Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 17, 1895, Image 12

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    Zuchsjaad."
Humores? von t5. 'ettoroiiB.
.Lump! Sekt! Fifi! oll! Ihr evcchl
fac!jen, infame Zier wollt Ihr wohl
Dax! Dich soll da Donnerwetter
hole! Hierher sage ich eder "
Die Hetzpeitsche knallt Übn den gan
jen VmShof von Osterberg und mitten
auf dem Hof stand Herr von Wabingen,
hünenhaft in seinen kolofsalea Reit,
stiefeln, die mettersefle Jagdmlltze schief
über' Ohr gezogen.
Eiae Meute von Windhunden war
eben au einem Zmtnger freigelassen und
jagte in toller Freud wie rasend über
den Hof, so daß alle Federvieh gackernd
und schreiend aukctnanderflob und die
Katzen aas die Stalldlchrr flüchteten.
Till Pfeifen und Knallen brachte sie der
Gulkheir zur Raison, und jetzt duckten
sie sich vor ihm, sprangen und wedelten
um ihn herum.
Aus der backsteinernen Veranda fce
Herrenhauses stand ein junge Mädchen
im Reittleid, die kleine Reitpeitsche zwi
schen den Zähnen und knöpfte an seinen
langen Hantschuhen.
3ch versichere Sie, Fräulein Ger
truv, e war ein Fuchs, sagte der lange
blonde Dr. phil. Willibald Wehmaier,
der HauSlehter der jüngeren Wabingen,
mit lebhafter Betheuerung soeben, .ich
sah ihn deutlich eine Ackerfurche hinunter
schleichen, nach dem BirkenwSIdchen zu!'
.FamoSl' erwiderte da Fräulein,
.endlich wieder einmal eine FuchShetzel'
.Sin Fuchs! ein Fuchs!' klang e
jubelnd die Treppe herunter und polternd
und lärmend stürzten die drei kleinen
Junker von Wabingen in'S Freie, um
mit den Windhunden um die Weile im
Hof heruwzujagen.
Die Botschaft, die der Hauslehrer von
einem Spaziergang auf'ö Feld mttge,
bracht, auf der großen Roggenbrache
schleiche ein Fachs, hatte den ganzen
(IutShof alarmirt.
Der alte Herr von Wabingen huldigte
leidenZchaftlich dem Sport der Hetzjagd
und er hatte e während feiner langjähri.
gen Herrfchaft tn Osterberg dahinge.
bracht, von feinen nlchl eyr wuoreiczen
Feldern fast alle Hafen und Fuchse zu
vertilgen. ES gab wohl tn jedem yatjrt
wieder ein paar Hasen, aber ein guchS
war e!rt Selierchelt. Das ichibarwer
den eines Reinecke in der Feldmark von
Osterberg genügte, um die Unterbrechung
edcr Arbeit tn HauS. ol und ftelD zu
rechtfertigen, um den Haukherrn aus dem
Bett, von der Mahlzeit oder aus der
besten Gesellschaft fort in den Sattel zu
bringen. Sein! Kinder, Hausgenossen
und Dienstboien theilten n::r zu gern das
Vergnügen einer lustigen Jagd, von fei
ner Passion mit fortgerissen.
GefchiistigiS Treiben entwickelst sich
jetzt auf dem Hof. Gesattelte Pferde
wurden vorgeführt, ein leichter Jagd
ag?.i angefahren, die Hunde zusammen
gekoppelt und ein Trupp Treib sam
mel'e sich am Hofthor.
End. ich erfolgte der Aufbruch.
Vor ruf ritt der Gutsherr auf einem
stattlichen Braunen. Die Rechte mit
der aufgewickelten Hetzpeitsche in die
Seite gestemmt und in glänzender Laune.
.Hanlemann', sagte er zu seinem
ältesten Stammhalter, einem kecken
Bärschchen, da auf einem Doppelpovy
neben ihm trabte, ,pafz mal auf, das
giebt einen Spaß heute mit Eurem Pro
fesfor. Das Jamrnerhuhn hat ja roch
nie ein vernünftiges Roß zwischen den
Beinen gehabt und sitzt da auf dem
Klepper wie die Krähe auf dem Blitz'
ableitn. Und er will's doch .partout'
der Trubel gleich thun. Man gut, daß
Aujust ihm die alte, zahme Liese gab.'
Und er zwinkerte luftig mit den Augen
nach dem Hauslehrer hin, der sich
Gertrud'S Seite hiclt.
.Die Jsgdlust ist ein echt germanischer
Zug, er liegt uns Deutschen im Blut und
wird uns anaeSoren " sagte Dr. Weh'
maier zu Gertrud, .jeder ordentliche
Deu'.sche ist Jäger und Soldat, selbst
wenn er sein Leben lang hinter Büchern
ge esien hat. Mir ist heute zu Muth,
als hätte ich nie etwas And'reS gethan
IS Hasen und Fuchse geyktztl'
DaS Jzzdsieber glühte ihm ordentlich
durch den Kneifer aus den Augen.
