Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 28, 1895, Image 1

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WZMM.
A
J,
y Jahrgang 15,
Auf, nach Canoffa !
Wilhelm wird Vismarck ,i
n B1uch adftattt.
Berlin. Der 5ttichSIg hat heute
den nirag us Attshebung bei Jesuiten
yksksc abermals angenommen. Das
Centrum begrüßte das bftimiungre
sullat mit fturmischkn Hurroh.
Wien, trhkrzog Aldrccht von Oe
stmeidj, der Gencral-Jnsperieur der k.
und 1. Armee, ist.in Arco in Lüd'Tyrol,
in dessen mildem Klima er Minderung
seine Leiden gesucht hat, einem Lun
qenleiden erlegen.
Paris. In Folge der schlechten Kost
und der geistigen Aufregung ist der dc
gradirte ArliÜerie'Hauplmann Dreyfus
in Biest erkrankt. Seit mehreren Da
gen befindet er sich dort auf der Kranken
uatio, und es ist zmeiielhast, ob er Cn
fr, Februar die Reise nach dem Pfeffer
land wird anlrelen können. Dabei
jährt er fort, seine Unschuld zu betheu
er, und behauptet, dieselbe werde sehr
bald ans Licht kommen.
Berlin. Dem Bruder des Kaisers,
Prinz Heinrich von Preußen, auch der
Seesahrer" genannt, steht in nächster
Zeit die hohe Auszeichnung der (jrneii
uiig zu, ContreAdmiral bevor. Schon
seine Ernennung zum Commandantcu
des Panzerschiffes erster Klaffe Wöcth"
lenkt! die allgemeine Aufmerksamkeit aus
die Karriere deS Prinzen, der sich seit
seinem Eintritt in die Marine im Jahre
1877 fast auf allen Schissstypen an
Bord befunden, so dah seine jachausbil'
düng im prakischen Dienste mit der der
übrigen Kapitäns zur See mindestens
gleichen tzchritt gehalten hat. Seine
Belieb, heit i Marinekieisen, seine gedie
gene Kenntniß des Dienstes, seine sprich
wörtliche Leuiseligkeit im Verkehr mit
den untergeordneten Seebären und seine
w'ilen Reisen machen ihn zur Beklei
düng des Postens eines ContreAdn,i
ralS wie geschaffen.
Äcrlin. Kaiser Wilhelm geht am 28
März nach ,,Canvssa," mit anderen
Worten, nach JriedrichSruh Die Er
eigniff!? seit dem 18. März 189t) haben
sich ganz anders gestaltet, als der Kaiser
sie sich ausmalte. Jetzt, nachdem er die
Politik deS gestürzten ersten Reichkanz
lerS wieder ausgenommen und mit den
Nachfolgern Bismark'S so schlimme Er
sahrungen gemacht hat, ist sein Besuch
in grieorichsruh einer Pilgerfahrt und
einem öffentlichen Geständnis; seines
großen Irrthums verzweifelt ähnlich.
V Der Staatsmann, der DeutschlandsEin
tV. heit gründete und Deutschland wie kein
Zweiter kannte, ist mit der Zeit gerächt
Sein prophetisches Wort beim Berlassen
des Reichskanzler Pclais an dem denk
wüldigen Märztage: Le roi me reoer
ra!" (Der König wird mich miederse
hcn!") ist in Erfüllung gegangen.
Washington. Frcderick Douglaß,
der berühmte Mulatte und Redner, wur
de in seiner Wohnung zu Anacosta vom
Schlage gerührt und nur auf der Stelle
todt.
Er wurde 1817 von einer Sklavin
auf einer Plantage Col. Llovb's in
Maryland geboren, lernte gegen den
Willen seines Herrn Lesen, Schreiben
und Rechnen und wurde dann an einen
Schiffsbaue? in Baltimore verkauft,
dem er 1838 entlief, worauf er sich nach
Massachusetts begab, wo er mit Unter
slützunq Llovd Garrifons seine Bildung
vervollkommnete Er wurde Aaent der
Anti-Slaverei. Gesellschaft von Massa-
chusetts. begab sich 1843 nach England,
hielt dort Reden und erreichte durch ver
schiedene Schriften über Sklaverei gro
ßes Aufsehen, Nach Proklmicung der
Emanzipation der Reger berief ihn Prä
sivcnt Lincoln häufig zur Consulaiion
nach Waschhmgton im Interesse der
Farbigen; 1L71 war Douglaß Sekretär
bei der San Domingo-Commission und
1881 ward er von Präiident Garnlo
zum Negistrator für den.Distriki eniannt.
i
lsalifornia und Utah Er-
cursioncn.
Die Burlington läßt an jedem Don-
nerstaa einen Touristenschlafwagen, mel
chcr Lincoln gegen 12:15 Nachmittags
in der Richtung , nach toalt race, ca
Francisco u,Los Angeles verläß,tlaufen.
Nur5 für ein Doppelbett, von Lincoln
nach Vei Angeles. Diese Ercurlioncn
haben sich sehr vortheilhaft erwiesen und
zwar aus dem Grunde, weil sie von ei
nein Bcamtcn der Bahn persönlich be
aufsichtiqt werden. Wegen nähererAuS
kunfl bezgl. der Tickets usw., wende man
sich an die Bahnhofs' und Stadtoisice,
Ecke der 10. und O Straße.
Heilung garantirt.
