Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 03, 1895, Image 11

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    "0J
Im australischen Husch.
'S mär im Jahr 18....! ch:a
manchen glühenthe.ßen regenlosen om
mir hatte ich in Australien riebt, aber
ein so schrecklichen Zeit, wie wir sie jetzt
dnrchlumachen halte, mußte sich der iL
teste Ansiedler nicht zu erinnern! Lang
bange Monate waren vergangen, seitdem
mir den letzten Regenfall gehabt hatten, j
und seit dieser Zelt trannte die Sonne
mit wahrhaft tropischer Gluth aus die
dürstende Erde herab und unter ihren
glllhcnden Strahlen war dal Land weit
und breit in eine Wüste verwandelt. I
Der Erdboden war hart und sest wie ein
Stein geworden, überall klafslen lies
Risse und Spalten. Gral und Futter
kröuter waren entweder gänzlich ver
schmunden oder oder zu holzigem sasllo,
sem Gefliüxp zusavimengetrocknet. ja,
selbst die Eukalypten hatten den größten
Theil ihre spärlichen Laubwerk ver
lorenl Ueberall waren die WasierlSufe
und Lagunen versiegt und nur stellen,
eise sanken sich noch Wafserpsützen, die
von Kadavern verschmachteter Thiere um
Jeden, die Luft weithin verpesteten. Mei
enweit fand da Vieh der Reichthum
de Lande weder Futter noch Waffer,
und die Hirten waren gezwungen, mit
ihren Heerden wie die Nomaden im Lande
umherzuwandern, aber überall bot sich
da gleiche traurige Bild und die Thiere
verschmachteten haufenweise.
So war der Februar herangekommen
und die Hihe hatte unertrlgliche Zustände
geschaffen. Mit meinem Partner Jim
Martin saß ich eine Abend in der
Veranda unserer Station und beobachtete
die Buschfeuer.die infolge der entsetzlichen
Dürre auegebrochen waren und mit un
gewöhnlicher Heftigkeit lobten. Wohin
man auch blickte, überall war der Him
mel gerölhet, überall trafen unsere Augen
auf schmarzgraue Rauchmassen, zündende
Flammen und sprühende yunkengarvenl
Wie gewaltige feurige Schlangen rück
ten die Flammen immer näher heran,
denn draußen im Busch gab e kein Hin,
dernin für da entfesselte Element. Um
da Verderben wenigsten von den Ge
bZuden unserer Station fern zu halten,
hatten wir Gegenfeuer angelegt und
ring um unser Befttzthum alle ege
tation niedergebrannt; nur am Rande
de Bache war ein dichtbelaubte Ge,
büsch verschont geblieben. Unser Vieh
draußen im Busch muhte freilich sür sich
selber sorgen; glücklicherweise hatten wir
aber ein Kette von Sümpfen die
schwarze Lagune n der Nähe, die noch
nicht vertrocknet war und von den Thie
ren im schlimmsten Falle gewiß ausge
sucht werden würde.
.Hol' der Henker die Hitze!" so
brummte Jim in den Bart und trocknete
sich die schweißtriefende Stirn; ist da ein
and für Menschen?! .Australia
selir' nennen sie da Gluthloch. Möchte
schon wissen, wo hier die Glückseligkeit
eigentlich stecken soui"
,Du hast recht!' stimmte ich meinem
Freunde zu. .Schau nur dort drüben
nach den Bergen, wie sich da Feuer
beranwälztl La uns syrenv ver iKaaji
Wache halten, denn wenn wir im Schlafe
überrascht werden, ftnowir verloren r
.Vorderhand glaube ich für un noch
an keine Gefahr, aber wir wollen auf
alle Fälle die Pferde bereit hatten unv
dann laß un ein paar Stunden schlafen,
solange noch Zeit und Gelegenheit ist!"
Die Pferde wurden in den Stockaard
gebracht und dann suchten wir unser La
aer auf. aber wer konnte unter den Ver,
HSltnissen an Schlaf denken! Ruhelo
wälzte ich mich hin und her und sank erst
gegen Morgen in einen leichten Schlum
mer. au dem ich aber nur allzubald
durch ein dumpfe unheimliche Getöse
aufgeschreckt worden bin.
Der Nordwind hatte seine Ankunft
gemeldet l Heulend und brausend kam er
dahergezogen, vor seinem wuchtigen An
prall erzitterten selbst die gewaltigsten
Blume uad unser Hau wankte in seinen
Grundfesten, al ob e über uns zufam,
menstürien olle. Dichte, undurchdring.
liche Rauch, und Staubwolken, kleine
Baumäste, Steine und Reiflg wälzte die
Windsbraut vor sich her, und entwurzelte
Bäume brachen ringsum krachend zufam
men. Der Nordwind kam und au'
feine Schwingen brachte er da Ver
derben.