.Ein bischen mehr Faust, Herr Doktor,
enn'S lcSgeht,' mahnte das Fräulein
freundschaftlich, indem eS einen v.t be
sorgten Blick über den Reiter an seiner
Seite gleiten ließ.
Er hing etwas vo:n über im Sattel
und feine langen Beine pendelten härm
los um die Lies herum. Sein schwarzes
Civil und der städtische Hut nahmen sich
sonderbar in dem Jagdzug aus.
Dem jungen Paar folgte der Jagd
wagen, von den beiden jüngsten Wa
bingern gelenkt. In seinem umfang
reichen Korbgefecht befanden sich: eine
Gouvernante mit zwei kleinen Enkelinnen
deS HauseS, ein Kinderrrädchen mit einem
Schovßcwd und der L)o:fchulmetteroon
Osterberg.
Die Dorfschule war für heute Morgen
geschlossen, da sich Alle? gern an der jel
tenen Jagd beteiligen wollte.
Neben dem Wagen ritten der alte In
spektor Borke und der junge Volontär
Franke. Der Volontär sah aus wie der
Mar im .Freischütz', aber wie ein bild
hübscher, echter Mar, nicht wie ein
Theaterheld.
Er war der Einzige in der Jagdgesell
schaft, der finster d'reinblickle und
wüthende Blicke in einer gewissen
Richtung schleuderte, gerade dorthin, wo
Dr. Wehmaier dem Fräulein einen Vor
trag über den Einfluß germanischer Jagd,
leidenschaft auf die VolkSpoesie hielt.
Den Schluß des Jagdzuges bildeten
die Führer mit den Hunden, die Treiber
und ein Trupp Schulkinder, und so war
ziemlich Alle auf den Beinen, wag in
Osterberg an einer Jagd thetlnehmen
konnte.
Man war di, große Pcpelallee, in den
grauen Nooemdermorgen h'ne'.ngerlllen,
und jetzt lenkte der Gutsherr lm!3 cd
auf einen Kartoffelacker.
.Treiber vor!' kommar:ill!k er mit
Slenlorsiimme, .Hunde ran, im zwei
ken Glied! Wollen 'mal die Ka,tcf
fein mitnehmen, ich kalkulire, Monsieur
Reinecke kam von der Brache hier her
Ober.'
Die Treiber bildeten jetzt eine lange
Kette tn der Avantgarde, tle Hunde folg
ten, auf zwei Koppeln vertheilt, und die
Jaadzesell cha t schloß sich an.
Tajg, Taio, hep. hep'.' riefen die
Treiber, und Herr von Wabingen knallte
mit der langen Peitsche durch die Kartos
sein.
Ein frischer Ost wind erhob sich auS
dem angrenttnden Torsmoor und sing an,
die grau verhangene Landschaft ein wenig
zu lichten. Windmühlen und Dörfer
tauchten am Horizont auf, hier und da
ein Kiefernwald, und in weiter Ferne sah
man einen Eisenbahnzuz über die Ebene
fliegen.
Aber man trieb den Kartoffelacker und
die Rozgenbrache ab, ohne eine Spur von
Monsieur Reiuecke zu erblicken.
.Kinder,' sagte Herr von Wabingen,
,d Kanaille ist schlau, aber wir wollen
ihr schon auf den Pelz. Trudel, reite
Du nach der Schonung hinauf und laß
dort treiben, wir wollen 'mal das RLh
richt am Paddenpfuhl durchsuchen. Geht
der guchS bei un auf, wendet er sich
sicherlich nach der Schorung, dann brichst
Du im rechten Moment aus dem Hinter
halt. Ich weiß, ich kann mich auf Dich
verlassen. Gcht er bei Dir auf, so
kommt er ohne Zweifel in'S Moor hin
über und da weiten wir ihn schon em
pfänden. Nimm die Koppel mit, wo
der DapS führt, aber Sie, Herr Dokror,
bleiben hübsch zurück, da ist der große
Schafgraden zu nehmen, das ist nichts
für Sie.'
,O, Herr von Wabingen, ich fürchte
nichts!' rief todeSmuthig der Doktor und
beeilte sich, Gertrud nachzukommen, die
Treiber und Hunde nach der Schonung
hinaufführte.
Ader die üirte hatte ein Ein ehe ud
fand den Schafgraben ebenfalls zu breit
für ihren Reiter. Während Gertrud's
Fuchs in schlankem Trab hinüberflog,
bockte sie dicht davor und setzte den über
raschten Doktor aus den Sturzacker, dann
lies sie in gemächlichem Galopp zurück
und wurde von johlenden Schulkindern
eing'sangen, die sie dem urbeschädigten
Wehmaier wieder brachten.
