Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 25, 1894, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    J
v
X
flir .
Jahrgang 15.
Lincoln, Ncb., Donnerstag, 25. Oktober iUlU.
?o.
i
,
7 . .
'Mrw
liwb
ff'fvwf
MMA
AWASMW
Babnraubcr
Machen das Jndtan,r?er'
Litorium unsicher.
DitÄuSrüstung unskrerglol.
tk mangelhaft. larnrna
nziten et haftet.
Brrlin. Wie dir ..Nrkuz-Z!g." mel
bet, hat die Prinzessin lix von Hessen,
die Braut de rojisursKn-Ihronfolgeri,
von der Heiligen gtjnode Zugeständnisse
langt, wie sie noch nie zuvor einer
fremden Prinzessin bei dem Uebertritt
zur gnechlsch-raiholischkn Kirche beroil
ligt wurden. Der genannlen Zeitung
zusolge wir die Prinzessin ihr bisheri
geS GlauvenSbekenntnih nicht verfluchen;
auch wird sie nicht erklären, daß ihr
Uebcrlritt aus der Ueberzeugung hervor
gegangen sei, daß di Wahrheil nicht bei
ihrer eigenen, sondern bei der russischen
Kirche zu finden Die Heilige Synode
wird sich mit der einfachen E'klärung
begnügen, daß die Prinzessin sich der
griechischen Kirche anschließe, um dem
selben Religionödekenntnih anzugehören,
wie ihr künftiger Gemahl.
Washington. Die Ausrüstunq der
regulären Armee mit dein neue Maga
zingewehr geht rasch von stalten und
mird in etroa Jahresfrist vollendet sein,
worauf die Herstellung des Gewehrs für
die Milizen in Angriff genommen wer
den wird. ($8 werden indessen Jahre
vergehen, bis sämmtliche Miliztruppen
nl der neuen Wsfe versehen sein wer
den. Dieser Umstand in Verbindung
mit den staunencrregenden Augführungen
deS Generals Schofteld über die Unzu
länglichkeit unserer Armee sowie die von
ihm zwischen den Per. Staaten und
China vom militärischen Gesichtspunkte
aus gezogene Parallele haben einigen
hervorragende Ofsizieren in Wsshing
ton viel zu denken gegeben. Congreß
abgeordnete und Andere, die von einer
Verstärkung unseres Heeres nichts hören
mögen, pflegen gewöhnlich zu versichern,
daß die Regierung im Falle eines seind
lichen Angriff binnen 24 Slunden eine
Million Freiwillige zur Verfügung haben
würde. Militärische Sachverstänoige
oder entgegnen darauf : Was sollen wir
mit diesen ungedritlten Freiwilligen an
sangen und wie sollen wir sie bewaffnen?
Einer unserer ersten Taktiker, der mit
den militärischen Refervekröften des Lan
des vielleicht besser vertraut ist, als irgend
ein Anderer, äußert sich über oiefe wich,
tige Frage wie folgt:
Wenn ich die Unzulänglichkeit unserer
Küstenvertheidigung und die absolute
Geringfügigkeit unserer Flotte, ver
glichen mit den prächtigen Geschwadern
Europa's in Betracht ziehe, so kann ich
nicht uittbin, zu bekennen, daß mindestens
zwei der Nationen Europa'S vollkommen
im Stande sind, 250,000 Mann an
unserer atlantischen Küste zu landen.
Diesen können wir nur ungefähr 50,000
Mann entgegenstellen, nämlich 25,000
Mann reguläre Truppen und 30,000
Milizsoldate. Das ist meiner Ueber
zeugung nach Alles, was wir in solchem
Nothfalle zu leisten vermögen. Naiür
lich mit der Ze, könnten mir eine qrof.e
Anzahl Freiwillige auf die Beine brii
gen, aber wr würben sie nicht bewaffnen
und equipiren können. Um dies zu
thun, ist viel Zelt erforderlich, und ich
bin der Ansicht, daß die feindliche In
vastvnsarmee tm Stande wäre, St Louis
zu besetze, ehe wir die nöthigen Waffen
sabnzlrl hatten, denn diese im Auslande
zu kaufen, würden uns die Neuiralitäls
gesetzt verbieten. Meines Erachtens
fällte General Schosield eher ein zu gün
sliges Urtheil, als er die Ver. Staaten
mit China verglich, denn wir sind bei
Weitem nicht weder auf dem Lande
noch zur See so gut vorbereitet, einem
feindlichen Angriffe auch nur einer ein
zigen europäischen Macht zu begegnen,
wie China Japan gegenüber. Das
Mißverhältnis; zwischen den effektiven
Kräften ist noch viel größer, und wenn
gesagt wird, daß die Ver. Staaten sich
auf ihre latente Kraft, auf ihre starke
Bevölkerung und iyren großen Reich
thun, verlassen können, so zeigt das
Schicksal China's, das sich auch auf diese
nämlichen Fakta, en verließ, wie gründ
falsch eine solche Politik ist "
New Aork. Am Samstag wurden
hier folgende frühere Polizisten vei
haftet: Der frühere Kapitän Dohertv
und seine beiden früheren Ward-Detec
tives Hock und Meehan. sowie die frühe
ren Sergeanten Liebers, Parkersvn, Jor
dan, Clark und McKenna. Die Haft
befehle wurden auf Anklagen hin erlassen,
welche vor dem Lexow. Comite erhoben
und im Verhör vor der Poli.zeikomniis
sion erwiese wurden, was die Entlassung
der Genannlen aus ihren Aemtern nach
sich zog. Die Vergehen, deren sie be
schuldigt sind, bestehen hauptsächlich ,n
Gelderpressung. Dohcrty wurde unter
$7,500 und die übrigen Verhafteten
unter je $5,000 Bürgschaft gestellt.