Im Augenblick halte ich den furcht,
baren Ernst der Lag: erkannt, sprang
halbbekleidet hinau tn die Veranda und
traf dort mit Jim zusammen, der eben im
Begriff war, die Leute zu alarmiren.
.Heraus au den Betten, Jungen!"
rief er mit Stentoiftimme. .Heraus
au den Hütten, wenn euch euer Leben
lieb ist ! Bringt die Weider und Kinder
nach dem Stockyard, da sind sie vorläufig
in Sicherheit I Alles andre laßt liegen
und stehen! Eine versäumte Minute kann
un allen das Leben kosten!"
Während die Leute, au tiefstem
Schlaf geweckt, erschreckt au den Hütten
stürzten, fuhr Jim zu mir gewendet fort:
.Wenn da Feuer bi zu un vordringen
sollte, dann können wir auch im Stock
yard nicht bleiben und müssen die La,
gune zu erreichen suchen. Reite doch hin,
über und steh zu, welche Richtung da
Feuer nimmt I"
Der Tag war inzwischen angebrochen,
ein mattgelber Lichtschein schimmerte zag.
haft durch die raucherfüllte Atmosphäre;
während ich mich ankleidete, war mein
Pferd eingefangen worden, dann sprengte
ich davon und überzeugte mich aber bald,
daß ich ein sehr gefährliche Wagniß un
ternommen hatte. An Umkehr dachte ich
aber trotzdem nicht, denn unser aller
Sicherheit stand auf dem Spiele, und
wie häufig war ich schon hinauSge.
ritten, um irgend ein Buschfeuer zu
löschen."
Aber da war alle nur Kinderspiel
gewesen, denn noch nie zuvor hatten sich
zwei Elimente in ihrer schrecklichsten Ge-
stall vereinigt, um Ve-derben io da Land
z-i tragen ! Tat tr.it M!he brachte ich
ineinr: Gaul vorv?!ill. dem heulenden
Lturmwiride und lr: Gluthauch der
Flammen entgegen. Immer und immer
wollte da Thier Kehrt machen von den
dicken schwarzen Rauchwolken, die un
ring umgalen! ,
iZch beland m'.ch noch immer in epe
nem Walblande, aber die Lagune konnte
nicht mehr sern sein, denn die Vegetation
Halle infolge der Bodenfeuchtigkeit einen
ganz anderen Charakter angenommen.
Zwischen den vereinzelten Gummiläumen
und Jronbark sproßten Earrv ong,
Akazien und grünbelaubte Unterholz
hervor und auch da Gra zeigte eine
ganz andere Färbung.
Ich ritt so schnell die unter den Um
ständen möglich war, aber al ich mein
char,ßlrteser.de Pserd einen Augenblick
zügell, hörte ich da Knistern und
Prafseli der herannahenden Flammen
mit erschreckender Deutlichkeit! Sin
Windstoß trieb die übelriechenden Rauch
Massen auf einen Auzenbltck aneinander
und da sah ich da Feuer unmittelbar
vor mir! Aber die glammenzungen
krochen nicht etwa langsam am Boden
dahin und leckten zögernd an dem dürren
Gestlüxp, wie ich die schon so häufig ge,
sehen hatte o nein! Nicht von alle,
dem! Da Feuer kam diesmal in andrer
Gestalt!
Hoch oben in den Lüften, auf allen
eilen, link und recht, vor und hinter
mir überall wohin ich blickte, wogte
ein gewaltige Feuermeer! Gierig
leckten die Flammen an der vurren, harz.
reichen Rinde, die in langen Streifen von
den Eukalypten nteterhing und den Erd
boden ring um die Stämme mit einer
dichten Schicht bedeckte. Mit Gedanken,
schnelle züngelten sie empor, verbreiteten
sich über die Wipfel, verzehrten Zweige,
Laub und Aeste und wurden aus den
Flügeln de Sturme von Baum zu
Baum getrieben. Krachend brachen die
Riesen de Walde unter der feurigen
Gluth zusammen, schleuderten ihre bren
nenden Splitter gleich Brandfackeln weit
umher und wirbelten mir einen Regen
von Funken, Asche und glühendem Rauch
entgegen! Wohin ich blickte überall
Flammen, vor mir unv hinter mtr, an
eine Rückkehr nach der Station war nicht
zu denken, überall zusammenstürzende
Baumstämme, seurige Lohe, sprühende
Funken und wallender Rauch! Uederall
Tod und Silierten! E war. al ob
sich der Abgrund der Hölle vor mir ge
öffnet habe und ich wußte, daß ich
rettungslos verloren war, wenn e mir
nicht gelang, den feurigen Gürtel zu
durchbrechen!