Die Gouoernanie iinJagdwagen wurde
hysterisch bei diesem Unfall, und beschwor
Wehmaier m't gerungenen Handen, im
Wagen Platz zu nehmen und sin Leben
nicht noch einmal tollkühn aus'S Spiel
zu fetzen.
Ader er schwang sich trotzdem wieder
in den Sattel.
Der Volontär Franke war erfolgreicher
mit dem Schllsgrabcn und ritt ebenfalls
nach der Schonung hinauf.
Regungslos faß Gertrud auf ihrem
Goldsuchs an der Waldecke, während die
Treiber lärmend die Schonung abtrie
ben.
Ihr weiches, liebliches Gesicht war
rosig gefärbt von der frischen Morgen
brise und in ihren dunklen Augen stand
in Träumen von garz etwas Anderem
als Füchsen und Hasen.
Jetzt kam der Voluntär Franke zwi
schen den Bäumen hervor.
.Das Treibrn war erfolglos. Was
befehlen gnädiges Fräulein nun?'
.Ich denke, wir lassen noch einmal
treiben. Die Anderen sind noch nicht
mit dem Mocr fertig.'
ES wurde noch ein Mal getrieben.
Gertrud und Franke zogen sich wieder
hinter die Bäume zurück.
Sie hielten schweigend nebeneinander
in einem Kieferdickicht hinter einer alten
Ja?erhütte aus Buschwerk.
Sie sahen Beide nach entgcgengesktzten
Richtungen. Plötzlich wandten sie zu
gleicher Zeit den Kopf und begegneten sich
mit den Augen.
.Was sagten Sie? fragten Beide zu
gleich.
.O nichtkl Ich glaube, mein Bügel
ist zu kurz geschnallt.'
.Dem ist leicht obiu'zelsen.'
Der junge Mann sprang auS dem
Sattel und befestigte den Zügel seines
Pferdes an einem Ast.
.Ich steige lieber auch ab,' sagte Ger
trud errcthend, als er nach ihrem Fuß im
Bügel faßte.
ie glitt schneller auS dem Sattel,
als er zurücktreten konnte, und um sie
nicht fallen zu lassen, sing er sie mit bei
den Armen auf.
Er wollte sie wieder freigeben, da bog
sie das Köpfchen zurück und sah ihn an.
Nun ließ er sie nicht mehr los.
Sie sprachen nicht viel, aber in auf
schluchzender Seligkeit barg das junge,
erglühende Weid den Kspf ander breiten
ManneSbruft.
Und er hielt sie mit Schauern der
Wonne umfangen.
Um sie herum leise? Wehen und Rau
schen der Fichten.
Die übrige Jagdgesellschaft hatte un
terdessen ebenso erfolglos das Röhricht
abgetrieben.
Auf dem Wege vom Moor zurück
nahm man noch kurz vor der Schonung
ein Lupinenseld mit.
Plötzlich in einiger Entfernung vor
der Treiberkette huschte und sprang etwa?
RöthlicheS durch die hohen Lupinen, die
bereit braun tn Schoten standen, zum
Umpflügen bestimmt.
.Der Fuchs l' der Fuchs!' riefen
einige von den Treibern.
.Hetz! Hunde loSl' brüllte die Kom
mandoflimme deS Gutsherrn, der zufällig
weit hinter den Treibern geblieben war.
Aber die Hunde kamen nicht gleich vom
Strick, der sich verwickelt hatte, und so
gewann das Wild einen wiiten Vor
fprung nach dem Walde zu.
.Hetz, h,k!' donre-te Herr von Wa
biegen, .DavS rauSl Fährte sb-
chnelden!' Trude rauSI'
Aber keine Trude und kein Dcx! wur
ren lichtrar.
Eine wilde Httziszd hatte kegcvnen.
Wie rasend stüruen d,e Hunde d,m irr
nen Silbe nach, die Reiter folgten ihnen
im bes'.k,ilungSosen Karrler, qerseldeln,
über alle Hindernisse hlnaieg.
Auch der Jagdwaacn blieb nicht zu
rück, eS ging über Sturzäcker und durch
Grsrcn. Die kleinen Herren von Wa
dingen hattkn kein Gehör für da Ach
und Weh ihrer durcheinandergerütteltea
gayrgasle. ES war ihnen vollständig
gleichgültig, daß die empörte Gouver
nante in die Arme des DorfschulmeisterS
geflozen war und trotz ihre Q rietschenS
von diesem festgehalten wurde und die
llklnea giSlileln sich am Boden des tim
genS wälzten sie schrieen in toller Be
geisterung ,htz, httz!' und hieben wie
unsinnig mit der Peitsche aus ihre PonvS
lcS.
