Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 04, 1894, Image 12

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    wie man Feldwebel wird.
o. ...k,. h ÄinnbcnlMtoit von
iL'UlllVllllt ilW-
Euch . )! o r d e ck.
Die ilSalin der Unteroffizinlschule
,ll SidiLen Abbe waren ein lustige,
Lölkchea. n
s?,ilnnilini all ßerren Linder.
berrschte trotzdem die beste Kameradschaft
' . ' . m n..i.r:ill ... I(mm
und tNNtgNe Jtouegioiuui um
Mit einem launigen Uebermuthe und
.. .nialen Eldlagfertiakett auige.
bh. mnrm flc iederttit zu tollen
eunikm aulaeleat. und war irgendwo
einem ehrsamen Bürger ein Schabernack
gespielt oder sonst ein routr " uu.
inhr morden, so kannte man sicher sein,
daß wieder ewige bevorzugte Jünger
des Mai ihre Land dabei im Spiel
aalten, ebne daß e dann der Nemesi
an nur im Geringsten gelungen wäre,
K,n d die Urbeber u ermitteln und
durch eine wohlwollende Belohnung in
KIkNalt von Strafwachen, Nachererci,
r,n i m. 111 ferneren Ruhme, und
eldentbaten anmeisern.
Wohl ging der Sergeant Petri, der
elleste von ven veiven cigeumcn r
Pelton die Jnstruction, wenn wieder eine
Beschwerde eingelausen war, im gerich
tea Zorn vor der Front auf und ab,
mit einem Wettern und Fluchen, al b
er nur dazu kommandirt sei, Unterricht
in wohlgemShltenAuöbrücken und Redens
arten zu ertheilen, welche aber mehr auf
eine tiefere Kenntniß der zoologischen
Wissenschaft, al auf Knigge'S Umgang
mitMenschen' schließen ließen, wohl for.
derte er mit Machistimme den Urheber
auf, sich zu melden, weil die nur allein
seine Strafe mildern könne, da er ja den
Frevler genau kenne; eS war vergeben,
die Zöglinge schienen entweder von der
Nichtigkeit dieser so oft wiederholten Be,
hauptung oder von ihrer eigenen Unschuld
zu sehr überzeugt zu sein, denn der
Thäter wollte sich trotz aller Sacre blsus
und Mordio de Sergeanten nun ein,
mal partout nicht in den Reihen der fei.
er Obhut Anvertrauten finden laue.
Was nutzte eS dem Gestrengen, wenn
r auch zuweilen vor Dimanche mit den
Worten stehen blieb: ,DaS ist er wieder
und kein Anderer gewesen!" Dieser be
theuerte seine Unschuld und Niemand oer
mochte ihm etwas zu beweisen.
War dann nach einem zweistündigen,
mustergiltigen Exerzieren der Zorn de
Sergeanten verraucht, so war er mit
Dimanche wieder ein Herz und eine
Seele. Denn dtiser Deutsche mit sei.
nen schneidigen Exerzieren, seinem ge,
wandten Benehmen und seinem tiefge,
henden Wissen, der die Theorie nicht nur
im Buche, sondern auch im Kopf hatte,
imponirte ihm und er hatte denselben
schon oft als Muster eines Soldaten be.
zeichnet.
Dimanche, ein urgemüthlicher Bayer,
der seinen ursprünglichen Namen Karl
Sonntag mit eigener Machtvollkom
menheit in den gleichbedeutenden Charles
Dimanche umgetaust hatte ob beson
dere Tauffeierlichkeiten dabei flattgefun.
den, vermag ich dem geneigten Leser nicht
zu verrathen war der Kobold der Gar
nison, und, bekannt wie ein bunterHund,
trotz seiner ost verwegenen Streiche bei
Allen beliebt und von den Borgesetzten
sowohl wie von den Kameraden gern ge,
sehen.
Niemand konnte ihm böse sein.
Wenn er erschien, immer voll luftiger
Schwänke, und mit seinem urwüchsigen
Humor und seinen lustigen Witzen, die
ganze Gesellschaft zum Lachen brachte,
waren ftet aller Aerger, alle Ueieltha,
ten, welche er angerichtet haben sollte,
vergessen.
Doch oft genug war eS auch der Fall,
daß man Vergeltung an ihm übte und
seine Kameraden ihn zum leidenden Theil
ihrer luftigen Streiche machten, was er
aber dann auch mit fröhlicher Laune hin
zunehmen verstand. Er wußte sich stets
mit köstlichem Humor aus der Schlinge
zu ziehen.
Kürzlich hatte er wieder einmal feinen
Uebermuth an einigen seiner Kameraden
ausgelassen, und diese hatten beschlossen,
Rache zu üben. Dimanche war in die
Stadt gegangen und in seinem Zimmer
saßen ungefähr ein Dutzend Kollegen und
pflogen Rath.
