Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 04, 1894, Image 1

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Jahrgang 15.
Lincoln, Ncb., Donn
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i, Oktovc? Uit;4.
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Lin guter Fang.
Vapt. Sowgate, el,kmali.
ger Tircktor des JWet
tervureaus, ver
'Haftet.
ililcrie - 'Anterofstzierk der n;i
situ imce vki hallel
Weitere japanesischk T rup.
pkskndugkn nach Sott.
Beiln. Ungeheuer ?lischen hat h'ut
bis Vei Haftung von 1X3 ÄitiUcvit4lntor
ojsirit en in d,r ArtillciitSchicßschule in
der valldcnlliae vttursachk. TieVcr
hailtirn sind b. schuldigt, an der f ociuli
slitche und anurchislischcn Propaganda
Theil gkoiicn und eine Fabrik betne
bn zu hbkN. in welcher Sprengftosse zu
levolutionaien Zwecken cngefatigt ivr
den. Die eiwahiiieii ttnteroisizicre wr
den von einer Abtheilung des eierten
(MarttieguiiaitS aiiffjechübfn, weites
plötzlich 'nii aufgepflanzten Bajonetten
auf j,e eindrang. Um Mitternacht wur
den sie nach dn Potsdamer Bahtchof
gebiocht. wo ein Sonderzug wartete,
Welcher sie MorgcnS uin 2 Uhr 50 mm
nuiki, nach der Biagdrburger Festung
brachte. Äui aasten Tage wurden sie
hlerlicr zurück gebucht. Inzwischen h
ten sich die ubknieuerlichsleii und wid.r
sprechendsten Gerüchte verbreitet und es
war uiiniöglich Gonaucs zu ersahren.
Man erfuhr von eine, hohen Ossizier,
daß die nisteten Unteroffiziere dem
Bei böte entgegen Verbindungen unter
einander hatten und ee Bierzeitung her
auSq,bk, welche Paöqnille auf Der
schieden Offiziere, und Anstalten brachte.
Biele aufreizende Schriftstücke wurden
bei ihnen gefunden. Sie entzogen der
5atii der Ärtillerie-Zchießfchnle ihre
Kundschaft so viel sie konnten. Sie aßen
dort, mal sie dazu gezwungen waren,
aber tranken niemals in der Canline.
Gewöhnlich kamen sie int Hinterziintner
eines Bierlokals zusammen, wo sie Bier
tranken und anfriihrerische Lieder sänge,
Die Gefangene gehören einer höheren
Klasse der Ärliilerie-Schießschule n. Es
sind kr der li: 'August in die Schule
eingetretenen Leute in der Sache vermi
düt. London. Eine aus Tokio cingelrosse!
ne Teprschr über BtcUra vvn Zsokohama
meldet, bai jeden Tag die Nach
richt über eine nördlichen Korea stalt
gehabte Scklacht und über die. Abfahrt
on .50 ,'000 Manischen Soldaten nach
irgend einem Punkte der inneren Küste
des Go'fs von Pet'chili zu erwarten fei.
2ic Schlacht im nördlichen Korea wurde
an der Mündung des, Z)alufluffes gcschla
gen und die Dresche melden, daß sich
die zweite in Hiroshima für denFelddiensi
mobil gemachie, 30,1)00 Maun zählende
und unter dem Befehle desFeldniarschalls
Grasen Oy'ma stehende japanische Ar
mee unter un geheurer Begeisternng ein
geschifft hat Lor der Abfahrt ahm
der Kaiser den Truppen Parcde ad,
worauf die Traneporischisfe unlec Es
corie des zweite japanische GischwadrrS
abfuhren. Wohin sie bestimmt sind,
weiß man nicht, obwohl einem unde
stimmten Gerüchte zufolge das Gelbe
Meer ihr Ziel ist. Während der Adwc
senheit dc FeldmarschaUs Grafen Oqa
ma, welcher gleichzeitig Kriegsminilier
st, wird der Martiieminister provisorisch
das Portefeuille des Krieges mit über
nehmen. Line andere Depesche aus
Tokio meldet, der Bericht, daß England
und Rußland einen Waffenstillstand vor
geschlagen haben, werde amtlich für un
wahr erklärt.
New 3)ork. Capi. Hoimzate, der
ehemalige Direktor des Bundcs-Wetler-amtes,
il wegen Fälschung und der Un
terschlagung von $101,257, die er 18,78
und 1879 beging, verhaftet worden.
Howgale wurde im Jahre 168 in
Walhington verhaftet. Die Beamten
erlaubten ihm, in sein Anklcidezimmer
zu gehen, und fei dieser Gelegenheit ent
wischte der Verhaftete. Seitdem halte
er alle Bemühungen, seiner wieder hab
haft zn werde, vereitelt. Mit Howgale
verließ damals ein bekanntes Srauen
zimmer, Washington, um dessen willen er,
wie es heißt, dte Regierung betrogen
hatte. Als das Geld durchgevacht war,
ließ sie ihn sitzen.
Nachdem Er-Shcriff Trummond fast
das ganze Land nach dem Entsprungenen
durchsucht halte, erhielt er Nachricht,
daß der nlüchlliug in New Aork mit al
len Biint und Zeitschrisien handle.
Tie v .uciiiipolizisten besuchten jede
Büchci laden, aber shne Erfolg. Schl eß-
. lich ir! de ein Beamter beauftragt, ein
Angc uuf die Bücherversteigcrungen zu
,crb. Vor elwa 11 Tagen kam er auf
die -l, imulhug, der Entsprungene. Halle
eini, Büchirladcn in dem Erdgeschoß
vm .-Lo. 80 B leite Avenue unter dem
DUttuM Harvcy Williams. Da cr aber
fei Sache nicht sicher war, wurden die
W .,nAloner Behörden ersucht, einen
M, nach New $orf zu schicken, der
iil Howegale bekannt war. Ein iin
K,!gSdt'ptcmet angestellter Elcrk,
de früher unter Howgate i,n Wetlerdu-
rc,,.i angestellt gewesen war, wurde ach
, N.o Jork geschickt. .Ersah Howgale,
w ir aber zueist nicht ganz sicher, ob es
Howzate fei, da Letzterer sich in 13 Iah
x i bedeutend verändert hatte. Nach
I ertx Unlerhallung mit Howgate
u..,,e s'ch ,-.lsler', nsz wirtt''
der teUiyle' ; ., .juioecin ui.
beseht von Cvmmistar Alexander l ivrgl.
