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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Feb. 14, 1895)
I I "X Die IPunidampc. T'SN 'l'lfttC s0l(5. Ti Familie Perronnet. feibenb aul Herrn Ja! Peuonnet fluchet Mützen, machkr seiner Fiau Leontine und der bereu ici heiraihIiShigen filier befind, licheu Tochter Xsulie, halte sotten ihr Nachtmahl deer.det. mclie Perirr.nkt. die von ihm Mut ter sehr virlhlchasllich erzogen war, hilf dem Dicr.fi mädchen teim AdrSumen ttt Tisches. Frau Perronnet griff nech ihrem umfangreichen Coniobuch, in vel che sie die Ausgaben Ui Tage ge wissei'hoft zu verzeichnen pflegte, indeß der Hausherr nach einem flüchtigen Blicke auf den ComSzetlel sich mit feiner Zei. turg in den Wl"kel am Kamin setz!,, um sich dort in die Politik zu versenk"'- Lei PerroimetS blieb man bei dem Essen noch im Speisezimmer; nur am Dinstag. ,3out, zog man sich in den Salon zu. ruck. Während der übrigen Tage der Woche blieb er mit seinen sorgfältig kberg,,og.nen Möbeln geschlossen. ur.d wenn man ihn einmal betreten v'.uhie, so geschah die nur aus den Fusjsv'öeü, um den theure Teppich zu schonen. Daraus jedoch den Schluß zuziehen, daß die Perronriel geizig feien, wäre verfehlt gewelen. C waren im Gegen, theil brave Mensch,, die sich durch harte Aibett ein hübsche, Sümmchen erspart und die Gewohnheiten ihrer früheren Tage auch während de Wohlstandes bei. behalten hatten. Sie hatten früher kei. nen Salon gehabt, und so benutzten sie denselben auch nicht, als st: das Haus be zogen, das Herr Perronnct in Ru, de la Condamtne gesaust halt und daZ ihnen an zmolstausend Franc jährlich Micth. in brachte. Bereit dreimal hatten sich Bewerber um die Hand ihrer Tochter eingestellt, aber sie waren mchtrauisch. Sie glaub, ten. die Bewerbungen gälten mehr de hunderttausend Franc, Mitgist und dem Hause in der Rue de la Condamine, als ihrer Tochter, soivie den wetteren Zwei, hunderttausend, welche die Kleine, um im Stile der HeirathSoermiltler zusprechen, .einmal warten durste. Sie wollten weise und sicher ihre Wahl treffen. Aber dennoch hatten sie Eile damit, denn sie sehnten sich beide danach, sobald al möglich Enkelkinder zu haben, die sie verhätscheln konnten. Amelie war mit dem Abräumen de Tisch'S fertig. Sie brachte ihrem Vater In Kläscken Coanac und vrttefie sich in hi, 4rtfir ibri Modeisurnals. Von Zeit zu Zeit, wenn sie ganz davon in An. fpruch genommen zu fein schien, Wechsel ten Herr und Frau Perronnet mit halb lauter Stimme ein paar mysteriöse Worte. Sobald sie aber den Kops hob und zu, härte, schmiegen sie oder sprachen von im Hause nsthsendigen Reparaturen. Gegen halb z'hn Uhr wurden alle Drei auf einmal still und schienen auf etwas zu horchen. Dieses Etwas war das Geräusch von Schritten auf der Treppe, festen und regelmäßigen Schrit. ten, die sie vom untersten bis zum sechsten Stocke verfolgten. Sie sagten n'cht, aber alle Drei dachen mit einer gewissen Befriedigung: .Er ist h:im. gekehrt.' Gleich daraus sagte Amelie den Eltern gute Nacht und zog stch zurück. Al sie allein waren, sagte der Vater: .Welche Pünktlichkeit!' Und die Mutter stimmte ihm bei: .Ja, es scheint ein sehr ordentlicher Mensch zu sein.' Um zehn Uhr klopfte eZ a" der Thüre. ES war die HauSmetsterin, die da EaS ausgedreht hatte und nun kam, um dem Hausbesttzirpaar den Bericht über die Bcrkommr.isie des Tage abzustatten. Dieselben waren so geringfügiger Art, daß m,n sofort von dem nenen Miether im sechsten Stock zu sprechen begann, ab seh? leise und nachdem man sich davon