm!"
Die Komödie, die dann Niggs bei
der Vciche gespielt hat nun, wissen
Sie, Sir, wer jenes fertig bringt, der
bringt auch das fertig. Also dadurch
darf man sich nicht irre machen lassen.
Eine Ausrede weiß schließlich jeder
Verbrecher. WaS meinen Sie, Sir?
Man kann fast von einem Bcrdacht in
dieser Sache nicht mehr reden, denn
das sieht doch auf ein Haar aus wie
ein direkter Beweis, wie eine Fest
nähme in rhgvanti. Nicht. Sir?"
Hm, liniV Ja," meinte der fremde
Herr und sah sich flüchtig, aber mit
Augen wie ein Falke um. Endlich
schien er gefunden zu haben, was er
suchte, und sagte zu Simon 'Jeffcrson:
Dort hinauf geht cS nach Piccadilly,
Sir, ich gehe nun hierher. Adieu,
Sir."
Besten Dank, mein werther Herr,
besten Dank," rief Simon Jeffcrson
seinem freundlichen Führer nach und
sah gerade noch, wie er in einen klci
ncn Schnapoladen hineinsprang, wahr
schcinlich um sich eine Stärkung zu
Gemüth zu führen.
Simon Jeffcrson verfügte zufrieden
seinen Weg nach Piccadilly hinauf.
Easby!" rief dcr Fremde eilig in
den Schnapsladen hinein. Ein Mann,
dcr an dcr Thür gesessen und ein Glas
Shrub getrunken Halle, sprang sofort
herzu.
Hcrr Jnspcktor?" fragte er beschci
den, wie cin Untergebener den Bor
gesetzten. Schcn Sie den Herrn im braunen
Ueberziehcr, mit Eylinder und gcstreif
tcn Hosen, der dort nach Piccadilly
hinaufgeht?"
Ein dicker Hcrr ir.it ei ßcn Gnr.a
schcn und Kotelcttenbnrr, Hcrr Inspck
tor?" Derselbe. Es ist Mr. Simon Jef
fersen und wohnt Strand Nummcro
213 erster Sttck rechts. Nageln Sie
ihn, Easbh, flink."
Zu Befehl, Herr Inspektor."
Aber er darf nichts dcivonncrkcn.
verilanden, Esc-by? Vanen le li'N
nickt aus den Augen, achten Sie auf
Alles, was er tdut und treibt, aber
nichts merken lassen ! Das sage ich
Ihnen! Er wird ein Ead nehmen.
Rasch. EaebN, rasch hinterher. Ber
lieren Sie Ihren Mann nickt. Haben
Sie Geld bei sich?"
Ja, Herr Inspektor."
Rasch sott. sott. Ich sage Ihnen,
verlieren Sie Idren Mann nicht,
Easby! Ich warte heute Nacht in Old
Bailey auf Sie."
Der Mann sprang in den ersten
besten Wagen, sprach mit dem Kutscher
kurz und hastig einige Worte und rollte
dann in flottem Tempo hinter einem
Eab her. das nach Piccadilly hinauf
fuhr. Der Inspektor wendete sich nun und
ging nachdenklich und langsam die
Fleet Streck entlang nach Old Bailey.
Er kannte mich also, so gut wie ich
ihn kenne," dachte er bei sich. Kommt
nach Seven Dials, weil er weiß, daß
ich dort wohne, lauert mir ab, nur uin
mir eine Geschichte von Niggs zu er
zählen, die ich schon lange weiß. Hm.
hm! Nur vorsichtig, Suuggs, nur um
Gottes willen vorsichtig."