Wir ermichii,,kn unseren Aootdeker
Dr, Ring i meiv TikcoverrgeaenSchm'.nd'
s.icdt. bust, n und Erkältung unier dieser
Bedingung , verkaufen. Wenn Ihr ein
Husten. Erkältun, oder irgend einer Lun
aen. Kedle oder B-uftkrankdeit deimae
liebt werdet, und Ihr di'se Heilmittel,
wie vorae'chri"ken, benutzen wollt, so wird
Euch' da Geld nach Einiendung der FIa
scbe zunick rstaitet. Wir könnten di,s
Anerd,kten nicht machen, wenn mir von
der Heilkraft die,'r Arznei nicht Lb.zenat
mären. 6 verfehlt niemals seinen Zeck.
BersuchZftaichen frei bei I. H. Harten,
Apotheker. 2
In dem Laden des I. Dwver zu
Greeley Center brach am Dienstag Feuer
aus, welches aber keinen bedeutenden
Schaden verursacht hat. Das Feuer ist
ohne Zweifel von ruchloser Hand angr
legt worden.
t. Ryan, ein Conduktcur der B.
M. Bahn, ist in NkbraLka City an,
der Grippe erkrankt. '
'Aus dem 2 1 statt.
In Fairburq werde gegenwürtig
viele ZIrubaulen kirichtek.
V. 7hrends hat sich in Nebraska
City mit Frl. I. Frenzei vermählt.
In Bestrick ist Frau R. Simmons.
die Mutter der Frau E. I. Pürier, im
71 Lebensjahre gestorben.
Herr B. Hawey. ein Bürger o,
Lincoln, hat sich mit grl. Maria Green
von Bealriee vermählt.
In Tecumseh ist &. Vailcy im
Alter von 81 Jahren entschlafen.
F. Bauer, ein akter Bürger von
SiedraSka City, ist im Alter von ?S Iah
icn aus dem Leben geschiede.
Die Stadt Crete wird demnächst
Anstrengungen machen, denEountyjitz zu
erlangen.
A. W. Lydick hat sich in Fremont
mit Frl. Sarah Lewis von Balley ver
mahlt. Die deutsche Nationolbank zu Ha
stii,gs hat die Gallrefsilchc Wirtschaft
schließen lassen.
Fräulein C. A. Groß von Fair,
bury. ist durch einen Sturz von der
Treppe an dir Hand verletzt worden.
Frau V. Asher, die Gattin eines
Farmers von Todge Eounly, ist in die
Irrenanstalt zu Nocsolk überführt mor
den. W. Green, der frühere Commiffar
von Jefferson County, liegt an den Fol
gen eine Sturzes aus sei, em Wagen in
Fairburv schwer krank darnieder.
I. Machmaler, e,n westlich von
Norfolk wohnender Landmirth, wurde
auf dem Heimwege von Strolchen über
fallen und seiner Baarschaft beraubt.
Im Windsor Hotel zu Omaha hat
sich A. Walters, ein Bürger von Creston,
Iowa, der bis zum 1. Januar in Dien
stcn der B. & M. gestanden, vergiftet.
W. Brown von Fremont hat 1600
Schase an E. Upton zu H 50 per Hiin
dcrt verkauft. Die Schafe werden nach
Liverpool befördert.
In Fairbury hat ein toller Hund
die Stadt in große Aufregung versetzt,
da das gefährliche Thier bereits weitere
Köter gebissen halte.
Die Postossice zu Bennett wurde
am verflossenen Mittwoch von Dieben
heimgesucht, welche Freimarken im Wer.
khc von $300 und $80 in Baar erbeute
te. Die Bürger von Phclpö County
haben sich gegen die Vorausgebung von
Bonds in Höhe von öv,00l)ausgespro
chen, welcher Betrag zum Ankaufn von
Saalgetreide verwendet werden sollte.
A. T- Neath, der Geschäftsführer
der .Nebraska City Packing C", hat
eine Depesche von England erhalten,
welche ihm vom Tode seiner Mutter
Kunde gab.
A. I. Allen, welcher in Elkhorn
schwer krank darniederlag, hat sich im
Bett erschossen. Der Sonderling stand
im 72. Lebensjahre und hätte sonach
wohl warten können, bis er von seinen
Leiden erlöst werde.
Jakob Kodes, welcher westlich von
Wilber eine große Farm besitzt, wurde
vom Burlingion Zuge No. 92 überfah
ren und getödlet. Der Mann versuchte
die Geleise zu kreuzen, als er vom Zuge
überrascht wurde.
Cha?. Matthems von Omaha,
Gemeiner in Company .,($" des 2 Jn
s,ni!criergimenls der Bundesarmee, er
mordete feine rau und jagte sich dann
selbst eine Kugel durch den Kopf.
Frau E. Brckdford, ist in Platts
mouth in, Lv. Jahre gestorben. Die
Verstorbene wurde in Maine geboren
und kam im Jahre 1859 nach Rebraska
City, Vor ungefähr 5 Jahren siedelte
Frau Brabsord nach Platlsmouth über,
um bei ihrer Tochter zu wohnen.
' Die Fremont Stock Jards und Land
Co. hat für das laufende Jahr die fol
oendcn Beamten erwählt: Präsident, L.
D. Richards: Vice.Präsident. I. D.
Mc'Donald; Schatzmeister. L. M. Kee
ne; Secretär, I. T. Hansen ; Direkto
ren, W. H. Manger. L. P. Larson. L.
M. Kcene, Fred Meyer. L. D. Richards,
E. N. Norse. I. L. Mc'Donald. R. B.
Schneider, P. E. Lall.