überzeugt hatte, daß die Thür zu Ame. lien Zimmer fest verschlossen war. .Nun, ffrau Mayiur?" .Ja wohl, er hat mir noch t)n;!i Mor gen seine Petroleumkanne gegeben mit dem Auftrags sie ihm für den Abirrt) zu füllen." m ,DaZ ist unerhört faste grau Per rönnet. H?rr Perronnet schob den Fenstzro, hang zur Seite und blickte zu einem k.'e! nen Fenster im sechsten Stocke dcS Sei. tenflgels euixor. .ES ist schon hell sg'e er. .Welche Energie!" bemerkte Frau Per rönnet beV'indernd. .Wie fleht denn eigentlich die Lampe aus?' cÄ iab sie. alS er einzog, erwidert: die Haukmeisterin. .Es ist eine einfache Lampe von blauem Porzellan.' .Die Lampe des Arbeiter!' sagte Herr Perronnet feierlich. ,Ah, dort ist er; er schöpft Luft am Fenstcr-jeyt steckt er sich eine Cigarrette an.' .Nun, daS wird er sich doch wohl gön nen dürfen, bevor er die Nacht an seinem Arbeitstische zubringt!' warf Frau Per. rönnet fast gekränkt ein. .Und waS ich sagen wollte, Frau Mayeur, Sie richten S ihm ganz bestimmt aus, daß er mor gen bei ur.S vorspricht, um seinen MiethSkontrakt zu unterzeichnen. Gute Nacht!' Eine Stunde später war da ganze HauS Perronnet in tiefeS Dunkel gehüllt di, auf da? kleine Fenster im sechsten Stock, das bis zum Morgen hell erleuch tet blieb. Als am frühen Morgen die Sonne durch die Fenster schien, lag Her Sta. niölaS Menorval noch im tiefen Sch'af. Er erwachte endlich und stand auf. Seine erste Sorge war, die brennende Lampe zu löschen, dann machte er sich an die Berei' tung feine einfachen Frühstück 3. Er war zu arm, sich dasselbe vcn der HauS' Meisterin besorgen zu lassen. Mit Vc. Der Jahrgang 15. -riifcinura blickte er aJ leine Lamce und ! fantf -it brennt dock! auSaettildnei. Ich kann mit dem neuen Szftem ganz zu lricden sein.' Dann stieg er frisch und vergnügt d!t Treppen ö,ncv, um sich in sein Comptoir zu beged:n, denn r war ,?,ik!tell!er eines aroken GeiiäfteS. von dem er elnhnderlachtzig Francs monat ltcheS Sehalt bezog. 16 hie sv.u5meriif.vin ibrr. mitteilte. daß es im Hause Sitte sei, den MietkzS. certißg ein, :5ntz Um h'1 ur:i:rze:q nen. erwiderte er: .E, ist cut, ich erde h'.ute Abend hinkommrn.' U.id er gtng, ohne Daran zu verirrn, sich umzuschauen. Hätte er sich nämlich umgeschaut, so hätte er bemerkt, daß ihm aus sein jZeniier von grurem Amerie ein braunes Köpfchen nachblickte. Und wknn er 'sriiit Kälte. waS ditS braune Köpfchen von ihm dachte, wäre er wohl sehr stolz geworven, cerni ,zraureia Amelie sprach vor sich hin: .Wirklich in hübscher junger Mann!' DaS war er in der That. Freß und spinnt emacbsen. brünett, mit einem zierlichen Schnurrbärtchen. DaS Schönste an ihm aber varen 'eine rumgen rügen, in denen eine ganze Welt von Gutmüthig seit lag. Bus seinem Büreau war er der Erste. Als seine Kolleaen eintrafen, fragten sie ihn, wie er mit seiner neuen Wohnung zufrieden sei. .Ausgezeichnet,' erwiderte er. Ein stilles HauS, und während der Nacht oourommcne iKuye. ffr arbeitete denTaa über unverdrossen. ohne an etwa, anderes zu denken, al an seine Arbeit. DaS einzige, waS ihm, mit auck an anderen Taaen. durch den Kopf ging, war die Hoffnung, daß am Ende de JahreS sein Gehalt auf zwei hundert Franc, erhöht würde, wenn er fleißig sei. DaS war im Augenblick sein einziger Ehrgeiz. Am Abend, nacheem er em ernsaqes, r.fitr krä?tiaeS Ellen eingenommen batte. kurack er bei der Kamille Verrönnet vor in dem Glauben, daß er nichts zu thun habe, als durch seine n.iuqajnri ven Mieibkcsntrakt ,u vollüehen. Er hatte keine Ahnung davon, daß er die Neugierde der drei