Wenige Minuten später saß der
Inspektor in einer Amtsstube von Old
Bailey und unterhielt sich mit Bob
Drysul eingehend über den Mann, den
Bob an dem Abend, als er von Finding
gekommen war, gesehen, oder vielmehr
nicht gesehen hakte. Dann wühlte dcr
Inspektor wieder eine lange Zeit in
den Akten zu dcm Fall Finding und
suchte endlich eine Einladung hervor,
die Finding zu einem Familicndincr
bei Mr. Simon Iefscrson erhalten
hatte. Dcr Inspektor verglich die
Handschrift aus der Karte mit dcm
Brief, den er vor einiger Zeit mit der
wunderlichen Bifitcnlartc des Mr.
Niggs erhalten hatte. Die beiden
Handschristen waren so verschieden von
einander wie Tag und Nacht.
Hm!" machte der Jnspcktor wieder
leise, sollte er "
Und nach einer langen, langen
Pause fügte er hinzu: Nur sachte,
EnuggS, nur um Gottes willen vor
sichtig."
17. Kapitel.
Iessie Jcifcrson war nun fast drei
Wochen in Halfsea Eastle, aber die
Stunden dehnten sich ihr zn Tagen,
die Tage zu Wochen und Monaten,
so daß cö ihr erschien, als wenn sie
schon Jahre in dieser fürchterlichen
Anstalt sich besände. Auch hatte sie sich
in dieser Zeit verändert, wie man sich
sonst nur in Jahren verändert. Die
sonst mehr weichen, gefälligen Bewc
gungcn und Manieren waren scharf und
hart geworden, die träumerische, leicht
zum Phantastischen, oder doch zu halt
losen Idealen neigende Gcsinnungsart
war einer kühlen, berechnenden Klug
hcit gewichen, und die anfängliche Per
zagtheit, dcr Vcbensübcrdruß hatte
einem Frcihcitsschncn, einem Frei
heitsdrang Platz machen müssen, wie
man ihn nur bei den Engländern in so
ausgebildeter Weise findet. Hinter
vergitterten Fenstern! Das war dcr
gcvße Weckruf gewesen, dcr in ihre
Seele gefallen war, dcr ihr gezeigt
hatte, was das Vcbcn eigentlich war,
und was für sie auf dem Spiele stand.
Schon in den ersten Tagen ihres
Aufenthaltes in Halfsea Eastle halle
sie den ganzen fürchterlichen Jammer
ihrer Vage erkannt. Doktor Eomminv
war cin infamer Schurke, dcr für da
Gcld, wclchcs er für seine Patienten
bekam, und das wahrhaftig nicht knapp
berechnet war, es seinem schmutzigen
Geiz nicht einmal abgewinnen konnte,
seinen angeblich Kranken satt zn essen
zu geben.
Icssie, die vielfache Millionärin,
hatte gehungert! Da die Zelle, die
ihr angewiesen worden, keinen eigenen
Ofen, sondern nur das Durchgangs
rohr eines solchen besaß, und die Wit
terung in Schottland um diese Zeit
recht empfindlich kalt war eö schneite
in letzterer Zeit unaufhörlich so hatte
Icssie auch gcsrorcn. Oft, wcnn sie
in ihrer Zelle auf einen Stuhl gestic
gen war, um wenigstens ihre Hände an
dcm Turchgangsrohr zu erwärmen, fiel
ihr Wcsthampton Eourt ein und das
Veben, daö sie dort geführt hatte. Per
funken in Vässigkcii, Sorglosigkeit,
Ucbcrfluß, war ihre eigene Existenz
eigentlich nur eine nothgcdrungcne
eine passive, ihre sogenannte Krank
hcit nur eine Unterhaltung gewesen.
Sie hatte in Wcsthampton Eourt nie
erfahren, was das Vcbcn eigentlich fei,
und der schöne, männliche Spruch:
Mensch sein, heißt Kämpfer fein!"
war für sie bedeutungslos geblieben
bis jetzt.
Erst in Halfsea Eastlc wurde ihr die
erhebende Kraft, die belebende Frische
und Energie, die aus ihm hcrausklingk,
bewußt. Ja, sie wollte leben, wollte
kämpfen und ringen für ihre Freiheit,
für ihre Existenz mit jeder Fiber ihres
Körpers, mit jedem Gedanken ihres
Hirns.