Zu der Convention derReisenden,
welche während der vei flossencn Woche
in Omaha stattland, hakten tfch unge
fähr 300 Gäste eiiigefiindcn. Die Fir
ma Fred Krug halte den Besuchern ei
nen Extrazug der Burlington Bahn zur
Verfügung gestellt, der die Ausflügler
zu der neuen Brauerei beförderte, wo
sie von der renommirten Firma in der zu
vorkommendsten Weise empfangen und
bewirthet wurden.
Ray Varnky. Fred Carmen und
James Kastner sind in Rebraska Cily
verhaftet worden, weil sie die Salvation
Army belästigt hatten. Die Behör
den sollten dem Unsug, den t ie Heuls
Armee auf den Straßen anstellt, .ein
Ene machen. Wenn junge Bürschchen
sich über das Benehmen der Mitglieder
dieser Verbündung lustig machen, so
kann ihnen dies kein vernünftiger Mensch
verdenken.
Während der letzten Monate haben
die Landwirlhe in der Gegend von Te
kamah hundert Schweine oder mehr,
Getreide, Pferdegeschirre, landmirth
schaftliche Maschinen usw , verloren und
zwar durch eine organisirte Diebesbande.
Die Gebrüder Schepherd und Lou Ward
lind verhstct worden, weil Pseidcge
schirre. Weizen'ind eine große Miige
der gestohlenen Waaren sich'in ihrem Be-j
sitze befanden.
Lincoln,
B. G. Lvman. welcher mehrere
Jahre als Buchhalter bei der Buffalo
County National Bank in Kearney thä
tig gewesen, wird sich als Hillsagent der
amerikanischen Bibelgesellschaft nach
Shanghai, Etzina begeben, WaS die ame
rikanischen Missionare in China erzielen
wollen, ist ung nicht recht reistäntlich
da hierzulande der Humbug und die Un
ehrlichkeit herrlichere Blüthen zeitigt, als
im himmlischen Reiche. In Amerika
werden die Bankgauner hochfein be
handelt, während China "solche Subjekte
um einen Kopf kürzer macht.
Richter Ambrose vom DiftriktSge
richte zu Omvha hat eine dahin geheide
Entscheidung abgegeben, daß Bischof
Scanne!, General Vikar Choka. Vater
Takomomich, der Priester der in Frage
siehenden Kirche, und zwei Laien, welche
Genannten das Kirchendirektorium bil
ccn, nach katholischem Kirchenrechte be
fugt waren, eine Hypothek auf das Ei'
genthum der hiesigen St. Paulökirche
aufzunehmen, ohne sich vorher mit der
Gemeinde darüber verstänigt zu haben.
Des weiteren entschied genannter
Richte.' dahin, die Gemeinde der St.
Paulskirche sei cht berechtigt, einen
Priester anzustellen, der vom Bischof
Scauncl nicht als katholischer Priester
anerkannt worden sei.
Bermihte Erbe.
Nachstehende Personen oder deren Er
den wollen sich sofort an Hermann
Marckworth. deutscher Nechtganwalt,
224 und 22 Vine Straß.', Cincinni'li.
Ohio, wenden:
Aumann, Friedrich aus Hanau am
Main
Armbruster, Genovefa aus Wasseral-
singen, angl in Brooklyn
Bahr, Ludwig aus Rauschenberg
Behnke, Erlen von Maria Sophie
Dorothea
Bosse, Barbara aus Waffcralsingen,
angebl in New Z)ork
Dieterle, Karl Gustav und Christian
Gustav aus Neuenstadt a. Kocher
Deininger, Kunigunda aus Wasseral
singen angebl in Cleveland
Esther, Leonhard, Magdalena geb
Uecker, Georg und Stephan ausGilching
Frahm, Ludwig aus Neubrandenburg
Haberecht. Mar aus Berlin
Heß. Karl aus Waibstadt
Heucheiner, Johannes aus Wasseral
singen Kautschke, Franz Albert aus Neumeck
lcnburg Koch geb. Reuß, Dorothea aus Reich
Holzheim, angebl in New Brk
Lailfch, Joh Jakob aus grank,urt
Niemeyer, Christian, Heinrich und
Ludwig aus Ottenstcin
Paclieser, Hermnnn aus Laukischken
Packieser, Otto aus Sussemilken
von Riedmüller, Joses aus Konstanz
Ruf, Rosine aus Wasseralsingen, an
gebl in New Jork
Reinhardt, Erben von Joh Martin
Spalding, Julius aus Breslau,
Ceegcr, Erben von Johann
Serr, Albert aus Nordrach
Schmidt, Peler Rasmussen aus Sü
derballig Ständerer, Veronika aus Wasseral-
fingen, angebl in New Aork
Sliciving, Johannes aus Wasseralsin-
gen. angebl in Ohio
T.öndlin, Elisabeth aus Waltersyofcn
Thomsen, Frederik aus Oesby
Wnsc, Karl Julius aus Herwigsdorf
Windbäuser, Erben von Jakob
Wendt, Wilhelm Friedrich aus Haus-
selbe
Weitnaner, Joh Karl aus Kempten
Wolfs, Ludwig aus Kempten
Zimmermann, Jakob aus Unlerhar
mersbach Ein strenger Winter.
DieUrsachederLeidenund
derVermehrungder
Krankheiten.
Dieser Winter wzr der strergste seit
vielen Jahren. Im Norden, Süden
Osten und Westen herrschten grimmige
Kälte und Schneeslürme vor. Dies
wird sicherlich eine große Vermehrung
von Krankheits' uns Todesfällen zur
Folbe haben. Chronischer Katarrh und
Schwindsucht beginnen stets durch eine
erkältuiig. Taufende haben den Weg
zu lebenslänglichem Ende durch chroni
schen Katarrh, oder zu einem sicheren
Tode durch die Schwindsucht betrete,,.
