Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 11, 1894, Image 11

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    I
Alfred's Rinderzchllschft.
ZUt von B. Ü 0 e iv t.
Unser Zllsrkd hat! (?;Iurt81ag. Tr
Wunschzettel war lange vorher gemacht;
K diesem Jahr konnte er ihn zum ersten
Mal selbst schreiben. Da war ein
ganz besonder,! BerznSzea gewesen ;
mindesten zehn saubere Stückchen waren
damit bekritzelt worden, auf jedem stand
aber obenan: .Etne IungenIgesellschaft.'
Ich schwankte auch keinen Äugenblick,
ihm diesen Wunsch zu erfüllen, ich dacht,
cl mir selbst entzückend, die Schaar klei
er, reizender, wohlerzogen Knaben bei
un zu sehen, mit ihnen zu spielen, sie
mit allerlei guten Sachen zu quicken :c.
Wohlmeinend Freundinnen, die schon
Erfahrung in diesen Vergnügungen
hatten, rtethea mir dringend ab, im
Winter Derartige vo zunehmen, und
oerwiesen mich aus den hübschen Garten
am Hause, ter zur Sommerszeit der
kleinen Bande, wie sie sich lieblo au,
druckten, den geeigneten Tummelplatz
bieten würde. Alfredchen lehnt aber die
HtnauSschtebung energisch ab, auch ich
konnte di Intoleranz der Anderen nicht
begreifen und sing an, mit dem Jungen
Alle u be rechen.
.Wie viele sollen e denn sehr?" fragte
ick, ibn.
.Die aantt Klaff. Mama, neunund,
dreikia. die müssen Alle kommen.
Da Crayon, mit dem ich die Liste
entwerfen wollte, entfiel meiner zittern
den öand.
.Nein. Liebling, da geht nicht, da
ist zu viel, die ganze Octaoa kann doch
unmöglich kommen, e können ja nur die
bekanntesten sein, mit denen Du gern
spiklst.'
.Da thue Ich mit Allen, Mama. . . ,
.Die mehr in der Nähe wohnen. . . ,
.Die wohnen All nicht weit, Mama
Wir inigten un nach länger D
batte aus inundiwanztg Kinder.
.Davon sagen doch noch einige ab
beruhigt ich mich im stillen.
Wir ballen in immense Glück, es
sagt Niemand ab.
.Räume di PlZttflube nu3, mahnten
meine Lieben, .die ist gerSumig, da ist
nicht zu verderben."
.Wi unaemüthlich entgegnete ich,
.die Kinder müssen e doch gemüthlich
haben, e sind so allerliebste Zungen da-
bei, ich freue mich wirklich aus den Nach
mittag.
Der Nachmittag kam, die Cinund
zwanzig auch. Alle so freundlich, so artig
sie machten ihr niedlichen Verbeugungen
bestellten lo nett die Empfehlung von
Papa und Mama, einige brachten auch
kleine Geschenk mit für Alfredchen, der
. natürlich di Bedeutung de Tage zeitig
verrathen hatte; nur drei begossen sich mit
der Chccolade; da Hausmädchen wusch
aber gleich die gieren von den neuen An
zügen ab, der Smvrnateppich im Eßzim
-ii- . .ii.i i l m - i ......
mer yane anqemenv auq eouriiags
Chocolade haben wollen, er sog sie be
gierig in seine dichte Woll in. .Den
reinigen wir morgen beruhigt ich die
erschreckte alte Luise.
Nun sollt gespielt werden. Jeder
schlug etwa Andere vor, Ich redete ihnen
zu, stumm Musik zu machen, aber davon
wollten sie nicht wissen, die Meisten
stimmten für .Pferdchenspielen, di An
drn inigten sich zum .Verstecken
ich ließ beide ein Weilchen versuchen;
erst al die kleinen Pfndchen zu natürlich
stampften und nach Art der edlen Rosse
mit den Füßen aueschlugen, das; ein ge
malte Tischchen, auf dem ein Fächer,
palm stand, umsiel und beinahe einen
sehr hitzigen Pserdelenker erschlagen
?,Ztle. gingen wir ganz zum Verfteckspie
en über.
Ich bat di Kinder, nur im Sxeisezlm
mer uno angrenzenven uonioor zu out'
den, ging unterdcß hinaus, um mit Hilfe
der Köchin die Reis-Flammerie mit Hirn,
beersauc mundgerecht zu machen da
erscholl in Heidenlärm, Baumeister Karl
hatte sich in den Salon verirrt, hinter die
schwere Plüschgardin versteckt, unter
Jauchzen war er endlich gefunden, er
wehrte sich, griff mit kühner Hand in
die Spitzenoorhänge 0 Himmel, ein
klaffende Loch zeugte von der Kraft de
Kleinen.