Abcr so ermnlhigcnd, so Zuversicht
lich auch dieser Entschluß war sie war
doch nur ein Weib, und hinter den
heroischen Entschlüssen stand cin weib
liches Herz, der Freiheitsdrang, der sie
beseelte, hatte seine Wurzel in der
Vicbe, die sie im Herzen trug. Aus all'
den Herrlichkeiten von Wcsthampton
Eourt hatte sie nurEincs gerettet den
Brief Doktor Strchlcns! Wie oft
hatte sie ihn in ihrer Gefangenschaft
schon gelesen? Sie wußte eS nicht.
Tagelang hatte sie weiter nichts ge
than, als diesen Brief gelesen. Sie
kannte ihn auswendig und las ihn
immer und immer wieder, hütete ihn
wie einen Schatz und trug ihn auf dem
Herzen.
Daö Bedürfniß nach einem Freunde,
einer Stütze im Veben, die fie früher
so achtlos zurückgewiesen hatte, fachte
jetzt daö lange in der Brust getragene
Gefühl der Vicbe zu einer hellen, wild
emporschlagcndcn Flamme an. Auch
wußte sie, daß Strchlen sie liebe. Aus
jeder Zeile sprach die zärtliche Besorg
nis; um sie, und in feinen Augen halle
sie oft gelesen, wie innig, wie hin
gebend er ihr zugethan nw, und wie
nur eine pein!iae urueknaikung. c:e
sie ibm selbst dnich i'er Mißtrauen ihm
gegenüber user'.cgt balle, idn bin
dcne, frei ui',d ruen die Sprache des
liebenden Mannes zu ibr zu reden.
Es bandelte sich darum, dein Doktor
Strehlen Nachricht von ihr zukommen
zu lassen. Im Ansang dachte Iessie
sich die Sache sebr einfach. Aber schon
in den ersten Zagen sah sie. das: Des
tor EomminS nicht nur alle Briefe, d:e
ankamen, erbrach, sondern auch alle,
die abgingen rder abgehen sollten.
Tcrm daß Doktor Eommins alle
Briefe, die ihm nicht paßten, zurück
hielt, das war ibr sofort klargeworden.
Seit der Zeit zermarterte Iessie
ihr Hirn, um ein Mittel zu finden,
einen Brief aus Hal'jca Eastle lieraus
und sicher in die Hände des Doktor
Ekrehlen zu bringen, sie fand jedoch
keines. Sie hätte gern die Magd, oder
auch den Aufwärter Sam bestochen,
um sie gefügig zu machen, abcr womit
sollte fie sir bestechen? Man halte ihr
nichts gelassen, rein nichts!
So standen die Sachen, als eines
TageS ziemlich unersrarket Doktor
Eommins, den Iessie sonst fast nie
sah, in ihre JjeUe trat.
Miß Jesferson." sagte er. eö ist
ein Brief von Ihrem Onkcl angc
kommen
Ich habe keinen Onkcl," fuhr
Icssie zornig auf. Die Erinnerung an
all' die Täuschungen und das Elend,
das dieser Mann über sie gebracht
hatte, übermannte sie.
Doktor EomminS zuckte die Achseln.
DaS ist Ihre momentane Meinung
und diese Meinung ist falsch, Miß
Iefscrson. Sie haben einen Onkel"
Nun gut. Meinethalben," fuhr
sie bitter auf, wie Andere etwa die
Eholcra, oder die Schwindsucht haben,
so habe ich einen Onkcl."
Wie es Ihnen bclicbt, Miß Jef
ferson. Also Ihr Onkcl, der ja gleich
zcitig Ihr Vormund und für Sie wi;
für Ihr Vermögen verantwortlich ist,
schreibt Ihnen folgenden Brief:
,Viebe Iessie, Deine Krankheit macht
mir unendlichen Kummer und ich zcr
martere mcin Gehirn mit Nachdenken,
wie ich Deine Vage verbessern könnte.