Truuimond ,,bcrreichte denselben ersön
lich. Er li, howgale, als dcrs.lbe aus
einem Lade ,.,!! der 4. Uxtixat und 10.
Sif e kam und sagte ztt),n: Wie
es, Eaplain Homgatc?"
Howzalk wollte kveiicr gehen, besann
sich aber und iragke Drinmond, was er
wrlle. Ler Geheimpolizist gab ihm
Beichcid, worauf mgate erwiderte:
.Mir ist ti recht, da Spiel ist ans, ich
b,n Eapla n Homzte.'' Als Howgale
d,m Eominiffar Alerander vorgeführt
wurde, jagie er, daß er auf ein Verhör
verzichte bereit sei, nach Washington
zu gehen. Er sei nicht in der i.'age. die
gesorde.te Bürgschaft (10,000) zu fiele
I n. E;tam Howgate stand im Jahre
182 in Washington unter Anklage uud
entwischte einem Gerichtsoiemr. Seit
dem haben die Bibörben nichts von hm
gehört. Leute in Washington bchaupten,
l innerhalb der letzte paar Jahre auf
den StiaßkN New Z)orkS gesehen und
niik ihm gesprochen zu haben. Man
nimmt an, daß er in de,i letzten drei bis
vier Jahren in New Zjork gewohnt hat.
Allgemei wurde angenommen, die Be
hörden hallen es aufgegeben, ihm den
Prozeß zu machen. Die Geschichte von
Howgaie'S Bloßstellung und seinen Bc
ziehunge zu einem Frauenzimmer Na
meuS Nettie Burrill erregte seiner Zeit
großes Au, sehen. Er halte seit Jahren
er Doppelleben in Washington geführt.
Nur wenige Häusergeoierte entsank von
de, Hause, wo sei ihm treuergebenes
,'cib im die Tochter, die i de dun
keiften Stunden jo fest zu ihrem Vair
hielt, wohnte, unterhielt Howgate die
erwähnte Neltie und umgab sie mit aU
lein erdenkliche 5'urus. Als die En
deckung feiner Bekiügeieie und feines
Doppellebens erfolgie, verließen ihn
feine allen Freunde. Im Gesängniß
wurde er besser als die gewöhnlichen
Uedclihaler behandelt. Da er sich durch
aus i der gewöhnliche Gefängnißdade
wanne ichi baden wollte, erlaubte ihm
feine gutmüthigen Wärter, am lü. April
1882, feine Behausung a der 13. Stra
ße zu besuchen, um ein Bad zu nrhmen.
U Beamte blieben im Wohnzimmer,
während sich der Capita die Treppe hin
aus in das Badezimmer begab. Wie
man sagt, sang Frl. Howgate, die eine
hübsche Stimme hatie, den Wächtern ,h.
reg Valers mehrere Lieder vor und un
lerhiell sie so gut, daß eine Slnnde vor
über war, ehe sie an den eigentlichen
Zweck ihres Beriv:ilens i Haufe dach
te. Nun ersuchten sie die junge Dame,
ihren Vater zu rufen. Sie blieb lange
aas, und als sie bleich und aufgeregt zu.
rückkam, sagte sie, daß sie ihren Vater
nicht sinde könne. Erst wurde das
ganze Haus durchsucht und dann liefen
die Beamten auf die Straße und fchlu
gen i!är,n. Jetzt halte Howgate einen
Voifprung von zwei Stunden. Es laßt
sich annehmen, daß er bereits den Fluß
unterhalb Alerandriu's hinunterdampsie,
ehe seine Tochter zu fuge aufgehört
hatte. Er verließ das Haus durch die
Hinterthür?, statt in's Badezimmer zu
gehe, und stieg i eine Kutsche, in der
sich Nettie Burrill befand. Man glaubt,
daß Howgaie nach feiner Flucht zuerst in
St Mary's wohnte, dann in New !)r
leans und spater in Ealisornien, von wo
cr nach New I)ork gina..
Berlin. Das Gut Anrath bei Cre
seid wurde von einer Bande bewaffneter
Räuber angegriffen und geplündert. Tie
Bewohner fetzten sich, obwohl vollstän
big überrascht, verzweiselt zur Wehr und
c entstand ein schrecklicher Kampf.
Zwei O'kono,nen wurden qelödlet und
drei tödllich verletzt. Die Banditen ent
kamen mit ihrem Raube.
London. Nachrichten, die den große
Finanzhäusern in London zugegangen
sind, bestätige die schlinimsteu Nachrich
tc über de Zustand des Ezaren. Der
selbe ist absolut hilflos und kann ihm das
Lebe nur noch auf wenige Msnake er
halten werden. Die allgemeine Anficht
Vier und in Berlin geht dahin, daß die
Thronbesteigung des Czarewilsch Frank
reich einen Freund kosten werde. Per
soiien, die dem Ezaicwitch näher stehen,
glauben, daß. sobald er den Thron be
steigt, er die Politik seines Vaters voll
ständig andern und herzliche Bezieh
gen jii England und Deutschland nler
Kalte?, und sich ganz von Zr.'nkreich los
sag, wird.
Electric Bitterö.