.Man fleht doch so recht die Verschie.
denartigkeit des Temperament der Kna,
den und Mädchen, sagte ich zu meinem
eben heimkehrenden Mann, .sieh nur,
wie die Jungen hier mit gerötheten
Wangen herumtoben, hinten im Kin
derzimmer sitzt Sophiechen mit einer klei
neu Freundin, sie sollt doch auch nicht
ganz leer ausgehen Du mußt nur
sehen, wi rizend sie mit Puppen spie
In. ?
Plötzlich drg vom Forridor her ein
heftige Schreien, ich lief hinau, mein
Mann folqte schnell; ein unvergeßliche
Bild bot sich un dar.
Sophiechen lag sich mit der kleinen
Eoa, ihrer Intimsten, in den Haaren, sie
schlugen sich mit den kleinen Händen
ganz jämmerlich. Um die große Locken
puppe war der Streit entbrannt, jede
wollte die Haarkünftlerin sein, und al
Evchen der Puppe eine ganze Strähne
de hellblonden Haare auSfrisirt hatte,
ar bei Sophie der Groll erwacht. Da
berichtete sie mir unter Thränen. Ich
verwahrte die zerzauste Puppe, stellte mit
Flammerie und Himbeersauce den Frie
den wieder her und nahm die kleinen
Mädchen mit zur Kinderschaar herein.
Toller schlagen konnten sie sich da auch
nicht.
Ein kleiner, niedlicher Junge, Friede!
genannt, ward ihr Cavalier; Eoa konnte
nicht viel essen, er erbarmte sich und tilgte
diverse Reste von den Tellern; dann hef,
tet er sich an meine Fersen und folgte
mir überall hin. Seine Wißbegierde
konnte neroö machen.
.Sind da wirkliche Fische, die kleinen
rothen da in dem Wasser, Tante? ,
zbc!," ll,d Palit!ch:k .im Namen dcs '
.Ja. viein Löhnchen, fasse sie nicht
en, toiifi sterben sie.
.Tante, a ist reun rc la ultx dem
2osa, ist da ine Po:clanxuxxe?'
.Nein, mein Kmd, da r;i in Uhr,
eine Meigneruhr, uno nrzucr: ymg
mein Blick an dem herrlichen Stück, dem
letzten Geschenk der guten Eltern.
Kaum hatte ich den Staltn gesendet.
0 stand Friedel aus dem osa gleich
darauf stand die Uhr edensall. Daß er
keine Gummischuhe unterveg angehabt
Hütte, zeigt mein o'.io Sammtsosa mit
chreckllcher Deutlichkeit.
Eben halte sich mein 'lann den reicher
gewordenen GeburtagStisch de Kinde
betrachtet, plötzlich rief er mich. .Schau
nur, Gretchen,' sagte er. .von der Nuß,
torte sind ja sämmtliche Nüsse abgebissen,
cd la der Alfred war'
Wir fragten den Jungen.
Er betheuerte, keine einige genommen
zu haben, weinte aber plötzlich laut auf;
oerschtenen Daten mit Eonsecl, welche
die kleinen Freunde ihm gebracht, waren
auch leer. .Luciaa Wolf stand vorher so
lange am Tisch, brüllte er endlich n,
deutlich, .der war 8 gewiß, Mama.
Wir beruhigten da betohlene Ge
burtkiegkkind und ich forschte nach Lu
cian.
Wo ar er? Nirgend zu finden
meine Besorgnig wuch.
Plötzlich gab mir die alte Köchin ein
Zeichen mit sehr bedeutungsvollen mit
nen; auf dem äußeren Flur vor der Küche
saß em wimmernder Knabe.
.Du, Luctan, hier braunen, aal thust
Du hier?'
.Ach. mir ist so übel, so üb,!,' klagte
das Kind, vaS tobtenbleich aussah.
.Stecken Sie ihm den Finger in den
Mund. mahnt die alte Köchin, .dann
wird' besser.
Ich rief aber lieber meinen häuslichen
AeSculop, einige kleine Manipulationen
erfolgten und bald darauf wußten wir
ganz genau, wo die Nüsse hingekommen
waren und die Chocolsdenplötzchen und
da übrige Naschwkrk.
Lucian ward per Droschke nach Hause
kchtckt.
Da Toben in den Zimmern hatte sei
nen Höhepunkt erreicht, mir hämmerte
da Blut in den Schläfen. .Spielen
wir nicht Lotterte, Sana Doclor?' rie
ein kleiner, vorlauter Bursche, .bei uns
pulen wir immer Lottert.
