Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 27, 1894, Image 11

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    Per Zink.
Pint Valdgk'chichie von iuao X Staus-
Ta ut I rief der Fink.
Er sag aus dem äußersten Zweige
ine weit ausladenden Aiic und äugle
mit schief gestelliem Kops nach unten.
Dann richtet, er den Kragen wieder aus,
blinzelte mit der Nickhaut der Augen vor
Erregung, klappt den Schnabel ein
paarmal heftig aus und zu und surr I
flog er in den Baum hinein, schräg auf
wärt zwischen durch zum Neste.
Er hatte e hcch hinaufgebaut in die
Baurrkrone, wo e in einer Ästgabel gar
zierlich und Ich hing. In dem Neste
lagen vier hübsch gesprenkelte Eierchen
und sein junge Wsib saß auf denselben,
da zarte Gefieder kugelig oufgbiasen,
damit die Eier 9 gut arm hätten.
All fle den Hahn anflikgen hörte,
glänzten ihre Augen vor Vergnügen.
.Grüß dich Gott. lieber Mann rief
sie ihm entgegen, .haft mir gewiß etwa
recht Gute? gebracht?'
Der Hahn ließ sich, ganz außer
Athem, auf da AnflugSzmeiglein nieder.
.Gar nicht habe ich mitgebracht
keuchte er. .Habe wohl einen schönen,
fetten Wurm im Schnabel gehabt, aber
den ließ ich fallen vor Schrecken
.Wie schadel der schöne, fette Wurm
sagte da Weibchen bedauernd. .Aber
warum hast du ihn denn fallen lassen?"
.Ja, denke dir eiferte der Hahn, .da
drunter unter unserem Baum liegt ein
Menschenkerl. Jetzt schlZft er und hat
die Nickhaut unten und den Schnabel
offen. Ader er wird wach werden. Und
wird er wach, so sieht er gerade herauf
auf unser Nest. Und steht er da Nest,
so wirft er einen Stein darnach. Der
haut da schöne Nest entzwei und unsere
Eier fallen hinunter und zerbrechen....
Der Schuft ! ! Ich will hinunter und ihm
etwa in die Augen thun. Dann ist er
geblendet und fleht da Nest nicht I
Da schalt ihn die Henne tüchtig an:
.Pfui, wa für ein häßlicher, böser
Hahn du bist!" zürnte fle und zupfte
ihm dabei mit dem Schnabel die ge
sträubten Halöfedern zärtlich glatt. Sie
war nämlich eigentlich stolz auf sein
heiße Blut und seine Tapferkeit und
that nur so, al ob fle böse wäre. .Wer
wird denn den Leuten gleich die Augen
ruiniren? Und gar so einem armen, kaum
recht flüggen Menscheniungen. Ich habe
ihn kommen sehen. Er ist so jung und
so hübsch, und sieht so gutmüthig au.
Der wirft keine Steine in die Nester, du
schlimmer Hahn, du .... "
Der Hahn gluckste vor Vergnügen bei
ihrem chönthun und ward im Hanoum
drehen beruhigt.
.Na, in Gölte Namen, ich will ihn
laufen lassen, wenn du e willst. Und
jetzt Ade! Ich hole dir einen schönen,
fetten Wurm."
Surr! war er fort.
Während die Vögel so über den Freaid,
lina sprachen, der unten im Moose schlief,
gingen Hand in Hand zwei Menschen
durch den Wald, just auf dem Steige, der
an jenem Baum vorubeclies. te waren
Mann und Frau, aber erst ganz kurze
Reit, darum gingen fle Hand in Hand,
und der Steig führte zu ihrem Landhaus
am Waldsaum, darum gingen sie hier
spazieren. Die Frau war schon und jung
und der mann auch.
Al die schöne junge Frau den SchlZ
fer unter dem Baume liegen sah, blieb
sie flehen und sprach etwa zu ihrem
Manne. Darauf kamen sie miteinander
durch da hohe Kraut auf den Burschen
zu und sahen ihn an.
.Wie hübsch er ist! sagte die Frau.
.Ein HandwerkSbursch", sagte der
Man.
.Und wie arm er sein muß', sagte wie
der die ffrau. .Siih nur die vielen
Flicken auf dem Rock und den löcherigen
vut. Aber er t oroentttcher eule tnv,
denn Alle ist rein und nett an ihm trotz
der großen Armuth.'
.Er ist eben noch nicht lange vom
Hause fort', lachte der Mann, .und lebt
noch von oen riyren ver grau zvcuner.
Da Frauchen sagte darauf nicht, son
der dachte nach. Sie machte dabei ein
sehr ernste Gesicht und hatte in der rei
nen Stirn allerliebste kleine Falten.