Tiks? Heilmittel ist LUt bekannt und so
beliebt, kah es kkier Krsonderr Ermäi
na mehr deoiis Alle, rrelflje tolenttc
B ttero uebravchl Kaben, dassel'e Loblied
a- Eine rein re 'Diefijin ex sink nildl
,n.is itit!) (Garantie cclttittt. dak tie idten
Zweck vollkommen knüllt, E!eer,c Bii
rä mirti olle Sltijnf h'iteti 6ec Led-r und
Nik'N deiieii, mir eicdmur-, AuZichlaq
r,no anbcre ilrankiie'.ten, weiche Dttrib un
lerne Viul v'rnrsacht mer!e,, cdens,'!!?
d,sei!i,e Miläeia wirst as cm Sri
Item entfernt und uectutft foinobt al? ,L
a (b all U!alorufi'b:r betlt. Zar Be
k iuanng Hopfiitintteen, Sßetltnpfuna
ns Uav'rdaul'wkeit veucke Elecrc
Viiter?. Voll,tä',ze Zirreded'it wird
OiicunSirt ebeT da? rl,' uxsi tfl'.tiet.
t" fünf 6't t? unoe Tollar per
Flasche fcci I. f. v"l,y Avslh,ke7. 5
2" Die Union Paeisie wird am
räcktte Sonntag einen neuen Fahrpln
verösseniiiche. welcher für das reifende
Publikum vo wesentlichem Interesse
fein dürfte. Ein Zug wird Lineoln
in der Richtung von Beatrice und Man
haltan gegen 7 Uhr IS Minuten Mor
gens verlosten. Bei der Rückkehr wird
der Zug Lincoln gegen 7 Uhr 30 Minu
ten Abends erreichen. No 42 wird nach
Norden um 11 Uhr 50 Minuten Mor
gens, statt um 11 Uhr 5 Minuten
Mraens sbren. R 43 wird nach
Suül um o Uhr 5 Minuiei' Abends
statt S Uhr S5 Minuten Sia.'- "illags
fahren. No. 44 wird in der S. chiunz
von Valparaiso und Stromsburq legen
4 Uhr 30 Minuten Abends obfah:, t.
" Auö dem Ari,,onz Zliclcr."
Eine enttäuschte M e n g e.
bohrend der letzten drei ZzcZicn haben
Zimmcilcuie cinca Thurm auf dein
,ickcr'''Gcl'äude cnichtct. Wir hüben
keinen 5?t?athurm machen lassen, nie
man ihn cttra iu cmcr Stadt von 1(V
000 EiAwohncrn beanspruchen kann,
sondern f inen gan; einfachen, in wel
chen wir mit einer I Fuß langer. Lei
ter hinaufsteigen, wenn uns die Luft
ankömitit. auf einer leeren Scifenkifle
niedcrzufitzen und hoch i'.ber'm niedern
Erdcnlcbcn, ein Nachbar des Donners,
über den Problemen der Gegenwart zu
griibcln. Die Nachricht von dem Bau
kam auch nach Litile Balles, ausgc
schmückt mit dem Detail, wir ließen
eine Thurinulzr anbringen. Na, wir
sind doch nun nicht schon vier ahrc
im Lande, um einen solchen Irrthum
zu begehen! Wie dem auch sei, letzten
Montag Abend begann sich die Stadt
mit Leuten aus Linie Ballel) zu fül
len, und man bemerkte, daß Jeder zwei
Schießeisen und 50 Extrapalronen un
geschnallt hatte. Wir selbst waren vol
lig c!,nungSloS, bis gegen 9 Uhr sich
der Mob vor dem jeicker"-Gebäudc
versammelte, um die Enthüllung der
Thurmuhr mitan zusehen. Die Boys
waren herübergekommen, um sich mit
der Zcitmaschine einen ur zu machen,
und ein Geheul der Enttäuselntng ging
durch ihre 'Reihen, als sie endlich, nach
halbstündigem Warten, imic wurden,
daß nichts derartiges vorhanden.
Wenige nur zogen sich zu einem Be
ruhigungstrunk zurück. Die Mehrheit
war gekommen, um nach etwas zu schie
ßen, und so begann ein ganz greuliches
jtnallen gegen das Gebäude, in wel
chem wir eine Familienzeitung, einen
Stiefel und Schuhladen, eine Gro
eery, eine Metzgerei und verschiedene
andere industrielle Unternehimtugen.
die im Osten gewöhnlich nicht mit lile
rarischen Bestrebungen Hand in Hand
gehen, diriziren. Nun, es war ja nicht
bös gemeint, und da in Arizona ein
Herausgeber den Boys schon eininnl
ein Bergniigen erlauben muß, so mach
ten wir uns auS dem Staub und ließen
sie nach Herzenslust schießen. Unser
Ackerbauredakteur, der etwas langsam
ist, wurde beim Nebergang über den
Lattcnzaun leicht gestreift; sonst richte
ten die Äugeln höchstens S15 Schaden
an. .
Little Balley ist von hier lö Meilen
entfernt und es thut uns leid, daß eine
Menge von 5 Leuten sich für nichts
und wieder nichts hierher bemüht hat,
aber eS war in der That nicht unsere
Schuld.
Die Grenze. Der Her
ausgeber des , ,. jiicker," das sind wir
selbst, und der,Mayor der Stadt, das
sind wir wieder selbst, hat sich niemals
in den Mantel seiner sozialen oder
offiziellen Würde gehüllt und das
Publikum auf Annslange von sich fern
gehalten. Seit den letzten drei oder
vier Jahren haben fast täglich von
einem halben bis zu einem ganzen
Dutzend unserer Mitbürger sich in
unserem RedaktionSsanktum zu Hause
gefühlt und es sind Tage vorgekommen,
an denen unsere sämmtlichen Tausch
blätter fortgetragen wurden, so daß uns
zum Ausschneiden von Nedaklionoftoff
höchstens ein Sarsaparillnkalender und
ein Patenlwindmühlencirkular übrig
blieb. Unsere Korrespondenz wurde ge
öffnet, unser Wörterbuch ruiuirt und
unsere Zeit zumeist von Abonnenten in
Anspruch genommen, aus die man
schießen mußte, damit sie ihre Bestel
lung erneuerten. Niemand hat je eine
Klage von uns gehört. Wir begriffen
vom ersten Augenblick an, daß dies eben
hier so Sitte und erhofften allmälige
Besserung von der Zeit.