Es ist noch nicht zu spät, gerettet und
einem Leben voll Gesundheit nd Kraft
wiedergeben zu werden. Pe-ru na bringt
dies fertig. Es ist unfehlbar in der
Heilung von chronischem Catarih.der
weniger als zwei Jahre alt. Natürlich
heilt Pe-ru-na Tausende und Tausende
Fällen chronischen Katarrhs, die schon
viele Jahre bestanden hahen, doch in
Fällen neueren Ursprungs ist die Hei
lung eine schnellere, sichere und zuverläs
sigere. Jeder Fall von Husten oder
Erkältung, der die Folge dieses strengen
Winters ist, kann jetzt in kurzer Zeit
darch Peru-i:a geheiltt werden. Kein
einziger braucht sehl zu schlagen.
Alle Solche, die Pe-ru-na einnehmen
und den Raiht des Dr. Hartmins über
ihre Fälle einzuholen wünschen, sollten
an denselben schreiben, mit Angabe von
Alter, Geschlecht, Krankheit und Dauer,
uud die Antwort wird kostensrei'erfolgcn.
Eine Behandlung von wenigen Wochen
jetzt wird jahrelangech Leiden vorbeugen
und in vielen Fällen den Tod verscheu.
Eine Abhandlung über chronischen
Katarrh, der Grisse, Husten, Erkältun
gen und Schwindsucht wird kostedfrci
versandt von der Pe-ru-na Drug Manu
sacturing Co., Columbus, Ohio.
Für ein freies Buch über Krebs adres
sire man Dr. Hartman, Columbus, O.
Ncb., Donnerstag,
Vergrabene Lchüqe.
Gs unterliegt keinem Zweifel, daß
die Crde ungeheuere öerthsummcn
birot, die im Vauie der Zeiten vergra
den wurde aud ihier Entdeckung noch
harren. Nach einer Schätzung des
Archäologen .vinkclmann war bei ?'e
ginn der Kreuiziige 10'.'6 n. Ehr. an
Gold und Silbcrgcld in Europa weni
ger als ein Prozent von dem betrage
im Umlauf, den das romische Kaiser
reich zu der Zeit auswies, in der es
aus der .ohe seines NcichlhuinS stand.
Wohin aber war der :icil gekommen:
?,ehiicn wir an, daß itr Zahn der
Zeit ein Zehntel dieses eldvorraths
vernichtet habe und vielleicht ein Fünf
tel den maurischen Freibeutern in die
Hände gefallen sei, so bleiben noch
lmiiicr etwas über drei Fünftel, deren
Berbleib rälhsclhnst sein konnte, wenn
man nicht gute Gründe für die An
nähme halte, daß sie in der Erde ruhen.
Die Summen wurden nicht durch Erd
beben verschlungen, sondern von Geiz
Hälsen und Flüchtlingen vergraben.
Während der entsetzlichen Kriege des
Alterthum? und des Miltelaltcrs wur
den Tausende von Städten theils gc
plündert, theils oft in einer Weise zcr
stört, daß man heute nicht einmal mit
Bestimmtheit ihren einstmaligen Platz
angeben 'kann. Nahte sich ein feittd
liehe Heer einer Stadt, so flüchteten
die Bewohner in der Regel. Da sie
hierbei aber riokirten, aufgehalten und
geplündert zu werden, so' pflegten sie
sich nicht mit ihren Werthsachen zn
belasten, sondern sie vergruben sie an
einer Stelle, die ihnen sicher genug
schien, um die Hoffnung hegen zu kön
nen, daß sie den Schatz nach Be
endigung deS Krieges wiederfinden
würden. Als solche Stellen wurden
meist Wälder und Hügcl in der Um
gcbung der betreffenden Städte gc
wählt. Die Flüchtlinge rit-kirtcn
natürlich auch, gefangen genommen
und in die Sklaverei geschleppt zu wer
den. Hatten sie in diesem Falle ihre
Wcrthsuinmcn sicher vergraben, so
konnten sie sich wenigstens mit dem
zweifelhaften Troste beruhigen, daß
die Fruchte ihres früheren Fleiße den
Eroberern nicht in die Hände fielen.
Viele der unglücklichen Flüchtlinge
wurden erschlagen oder starben im Exil,
das Geheimniß hinsichtlich des Auf
bewahrungöortcs ihres R'cichthums aber
nahmen sie mit in 's Grab. Der Me
thode, nicht transportable Wcrthgegen
stände zu verstecken, bedienten sich auch
Regenten zweiter Ordnung, wenn sie
sich im Kampfe mit einem mächtigen
Nachbar befanden. Als die alten egyp
tischen Armeen nicht mehr im Stande
waren, da Eindringen fremder Er
oberer zu hindern, ließen die Pharaonen
durch ihre Leibeignen die Kalksteinfel
fcn Obcr-Egyptens unterhöhlen, worauf
sie dann oft die Massaknrung der
Arbeiter anordneten, um zu verhüten,
daß die Geheimnisse jener unter
irdischen Labyrinthe offenbar würden.
Eine ähnliche BorsichtSmaßregcl wand
ten die Wcstgothcn im Jahre 410 n.