Plötzlich griff sie nach der Brufttasche
ihre Manne und zog sein Portefeuille
darau hervor.
Er sah ihr verwundert zu, wie sie die
Tasche öffnete und in die Fächer guckte.
Da lagen die bunten Geldscheine, nach
ihrem Werthe in Päckchen geordnet. Der
Mann war reich und ordnungliebend.
.Du wirft doch nicht
Aber fle hatte schon einen blauen Hun
dertguldenschein herausgeholt und begann
nun gar eindringlich zu betteln.
.Bitte, bitte, liebster Mann, laß mich
diese Geld in den alten Hut da werfen,
ja? Sieh, ich schäme mich immer, wenn
ich einen Armen sehe, daß wir glücklich
und reich find. Uvd... und... ich möchte
so gerne einmal ein wenig den lieben
Herrgott spielen. Denk' nur, wenn er
aufwacht und sich wundert und freut. . . .
wie reizend!. Ich will mir auch dafür
da Sommerkleid nicht bestellen. Da
Alte ist auch noch gut. Darf ich?
Sie konnte so hübsch bitten, daß der
Mann schon halb überwunden war. Aber
er suchte sie doch abzuhalten.
.Aber bedenke doch, Lieb'. . .weißt du,
daß e gefährlich ist, in ein fremde
Schicksal sich einzumischen? Der liebe
Gott fleht'S nicht gern, wenn man ihm
in' Handwerk pfuscht. Wer weiß, ob
da Geld dem Jungen zum Guten "
Er hatte aber gut reden, der Mann;
nicht einmal ausreden ließ sie ihn. Sie
hatte da Feengeschenk bereit in den Hut
de Wanderburschen praktizirt und zog
nun ihren predigenden Gatten lachend
fort. E war ein übermüthige und zu,
gleich herzensgute Lachen, thaufrisch
und glöckchenhell....
Bald nachdem die Zwei im Walde ver
schsllnden waren, erwach! der schlzfer.de
Bursch.
Er blinttlte erst mit den Augen, öffnete
dann gähnend den jungrothen Mund und
setzt sich endlich in seinem MooSbett aus
und sah verwundert um sich.
.Ahso....!'
Er stand auf. Erst la er säuberlich
ein paar hängen gebliebene dürr Halm
au den Falten seine armseligen Rocke,
dann reckt und streckte er den schmieg
kamen Leib und sah endlich, die Augen
mit der Hand beschattend, nach der
Tonne.
Witter, stand die schon tief! Und wer
weiß, wie weit da nächste Dorf noch ist,
und dort eist herumklopfen an den HauS
thüren um ein bischen Abendbrod. Da
hübsche Gesicht de Jungen wurde finster.
Er bettelte so ungern. Aber der böse
Magen. Wenn der nur vom Schlafen
satt würde. E war so ein köstlicher
Schlaf hier unter dem Baum.
Der Bursch nahm seufzend Stock und
Ränzel auf, stülpte achtle den alten
Hut auf und wollte gehen. Da fühlte er
etwa leicht und glatt auf seinem Haar
liegen.
Wa kann da sein? Ein Baumblatt
wohl. Ja, wenn auf den Bäumen Gul
denzettel wüchsen .... .Herrgott im Him
mel droben, da große Geld!!'
Der arm Bursch sah vor Freude und
Schrecken zitternd auf da blaue Papier,
da er au feinem dichten Lockenhaar ge
zupft hatt, dann um sich herum, ob
Niemand da sei, dem diese Geld gehöre,
dann wieder auf den Schein. ...e war
wirklich Alle so. Der Hunderter hatte
in seinem Hut gelegen, und Niemand
kam, ihn zurückzufordern; er hatte ihn
also geschenkt erhalten, während er
schlief.
Dem Burschen ging fast ein Schauer
über den Rücken. Von wem war da
Geld? Von einem guten Geist oder von
einem reichen Menschen. Aber so reiche
Menschen giebt e ja gar nicht, daß fle
da liebe, schwere Geld nur so schlafenden
Leuten in die Hüte werfen könnten! Als
doch von einem Geist.
Der arme Knabe kniete, die Banknote
in den Händen, nieder und da ihm kein
andere Gebet al da Vaterunser ein
siel, betete er ein dankbares Vaterunser.
Dann rief er jauchzend in den roth
dämmernde Wald hinein.
Aus den Finkeneiern krochen Finken,
linder: die wurden bei der fleißigen Füt,
terung der Alten groß und stark, und fle
bekamen Federn. Dann flog die Gesell
schaft, Alt und Junge, eine Zeit zusam
men durch den nun herbstlichen Wald und
da Nest blieb leer.