Schlimmer noch waren bisher die
Dinge auf der MayorSoffice. Da
unsere Wahl eine einstimmige war,
so haben wir uns stets dem Publikum
im Allgemeinen gegenüber verpflichtet
gefühlt. Zm Anfang schlössen wir bei
unserer jeweiligen Abwesenheit die
Thüre unseres Bureaus, aber die
öffentliche Meinung zwang uns, sie
offen zu lassen. Monatelang hat sich
Jedermann für vollständig berechtigt
gehalten, von dein Bureau dcS Mayorö
in jeder erdenklichen Weise Besitz zu
ergreifen, und mehrmals fanden wir
offizicllcGcmeinderathssitzungsbcrichte
als Zielscheiben an die Wand gchcflet.
Im Bureau selbst brachten wir Anfangs
ein Geländer um den von uns benutzten
Raum an, aber innerhalb eines Mo
natS Halle das Publikum dasselbe zu
Zahnstochern zcrschuitzclt, und wir er
hielten verschiedene deutliche Winke,
daß eine solche Erklusivität" hierorts
nicht statthaft sei. So haben wir denn
unsere offizielle Office aufgegeben
und die (Geschäfte auf der Treppe, dem
(!ang oder sonstwo abgemacht, um uns
die öffentliche Geneigtheit zu wahren
und dem Tadel zu entgehen, aber die
Grenze ist jetzt endlich erreicht.
AIS Mayor einer rührigen, auswärts
strebenden Stadt sind wir zur Wahrung
einer gewissen Würde verpflichtet.
Wir erhalten die offiziellen Besuche
von Beamten anderer Städte und die
eigenthümlichen hiesigen Zustände
haben wiederholt Erstaunen und Pro
tcsthcrvargerufcn. Während wir nun
Höften, uns die Achtung und Geneigt
hcit der Menge zu erhalten, während
wir auch fiirdci hin -gern mit den Boys
Eins trinken und in unserer Eigen
sehnst alo Privatmann stets bei den
Hundckämpfcn und Wettrennen anive
send sein werden, können wir nicht
umhin, von nächster Woche an strenge
Ncgulalioncn einzuführen.
DaS Bureau des Mnyors bleibt für
den auöschlicßlickM Gebrauch de?
May?,s rcnivir:, und Zulaß wild nur
in GeiauiL'itu'iini sM'ahrl. Alle :ad
tischen Bciiilte weide unter se stein
Bers.hluß aufbewahrt werden und das
Schreibmaierial des Bureaus wird
nicht mehr jedem Tom. Tick und
Harty zum Papierrerfchmieren zur
Beringung stehen. Wir sind zu diesen
Reformen gezwungen irorder. und wir
hosten sie durckif üliren zu können, ohne
eine öffentliche Kalamität hervorzu
rufen. Als Borfichlsmaßregel haben
wir das Ä.ayorsbureau kugelfest maä.en
lassen, mit Sckueßscharten in der Thüre
für uns. Wir iverden mit zwei
Schießprügeln, 10 Patronen und dem
festen Entschluß, eiue Aeuderung der
Dinge herbeizuführen, das Bureau be
treten und unter Pferderedatteur hat
die nöthigen Instruktionen betreffs
der Weitersührung des Kicker," falls
unser Plan mißlingen sollte.
(?ie spanische (beschichte.
Man vermeldet auS Sevilla: In
unserer Stadt lebt ein Mann NamenZ
Jose Eovian, der noch im Jahre 1888
keinen Pfennig besaß und auch keinen
Pfennig geborgt bekam; er halte eine
kleine Fabrik, in welcher eiserne Bet
ten hergestellt wurden, aber meist
fehlte es ihm an Geld zum Einkauf der
Ro,stoffe und Zuthaten, und die
Fabrik stand deshalb einen Tag in der
Woche still. In 189 lieh ihin plötz
lich ein Kapitalist eine ziemlich bedeu
tende (Geldsumme zum Bau eines gro
ßen Fabrikgebäudes und heute nach
kaum vier Jahren ist Herr Jose
Eovian Besitzer eines Bermögens von
15,(100,000 Pesetas ($3,000,000).
Wie kam das? Eovian hat einfach dem
Staate Konkurrenz geboten" nnd
Silbergeld fabri zirt! Mit den ei fernen
Betten hat er die 15.000,000 Pesetas
wahrhaftig nicht verdient, denn es ist
festgestellt, daß in der Bilanz vom
Jahre 1892, der glänzendsten, die er
bisher erzielt hat, sein Reingewinn
nur auf 15,000 Duroö (S15,000) ge
schätzt war. Seit nahezu zwei Jahren
erklärten die Blätter von Sevilla Tag
für Tag freimüthig nnd offen, daß
Jose Eovian ein Falschmünzer fei;
aber erst im Juli dieses Jahres fühlte
sich die Staatanwallschaft veranlaßt,
einzuschreiten und im Hause des Mil
lionärs eine Durchsuchung vornehmen
zu lassen. In einem Keller dieses
Hans eS fand man denn auch Präge
ftempel, Platten, Silber u. f. w. und
die Folge davon war, daß Eovian ein
gesperrt und das Strafverfahren einae-
leitet wurde. Wer beschreibt aber daö
Erstaunen, als Eovian neun Stunden
später gegen eine Kaution von 100,000
Pesetas wieder in Freiheit gesetzt
wurde. Bis jetzt ist er auch nicht wie
der in Haft genommen worden, und der
Prozen darf als endgiltig nieder
geschlagen betrachtet werden. Und des
Räthsels Lösung? Der Falschmünzer
hat eine hohe Persönlichkeit in Madrid
bestochen man spricht von 200,000
bis 400,000 Pesetas, die, er auf dem
Altare des BalerlandeS geopfert" habe
und die hohe Persönlichkeit hat dafür
gesorgt, dan dem Gauner und Mtllio-
nar lein varchen gekrümmt wird. Die
Presse aber ruft sämmtliche Staats-
anmalte und Gerichtspräsidenten deö
Landes zu Hilfe, aber Frau Themis
ist nicht nur blind, sondern manchmal
auch taub, und so wird Eovian seine
Silbersiücke weiter in Berkehr bringen
können. Aber etwas richtiger müßte er
doch münzen," denn die Turos, die
er iabrtzirk, unterscheiden sich von den
StaatsduroS dadurch, daß auf ihrer
Kehrseite e:n PräguugSiahr angegeben
ist, in welchem in Spanien überhaupt,
leine TuroS geprägt wurden.