Chr. hinsichtlich der Gefangenen an,
die sie gezwungen hatten, für ihren
großen Konig Alarich im Buscntoflusse
in Italien die Begräbnißstätte zu gra
ben. Auch der von Eyruö im Jahre
543 v. Ehr. gefangen genommene und
zum Fcucrtode verurtheilte König
Krösus von Lydicn scheint für die Fol
gen einer eventuellen Nicdctlage Bor
kehrungcn getroffen zu haben. Er ließ
durch einen Berg in der Nähe seiner
Hauptstadt Saides einen Tunnel mit
seitlichen Felsengewölben bauen, in
denen er einen Theil seiner Schätze
unterbrachte. Man vermuthet, daß die
Sarazenen diese Schätze auffanden, als
sie Kleinasien sich unterwarfen. Der
Plan aber, dieses unterirdische Bersteck
zur Bergung von Reichthümern zu ver
wenden, scheint ihnen so gut gefallen
zu haben, daß sie das Geheimniß des
Tunnels sorgsam hüteten, und zwar
wahrscheinlich in der ?lbsicht, letzteren
in gegebenem Falle in gleicher Weise
zu benutzen. Der Tunnel wurde erst
1843 wicdcrenidcckt und zwar durch
einen Zufall. Man brauchte Bausteine
und öffnete einen verstopften Berg
eingang. den man für den Eingang zu
einem alten Felsengrabs hielt. Nach
dem man mehrere Wagen voll Schutt
entfernt hatte, zeigte sich ein langer
Gang, der sich nach hinten zu allmälig
erweiterte und schließlich zu einem
Gewölbe von 50 Fuß Höhe und 200
Fuß Länge führte. Das Gewölbe wies
zahlreiche Seitenhöhlen auf und hatte
einen ebenen Fußboden. Eine kolossale
Steinfigur, die einen Löwen oder
einen Kettenhund darstellen soll, steht
an den Portalen des Gewölbes. Der
hintere Theil desselben ist indeß durch
einen Einsturz der Decke in einer
Weise versperrt, daß selbst die etwaige
Auffindung und Entzifferung des
ehemaligen Bauplanes nutzlos sein
würde. Angenommen aber wird, daß
dieses unterirdische Bcrließ noch einen
großen Theil seines einstigen kostbaren
Inhaltes birgt. Die betreffenden
Architekten hätten sich wohl sonst kaum
die Mühe, die in der Herstellung des
Baues zu Tage tritt, genommen, wenn
sie von der selbstverständlichen Bor
ficht hätten absehen wollen, unbefugte
Eindringlinge irre zu führen.
Tausende solcher Gewölbe und Höh
len mögen sich aber in der Nähc'von
Rom, Karthago, Sidon, Numantia und
anderen alten, theilweise vom Eidboden
verschwundenen Städten befinden. Und
welche Schätze diese unterirdischen
Räume bergen mögen, davon erhalt
man einen Begriff durch die Forschun
gen SchliemannS, die ihren hitori
schen Werth behalten werden, trotzdem
nahezu alle kompetenten Forscher der '
Februar 1895.
Gemummt in in Ixtliril einig lind,
daß zum Beispiel die trojanischen
Nachgrabungen Säilienianns nicht auf
derselben Stelle, auf der diese Stadt
einstmals stand, stattfanden. In der
Nachbarschaft Trojas befanden sich vor
und nach dem Falle Roms kleine
Kusicnslädtc, auf deren Ruinen Schlie
mann nach dcr Ansicht dcr erwähnten
Gelehrten stieß. Die wundcidaren
Resultate aber, welche die Nachgrabun
gen in jener Gegend ergaben, mögen
bei beharrlichen Forschungen wohl in
fast allen Stadlcruincn der Küste des
mittelländischen MccreS eullang ge
macht werden.
Auch im Schooße der amerikanischen
Erde ruhen augenscheinlich vergrabene
Schätze. Als die Spanier in der ersten
Halste deS 1. Jahrhundeiis Mexiko
und Peru eroberten, schleppten sie un
geheuere Reichthümer aus dem Lande.
Man wird aber nichtsdestoweniger nicht
fehlgehen, wenn man annimmt, daß
diese geraubten Werthe kaum den vier
ten Theil der Schätze bildeten, die zu
verbergen die Häuptlinge der Inkas
und dcr Azteken vor der Ankunft dcr
habgierigen, grausame Europäer sich
entschlossen.
Die b'lcttvizitat in der Jalinhril
künde. Es gibt Männer, welche, ohne mit
einer Muskel zu zucken, einer todt
bringenden Batterie die Brust bieten,
sie werden aber zu Feiglingen, sobald
sie vor dem Stuhle des Zahnarztes mit
seinen Schrecken stehen. Um die Zahn
vpcrationcn möglichst schmerzlos zu ge
stalten, wandte man Chloroform und
Gaö an. doch finden diese Mittel jetzt
nur noch Bcrwendung, wen die Pa
ticnkcn auf ihnen bestehen. Dr. Albert
Wcstlake, ein hervorragender New ;jor
kcr Zahnarzt, scheint endlich das Rich
tige entdeckt zu haben, indem er Elct
trizitüt gebraucht. Wcstlake machte be
rcitS vor einigen Jahren durch seine
künstlichen Gebisse, die selbst Leder
zernagten, von sich reden.