gamurenmirgileoer in o yoyem Krade erreat batte. Man führte ihn in den Salon, der aus diesem seitlichen Ama'e ueu trieuqiel war. Herr und Frau Perronnet, die ihn dort bereits erwarteten, und Amelie, die hinter dem Bor hange tauicyle, ranoen, daß sein Auftreten an einnehmender Ge m.indkkcit nickt ,ir wünlcken übria lieke. Er wurde sorgfältig ausgefragt über fein i.'even, feine t.ern, oie in ver Pro. ainx Knien, über seine Arbeit. Lerr Perronnct sazte ihm ein Eompliment über den Etser, mit rem er feine Tluvien betriebe, und Frau Perronnet gab ihm den Räch, seine Gesundheit zu schonen. Er dankte höflich i.mx, aber doch etmaö erstaunt über dteses vü!en,cye mgegen kämmen, an da seine früheren öaus mirtbe lbn nickt acirZbnt batten. unter zeichnete den Contrakt und stieg dar.n in leine Wobnuna binauf. Bald strahlte Kort feine LL!:,pe in gewohntem Glänze und leuchtete vehanü? vts zum yeuen !.'torg:n. Ein Monur ging vorüber, die Neu stierte der ivsmilt: Verrönnet stieg auf den G.pkl. Man sprach sogar offen darüber in ezenwart von Amelie. Die ArbettSlampe htie StaniSlaZ Menvival in einen ganz wünderbaren Ruf gebracht. Man nahm an, daß ec sur den Unterhut feiner armen iuern z! sorgen Härte, oder stellte ihn sich vor atö einen Forscher, einen ErsinKer. al einen inlün ttien WchrihSter Der Mü-.lchkett, und Herr Perronnet rief ein über fcaS andere Mal mit dem Auköruck: grenzen loser Bewundermig: ,Er besihl einen Körper von Eisen. Di ga ?ze acht zu arbeiten und am Morgen füsch auszu sehen eö ist erstaunlich!' Denn eS muß gesazt werden, trotz sei ver Arbeilsmenge erfreute sich StaniölaS Mönorval des blühendsten Aussehens. WaS war da naheliegender als der (St danke, daß er der geeignetste Mann für Fräulein Perronnet fct? Amelie wurde zwar nicht gefragt, und, um die Wahrheit zu fazcn, ihr imponirte die wunderbare Lampe nicht sonderlich; aber sie wußte ftetS einen Verwand zu sinken, um auf die Treppe hinauSzu gehen, wenn der Miether auS dem sechsten Stocke in seine Wohnung hinaufstieg. Er kam fehr regelmäßig heim, denn er hatte kein Geld, um draußen seinem Wer gnügen nachzulaufen. Und Amelie fand seine Art, sie zu grüßen, entiückend. Als der Erste kam, dachte Madame Pnronnet im Stillen, er würde vielleicht die Miethe schuldig bleiben, aber nein, er erschien pünktlich und zahlte. ES war ein geradezu vollkommener Mensch. Endlich eines ÄbendS sagte Amelie, der die Sache zu lange dauerte, zu ihrer Mutter: ,Lede Mama, der Herr muß stch doch all' die Abende in seiner Ein samketi fürchterlich langweilen'. . . . grau Perronnet ging ein Licht auf. Sie sprach zu ihrem Gatttcn: .Peron net, da? Herz unserer Tochter hat ge sprechen!' Somtagsgast. Beilage zum Ncbraska Ttaats-?ln;ciger. StaniSlaS Menorral war ans' Höchste überrascht. a'.Z er am nächsten Taae etr.e Einladung erhielt, bei Perronr,el'S mit noch einigen Freunden zum h zu er che'.mn. Er kam. war sehr litkenSü-dig, fang einige Lieder, begleitete Amelie auf dem Klavier und machte dabei die Bmer kung, daß dieselbe ein sehr nette, junge, 'lochen sei. grau Perronnet glaubte ihren Ohren nicht zu trauen; dieser ernste Mensch, dieser Arbeiter, dieser ermüd' lich: Forscher sang schsärrnisch: Lieder! Er wurde in ihren ugen zu einem wag ren Romanheldcn, und zärtlich blickie sie aus ihn ur,d ihre Tochter. Herr Perron vet konnte von setner frren J?ee nicht lassen und murmelte nur vor sich hin: .WaS muß dieser Mensch für eine Kou st,tution haben!' Nsch diesem kleinen Feste aber, so dachte er, würde der lunge Mann stch doch etwa? Ruhe