So sprengte ich, meiner Sinne kaum
mächtig, durch das Glulhmeer dahin,
mein Pferd bedürfte keiner Aufmun
terung, seiner Zügel, der Instinkt trieb
es vorwärts hoffentlich in der rechten
Richtung!
Die furchtbare Hitze trieb mir da
Blut siedend zum Kopfe, im Gehirn und
in den Schläfen hämmerte und pochte S,
al ob e die Adern zersprengen wolle,
mühsam rang ich nach Luft und geblendet
und halberftickt von dem entsetzlichen
Rauche muhte ich Augen und Mund
schließen und mich tief aus den HalS deS
Pferde beugen.
Mein arme Thier litt noch mehr al
ich! Ich fürchtete jeden Augenblick, e
werde unter den gewaltigen Anstrengungen
zusammenbrechen. ES keuchte,
schnaufte, zitterte und eS stöhnte, trie,
fenber Schweiß bedeckte den ganzen
Körper und weiße Schaumflocken Maul
und Nüstern e strauchelte wank!
und schon glaubte ich, da feurige
Grab werde sich über mtr schließen, da
noch ein paar gewaltige Sätze der
Rauch lichtete sich und gelobt sei
GatteS Barmherzigkeit! ich fühlte
einen kühleren Luftzug und hatte in dem
nächsten Augenblick eine Waldblöße, den
Rand der Lagune erreicht.
Der dringendsten Gefahr war ich jetzt
zwar glücklich entgangen und konnte mein
armes, abgehetzte Pferd ein paar Au,
genblicke verschnaufen lassen, aber in
Sicherheit befand ich mich noch keines
weg. Ring um da morastige Ufer
war im Laufe der Jahre ein fast un
durchdringliches Dickicht emxorgewuchnt,
und e wäre mir unmöglich gewesen,
mit meinem erschöpften Pferde bi zum
Waffer vorzudringen, alir nur dort lag
die Rettung!
Ich sprang au dem Sattel, warf ich
zu Boden und überlegte, wa weiter zu
thun war. Eine Flutb wirrer Gedanken
schoß mir durch den fieberheißen Kopf!
.Wie wird da alles enden?" dachte ich.
.Wie steht e mit Jim und der Station?
Werde ich unser Heim je wieder er
reichen oder? ' ich wagte den Gedarken
nicht weiter zu verfolgen!
Da fiel mein Blick auf die Thiere deS
Walde, die vom sichern Instinkt getrie,
ben, der Lagune zueilten. In wilder
Haft stürzten sie durch das Scrub, Büsche
und junge Bäume wurden niedergetreten
und Bahn für meine Flucht gebrochen.
Von einem prächtigen Bullen geführt,
brach ein Trupp halbmilder Rinder eben
au den wogenden Rauchmassen, ein Ru
bei Känguruh folgte in mächtigen
Sprüngen, Wallabie und Opossum
rannten an mir vorüber, alle in wilder
Flucht, von Furcht und Angst getrieben,
und hinter ihnen her rollten wieder F!am
menwogen daher!
Noch einmal bestieg ich mein Pferd
und trieb e durch da niedergetretene
Dickicht dahin, nur ein paar Augenblicke
währte die milde Jagd dann schimmerte
ein klarer Wasserspiegel durch die rauch,
erfüllte Atmosphäre, und mit einem ge,
wältigen Satze sprang mein Thier in die
Fluthen, daß sie hoch aufspritzten und
mich vom Kopf bi zu den Füßen durch,
näßten.
Dicht hinter mir kam prasselnd die
feurige Lohe, die Flammen ergriffen daö
Scrub und nöthigten mich, bi zum Halst
unterzutauchen mein Pserd Hai fichj
au eigenem Antriebe niedergelegt. Von
den weih'grauen Teatreeftämmen hing
cic fapinaiugc jkinci in uiigin
herab da Zeug brannte wie Zunder
und überall, wohin der Luftzug ein
Feuersünkchen trieb, entstand ein neuer
Feuerherd. ,
Inmitten de Wasser hatten sich im
Lause der Jahie kleine inse!ar''ge, dicht
bewachsene Erhöhungen gebildet, die
ebensall von dem Feuer ersaßt wurden
und mich vrchuiali mit mem Gluthmeer
umgaben.
Mi! dem Hut mußte ich sottwährend
Wasser schöpfen und mich und mein
Pserd beziehen, wir würden sonst der
Hitze erlegen sein. Wie lange ich in
Dem Wasser, umgeben von Schlangen
und giftigem Ungeziefer aller Art, zu:
bringen mußte, ich weiß e nicht, mir
schien e aber eine Ewigkeit zu sein,
und trotzdem war mein Herz voller Dank,
ich besand mich doch in verhältnißmäßiger
Sicherheil.