Stomatologistc, wie man heutzutage
fortschrittliche Zahnärzte nennt, haben
seit Jahren elektrisches Licht zur Prü
fung des Gebisses benutzt. Kürzlich ist
diese elektrische Lampe, welche kaum
die Größe einer Haselnutz hat, sehr
verbessert worden, so daß sie ein sol
cheö Licht abwirft, daß dcr Arzt im
Stande ist, durch den Gaumen zu sehen
und die geringste Entzündung an den
Wurzeln der Zähne zu entdecken. Da
durch sind die scharfen stählernen Prü
fungsinstrumente und Separatoren
überflüssig geworden. Die Erfindung
dieser elckttischcn Lampe ist indeß
unbedeutend gegenüber dem Fort
schritte, den die Zahnarzncikunde nach
der von Wcstlake gemachten Entdeckung
dcr Entaphorosis," der Einführung
von Medizin mittelst Elektrizität, zu
verzeichnen hat. Diese Methode er
möglicht, daß Mcdizin mittelst Elek
trizität durch das Zahnfleisch und den
Gaumen getrieben iverden kann. Ein
galvanischer Strom gelangt hierfür zur
Anwendung.
Die ElcktrodeS" oder die Pole
wei den bei der Anwendung dcr Methode
in solche Lage im Munde gebracht, daß
der Strom, welcher von einem Pol
zum anderen fährt, durch den kranken
Theil dringt. Dcr elektrische Strom
sieht unter dcr Kontrolle des Opera
tcurS, welcher die Stärke desselben
durch einen feinen Apparat beständig
regulircn kann. Der gewöhnliche
Strom hat kaum die Stärke einer
Milliampere, oder den 10vösten Theil
einer Ampere. Bon der Leichtigkeit
dc Stromes kann man sich einen Be
griff machen, wenn man bedenkt, daß
eine Ampere nöthig ist. um ein gewöhn
liches Glühlicht zu versorgen. In Fäl
len von Neuralgie der Zähne wird
dcr Faratische Strom durch kleine
Schwämme, die an den ElcktrodeS an
gebracht sind, geleitet. Zur Stillung
von Schmerzen und Wiederbelebung
schlaffgcwordener 'Nerven muß ein slär
kcrcr Strom angewendet werden. Um
vor einer Operation die Nerven zu bc
täuben, wird eine Lösung Anvdyn in
die kleinen Höhlungen an den Polen,
welche mit Watte gefüllt sind, gethan
und die Batterie in Bewegung gesetzt.
In wenigen Sekunden hat der elek
irische Strom da Betäubungsmittel
durch den Gaumen befördert und die
Operation kann vorgenommen werden,
ohne daß der Patient irgend welche
Schmerzen verspürt. Die Erfindung
ist nach Ansicht erfahrener Zahnärzte
eine Epoche machende und wird bald
allgemeine Verwerthung auch in der
Chirurgie finden.
Ueber 24 Jahre eine Kugel
im Arme trug in Scclschcid, Rhein
Provinz, ein ehemaliger Soldat des 40.
preußischen Infanterie - Regiments.
Beim Sturme auf die Spichcrcr Höhen
am 4. August 1870 führte er einen
verwundeten. Hauptmann aus dem Ge
fechte, wobei er einen Schuß in dnr
Oberarm erhielt. Die Kugel blieb
sitzen und schon oft hatte dcr Krieger
Operationen auszuhalten, da es nicht
gelang, das Blei ganz aus dein Arme
zu entfernen. Als kürzlich die Schmer
zcn unerträglich wurden, unterzog sich
der Mann einer nochmaligen Opera
tion. ES wurde abermals ein Stück
Blei entfernt, md man glaubt, daß
er nunmehr ganz von dem tückischen
Geschosse befreit ist.
Die höchst geschätzte Fest
zeit bildet in den meisten italienischen
Städten die Karncvalsaison. n man
chcr Beziehung ähneln die während
dieser Zeit abgehaltenen Feste den
römischen Satnrnalien.
Tie Inschrift am Rcichtagsgebäude
Die Redaktion des .Fikf. Gcn.'Anz.'
hat sich an eine Ncihe von Schrislslcl
lern und Historikern uiit der Bitte
gewandt, ihre Ansicht über die In
schiift am neuen NcichslagSgcbaude
auszusprechen, und veröffentlicht nun
als Resultat dieser Enquete die cinge
laufencn Antworten. Dcr Direktor der
preußischen Staatsarchive, wirklicher
Gehcimralh Professor Dr. v. Sybcl,
hält icde Inschrift an dieser Stelle
für unschicklich. Er schreibt: .Man
hängt an ein Gebäude ein Schild mit
Angabe seines Zweckes und Eigen
thümcrS überall da. wo eS sich, wie bei
Miclhshäufcrn, Kaufläden u. s. w.
um ein privates Interesse, uni Bcnach
richtignng zahlender ttunden handelt.
Aber AehnlichcS ist bisher nie Brauch
gewesen bci öffentlichen Gebäuden
ersten NangcS, iiirchen, Königsfchlös
fern. Ministerien, Ralhhäusern, auch
nicht bci den bisherigen Palästen
unserer drei Parlamente. Warum soll
der neue Prachtbau deS Reichstages
aus dieser Reihe degradirt werden?
Soll über dem Eingang geschrieben
stehen: .Deutscher Reichstag,' um die
Vorübergehenden zu avisiren, daß hier
kein Koufcktionslager existirt. Und
nun vollends jene schrecklichen Bor
schlüge im Dativ: ,Dcm deutschen
Bolle' oder ,Dem Deutschen Reiche."
Widmet daö Bolk das HauS sich selbst
oder dem Reiche? oder umgekehrt?
Jeder der vier Fälle ist ebenso absurd
wie der andere. ES ist ebenso absurd,
eine Widmung auszusprechcn, ohne
den Widmcr, den Schenke? zu bezeich
nen. Sollte dies aber nachgeholt wer
den, so winde, glaube ich, die Inschrift
zu lang und gäbe dazu noch Anlaß zu
mehrfachen staatsrechtlichen Kontra
vcrfcn. Die Berufung an die deut
schen Dichter, etwas Schönes zn lie
fern, scheint mir in diesem Falle miß
lich. Das Thema könnte doch nur die
Aufgabe des Reichstages sein, und daS
Urtheil der Nachkommen ilt ungewiß.