Detroit. Zlllgen.eine Uevcrraschung
hat die Entscheidung der Jury in dem
Prozesse gegen den Schulinspektor Jo
seph Walsh hervorgerufen. Walsh war
mit den anderenSchulinspektoren Davis,
Lichtenberg und Liphardt angeklagt, Be
stechungsgelder angenommen zu haben.
Während Davis entfloh, Lichtenberg ei
nen Selbstmord versuch machte und Lip
hardt schuldig befunden und zu 6 Iah
ren Zuchthaus vertheilt wurde, sprach
man Walsh, einen Mann von irlandi
scher Adkunst, frei. Das Publikum ist
gespannt auf den Ausgang des dritten
Prozesses, nämlich des von Lichtenberg,
welcher vor sich gehen wird, sobald der
Schmerverwundete genesen ist. Walsh
hat die Drohung ausgesprochen, gegen
alle Zeitungen und Personen, welche ihn
als Boodler" hingestellt haben. Scha-.
denersatzklagen anhängig zu machen.
London. Einer aus Shanghai ein
getroffenen Kabelmeldunz zusolge hat
am unteren t ufe des ,')alu FlusieS eine
große Schlacht zwischen Japanern und
Chinesen stattgefunden, heißt, die
Japaner seien über den Fluß geseht und
hätten einen Angriff auf die Chinesen
unternommen, feien aber nach deftigem
Kampje zurückgeworfen worden. Beide
Theile sollen schwere Verluste erlitten
haben. Die Chinesen beanspruchen kei
nen entscheidenden Sieg, sind ober stolz
darauf, das Feld behauptet zu haben.
Washington. Das Jndian'rbureau
erhielt kürzlich Depeschen aus dem Jn
tianerterriiorium, welche die dort Herr
fchendc gesetzlosen Zustände schildern
und bitten, daß die Bundesbehöcden
Schritte zur Beschützung der Bürger in
ihren Rechten und zur Wiederherstellung
der Ordnung thun. Es wird mge
theilt, daß bewaffnete Banditen that
sächlich daS ganze Jndianerterritorium
beherrschen. Die Jdiaerpoli;ei ist
außer Stande, die Lerne zu be'chützen
und Raubansälle zu verhindern. Ge
setzlose Banden treiben in allen Theilen
de Territoriums ihr Unwesen. Am
hellen Tage werden Männer von Sira
henräubern angefallen und beraubt.
Weber am Tage noch bei Nacht sind
Leben und Eigenthum sicher. Die Cr
vreßgesellschajlen weigern sich. Geld zu
befördern, und ein anderes Mittel zur
Besörderung desselben giebt es nicht.
Es giebt drei bekannte, aus Räubern,
Dieben und sonstigen Verbrechern aus
allen Lanoeslheilen bestehende Banden
im Territorium, welche das Räuber
Handwerk zu ihrem Geschäft machen.
In gi'Ige dessen besteht eine Schreckens
Herrschaft und die Bewohner des Terri
trriums befinden sich in der Gewalt die
ser Banden Man glaubt, daß die
Räuber von einem Theile des Territo
riums nach dem anderen ziehen und daß
die Beraubung der Züge tm Südwesten
ihr Werk waren.
W. Ewing von Wood River ist
jüngst im Hospital zu Grand Island
gestorben.
I L. Lmb ist zum Postmeister
von Lapeet, Cheyenne County, ernannt
worden,
Albert Harrington vom westlichen
Theile von Platte Cauniy ist gegen
$50u Bürgichst dem Distriklsgerichte
überwiesen worden, weil er einen seiner
Nachbarn zu Boden geschlagen und dann
noch durchgebläut hatte.
Der Ladeu deS I. B. DelSmann
zu ColumbuS ist am Montag geschlossen
worden. Diese Firma haltt' bereits 18
Jahre bestanden und ist Aussicht vor
Handen, daß dieselben in Bälde wieder
ihr Geschäft in früherem Umfange be
treiben mird.
Mit großer Majorität haben sich
am Mittwoch bei der Wahl die
Bürger in der Gegend von Burmell
zu Gunsten der Berieselung ausgespro
chen. Es werds 20,000 Acker mit der
nöthigen Feuchtigkeit versehen werden
Im Distriklsgerichte von Hall
Connty ist gegen den früheren County
Clerk Frank Sears und seine Bürgen
ein Prozeß angestrengt worden, um die
Summe von $2,778 31 wieder zu er
langen, welche Gelder als Deficit sigu
riren. Einem Wcchselblatt entnehmen mir
Folgende: Große Noth herrscht unter
den Farmern Nedraskas, namentlich in
Sherman Couniy, wie ein an Gouver
neur McKinley gelangtes Schreiben des
Friedensrichter Fair von Rockville,
Reb., ergiebt. In diesem Schreib n
werden die besser sitnirten Farmer
Ohio's neusten, den nolhleidenden Far
m rn Nedraskas durch Lieferung von
Saatkorn zu helfen, da deren ganze
Ernten durch die anhaltenie Trock naeit
des letzten Sommers u iArunde gerichtet
wurden. Auch um Unterstützung durch
Lebensmittel, um den kommenden Win
ter überstehen zu könne, wird gebeten.