Der Wind zauste daran und warf die
Blätter hinein, die von den Zweigen
ringsum gelb und welk abnelen. Dann
schneite es hinein und klirrende Eiszapfen
hingen sich d'ran und funkelten in der
Sonne, wenn die gerade schien.
Die Zapsen thauten wieder ab. der
Schnee zerrann und die Zweige ringsum
kriegten frische Blätter. Da Finken,
värchen vom vorigen Jahr war wieder
da und besserte singend und schnäbelnd
die Schäden auö, die Wind und Regen
und Schnee an dem Nefte gethan hatten
Wieder lag,n vier gesprenkelte Tierchen
in dem Zieste und das gute Weis a
darauf mit ufaedlasenen Federn wie
eine flaumige Kugel, und der gute Mann
flog in Nahrunasioreen rastlos ab uno zu
Da kam er einmal ganz außer Athem
nach Hause und zeterte und schrie. Ein
Kerl saß unter dem Baume. Der hatte
nach dem arglosen Hähnchen einen Stein
geworsen und beinahe hatte er es ge
troffen.
Da VoaelvSrchen fürchtet sich und
saß im Neste und guckte mit schief geftell
ten Köpfchen nach dem wilden Kerl unter
dem Baume....
.Hopsa. Weib, ich will dir wa sagen,
flüsterte der Lahn plötzlich triumphtrend.
.WeiSt du. wer Der ist? Der Kerl
vom vorigen Jahr ist'S, den du in Schutz
genommen. Ra. was sagst du i"
Der Kerl war wirklich der Bursch vom
vorigen Jahr. Das Geld hatte ihm un
glück gebracht.
Im Dorfe, wo er e wechseln wollte,
halte man ihn angehalten. Wie kommt
ein armer Reisender zu hundert Gulden?
Zwar erzählte er ferne Geschichte, aber
die glaubte der Gendarm nicht. Da
gegen glaubte er die eineS Schweine
Händlers, der von der Sache gehört hatte
und behauptete, er hätte einen Hunderter
hier herum irgendwo verloren.
.Fundoerheimlichung sagte der Gen
darm höhnisch. .Dachte mir'. Marsch
in Arrest.'
Han kam in den Kotier und der Han'
del vor Gericht. Dort ging'S gerade so.
Seine ehrliche Erzählung war verlogener
Schntckichnack und die dicke Luge Des
dicken Herrn passtrte für wahr. Jener
erhielt da Geld und Han eine Kerker
strafe.
Al er mit der fertig war, hatte er
Manches gelernt, im Strafhause giebt eS
treffliche Professoren, und die fehlende
Praxis holte er im Freien bald nach.
So geht'S in der Welt. Wer kein Geld
hat, kann die helle Wahrheit sagen, und
er ist doch ein Lügner und Dieb. Drum
muh man Geld haben, immer Geld, viel
Geld, mehr, als man durch ehrliche Ar
beit kriegen kann, dann hat man Recht.
Nur erwischen darf man sich nicht lassen.
Das letzte Mal aber war es dem Hans
schlimm ergangen. Er war gerade in
einem fremden Zimmer und hatte zufällig
ein offene Messer in der Hand, al der
Herr des Zimmer mit dem Lichte in der
Hand eintrat. Nun war der Han aber
auf einer Leiter durch' Fenster gekom
men, weil er die HauSleute so spät nicht
wecken wollte. Er sollte auf demselben
Wege schnell zurück, aber daran hinderte
ihn daS Messer er brauchte ja beide
Hände, um sich festzuhalten so wie der
grobe Mensch, der die Leiter umwerfen
konnte, während der Hsn darauf faß.
Er ftieh in GotteS Namen dem Herrn
da Messer in die Seite, so war er Leide
lo und rutscht di Leiter hinunter.
Und nun saß r im Wald und fürch.
tete sich, sie machten ihn sangen und hän
gen. Geld hatte er auch lein, um fort
zu....
Kim da nicht Jemanl i Venrarmev t
Der Han drückte sich an den Baum
und horchte.
Genearmen waren' nicht, nur ine
Frau. Eine junge Frau, die vom
vorigen Jzhr. Der Hin kannte sie
natürlich nicht, er halle ja geschlafen.
Aber er sah ein theures Geschmeide an
ihrem weißen Halse, wie fle so daher
ging, in Buch in der Hand, und er
wmde zornig. Er war feit Langem auf
alle Leute zornig, die theure Lachen von
rechtSwegen besaßen.