M e n s ch e n f l e i s ch in Afrika.
Im Ubaugibeckeu, um dessen Besitz
sich zur Zeit Frankreich und der Kongo
staat streiten, sind die Bewohner Men
schenfrcsscr, die alles Fleisch von
Thieren verachten. Mcnschcuflcisch,
mit Pfeffer und Salz gewürzt, gilt
ihnen als Leckerbissen, und hierzu vcr
wenden sie Sklaven jeden Alters und
Geschlechts. Nach dem Bericht eines
Afrikaforschers gelang es kürzlich dem
französischen Missionär Allaire, auf
dem Schiffe Lion" den Menschensres
sern 74 Sllavenkinder zu entreißen
und mit ihnen nach dem Waisenhause
der Mission zu flüchten. Der Missio
när fand aus einem der Märkte die
Sklaven wie Schlachtvieh ausgestellt.
Noch nie aber hatte er wie hier gesehen,
daß die Sklaven auch stückweise ver
kaust wurden. Konnte Einer nicht den
ganzen Sklaven kaufen, so wählte er
nach seinem Belieben ein Stuck von
ihm, beispielsweise einen Arm, wvi'
aus der Bertäufer auf denselben einen
langen Strich, mit einer Art weißer
Kreide zog: dann nahm ein zweiter den
anderen Arm, weitere die Beine, die
Brust und so fort. Waren nun alle
Körpertheile mit Kunststrichen vcr
scheu, so schnitt man dem armen Skla
vcn den Kopf ab und verzehrte diesen,
mit Pfeffer und Salz gewürzt, sofort
am Platze. Dann wurde der Körper
zertheilt, und jeder Käufcrcmpsing das
Ecinigc.
Z u s a m m c n S ch l a g w e t
ter Explosionen fanden im
Jahre 1 803 in den Bergwerken Preu
ßcns statt. Bon den Explosionen führ
ten 21 den Tod von Personen herbei;
öl halten nur Verletzungen im Gefolge
und 3 verliefen ohne Berlctzungcn.
Ü i s e u b n h n z ii g e , v e l ch e
?ost befördern, besitzen daö
Zeecht, über Schläuche hinwcgzufahren,
welche von Feuerwehren über das Ge
leise gelegt wurden.
Japani'chrr Vlumrnkul'nS.
Der Ursprung des japanischen Blu
raenlulluS ist jedenfalls religiöser
?!atur. Seine ersten Lehrer waren die
Priester, welche im . Jahrhundert
den Buddhismus einführten. Die bud
dliistische Lebte tun der Belebtheit der
Natur liegt diesem jaünis im Wesent
lichen zu Grunde. Den Japanern,
welche von dieser Lehre lief durchdrim
gen sind, scheinen Blumen und Pflan
zen als lebende Wesen dieselbe Bchaitf
lung zu verdienen, wie man sie fulilcn
dcn Geschöpfen zu Theil werden läßt.
Deshalb muß der Blumenschmuck im
Zimmer Leben und Wachsthum athmen,
und das Hauptziel dcr Blumcnlunsi be
steht darin, Muster zu ersinnen, in
tencn alle Bestandtheile wirklich und
gesund zu gedeihen scheinen. Daraus
folgt, daß auf die Stengel und Stiele
mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit
zu verwenden ist, wie auf das Laub uud
die Blüthen. Um den Schein des
Wachsthums zu unterstützen, darf ferner
kein Berstoß gegen die Blüthczcit der
verschiedenen Gewaechse gemacht werden.
Der Blumenschmuck innerhalb des
Hauses muß genau der wirklichen Flora
im Freien entsprechen. Nur die für die
Jahreszeit passenden Pflanzen, wie
sie in nutorisirten Listen für jeden
Monat zusammengestellt sind, dürfen
zum Zimmerschmuck verwandt werden.
Für den Japaner hat aus den angc
führten Gründen ein Strauß oder ein
Kranz oder ein Blumengewinde, wie
sie bei uns so häufig sind, auS dicht
gedrängten Knospen und Blüthen mit
Farrcn und anderem Grün zusammen
gebunden, weder Schönheit noch kiinst
icrischcn Werth; ja, eine derartige
Behandlung erscheint ihm gcradczu als
Rohhcit. Er widmet feine Aufmcrk
snmtcit in gleicher Weise den Linien
der Zwcige und deö Stengels, den
Formen und Oberflächen der Blätter
und der Vcrthcilung von Knospen und
Blüthen, und cr strebt in seinen
Meistern eine möglichst große Aehnlich
keit mit dem wirklichen Wüchse an.