Der Staat Rebraska soll, dem Schreiben
nach, nicht im Stande sein, die nothlei
denden Farmer genügend zu unterstü
tzen." Folgendes Jagdstuck Napoleons I.
erzählt der Figaro' : Während einer
Jagd im Walde von Fontaincblcau
ward ein Hirsch von den Hunden ge
stellt. Weder der Kaiser noch die übrige
geladene Jagdgesellschaft war zur
Stelle, und da der Hirsch bereits
mehrere Hunde tödtlich verletzt hatte,
auch einer der Treiber behauptete, der
Kaiser habe die Jagd aufgegeben und
befinde sich auf dem Wege zum
Schlosse, so hielt es der älteste der
anwesenden Jagdbediensteten für daö
Beste, den Hirsch niederzuschießen.
Kaum lag das Thier am Boden, so
erschien in der Ferne ein Trupp Reiter
der Kaiser und seine Gesellschaft.
Jetzt war guter Rath theuer. Ach
was," meinte der Schütze, der Kaiser
mag von manchen Dingen nichr ver
stehen, als ich; hier werde ich ihm
etwas zeigen." Rasch wurden ein paar
Zweige abgehauen, in die Erde gesteckt
und der Hirsch damit gestutzt. Die
Hörner schallten, die Hunde wurden
gegen den Hirsch gehetzt, und angezogen
von dem Lärmen erschien der Kaiser.
Er stieg vom Pferde, ließ sich ein Ge
wehr reichen und tödtete mit seinem
Schusse den besten Hund in der
Meute. Unter dem .Hallali' der
Jagdhörner stieg er wieder zu Pferde
und ritt davon, befriedigt von dem
Ergebniß der Jagd. Er hatte den ihm
gespielten Betrug nicht gemerkt.
Hu dem Arizona Kieker."
Auf Besuch in Big Bend.
lochen seit Monaten wußten wir, daß
es um Freund Scwell von der Big
Bend Gazette" nicht zum Besten be
stellt sei. AIS Mr. Newell vor einem
jihr auf dem Weg nach Big Bend
i:cr durchkam und wir erfuhren, daß er
dort eine Zeitung zu gründen beabsich
tigte, hatten wir wenig Vertrauen in
den Erfolg seines Uttemchmens, er
muthiglen ihn aber gleichwohl und
versprachen ihm unseren Beistand. Er
Halle bis dahin in irgend einem Winkel
des Staates Jllinoisein den Jntcref
fen von Butter und Käse gewidmete
Blättchen rcdigirt und hat eigentlich
nie so rejit erklären können, weshalb
kr sich westwärts gewandt.
Als nun letzte Woche die .Gazette'
nur in halbem Format herauskam,
machten wir uns auf einen Rokhfchrei
gefaßt und der Nothschrci kam am
Dienstag Morgen per Telephon. Eine
Stunde später befanden wir uns bereits
unterwegs nach Big Bend in Beglei
tung unseres PferdcredakkcurS. Wir
konnten uns ungefähr vorstellen, wie
sich dort die Lage gestaltet hatte und
waren auf harte Arbeit vorbereitet.
Wir erwarteten, Freund Sewcll im
Gefängniß zu finden, doch sahen wir
uns hierin getäuscht. Sie hallen ihn
wohl zwei Tage eingesperrt, aber eine
Stunde vor unserer Ankunft hatten sie
ihn auf ejncn blinden Maulesel gesetzt,
demselben die Direktion nach Salt Lake
gegeben und ihm bei Todesstrafe ver
boten, vor 30 Tagen Halt zu mncken.
Wir schickten unscren Pferdcrcdak
teur auf die Spur des Verurlhcillen
und ritten selber nach der Gazette"
Office. Trotz der hoslichen Einwände
Freund Sewells ist seine Office seit
Monaten das Hauptquartier aller
Tagediebe und Rohlinge der Stadt gc
Wesen. Als wir vor der offen stehenden
Thüre abstiegen, fand gerade drinnen
ein Hundckampf statt unter den Augen
einer Zuschauerbande von etwa 30
Köpfen. ES gibt heute noch Leute in
Big Bend, welche nicht wissen, ob ein
Cyklon über die Office gekommen oder
ob ein Erdbeben sie erschüttert hat.
Wir säuberten den Platz in sieben
Minuten, Uhr in der Hand, und
sämmtliche liefen sie mehr als eine
halbe Meile weit, ehe sie wieder zur
Besinnung kamen.
Etwas Traurigeres als die Gazette"
Office hatten wir im Leben nicht ge
sehen. Sämmtliche Druck- und Redak
tionsutcnsilicn hatten die Kerle in den
Hof hinausgeworfen, nm vorher Platz
zu bekommen; nur ein Faß Drucker
schwärze, welches als Sitz diente, war
im Raum geblieben. Drei Chinesen
hatten wir schon angestellt, um sauber
zu machen und Ordnung zu schaffen,
als endlich Freund Sewell mit unserem
Pferderedakleur ankam. Er schwamm
in Thränen und jammerte uns vor,
er sei ein ruinirter Mann und gedenke
Selbstmord zu begehen. Wir nahmen
ihn ohne Zeitverlust nach seinem Hof
und drückten ihn so lange gegen die
Zaunwand, bis wieder ein Funke sei
ner Männlichkeit erwachte und wir
Anzeichen des wiederkehrenden Ehrgci'
zcs an ihm entdeckten.
Dann arbeiteten wir alle zusammen
hart bis Donnerstag Rachmittag, um
die Office in Ordnung und das Ge
schüft wieder in Gang zu kriegen.