Richtig in Göttergedanke daß
ich darauf nicht gekommen war. In aller
Elle raffte ich Verschiedenes zusammen,
plünderte Alfredchen' Sachen, raubte
selbst au de Gatten Schreibtisch Bleie
und Federn, opferte meine bellen Whist
karten und bannte die klein, wilde Schaar
sur ine yald stund.
O Fortuna, Du parteiisch spendende
Göttin, welch Macht haft Du über die
Menschenherzen selbst disn klinn
MiniaturAuSgabn gegenüber konntest
Du sie erproben da saßen di winzigen
Menschenkinder mit glänzenden Augen
und begehrlichen Händen und Keiner
ahnte, wie ich dem Glück hilfreich unter
die Arme griff.
Natürlich wollten Alle Alle gewinnen
Aber alle Gute geht schnell vorüber
so auch diese segensreiche, Ruhe stiftende
Lotterie.
Nun zeigten sie sich gegenseitig ihre
Herrlichkeiten, tauschten, zankten sich
allmälig wurden sie stiller, die Abspan
nung stellte sich ein.
Alle Einundzwanzig waren überhaupt
selten zusammen, einige waren rege!
mäßig immer verschwunden .... endlich
vereinte sie alle der Ruf zum ASerdbrod
mit neuen Kräften gingen sie bim HS
ringsfalat und den belegten Butterbroven
zu Leibe.
.Was wollt ihr trinken, liebe Kindtr?
fragte ich.
Eigentlich konnte ich mich kaum noch
auf den Fugen halten.
.Bitt mir Bier, .mir Thee. .ich
trink immer Milch, in Kleiner, wohl
der Jüngste, weinte nach seiner supxe.
meine Luise lief stöhnend hin und her
und sah mich dabei immer vorwurfsvoll
an.
.Ach, Frau Doktor, ich muß um Acht
Leberthran einnehmen, ich habe die
Flasche mitgebracht, ollen Sie mir ein
geben? so bat beschkideu ein nette Kind
und hielt mir die geöffnete Flasche hin,
.0 Himmel, nun auch noch Leber
thrän, entsetzlich, da Einzig, viS ich
nicht riechen kann. Mein Mann erbarmte
sich auch dieseSmal.
Jetzt erscholl von Zeit zu Zeit schon ein
woyttySllg tingeln. V vie e er
lösenden Himmelsklänge, wahrlich unsere
Glocke lautete den Frieden ein.
.Frau Baumeister Müller ,'lassen
danken und fragen, ob der kleine Karl
auch artig war?'
.0, gewiß, sehr, machen Sit mtink
Empfthlung, der klein Schelm war
allerliebst.'
Der kleine Schelm war der Attentäter
mit der P'.ü chgardine.
Otto von Wall, ein HauptmannSkind,
baö unartigste von Allen, küßte mir die
Hand, o ja, ein sehr wohlerzogene! Kind
er hatte sie sämmtlich der Reihe nach
durchgepufft ich fand da? Mündchen
des Kinde recht heiß, o Himmel, ich sah
schon überall Gespenster. .Hat er uicht
auch heiße Hände?' fragte ich meinen
Mann, der freudestrahlend den abziehen
den Kindern nachsah.
.Nein, nur klebrige, antwortete er
mir gelassen ach, er sah mich übn
Haupt den ganzen Abend so triumxhircnd
und doch dabei so mitleidig an.
Gottlob, nun war die größere Hälfte
der Kinder fort, ja, e gab noch einftchts
voll Mütter, di für pünktliches Abholen
sorgten aber fast zehn saßen noch da
mit überwachten Zügen, Sophiechen war
schon schlafen gegangen, die zerzauste
Pupp hielt sie im Arm, Alfred kämpfte
energisch mit der Müdigkeit, in diesem
Stadium ist er stet unliebenSwürdig,
ganz zuletzt schlug er sich noch mit Einem,
die mi'gkbrichie Dü!e wieder haken
wollie.
Die Stunde rollt auch durch den
chlimmnen Tag ndlich hatte e zum
led'enmal gc?l:nzelt.
.Gnädiae ftrau. sag! Luise, al
enLlich Alle weg artn, .gnädige grau.
da war entsetzlich, da geben wir dcch
lieber drei groß Gesellschaften Herr.
tt. sieht kl WoZnung null ici
chlri Paln-, geknickt und der Ma;ollka
topf entjaei, und di ui Gardin, na,
und dir Texpich wie in Sodem und
Gomerrha haben sie gehaust.
.Gnädige Frau.' schrie sie mit inem
mal laut auf, .sehen Si dcch nur, da
liegt er ja todt.
,-iiiY Vlies r narrt neyen.