Endlich schien man etwas gefunden zu
haben.
Dimanche'S Capot (Uniformrock) wird
geholt und schnell und kunstgerecht er,
den aus beide Aermel die Sergeanten
treffen aufgenäht. Nach beendigier That
wird der Rock wieder zusammengefaltet
und an Ort und Stelle gelegt.
Dimanche erscheint erst kurz vor dem
Zapfenstreich. Seine Freunde unter
halten sich sehr lebhaft mit ihm bis zum
Schlafengehen, so daß Dimanche von
seinem unvermtheten Avancement nichts
bemerken konnte.
Doch mit le Geschickes Mächten ist
kein ewiger Bund zu siechten. Man
hatte sich verrechnet und ein Ereigniß
nicht in Erwägung gezogen, welches im
Laufe der Nacht zum Schrecken aller da.
bei Betheiligten eintrat.
Der DioiftonSgeneral wollte das 3
Bataillon betreffs feiner Schlagfertigkeit
prüfen und erschien in SidtBelAbbeS.
als alles im tief Bei Schlafe lag. Bald
ertönten die Alarmsignale durch die
Stadt. Mit einer Geschwindigkeit, wie
man dieselbe nur bei der Fremdenlegion
antrifft und wie dieselbe auch nur durch
fortgesetztes Manöoriren vor dem Feinde
erlangt wird, versammeln sich die Mann
schaften.
Die ältesten Leute vom Peloton
d'lnstruction thun Unteroffizier und
Gefreitendievste.
Dimanche war zu seiner Kompagnie
geeilt, um feinen Platz einzunehmen.
,WaS? Dimanche, Du, Sergeant?'
sg tönt eS ihm plötzlich entgegen.
Er steht einen Moment verblüfft und
betrachtet verwundert die Aermel seines
Rocke, auf denen die schönsten silbernen
Tressen xranaen. Er weih nicht, wa
da bedeuten soll und kann e sich nur
al einen Streich seiner Kollegen er
risre. Hr gilt 8 den Kopf oben be
halten.
Dir Kapitän von der zwtiten Kom,
xagnie romml herangesprengt.
Herr Kamerad, bitte zwei Snaean
ten. Von meiner Kompagnie befindet
NZ et Mehrzahl im Wachtdlenfl.'
Recht gern.'
Die beiden Sergeanten dort hinten
zur zweiten Kompagnie.'
Dimanche und noch ein Sergeant sind
damit gemeint.
Wa bleibt unserem Helden zu thun
übrig? Er geht, nicht ohn von seinem
liegen m t verunn?,t!n Blicken be
trachtet u erden.
Der so schnell oancirte rhSlt die
vierte Sektion. (Sua.)
Ebenso verwundert wie vorhin der
Sergeant betrachten jetzt die Soldaten
tyren neuen Fübrer.
,Wa, Dimanche, Sergeant? Da ist
aver schnell aeaanaenl'
,Dir haben wohl di Heinzelmännchen
über Nacht die Tressen gebracht?' so und
ähnlich ertönt eS aus den Reihen der
Mannschasten.
Zum Erklären ist keine Zeit.
Kinder, laßt mich nicht im Stiche,'
sieht Vtmanche.
.Hab' keine Furcht, eS soll schon gehen
ES lebe unser Dimanche ' erschallt S
zuilla.
Kommandoworte erschallen und das
Bataillon marschtrt ab. Aus dem Ma
nöoerfeld angelangt, werden die naschte
denften Bewegungen ausgeführt.
manche, dem bet seiner GemeSge
genwart feine Theorie gut zu Staaten
kommt, kommandirt varautloS, da eS
nur so eine Art hat. Den Soldaten
macht eS Vergnügen, und Alles geht wie
am Vchnurozen.
Ja, schon mehrere Male hatt sogar
der General beim Anblick der vierten
Sektion zum Zeichen der Befriedigung
mit vem opse genickt.
Die Sektion exerziert gut, Herr Co
lonel?'
Mit diesen Worten wendet sich der Ge,
neral an den Colonel, welcher neben ihm
hält.
Ein schneidiger Sergeant wird der
einst ein tüchtiger Offizier werden!'
ES wird Pause gemacht.
Der General läßt die eine Hälfte des
Bataillons abmarfchiren, um den Feind
darzustellen.
Ein feindlicher Frontangriff wird an,
genommen. Der Feind scheint ine Um,
gehung zu beabsichtigen.
Schnell entwirft Major Ltoagnier sei,
nen KriegSplan.
Die letzte Sektion der zweiten Kom
pagnie marschirt dem Feinde dort entge
gen und sucht die Umgehung zu vereiteln.