.Wenn das ein FuchS ist, will ich wich
hängen lassen!' schrie Herr von Wabin
gen, dicht vor der Schonung und tn die
sem Auginblicke verschwanden Wild und
Hunde am Waldessäume.
DaS Liebespaar im Fichtenwald hatte
unterdessen die Welt und die Zeit ver
gessen.
Nur einen Augenblick wollte eS sein
Glück genießen.
ES hatte sich In die kleine Jagdhütte.
die vorn eine schmale Oessnung hatse für
den Echießfland, zuiückgezogen, um sicher
vor einer Ueberrajchung von den Treibern
zu sein. Die Pferde standen zusammen
gekoppelt am Baume dahinter.
elig tn sich veriunren, tanken sie
Herz am Herren nur einen einzigen,
kleinen Augenblick.
Da rzft und jagt etwas durch das
Haidekraut, mit einem gewaltigen Satz
springt ein Thier prufchend und zischend
in die Hütie, Gertrud stößt einen
Schrei deS Entsetzens auS daS Thier
krallt sich an ihrem Reitkleid fest und
fliegt die Buschwand empor, von wo eS
aus die eintringende, kläffende Meute
hcr unterspukt und zischt.
Herrgoitl mein rother Kater!' ruft
Gertrud, die von den Hunden fast zu
Boden gerissen, sich mit beiden Armen an
dem Geliebten fest klammert.
Der junge Mann hieb bereits mit
der Peitsche die Hunde zurück.
Während dieses Krawalls in ber Hülte
war der ganze Jagdtroß herbeigekommen
und sprachlos staunte man die Ereiznifse
an.
Der Fuchs war ein Kater, Gertrud'S
Liediingkatcr, und Gertrud befand sich
auf unaufgeklärter Weise mit dem Vo
lor.tär Franke in der Buschhülte statt im
Sattel.
.Da soll doch gleich ein Donnerwetter
dieiifahren,' hörte man Herrn von
Wabmcen's Stimme, .macht der Mensch
um so einen alten Rcltx ganz Osterberg
mobil und bringt Alles aus die Beine!
Aber was steckt Ihr beide denn da in dem
Reiftrhaufen, was ist denn das für eine
verfluchie Katzenjagd heute? he?'
.Herr von Wabmgen', stammelte der
Volontär Franke, .darf ich um ein Wert
unter vier Augm bitten?'
.Unter vier Bugen? Herr glauben
iste, da ich mit Ihnen da in ben Dachs
bau kriechen kann oder wollen Sie mit
mir auf den ollen Pappelboom an der
Sandkllhle klettern? Macht, daß Ihr
nach Hause kommt, da wollen wir schon
ein Wöltchen zusammen! eben. Aber wo
ist denn der Schwerenöther, der OW:h
Maitr, der uns Alle auf den Kater ge
hetzt hat? Herr Du meines Lebens! ich
glaube die Liefe ist durchqeciangen!'
Ganz von fern sah man auf einen
geltwrg die Liese mit ihrem Retter da
hinjagen, nach Hause zu. Die langen
Rockschöße des Doktors flogen, er hatte
den Hut verloren und klammerte sich mit
beiden Händen an den Sattelknopf fest.
.Das kommt davon, wenn fo ein
Bücherwurm par tsut Füchse jagen will I
Da hat man die Vescheerung!' jammerte
der GutLherr.
.In den Entenpfilhl l' schrie Hanse
mann, eS gkht in den Entenpfuhll'
Richtig, da war der Tünpil. Gerade
davor bockte die Liese wieder und in ele
gantem Bogen flog der Doktor über
ihren HalS weg in den aufspritzenden
Schlamm.
Gott sei Dank I Da sitzt er in der
Ertengrütze, nun kann ihm weiter nichts
passiren. 'Den Schaden kurircn Wasser
ui;d Seife. So, ich habe genug für
heute,' sagte Herr von Wabingen.
Der allgenieine Rückzug folgte. Der
rothe Kater, ein seltenes Prachtexemplar
seiner Risse, wurde ängstlich tm Wagen
von dem kleinen Fränlein vor den Hun
den behütet.
.Verfluchter Racker! das kommt da
von. wenn man Wilddieben geht I' drohte
ihm Herr von Wabingen mit der Peitsche.
Unterwegs fischte man den Doktor auf.
Er wurde in den Shawl der Gouver
nante gewickelt, die auS ihrer Ohnmacht
erwacht, und auf den Wagen gesetzt.
Er sah etwas angegriffen auS und sprach
nicht mehr von der angeborenen germani
schen Jagdpassion.