Doktor Eommins schreibt mir, daß
von Deinem Aufenthalt in Halfsea
Eastle vorläufig noch kein Ende abzu
schcn wäre, und das betrübt mich um
so mehr, als Dir der Aufenthalt in dcr
sonst gut rcnommirtcn Anstalt des
Doktor Eommins nicht gefallen
will'"
Nicht gefallen will!" bemerkte
Iessie ironisch. Haben Sie schon
jemals einen Menschen gesehen, dem
es in Halfsea Eastle gefallen wollte?"
Nein," erwiderte Doktor Eommins
kurz und trocken, abcr bitte, hören
Sie weiter, was Ihnen Ihr Onkcl
schreibt: ,Nun habe ich gestern mit
Hugh gesprochen, dcr die bestimmte
Meinung äußerte, daß Dir eine Ja
milicnpflcge in Wcsthampton Eourt
oder wo Du eö sonst vorziehen würdest,
besser zu Statten kommen dürfte, als
eine Anstaltspflege. Das mag ja wohl
sein, abcr eine Verantwortung dafür
kann ich nicht übernehmen, es sei denn,
daß ich Hugh selbst diese Verantwor
tung dadurch übertragen könnte, daß
Du Dich entschließest, Dich mit ihm
zu verheirathcn. Als Dein Mann
hätte er nicht nur die Pflicht, sondern
auch das R'ccht, Dich aus der Anstalt
herauszunehmen und Deine Heilung
in oben erwähnter Art zu versuchen.
Du siehst, Iessie, wir bieten Dir alle
Möglichkeiten, um Deine Vage so er
träglich wie möglich zu gestalten, und
ich kann nur wünschen, daß Du unseren
guten Willen anerkennst und uns in
unserem Bestreben entgegenkommst.
Theile mir so bald als möglich mit,
wozu Du Dich entschlossen hast, und
sei herzlich gegrüßt von uns Allen und
besonders von Deinem Dich treu lie
bcndcn Onkcl und Vormund
Simon Jesferson.'"
Schon während Doktor Eommins den
Brief langsam und deutlich vorlas, war
sich Iessie darüber klar, was diese neue
Komödie zu bedeuten habe. Hinter den
liebevollen Redensarten und süßen
Versicherungen ihres Onkels stand klar
und deutlich die Alternative: Wenn
Tu Hugh heirathest, bist Du frei
wenn nicht, nicht!" Denn daß man
sie später, wenn sie Hnghs Gemahlin
war, noch einmal in dieser Weise übcr-
listcn könne, daö glaubte jie nicht. '
Sie setzte einen solchen Versuch von
Seiten ihrer Verwandten auch nicht i
voraus. Er wäre aussichtslos gewesen, j
Das ist, was Ihr Onkcl 'schreibt, i
Miß Jcsscrson," fuhr dcr Doktor fort, i
und Sie können nun übcr mich den- '
kcn, wie Sie wollen, Miß, das müssen
Sie doch zugeben, daß ich nicht eigen
nützig bin, denn sonst hätte ich Ihnen
diesen Brief vorenthalten und somit
mir eine Patientin erhalten können."
Iessie zuckle verächtlich mit den
Lippen. Sie war in der letzten Zeit so
sehr an die abgefeimte Niederträchtig
seit dcr Menschen gewöhnt worden,
daß sie ohne Weiteres durchschaute,
was hier vorging.
Wie viel hat man Ihnen denn von
meinem Vermögen versprochen, wcnn
ich meines Vetters Frau werde?" fragte
sie.
Bei meiner Ehre, Miß, nicht
einen Pcnny."
Bei Ihrer Ehre!" wiederholte sie
spöttisch, aber gleichviel, ich miß
gönne Ihnen Ihren Gewinn nicht.