.Der Goldfisch, der schöne, klein Gott
isch, ach du mein Eüt, nein, diese ab
cheulichea Jungen. Ich alhmere aus
ich ar schon ganz vervö geworden,
ich sah noch immer Lucian' blasse E
sicht morgen mußte ich mich übrigens
erkundigen lassen.
.Nimm ihn heraus,' sagte ich mit
chmacher Stimm.
Alfredjem kam, gute Nacht zu sagen
und sich zu bedanken für da Vergnügen.
.War'S schön, mein Jung ?' fragte
ich mit dem letzten Aufwand meiner Kraft.
Er sah mich un chluiftg an, er wu'gte
wohl nicht recht, waS er sagen sollte
ach. ich hätte e ihm sagen können: e
war einsach fürchterlich gewesen.
?er Waksisch.
Man kann den Wal mit Recht den
Elephanten de MeereS nennen, denn wie
der Elephant da größte Landthier, ist er
der größte Wasserbewohner. Leider ge
hört er zu benientgen Thieren, die auf
dem sogenannten AuSsterbe Etat stehen,
wozu übrigens auch der Elephant gerech
nt werten kann. Zu verwundern ist
dies nicht, denn schon länger als seit tau
send Jahren wird auf den Walfisch Jagd
gemacht; ja, eS ist als sicher anzunehmen,
dag, wenn der Hauptflrom der Walfisch
sänger sich nicht schon seit längerer Zeit
nach dem südlichen Eismeere gesendet
hätte, wo der kleinere Pottwal in großer
Anzahl haust, das AuSsterbestalmm schon
erreicht wäre.
Den Walfischsang haben zuerst die
Norweger betrieben, die vom 9. bis 13
Jahrhundert fast das Monopol in dieser
Hinsicht ausübten. Im 13. Jahrhundert
kamen di Basken hinzu, an deren Stelle
feit Anfang dS 17. Jahrhunderts die
Holländer traten. Erst seit 1732 bethet
ligten sich auch di Engländer, aber mit
solchem Nachdruck, daß sie schon um 1760
im Besitz de Monopol waren. Die
Betheiligung der Franzosen, Deutschen
und Amerikaner seit 1815 siel nicht mehr
schwer in' Gesicht. Wenigsten war
um diese Zeit daS Hauptwerk der AuS
xottung schon gethan.
Trotz der Plumpheit seiner Gestalt,
die namentlich durch den ungeheuren
Kops charaktertsirt wird, ist ler Wal un
gemein beweglich, schwimmt auSgezeich
net und geschwind und besitzt eine un,
glaubliche Körperkraft. Daß er be
mannte Boote mit einem Schlage seines
Vchwanze umgeworfen und aar in di
Luft geschleudert habe, ist durchaus keine
Fabel oder Uebertreibung. Wegen der
Gefahr, welche der Walsijchfang deshalb
mit sich bringt, bedient man sich in neuerer
Zeit statt der alten Handharp'.:nen, )ol
cher, ti mittels Raketen oder kleiner
Wurfgeschütze geschleudert werden.
Merkwürdig sind die Mißverhältnisse,
v ott'm Kopte des Wal hervortreten
Zunächst die nach oben gerichteten Augen,
die nicht größer sind al ein Silberdollar
und unmittelbar über dem Ende dr
Mundspalt vor dn shr ngen Ohr
össnungen stehen. Noch merkwürdiger
ist da Mißoerhältniß zwischen dem un
geheuren Rachen, in dem man geradezu
pazieren gehen könnte, und dem Schlund
der so eng ist, daß nicht einmal ein großer
aring yinvurchpamren kann.
Seine Nahrung besteht au kleinen
Fischen und Weichthieren, die er mit sei
nem Maul wie mit einem Hamen fängt.
Beim erschtucren giebt er das mitaui
genommene Wasser durch die auf der
Höhe de Kopfe befindlichen SfSr
migen Spritzlöcher wieder von sich
Durch diese Ausspritzen deS Wasser
verräth er sich seinen Verfolgern schon
auf weile Entfernung, die nun in aller
Ruhe und Umsicht ihre Vorkehrungen
zum Einfang de mehr scheuen al klugen
Thieres Irenen können. Zähne oesttzt der
Walnfch nicht, bedarf ihrer bei feiner
!1!ahrungSwe!fe auch nicht. Der ganze
Rachen ist aber sozusagen mit Wülsten
ausgepolstert, den sogenannten Barten,
welche da Fischbein enthalten. Jede
Seite des Rachens hat deren durchschnitt
lich 40 auszuweisen und e hat da?
daraus gewonnene Fischbein bei einem
ausgewachsenen Wal ein Gewicht von
etwa 1600 Kilogramm. Ein solcher hat
die Länge von etwa 20 Meter, bei einem
mittleren Umfang von 9 Meter. Da
Gewicht beläuft sich auf etwa 75,000
Kilo. Sein werthvollfle Produkt ist
aber der Thran, von dem ein auSge
wachseneS, 20 Meter lange Individuum
etwa 25.000 Kilo liefert.