Nun, ich habe keinen Zweifel, in die
fein Falle ist Nichts besser als Etwas.
Auch ohne Inschrift wird Welt und
Nachwelt wissen, daß in diesen Näu
men an dem laufenden Wcbstuhl dcr
Zeit gearbeitet wird." Zu ähnlichem
Resultat gelangt dcr HcrrauSgcbcr der
Zukunft," Maximilian Horden,
indem er meint, die Tafel am neuen
deutschen ReichStagögcbäude möge leer
bleiben." Nicht für das Leer-Blcibcn
der Tafel, aber für einen Aufschub
für eine gründlicher Ucbcrlegung fol
gende Entscheidung plaidirt Ernst
Eckstein. Einen positiven Borschlag
macht Ernst Wichert; er schreibt:
.Kaiser und Reich!' würde ich auf die
Tafel über dein Hauptportal deS
ReichStagSgebäudeS schreiben. Nicht
,Dcm' mit irgend einem Zusatz.
Denn eine Widmung setzt immer einen
Widmenden voraus und als solcher
kann doch nicht der Baumeister gedacht
werden, ebenso wenig aber der Bau
Herr, weil es keinen rechten Sinn hat,
wenn er sich selbst beschenkt, mag es
nun das Deutsche Reich oder da
Teutsche Bolk genannt werden, was
übrigens hier doch wohl das Gleiche
bedeutet. , Deutsch' verficht sich von
selbst; welchem Bulke oder Reiche soll
dieses Haus sonst bestimmt fein? Also
keine Widmung, sondern ein Ruf von
dieser Stelle weit hinaus n alle
deutschen Lande: Kaiser und Reich!
DaS war ja die alte deutsche Sehn
sucht und in diesen drei Worten hat
sie sich immer verkörpert. Run ist sie
erfüllt ; das mag ein Zeugniß in Stein
und Erz künden. Das Reich ist ohne
den Kaiser undenkbar und der Kaiser
ohne das Reich. Sie gehören und sind
zusammen, wie ja auch für das Auge
die Kaiserkrone den stolzen B.. ab
schließt, und daö soll allezeit unser
bester politischer Wahrspruch sein.
Darum : Kaiser" und Reich ! " Einen
anderen Borschlng macht Johannes
Trojan, der kurz und bündig schreibt :
Für's Batcrland !" Achnlich urtheilt
der Historiker Professor Wilhelm
Onckcn. dcr die Inschrift wünscht
Dem Baterlande!" Paul Lindau
antwortet: Mir gefällt die Wid
mung .Dem deutschen Bvlke' sehr gut,
und ich wüßte kaum etwas Besseres in
Lapidarstil dafür vorzuschlagen." Diese
Inschrift wird auch von Rudolf v.
Gottschall in folgender Zuschrift bcfür
wortet und begründet: Als die gccig
nctste Inschrift dcö Rcichstagö-Gebäu-des
würde mir erscheinen .Dem deut
schen Bolk.' da dcr Reichstag die Bcr
trctung des deutschen Bolkcs ist. .Dem
Teutschen Reich' ist ein etwas weit
gehender Begriff; der Reichstag ist
nur ein Faktor desselben." Mit noch
größerem Nachdruck spricht sich Proscs
sor Wilhelm Wundt für diese In
schrift aus. Er schreibt: .Dem Deut
schen Reich?' Eine unpassende In
schrift. nicht nur weil cS dem Reich
nicht ansieht, sich selbst ein Denkmal
zu setzen, sondern auch deshalb, weil
ein solches überall nur einer lebendigen
Persönlichkeit oder einem lebendigen
ianzcn gebührt. .Deutscher Reiche
tag?' Eine Hotclübcrjchnst, die wohl
nur ouö Ironie vorgeschlagen wird!
,Dem deutschen Bolle.' Die einzig
richtige Inschrift, da Reichstag und
Reich des Bolkcs wegen da find, nicht
umgekehrt. Und nachdem einmal der
Borschlag gemacht ist, sie durch eine
andere zu ersetzen, die daS Umgekehrte
zu sagen scheint, ist sie erst recht die
einzig mögliche!"
I ap ane si scher Eand wild
meist aus gieisinchl hergestellt, dem
man ein kleines O.nantum Zucker bei -mischt.
Für den Durchschnittsaaiimen
schmeckt dieser Eandy ziemlich schal.
Fo.ll,
Tie 'I',?cskatt der B.'ing Tunakir.
In seinen Re, schliefen auS der
Mongolei schildert Otto E. EhlerS auch
scincn Besuch in dcr Ming Kaiser
Todtcnstadt wie folgt:
Mit dem ersten' Fii,I,rcth verlassen
wir Ehang ping cha. um mich kaum
viertelstündigem Ritt vor dem ancr
sannt schon, teil Peilo Chinas Halt zn
machen, einem '.'0 Fuß weilen und 1,0
Fuß hohen Thorbogen aus solidem
Marmor.
Hinduichreitend gelangen wir über
eine Steinbrücke an das Ta himg men
oder rothe Thor, und einige hundert
Schritte weiter an einen offenen Paml
Ion, in dem auf dem Rücken eine mit
Inschriften bedeckte Tafel sich erhebt.