Er mußte sich später noch viele Necke
reien mit dem rothen Kater gefallen
lassen, aber der Kater blieb ein Liebling
von Gertrud und ihrem Mar, auch nach
dem sie ein glückliches Paar geworden
waren.
ver Raubritter.
Ein Lild auS dem Mirtelalter. Ton M.
Lettkom.
Die wohl noch unvergessene Affaire in
der Lugloch.Höhle bei Graz hat das In
teresse der Touristen und Höhlenforscher
auch wieder tn hohem Grade dem Höh
lenschlosse Lueg in Krain zugewendet.
Wenige der Reisenden in den südlichen
Provinzen Otsterrelchi werden an Ldelk
berg vorüdelsahitn, ohne dessen we'.lke
rühmte Höhle, die .AdelSderger Grotte'
zu besuchen. Viele Touristen besuchen
den Karst, ohne die rielen, in kaum ein
stündiger Entfernung gtleZkrea intires
sanken Höhle auszusuchen, die We.iigflez
aber werten Höhle und .Schloß Lueg'
durchwandert und erstiegen haben, trotz
dem diel Schloß nicht weit von Präwali
an der Trlester lötraße, recht ab im
gtano liegt.
Und doch verdient die? hochinteressante
Schloß vollste Beachtung.
In wildem Kassellhale von Wald
haukhohen schwarzen Fichten und Tannen
umgeben, gähnen au auSgezackler, zer
fressen Felswand te Nano?, wie ver
steinte Nachen unwelllicher Hünenlhiere
rn mckerhaf.'en Dimensionen, drei Höh
lenöffnurgen dem Reifenden entgegen.
Die dritte Höhle, welche daS Schloß
birgt, ist am höchsten gelegen, und nur
durch einen schmalen telg iuaanalich
der durch zwei Zugbrücken unterbrochin
wird, die über fchwiadelndt Tiefen ae
schlagen sind. Sind diese Zugbrücken
einmal ausgezogen, dann ist die Burg
arsolut unzugänglich und selbst für Feuer
wassen unerreichbar.
Die Lueger waren, dein Charakter
ihres Stammsitzes entsprechend, trotzige
ciegeltuke.
Nahe an 700 Jahre blühte die? edle
Geschlecht tm Besttze seiner Stammburg.
bis es mit EramuS Lueger tragisch zu
Vrunde gehen sollte.
Uad doch war der letzte Lueger an sei
nem ooe chulo:
Im Jahre 1433 erhob EraSmuS Lue.
ger am Hofe Kaiser Friedrichs Streit
mit dem Marschall Pappenheim, dem
Liedltng d:S Kaisers. Der hitzige Zwei
kämpf endete mit dem Tode Pappen
Heim's, der den Lueger im Sterben ver
fluchte.
EraSmus Lueger floh vor der kaiser
lichen Ungnade vermuthlich auch vor
verharzter ReichSacht. Er zog sich in
eln sicheres .Lueg' zurück und unter,
nahm von dort aus Raubzüge.
iCie Klagen der Estadt Trieft, deren
Handelsstraßen durch Lueger'ö Gebiet
führten, veranlaßten endlich Kaiser
iZrirorich, gegen ihn den Hauptmann
CaSpar Räuber mit großer Streitmacht
welche auch mehrere lück der welt
berühmten Artallerav und Arkebußerey'
nülveram zu senden.
Diese Triester Streitmacht zog .aus'S
Geraihewohl' auf die Suche aus. um
das Nest Meister Reinecken'S ausfindig
zu machen jedoch ohne ieden Ecsola,
iS,aüpac Nauccr war dem nun dreifach
Geächteten mehr elS einmal dicht auf der
Spur: da aber CraSmuS alle schlupf
winket deS Gebirges weit besser als feine
Verfolger kannte, so blieb eS auch immer
nur .bei der Spur', die wohl auch nie
weiter geführt haben müde, halte Eros
muS Lueger sich feine Feinde nicht selbst
d!S zur Hohle aus den HalS gehetzt.
Der Ukbermuthsteusel war in ihn ge
fahren!
D,r Hauptmann CaSxar Räuber hielt
auf dem Schlosse Kleinheufel eben Rast
und großen KriegSrath mit feinen Leu
ten, wie er den Lueger wohl fange da
kam EraSmuS Lueger bis an die Mauer
deS Schlosses geritten, und rief einem
Knechte zu:
.Sag' Deinem Herrn Hauptmann,
daß ich vernommen, wie man mich such.
ich nun guten Grund zu dem Glau
ben habe, daß er den Weg zu meinem
chlo e nicht weiß, so bin ich gekommen.
den tapferen Caöpar zu einkm Besuche
einzuladen! Und sag' ihm ich würde
ihn be ser verpflegen und ihn resfer bcher
bergen, als Dein Hauptmanu auf seinem
Schlosse eö je vermöchte. Sag' ihm
das atlig te Wtlvpret, die dustigste La
gerstalt, der köstlichste Trunk, von fchö-
nen Mägdelein kredenzt, harren seiner
Er komme nur endlich! Valel'
Sprach s, lüfte! den Federhui und ritt
von bannen.