Russische Faschendieöe.
Eine Tage rühmte an der Tafel
eine Großfürsten der französische Bot
schaster die Gewandtheit der Franzosen,
die unter Anderem auch in der unüber
trefflichen Geschicklichkeit der Pariser
Taschendiebe äußere. .Da können die
Petersburger Taschendiebe auch leisten',
versetzte der Großfürst. .Wollen Sie
wetten', fuhr er gegen den ungläubig
lächelnden Botschafter gewendet fort,
.daß Ihnen, noch eh da Diner zu Ende
ist, die Uhr oder sonst ein Gegenstand,
den Sie tragen, gestohlen ist?' Scher
ze halber wettete der Botschafter und
der Großfürst ließ durch da Telephon
dem Polijki'Chef sagen, er möge ihm so,
' angekauft hat. (94G P Llr.)
fort den gewandtesten Taschendieb, dessen
er habhasl erden könne, senden. Der
elbe solle den Oerth allcS dessen, wa
er stehlen rönne, eioiilen uno iua,ica
ein. Der Betreffende kam und wurde
in Livree gesteckt, um die Gäste mit zu
bedienen. Der Großfülst hatte ihm
aufgetragen er solle ihm em Z'.ichen
geben, sobald ihm ein Streich gelun
gen sei. Er mußte aber lange ver
gedlich auf ein solche Zeichen warten,
denn der Botschafter, welcher seine Uhr
al den zu stehlenden Gegenstand bezcich
net hatte, war immer auf der Hut, hilt
ogar im Gespräch mit den vornehmsten
Gästen der Tafel die Had auf der
Tasche. Endlich erhielt der Großfürst
da verabredete Zeichen. Er wendete
sich sofort an den Botschafter mit der
ironischen Bitte, ihm zu sagen, welche
Zeit e sei. Trtumphirend griff der Ge
ragte in die Ta che und zog eine Kar
teffel statt seiner Uhr hervor. Alle
lachte, und er selbst stimmte süßsauer in
die Lachen ein; indeß aar er doch arger
lich und um die zu verbergen, wollte er
em Prise nehmen seine Dv e war korr
Dann vermißte er auch seinen Siegelring
am Finger, endlich den goldenen Zahn
flacher, den r in einem tut bet sich zu
tragen pflegte. Unter allgemeinem Ge
lächter wurde der vermeintliche Bediente
aufgefordert, die achtn zurückzugeben,
aber die Heiterkeit de Großfürsten schlug
in höchste Verwunderung um, al der
Dieb zwei Uhren, zwei Ringe, zwei
Dosen u. s. w. zum Vorschein brachte
und Seine Kaiserliche Hoheit erkannten,
daß er selbst gleichzeitig beftohlen wor
den war.
Wirkung des ekektrischen Lichtes auf
H'ssanzen.
Ja der Pariser Akademie der Wissen.
schaften sprach Duchartre über die Em
wirkuna de elektrischen Lichtes auf die
Pflanzenentwickeiung. Er legte das Vr
gebnitz einer Reihe von Beobachtungen
dar. die Gagon Bonier. Professor an
der Sorbonne, in den elektrisch beleuchte
ten Centralhallen zu Pari gemacht hat,
Bonnier lebte dort eine Gruppe von
Pflanzen beständigem Einfluß de elek
irischen Lichte bei Tage und bei Nacht
au ; eine zweite Gruppe ließ er TagS
über in dieser Beleuchtung und NachtS
im Dunkel ; ein dritte ließ er ohne jede
elektrische Beleuchtung unter den gewöhn
lichen Bedingungen im Sonnenlicht wach
fen. Die ununterbrochene Wirkung des
elektrischen Lichtes erwies sich IS chäd
lich, die ihr ausgesetzten Pflanzen zeigten
nach einiger Zelt eine eigenartige er,
melkung: sie bewahrten ihren Reichthum
an Chlorophyll, blieben al o grun, wur
den aber weich und schlaff, und ihre
neuen Gewebe befestigten sich nicht. Die
Pflanzen dagegen, die bei Tage elektrisch
beleuchtet, in der Nacht dagegen im Dun
kel geblieben waren, boten fast genau
da Ansehen der im Sonnenlicht gemach
senen. Bekanntlich hat vor mehrere
Jahren der nunmehr verstorbene Werner
von SiemenS i,i seinem elettrtfch oeieuch
teten Gewachshause ebensolche Versuch
angestellt, die zu ähnlichen Ergebnissen
sütirttn.