Daher haben die japanischen Blumen
kompositioncn alle einen mehr oder
weniger offenen, linearen Eharakter,
in welchem die individuellen Formen
von Stielen, Zweigen, Blättern alle
deutlich hervortreten. Die Wahl der
Richtungen für die verschiedenen Stcn
gcl und Zwcige ist die Grundlage
aller Anordnung. Gleichmaß und Har
monie ohne Wiederholung und ein sorg
fälliges Bcrmciden von Symmetrie
find die leitenden Regeln dieser Kom
Positionen. Die Uebereinstimmung
mit der jeweiligen Jahreszeit bezicht
sich nicht nur auf die Auswahl dcr Ar
tcn. soudcrn auch auf ihre Gruppirung.
,Frühlingükompositionen müssen kraft
voll angeordnet sein, um an das leb
hafte, frische Wachsthum dieser Jahres
zeit zu erinnern. Sommersträußc find
voll und üppig, Hcrbslmustcr sparsam
und dünn, Wintcrmustcr vertrocknet und
ärmlich. Mit gewissen seltenen Aus
nahmen darf keine fruchttragende
Pflanze gebraucht werden, so lange sie
blos Bläklcr hat; keine Bäume oder
Kräuter, die zur Blüthezeit Blätter
tragen, dürfen nur rnit den Blüthen
zur Bcrwcndung gelangen. Bcrbotcn
ist eS ferner, große Blüthen in regel
mäßiger Slufcn- oder Reihenfolge an
zubringen, schlaff nicdcrhängcnde Blät
tcr zu verwenden oder irgend eine
Blume, die Blätter auf beiden Seiten
hat, so zu befestigen, daß sie dem Be
schauer gerade gegenüber steht. Hier
wie überall müssen stets in erster Linie
Harmonie beileibe nicht mit Sym
mctrie zu verwechseln nnd Natur
treue bcachtct werden. Die Blumcnbc
hälter der Japanesen zeichnen sich
ebenso sehr durch Mannigfaltigkeit
wie durch Schönheit aus. Jeder ist ein
Kunstwerk in seiner Art, uud jcdcr
muß mit den Blumen, die cr nufnch
mcn soll, in ästhetischem Eintlange
stchcn. Gegründet ans das Prinzip der
Naturtreue ist die Blumentuust dcr
fciufiihligcn und poetischen Japanesen
dazu berufen, anderen Ländern zum
Musler zu dienen, und es wäre se'w
wiinschcnswcrth, wenn ihr in amcrika
Nischen Kunstschulen und Kunslgartnc
reicn dadurch Eingang verschafft würde,
daß man sie durch japanische Blumen
kiinsller, die in alle Geheimnisse und
Handfertigkeiten ihrer Kunst cinge
weiht sind, lehren ließe.
Die höflichsten Leute der
Welt dürften die Koreaner fein.
Wird ein Korcnncr gefragt, wie eS ihm
geht, so antwortet cr: Danke für die
Gunstbezeigung, welche Du mir cr
weist, indcm Du eine solche Frage an
mich richtest, meine Gesundheit ist
gut." Ein Kranker antwortet seinem
Besucher : Danke für dcn Besuch, cS
gcht mir jctzt vicl besser. " Redet ein
Koreaner einen Japaner an, so ist cr
besonders höslich. StctS leitet cr seine
Rede mit den Worten ein: Du bist
so wcise," oder Du bist so groß."
Begegnet ein Koreaner einem Leichen
zug, so hält cr den Zug an, beugt sich
über dcn Sarg und spricht: Ich bc
daucre auf'ö Ticfste den Bcrlust dieses
höchst tugendhaften Mannes." Und
dabei mag er den Tcdtcii nie im Leben
gekannt haben.
Ein r c i ch e r Mann. Dcr Sohn
des Hcrzogö von Alholc, Marquis von
Tullibnrdine, ist Erbe von mehr Titeln
als irgend ein Pccrsfohn der brilifchcn
Monarchie, denn cr wird, außer dem
Herzogthum. zwei Marquisatc, fünf
Grafschaften, vier iSeouutschnflcn,
clf Baronicn im Ganzcn also 'J3
Pccrfchasicii besi'n, darunter 11 schor
tische.
TrrMauu it dem Ztrauftenmageu.
Die Leipziger Jlluftrirte Zeitung"
crzahlt in einer ihrer letzten Nummern
von einen medizinischen Wunderinen
scheu, der sich jungst in Leipzig produ
zirt und durch die Eigenart seiner
Künste das lebhafteste Erstaunen spe
ziell dcr medizinischen Kreise in An
spruch genommen hat. Strazini so
heißt der Wundermcnsch laßt sich zu
nächst eine Suppe reichen. Sie besieht
in der Hauptsache aus Sägespönen,
reichlich mit Petroleum vermischt Die
Masse wird angezündet und nach ihrem
Erloschen von dem Künstler zun, Theil
lössclweise verzehrt. Daunbrnt Stra
zini Stück für Stück von einem s'amvcn
cylinder ab, zermalmt die Sckcrben
und spült sie mit einem Schluck Was
ser hinunter. Dcr mit einer ungeheuer'
lichcn Berdauungstraft ausgerüstete
Glascsser nimmt nunmchr als "ccker
bissen BrauntohlcnbrickeltS, Torfstückc,
Waschseife uud Slcariulichlscheibchcn
zu sich, nascht von GipS und Ziegel
steinen, von Stieseln und Thonpfeifen
uud knackt an Lampcnglocken und Holz,
kohlcnstückcn, mit deren Konglomerate
zn verzehren. Dann und wann unter
bricht Strazini dcn Gang dcr Mahlzeit
dadurch, daß cr cinige Schluck Wasser
zu sich nimmt. ES mag dies weniger
aus Anlaß des Durstes, als vielmehr
in Folge des Bedürfnisses geschehen,
das Glasmchl und die Staubatome sei
ner keramischen Genußmittel rasch dem
menschlichen Straußenmagen zuzufüh
reu, wo dann das unverdauliche Zeug
sich vereint. Nach seinen Aussagen
fühlt Strazini keinerlei Beschwerden.