Wein der Feind nicht mehr au dem Ge,
höfte dort zu vertreiben ist, so muß we,
nigftenS sein weiteres Vordringen ver
hindert werden, bis hier das Gefecht ent,
schieden ist.'
Par le flanc iroit droit. En
avant, par file a gauche rnarche!"
kommandirt Dimanche mit weitschallen
der Stimme.
Ein schneidiges Kommando,' bemerkt
der General.
Der Colonel antwortet nicht.
Der Sergeant ist ihm unbekannt.
Während des Gefecht reitet er zum
KopitSn Lirov von der zweiten Kompag
nie, um sich betreffs de Sergeanten zu
erkundigen. Er ersährt, daß auch der
Kapitän denselben nicht kenne. Der
Sergeant gehöre zur ersten Kompagnie.
Unterdessen ist Dimanche mit seinen
vierzig Mann nach dem einige Kilometer
entfernt liegenden Gehöfte marschirt. ES
war ein Allen wohlbekanntes und den
Soldaten beliebtes Restaurant, welches,
nach der in Algier gebräuchlichen Me
thode, mit seinen umgebenden Stallun
gen ganz fortSmäßtg auf einer kleinen
Anhöhe erbaut war.
Hier aber werden sie von einem über,
legenen Feinde empfangen.
Ein lebhaftes Feuern beginnt.
Plötzlich läßt Dimanche das Feuer ab.
brechen und begiebt sich bis dicht vor die
feindliche Schützenlinie.
Er scheint mit seinem Adlerblick eine
wichtige Entdeckung gemacht zu haben.
Der Feind erstaunt über die plötzliche
Unterbrechung, stellt ebenfalls da Feuer
ein, und nun sieht Dimanche seine Ver
muthung bestätigt.
Ein großer Theil der feindlichen Par
tei, welcher wohl die Reserve vorstellen
sollte, hat eS sich im Hofe der Farm um
ein Faß Wein herum recht bequem ge
macht.
Zum Teufel auch,' ruft Dimanche,
als er die Zechenden bemerkt.
Ihr habt gut fechten, und wir muss
sen vor Durft fast verschmachten. Mit
nichte; Scherz bei Seite, aber damit bin
ich nicht zufrieden, wir wollen auch unser
Theil.'
Er wendet sich nun um und winkt sei
nen Leuten, welche sofort im Sturm,
schritt mit lautem Hurrah herankommen.
Die feindlichen Mannschaften, noch
voller Erstaunen, Dimanche so plötzlich
als Sergeant zu sehen, lassen eS ruhig
geschehen, und ehe man eS sich versieht,
liegt die ganze Schaar, Freund und Feind
unter einander, um das große Faß ge,
schaart, um Dimanche'S Ernennung zu
feiern, wobei dieser nicht umhin konnte,
noch ein zweite Faß heranrollen zu las,
sen.
Man läßt Dimanche hoch leben und
Manöver Manöver sein.
Signale vom Felde her ertönen, welche
zum Ausbruch mahnen.
Dimanche marschirt mit seinen Man,
nen ab. Die andere Partei folgt in
größerer Entfernung.
Es muß dort heiß hergegangen sein,'
bemerkte der General zum Colonel.
Sehen Sie nur, wie erhitzt und ver
wirrt di Kerl aussehen. Ich glaub
gar, ein regelrechte Handgemenge hat
Nattgesunden. vlaa verstehe lch auch
wkkhalb da Feuer dort so plötzlich ver
flummte.'
Er sprengt auf Dimanche zu.
Brav gemacht, mein Sohn. Durch
Deine Entschlofsenhkit, mit welcher Du
da Gehöft im Sturm namfl, wie ich
von hier deutlich bemerken konnte, ist da
Gefecht zu Gunsten dieser Partei ent
schieden worden, u hattest die Wich
Häkelt dieser Position erkannt.
Wenn der alte General .Du' und
mein Sehn' sagte, befand er sich in der
rofla ten Laune.
Ja, ja, ein schwere Stück Arbeit,'
fügte er hinzu, als er die weinseugea er
hitzken Gesichter der Soldaten bemerkte,
nun, ein Tag Ruhe'
Und Du, mein Sohn,' fügte er
hinzu bist mit dem heutigen Tage
zum Adjutant lgelbwkbel) desöroert.
Der Colonel kommt herangesprengt
Er bat sich beim Kapitän der ersten Kom
pagnie erkundigt und die Wahrheit er
fahren.
Pardon, rnon general, der Ser
geant ist ja aar nicht....'
Wa3? Wer wagt e, meinen Be,
fehlen zu widersprechen! Der Mann ist
nicht, er ist, sag ich, mit dem heutigen
Tage zum Adjutant befördert!'
Der Colonel schweigt.
Wie heißt Du, mein Sohn?'
.Dimanche, nion general.