5 Eugen Sue's Leben.
Der bekannt französische Roman
schriftsteller Eugen Sue war zu seiner
Zeit einer der berühmtesten Stutzer von
Pari und that es an Tollheit und Ueber
fpanntheit allen seinen Kollegen zuvor.
So ließ er einmal mitten im Winter alle
seltenen Blumen in der Stadt aufkaufen.
Mit Anbruch der Nacht am Tage ging
er nie au warf er sich in seinen vier
fpännigen, mit Blumen beladenen Wa
gen und ließ sich mit Ertrapostpferden
nach Orleans fahren, wo, wie er wußte,
ein reicher Bankier einen großen Ball
gab. Zum Erstaunen der Gäste trat er
plötzlich in die hellerleuchteten Räume, in
der Hand feinen von Diamanten glitzern
den, it Blumen umwundenen Stock,
eine Blumenkrone auf dem Kopfe, hinter
sich ein Dutzend Leute, welche die ganze
Blumenladung in den Salons umher
streuten. Die Musik schweigt, die Die
ner sperren die Mäuler auf, die Gäste
sind starr, die Damen ganz bezaubert von
diesem Blumenregen, der sich so plötzlich
und mitten Im Winter über sie ergießt.
Eugen Sue ist befriedigt von der Wir,
kung feines tollen Einfalle, wirft sich
dann schnellstens wieder in den Wagen
und fährt in gestrecktem Galopp, wie er
gekommen, nach Pari zurück, wo er noch
vor anbrechendem Morgen in seiner
Wohnung anlangt. 4 Ein Pferd hatte er
auf der Hinfahrt, zwei Pferde auf der
Rückfahrt zu Tode gejagt. Das war
eine der abenteuerlichen Unterhaltungen
eine feiner Zeit für geistreich geltenden
französischen Schriftstellers.
Die Srangm von Jaffa.
Die StadtJaffa in Palästina verdankt
ihre Bedeutung dem daselbst herrschenden
Klima, daß sich für die Zucht von Oran
gen besonder günstig erweift. In Folge
dessen ist dieser Hafen von Orangenmäl
dern umgeben, die eine Oberfläche von
fast siebenhundert Hektaren einnehmen.
Wegen ihre köstlichen Aromas haben die
Früchte von Jaffa in den letzten Jahren
einen Weltruf erlangt, denn während sie
noch vor IS Jahren nur in Bcnrut, Ale
rondria und Konstantinoxel bekannt wa
ren, werden si jetzt in großen Mengen
nach Europa, Amerika und auch nach
Indien versendet. Die Orangen von
Jaffa zeichnen sich durch die Eigenthüm
lichkeit auS, daß sie sich 30 bis 40 Tage,
und in geeigneter Verpackung bis drei
Monate lang vortrefflich erhalten. Fort
während entstehen neue Anpflanzungen,
deren eS jetzt bereits 400, gegen 200 vor
12 Jahren, giebt. Auch die Bevölkerung
von Jaffa ist In Folge der Orangenzucht
so schnell gewachsen, daß sie jetzt 42.000
Seelen, gegen 15,000 por zölf Jahren,
zählt. Die Ausfuhr der köstlichen Früchte
ielief sich in den letzten Jahren durch
chnilluq aus 36,oo ,?,. und schon
durch diesen Verkehr ist Jaffa neben
Beqrut zum zielten Handelkxlatz der
ynschen Küste aufgestiegen.
?ichtkuS in Japan.
Nach einem Aufsatze de japaneilschen
Dichter MolcrosiSaizzu in der .Revue
Britann'que über japanisch Dichtkunst
sind in Japan im Gegensatz zu anderen
Kulturländern Dichter hochzeekrte Per
önlichkelten. Sl? ziehen aus Land.
wohnen in Villen mit runden Fenstern
ehrsame Bürger haben auch in Japan
viereckige uno lauschen aus den Ge
ang der BSglein. u panische
Strophe hat 31 Silben: ist ihr Inhalt
in rein lyrischer, so heißt sie Huka, ist
er philosophisch Doia, ist da Sujet ein
tändelnd heileres, Kioka. Da poetische
Element japanischer Poesie ist der Ler
gleich. Und der Vergleich ist conoenlio
nell geworden. In den schöngeistigen
Gesellschaften Japan macht man Verse:
alle bedienen sich dabei der stehenden
Vergleiche.
Die praktisch Hausfrau.
