Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 20, 1894, Image 11

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    Was der Oberst erzählte.
Mitternacht war schon läng'! vorüber,
oll wir unl vom Whifttisch erhoben und
ring um'I Feuer setzten. Oberst Thorn
ton sagte: .Wenn Ihr nicht zu müde
seid und noch in halbe Stündchen aus
bleiben wollt, so will ich euch eine Ge
schichte rzählen.
Wir versicherte, daß wir unl nie we
niger ermüdet gefühlt halten, und wenn'
nöthig wäre, bii zum Morgengrauen
wach fitzen wollten.
Und der Oberst begann:
.Mein Vater war, wie Ihr ißt,
Pfarrer. Aber er trat erst in vorgerück
tem Alter in den geistlichen Stand über,
nachdem er fünfzehn Jahre lang Rechts,
anaalt gewesen war. Die Begebenheit,
die ich euch eben mittheilen will, hat sich,
wie er mir erzählte, unter seinen Augen
abgespielt, all er noch dem Barreau an,
gehörte.
Im Jahre .... kam vor den Asstsen in
Monmouth in Fall zur Entscheidung,
der die ganze Gegend noch jahrelang
nachher beschäftigte. Mein Later war
einem nahen Gerichtshof zugetheilt; da
erhielt er eines Tage ein paar Zeilen
von einem Freunde, die ihn aufforderten,
zum Gerichtshöfe in Monmouth zu eilen,
wo ein Fall von außergewöhnlichem In
teresse zur Verhandlung gelange. Der
Thatbestand war folgender:
Vor einiger Zeit waren vermummte
Männer in da Hau eine Pächter in
der Nähe von Monmouth eingebrochen,
hatten den Pächter ermordet und seine
Magd entsetzlich mißhandelt. Unter an
deren geraubten Dingen befanden sich
auch zwei altmodische Silber. Brechen,
die seltsam mit Malachit eingelegt wa,
ren, Familien'Erbftücke. Trotz der un
ausgesetztesten Nachforschungen und der
öffentlichen Bekanntmachung der geraub
len Gegenstände und ihre genaue Be
schreibung konnte keine Spur der Mör
der gefunden werden. Ein oder zwei
Monate nach dem Morde siel jedoch einem
Polizeibeamten beim Durchschreiten eine
Massenquartier ein herabgekommen au
sehender Matrose auf, der auf einer
Pritsche lag und den Kopf auf einem
kleinen Bündel ruhen hatte. Auf die
Frage de Beamten, wa eS enthalte,
kam die Antwort, e fei feine ganze
Habe. Nicht befriedigt durch feine Au,
kunft, öffnete der Polizeimann daS Bün
del, und die ersten Dinge, die ihm zu
Gesicht kamen, waren zwei Brechen aus
Silber und Malachit. Ueberrafcht von
der eigenartigen Schönheit der Schmuck
naae, ann er nach, te ein so übel aus
sehender Bursche in deren Besitz gekom,
men sein könne, und erinnerte sich plötz
lieh der Beschreibung der bei Monmouth
geraubten Gegenstände.
.Wie seid Ihr hiezu gelangt?
forschte er.
Der Matrose trmiderte: .Durch Zu,
fall. AI ich vor einiger Zeit, die
Taschen voll Gold, an' Land kam, da
begegnete ich einem alten Seemann, dem',
gerade recht schlecht ging, und er bot mir
diese Dinge zum Kaufe an, die er von
seiner Mutter ererbt habe. Ich war frei,
gebig und bezahlte ihm ein ordentlich
Vlua Geiv lur die Gckmuckftücke. ob
wohl sie für mich keinen Werth hatten.
a i llt.-
Der Polizeibeamte war aber nicht zu,
friedengeftellt, sonder ließ den Mann
festnehmen. Er wurde ins Gefängniß
nach Monmouth geschickt, die Brechen
wurden identisizirt und der Matrose
wurde de Raubes und Morde ange
nagr, vor vas iseicvmorenengericht ge,
stellt. .Grade als mein Vater in den
Gerichtssaal eintrat, erzählte der
Oberst, .hatte die Verhandlung gegen
tyn begonnen.