Ja, schreiben Sie meinem Onkcl, daß
ich bereit bin, mich mit meinem Vetter
Hugh in Vondon zu vcrhcirathcn "
In Vondon, Miß?" fragte Doktor
Eommins mit eigenthümlicher Beto
nung. Nun ja, in London. Wo denn?"
entgcgnete sie etwas unsicher.
Miß Jeffcrson," sagte der Doktor
wieder mit einem mitleidigen Lächeln
aus den Lippen,' Sie müssen nicht
solche Hinterthüren brauchen. Mir
gegenüber nützt das nichts und Ihrem
Onkcl gegenüber auch nicht."
Was meinen Sie?"
Ich soll cö wohl nicht schcn, daß
Sie uns eine Nase drehen wollen?
Daß Sie sich sagen : ,Nur erst aus dcr
Anstalt, was dann wird, wollen wir
schon sehen.' Darauf acht natürlich
'.'emano ein. c;e micin'it sie nnuau
nur al j GematiliH I'nes Betters cter
gar nicht.'
Iest'ic sah es wcl'l ein. daß sie ibren
Geiinnn wdl gewachsen war. Sie
waren ichlcw.r wie sie und hielten sie
in ihrer Gewalt. Aber sie verzweifelte
noch nicht.
Was also soll ich Ihrem Onkel
schreiben?" fragte Doktor EomminS
wieder.
Meinem OnM? Vorläufig nichts!
Aber ich werde meinem Vetter einen
Brief schreiben, wenn Sie mir zu
sichern, daß der Brief frei und uner
brocken passirt."
Miß Jesferson'
Sie werden verstehen, dag ich
unier solchen Umständen meinem Vet
ter Dinge mitzutheilen habe, die Nie
mand zn wissen braucht, Doktor Eom
mins." Ich verstehe gar nichts. Miß, wa
gegen meine Hausregel geht, lind eine
solche Korrespondenz geht gegen meine
Hausregcl. Ich lasse ni!kS durch,
was ich nicht sehe, kann nichts durch
lassen. Ich fc'äre ja keinen Augenblick
sicher, wenn ich irgend welche Kor
rcspondcnzcn durchließe. Theilen Sie
mir also mit, was Sie wün schcn, das;
ich Ihren Verwandten schreiben soll.
Das ist Alles, was wir miteinander
zu thun haben."
Iessie biß die Zähne aufeinander
und schaute verzweifelt durch daö vcr
gitterte Fenster auf die trostlose Schnee
laudschast. Sie war eben eine arme,
wehrlose Gefangene und befand sich
in dcr Gewalt ihrer Gegner. Was
konnte sie thun? Alle ihre Pläne schlu
gen fehl. Sie dachte, einem Brief an
Hugh einige Zeilen an Strchlen bei
fügen zu können auch diese Hoffnung
war dahin.
Ich werde mir den Vorschlag inci
ncö Onlelö überlegen," sagte sie end
lich, und Doktor Evuiminö ließ sie nach
einigen heuchlerischen Redensarten
wieder allein.
Icssie war nicht einen Augenblick
darüber im Unklaren, ob sie ihren Vet
ter Hugh heiralhcn solle, um sich auö
dcr Gewalt dcö Doktor Eommins zu
befreien, odcr nicht. Sie war cntfchlos
scn, sich chcr den Felsen von Halfsea
Eastle hinunterzustürzen, als diese Ehe
einzugehen, und, wenn man sie mit
Gewalt zum Priester schleppen würde,
mit dcr ganzen Kraft dcr Lunge ein
Nein zu rufen nicht nur, wcil Hugh
die kleine Miß Tappcrday so chrlos
verrathen, sondern wcil Icssie liebte,
einen Anderen liebte, und sich dieser
Liebe bewußt geworden war.