.Da ist viel Geld werth, mehr al ich
brauche, um nach Amerika zu kommen.
Komme ich nicht hin, komm' ich aber an
den Galgen. Da dring' ich doch lieber
die da um, statt daß di Andern mich um
bringen....
AIS die arme, schöne, junge Frau ganz
nahe war, sprang der HanS hervor, packte
sie am Arm. stieß ihr sein Messer in die
Brust und sprang mit ihrem Halsschmuck
und ihrem GeldbörSchen in' Gebüsch.
Oben im Baume war ein ängstlich
zeternde Piepen. DaS Finkenweibchen
lag halb ohnmächtig mit ausgebreiteten
Flügeln auf ihren Eiern und jammerte,
der Hahn aber hüpfte wild herum und
schrie: .Hab' ich' nicht gesagt? Hätte
der unS nicht daS Nest zerschmissen, wenn
er S damals gesehen hätte, he?'
Die Weiber aber wollen immer recht
haben. Darum reck! auch die arme
Henne daS Köpflein empor und piepte mit
erlöschender Stimme: .Damals hätt
r'S nicht gethan.'
Und fle hatte recht. Die Weiber haben
immer recht.
Sein kieöt lätyc.
Er ist Artillerist in Berlin und sie
heißt Käthe. Wehmüthig nahmen die
beiden bisher Unzertrennlichen kürzlich
an einem Vormittag von einander Ab
schied. Immer wieder und wieder
wandte sie ihren Kopf dem schmerzbemegt
Zurückbleibenden zu: .Muß i denn, muß
i denn zum Stödtle 'nauS' und er
sprach leise di SangeSworte vor sich hin:
.Nun ade, lieb Schatz, fahre wohl!' -
.Was, der Teusell Sie wollen heute
den ganzen Tag bi 11 Uhr Nacht Ur
laub haben?' So fragte an einem der
nächsten Tage der Herr Hauptmann
unsern Artilleristen B. .Wohin wollen
Sie denn?' .Nach NeuZ. bei Erkner,
zv einem guten Bekannten.' .Einem
oder Einer?' .Hm, ' würgt unser
rtillertst heraus. .Einem! '.Na,
na sagte der Herr Hauptmann lächelnd,
.wird wohl eine Manöiererinnerung
sein. Doch Sie kommen nicht zu oft
mit Bitten. Sie können gehen. Glück
aus den Weg.'
Und der Artillerist ging, kaufte von
feinem reichen Kriegersold beim nächsten
Krämer süße Naschwerk und zwei
Stunden später war er zu Bahn und zu
Fuß in dem kleinen östlich von Berlin ge
legenen Dorfe angelangt. Er erkundigte
sich nach dem Gehöfte dc LandwirthS
M. und bald darauf stand er vor dem
Besitzer der im besten Stande befindlichen
Bauernvirthschaft: .Entichuldigen sie,
Herr M., ich möchte einmal sehen und
mich erkundigen, was meine liebe Käthe
macht, wie sie sich anstellt und ob sie
nicht fo'n bischen den Kopf hängen
läßt.
Der biedere Landwirth nickte freund
lich und verfländnißvoll mit dem Kopfe:
.Von wegen der Käthe kommen Sie?
ES wird sich mit der wohl machen. Sie
ist zwar noch ein bischen fremd hier, aber
fressen thut sie schon sür Zwei.' .Der
gute Appetit verläßt sie beim größten
Gram nicht erwiderte der Artillerist.
.Nicht wahr, Herr M., Sie behandeln
Sie immtr gut, und' setzte er ver
schämt hinzu, .Sie erlauben mir auch,
daß ich meine gute Käthe ad und zu ein
mal besuche.' .I, warum nicht, kom
men Sie nur gleich mit, sie ist gerade jetzt
vom Felde heimgekommen.' Hinüber
ging eS über den Hof, M. öffnete eine
Thür: .Meine liebe, gute Käthe!' rief
der brave Artillkrist, indem ihm ine
Fieudenthräne über die Wange lief, ein
freudiges .Willkommen' wieherte aus
dem Stall heraus, und luftig peitschte
der Schweif der Käthe und brachte einer
Anzahl Fliegen Tod und Verderben.
Die treue Stute Käthe, welche zu den
Dienstpferden gehörte, die nach be
endigtem Manöver ausrangirt worden,
war bei der Versteigerung am letzten
Dienstag in den Besitz des Herrn M. ge
langt. Sie hatte ihren früheren Ge
bieter und Freund sofort wiedererkannt
und überbot sich nun in allen möglichen
Zeichen der Liebe und Anhänglichkeit für
denselben. Ja, die Freude deS Wieder
fehens war so groß, daß das gute Thier,
trotz seines stets munteren Appetits, das
mitgebrachte Zuckerwerk nicht anrührte.