Ueber mittelgroß, hager, mit verwil,
dertem Bart und stechendem, gelbem
Auge, bot er, trotzdem er augenscheinlich
durch die lange Jnhaftirung viel gelitten
van, oen nvua eine kraftvollen,
furchtlosen Gesellen. Da Verhör hatte
eben begonnen, er hatte auf die übliche
grage: .Berennen te steh schuldig oder
nicht? die Antwort ertheilt: .Nicht
schuldig, Herr als der Eintritt eines
der Gerichisbeamten in Begleitung eines
Herrn die Verhandlung für eine kleine
Weile unterbrach. Diese Unterbrechung
mug man weroen. Bor einigen Mo,
naten war ein ruhiger, elegant aussehen,
der Herr, ein .Capitän Forsuth von der
königlichen Flotte,- in dem größten Hotel
der Stadt abgestiegen, um hier in der
Gegend dem Fischfang obzuliegen. Aber
da Wetter war so entsetzlich schlecht ge
aesen, daß er sich um anderes Amüsement
umsehen mußte. Er zog beim Wirthe
Erkundigungen in und hörte von dieser,
so große Interesse erregenden Verhand,
lung. Und so geschah eS. daß Capitän
Forsvth bei Beginn der Verhandlung
seine Karte an dem Richter sandte, der
ihm mit großem Vergnügen die Erlaub,
niß ertheilte, nach damaliger Sitte auf
der Richterbank Platz zu nehmen.
Die Verhandlung wurde fortgesetzt.
Zeugen wurden vorgerufen, um die Jden,
tität der Brechen festzustellen; die
Dtenftleute beschworen, daß die Gestalt
de Gefangenen jener de Mörder ähnle.
Zu sein Vertheidigung trat kein einziger
Zeug auf: Alle sprach für seine Schuld
und die Jur? zog sich in' Berathung,
zimmer zurück. In wenigen Minuten
kehrten die Geschworenen zurück und der
Obmann verkündigte unter athemloser
Erwartung de gedrängt vollen Gerichts
saale da einstimmige .Schuldig.-
Sobald da Wort gesprochen war er
hob sich der Angeklagte von seinem Sitz
zur vollen Höhe, hob seine beiden Arme
empor, blickte nach aufwärt und rief mit
gebrochener Stimme: .Nicht schuldig.
Nicht schuldig!
Der Vorsitzende frug ihn nun, wie e
Brauch ist, ob er vor Fällung de Richt,
fpruche noch etwa vorzubringen habe,
und der Gefangene schrie heiseren Tone:
.Nicht schuldig, mein Gott, nicht schul
big! Vor Gott und den Menschen, ich bin
an dem Verbrechen unschuldig. N.e sah
ich den Ermordeten, ich habe ihn nicht
gemordet. O Cspi:!n, Capitän, in
seiner Erregung sprach er den Richter an,
al ob er sein Vorgesetzter sei. .ich bin so
unschuldig an diesem Verbrechen, wie ein
Kind im Mutterleib.' Er hielt inne.
Dana plötzlich mit vor Rührung erstickter
Sitmve: .Ja, ja, ein einziger Mann
kann mich jetzt retten. Er kann e, sagt,
wa Ihr wollt. Dank dir, o Himmel,
tiefer Mann ist hier!
Ein Murmeln de Staunen durchlief
den GerichtSsaal. Da Gefühl de
Grausen, da die Gemüther in Span
nung versetzt hatte, verwandelte sich in
Bestürzung.
.Zeigt mir diesen Mann, sagte der
Richter.
.Der Mann, der mich zu retten ver
mag, erwiderte der Häftling, .sitzt hier
neben euch und er wie! aus den erstaun
te Capitän Forsvth.