Erste Hausfrau: Ich weiß nicht wenn
wir bei un Unterhaltung haben, brauche
ich immer kolossal viel. Bei der letzten
Unterhaltung hat mich da Essen allein
55 Mark gekostet."
Zweite Hausfrau: .Ich komme billiger
weg, ich lass immer vor dem Essen
singen.
Auffallend.
Na. so früh
Wirth:
schon auf den
TO.Iti.ti 2
Fremder (Handlungsreisender): .Lei
der l DaS Ungeziefer hat mich au dem
Bett getrieben I'
Wirth: .Merkwürdig I Si lassen sich
doch sonst nicht so leicht hinauötreiben l
Kein Instrument.
Richter: .Wa ar da für ein In,
strument, mit dem der Angeklagte au
Sie eingeschlagen hat, Zeuge?
Zeuge: .Halten zu Gnaden, Herr
Richter, 'n Instrument war'S gerade
nicht, aver 'ne Mlstgadel l'
Beste Medizin.
Arzt: .Ihre Freundin hat ganz die
selbe Krankheit gehabt und ist gesund ge,
worden."
Patientin: .Beschreiben Sie mir doch
dieselbe. Was hat sie denn genommen?
Arzt: Einen Mann.
Beim Schiedsrichter.
Schiedsrichter: .Also Sie wollen sich
mit dem Herrn, der Sie beleidigt hat,
aus gütlichem Wege einigen?'
Beleidigter lCigarcenhändler): .Ge
wiß, aber damit der Herr doch eine kleine
Strafe hat, soll er mir hundert Cigarren
abkaufen."
Meise INahnunz.
Professor (die Abschiedörede an sein
Abiturienten schließend): .Da Sie jetzt
hinau in da akademische Leben treten
so hüten Sie sich vor allen Saufgesell
schaften; Biertrinken macht dumm. Den,
ken Sie an mich.
Gute Ausrede.
Sie: .Du mußt sehr zerstreut sein
enn Du Liebesbrief schreibst, Du heft
gestern in leere Blatt in 5 Couvert ge
fleckt I"
Er: ,O nein da geschah mit Ab
sicht, weil eS keine Worte giebt, Dir
meine unsägliche Liebe abzusprechen
Mißveriianoen.
Jochen (der mit seiner Frau daS
Museum besuchen will): .Du, Alte, wir
müssen noch 'mal umkehren I'
.So warum denn?'
Jochen: .Hier steht: ES wird dringend
gebeten, Stöcke und Schirme bei dem
Portier abzugeben. Die haben wir dum
erweise zu Hause gelassen.'
Zarter U?ik.
Herr: .Ich aar ein guter Freund
Ihre! verstorbenen Manne, haben Sie
nicht etwas, was Sie mir als Andenken
an ihn überlassen könnte?'
Untröstliche Wittwe: .Was meinen
Sie denn zu mir?'
Gesäbrliche Gegend.
Förster: E ist schrecklich, was jetzt
für eine Menge Holz aus unserem
Walde gestohlen und verbrannt wird!
Eigenthümer des WaldeS: .Bringen
Sie doch eine Warnungstafel an I
Förster: .Hab' ich schon gethan; die
haben sie aber auch verbrannt I'
Im ifcr.
Reisender: ...Wird ein Mensch von
einem Bärem verfolgt, so wird eS ihm
fast unmöglich, sich von demselben zu ret
ten; denn, schwimmt man, so kann der
Bär auch schwimmen, klettert man, so
kann der Bär auch klettert, läuft man,
so kann der Bär auch lausen . .
Zuhörer: .Wenn man sich aber ver
steckt?
Reisender: .Versteckt sich der Bär
auch!'
s kommt auf ein s heraus.
(In der Bardierstube): .Der Arzt
meint, e wär' gut für mich, wenn ich
mir 'mal etwas Blut abzapfen ließe I'
.Schön, soll ich Sie r a s i r n oder
schröpfen?'
Nicht rerlegen.
Dame: .Mit dem Kleid haben Sie
mich aber 'mal ordentlich hereingelegt,
der Stoff war schon nach acht Tagen
ganz graul'
Commis: .Aber grau kleidet Sie doch
so wundervoll, gnädige Frau l'
E. (hviftiier, welcher in dein liics' der
Trleict'tkkong.
Richter: .Angeklagter, S'e hab:n da
letzte Wort !' ,
Angeklagker: .So? Na, endl ch mal
wieder nach einer zehnjährigen EHI
Gastfreundlich.
Armenarzt (der seinen Patienten halb
an!,ktiiin'en vorfindet): .Der Schnap
wird bei Ihnen auch wohl niemals alle,
Mann?'
Patient: ,J bewahre.... Riere,
chütt' dem Herrn Doktor 'mal einen
ein!'
Mißrerftanden.