Herr M. war ein aufmerksamer Zeuge
dieses Wiedersehens gewesen. Ihm alS
erfahrener Landmann nöthigte solche
treue Liebe Achtung ab: .WaS haben
Sie denn vor, wenn Sie zur Reserve ent
lassen werden?' fragte er den Ar
tilleristen. .Werde mich wieder ver
dingen.' .Nun ich könnte noch Einen
gebrauchen. ' Wenn's Ihnen hier ge,
fiele....' Der Artillerist warf einen
innigen Blick auf seine Käthe, reichte
dann dem Herrn M. treuherzig die Hand,
das Geschast war beflegelt.
Da Wiedersehen des Artilleristen und
seiner lieben Käthe hatte noch einen
Zeugen, ein schmucke dralle Mädchen,
di Tochter deS Besitzer, welche di
Unterhaltung mit großem Wohlgefallen
belauscht hat. Wer weiß, wie da noch
koset!
?i ?!it'enxroöe i ok.
Von jeher haben die Polen sür die
Bienen geschwärmt, weil sie ihnen viel,
fache Einwirkungen auf die SinneSweise
del Menschen zutrauen. Befondei spie
len die kleinen Insekten in bäuerlichen
LicbeSgeschichten eine wunderliche Rolle;
denn di Polen glauben, deß di Bienen
eS einem Bräutigam oder einer Braut so
fort anmerken, wenn sie gefehlt haben
oder der Bräutigam ein Trunkenbold ist,
und lassen dann solchem Bräutigam ihre
Stacheln tüchtig fühlen. Es werden
deshalb häusig, ehe eine Verlobung all
zogen wird, Tugendproben veranstaltet,
deren eine der .Bär' also beschreibt:
Vor einigen Jahre war ich in der Ge
gend von Brattian am Dremenzftuß
Zeuge von einer ergötzlichen Tugendprode,
die eine ländliche Braut mit ihrem Bräu
tigam anstellte. Sie führte ihn an einem
Sonntage, begleitet von der Dorsjugend,
vor eine Linde, aus welcher sich ein junger
Bienenschwarm angesetzt hatte, und ließ
den Burschen dort stehen. Sie selbst trat
mit den Genossen zurück. Der Bursche
aber nahm eine vermessene Posttur an
und faßte den Bienenklumpen scharf in'S
Auge. Da gährte der Aufruhr in der
Bienenrepublik; die Blicke der entfernt
Stehenden aber waren mit ängstlicher
Aufregung auf die Bienen und den Bur
fchen gerichtet. Einige von den jungen
Bienen tiraillirten zornig summend her
vor und setzten sich in die Haare deS Bräu
tigamS, aber er stand fest wie ein Eichen
pfähl. Der Bengel machte sogar den
Mund weit auf, als gedächte er, wenn eS
darauf ankäme, den ganzen Bienen
schwärm zu verschlingen, während Bienen
um seinen Kopf umherschwärmten. Eine
andächtige Still herrschte in der Ver
sammlung. und nur die Braut verrieth,
auf den braven Burschen schauend, einige
Unruhe und Besorgnis, daß die ilten
vrobe schlimm ablaufen könne. Allein
di Bienen kehrten nach und nach zu
ihrem Schwärm zurück, ohne daß flch nur
eine feindlich gegen den Burschen erwie
sen hätte.
Jetzt wurde aber auch begehrt, daß die
kleine siebzehniahrige Braut die verfang
licht Bienenprobe bestehe. Ohne Zau
der trat st im Bewußtfein ihrer Jung
frlulichkeit vor den orakelhaften Linden
bäum, klatschte sogar in die Hände, und,
da die Bienen ihr nicht thaten, schaute
daS hübsche Dina stolz in die Nunbe,
gürzte auf den Burschen loS, umhalste
den Herzensfreund und rief unter Won
nenthränen: .Dich nehm' ich, Jasch, denn
Du bist kein Söffet I'
ßine kkektromagnetische Z'ssanze.