Bis natürlich die Anstalten zur Ver,
tolaung getrcssen waren und man auSrei
ten konnte, war Lueger schon längst in
Sicherheit, und Caspar Rauber hatte
das Nach ehe.
Der Hauplmann war tiefoerletzt durch
diesen Hohn. Ein Tränkbursche fand
Rath. Er wieS auf die Spuren der
Roßhufe. Diesen Spuren ließ Rauber
folgen und sand so den Weg zur Hohlen
bürg.
.Da wird ein saures Stück Arbeit'
murmelte der Hauptmann, als er die
drei mächtigen Hoslenfchlunde vor sich
halte.
Ungesäumt brach er nun auf und schritt
zur Belagerung deS Felsennestes, indem
er sich regelrecht dort verschanzte. Er
begann ein mörderisches Schießen, aber
EraSmus Lueger antwortete auf dieses
Bombardement überhaupt nicht.
Nach fünf Tagen stellte Caspar Ran
der die Beschießung ein. weil er di Er
folglosigkeit einsah und sein Pulver und
Blei nicht unnütz an diesen Quadermassrn
versch enden wollte.
An den Hof Kaiser Friedrich'S meldet
der Hauptmann, daß er Lueger's festes
Schloß endlich gefunden, aber erst den
Pferdestall fein nennen könne. Dieser
liege am Fuße des Felsens die Rosse
seien entführt die Burg selbst aber sei
unbeschießbar und uneinnehmbar.
Daraus gab der Kaiser folgende Re
lation:
.EraSmuS Lueger todt oder lebendig
die Burg aushungern keine Gnade
mehr!'
Der arme Hauptmann von Trieft lag
nun den ganzen Winter 1483 1484 hin
durch vor der Bura. dem immerwähren
den Hohn und Spott des Besitzers deS
FelsennesteS ausgesetzt. Fast verzwei
felte er.
So kam die Fastnacht 1434. !
ErasmuZ Lueger rief den Belagerern
hinab, .daß er feine Gäste gerne zu sich
bitten wollte, af Tieu' und Gliubea
sie möchten doch ium klöblickiea Rast.
ncchiSschmause kommen er oersichcr
sie gulen Trun? und freien Geleikel'
u. i. w.
Natürlich rührten die Triester sich
NISZI.
Da lieb ihnen Lueaer einen krisch ae
schlachteten Ochsen und einige Hammel
als Festbraten hinabiverfen. Seine Be
lagerer aber hielten die für eine iiegl,
list. Sie aßen erst von dem Fleisch,
nachdem ei genau untersucht worden,
enthielten sich jeglichen Tiunkel und sel,.
tea die Belagerung mit doppeltem Eifer
son.
Aehnlich! wiederholte sich nun häusi
er. und endlich bat Eraßmu in seiner
spöttischen Welse, man möge ihm doch
ge,la!len, einen seiner Knechte täglich m'S
Lager zu senden, um ihnen da sie schon
durchaus nicht zu ihm hinauf kommen
wslllen Einiges von seinem Ueber ftusse
anzubieten.
Der Hauptmarn Rauber nahm die
Anerbieten an. Aber er halt dabi inen
Hintergedanken. Er rechnete dabei auf
die Bestechlichkeit deS Knechte, der
füglich in Lager kam.
Und r hatt sich darin auch nicht ge
täuscht.
Der Knecht, ein junger, rrthhaartger
Mann, kam täqlich in'S Lager. Er
brachte frische Obst, Fleisch, Fische.
Backwerk und Wein.
Glänzende Veiheißungen und einige
Hände voll rother Goldstücke bewogen
endlich den Knecht zum Veriäiher an fei
nem angestammten Herrn zu werden.
ES wurde verabredet, daß am nächsten
Abende an einem Felsenloche ein .weißes
Tuch' flattern w:rde. Die Tuck, be.
zeichne die Stelle, wo EraSmuS Lueger
allabendlich zu ferner Erholung weile.
Auf dieses Tuch nun sollten die Geschütze
gerichtet werden, sobald an einem an
deren Orte. einm Vorsvrrina der oberen
Höhlenöffnung, ein Licht sich zeige.
L)er döSarltge Knecht kehrte als Ver
räiher zu feinem Herrn zurück. DaS
weiße Tuch wehte die Fackel sprühte
- die Karthaunen brüllten loS Vul.
verrauch Staub Splilterhagel
und dann war Alles ruhig, wie jede Nacht
zuvor.