Nun gut. Von heute ab Adjutant
Dimanche. Wir können noch tüchtige
Offiziere gebrauchen. Vtrstandtn, mein
Sohn?
Oui, mon general.
Ein Schuft.
Eine wahre beschichte von der Ostsee.
Auf der Terrasse vor dem Kurhau in
dem bekannten Oftfeebade X. waren alle
Tische dicht besetzt. Drinnen im großen
Saale wurde eifrigst getanzt, denn eS
war der Abend der allwöchentlichen Re
union, und luftige Walzerklänge tönten
durch die geöffneten Fenster in die milde
Sommernacht hinaus. Doktor F. und
Rechtsanwalt L., die mit ihren Frauen
auf der Terrasse eben zur Nacht gegessen
hatten, waren in die geöffnete Saalthür
getreten, um ein wenig dem Tanze zuzu
schauen.
.Sieb' nur, die schöne Frau M. I'
machte Doktor F. den Freund ausmerk,
sam. Sie tanzt famos! Wie leicht
und graziös sie dahinschwebt am Arm des
jungen Manne, der sich auf diese Gunst
nicht wenig einzubilden scheint.'
.Warum soll die mnge Frau sich nicht
auch einmal in Abwesenheit des Gatten
ein harmlose? Tänzchen gestatten? Hier
unter den Augen halb Berlins kann roch
gewiß nichts Böses geschehen und außer
dem hat sie ja auch noch ihre Schwester
als gardedarne et sich," erwiderte der
RechlSanwalt.
Frau M., die setzt eben am Arm ihre
Tänzers ihrem Platz zuschritt, war eine
junonische Erscheinung. AuS dem bild,
hübschen Gesicht, das von vollem, schwär
zem Haar in weichen Linien umrahmt
wurde, strahlten ein paar dunkelblaue,
klu?e und gute Augen und um den sein
geschnittenen, rothen Mund lag ein Zug
von energischer Festigkeit, der dem
chönen Kopf einen ganz besonder
fesselnden Ausdruck verlieh. Ei war
eine lebensfreudige Frau, die sich harm
osen Vergnügungen gern hingab und sich
wenig darum kümmerte, ob die stets
medisante Badegesellschaft darüber ihre
nicht immer sehr liebenswürdigen Glossen
machte. Ihr Gatte, Bankier M.. kam
alle Sonnabende mit dem üblichen Stroh,
wittwerzug aus Berlin herüber und selbst
die lSsterwüthigften Klatschtanten mußten
verstummen, wenn sie die frohmüthige
Einigkeit deS jungen, kaum zwei Jahre
verhetratheten Paares beobachteten.
An jenem Reunionabend war der
Schwester der schönen Frau gegen 10 Uhr
plötzlich unwohl geworden, so daß sie sich
allein nach Hause begab, ohne Frau Eu
genie in ihrem Vergnügen stören zu
wollen. Diese tanzte luftig noch ein
Stündchen weiter, wobei der junge Bör
seaner ., an dessen Arm die beiden
Freunde sie schon vorhin beobachtet hat
ten, in fast aufdringlicher Weise von
ihrer Seite nicht wankte und nicht wich.
Doktor F. und Rechtöanwalt L. saßen
schon längst wieder an ihrem Tisch auf
der Terrasse, als sie Frau Eugenie mit
dem jungen C aus dem Saal treten
sahen.
Ich bin doch neugierig, ob der junge
Mensch die schöne Frau nach Hause be
gleiten wird,' meinte Doktor F. halb
spöttisch, während der Rechtsanwalt so
fort einwarf: Das glaube ich unter kei
nen Umständen, die Frau ist viel zu ver
ständig, um sich durch einen solchen Men
fchen ganz überflüssiger Weise kompro
mittiren zu lassen.'
Aber der Rechtsanwalt hatte sich ge
irrt. Frau Eugenie und Herr C. gingen
wirklich zusammen über die Terrasse zur
Straße hinunter und waren bald in der
dunklen Allee verschwunden, die der un
weit gelezenen Wohnung der jungen
Frau zuführte. Die kleine Szene war
von den verschiedensten Seiten beobachtet
worden und das unvorsichtige Benehmen
der Dame, die sich um 11 Uhr Nachts
von einem nicht gerade als Tugendheld
bekannten jungen Mann durch eine dunkle
Allee nach Hause begleiten ließ, wurde
an verschiedenen Tischen in ungemein ab,
fälliger Weise erörtert. Auch der Dok.
tor und der Rechtsanwalt wußten nicht
recht, was sie von dem Vorgange halten
sollten, und schritten schließlich kopfschüt,
telnd und etwas verstimmt den heimischen
Penaten zu.