Während einer Ruhepause gingen wir
zum Friedensrichter, welcher den Haft
befehl wegen Verleumdung gegen
Freund Sewcll ausgestellt hatte und zu
dem Kläger und dessen Advokaten und
erhielten überall die weitgehendsten
Entschuldigungen. Unser Pserderedak
teur nahm verschiedentlich Gelegenheit,
Freund Sewcll zu zeigen, wie man
zwei Revolver anschnallt, sie zieht und j
icyteizi. Am Donnerstag naa) oem eilen
machten wir uns zusammen auf, um
den rückständigen Betrag von 226
Abonnenten einzukassiren, und inner
halb 24 Stunden waren nur noch zehn
Ausstände vorhanden. Die betreffenden
Delinquenten hatten Tags zuvor die
Stadt verlassen; so wäre es Zeitver
tust gewesen, dieselben zu verfolgen.
In Big Bend eristircn 18 Wirth
schaftcn, zwei Restaurants und drei
Läden und kein einziges dieser Etablis
sements hatte in der Gazette" ange
zeigt. Wir nahmen Freund Scwell
nuter den Arm und zeigten ihm, wie
die Anzeigen gemacht werden. Zu
unserem Erstaunen und unserer Freude
lernte er es sehr rasch, den Revolver
zu ziehen, wenn es nothwendig war,
einem Argument daö richtige Gewicht
zu verleihen, und vier Spalten guter
JahrcSannonccn waren das Resultat
unserer Spritztour. Während er zeit
weilig allein in seiner Office saß,
kam ein Pichtrcibcr von einer benach
Karten Ranch und verlangte die Zurück
nähme einer vor einem Monat gebrach
ten Notiz, aber Freund Sewell duckte
ihn so gründlich, daß der Kerl um
Gnade heulte. Kaum war dieses Fak
tum in der Nachbarschaft bekannt ge
worden, so kamen auch schon fünf pro
minente Bürger und abonnirten auf
Extra-Exemplare, um sie an Freunde
im Osten zu versenden. Bevor wir
Big Bend verließen, schrieben wir noch
14 schneidige Artikel für die kommen
den Nummern der Gazette" und
schenkte Freund Sewell zwei alte
Revolver und eine Schachtel Patronen.
Sewell ist entschieden ein anderer
Mensch geworden und er fühlt sich jetzt
ziemlich sicher, es fei denn, daß die
ganze Bevölkerung von 125 Seelen
auf einmal gegen ihn losgehe. Zur
Vorsicht haben wir ihm für den Rest
der Woche unseren Pferderedakleur ge
liehen und versprochen, unser Pfeil
schnelle? Maullhier Tast und Nacht
gesattelt zu halten, bis 'ich die Auf
regung drüben geleit hat. Erfolgt
freund S'dl nur die Richtung, die
wir ihm vorgczkiclmrt Iwlcn, so kann
die .Gazette' mit der Zeit noch eine
Macht im Lande w.-rden. Geht ihm
aber der Muth aus. o wird er Arizona
zu Fuß verlassen. gcbro,l euen Herzens,
und Niciiv.nd wird ihm eine mitleidige
Erinnerung weihen.
Feldiiiäßiger Meerrettich
an bau wird nach der D. Ldw. Pr."
im größten Maßstabe in Deutschland,
speziell in der Umgebung von Rastatt,
Ofsenburg, Erlangen, Rürnberg.Würj
bürg, Bamberg, Hannover. Liegnitz,
Hamburg u. s. w. getrieben. Für
Urloffen- bei Offenburg bildet die
Meerretlichkultur eine ganz bedeutende
Einnahmequelle. Bon einem Morgen
Landes erntete man im Jahre 1889 bis
L000 Stangen, von denen 10 Stück
mittlerer Sorte zu bis 8 Mark ver
kauft, 100 Stück bester Sorte mit 12
bis 15 Mark bezahlt wurden. In
der Umgegend von Erlangen leben
ganze Dorfer vom Anbau und Handel
mit Meerrettich und bringt dortselbst
ein Hektar Meerrettichlandes seinem
Besitzer bis 500 Mail ein. Die
weiteste Auedehnung hat die Meerret
tichkultur im Spreewalde erlangt, denn
die meisten Dörfer desselben beschäf
tigen sich mit ihr, und bringt man
deren Erzeugnisse im Herbst zu den
Meerretlichmärkten nach Lübbenau,
woselbst aus Sachsen, Bayern und
Böhmen Ankäufer alsdann sich ein
finden. Im Jahre 1883 wurden aus
genanntem Orte nach letztangegebenen
Ländern 37 Waggonladungen mit circa
7000 Ecntner Meerrettich an einem
Tage zur Erntezeit versandt. Die
Ernte des Jahres 1890 hat etwa 30.
000 bis 40,00 Schock oder ungefähr
15,000 Ecntner Meerrettich ergeben.
Rechnet nian davon daö Schock nur zu
4 Mark Werth an, so würde die Ge
sammtgcldeinnahme sich aus 120,000
bis 100,000 Mark belaufen. Es sind
aber in den letzten Jahren in Lüb
benau für ein Schock Stangen mittle
rer Qualität 5 Mark und für das
Schock schönster Meerrettichwurzcln 9
bis 10 Mark gezahlt worden. Aus
Borna in Sachsen wird ebenfalls über
eine alljährlich an Ausdehnung und
Rentabilität zunehmende Meerrettich
kultur berichtet.