Der Vorsitzende wandte sich an Capi
tän Forsvth und frug: .Dieser Mann
scheint te zu kennen? Ist die irklich
der Fall?
.Nein, gewiß nicht l erwiderte dieser
höchlichst erstaunt, .ich habe den Mann
nie in meinem Leben gesehen.
,O. Capitän. fiel der Häftling ein.
.erinnert euch nur, Ihr werdet doch nicht
das Leben eines unschuldigen Menschen
durch eine rasche Aussage auf'S Spiel
etzen."
.Das ist doch seltsam, Mann, erwi
leite der Capitän, .da Ihr meinen Na,
men kennt. Aber ich wiederhole, daß ich
Euch nie zuvor in meinem Leben gesehen
bade."
.Wa? Ihr kennt John William
vom .Neptun nicht, den Führer der
Kriegs chalupxe Eure Kutter?'
Ja, John Williams kenn ich wohl,
aber der seid Ihr nicht. John William
war der munterste Junge, der je unter
mir diente, und er wär unfähig, da zu
begehen, dessen Ihr hier angeklagt steht.'
Capitän wiederholte der Ange
klagte, .ich schwöre Euch, ich bin John
William. Eine lange Krankheit, die
Trunksucht, der Aufenthalt in dem ver
wünschten Gefängniß haben mich so zu,
gerichtet. Und ich will' Euch beweisen,
wenn Ihr mich anhören wollt.
Da durch diese Zwiegespräch erregte
Aussehen war ein ungeheure. Der Vor,
sitzende, die Mitglieder de Gerichtshofe
und die Zuhörn wartn alle gleicherweise
erstaunt über die seltsame Wendung,
welche die Angelegenheit genommen hatte,
und obwohl Alle an den Versuch einer
verzweifelten Irreführung von Seiten
de Mannes glaubten, so war doch Alle
auf die weitere Entwicklung auf' Höchste
ge xannt.
.Capitän. fuhr der Häftling fort.
.ich werd beschuldigt, vor mehr al
neun Monaten, am SS. Juni, inen
Mann ermordet zu haben. Nun sagt
mir, Herr, würd nicht John William.
der Führer Eurer KriegSschaluppe, am
Letzten jene Monat al invalid von
der westasn'anischen Station au Inge
chMt?'.
,WaS der Mann sagt, beruht auf
voller Wahrheit,' bemerkt Capitän For
sylh zu dem Vorsitzenden. .Das Schiff
der königlichen Flott .The Jnotnctble'
segelte am 30. Juni mit unserer inoali
den Mannschaft nach England ab.
Der Häftling fuhr fort: .Ja, und
gegen Ende Juli traf ich erschöpft und
krank in England ein und wußte nichts
Besseres mit meinen Prisengeldern anzu,
fangen, als sie sofort zu vertrinken. Und
so wurde ich in Bristol ausgesunden, wo
ich mich sur ein anderes chtn an
werben lassen wollte. Und seitdem
schmachte ich schon in diesem elenden
Ge ängnik.'
.Wa der Bursch sagt, ist glaub
würdig,' bemerkte der Capitän wieder
.Sicher ist', daß er ungesähr die Größe
von John William hat. Nun, Mann,
ich hoffe, Ihr könnt Eure Behauptungen
vewei ene-
,O, o, Capitän. Entsinnt Ihr Euch.
wie Ihr am 10. Juni v. I. ttn Befehl
zu einem nächtlichen Angriff auf die Ne
gerftadt ertheiltet, vor der wir lagen und
ach Sklavenschiffen ausspähten j'
Gewiß entsinn ich mich dssn.
.Und daß wir im Ganzen fünf Schiffe
hatte. Und das erste am Strand war
da de Capitän. Und der erste Mann,
der an' Land sprang, da war't Ihr,
Capitän.'
Meiner Treue, da ist die seltsamste
Geschichte, die mir je vorgekommen ist!