Erasmug faß auf dem Söller des iM
senschlosseS. um, wie die Chronik wissen
will, seine liebliche, schöne, abgeschiedene
Gemahlin zu betrauern, und dort traf
ihn das Schicksal.
Von den Kuaeln wurde EraSmus Lue
ger nicht getroffen, wohl aber von den
stürzenden FelSmassen, deren eine ihm
das Schienbein, eine andere ihm den
opt zerjazmetlene.
Er war auf der Stelle todt nd wurde
als Letzter seines Stammes, von der fal
lenden Ahnenburg begraben.
DeS anderen Tages übergab die Be
satzung dem Hauptmanv 'Räuber die
Veiie.
Die Führer eiaen beute noS die To
deöflelle deS letzten LuegerS.
Heigesgegenwart.
Der Bildbauer Wickler fcut fi in h-
Etabt. von welcber er ttmn tthn Min,,.
ten entfernt wohnt, einen Klumpen Mo
dellirthon gekauft und trägt ihn auch
gleich selber heim, wobei er jedoch, da er
nj. - an. :.-:- . ,
vjj ui ciiici vriiitiikipk erwas versiert,
in die sinkende Nacht hineinkommt. Wie
e? über eine arone W eie aebt. die seine
Behausung von der Stadt trennt kZltt
ihn plötzlich ein Gauner mit einem star
ren roci an uno icyreu: irna iero
her. oder ich erschlag' Dich!"
Wiiqier tragt reine Wüste bei sich und
ist einen Moment vor Schrecken starr
im nächsten Augenblick aber haut er dem
Strolch seinen Tbnnkumnen mit fntAr
Gewalt in'S Keiickit. dsk her Nnnnk,nd
zu Boden stürzt. Dann läuft er, so
iqnru es geqr, mir oem nkgailven Av
druck naö JSuüfa. tiwhi hnxMhrn In
GypS und übei giebt am nächsten Morgen
die wohlgetroffen! Gesichtsmaske des
Wegelagerers der Polizei, die darin so,
fort ein oft abgestraftes Individuum er
kennt und dieses noch am selben Tage
festnimmt. Stichlers Lob aber steht in
allen eitunaen: Was seine Kunst nie
vermocht hatte, seine Geistesgegenwart
machie lyn reruymr.
Losgcvelen.
Wie hoch man Frauentuaend im Mit
telalter schätzte, lehrt der damalige Ge
vrauclZ, welczer unökscheltenen Jung,
frauen gestattete, Verurlheilte aus Hen
keröhand loözubitten, wenn sie dieselben
zur Eöe begehrten. Hier ein Special-
fall: Am 25. März 1600 hatte der
I ! k t ' r . sn ) i m r
Hrisigiegkr vsrorg rorenz ven uaz
drucker Karl Kühlmuß in Leipriz erstochen
und wurde zum Tode verurtheilt. Als
man ihn zum Rabenftein, dem Richt
platze, führen wollte, erschien di Magd
Magdalene Löwe, eine .feine unbcschol
ten Jungfrau', vor dem versammelten
Rathe der Stadt Leipzig und begehrte
den Verurtheilten zu .Tisch und Bett'
als Ehewirlh. Am 9. Mai desselben
Jahres wurde dos Paar in der Richter
ftube deS RathhauseS getraut und dem
Biauttgam das reden als HcchieitSgabe
geschenkt. DaS Paar muhte aber feier
lich geloben, binnen 24 Stunden Leipzig
zu verlassen und da? Weichbild der Stadt
ohne Genehmigung des Rathes nicht
mehr zu betreten.
Reklame auf dem lande.
Gast (im Alpenhotel zum Wirth):
Ich hörte gestern ten Kuhreigen so wun
dervoll blasen, könnt' ich vielleicht den
enncr einmal sprechen i"
Wirth: .BöS IS ka Senner. Ich
hab' mir einen Musiker von einer
Theaterkaxclle zum " Khreigenblasen
engagirtl'
Aindrmun.
Fritzchen (der in dem Nachlüschchen
seiner Frau Mama ein doppelreihiges
Gebiß sinket, zu Popz): .Papa, hj,
Mama in schöne Muuthirmonlka !
Bwhafi.
Hausfrau: .Haben Sie oben aufge,
räumt Anna?'
Dienstmädchen: .Ja!'
.Auch gründlich?'
.Sehr gründlich; ich ' hab soger
noch ein alt,, unbezahlt Rechnung von
Ihnen gefunden!'
Sein lvonsch.
Wirth (der Nach! von einem Stuben
ten wach gemacht worden ist): .Da
Wirlhghau, ist schon fteschlossen, Bier
giebt', nicht mehr. Alle, muß doch ei
Ende haben !'