Bei einer in Nicaraaua in Mittel
amerika vorkommenden Pflanze Phito-
lacca eiectnca wuroen seat narr eleriro
maanetttcke Eiaenkebaften entdeckt. Wenn
man einen Zweig dieser Pflanze mit der
Hand abreißt, so wtrv vie yano evenso
stark griffe, als 00 ne an einen veuym
karff'kckien Ansarat eratben wäre. Aus
die Magnetnadel eineS Kompasse be
ginnt der Einfluß schon in einem Abstand
von sieben bi acht Schritten bemerkbar
zu werden. Die Nadel weicht aus der
ihr eigentlich zukommenden Ruhelage in
dem Maße ab, je mehr man sich der
Pflanze nabert; und mitten tm Busch ge
rälk die Maanetnadel in eine ke:S
förmige Bewegung. Der Boden, auf
dem die Pstanze flanv, zeigte rem spur
von Eisen oder sonstigen magnetischen
Metallen, und e kann danacb kein
Zweifel fein, daß die Pflanze selbst diese
sonderbare tgenschasl venyk. )ie
Stärke deS Phänomens hängt von der
TaaeSeit ab: wLbrend der Nacht ist fle
Null und erreicht ihr Marimum gegen
2 uyr seaaMi'.rags; wenn oas Weiier
stürmisch ist. wird dte lcktromagnetische
Energie ver Pnanze noco vermezri.
ZZerkiner Kinder.
Unter großer Eskorte der Straßen
jugend des Wedding, eine Berliner
Stadttheils, wuroe Dieser Xage ein et
wußtloser fünfjähriger Knab, dessen
Gesicht mit Blut bedeckt war, in das
Sprechzimmer eines Arztes gebracht. Der
Junge war auS einem Flurfenster deS
zweiten Stocks in den Hof gestürzt und
dort platt auf den Leib gefallen. Die
ärztliche Untersuchung ergab, baß äußer,
lich eine Verletzung nicht nachzuweisen
war; nur die Zunge, in die der Knabe
sich beim Fall gebissen hatte, zeigt eine
an sich unerhebliche Wunde. Von dort
rührte auch da, Blut her. Als der Arzt
am andern Morgen den kleinen Patien
ten aussuchte, fand er ihn vollkommen
munter, während die Mutter hocherfreut
über den .glücklichen Fall' war. Der
Junge hatte die Nacht gut geschlafen, am
Morgen die Mutter geweckt uno ihr zu
gerufen: .Mudder, ick jloobe) mir iS
nischt pasflrt; ick habe mir selber unter
sucht, die Pelle iS janzl' Der Arzt schloß
sich der Diagnose deS Burschen an.
Kraft der Anfektcn.
Der französische Naturforscher Pla
teau hat ete verschiedenen Insekten durch
Vorrichtungen allerlei MmiaturwSgel
chen auf ihre Kraft erprobt und gefun
den, daß die kleinsten Infekten oft die
stärksten sind. Nach feinen ersuchen
vermag ein Miikäfer im Verhältniß 21
Mal, eine Biene 30 Mal mehr als ein
Pferd fortzuschleppen. Eine Biene
schleppt mit Leichtigkeit 20 andere Bienen
und entwickelt tm Verhältniß dieselbe
Kraft wie eine Lokomotive. Welch' eine
erstaunliche Muskelkraft die Bienen be,
sitzen, lehrt am besten ein oft an einem
schwachen Aeflchen hängender Natur
schwärm; dte ganze Last der Schwärm
traube wird von den tm erhältnig nur
wenigen Bienen getragen, die sich eben
diit?t an dem Ai? befinden. Hier mag
auch wohl die M,tursache de Durch'
brennen der Schwärme liegen; häng,n
sie längere Zeit, ohne abgenommen zu
weiden, so wird die i1? jSfe'.fpinnfrast
aufgebraucht und der Schwärm sucht an
dereitiz seine Lage zu verändern.
ßi wertövosscr antiquarischer 5und.
Lei den Baggerarbeiten, welche unter
Leitung de Ingenieur Gallut im Ha'e r
von Biserla betrüben werden, wurde ein
werlhoollcr Fund gemacht. ES ist eine
ovale fllberne, mit Gold eingelegte und
beschlagene Schüssel von 90 ern Länge
und 9 kg Gewicht an Edelmetall. Diese
Schüssel, die zwei flache Henkel hat und
leicht konkav gehalten ift, wird in dem
mit Photographien und Zeichnungen er
läuterten Bericht de Direktor der
archäologischen Abtheilung in Tunis an
die Pariser Akademie der Inschriften als
da werthoollfte Stück alter Gold
schmiedk'Arbeit bezeichnet, da in Afrika
biöher zu Tage gefördert wurde. ES ist
eine Arbeit griechischen Ursprungs, aller
Wahrscheinlichkeit nach auS den ersten
Jahren unserer Zeittechnung. Die
chüssel ist für da Bardo.Mu eum in
Tunis gesichert worden.
Schwnöilch.