Uno zum Borsitzenoen gewendet: .Jedes
Wort, das der arme Bursch erzählt, be
ruht auf Wahrheit. Er könnte die Er
zählung freilich irgendwo aufgelesen ha
ben, ich kann jetzt dennoch nicht ander,
als glauben, daß doch etwa dahinter
steckt. Mein Schiff ist noch in fremden
Diensten und ich bin nur heimgekehrt,
um den Befehl über ein andere Schiff
zu übernehmen.'
.Fahrt fort, Angeklagter!'
.Ein Wort noch. Capitän. vielleicht
glaubt Ihr mir endlich doch! Al wir
in der Stadt fochten, da kam ein großer
Neger, von rückwärts mit einer Art auf
Euch zugestürzt, und hätte Euch entzwei
gespalten, noch eh Ihr ihn erblickt HZt.
tet, wenn nicht ei Mann dazwischen ge,
fahren wäre und ihn mit seinem Waid
messer aufgehalten hätte. Da heißt,
ganz konnte er ihn nicht aufhalten, denn
die Art beS Neger glitt an dem Waid,
messer ab und hieb eine tiefe Schmarre
in den Kopf de Retter. Wer war der
Mann, Capitän?
John William. war die Antwort.
der Führer meiner Schaluppe.
.öcun, Capitän. und hier ist die Narbe.
die von dem Hieb zurückgeblieben
ist. Und den Kopf beugend und fein
lange, wirre Haar mit der einen Hand
zur Seite schlagend, zeigte er mit der an,
deren auf eine ntsetzliche große Narbe,
die sich in paar Zoll lang an der inen
Lilt seine opseZ fortzog.
Cixuan Forsvth sprang von seinem
Sitze aas.
.H:i!::tr oit, Ihr habt Recht. Aber
wie hibtJZröuch verändert! Meine
Herren, der arme Bursche hatte die Küste
Lfrlkc noch nicht verlassen, al die
Mordthat geschah. E ist unmöglich,
daß er den Mord verübt habe. William,
Ihr habt mir da Lebe gerettet; ich
danke Gott, daß i mir möglich gewor
dk ist, da Eure zu retten.
Bei diesen Worte sprang Alle von
de Sitzen aus und jubelte dem Gefan
genen in wilder Erregung und Legetfle
rang zu. er Vorsitzende sagte, daß er,
in!em er ihn freispreche, ihn gleichzeitig
zu einer Tapferkeit beglückwünschen
müsse. Und der Obmann der Juio er
anstaltete sogleich eine Sammlung zu sei,
nen Gunsten, die etwa dreißig Pfund
Sterling ergab. Capitän Forsvth be,
stellte tinkn Wagen, um Williams mit
Eilpost von dem Ort wegzubringen, an
welchen sich für ihn so viele traurige Er
innerungen knüpften, er wollte ihn nach
London bringen, wo er ihn bei der Admi
ralität einen Posten verschaffen zu kön
nen hoffte. Das Volk bestand darauf,
den Wagen mit eigenen Händen bi zum
Stadtthor zu bringen, dort erst wurden
die Pferd eingespannt und unter betäu
benden Hochrufen verschwand da Paar
in der Ferne und nie mehr hör! man
etwa von ihnkn.
.Und warum ließen sie nicht mehr
von sich hören i frug Jemand, als der
Capiiän inne hielt.
.Well das Ganze ein Schelmenstreich
war.
.Wie! riefen wir Alle im Chor: .Ei
Schelmenstreich? Wir hatten der Er,
zählung, die der Oberst so vortresflich
vortrug, athemlo gelauscht. Der Schweiß
stand ihm aus der Stirne, al er die Ver,
zweiflung de Matrosen mit entsetzlichem
Realismus malt.