Endlich war die größte Gefahr vor
über und ich konnte mich au der Nähe
de giftigen Gewürm fortmachen, aber
der Erdboden war durch seurige Gluth
so heiß geworden, daß ihn kein lebende
Wesen betreten konnte. Mit meinem
Pferde legte ich mich deshalb an einer
feuchten Uferstelle nieder und wartete ge.
duldig, bis sich der Boden abgekühlt Halle.
So wurde ich von Jim gefunden, der in
lödtlicher Angst um mich gewesen und mit
unseren Leuten und Hunden ausgeritten
war, um mich oder was von mir übrig
geblieben sein mochte, zu suchen. Mein
Kopf war schwer wie Blei, die Glieder
haben mir unerträglich geschmerzt, und
mein Mund warf ausgetrocknet, wieder
Sand der Wüste! Es war mir nicht
möglich, auch nur eine Silbe auSzu
sprechen, und ich konnte dem treuen
Freunde auch nur durch den Druck der
Hand für die freudige Nachricht danken,
daß auch unser Heim von den gierigen
Flammen verschont geblieben war.
Wochen gingen dahin, ich hatte ein
hitzige Fieber zu überflehen, aber noch
immer sandte der Himmel keinen Regen,
noch immer dieselbe Tonnengluth! End,
lich aber schien ei, al ob er sich der dür
ftenden Erde erbarmen wolle.
Eine Abends, wir waren den ganzen
Tag im Busch gewesen, um nach dem
Vieh zu sehen, fliegen dunkle Wolken
massen im Osten auf, gleich riesigen
Phantomen thürmten sie sich auseinander,
stiegen höher und höher und bedeckten
bald den östlichen Horizont. Hinter der
schwarzblauen Wolkenwand grollte und
rollte der Donner unaushörlich, ein sah
ler Schein zuckte hin und wieder über
sie hinweg und ein dumpfe drohendes
Brausen ging durch die Lüfte. Erst kam
eine Windsbraut daher gefegt, die dicke
Staubwolken vor sich hei trieb, und dann
folgte ein Aufruhr der Elemente, wie ich
ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Ringsum
schien da ganze Firmament in Flammen
zu stehen, so unaufhörlich zuckten die
rlltze vom schwarzgrauen Himmel!
Dazu rollte und krachte der Tonner, der
Regen goß tn tromen herao und der
Sturmwind rüttelte und schüttelte unser
HauS, daß man wähnte, das Ende aller
Dinge sei vor der Thüre. Erst gegen
Morgen verzog sich das Gewitter und
machte einem anhaltenden Regen Platz,
der unS fast zwei Wochen an das HauS
fesselte.
Während dieser Zeit gab eS nur ein
Element das Wasser!
Wasser evlq ioll den tiefhängenden re
genschweren Wolken fast ohne Unter,
brechung bei Tag und Nacht. ES fam
melte sich tn Psutzev und ümpsen, bil
bete kleine Rinnsale, vereinigte sich zu
Bächen und stürzte in zahllosen Kaskaden
tie BergeShänge hinab. Wasser wohin
man blickte! Ueberall quölle sprudelnd
hervor, füllte die ausgetrockneten Ereek,
baß sie zu Wildbachen anschwollen, to
bend und schäumend thalabwärts brau
flen und ihre Ufer weithin überflutheten.
In den Niederungen, so weit da Auge
reichte, Wasser und nicht al Wasser,
und tn dem tobenden Strudel schwarz,
gebrannte Baumstämme, halbverkohlke
Thierleichen und allerlei Trummer
die Ueberrefte de vorhergegangenen ver.
heerenden Buschfeuer.
Jetzt gab e wieder Gras in Hülle
und Fülle. Ueberall keimte und sproßte
e au dem aschegelüngten Boden hervor,
überall erwachte die Vegetation zu neuem
Leben, und neue Hoffnungen begannen
auch tn unsere Herzen einzuziehen.
3a, Zllauex, das iS ganz was An
deres."
Matthias CorvinuS, der 1458 König
von Ungarn wurde, war in seinen jün
geren Jahren ein eifriger Freund deS
Jagdvergnügen und aller Ritterspiele,
besonder glanzvoller Turniere.
Einst, alS wieder solch' eine Lanzen,
brechen abgehalten wurde, stieß der KS
nig seinem Gegner, dem Ritter Stephan
Pazmavy, die Lanze so in's Visir, daß
die Spitze derselben ihm in den Mund
drang, jedoch ohne weiteren Schaden an,
zurichten, als daß Ritter Pazmany drei
Zähne dabei verlor.