Der verstorbene König Karl von Wärt
temberg besuchte einmal eine neugebaute
Kirche in der Nähe von Stuttgart. Der
Meßner, welcher ihn herumführte, war
offenbar der Meinung, der König habe
noch ni eine Kirche gesehen und erklärte
ihm in aller Treuherzigkeit: .Sehnt Se,
Herr König, de ischt zum Beischliel d'
Kanzel und de do ischt d Orgel" u. . w.
Als die Besichtigung fast zu Ende war.
wollte der König sich schneuzen und griff
zu diesem Zweck in seine Tasche. Der
gute Meßner aber in der Meinung, die
Maiestät wollte ihm in Trmkaeio ge
den, wehrt heftig ab und rief: ,O lasset
S S vo, Herr König be braucht r,etl
Akeischbelchau vor zweitausend
)ayre.
Im Jahr 16S 0. Chr. erschien in Rom
eine Art Zeitung (Bekanntmachung),
welche "Act populi rornani diurna
hieß. Man findet dort unterm Datum
vom 29. März unter Anderem Folgen
des: Der Konsul Laminiu hat heute
die Regierungsfunktionen ausgeübt. . . ,
Der Aedile TetiniuS hat die KteinschlSch
ter bestraft, weil sie Fleisch an daS Volk
verkauft haben, das nicht vorher von den
Behörden besichtigt worden war. Die
Geldstrafen dienen zur Errichtung eines
Göttinnen'TemxelS.
5n e Aussichten.
Ein ZuchthauSdirektor entläßt einen
Sträfling mit den Worten: .So, nun
gehen Sie, arbeiten Sie und werden Sie
n ehrlicher Mensch ! Bedenken Sie eS
steht huen in der Welt jetzt Alle,
offen!'
,Na, det iS man j:t, Herr Pväst
dent l'
Knauserig
Wirth: .Dem Führer gs!:n Sie nlfr
fünf Mark, dafür bekommen Sie Alllö
,u fthen!'
Fremder: .WaS meinen Sie, wenn
ich ihm vier Mark biete ich bin etwas
kurzsichtig!'
Die richtige Stimmung.
2000 Personen haben am 22. Juli
auf dem Rigi in Begleitung von vier
MuftkkorpS die Sonne aufgehen sehen
AIS die Sonne eben aufgegangen war,
sangen sie all zusammen: .Ich bin allein
aus weiter Flur I'
Bei der Znftruktion.
Unteroffizier: .Wie wird also daS Ge,
wehr und uns die ganze Geschichte in
getheilt?'
Freiwilliger: .Man theilt daS Gewehr
ein: Schaft, Lauf und Schloß und die
ganze Geschichte in die alte, mittlere und
ueuere Geschichte. "
Zutreffend,
keicht getröstet.
Schütze (der wiederholt auf dem
Schltßstande gefehlt hat): .Bonnerwet,
ter, da haben die verdammten BengelS
wieder die Scheibe falsch ausgehängt!'
Aus der Gillerie.
.Wollen Sie schon gehen? Es kommt
j, noch ein Akt!' .Ich habe aber keine
faulen Aeppel mehr!'
Frau (derln Mann bei einer Schlägerei
braun und blau geschlagen wurde) zum
Arzt: .Ich sag' Ihnen. Herr Doktor,
wenn Sie zu meinem Mann kommen,
werden Sie Ihr blaues Wunder sehen.'
Aus der Schule.
Der Lehrer hat ausführlich da siebente
Gebot erläutert und will nun probiren,
ob di Jungen auch Alles richtig verftan
den haben. Er fragt daher: .Also, Her
mann, wenn nun dein Nachbar, der Karl,
ein Stück Kuchen unter der Schulbank
hätte und Du würdest es nehmen, aS
thätest Du dann?'
Hermann: ,Zann that' ich i enen r
Zinnuchung, SS
Mutter (zur Tochter): .Schon wieder
Bücher ! . . Stecke Deine Nase anstatt in
Romane, lieber in die S u p p l'
Ahnung.
Schauspielerin (Abends nach der Vor
stellung): .Wissen Sie auch, daß ich
hente nur für Sie gespielt habe, Herr
Baron?'
Baron: .O weh. das wird mir wieder
'n hübsches Stück Geld kosten!'
Sxar'am.
Er (,u seiner in's Lad reisenden Gat
tin): .Du Irma, ich bitt Dich, spar
nur so viel all möglich !'
Sie: .Gewiß, Oökar!.. Da Du aber
gerade vom Sparen sprichst, so könntest
Tu mir gleich noch 300 Mark mitgcben,
damit ich da theure Telegraphiren um
Selb nsxare l'
Zer'ireut.