Am nächsten Morgen eS war ein
Freitag war der ganze kleine Badeort
natürlich voll von dem skandalösen' Be,
tragen der schönen Frau Eugenie. Am
Strande sprach man von nicht Anderm
und besonder die Damen wußten tapfer
zu schirältn über da unerhörte Beneh
men einer Frau, die schon nach zweijäh
riger Ehe die Ehre ihre Gatten in so
leichtsinniger Weise aus Spiel setz!e.
So etwa dürfte unier keinen Unstän
den geduldet werden, die Deme müßte
fortan überhaupt todt sein für Alle, die
sich zur guten Gesellschaft rtchnelen, und
einige besonder liebkvolle Gemüiher
trugen sich sogar schon mit dem Plan,
den unglücklichen Gatten sofort tele.
graphisch von dem Vorgefallenen in
Kenntniß zu setzen. Die Männer ur
theilten weniger hart, aber offenbar
waren auch sie bereit, von Frau Eugenie
alle Schlimmste zu glauben, und einige
äußerten klinisch und unverfroren, daß sie
den jungen C. um seine Chancen bei der
schönen grau aufrichtig beneideten.
Nachmittag war s ziemlich die ganze
Badezesellschaft zum Kaffee auf der Ter,
rasse vor dem Kurhause vereinigt, als
Frau Eugenik, die bisher noch nicht stcht
bar geworden war, in Begleitung ihrer
Schwester erschien. Ihr sonst so blas,
sen Wangen schimmerten rolh und in
ihrem ganzen Wesen zittert twaS wie
fieberhafte Erregung. Aha, da Schuld
bewußtfein!' murmelten einige hervor,
ragend feine Menschenkenner, als die
schöne Frau rasch durch die Reihen der
Tische blndurchschrtlt. Die Bekannten,
an denen Frau Eugenie vorbeikam, ermi
derten ihren Gruß auffallend küh', wenn
sie nicht überhaupt von einer plöyuqen
Kunsichtiakeit befallen wurden oder
ostentativ nach der andern Seit blick!en,
Die Aufrtgung, in dr sich Frau Eugenie
ohnehin schon befand, war-durch diese
Ungezogenheiten offenbar noch erheblich
gesteiaert worden, denn ihre Hände fto
gen sörmlich, IS sie jetzt an einem der
wenigen noch freien Tisch Play nahm.
Aber sie senkte ihr Haupt nicht unter all
den frech nnd neugierig auf sie gerichteten
Blicken, sondern ließ ihre Blick suchend
über die Terrasse schweifen. Da plötzlich
leuchtete e dunkel aus in ihren Augen,
sie hatte deu jungen Börsianer bemerkt,
der eben in einiger Entfernung von ihr
vorübergehen wollte.
Frau Eugenie sprang aus. .Bitte,
wollen Sie sich einen Augenblick hierher
bemühen. ßerr E. , rief n laut, so da
eS über die ganz Terrasse schallte. Herr
C. wurde roth bis in die Haarwurzeln,
aber er konnte diesen energischen Anruf
nicht gut überhören. Unsicheren Schrit
teS kam er heran, bi er vor Frau
Eugenie stand und mil tiefer Verbeugung
den Hut zog.
.Gnadige Frau.... stammelte er
verlegen.
Erlauben Sie, ich yave mit Ihnen zu
sprkchen, nicht Si mit mir,' rief Frau
Eugenie zornflammend. Und eS ist gut,
wenn alle Herrschaften hier S hören,
was ich Ihnen zu sagen habe. Sie haben
sich gestern auf der Reunion in auffäl
ligster Weise an mich herangedrängt.
Si haben mir sogar, als ich nach Haufe
gehen wollte, Ihre Begleitung aufge,
zwunzen, obwohl ich für die wenigen
Schritte Ihre Schutzes nicht bedürfte.
Sie wissen, ich habe Ihr Begleitung
nur angenommen, als Sie mir mit
Ihrem Ehrenworte versicherten, sie wür
den sofort nach dem uryaufe zurück,
kehren, sobald ich Sie vor meinem Hause
verabschiedet. Sie haben das nicht ge
than! Sie sind nicht nach dem Kurhause
zurückgegangen und haben mich dadurch
n der infamsten Lei e eompromtltnt.
Sie haben Ihr Wort gebrochen, Sie sind
ein ehrloser Schuft!'
Bet den letzten Worten halte Eugen!
von ihrer rechten Hcnd hastig den Hand
chuh heruntergen en, und klat ch,
klatsch! vrstzt si dm Jüngling, der
wie ein richtiger armer Sünder vor ihr
stand, zwei schallende Ohrfeigen.
Laute .BraooS' rtonten von verschte.
denen Tischen nach dieser energischen,
muthvollen Abfertigung des erbärmlichen
Menschen, und einige Herren, unter
ihnen auch Doktor F. und RechlSanwalt
)., drängten sich wie schützend um die
unge Frau, für den Fall, daß der Ge,
ohrfeigte sich vielleicht irgend mie zur
Wehr setzen sollte. Herr C. war jedoch
klug genug, nichts dergleichen zu thun.