.Ja, sagte er, .ein Schelmenstreich I'
Alles war vorher abgekartet. Der
Capitän war nichts Anderes als ein ge
wandter Complice, der solche Rollen zu
spielen hatte, wenn fein Miischultigen
nahe daran waren, der strafenden Ge
rechtigkeit iu die Hände zu s,lln. Der
Part der CapitänS war wahrscheinlich
feine Glanzrolle. Damals konnten
solche Possenstreiche noch leicht gelingen,
heutzutage, wo e Telegraphen und ver
vielfältigte SchiffSliften gilbt, wären sie
einfach unmöglich.
?ie Wegimentsgans.
Ein Bild aus dem mürttembergischen Sol
datenleden. Anläßlich eine kürzlich erfolgten Gar.
nisonSwechsel de ersten württember
zischen Rtitkr.RkgimkntS in Ulm wurde
vor kinigkn Tagt in einigen Blättern
auf ein Curiosum diese TruppentheiltS,
die .RkgimentSgan, hingewtesen.welche
vas Regiment noch heut ausgestopft be
wahrt.
Ueber dieses merkwürdige Thier giebt
jetzt di .Ulmer Ztg. ausführlichere
Mittheilungen: AIS da jetzt in Ulm
garnisonirenb erste württembergische
Reiterregiment 1835 in Eßlingen in
Garnison lag, erschien jeden Morgen
bim Wachtposten ine GanS, di den
ganzen Tag nicht mehr von der Stelle
wich und nur Abends wieder abzog
Anfangs stießen die Reiter auf dem
Posten den zudringlichen Gast mit den
Füßen weg. allein da Thier lieg c3 sich
nicht verdrieße und wich nur aus, um
sich gleich wieder anzudrängen. Der Be,
such wiederholt sich, man ward auf,
merksam und eben damit nachsichtig gegen
diese sonderbar Zuneigung. Täglich
mit dkm Frühesten flog die GanS mit
Geräusch herb und nahm mit schnattern,
dem Wohlbehagen Platz neben der
Schildwache. Blieb der Soldat stehen.
so zwickte sie ihn, und hatte sie ihn zum
Gehen gebracht, so ging sie Schritt für
schritt stolz neben ihm einher. AbenlS
verließ sie zögernd den Schauplatz, um
am Morgen mit den Aeußerungen der
höchsten Freude zurückzukehren. Nahte
sich die Ablösung, so blieb sie ruhig
stehen; kam ein Mensch oder ein Thier, so
vertheidigte sie den Posten durch einen ge,
flügelten Angriff und kehrte mit tri,
umphirender Geberde zur Schildwacht
zurück, dtn Hals an ihr aufreckend und
heftig schnatternd, um ihr Bericht über
den gemachten Ausfall abzustatten.
Aeußkrtk sich die Schildmache zufrieden
darüber, so beugte sie den ausgestreckten
Krage zu einem unaussprechlich stolzen
Schwanenhals und ging Schritt für
schritt wieder auf und ab wie vorher.
Mußte die Schildwache sich schneller be,
wegen, um etwa Jemand zu rufen, so
blieb sie nicht zurück, sonder lief be
flügelten Schritte neben ihr her, und
blieb die Schildwache einmal stehen, so
sucht si sich auf drn Fuß festzusetzen.
a die GanS nicht mehr zu vertreiben
war, so wurde sie vom Regiment gekauft
und ihr ein Stall in der Nähe des Wach
lokal hergerichtet. Bei dem GarnifonS
Wechsel de Regimentes nach LudmiaS-
bürg im Juli 1337 wurde sie auf dem
Marsche in Cannstatt nur durch Zufall
von dem Tode des VkrdurstenS gerettet.