Nach riucm solchen Souper nimmt
Strazini ein oder auch zwei Glas
Petroleum zu sich, legt dann dcn Kopf
nach hinten und hält ein brcnucudcs
Streichhölzchen vor dcn Mund. Ein
tiefer Athemzug, ein Puffen, nnd eine
mächtige meterlange Flamme lodert
aus der menschlichen Relorte. Bon dem
Essen geht Signor Strazini zum Tan
zcn über. Langjähriges Probircn und
Uedcn haben die nackten Füße Stra
zinis für den Spazicrgang auf Scher
ben fähig gemacht. Er tritt furchtlos in
einen langen, mit Glasspliltcrn ge
füllten Kasten, zu dcsscn spitzen In
halt weit über hundert in Stücke zcr
schlagenc Eha'.nvagncrflaschcn beigclra
gen haben, ebenso zersprungene Lampcn
glocken, zerschmetterte Schnapsgläser
u. s. w. Barfuß bewegt sich Strazini
in diese!'? Scherbenhaufen. Er wühlt
darin herum, daß die GlaSstücke umher
fliegen, cr gleitet vorwärts, wendet
sich, springt gleichmäßig mit beiden
Beinen, zugleich von einer Kaslcnccke
zur audcrcn uud stellt sich endlich mit
dem Kopf nach nuten senkrecht in die
Splitter. Das Merkwürdige dabei ist,
daß Strazini bei diesem gefährlichen
Tanz , keinerlei ncnnenSwerthc Ver
letzungen davonträgt. Gegen die schar
fcn Glaosplittcr scheint er ebenso ge
feit zu sein, wie gegen dcn Fcucrstrom,
dcr seinem Munde entquillt nnd gegen
die Wirkung der Sägespänc- und Pctro
leummahl zcitcn. Dcr unverwundbare
Mann mit dem Löwcngcbiß und dem
Straußenmagen rust begreiflicher
Weife bei den Zuschauern großes Auf
sehen hervor.
Poesie Fabrikation. Den
Pariser Hochzcitodichtcrn ging cS dcm
Figaro" zufolge in letzter Zeit sehr
schlecht, denn im August uud Scptem
bcr wird in Paris bcinahe garnicht
gchcirathet. Dcr Gcfchästsbctricb dic
scr Dichter ist sonst ein schr anstrcn
gcnder. Sonntags gehen sie nach den
StaudeSämlcrn und mit großem, durch
die Uebung erworbenen Scharfsinn
treffen sie ihre AuSivahl unler den
Brautpaaren. Die Bcrhciralhungcn
werden je nach dem Stand des Bräuti
gams in gute" und schlechte" eingc
theilt. Ingenieure, Advokaten. Judu
striellk, Rentiers gelten als gut;
Aerzte. Universiläto- uud Mililär
bcnmte als halbgnt oder Halbschicht.
Wittwen, Geschiedene und geregelte
Berhältnisse bieten zweifelhafte, nt
tclmäßige Aussichten. Nach dieser Liste
fertigt nun der Dichter" sein Lied
chcu, in dem die Bersc mit den Buch
skabcn des BornamenS der Braut de
ginnen. Natürlich erhält jede Marie"
das glciclie Akrostichon. Es ist auf ein
feines mit Tpitzcurand geziertes Blalt
geschrieben und von ciucm Brief be
gleitet, worin der Absender ankündigt,
daß cr sich zu einer bestimmten Zeit
selbst vorstellen werde, um seinen
Obolus" in Empfang zu nehmen.
Selten kehrt cr mit leeren Händen
zurück, die Gabe wechselt zwischen 1
und Francs, in dcr Regel fällt ein
großes 100-Sousstiick ab. Lcidcr ist
auch in dicscm Beruf die Konkurrenz
eine sehr starke, wodurch die Honorare
arg herabgedrückt wurden. ''Manche
Bräute sollen 15 und L0 Gedichte er
hallen. Börse n-A b e r g l a u b e. Dicker
lincr Bonculeule lassen sich nicht nur
durch die Politik in ihren Anschauungen
über die zu erwartende Tendenz besiim
men. der abergläubische Zufall spielt
dabei eine nicht minder "große Rolle.
Besteigt ein Börscnbcsuchcr so rcr
sichert wenigstens die Allg. Fahrztq."
eine Droschke, deren Nummer 'die
Quersumme 11 oder 17 ergibt, so hält
cr die Tendenz an diesem Tage für
fest. Reitet der vor der Börse haltende
Schutzmann einen Falben oder Schim
mel, so ist die Börse slau;" je dunk
ler das Pferd ist, desto fester" die
Börse.
G c st o l, l c n wurde daö Denk
mal neulich, welches die Königin
Biktoria dem Prinzen Napoleon ,m
Zululand errichten ließ.
?.'iehr iibkk die Korcaurr.
Jedes Haus in Korea har einen
Keller, nicht um Wein darin auszubc
wahren, sondern um Hii.c auszuspei
ch.'rn. Die Mündung des Kellers liegt
etwas v,'i'i Hause entfernt. In einer
kalten Nacht wird das Luftloch mit
Zweigen, Holzscheiten und anderen
brennbaren Stoffen angefüllt. Ist das
Feuer einmal gut im Gange, so kann
eS Stunden lang brennen und das
Hauö die ganze Na,l,t erirärmen, be
souderS da die Hauser fast alle cin
stockig sind. Nach den EskinioS essen
die Koreaner am meisten von allen
Bolketn dev Welt. Dcohalb schlafen
sie auch soviel. Sie essen eigentlich
immer. Ihr Lieblingsgericht ist jun
ges Hundefleisch uud ihr Lieblings
gelräuk japanisches Bier. Selbst
Wien uud München liefern kein vor
trefflicheres Bier als die kaiserliche
Brauerei in Tokio. Wie alle Orieula
lcn verzehren die Koreaner unglaub
lt'che Mengen Fische. Heringe ziehen
sie allen anderen vor. Dieselben wer
den im Dezember gefangen, aber erst
im März vcspeist. Bon Frnchten gibt
eS auf Korea am meisten Wasser
melonen. Kartosscln sind gesetzlich in
den Baun gethan, und ihr Anbau ist
verboten. Gasthäuser gibt es auf
Korea nicht, wohl aber sogenannte
Rasthäuser, wo der Reisende seine
Mahlzeit sich selbst loche kann. Auch
japanisches Bier ist dort zu haben.