Haftig setzte er feinen Hut wieder auf,
verließ so schleunig als möglich bi Ter
rass und ward nicht mehr geseh'n,
weder an diesem Tage noch an den fol
genden.
TageS darauf erschien Abends Herr
Bankier M. auf der Bildfläche. Die
liebevollen Gemüther hatten ihren Plan
offenbar ins Werk gefetzt und ihn von
der vermeintlichen Untreue seiner Gattin
ungesäumt telegraphisch benachrichtigt,
denn als er mit Frau Euqenie auf der
Terrasse des Kurhause Platz nahm ent
wickelte sich sofort ein leise, aber ziem
lich heftig geführte Auseinandersetzung.
Doktor F. und Rechtsanwalt L., die am
Nebentisch saßen, bemerkten das mit
theilnahmsvoller Spannung und wun
derten sich eigentlich gar nicht, als Frau
Eugenie sich auf einmal zu ihnen um
wandte und sagte: Meine Herren, Sie
waren gestern Nachmittag jedenfalls
Zeuge der Szene, die sich hier abspielte.
Bitte, bestätigen Sie meinem Manne,
wie ich den Unverschämten gezüchtigt habe,
der mich zu kompromitiren wagte. ' Na
türlich erfolgte die gewünschte Befläti
gung sofort in auSgteblgNer Meise und
bald darauf verließen Mann und Frau
vollkommen versöhnt di Terrasse. Die
chöne Frau Eugenie aber kann beruhigt
ein. kein Schuft wird eS so bald wieder
wagen, ihre Ehre anzutasten, die sie so
tapser und energisch zu vertheidigen
wußte.
Die ernäSrungssrag in anthropoko-
gischcr Beziehung.
So lautete das Thema feines mit
aroßem Beifall aufgenommenen Vor,
ttageS den Professor Löbifch auf dem
jüngst in Innsbruck abgehaltenen u
ihropolegkn.Kongresse gehalten hat. Von
der Erwägung ausgehend, daß die Er
nayrungkmtile ine Menschen unzwei
felhaften Einfluß auf seine örverent
wuuung ausuoi, und tau vtkyato Die ic
matische Anlhrovologie mit den an die
rnayrung le, Menschen sich knüp'enden
gragkv zu thun habe, daß aber anderer
seil auch sehr eihebliche ethnologische
LerhZItn sse mit der Ernährung de
Menschen zusammenhingen, regte Vor
tragender ine einaehendere Btschäfti
gung mit der biologischen Frage der Er
naorung an. i sei von großer Wich
ttgkett zu erforschen, ob die von V'.t an.
gegebenen Zahlen sür da Bedürsntß de
rwachfenen an Nährstoffen IS endail
tige betrachtet werden müssen, ober ob
nicht wenigsten b,i dem kostspieligsten
derselben, dem Eiweiß, eine Herabsetzung
möglich ist. Voit bezeichnet 113 Gramm
Eiweiß täglich l nothmnidig für einen
wa 67 Kilogramm wiegenden und
mäßig arbeilenden Menschen. Neuere
Phvstologen meinen, diese Zahl auf 100.
auf 90, ja aus 70 Gramm herabsetzen zu
sollen. Die sog. Reiskost der Japaner
enthält nach den Untersuchungen der
Soldatenkost 85 Gramm Eiweiß. Eine
zu weitgehende Vermindeiung deS Ei
weißes hat zur Folae. dak die Absonde,
rung der Verdauungssäfte in Stocken
gerälh und dementsprechend die Ver
oauung der in der Nahrung befindlichen
Fette und. Kohlehydrate unvollkommen
wird. Di wärmtkrzeugkvdt Wirkung
ver ayrnone l aifo keineswegs die ein
zig maßgebende. Nach Ansicht de Vor
tragenden würden Untersuchungen über
die Ernährungsweise der Bewohner in
entlegenen Alpenthälern geeignet sein,
mehr Licht in dieser ffraae u verbreiten.
da die Sußeist einfachen Verhältnisse, die
vouige Gleichförmigkeit die er Ernäh
rungswelse sür die Uatersuchung sehr
günstige Borvebtngungen bietet. Auch
da werde man jedoch auf eine keineswegs
eiweißarme Kost stoßen; denn diese Kost
fei auS Mehl und Milch zusammengesetzt
und als eher eiweißreich. Vortragender
berührte auch die Beziehungen zwischen
Ernährung und Lebensdauer und führte
mehrere Beispiele für die Erfahrung an.
daß Mäßigkeit und Bedürsnißloflgkett
im Essen und Trinken mit langem Leben
zusammenzugehen pflegen. Geradezu
überraschend zeigt sich das auf den griechi,
fchen Inseln, wo eine erstaunliche Ein
fachheit und Mäßigkeit im Essen und
Trinken, aber auch eine ebenso erstaun
liche, hundert Jahre sehr häufig wesenl
lich übersteigende Lebensdauer beobachtet
wird.