Ist das Radfahren gesund
h e i t s sch ä d l t ch? Diese Frage wurde
neulich in der Pariser Akademie der
Medizin erörtert. Dr. Petit hatte die
Frage dahin bejaht, daß mehrere Fälle
von plötzlichem Tode durch Herzschlag
dem Gebrauch 'des Fahrrades zuzu
schreiben seien. Dr. Hallopeau trat
der allgemeinen Schlußfolgerung, die
der Berichterstatter daraus zog, ent
gegen und behauptete, die meisten
Todesfälle, bei denen der Gebrauch des
Fahrrades in Betracht komme, würden
durch Unfälle und keineswegs durch
Herzleiden verursacht, die durch deu
Gebrauch des Fahrrades verschärft wür
den. Dagegen erwähnte Dr. Darem
berg einen Fall von Tuberkulose, der
durch Radfahren, wenn nicht hervor
gerufen, so doch verschärft worden sei.
Ein anderes Mitglied führte gegen das
Fahrrad einen Fall von Potts-Krank-heit
an, ein weiterer verurtheilte den
Gebrauch des Rades durch Kinder und
junge Leute auf 's Strengste. Auf den
Vorschlag des Dr. Bcrneuil wurde be
schlössen, daß die Akademie eine gründ
kichere Untersuchung über die Gefahren
des Radfahrens vornehmen soll; alle
Anwesenden verpflichteten sich, darüber
Beobachtungen zu veranstalten.
Schließlich kam folgender Beschluß zur
einstimmigen Annahme: Der Ge
brauch dcö Fahrrades soll nur nach
einer gründlichen ärztlichen Unter
suchung gestattet werden."
Ein natürlicher Eiskeller
befindet sich am Westabhange des
Umpfen, eines nördlich von dem Städt
chenZiallennordheim (Sachsen-Weimar)
gelegenen BasaltbcrgcS. Aus diesem
Eiskeller" pflegen die Bewohner der
benachbarten Ortschaften sich in der
Sommerzeit mit dem besonders in
Krankheitsfällen erwünschten Eise zu
versehen. Der Eiskeller" besteht aus
einer Felsspalte, an welcher selbst noch
in den heißenen Tagen des August das
Eis in dicken Zapfen hängen bleibt
und während des Laufes eines Jahres
überhaupt niemals schmilzt. Diese
wcrthvolle Eisgrotte wurde vor einigen
Jahren durch Zufall bci einer Jagd
entdeckt, als ein angeschossener Fuchs
sich in dieselbe flüchtete und von den
nachfolgenden Jägern darin gefunden
wurde ; sie liegt an einem buschfreien,
mit Basaltgcrolle bedeckten Abhang.
Um daö Kaufgeld für seine
Frau gebracht sieht sich ein Deut
scher Namens Krug aus St. Louis, Mo.
Er hatte, da ihm das Ehclebeneine Last,
seine Frau um $10 an einen Freund
verkauft, aber der Käufer war dann
plötzlich mit seiner Waare nach Chicago
verduftet, ohne zu bezahlen. So reiste
denn Krug den Ausreißern nach und
neulich gab's der 10 wegen in Chicago
eine Keilerei, die unseren eckclhaften
Helden nun obendrein $75 kostete,
während sein Schuldner freigesprochen
wurde.
Vier Massenmörder wurden
letzthin int russischen Gouvernement
Samara verhaftet. Dieselben, Pächter,
überfielen in der Nacht ihre schlafenden
Arvciker, 21 an der Zahl, todteten sie
und raubten ihnen den Lohn wieder,
den sie an die Arbeiter gezahlt hatten.
Hupnotische Experimente.
Durch die Presse geht soeben die
Nachricht, daß die Tochter eines unga
rischen Grundbesitzers plötzlich während
einer Sitzung starb, in der ihr ein
Hypnotiseur Neukomm Tuberkulose
suggerirt hatre. Die Sektion der Leiche
soll Tuberkulose deS Gehirns ergeben
haben. Wie nunmehr ungarische Blät
ter nttttheilen.waren im Schlosse Thuz
ser bei der von dem Unglück betroffenen
Familie v. Salamon hypnotische
Experimente seit langer Zeit an der
Tagesordnung. Der Brunnentechnikcr
Neukomm wurde vor einigen Jahren
durch die Produktionen eines reisenden
Hypnotiseurs auf die Idee gebracht,
selbst solche Versuche zu unternehmen,
und dieselben gelangen ihm in so
überraschender Weise, daß er bald in
der ganzen Umgegend einen großen
Ruf hatte und man die merkwürdigsten
Geschichten von seinen hypnotischen
Kuren. erzählte. Seine Geschicklichkeit
in der Bohrung artesischer Brunnen
brachte ihn im vorigen Jahre mit der
Familie v. Salamon in Verbindung,
und als einmal das Gespräch auf das
Hypnotisiren kam. erbot sich Neu
komm, in der Gesellschaft ein Medium
zu finden. Er fand aber zwei ; im
Zeitraume von 54 Minuten halte er
zwei Damen der Gesellschaft, Fräulein
Ella v. Salamon und Fräulein Pau
line Ott, hvpnvtisirt. Herr v. Sala
mon selbst hat vor einiger Zeit im
Pesti Naplo ein Feuilleton vcröffcnt
licht, in welchem er die Leistungen des
Herrn Neukomm in enthusiastischer
Weise bespricht. Ncusomm," sagt er
unter anderem darin, nimmt unter
den heute lebenden Hypnotiseuren den
ersten Platz etn; er hat mit den
Damen, die er bci uns hypnotisirte,
die unglaublichsten Dinge produzirt.