Ar,t: .Sie batten sohl in den letzten
Jahren eine sitzende Beschäftigung?'
rn-il i . rX - S.s(lMf I
Pgiieni:
Ar,t: .Na sehen Sie.... Wie lang
hab Si denn gehabt?
Abwechslung,
rau lim Theater ihren Mann nach
dem ersten Akt anstoßend): ,D, Männ.
chen, jetzt schlaf' ich aber einen tt r
Nobel.
A.: .Kannst Du mir drei Mark
lehnen?'
- f .rll
B.:,ym, dann yave ,q aver ,io,
nicht 'mal mehr viel, um ein Gla Bin,
trinken zu können!'
A.: .Aber Mensch, iq werre miaz voq
nicht lumpen lassen; gleich zahl' ich ein
für Dich I'
Auch ein Gourmand.
Bettler (dem man in einer Herrschaft
lichen Küche einen Teller Suppe vorge
setzthat): .Von der Suppe müssen Sie
mir aber da mezepr geoen, ung,er
Köchin, die soll mir mein Alt Sonntag
auch 'mal kochn l
Zb.re Begründung.
Tante (zu Besuch gekommen): .Nun,
wa macht Dein Zukünftiger Elise?'
Nichte: .Ach, er bleibt sich immer
gleich, Tantchen, und da ärgert mich.
Tante: .Wieso?'
Nichte: .Nun, ist denn daS nicht ärger
lich, wenn Jemand immer der Zukünftige
bleibt I
Treffendes Urtheil.
Dame: .Nun, wie gefiel Ihnen mein
Gesang, Herr Lieutenant?
Lieutenant: .Gnädigste singen ent
zückend, beinahe wie Kolibri.
Im Restaurant.
Gast (aufspringend): .Da ist mein
lleberzieher, den Sie da eben anziehen,
mein Herr I
Fremder: .Ach entschuldigen Sie den
Irrthum!.... Ich habe nämlich 'mal
einen ganz ähnlich: gehabt.
Ebenso.
Gattin: .So, also um 4 Uhr kommst
Du erst heim? I Ich habe die ganze Zeit
nicht schlafen können I
Gatte: ,Na, denkst Du ich etwa? !
Die richtige veutung.
A. : .Was ist da für ein Papier, da
Du so sorgfältig aufbewahrst?
B. :,Eine Urkunde I
A.: , Hm also der Pfandschein über
die Uhr.
Entrüstung.
Neue Dienstmädchen (der von der
Hausfrau da Abendessen vorgesetzt
wird): .Aber Madame, davon wird ja
mein Schatz allein nicht satt !
Bescheiden.
.Ach, Herr Stuboflu, wie
ich einen eigenen Herd
Fräulein:
gern möcht'
haben!
Student:
.Ob Fräulein, ich wäre
schon mit einem Petroleumkocher ,ukrie.
den.'
Ironischer Bescheid.
Sonntagsjäger (der flä von einein
Forster ein Gewehr gelieh:n hat): .Trägt
denn diese Gewehr auch recht weit?'
Förster: ,0 gewiß, damit können Sie
über jeden Hasen kehr weit binmea
schießen. '
Sie weiß Bescheid.
Anna: .Woher we St Du denn.
daß
sie in den Assessor verliebt ist?
la: .Weil ne mir neul fi laat,
wä ein gräßlicher Kerl, und enn sie
an metner Stelle wäre, so würde
sie sich nicht einen Auger.bl'ck mit
ihm abgeben.
Unter Gaunern.
.Ist mir doch aestern in der . .e,
mein Schirm gestohlen worden I'
t .Hm. vielleicht hat er zufällig seinen
früheren Herrn miedergefunden ! '
Abgewinkt.
Gattin: .M r t äumt hmt, st?
Du würdest mir zu meinem Geburtstag
ein reizende Brtllantenarmband schen.
t,n
Gatte
.So?
Na. dnnn A.V nit.
gleich wieder zu Bett und träume auch,
wer es bezahlen soll.
Zweifelhaftes kob.
Dame: .Nun Herr Rath, wie
Ihnen der gestrige Fami!ien-Abnd
mkinem Hause bekommen?'
ist
in
r ? , .Vortrefflich, gnädig Frau !
Schlaf sonst ftkt unruhig, .nn ich am
Abend The trinke, aber der Ihrige Z
mir nicht im geringsten geschadet ,'
Bitter.
Fräulein: .Si erinnern sich wohl
kaum mehr daß wir al Kinder zusam
men gespielt haben. Herr Hauptmann?
Hauptmann: ,O ja, rlcht gut noch;
damals sagten wir ja schon immer
.Tantchen' zu Ihnen!'
Braut zu Bruiri,,,