Also nicht deshalb wollte sie sich den
Vorschlag ihres Onkels überlegen, wie
sie zu Eommins gesagt hatte, sondcm
um Zeit zu gewinnen. Sie hoffte trotz
ihrer verzweifelten Vage mein Gott,
wer hoffte nicht, so lange er athmet
daß irgend cin Zwischenfall eintreten,
sich irgend etwas ereignen müßte, was
ihr eine Entscheidung in dieser Angc
legenhcit ersparen würde.
Abcr dcr Tag verging und nichts
dergleichen trat cin. So sehr sie auch
sann, nichts bot sich ihrer verzweifelten
Nathlosigkeit, was ihr Rettung hoffen
ließ.
So saß sie traurig und in Thränen
in ihrer finsteren Zelle und dachte übcr
ihr Unglück nach, als sich draußen auf
dem Gang ein heftiges Schelten und
'Schimpfen vernehmbar machte. Das
war ihr nichts Neues. Sie wußte in
Folge früherer derartiger Auftritte, daß
die Frau des Doktor Eommins sich
öfter mit der Magd, der schlampigen
Taddy, zankte.
Eine ganze Flasche Doppelbier,"
hörte sie MrS. EomminS, die auch nicht
gerade fein war, schelten, ich habe
sie hierher auf den Schrank gestellt.
Und Du hast sie auögctrunkcn und
dann fallcn las scn, um glauben zu
machen, die Katze hätte sie umgerissen
und das Bier sei ausgelaufen. Willst
Tu auch noch lügen, Du Strohwisch?"
Strohwisch?" fuhr die Stimme der
Magd kreischend auf. Mit Verlaub,
ich bin kein Strohwisch, und wenn Sie
mich wegen einer lumpigen Flasche
Bier einen Strohwisch nennen, so
geben Sie Acht, daß ich Ihnen nicht
mit meinen fünf Fingern in's Gesicht
fahre."
Was? Tu willst auch noch drohen,
Du spitzbübische Kreatur? Weißt Tu
nicht, daß ich Tich sofort vom Sheriff
holen lassen kann, Tu"
Tann hörten die Worte auf und es
kam offenbar, wie schon manches Mal,
eine kleine Kampfszcnc, die dann Dok
tor EomminS, dcr scincr Ehehälfte zu
Hilfe eilte, durch seine Verstärkung zur
Entscheidung brachte. Hierauf kam gc
wohnlich cin gemeinsamer Erguß von
Schimpfreden ScilcnS dcö Ehepaares,
und dcr endliche schimpfliche Rückzug
TaddyS in die Küche. So kam es auch
heute, nur schien es Icssie, als ob die
Kninpfszcne etwas ausgiebiger ausgc
fallcn wäre als sonst, denn sie hörte
die klatschenden Schläge bis in ihre
Zelle hinein.
So widerlich Icssie diese Szenen
waren, so gab ihr diese von heute Abend
doch zu denken, und als es der Zufall
wollte, daß ihr Taddy ctwa eine
Stunde später das Abendessen brachte,
wobei Iessie bcmcrttc, daß sie große,
blutunterlaufene Striemen im Gesicht
und am rcchtcu Arm hatte, sagte sie zu
ihr :
Man hat Sie geschlagen, Taddy?"
Taddy sagte zunächst gar nichts, son
dcrn begnügte sich. Icssie anzuselie::.
dann fluchte sie laut und ordinär, als
wenn sie vorhalte, sich an MrS. Ecm
ntiuS zu rächen.
Ich habe es gehört, als ich vorhin'
dort au meiner Thüre faß." suhr
Icssie fort. Würde:: Sie nicht einen
anderen, besseren Dienst verziehen, wo
Sie mehr zu essen und zu trinken, aber
keine Prügel bekämen und weniger hart
zu arbeitn: brauchten?"
Das wäre mir bei Gott schon recht.
i. e..n ich nur gleich solch' einen Dienst
halle, v.aß."
Sie uiife:!, ?e.dd:i. das; ich sei r
reich lun u:iz Ilu.en web! ei;:e:i ?ieusl
besorgen kann, nenn Sie mir gefällig
kein wollen, "
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