gönnen. Aber er halte sich geirrt, in di:ser, wie in den anderen Nächten blieb daS Fenster dieses unermüdlichen Arbeiter hell bis x.um Morgen. melie ging giusiig zu Beile unv hatte wunderbar fuke Traume. Diesem ersten Famtlienadend folgte b-ilv ein seiler und noch andere mehr Amelie und VtaniklaS übten Duette ein, spielten vierhändig, einmal gingen sie sogar in die komische Oper, bei welcher Gelegenheit StaniZlqS Frau Perrennet ein Bouquet, Amelie etne Düte mlt!Uon bonS überreichte. Unterdessen zog Herr Perronnet al. vorsichtiger Geschäftsmann Erkundigun gen über StaniSlaS ein. Ec erfuhr, daß derselbe in seiner geschäftlichen Auf sührung ebenso tadellos war, wie in fei ner häuslichen, und daß ihm nicht, fehlte, als ein Anlagekapital, um sich selbstständig zu machen und ein stattliches Vermögen zu erwerben. DaS führte d?n Guten naturgemäß auf den Gedan?en: .Die Mitgift von Amelie I' Alle Freunde der Familie, deren Uo theil man einholte, fanden den jungfn Mann entzückend. Man hatte sie auch von seiner nächtlichen Arbeit ii Kenntniß gesetzt, ober Niemand machte in seiner Gegenwart eine Anspielung darauf auS leicht vearelflichcm artae uhi : mau glaubte ziemlich sicher zu wissen, daß er für seine armen Eltern so angestrengt thätig war. Im Uebrigen bewies er auch irklich einen hohen Grad von setd!Ilosttttt. Er hatte zur Amelie eine starke Zu neigung gesaßt. Da er aber wußte, daß sie reich war, wagte er eS nicht, ihr feine Liebe zu gestehen. Amelie selbst mußte ihm daher zu Hilse kommen. Sie merkte wohl, aS in seinem Herzen vor ging, und eines Abends, als sie gerade ein Lied gesungen hatten, sagte sie ganz unvermittelt zu ihm: .Weshalb eigentlich heirathen wir uns beide nichts Er erröthete lebhaft, erwiderte jedoch ohne Zögern, die? sei sei lebhaftester Wunsch; da er aber nicht mehr hätte, als seine be cheidcne Anstellung. . . Diese Freimüthigkeit zusammen mit dem zärtlichen Blicke, mit dem er Amelie in die Augen sah, gewannen ihm voUflan dig vas Herz beS jungen Mädchens. Die Hochzeit wurde beschlossen. Während der nun folgenden Vorberel tunam, während deS EinkaufenS dei Ausstattung, ja selbst in der Nacht vor dem Hochki:Sksste brannte immer die Lampe. .DaS ist zu viel, ' grollte Herr Perron net, .jetzt hat er kein Nechi mer, seine Gesundheit so zu umerzrabe.' Nach der sehr fröhlich gefeierten Hochzeit begab sich da? jange Paar aus die Reise und Herr Perronntt konnte nun endlich in daS Zimmer ssmeS schwicger.- soqneS eindringen. Er war zwar ein!germsfen überrascht, dort nur etmge rsenize Büqer, e:n paer verrostete Federn und e::t eingetreckuete Tintenfaß zu finden, erklärte sich jedoch diese auffallende Thalsache damit, daß Herr Menorval wohl .nur mit dem Kopfe' gearbeitet habe. Dann ergriff er mit seiner Art von Respekt die ander bare Lampe und trug sie vorsichtig hinab in dasjenige Zimmer der zu'üuftigm Wohnung seiner Kinder, daS er zur , Ätudirftube' bestimmt hatte. Dann wartete er ungeduldig auf d!e Rückkehr seiner Kinder. Sie kamen endlich wieder, strahlend vor Glück. Sie ein Bischen müde von der Reise, er frisch, wie immer. Nach einem vergnügten Abende im Kreise der Familie, zog daS junge Paar stch zurück. StaniSlaS fragte nach feiner Lampe. .Was,' rief der Vater entrüstet au, .Du willst doch nicht schon wieder arb:i ten?' .Arbeiten,' erwiderte StaniSlaS mit dem Ausdrucke grenzenlosen Staunen. .Ja. wie kommst Du auf diesen Gedan ken?' .Nun, da ist doch naheliegend ge, nug weil Du wieder nach Deiner Ar beitSIampe fragst!' .Nach meiner ArbeitSlamxe?' Ueber