Student: . DaS stimmt euch; Ich aber
will ja gerade erst ansangen.'
Kasernenlzofblüthe.
Unterossizier: .Wenn ich Euch etwa
befehle, fo müßt Ihr gehorchen, ohn
erst nach dem Grunde zu fragen. Wenn
ich Euch z. B. sage: Klettert 'mal auf
den Baum I so müßt Ihr im Handum
drehen oben sein, und wenn Ihr den gan,
zrn Tag dazu brauchen solltet.'
Eine Auszeichnung.
Unterossizier (zu einem neu eingetret,
nen Rekruten): .Rekrut Kraulhuber,
wag ist da sür eine Medaille, die r auf
der Brust lräg,?'
Rekrut: .DöS i a Auszeichnung, di
hat unser OchS auf der letzten ViehauS
stellung bekomm !'
schöne Aussicht.
Fremder: .Herr Wirib. wo stecken
Ihre dienenden Geister, ich kann Nie
mano ervliaer'.
Kleiner Holelier (grob): .Ich bediene
meine Gäste selber. UebrigenS beruhigen
Sie sich, mein Herr, ein Hausknecht ist
da, falls Sie hinausgeschmissen zu wer
ten wünschen.'
Unsere Iiesimadchen.
Hausfrau (zu dem neuin Dienstmäd
chen): .Wir stehen gewöhnlich um 6 Uhr
auf, nur Montag's müssen wir der
Wäsche halber schon um vier heraus.'
mw9 rann ich arer nicht ver
sprechen, Madame, ich weiß ja nicht 'mal,
ob ich so früh schon zu Hause bin von
LZvnntagLI'
Cin neuer NigkZipfer.
A.: .W'öhalb verfolgt denn Baron X
die reiche BcinquierStochter aus Schritt
und Trilt? Er kämpft ja förmlich um
den Platz an ibrer Seite.'
B.: .Er will sich auch einen Traurir g
erkämpsen I'
A.: ,Alo gewissermaßen Trau
ringkämp ser !'
Aus der Schule.
Lehrer: .Sag' 'mal, Märchen. wou
hast Du Deine Ohren?'
Schüler: Zum hören I'
Lehrer: .Richtig, und Deine Augen?'
Schüler (schnell): .Zum schlafen !'
Aus der Manege.
Wachtmeister: .Aber, Kulicke. Mensch.
wenn Sie in ihrem Leben een richtiger
Kavallerist erden, dann wird der Ge
richtsvollzieher och noch een Geldbrtcf-
träger!'
LallgesxrZch.
Lcrr sxu seiner TSrnerini: Z5ür Sie.
mein Fräulein, würde ich mein Leben
eirleLen aus den lte iten Waflersck: ün.
den würde ich Sie retten.
meuleln: Können Sie denn schwim-
mcn?
Lerr: O. mein Fräulein, in 5kbrer
Nähe schwimme ich ja stets in Glück.
feligkeit I
Immer fein.
Portier (zu einem Lieutenant, der
ravchend die Räume des Museum! be
tritt): Ich bitte das Plakat zu beachten,
dem Publikum ist es verboten, hier u
rauchen.
Lieutenant: Ach ! Sehe ich etwa aus
wie Publikum?
Ein guter Kerl.
Baron (zum Förster): .Für morgen
habe ich die beiden Professoren und den
Amtsrichter zur Jagd geladen wir
müssen unseren Hasen auch mal wieder
ein Vergnügen bereiten I'
Krastisch erklärt.
Professor: .Meine Herren, ich kann
Jhr.en den Ausdruck .gemischt Ge
fühle' nicht anders erklären, als indem
ich Ihnen ein Beispiel vorsllhre. Denken
Sie sich, der Geltbriesträger und Ihr
Schneider verlangen zu gleicher Zeit Ein,
laß an Ihrer Thüre.'
Aus einem Soldatenbrief.
D Katbi, T)n liekst mi nit i
Sonst würdest Du Deine Briefe nicht in
ein Couvert schließen, sondern wie sonst
- um tinc iiuurji wicrern.
llach der Hochzeit.
Gattin: .Du darfst mir nidf Mit
fein, wenn Ich Dir ein kleines Gestäud.
mg macze: cl, bin nämlich einige Jahre
älter, IS ich Dir angab.
Gatte: .DaS mackit nickt, ine
Liebste, dafür ist mein Einkommen auch
um einige .ausend weniger, al ich Dir
versicherte.
Imnier derselbe.
Herr Schmidt: .Sie waren ia nl
b" der X.'schen Hochzeit. Herr Lieute.
nant? Was haben Sie denn dem glück
T . j. . r t , . . i . "
nu;ui PUllie gticgtniif"
Lieutenant: .Ach Vergnügen meiner
Anwesenheit !