Er machte sie ihre Muttersprache ver
gessen, er versetzte sie in ihre früheste
Jugend, er machte, daß sie wie Frösche
hüpften. Es ist auffallend, daß das
Hypnotisiren auf den Gcsundhcitszu
stand der genannten beiden Damen die
beste Wirkung hatte. Meine Tochter
Ella (die jetzt diesen Experimenten
zum Opfer gefallen ist) wurde hier
durch von ihren häufigen Kopfschmerzen
befreit. In der Hypnose hatte Ella
höchst interessante Dinge vollführt.
Sie fand eine goldene Uhr, welche ihre
Mutter verloren hatte; sie entdeckte
einen Diebstahl, prophezeite, daß da?
gestohlene Gut zu einer bestimmten
Zeit werde zurückgebracht werden, und
ihre Vorhersagung traf ein. Einmal
verlor Gräfin Elsa Forgach eine Busen
nadel, und diese war nicht zu finden.
Herr Reukomm befragte nun Ella dar
über in der Hypnose, und Ella gab
sofort die Fundstelle, einen Winkel der
Stiege, an. Die ganze Gesellschaft
begab sich nun in größter Aufregung zu
dem von Ella bezeichneten Orte, und
richtig wurde die Nadel dort gefunden."
Zum Schlüsse schreibt Herr v. Salu
mon: Wir, die wir das Alles gesehen
haben, sind Herrn Neukomm zum grrß
ten Danke verpflichtet. Er hat in
unserer Gegend, wo es früher nur un
trinkbares Wasser gab, aus der Tiefe
der Erde reine Quellen hervorge
bracht; er hat uns weiter jenen gött
lichen Funken (die Seele) gezeigt,
welcher in uns exi flirt und von dessen
Ewigkeit wir heute Alle überzeugt
sind." Ob Herr Theodor v. Sala
mon auch heute noch so spricht?
Die Photographie des Un
sichtbaren. Von dem großen Kauf
fahrteischiff Great Eastern" wurde,
so theilt das Photogr. Archiv" mit,
vor dessen Ausrangirung eine photogra
phische Aufnahme angefertigt. Wer be
schreibt das Erstaunen des Phologra
phcn, als derselbe nach dem Entwickeln
des Negativs auf demselben eine Reihe
großer dicker Buchstaben erblickte, die
sich über die ganze Länge des Schiffes
hin ausdehnte und welche, bci genaue
rer Betrachtung, sich als eine Annonce
der Patent - Pillen einer bekannten
Firnta herausstellte. Wahrscheinlich
sind diese Buchstaben früher einmal
als Jceklame für die Pillen auf die
Wände des vom Unglück vielfach heim
gesuchten Schiffes aufgemalt und
später wieder überthcert worden. Ob
wohl sie nun für das Auge unsichtbar
waren, hat sie der photographische
Apparat dennoch entdeckt und zu Tage
gefordert. Die Erklärung ist einfach
genug. Nach dem ersten Aufmalen der
Buchstaben mit Oel färben standen die
selben rclicfarli gauf der flachenSchiffS
wand, und beim späteren Uebertheeren
wurden sowohl die Buchstaben wie die
Schiffswand mit einer gleichmäßig
dicken Thccrwand überzogen. Obwohl
nun die ganze Flache der Schiffswnnd
einfarbig erschien, so war doch das
Relief der Buchstaben nicht beseitigt
worden, und in Folge des während der
photographischcn Aufnahme herrschen
den Scitenlichtcs kam derselbe im
Bilde in verstärktem Grade zum Vor
schein. Die, neueste Art, sichAutogra
phcn zu verschaffen, besieht darin, daß
man einem berühmten Schriftstellu
mittheilt, die Gattin des Schreibers
sei gestorben und seine Werke hätten
ihr auf dem Krankenlager die einzige
und letzte Erquickunq gewahrt. Darauf
fällt der sich geschmeichelt fühlende
Autor allemal hinein.
Die Hauptstadt des deut
fchen Reiches zählte im Jahre
1890 1,578,794 Menschen, während
Wien nach der in demselben Jahre vor
genommenen Volkszählung 1,304,543
Bewohner in dcni jetzigen Gemeinde
gebiete beherbergte.
5ie grsälzrlicrie Banknoten
falscher
tnvi schien dieser Tage zwei Bundes
dclckttvs in der Person eines gewissen
Adam Hocsly in Allsten, jli. Tie
Verhaftung vereitelte einen der ge
wandtest? FälschunaSpläne im Ent
stellen, und nie zuvor ist ein ähnlicher
kuhner Falschdmt" versuch ausgeführt
worden. Adam Horfly ist 3 Jahre alt
und wohnte auf einer Farm eine halbe
Meile von Ashlcq bci seinem Vater
und schwachsinnigen Bruder. Er war
in der Nachbarschaft als eifriger Arbci
ter in geistigen Bestrebungen bekannt.
Leidenschaftlich betrieb er chemische und
mechanische Experimente. Er unter
nahm größere Reisen durch Amerika und
kehrte um vieles Wissen bereichert
nach Hause zurück. Hier legte er sich
ein Laboratorium an, welches er gegen
Jedermann verschlossen hielt. Er er
warb durch gewandte Erfindungen meh
rcre Patente, besonders auf dem Ge
biete der Photographie, und in das
letztere Fach fällt auch sein Meisterwerk
der Banknoten-Photographie. ES ist
ihm gelungen, die Photographie gleich
zeitig mit der Gravirung zu verbinden.