das Gesicht de, jungen Eheman neS glitt ein Schimmer des aufkeimen' den VerftändniffeS. Er begann fürch terlich zu lachen. .Aber das ist gar keine ArbtitLlamxe,' sagte er endlich, sondern eine ganz gewöhnliche Lampe.' .Eine ganz gewöhnliche Lampe ii' .Nun ja. nenne sie meinetwegen eine Nachtlamxe, denn al solche hat sie mir gedient. Ich kann nämlich im Dunkeln nicht schlasen. Und dann,' fuhr er fort, .hat eine solche Lampe, die NachtS über brennt, nicht zu unterschätzende Vor- üge.' Paxi Perronnet fließ einen gmnzenden Laut auS, der etwa für eine Frage ge'.ken konnte. Ja, gewiß,' erwiderte sein Schwi gersohn. .Emmal ist man sicher vor etwaigen Spitzbuben und Einbrechern und zweitens kommt man bei feinen Nach barn in einen guten Ruf. Sie halten Einen für einen fleißigen Menschen, der die Nach',, über studirt und Gott weiß, welche schwierigen Arbeiten ausführt, in deß man ruhig in feinem Bette liegt und den Schlaf des Gerechten schläft.' Altlsikallsche Geschichten. Von H. Behrend. Die Blätter der Geschichte gewähren keinen Raum für jene kleinen und mit, unter so überaus bezeichnenden Züge, welche wir in Memoiren und ähnlichen Aufzeichnungen zerstreut finden, für Anekoken und Bonmot, die bis auf uns gelangt sind. DaS gilt wie von der allgemeinen, so auch von der Literatur und Musikgeschichte. Gerade auf dem Gebiete der letzteren aber ist die Ausbeute an solchen Anekdoten, die sich IS Ära beSkkiisum die strengen Linien geschicht licher Darstellung schlingen lassen, über, aus reich, und zum Beweise dafür lassen wir eine kleine Blüthenlese hier folgen, wobei wir unS jedoch bloS auf das vorige Jahrhundert und den Anfang deS jetzigen beschränken. Wir beginnen mit einem hübschen Seitenflück zu der Geschichte deS unseren Lesern wenigstens aus glokows melodie reichen Oper bekannten Aleffandro Stra, della, dessen hinreißender Gesang die zu seinem Morde gedungenen Banditen be wog, ihm reumülhig zu Füßen zu fallen. Ein noch größeres Wunder hat nämlich seiner Zeit der italienische Componist Siloeftro diPalma (1762-1334) fertig gübrncht. Dieser war oft in Geldver legenheit, und eines Tages drang ein besonders erboster Gläubiger in sein Zimmer, um den leichtfertigen Schuldner vor Gericht zu schleppen. Palma aber verlor nicht den Kops; rasch setzte er stch an fein Klavier und sang als einzige Antwort auf alle Drohungen die reizende Polonaise "Santo ehe son vicino'' auä seiner Oper "La Pietra sirnpatioa". Anfang schimpfte und knurrte cet Ma chinäer noch dazwischen, dann aber glätte, ten sich seine Mienen mehr und mehr, und ds Ende vom Liede war, daß der ganz hingerissene Zuhörer nicht nur nicht mehr von ayien und Alreticenlanen sprach, sondern dem Künstler sogar eine neue summe vorstreckte, um ihn ars am dermei'ige Verlegrnhütcn zu befreien. Doch nicht nur die Machinäer waren im vorigen Jahrhundert musikalisch: euch die Großen dieser Erde, ie relch aus gestatteten Hofkpellen und Hofthealei jener Zeit xogen vielfach hervorragende Regcnteu oder begabte Glieder ihrer Veriilyeryauier zu nuzrrer pkvoritcii Antheilnahme an dem höfischen Mus,!' treiben heran, und niemals wieder hat e? so viel als Componisten oder ausübkLde Tcn?