Dem König that dies kleine Unglück
sehr leid, denn er schätzte Pazmany sehr,
dem er, gewissermaßen als SchmerzenS
geld sür die verlorenen drei Zähne, drei
Dörfer schenkte, womit der Ritter natür
lich sehr wohl zufrieden war, so daß er
lächelnd sagte, eS ständen Seiner Maje
stät für solchen Preis gerne noch mehr
Zähne zu Diensten.
Einige Zeit darnach befand sich der
König auf der Jagd und hantirte mit
seinem Jagdspieß etwa unvorsichtig, was
zur Folge hatte, daß er einem Bauern,
der als Treiber sungirte, eine ganze
Reihe VorderzShne ausfließ. Der Bauer
verbiß den Schmerz, nahm die Zähne aus
dem blutenden Mund urd sing vor Freude
zu tanzen an.
.Bist Du verrück: gewoiden?" fragte
verwundert Matthias.
.Nein, Herr König." versetz! der
Lauer, ich bin so vergnügt über diesen
glücklichen Zufall, über diese Gnade, di
Ihr mir angethan habt, weil ich meine
und hoe, Ihr werdet mich nun euch
gnädigst bedenken."
.Wie so?"
Ihr habt mir sieben Zähne ausge
stoßen, und neulich habt Ihr, wie über
all erzählt worden ist. dem Ritter ?az
mann drei Zähne allergnädigst eukzu
stoßen geruht "
.Ja. Bauer, da ist aber doch ganz
waSÄnderei!"
.Dafür habt Ihr ihm dann drei Dör.
fer geschenkt."
.Und Du meinst also, ich solle tr nun
sieben Dörser schenken?"
.So weit verneigen ich meine Wün che
gerade nicht. Aber, Herr König, sür d:e
sieben Zähne könntet Ihr ml? wohl sieden
Ochsen schenken."
.Sieben ilberpsennige sind genug.
sprach Matthias und reichte ihm sieben
kleine Silbermünzen.
Der Bauer war damit ganz und gar
nicht zufrieden; r wagte aber nicht, dem
König gegenüber seinem Unwillen Aus
druck zu geben, sondern steckte da Geld,
nur innerlich knurrend, tn seine laiche.
Nachher aber, im WirthShau e, klagte
er um so lauter über die schreiende Unge
rechtigkeit, die ihm nach seiner Meinung
widersahren. Warum sollten die drei
Zähne deS Einen drei Dörser und die
sieben Zähne eines Andern nicht einmal
sieden Ochsen werth sein? Da vermochte
er nicht zu ergründen. Und in seinem
Unmut? erlaubte er sich alleUet AuS
fälle, die sür den König Matthias Cor
vinuö nichts weniger al schmeichelhaft
lauteten.
Der gestrenge Herr tuhlrichter kam
dazu und schrie: .Ja, Bauer, daS ist denn
doch ganz wa Andere! Mit Unrecht
schreiest Du über Ungerechtigkeit. Ver
magst Du e den gar nicht zu begreifen:
drei Zähne eine edlen Ritter sind mehr
werth al dreihundkrttausendZähn eines
lumpigen Bauern. DaS merke Dir!
Weil Du aber eben so unehrerbietig und
unverschämt von Seiner Majestät, unse
um alleranädigflen Könige Matthias,
gesprochen hast, so ist'S nunmehr meine
Pflicht, Dir dafür noch einen besonderen
Denkzettel verabfolgen zu lassen."
Und er rief seinen beiden Heiducken zu:
.Legt den Kerl über die Bank und zählt
ihm fünfundzwanzig Gepfefferte aus!"
Da geschah. Der Baun erhielt fünf
undzwanzig Stockhiebe. Er schrie, daß
er jetzt zufrieden sei und nicht mehr die
Gerechtigkeit de König anzweifeln
woll. Spottend rief ihm feit jener Zeit
Alles nach: ,Ja, Bauer, das ist ganz
wa Anderes!" und so ist diese Redens
art bis auf unser Tage gekommen.
Tet sprechende Kund.
Line Iagdgefchichle.
Der Förster Tchlauigel war bekannt
als lustiger und zu allen Schnurrpfeife
reien stet aufgelegter Herr und wenn er
Abend nicht pünktlich um 8 Uhr an sei
nem Stammtisch .Zur grünen Tanne"
erschien, wurde von Seiten der zur Ta
felrunde gehörigen Stammgäste hin urd
hergerathen, was er wohl für cire m',ch
tige Abhaltung haben möge. An eimm
Tische nicht weit vom Fenster, saß xanz
allein sür sich ein Bäuerlein und verzihrle
mit großem Behagen und zum Staunen
der Gäste hintereinander drei Portionen
SchweinSknöchel mit Kiesen, welche er
mit etlichen Flaschen Wein tüchtig an,
feuchtete. Der Bauer bestellte sich gerade
die dritte Flasche Wein, als Förster
Schlauigel mit seinem Dachshund Wald
mann genannt, das Gastzimmer betrat.