Zleöerwinterung ans Spitzbergen.
Zwei norwegische Fangschiff, denen
eS im vorigen Herbst nicht rechtzeitig ge,
lang, Spitzbergen zu verlassen, haben
bort unter recht abenteuerlichen Umstän,
den ein Ueberwinterung durchmachen
müssen. Di Beiden, Sioert Bräkmo
auS Vardö und Christians OernäS aus
Versteraalen, kamen am 10. Juli vorigen
JahreS in einem offenen Verdeckboote
nach Spitzbergen, wo sie in Folge eines
Sturmes erst die Oftseite anliefen ui.d
später nach dem Eisfjord auf der West,
seit fuhrrn. Zu jener Zeit ttaf dort
auch der deutsche Touriftendampfer
Admiral' ein, dem ein Walsischfang,
schiff folgte, um den Touristen das
Schauspiel einer Walsischjagd zu gewäh.
ren. er Wals, ch, dn die eS Fahrzeug
mitbrachte, wurde den beiden norwegi
fchen Fangschissera abgetreten, die dann
mit einer reichen Ladung Speck heim,
kehren konnten. Unterwegs gerieth das
Fahrzeug aber in Gefahr, zu kentern, da
der Speck infolge mangelhafter Verstau,
ung auf eine Seite glitt, und da das
Fahrzeug Schaden litt, kehrten sie nach
Spitzbergen zurück, und zwar nach Green
Harbour. A! sie mit der Reparatur
fertig waren und absegeln wollten, hatte
das Eis den ganzen Fjord gesperrt. End,
lich, am 21. November, glückte eS, über
da EiS nach Middle Hook, etwas füd.
lich gelegen, zu kommen. Hier befand
sich ein von Schweden errichtetes Holzge
bäude, das als Depot gebaut war, Nah,
rungSmittel waren jedoch nicht mehr vor
Handen, und der ganz suorraty der beiden
Fangschiffer bestand in einem jungen
Rennthier. An Munition besaßen sie
nur Sprengpulver, Zündhölzer überhaupt
nicht. Feuer verschafften sie sich dadurch,
daß sie Baumwolle in den Gewehrlaus
steckten und diese durch Abschießen deS
Gewehres in Brand setzten. Um auf die
Jagd gehen zu können, verfertigten sie
sich auS einem Stuck Poccholz Kugeln.
Damit konnten sie wenigstens Rennthiere
aaen. und diese Fleisch war vom 21.
November bis 5. Juli dieses Jahres ihre
ausschließliche Nahrung; außerdem ge
nossen sie Schneewasser. Bei alledem
waren sie wohl und munter und führten
ein regelmäßiges Leben. Sie gingen um
neun Uhr Abends schlafen und standen
um sechs Uhr Morgens wieder auf, jagten
dann oder beschäftigten sich anderweitig.
Schließlich fand sie dann der Fangschiffer
Johannesen, der sie ach Tromkö brach!,
wo sie am 25. August eingetroffen waren.
Sprechende Ayre.
Uhren, die an Stelle de Schlagwer
ke einen kleinen Phonographen enthal
ten und durch dessen Auslösung die
Stunde ausrufen, sind das Neueste, was
ein Genfer Uhrmacher erfunden hat.
Der Erfinder hat sowohl Taschen, wie
Wanduhren in dieser Weise ausgeführt;
erstere enthalten den kleinen Phonogra,
phen in der Anordnung eines Repetier
werke, welches vurq nutuaen aus einen
Knopf die Zeit anzeigt; Weckuhren.
welche zur bestimmt Zeit einen launigen
Ver ansagen, Wanduhren, die Nacht
an Stelle deS Nachtwächters bei jeder
Stunde ein Lied absingen, sind andere
eigenartige Erzeugnisse des Schweizer
Meister.
iVjiis rntSn!
Herr (in der Barbierftube): Erzäh.
len Sie doch nicht immer so gruselige
Gtschichkkn! Da stehen Einem ja die
Haare zu Bergt!'
Barbier: 'Da ist ja recht! Defl,
besser kann ich sie schneiden!'
L,n echter Backfisch.
Denke Dir nur. Mama, der fremd
Herr, welcher soeben aukgefliegen, hat
mich, al wir durch den Tunnel fuhren,
geküßt!'
Aber, Kind, warum haft Du mir
da nicht gleich gesagt, damit ich ihn
hätte zur Rechenschaft ziehen können?!'