ü,silzr hervorragende Fürstlichkeiten gegcdcn, wie damals. Vekannilich hui digie auch Friedrich II. de: Tonkunst nicht nur durch sein meisterhaftes FlZtenspil l, sondern war nicht minder als Tonsetzer mit Erfolg thätig, wt die jetzt in vier Bänden bei Breitkopf & Härtet in Leipzig erschienenen musikalischen Werke deLMo narchen beweisen. Sie enthalten 25 Sonaten für Flöte oder für Clavier und Flöte, sosie vier Concerte für Flöte, Streichorchester und Generalbaß, unter denen sich gar manche Nummer befindet, die durchaus den Stempel künstlerischer Vollendung trägt. Wohl nur Wenige haben aber eine Vorstellung daoon, wieviel Friedrich außerdem noch componirt hat. Es würd: lange Zahre hindurch tn Benin kaum eine neue italienische Oper ge geben, für di: er nicht eine Einlage qe chrieben hatte, o lieferte er z. A. sur die 1747 gegebene Oper ,J! Re Pa-, störe' die Ouvertüre und zwei Arien. Zur O?:r .Koriolan', die Graun com ponirte, halte der Koma zunächst selbst den ganzen Entwurf versaßt, den dann Algarotti und Villati ausführten. Die Comxo itton des berühmten Met fter gefiel aber im Allgemeinen dem Publikum nicht sonderlich, dagegen zur bete eine von Friedrich herrührende einge legte Arie derartig, daß sie alsbald in Berlin auf allen Straßen gepftffen wurde, wie heute etwa die berühmte .Holzauktion im Grunewald'. Wenn sich das Opus noch au sindig machen ließe, so müßte seine NeuherauSgabe ohne Zweifel Aufsehen erregen. Gleich tn den ersten Jahren semer Ne gierung that Friedrich II. ungemein viel No. 31). für die Tonkunst, wobei sein ehemaliger Lehrer, der berühmte Flötist Quantz, einen maßgebende Einfluß auf ihn auS übte. Damals ging in Berlin folgfnde Scherzwort um: .Wer regiert eigentlich den preußischen Staats' Antwort DaS Schooßhündchen der Mudame O'tantz; denn der König läßt sich con Ountz, Quant) von feiner rau uvv diese von ihrem Schooßhunde regieren.' Bet Weitem hervorragender IS Mui ker noch wie der .alte Fritz' war aber sein Neffe, Prinz LouiS Ferdinand von Preußen, ein von keinem Fürsten vor oder nach ihm überlroffener, hoch genialer Elavierspieler und gediegener Eomponist (feine Hauptschöpsung ist daS große F moll'Ouartett). Der Prinz, der sich durch seinen Hel dentod bet Saalfeld am 10. Oktober 1806 die Unsterblichkeit errungen hat, war ein solcher Meister auf dem Klavier, daß selbst ein Beethoven von ihm aner kannte, .er spiele gar nicht königlich oder prinzlich, sondern wie ein echter tüchtiger Klavierspieler'. LouiS Ferdinand halle den großen Meister bei dessen Aufenthalt zu Berlin im Jahre 179S kennen und schätzen gelernt und verkehrte sehr viel mit ihm, alS der Prinz seinerseits 1803 oder 1804 in Wien weilte. Damals veranstaltete eine alte, äußerst adelSftolze österreichische Gräfin eine Abendae ell cha t zu Ehren deS Prinzen, wozu wegen der bekannten Musikfchwär merei deS hohen Herrn auch der bürger liche Musikant eine Einladung empfangen hatte. AlS eS aber zu Tische ging. waren die Gedecke an der Tafel deS Prinzen nur für hohe Adlige bestimmt. Beethoven sah daS, sagte einige Derb heilen, nahm seinen Hut und ging. Ein paar Tage darauf gab der Prinz ein Essen, zu dem ein Theil dieser Gesell schaft, darunter auch die alte Gräfin, eingeladen war. Bei der Tafel wurde die Gräfin aus die eine, Beethoven auf die andere Seite des Prinzen gewiesen eine ebenso seine als glänzende Genug thuung, die Louis Ferdinand dem von ihm hochverehrten Meister bereitete. AIs Beethoven, wie vorhin erwähnt, im Jahre 1796 längere Zeit in Berlin weilte, war dort Friedrich Heinrich Him mel, der Eomponist des damals viel ge. gebenen LtederspieleS .Fanchon' und des noch heute bekannten LiedeS .An AIeriS', preußischer Hofkaxellmeister. Himmel besaß .ein ganz artiges Talent', wie Beethoven einmal über ihn äußerte, hielt stch aber, da er ta spreeathen äußerer deutlich gefeiert wurde, dem au Wien kommenden Claviervirtuosen