Sie lag schon halb todt in ihrem Stalle
auf dem Baggagewagtn. al dies ein Un
terofflzikr noch bemerkt und st durch
rtichlichkS Bkgießen mit Wcffer wieder
zum Leben brachte. Auch in der neuen
Garnison blieb sie ihrem bisherigen
Treiben nur mit wenigen Abweichungen
treu. Wenn nämlich das Regiment voll
zahlig ausgerückt war, begab sie sich zur
nächsten Schildwache bei der Post oder
vor dem Arsenal, wo sie gemüthlich bis
ur Ruareyr beS Regiments verweilte,
iem sie dann, sobald sie die Musik börte.
eilends entgegenging oder flog. Hatte
st S rrticht. so macht st Kehrt und
maschirt dtm TrompttkneorpS voraus
oder zur Seite unter fröhlichem Gackzack
mit in die Kaserne, wo sie bann ihren ge
wohnten Posten wieder einnehm.
Im Jahre 1849 mußt sie inen zwei
ten GarnissnSwkchsel eukstchen: den von
LudwigSburg nach Ulm, wo sie ihr
Standquartier in der Feugyauiraierne
neben dem Wachlokal erhielt und oft die
Ehre hatte, von Fremden besucht und be
wundert zu werden.
Ulm war ihre letzte Garnison. Am
6. Januar 18S3, Abend, 4 Uhr. trat
unerwartet da Ende ihrer Tage ein, als
sie tben mit der Schildwache aus und ab
ging. Sie erreichte in Alter von etwa
so Jahrtn, von denen sie 19 unu:.ter
brochen beim Regiment zubrachte.
Aber auch ferner solle sie leim Regi
ment bleiben. In ihrer eigenthümlichen,
fast militärischen Haltung sehr gelungen
ausgestopft, ist die ,Regimenlgan' für
da Regiment in Merkwürdigkeit ze
worden, wie eine solche schwerlich irgend
killt militärische Truppe wird ausweisen
können. Sie hat in dem Bibliothek und
Lesezimmer der Unteroffiziere einen pas
sende Platz gefunden.
lZrinncruvgen an Friedrich den
Aroke.
Da Verhältniß Friedrich de Großen
u feiner Mutter Sophie Dorothea ist
et da renkbar innigste gewesen. Sein
ganze Leben hindurch bewahrte der
König di rührendste Lieb für feine
Mutter, di von frühester Jugend an
sein Schutzgeist war. Ihr hatt er seine
verständig Erziehung in den ersten
Lebensjahren zu verdanken. Si war
dann das versöhnend Element, wenn die
rauht Soldatknnatur des Vatkr sich zu
erbitterten Worte und Thätlichkeiten
dem Prinzen gegenüber hinreißen ließ.
Sie allein verstand de Jüngling Sin
nen und Trachten, würdigte feinen Muth
und billigte feint hochfliegenden Pläne.
Daher fühlte sich Friedrich so sehr zu ihr
hingezogen. Daß r die geliebte Mutter
durch mancherlei Streiche, besonder?
durch die beabsichtigt Flucht nach Eng
land, oft sehr betrübt halte, erhöhte noch
seine Zärtlichkeit und Anhänglichkeit.
AI ihn, der damaligen Sitte gemäß, die
Mutter nach dem Tode ihre Gemahl
mit: .Em. Majestät! anredete, rief er
flehend: .Ach, erlauben Sie mir, Sie
immer Mutter zu nennen und nennen
Sie mich Ihren Sohn. Dieser Name
hat viel mehr Werth für mich al die
KönigSwürde.' Ihren Titel: .Verwttt,
wett Königin änderte er alsbald in den
ihm mehr zusagenden um: .Königin
Muttcr. Regelmäßig jeden Mittwoch
Abend machte er ihr einen Besuch im
Schlosse Monbijou, ihrem Wtttwknsttze
Den Hut in der Hand trat r in da
Vorzimmer und setzt sich in ihrer Gegen
wart nie früher, als bis er dazu von ihr
aufgefordert wurde. Der Geburtstag
der Mutter war stets das Hauptfest der
ganzen königlichen gamtlt. L)urch
finnig Geschenk wußt er di Gefeierte
immer wieder zu überraschen und zu er
freuen. Groß war seine Trauer, als
der Tod am 29. Juni 1767 dem Leben
der theuren Mutter ein Ende machte.