Professor (der auf Besuch zu seiner in
einer Prooinzstadt verheiratheten Tochter
kommt): ,Ni hebe granz-Sta, das treut
mich wirklich, daß Du mich wieder 'mal
besuchst !'
Vet wird gut I
Der kleine Karl (triumxhirend):
Papa, Eduard hat heute da erste
Wort gesprochen!'
Bater: .so I Was hat er denn ge
gt?'
Karl: .'Naull hat er gesagt,
als der Schufter mit der Rechnung hier
wart'
Eine Patriotin,
fflifa im ibrer Kreundtn: Aber.
Jda, Du wirft doch einem Lieutenant
nicht einen Korb geben il.. L)aS muß
Dir schon Dein Patriotismus ver
bieten!'
Nlilderungsgruno.
.Käthe, daS paßte sich aber nicht, daß
Du Dich während der Gesellschaft mit
Herren in'S Nebenzimmer fetztest.'
.Gott, Mama 1 E war ja blo einer!'
Immer ein Beruf.
Kaufmann (zumPortraitmaIer):,Ent,
schuldigen Se, wa kost't da Portrait,
wenn ich da Oel selbst dazu
lieftr?'
Aus der Reitschule.
Unteroffizier (zu einem dicken Einjrhri
ren, der vom Pferde fliegt): .Entweder
Reiten oder Luftschiffen II. . Leid
zusammen geht nicht I'
Schlimme Aussicht.
I einem Theater wird di neue Oper
eines jungen Componiflen aufgeführt.
Der erst Akt ist zum großen Theil einem
andern Componiflen entlehnt. Gleich
nach Beginn der Vorstellung pfeift daS
Publikum.
.Himmel', meint der Componist, .das
ist noch gar nicht meint Musik und
die pfeifen schon so!'
Lin guter Rerl.
SonntagSjtger (zum Treiber, teuer
angeschossen): .Wie viel verlangen Sie
denn Schmerzensgeld?'
Treiber: .Ach, wegen dem Löcherl !. .
Lasse wir' bi zum nächsten
Mall'
Rasinirt.
.Ich sage Dir, meine Frau ift s ch r ck
lich! Immer, wenn wir aus' Land
gehen, hält sie mir dort, wo ein
gute Echo Ift, ine Moralpre,
digt!'
Gerechte Besorgniß.
Cemmerzienräthin (zu ihrem HauS
arzt, während ihre Tochter im Neben,
zimmer Klavier spielt): .Hören Sie
nur, Herr Dector, wie die Ella wieder
phantosirt I'
Arzt (besorgt): .Hat sit de
öftir?'
Bosb,aft.
.Wo ift denn heute Ihr Mann, Frau
Wirthin?'
.Im Bett. Bei der letzten Hafen,
jigd ift ihm in kleiner Unfall zuge,
stoßen!'
.Er ist doch nicht am End' vom Dach
gefallen?!'
Bei der Rekruteneinstellung.
Sergeant: .Was sind Sie sonst, Ein
jähriger?'
Etrj ihriger: .Dector der Philo,
soxhie !'
Sergeant: ,Na. lassen Sie ttßmegkn
den Muth nicht finden!'
Der gestrenge Herr Bürgermeister.
.Sie, Gemetndeoiener, seit drei Mona,
ten sind keine Strafgelder eingegangen I
Ladet sich denn gar Niemand mehr an
der verbotenen Stelle, lauft Niemand
über die Felder, reibt Niemnnk
ab?!.... Was ist denn das für eine
iricaiiziki-
wohl glaublich.
Major (der Frau eine Kamaden
begeanend): .Erg vor nl,rk
Mama geworden und schon fidel und
munter im Thiergarten? Hören Sie.
Gnädigste, das mach' ich Ihnen nicht
nach!'
Unter', fnwfföl.
Frau .Wie konnte!: D 3i ....
n r l srt ' i
Neg n. tn Gegenwart mtlmr str,i
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auf mich zu schimpfen?'
ucann: .Wenn wir allein find, trau'
ich mich nicht.'
lNeikwürdig.
Ein Bauerrirn, flcsr mry. ...
wischt und ausgepeitscht. Er ftahl daraus
ZTmlm 'hm
" U"'u,cs qin at hatte er
an einem dritten Orte. .....
Mir''' ai8 atm nt
Auf einem Beitcubriefe.
.Verehrter .fsrrl . 1 ....
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ftM ich keine ?nder
mebr in die Fiank
rZr -v-"' "vu,.t,rn. Bitte.
8 SwVr pwendend noch in
Ntück. da das letzte feit 14 Taaen avl
ift Ihr ergebener Reinlich, gg,?