denn alS (Komponisten kannte man Beethoven da ma'S noch fast gar nicht für weit über legen. Da er auch ein eleganter Clavierspieler war, so glaubte er eS mit Meister Lud wig auch als musikalischer Improvisator ausnehmen zu können und fordert ihn, da sie emeS TsgeS .Unter den Ltnden zusammen spazieren gingen, zu einem Wettkampfe heraus. Sie traten in ein Privatzimmer des Jagor'schen Lokales, in dem sich ein Clavier befa,id, und hier phantasierte zuerst Beethoven in seiner ganz einzigen und unvergleichlichen Weise. Nun setzte sich auch Himmel an das Instrument und gab seine Jnspira, tionen zum Besten. Nachdem aber d:r Herr Hofkaxellmeister eine halbe Stunde lang felne ganze musikalische Weiihcil ausgekramt hatte, unterbrach ihn endlich fein Zuhörer mit der ILchrlnd hingcwor fenen Frage: .Nun, lieber Himmel, ollen Sie denn nicht einmal ordentlich anfangen?' Wüthend sprang dieser aus uno wurde grob, aucin Beethoven blieb ihm nichts schaldig und meinte nachher zu seinem Ä?chu:er Nies: .Ich meinte wirk l!ch, Himmel habe nur so ein bischen prludirt.' In jene Zeit fällt auch die Gründung der später so berühmt gewordenen Ber liner .Singakademie', die aus einem von Fasch 1789 gegründeten Singverein ron Dilettanten hervorging. Karl Frie brich Zelter (1758-1332), der Freund Goethes, schildert in seiner Seldstdio. graphie zunächst das elende Uebungs, lokal, dem sogar der Ofen fehlte. Eines TageS im Winter berichtet er dann weiter als die Kälte unerträglich war, wellten die meisten Damen des ChoreS wieder von bannen gehen. In ihrem musikalischen Eifer legte aber Eine unter ihn ihren Muff aus die Erde, kniete darauf und wickelte die Füße in ihr lan g'.S Kleid. Dies ahmten mehrere nach, und zuletzt fang die ganze Versammlung in dieser rührenden Stellung einen Cho ral, daß Fasch darüber in Thränen auL brach. Eine lustige Theatergeschichte möge den Schluß bilden, die sich an die genau vor hundert Jahren zum ersten Male aufgeführte und jetzt längst vergessene Oper .Romeo und Julia' von Dao, Steibell (1755 biS 1823) knüpft. Dieser damals sehr geschätzte Clavierspieler und Eomponist hielt sich im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts in Paris auf, ivo das FevdeauTeeater jenes W:rk mit durchschlagendem Erfolge in Scene sctz'e Lei einer der ersten Aufführungen ge staltete sich jedoch durch eineu bösen Zu fzll der fenfi so ergreifende Schluß zu einer Posse. Madame Deharme, welche die Juli vorzüglich sang und sxiflle, lag in ihrem Larkoxhag, während draußen ein Plotz regen niederging. Da die Bedachung de Theater aber nicht ganz dicht war, so sickerte da, Wasser durch, und ein Tropfen siel der Tochter Caxulel auf die Nase, daß sie zusammensuhr. Ei Troxsen nach dem andern folgte, und jedesmal zuckle die Todte, die Romeo mit leiser Stimme vergeben zum Stillllege ermähnte. Inzwischen war man auch tn dem Zuschauerraum längst aufmerksam geworden. .Jetzt fällt ein Tropfen!' rief eine Stimme. .Nun kommt wieder einer!' eine zweite, und endlich stand in Spaßvogel im Parterre auf und sagte: .Madame, darf ich Ihnen vielleicht einen Schirm anbieten?' Nun war e auch mit der Fassung der beiden unglücklichen Liebenden auf der Bühne vorbei sie stimmten fröhlich in da homerische Gelächter ein, da von allen Seiten losbrach. Was jede Hausfrau will foul,. Gegen rauhe Hände gebrauche Cittv nensast. Mit warmer Milch und Wasser kann man Oeltuch ohn' Seife reinigen. Eine heiße Schaufel über Möbel gehalten, nimmt weiße uat va von weg. Streue SafsasroSrinde unter getrocknete