Bald war Schlauigel von dem Schau,
spiel, welches die Gesellschaft so erregt
hatte, unterrichtet. Schlauigel hatte die
Gabe, ausgezeichnet Bauchreden zu kön
nen, dies war allen Anwesenden mit Aug
nähme deS Bauern bekannt. Plötzlich,
es war gerade etwa stiller im Lokal,
sängt der Hund de Försters an zureden:
.Na, Meister Schlauigel, krieg' ich
denn heute garnicht??"
.Ach, entschuldige nur. lieber Wald
mann, ich werde gleich bestellen, was
willst Du denn trinken?"
.Großen Durft habe ich nicht, aber
einmal Schweinsknochen, wenn der Bauer
dort nicht alle weggegessen hat, würden
mir sehr gut thun."
Der Bauer hat bei dieser Unterhai
tung vor Staunen den Mund weit aus
gerissen, während die Übrigen Gäste in
ein schallendes Gelächter ausbrachen.
Der Föiftir winkte ihnen aber, sich zu
beruhigen, damit der Bauer nicht etwas
merke. Der Hund hat auch lichtig eine
Portion Schweinsknochen bekomme und
sich eiligst darüber hergemacht. AIS er
fertig ist, hat sich auch der Bauer etwas
von feinem Staunen erholt und fragt
Schlauigel, ob er den Hund nicht ver
kaufe.
.Verkaufen schon, aber so viel Geld
haben St doch nicht, als mein Hund
kostet!"
Der Bauer sühlt sich durch dies Ant
wort gekränkt und sagt, der Förster möge
nur den Preis nennen, er würde ihn
zahlen. Als der Förster tausend Mark
verlangt, zieht der Bauer ruhig seine
Brieftasche und zählt mit gering
schätzender Miene die Summe auf den
Tisch. Da auf einmal tönt eine Stimme
unter dem Tische hervor:
.Ich will nicht verkauft werden, ich
will beim Förster leiben."
Der Förster aber, welcher das Geld
schon eingesteckt hat, bedeutet dem xrote
stirenden Waldmann, daß er da gar nicht?
hineinzureden habe.
,'S ist gut," sagt Waldmann, .nun
red' ich aber kein Wort mehr!"
Vxt perbäignikvolke Oxikör.
Gottfried Emil Sxulchen vermaltet
:t dreißig Jahren seinem .hehen
Posten' a! Thurmwächter zu Kleinstadt.
In treuer PZichterlüllung' hält er c2
nächtlich von dt'.Galleilt deS KiichthurmZ
Ausschau, um die Feunlaternen anzuzün
den, sobald ein rerdächlizer Schein im
Umkreise aufsiammt.
Niemals hat er währeno der Dienstzeit
dem Schlafe sich hingegeben ist wenn
bei dämmerndem Morgen das Glocken
spiel mit feierlichem Ehoral den jungen
Tag verkündet sucht der treu Wächter
sein Bett auf.
Kürzlich hat xulchen seine Tochter
Emma, welche nach außerhalb verheira
thet st, besucht. Am Abende vor seiner
Heimfahrt der Zug geht in aller Frühe
spricht Frau Emma :, Väterchen, damit
die Furcht, den Zug zu versäumen, Del
nen Schlummer nicht störe, aiJ ich da
unsere WeckerSxieluhr neben das Bet!
stellen. Wenn wir' dann auch verfchla
fev da Spiel de Apparate weckt Dich
sicher und rechtzeitig,"
Aber Papa Spulchen ist von Natur
ein vorsichtiger Mensch, hat außerdem in
seinem Leben selten die Eisenlahn kenutzt
und folglich etwa ängstlich. AI er
allein in seinem Schlafzimmer sitzt, denkt
r:
.Du legst die Kleider überhaupt nicht
ab, sondern durchschläfst die Nacht aus
einem Stuhle dann bist Du bei dn
ersten Tönen der llhr reissrtix.'
Eben beginnt sich da nächtliche Dun
kel im Ostei zu lichten in festem
Schlummer sitzt Spulchen aus dem Stuhl,
er träumt von seinem Kirchthurm, seinem
Glockenspiele, welches ihm allmorgen
lich da Signal giebt zum Ausruhen von
schwerer Pflichtersüllung da erschallen
von der Spieluhr her feierlich die Töne
eine Ehoral durch tat Gemach.