Er verfertigte eine Anzahl solcher
Banknoten und sandte sie an die große
Eisenwaorcnfirma H. S. und Eharleö
Wilson in Joncsboro, Ark. Der
Firma gclang eS, die Scheine umzu
setzen, und eine Entdeckung wäre wohl
nie gemacht lvordcn, wenn nicht Hocfly
unrichtigerWcisedaSSchatzmeistcrsiegel
auf ein 520 Manning-Silber-Certi
fikat gesetzt hätte. Ein Bankier ent
deckte den Fehler und Wilson Broö.
wurden verhaftet. Dem Schatzmeister
amt in Washington wurde der Vorfall
sofort gemeldet und der Bundcödetcktiv
Murphy von St. Louis untersuchte
denselben. Er berief Kapitän Porter
von Chicago zu seiner Unterstützung.
Die Beiden suchten Hoefly in Ashlcy
auf, um mit ihm angeblich einen Heu
kontrakt abzuschließen. Währender den
Kontrakt unterzeichnete, erfolgte seine
Verhaftung. Sein Verbrechen wurde
von ihm enthüllt und der Ueberraschtc
brach vollständig zusammen. Die Be
amten erbrachen das Laboratorium
HoeflyS mit Gewalt und fanden eine
trockene Platte des Photographievcrfah
renS, hergestellt durch zwei feine Pho
tolinsen. Ferner fanden fie Ehemi
kalien aller Art, Tinten aller Abtonun
gen, eine Eamcra obscura," eine
Presse, auf welcher mit Leichtigkeit für
160,000 Noten gedruckt werden konn
ten. Fertige Platten waren nicht zu
finden, aber nachdem Hoefly noch ein
mal in ein scharfes Kreuzverhör gc
nommen war, gestand er, wo er dirsel
den vergraben hatte. Bei der letzten
Arbeit zerbrachen die Platten. Sie
können zedoch zusammengesetzt weiden
und sind von raffinirtcr Feinheit.
Hoefly weigerte sich, daö Geheimniß
der Herstellung zu verrathen. Durch
den Gebrauch gewisser chemischer Stoffe
bringt es der Erfinder fertig, die eine
Seite der Banknoten dtrekt in Gravi
rung auf Kupfer oder Stahl platten
auf Photograph! schein Wege zu über
tragen. Man glaubt, daß, wenn
Hoefly sein Verfahren preisgibt, das
selbe eine vollständige Umwälzung der
gegenwärtigen Gravirkunst zur Folge
haben wird.,
F a h r r a d b c n u tz u n g in I t a -lien.
In Italien ist man in der
allgemeinen Benutzung des Fahrrades
viel weiter als in manchen anderen
Kulturländern. Uebcrficlen da neulich
in der Nähe von Eomo drci radfahrcnde
Strolche cincn Fuhrmann, prügcltcn
ihn, plünderten ihn aus und fuhren
dann unbehelligt ihrer Wege. Eö
bleibt," so setzt dcr Mailänder Bericht
erstatlcr hinzu, nichts Anderes übrig,
als daß wir ein fliegendes Korpö zwei
radfahrcndcr Gendarmen einrichten.
Ja, wenn ich nicht irre, so ist irgendwo
an unserer Grenze schon die Einrich
tung getroffen, daß Zollwächtcr auf
Zweirädcrn fahren und nur ihre Vorgc
setzten zu Pferde die Strecken kontrvl
lirend abreiten, oder im Wagen absah
ren." Als weiterer Beleg für die große
Beliebtheit des Fahrrades in Italien
kann folgende Thatsache gelten, die
aus Turin gemeldet wird: Daß Aerzte
und Priester ihrem Amte mit dem
Fahrrade nachhasten, befremdet hier
längst Niemanden mehr, daß man
aber auch einen Neugeborenen zur
Taufe mit dem Vcloipede fahrt, dieses
Schauspiel sollte Turin kürzlich zum
ersten Male sehen, als eine Tauf
gesellschaft auf Fahrrädern vor einer
Kirche anhielt, aus einem Körbchen,
das der Vater des kleinen am Bicycle
vorne befestigt hatte, den schön geputz
ten Täufling herausnahm und ihn,
gefolgt von dessen zwei Pathcn, die
ebenfalls mit dem Fahrrad zur Kirche
gekommen waren, zur heiligen Hand
lung in den Dom trug. .
Unheimliche Funde in Ge
stalt von menschlichen Skeletten, an
deren Armen und Beinen sich noch
schwere eiserne Fesseln befanden, wur
den jüngsthin im Hofe des Zollhauses
in St. Petersburg gemacht. Zchon ver
mehret en Jahren entdeckte man an
jener Stelle menschliche Gerippe mit
Folterwerkzeugen. Wie es heißt, stand
auf jenem Platze ihrer Zeit eine Gc
hcimkanzlci des tyrannischen Regenten
Biron, des Günstlings der Kaiserin
Anna.
Getrocknete Eidechsen ver
sendet Pakhoi, China, jährlich 100,000
Stück im Werthe von S2500. Die
Eidechsen werden zur Bereitung von
Eidcchscnwein," einer Medizin gegen
kttigenkranklxiten. verwandt.
ltnin der ?iamant:nräuber.
Anläßlich des großen Diamanten
raube?, welcher jungnhin aus London
vermeldet wurde, äußerte sich ein dor
tiger Diamankenhändler einem Zei
tungsberiititersiaiter gegenüber "wie
folgt : Ein Londoner Diamankenhäud
ler muß stets auf der Hut fein. Vor
einigen Wochen kam ein Ausländer zu
mir und wollte sich einige Ringe an
schauen. Nach langem Besinnen wählte
er sich einen aus, dcr 1 werth war.
Er bot mir einen lächerlichen Preis
on, den ich naturlich nicht annahm.