Ja, weißt Du, Mama, ich dachte, e
käme noch in Tunnel!'
Auf der vicinaldahn.
StationSoorstand (bet Ankunft de
Zuge): Nun, kommt Ihr endlich ein
mall Ihr habt ja drei Stunden Ver
fxätungl'
Locomotivführer: Entschuldigen S',
in Wampelöhausen hat eine Komödian,
tentruxpe g'spielt, und da haben mich die
Herrschaften ersucht, i' soll' a' Bissel
stehen bleiben, damit s' zuschau'n kön
nenl'
vom Rasernhof.
Unteroffizier (einen Rekruten zurecht
setzend): Ich glaube gar, der Kerl
p a r s ü m i r t sich.... oder riechen Sie
immer so gut nach Bratwurst?'
Ver erste Patient.
A: Wer ist denn der Herr dort, der
so selbstbewußt einhergeht?'
B : Da ist der junge Thierarzt, der
sich vor zwei Monaten hier niedergelas
sen hat. Gestern ist er zu einem kran
ken Kanarienvogel gerufen worden, und
nun hat er den Größenwahn !'
Eine gute Freundin.
Emma: Hast Du gehört, daß sich
unsere Freundin, die Paula, verlobt hat?
Wollen wir sie nicht 'mal besuchen?'
Marie : Wozu denn? Da läßt sich
doch nichts mehr dagegen machen!'
Gutmüthig.
Auf der Eisenbahn fällt au dem Ge,
päcknetz auf den Kopf eines Passagier
fortwährend ein Koffer, den der Eigen
thumer mit vielen Entschuldigungen
immer wieder zurückexpedirt. Endlich
sagt der Geduldige bei einer erneuten
Entschuldigung : Heren Se, nu' brau
chen Se sich nich mehr zu entschuld'
nu' bin ich' geweehnt l'
Umschreibung.
A: ..Nun, wie war denn das die
öhrige Manöver?'
Major : O, drei tut tat t
blieben al C i v i l i ft n auf dem
Platz !'
verkehrte Welt.
Studiofu, glatzköpfig, (der ein Pho
tographi von seinem Vater erhalten hat) :
Nicht schlecht! Jetzt bekommt mein
Alter auch schon eine Glatze!'
patriotisch.
Fürst (auf der Durchreise zur Abord,
nung eines LandflSdlcheni): Ihr habt
ja stet treu zu Eurem Fürsten gehal
tenl'
Bürger: Ja, was will man anders
machen, wenn man net ing'sperrt sein
will!'
wink mit dem Zaunpfahl.
In folgender Form giebt in Kadktt
aus kiner Postkarte Nachricht von dem
Ende seiner Ferien :
Hochverehrte gnädige Frau I
Seit zwei Tagen von den Ferien zu,
rückgekehrt, nehme ich Einladungen wie,
der freundlichst zu Sonntagen entgegen.
Mit Gruß
was er thun kann.
Gefängnißdirector : Sie scheinen sich
bessern zu wollen und Sie interefflre
mich; kann ich etwas thun, um Ihr
Schicksal zu linsern?'
Vermtheilter : Ja!'
Gefängnißdirector: WaSdenn?
Verunheilter : Lassen Sie mich
'raus!'
Cin Lchwerenöther.
Lieutenant : Gnädige Fräulein ha,
ben doch kolossal kleinen Fuß bedaur
den Schufter, der Ihnen Stiefel anmef
fen muß Kerl muß sich ja die Augen
verderben!'
Der helle Sachse.
Ein gemüthlicher Sachse tritt al Ver
gnügungsreisender in ein Hotel in Ber
lin ein: Härnse mal, mei gutester Herr
Oberkellner, ich möchte nämlich die Nacht
die Ehre haben, in Ihrem Hotel zu
schlafen.'
Oberkellner: .Mit Vergnügen, mein
Herr; Sie wünschen doch jedenfalls erste
vier zweit Etage oornherauS zu woh
nen, die Aussicht ist ganz großartig !'
Sachse: Na, wissen Sie, mei gutfte
Herrchen, wenn'S hintenauS billiger ist,
da möcht ich nu schon ganz gehorsamst
bitten, mich dort etnzliquartnen, denn
mir Sachsen ham se eene recht albern
Angewohnheit.'
Oberkellner: .Soso! Sie sind doch
nicht etwa nervenleibend?'
Sachse: .Ach nee, mei Verehrtester,
das ist'S nu gerade nich; aber wissen
Se, mir Sachsen machen nämlich
mehrschtentheelS alle beim Schlafen d
Ogen zu und da nützt uns doch die scheine
Aussicht nich viel.'
Individuelle Anficht.
Lehrerin: ,WaS verstehst Du unter
einem Mann in den besten Jahren?'
Schülerin: Stets einen ledigen!'