Schlaftrunken springt Gottfried Emil
Sxulchen auf:
.Ach, der Ehoral," murmeln seine
Lippen, .dann kann Ich ja schlasengehen!"
Wenige Minuten später ruhte Papa
Spulchen sanft in seinem Bette und ver
schlief den Zug.
Hin ZeilungS'Museum.
Eine der merkwürdigsten Museen der
Welt ist da Hunderttausende von Erem
xlaren enthaltende ZeitungS-Museum in
Aachen, daS vor ungesähr acht Jahren
von OSkar von Forkenbeck einem Bru
dr deS vtrftorbenen Bkiliner Oberbür
germeisterS begründet wurde. Der
Genannte sammelt Zeitungen wi andtre
Leute Briefmarken oder Butoaravbien.
Vierzig Jahre hindurch verwendete er fast
iein ganzes inrommen auf ras Halten
von Zeitungen, von denen er jeden Mor.
gen TagesblStier in dreißig verschiedenen
Sprachen erbielt. 3m fta&re I8L5 lab
er nun doch, daß seine Journaloorräthe
sich auzufeyc anhäusten, und das brachte
ihn auf den glücklichen Gedanken, sie zur
Begründung eines Zeitung . Museums
zu verwenden. Nun erließ er an allt
ZtitungS-Erxeditionen der Welt ein Etr,
kular mit der Bitte um Unterstützung deS
Unternehmens. Die kontinentale Presse
kam ihm darin gern entgegen, und jetzt
giebt eS gewiß aus der ganzen Welt
kein zweites Institut, daS sich mit diesem
an Reichhaltigkeit der Auswahl missen
könnte.
23it dem ?fcik und ?ogc.
DaS Bogenschießen ist uralt, eS war
bei den Griechen eine der hauptsächlich,
sten Uebungen der Männer. Im Mittel
alte? bestanden in den nordischen Städten
besonder große BogenschützenGeseU
schasten, die sich in Belgien und Holland
bis in unsere Tage blühend erhalten
haben. Heutzutage ist las Bogenfchie,
ßen noch hier in Amerika, besonders aer
in England, im Schwünge und zwar in
den feinsten Kreisen; auch das weibliche
Geschlecht ist diesem Sport eifrig krge.
den. ES ristiren in London sechs Bo
genfchützen.Clubs; von denen jeder über
hundert weibliche Mitglieder zählt.
Diese Gesellschaften haben ihre eigenen
Statuten, bestimmte U-bungsLokale,
Lehrmeister führen Wttschießen aus und
machen Ausflüge mit Schießübungen.
Die Bogen sind aus zwei cmerikanifchen
Holzarten vtrfkrtigt, die Pfeile von Rohr
mit GanSfeberanfatz und Eifenfpitze.
Der Schuß hat eine große Kraft, und
das Treffen erfordert ein sicheres Auge
und bedeutende Uebung.
Seltsamer ??sch.
Die Gattin deS Satirikers Johl.
Druden, Elisabeth Howard, beklagte sich
häusig darüber, daß ihr Gemahl sich um
seine Bücher mehr bekümmere, als um
ihre Person. .Kannst Du mir eS ver,
denken, wenn ick bisweilen S wüntät
selber ein Buch zu sein, damit Du Dich
meyr mir mir vtichasligkefl'
.Ein Buch, meine Liebe?" rief Drg
den, .in der That, ein vortrefflicher Ge
danke! Noch lieber aber wäre eS mir,
wenn Du ein Kalender wärest I"
.Warum ein Kalender?" fraake die
Gattin verwundert.
.Nun, weil ich Dich dann alle Jahre
neu bekäme!"
Gehorsam.
Alte Gräfin (ihren Diener an
schreiend): DaS sage ich Dir, den Hund
mußt Du wie mein eigenes Kind behan,
deln l Diener (sich vor dem Hunde tief
verneigend): Wollen Eure Gnaden, Herr
Graf, geruhen zu Tisch zu kommen, daS
Diner steht bereit.
Zu ängstlich.
Prinzipal: .Herr Maier, legen Sie
die Elle aus der Sonne!.. Sie waren
doch in der Realschule und müssen daher
wissen, daß Wärme die Körper eus
dehnt!"
Unnl'kilegt.
A: .Ich erfahre soeben, daß mein
Haukarzt gestorben ist. Denken sie sich,
er hat kauin da 30. Lebensjahr er
reicht!"
B: .Da muh ich Ihnen aufiichtig ge
flehen, zu einem rzt, der so jung sindt,
könnt ich kein Vertrauen habeu!'
In Sachsen.
Schnkidcr: .öärn Ge. Se kennten
mich nu ooch bald bezahlen."
Student: Ich habe kein iöclö.'