Der Blick von hier aus ist rvn
eigenartiger, die Sinne berückender
Großartigkeit. Bor uns liegt die
breite, schnurgerade, durch die Ebene
führende, zu beiden Seite von Tbier
und Menschenfiguren in mehr als dop
pelter Lebensgroße flanlirte Kaiser
slraße, und am Ende derselben. Cj
Meilen weiter nördlich, umrahmt von
einem Kranze bläulich im Morgen
lichte schimmernder Berge, inmitten
eines Haines 40jähriger Eichen und
Eyprcsscn daö mit gelbglasilte Thon
zicgeln eingedeckte Mausoleum des
großen Kaisers ))ng lo. Ringsum
reihen sich halblreissöimig die übrigen
Gräber der Ming Kaiscr aneinander,
mit ihren goldig glänzenden Dächern
durch das dunkle Grün dcö einsamen
Haines hindurch leuchtend. Die An
läge ist verfallen und verwildert und
mehr vernachlässigt, als sonst wohl
die Gräber im Reiche der Mitte; daö
Geschlecht, dem diese einst so mächtigen
Herrscher entsprossen, ist erloschen,
der letzte Kaiser gab sich selbst den
Tod, als die Mandschuren daö Land
erobert hatten, und Niemand ist geblie
ben, Jahr für Jahr die nngeheurc
Summen zn opfern, die zur Erhaltung
einer solchen Riesenschöpfung crfordcr
lich wären.
Wir versuchen, zwischen den in Ab
ständen von etwa 0 Fuß zu beiden
Seiten Wache haltenden Thieren hin
durchzureiten, aber unsere Manlthicre
springen entsetzt zur Seite und sind
durch kein Mittel zu bewegen, an den
unheimlichen Steinfignrcn vorüber;
gehen, so daß wir uuö genöthigt schen,
eine Strecke Wegcö zu Fuß zurück
zulegen. icaucrnde, sich einander mit glänz
losen Augen anstierende Löwen mit ge
lockten Mähnen machen den Anfang;
diesen folgt ein stehendes Löwenpaar,
welches von liegenden und aufrecht
stehenden gehörnten Fabclthicrcn abgc
löst wird. Zwischen vier Kameclcn
hindurch gelangen wir z den Elcphan
t:n, dann zu dcn Greifen uns Pferden.
Damit hat die Reihe dcr ans massiven.
Sandstciublöckcn ' herausgearbeiteten
Thiere ihr Ende erreicht. Die Figuren
von sechs Militär- uud dcr gleichen
Anzahl Eivilmandarinen in der Tracht
dcö 15. Jahrhunderts bilden den Ab
schluß diese Theiles der Gräberstraße.
Wieder im Sattel sitzend, passircn wir
einen dreifachen Thorbogen, um sür
eine Weile wegen zweier in Trum
mern liegender Brücken vom geraden
Wege abzuzweigen und nach im Ganzen
etwa einstündigcm Ritt endlich in
einem schattigen Hain herrlicher alter
Bäume vor dem Eingange dcr Grab
statte ;'ung-los zu halten.
Nach längerem Pochen wird ein
hohes Holzthor um einige Zoll gc
öffnet, das habgierige Gesicht eines
chinesischen Priesters erscheint in der
Spalte, eine schmierige Hand wird un
entgegengestreckt und in herrischer
Weise ein Eintrittsgeld in Hohe von
$2 von uns gefordert. Ich war ob
dieser Unverschämtheit empört, Dr.
Gruncwald meinte indeß, wir könnten
von Glück sagen, dan man uns nicht
die dreifache Summe abverlange, denn
man wisse sehr wohl, daß ein Eu
ropäer, der 25 Meilen weit von
Peking gekommen sei, nicht einiger
lumpigen Dollar wegen so nahe am
Ziel seiner Reise wieder umkehre.
Wir zahlten also unseren Obolus
und wurden in einen mit Ziegelsteinen
gepflasterten, mit uralten Eichen,
Fichten und Eyprcsscn bestandenen
Hcs hineingelassen. Bon hier aus ge
langten wir durch einen tempelartigen
Raum in einen zweiten Hof und wei
tcr über eine breite, mit reichen Bai
lnstradcn versehene Marmortrcppe in
eine imposante, 70 Fuß lange und 30
Fuß tiefe Halle, deren Dach von '4.
je 40 Zoll im Durchschnitt messenden,
auS Burma stammenden Tcakholzsäu
len getragen wird.
Zu sehen war in dem gewaltigen
Raume weiter nichts, al ein mit Urnen
und Räuchcrbeckcn besetzter Opfertisch
und ein Schrein mit einer den Namen
des Kaisers tragenden Holztafel.
Hinter der Halle betraten wir eine
parkähnliche Anlage, an deren Ende ein
von Schlingpflanzen überwuchertes,
pavillonartigcö Gebäude eine aufrecht
stehende Gedenktafel aus rosafarbenem
Granit birgt. Unter dem Gebäude
hindurch führt ein heute verschütteter
tnnnclartiger Gang in das Innere
eines prächtig bewaldeten, gegen K0
Fuß hohen Hügels, der letzten Ruhe
statt des großen Kaisers.
Ueber eine Stunde weilten wir hier
in tiefem Waldcsfchaltcn und ivandcr
ten dann zu unseren Manlthiercn
zurück, um an dcn übrigen Gräbern
vorbeireitend ans Umwegen nach Ehang
ping'chrm heimzukehren.
Butter per L ä n g e n m a ß wird
in einigen Landern Europas verlauft.
Man formt' die Butter in Rollen ui:d
gibt sie stückw:ise an die Käufer ab.