Früchte, um Würmer davon zu halten. Eine Hand voll Heu mit Wasser in einen neuen Eimer gethan, nimmt den Geruch der Farbe mit fort. Tintenflecke auf Seiden, Woll und Baumwvllstoffen lassen sich mit Terpentir entfernen. Eine Mischung von Bienen wach und Salz macht alte Bügeleisen so glatt wie GlaS. Fische lassen sich viel besser abschuppen, wenn man sie einen Augenblick in heiße Wasser hält. Zähe Fleisch kocht ebenso weich wie an dereS, wenn man dem Wasser ei wenig Eisig zufügt. Um daS Weiße von Eiern schnell zu schlagen, thue eine Mes serspitze voll Salz hinein; je kühler di Eier sind, desto schneller geben sie Schaum. ?er ßxyornis. Die Eier dieses auSgestorbenen Riesen vogelS von Madagaskar, waren etwa S40 Mal so groß wie ein Hühnerei. Der Vogel selbst muß, voll auSgeaach fen, die Höhe von Sj bis 3 Metern er reicht haben, und hielt sich, nach Angabe der besten Forscher, gern an dem Rande von Sümpfen auf. Von mehr als 60 Individuen sind Ueberreste, vermischt mit Knochen von kleinen Flußpferden, Kro kodilen und Schildkröten, aufgefunden worden. Darunter befinden sich wohl ein Dutzend Paritäten de Riesenvogels, von denen eine viel Aehnlichkeit mit dem Kasuare hat. Der Naturforscher Milia Edwards hat auch auf die überraschenden Analogien zwischen der sonstigen Thier weit Madagaskar und der Neuseeland hingewiesen wiederum ein Anzeichen für einen früher vorhanden gewesenen Continent. Jür die Zwecke des Hrafen ßöam. öord, des legitirnistischen Thronprätendenten Frankreich, war einst von seinen An Hängern die Aufnahme einer Anleihe von 20 Millionen Franc vorgeschlagen wor den. Unter andern hatte auch ein reicher, doch recht knauseriger Edelmann von jeher feine Theilnahme für den Präte, denken bekannt gegeben. Als aber ein Sammler zu ihm kam, und ihn auf jene Anleihe um einen Beitrag anging, ant ortete er: .Mein Blut steht dem Gra, fen Charr.bord stets zur Verfügung!' .Das ist zwar recht schön', erwiderte der Sammler, .augenblicklich soll aber keine Wurstfadrik angelegt werden'. Dat dede Sei ok ich!" Mal in'n Manöoer lett deUnt'roff'zier Möller von de Wismer'schen FüselinS sin Korporalschaft up den Passoroer Schulren fir.en Hof antrcden, un a hei nahdem bei Allen gründlich nach seihn hett .Gewehr aewer' kumman dirt, maken ok All' den Griff blot de Letzt', de dicht an de Schün (Scheune) steiht, nimmt sin Ftint nich hoch. ,Wat Dunnerwettki!' fohrt de Unl'roff'zier den Kirl an, .worum nimmst Du Din Gewehr nich oewer?' .Je, Herr Unl'roff'zier, dat beben Sei ok nich. .So? Worüm d:nn nich?' .Je, min Kolben steiht in den Schul ten stn Theerbütt!' Sine eigenlljümNchkeit HiSraNars bildet eS, daß eS der einzige Punkt Euro pa' ist, wo noch Affen in der Freiheit vorkommen. Von derselben Art wie die in Marokko heimischen Vierhänder, zäh, len sie kaum noch hundert Exemplare. armio er Natur und durch strenge Polt, zeigebote geschützt, sitht man sie an fchö nen warmen Tagen oft herumspringen. Wie srnv von der Große eine mittleren Hundes und weichen, wenn stch Neugie "ge ihnen nähern, kaum zurück, da sie je oensallS wissen, da ihnen keiner etwa zu Leide thut. Aissiger Wodm. Im Jahre 1789 wurde der größte Theil des Boden, auf welchem jetzt die Stadt Cincinnati steht und der jetzt einen Werth von vielen Milliouen besitzt, von dem Eigenthümer für ein Pseid hinge gebcn. Entschuldigt. Hausfrau: .Ich muß Jnen sagen, Sie werden von Tag zu Tag nachlässiger im Kochen, Anna!' Köchin: .Ich weiß, Madam?, wie fall ich denn aber anders meinen Schatz leS erden. Er gefällt mir nicht mehr.' i