Schneider: .Ru, wenn ham S denn
welche,?'
Student: Ich habe niemals Geld."
Sckneider: .Na. bärnSe aber! Etwas
Geld hat doch beinahe jeder manchmal."
ZNißrerttansen
Wachtmeister: .Woraus bestcht ein
Kriegsgericht?"
Piesike: .Erbjen unö fcp'tf."
Wachtmeister : .Rindvieh l Ein Krieg,
gericht besteht au 1 Rittmeister, 2
Lieutenant, 1 Wachtmeister, 3 Unter,
osfiieren, 1 Gefreiten, 3 Gemeinen !
Verstanten, Känguruh?
Groll,
Gast: Aber, da muß da letzte vom
Faß sein, da kann man ja vor Pech
kaum trinken I"
Wirth: .Na Ihrem Magen schabt'S a
net, wenn er 'mal ordentli ausgepicht
wird !"
Indirekte Verneinung.
Verkäufer: .Sie fragen, ob der Stein
in dem gekauften Ringe auch wirklich
echt ist? wa wollen Sie denn damit
machen?"
Käufer: .Ich will ihn verschenken."
Verkäufer: .Nun, verschenken Sie ihn
nur ohne Weitere, Sie haben dann
Beide eine größere Freude daran !'
Al?so!
A. : .Weshalb sind Sie denn so erregt
daiüber, daß der Herr Müller vorgestern
durchgebrannt ist und Konkurs machte.
Kommen Sie denn um viel Geld bei
ihm?"
B. : .Um volle 400 Mark, die ich dem
schlechten Menschen vor ö Tagen leider
gkzahlthab'!"
Schreckliche Erinnerung.
A. : Sie trinken ja auffallend wenig
al Student.
B. : Ja, habe früher riesig getrunken,
aber nie wieder !
A. : Weshalb denn?
B. : Habe da 'mal im Rausch den
Geldbriesträger statt deS Schneider
'nauSgeschmissen!
Nicht vergessen.
Bauer (der im Sterben liegt, zu sei
ner Frau):. . . . und beim Bader war i
auf Rareren abonnirt, da kriegst noch
zwanz'S Pfenni rau, vergiß sei nit.
Begründete Verneinung.
Frau Majorin: Denk dir, eS hat
Einer um unsere Eusebia angehalten.
Major: WaS? Und unsere Netteste?
So'n dummen Kerl will ich nicht zum
Schwiegersohn.
Treffend.
Dam: .Wozu soll dkiin in neuer Text
zum .Don Juan' dienen?"
Kapellmeister: .Um ihn zu verbes
fern!"
Dame: .Das ist doch nicht nothwen
big; ein echter Don Juan ist unverbesser
lich!"
Besänftigt.
Schuster (der eine faule Kundin beim
Photogroxhen trifft): DaS ist ja nett:
mich zu bezahlen, dafür haben Sie kein
Geld, aber jetzt sich photograxhiren zu
lassen. Beruhigen Sie sich, Meister. . .
Sie kriegen auch 'n Bild.
Ein maliticser Gatte.
.Aber, Amanda, Du bist schon lange
nicht mehr in Ohnmacht gefallen !. . Bist
Du am Erd krank?"
Zweideutig.
Büreauvorftand (Sprecher einer Depu
tation, welche dem Cbef des Hauses zum
Empfang eines Ordens gratulirt):
...Und was uns hauptsächlich bei der
Ihnen zu Theil gewordenen Ehrende
zeugung freut, ist: daß Sie so gar
nichts dazu gtthan haben,..!"
Ein Grobian.
Rentier: ...Ich gebe niemals einem
so gesunden, kräftigen Menschen ein
Almosen l"
Bettler: ,,Ja glauben Sie vielleicht,
ich soll mir wegen Ihrer zwei Pfennig'
einen Fuß ausreißen? !"
Rascrnliosblüthe.
Unteroffizier: , .Jetzt kommt der Kerl
schon wieder in einem so ungeputzten Zu
stand daher! Für Sie wär'S auch besser
gewesen, Sie wären, statt zum Militär,
in' Nationalmuseum geschickt worden!
Da würden Sie doch wenigsten a b g e
staubt!"
Gerechtigkeit?licbe.
Du, Fritz, in Deiner Aufgabe hast
Du einen Fehler gemacht I Vater schreibt
man mit einem t!"
Aber warum soll denn der Vater
weniger t habin, als die Mutter?"
Der Schlauk'f.
Unteroffizier (instruirkvd): Also auf
dem Protzkasten sitzt nicht eine Person,
sondern mehrer Frühmtl, weshalb
wobl?
Kanonier (herausplatzend): Damit's
protziger aussteht, Herr Unteroffizier!