Darauf wünschte er zwei andere Ringe
zu sehen, einen Saphir und einen
Tiamantring, die im Schaufenster auS
gestellt waren. Während ich die beiden
Ringe aus dem Fenster herausholte,
sah ich in dem Spiegel, der in dem
Schaufenster angebracht ist, wie der
Fremdling zw.'t Ringe im Werthe von
150 anncktirte. Ich drehte mich nicht
herum, sondern ging nach der Thüre
und verschloß sie. Ein Schutzmann war
bald zur Stelle. Hätte ich mick
herumgedreht, so würde mir der Dieb
Pfeffer und Sand in die Augen ge
streut und darauf daö Weite gesucht
haben. Er halte sein Wurfgeschoß wirk
lich in der einen Hand und wir fanden
eö später auf dem Boden. Ein anderes
Mal ließ ein Dieb zwei Ringe in sei
nen Regenschirm gleiten und noch ein
anderes Mal in ein in feinem Hand
schuh angebrachtes Loch. Ein ganz ge
wöhnlichcr Kunstgriff dcr Diamanten
diebe ist, sich lose Steine zeigen zu
lassen. Diese werden ihm dann aus
einem Präsentirtcller überreicht. Cr
haucht sie an und sucht dabei einen oder
mehrere in den Mund zu bekommen.
Andere Diebe sehen sich genau die im
Schaufenster ausgestellten goldenen
Ringe ait, die einen werlhollcn Edel
stein enthalten. Sie lassen sich einen
genau nach dem Muster machen. Das
Gold ist echt, aber dcr Stein ist falsch.
Im Halbdunkel kommen sie dann in
den Laden und suchen den werthvollen
gegen den minder werthvollen Ring
zu vertauschen." :,
M a s s e n s p e i s u n g. Man schreibt
aus Berlin: Bei der Speisung der
750 MannGardetruppcn, welche letzt
hin auf dem Bahnhof Dahmsdorf
Münchcbcrg stattfand, sind 35 Centncr
Rindfleisch und 15 Centner Bohnen
verbraucht worden. DaS Fleisch wurde
von zwei Zerkleinerungsmaschinen in
würfelförmige Stücken geschnitten.
Gekocht wurde in acht eisernen Kesseln
von 40 Liter Inhalt. Ter Boden der
Kessel war durch ein Jsolirsieb ge
schützt, um das Anbrennen dcr Speisen
zu vermeiden. In der Mitte jede
Kessels befand sich ein runder auS
Drahtgeflecht hergestellter Behälter
für die Knochen und das Suppengrün.
Die Kessel hingen über Feuerungen,
wovon je zwei einen gemeinsamen
Schornstein hatten. Gefeuert wurde zu
ebener Erde auf Rosten, die über einen
circa einhalb Meter tiefen Aschfang
gelegt waren. Verbraucht wurden zur
Feuerung 80 Ecntner Kohlen. Ueber
die Kessel hinweg führte eine Wasser
leitung. Angerichtet wurde in großen
Blechkübcln. In einem der Kessel
wurde Kaffcewasser bereit gehalten,
auch frisches Trinkwasser stand in gro
ßen Hvlzbotkichcn mit eingeschraubten
Messinghähnen zur Verfügung. Da
Personal dcr Feldküche bestand aus 32
Männern und 16 in der Kochkunst ge
übten Frauen. Die Speisung dauerte
von 12 Uhr Mittags bis in die Nacht
hinein. Während dieser Zeit spielten
die RegimentSkapellcn.
Sonderbare Rache nahm letzt
hin in Verona, Italien, dcr Fremden
sichrer Fcrroni an einer aus acht Per
sonen bestehenden Gesellschaft, der er
das Grab von Romeo und Julie, zeigte.
Als Lohn für seine Dienste gab man
ihm 4 Francs. Vergeblich war sein
Hinweis, daß die Taxe für acht Perso
nen ebenso viele Francs betrage.
Schließlich eilte Fcrroni auS dem
Todtengclasse und sperrte die ganze
Gesellschaft ein. Stunden lang blieb
dieselbe gefangen, bis sie endlich ein
anderer Führer befreite. Fcrroni er
hielt vom Gericht drei Wochen Arrest
zudiktirt, während die Gesellschaft zur
Zahlung dcr fehlenden 4 Francs, sowie
der Gerichtskosten im Betrage von 42
Francs verurtheilt wurde.
Uniform f ü r L u f t f ch i f f s o l
baten. Die Lustschiffcrabtheilung dcr
deutschen Armee soll, wie man dcr
Schlcs. Ztg." meldet, demnächst eine
neue Uniform erhalten. Dieselbe be
steht in einem grünen Waffcnrock mit
den bisherigen Aufschlägen in Schwarz
mit silberner Litze und Fangschnüren
auf der Brust : auf den rothen Achsel
klappen befindet sich außer dem L ein
Luftballon. Als Kopfbedeckung soll
ein Käppi nach Art des Jägertschakos,
nur von kleinerer Form, dienen; statt
des bisher geführten Jnfanteriegeweh
rcs soll der cavallcriekarabiner als
Waffe dienen.
Gutes Beispiel. In Central
afrika soll es einen Negcrstamm geben,
bci welchem es Gebrauch ist, denjeni
gen, welcher in den gemeinen Bcr
sammlungrn etwas vorzutragen hat,
nur so lange sprechen zu lassen, als er
auf einem Beine stehen kann. Solche
Einbeinfprechcr könnten wir .auch ge
brauchen.
Die leibliche Tochter ver
kauft hat eine in San Jose, Eal.,
lebende Chinesin um $2400 an eine
dortige Bordellwirthin. Die Sache
wurde ruchbar und wird jetzt von den
BeHorden untersucht.