Die Koreaner sind übrigens Gesühls
menschen, eine Nation von Tichtern
uud Malern. Die Mehrzahl hat eine
in ihrer Weise hohe Bildung, welche
ebenso, wie i Ehina, mehr als Reich
thuni uud Abstammung gilt. Dic Prü
fungcn wcrden nach chine st schein Muster
abgehalten. Die Koreaner sind auch
große Thierfrcuudc. Besondere Bi'ich
ruug genießen die Schlangen. Kein
Koreaner wird eine Schlange tödten,
aber selbst der Aermste sein Mahl mit
einer solchen theilen. Die wirkliche
Religion des Landes ist, wie in Ehina,
Ahuenverehrung. Die Lehre des Kon
fciuö ist scheinbar Slaatsrcligion,
aber dic Koreaner kümmern sich nicht
vicl um die Dogmen. Wie in Ehina,
blüht auch auf Korea die Wnhrsagcrei,
welche besonders von dcn Blinden be
trieben wird. Ihr Hauptgeschäft ist die
TeufelSauslrcibung, wobei dcr Exorzist
allerdings einen teuflischen Lärm macht.
Mituulcr sperrt cr auch dcn Teufel in
eine Flasche cin und trägt ihn dann an
einen Ort, wo cr keinen Schaden an
stiften kann.
Löwe und Man?.
, Tie Furcht dcr Frauen- vor den
Mäusen gehört zu dem ständigen Arse ,
nal unserer Witzblätter. Wenn wir
aber erfahren, daß die mächtigsten
Säugethierc diese Furcht theilen, so
werden wir vielleicht anders über dcn
Beuth dcr Frauen urtheilen. Eines
TagcS setzte man, um die Freundschaft
zwischen Löwe und MauS zu erproben,
von der der BolkSmund so viel zu er
zählen weiß, eine Maus in dcn Käfig
eines nnogcwachscncn nubi scheu Löwen.
Tcr Löwe bemerkte dic Maus, bevor
sie noch ganz durch die Stäbe geschlüpft
war und machte sich sofort hinterdrein.
TaS Thierchen rannte, so schnell seine
Beinchen eS tragen wollten, über den
Boden hin nnd quiekte vor Angst, Als
cS ungefähr zehn Fuß zurückgelegt
Halle, sprang dcr Löwe ihm nach und
berührte kurz vor ihm dcn B'den. Tie
MauS kehrte um und der Löwe setzte
ihr wieder in einem Sprunge nach.
Tas wiederholte sich einige Male und
, nnn) jcvcr ,veivung veiiiii ic i rui ine
I von der ManS zurückgelegte Streck,
i Endlich blieb die Maus zitternd uud
! vi,'lnh Itplin n e,ri:i( irtit i'rr
VltVl.ttV ll(V4lt V 'H.'V. t.VIt
sie hin und betrachtete sie mit gros,e,n
Interesse, indem cr dcn mächtigen
Kopf von einer Seile auf dic andere
drehte. Plötzlich fuhr seine starte
Pranie nach der Maus, aber so zart,
daß diese unverletzt zwischen den Klanen
eingeklemmt wurde. Dann spielte der
Löwe nach Katzenart mit ihr, indem
er jetzt die Tatze aufhob uud die MauS
einige Zoll weit laufen ließ und sie
dann wieder einfing. Auf einmal
änderte die Maus ihre Taktik und
anstatt fortzulaufen, als der Löwe die
Pranke wieder aufhob, blieb sie flehen
nnd sprang ihm dann direkt cm den
Kopf, Tcr Löwe that entsetzt einen
gewaltigen Sprung nach rückwärts, so
daß er gegen die Stäbe seines Gitters
prallte und der ganze Boden bebte.
Taun riß er den mächtigen Rachen auf
und brüllte, während dic kleine Maus,
noch immer quiekend, cnlfloh. Bon den
beiden batke der Löwe entschieden den
größeren Schreck bekommen. ES ist in
jcdcr Äcnageric bekannt, daß ein
Elephant vor einer MauS heftiger
erschrickt als vor einer Lokomotive.
Wenn selch' cin Thierchen in feinem
Käfig erscheint, so zittert der Riese
am ganzen Leibe, schwingt den Rüssel
durch dic Luft uud trompetet in vollem
Entsetzen, lind cS datiert Stunden,
bis er sieb wieder beruhigt. Seine
Wärter bebanpten, cr fürchte, dar? die
Ll'ano ihm r.ü Riiifet in die Hohe
laufe.
Ein f es tfaiuco Testament
hat ein sie-wisser iü ' t. Peteeobnrg
snngü vei".orbener i.
Ponontarieff
hinterlaiie,,. In iesto.tneut setzt
er i,oi. o.tioit Rnlu"! mit der Bestim
mung ans, das j. '-ittil auf 90 Jahre
auf Zins und ; ,,,i.'s;ins auflegen
und es dann i'ir ürimdiiini, Ausstat
tung und Erhall, einer Universität
in Jrknte-k. 5i'.:::en, zn verwenden.
Man Hai tinsfer lHict, das: das Kapital
nach Berlauf ., Zeit auf etwa .'0,
000,000 Rn' l t.r.jrinichfeu sein wird.