Bald nach der unglücklichen Schlacht bei
Kollin ereilte ihn di Trauerkunde. Im
höchsten Schmerz schrieb r damals an
seine LieblingSschwester, die MarkgrSftn
von Bairtuth: .Wir haben keine Mutter
mehr. Zu meinem Unglück kommt noch
dieser Verlust. Ich muß eine großt
Thätigkeit entwickeln und habe nicht ein
mal Zeit, meinen Thränen freien Lauf
zu lassen. Ich bitt Dich, stell Dir die
Lage eines suhlenden Herzens vor, wel,
cheS auf eine so grausame Probt gestellt
wird. Alle Verluste in dieser Welt kön
nen wieder hergestellt werden, nur die der
Tod verursacht, lassen keine Hoffnung.
Noch in seinem Alter bekannte er inst
schmerzlich: .Ich hab in meinem Leben
die größten Schmerzen des Herzens er
fahren, den bittersten Schmerz aber hat
mir der Tod metner Mutter gemacht.'
Ans Sakvini's Srinnernrgen."
.Ich habe einmal, fo erzählt der be,
rühmte italienische Tragöde, .durch meine
Kraft, die mir schon mehr all einen
Streich gespielt hat, den König im Ham,
iet um feinen schönste Tod gebracht.
Die Fechtscene war vorüber. Die Kö
nigin am Gifttrunk gestorben, Laerte
im Sterben liegend hattk mir eben
offenbart, daß auch be Degen? Spitze
vergiftet sei. .Die Spitzt auch ver
giftet? rief ich meiner Rolle gemäß.
So thu' denn, Gi t. et Werk.'
Und die Stufen zum Thron empor
eilend, packt ich den mir schreckensbleich
entgegentretenden König, warf ihn
auf den Thron nieder und bohrte ihm
den Degen in die Brust. .Verrath.
Verrath,' rief Oörick und di Herren de?
HofeS und stürmten empor, der König
ab.... oder arme König! .noch helft
mir, Freunde,' stöhnte er und wollte
aufstehen, allein wie er auch rappelte und
zappelte, er konnt nicht, denn ich halte
ihn mit solcher Wucht aus den Thron
sessel zurückgeworfen, daß der Sitz durch
gebrochen war und der König in durch,
aus unköniglicher Weife stecken geblieben
war. Mathlos blieben die Mannen,
rathlo und verzweifelt der König, der
nicht sterben konnte, rathlo und mit dem
Lachen kampfend ich. Im Zuschauer
räum aber kichert und kicherte und lachte
man und daS Lachen wurde zum Orkan,
als ein Stimm von der Gallerie dekla
mute: . S ist etwas faul im Staate
Dänemark, der Sessel scheint eS auch'.
Wie wir den König wieder loS gekriegt
haben und wie die Scene zu Ende ging,
ich weiß eS nicht, denn ich ich hörte
immer nur das Lachen und nichts als das
Lachen.'
?as koreanische Wilitär.
Schnurriger als im chinesischen Heere
fleh! e beim koreanischen Militär au.
Curzon entwirft davon folgende Schilde
rung: .Schon vom frühen Morgen an
wäre die Strahea von Militär ernge
säumt d. h. die Soldaten lagen zu.
meist in tiefem Schlaf laut schnarcherd
aus dem Pflaster, jeder mit einer Fahne
versehe, die er während de Umzüge zu
schwinge hatte. Ihre Muskete standen
i Pyramiden aufgestellt. Ich prüfte
mehrere und fand, daß sie keinen Schlag
h immer noch sonstige Schußvorrichtung
besaßen, so daß man durch den Gewehr
laus wie durch ei leere Pustrohr blasen
konnte! Außerdem war der Lauf mit
dem Schaft zumeist nur durch eine
Schnur befestigt. Die Bajonnete waren
verbogen und dick verrostet. Wa die
Reiterei angeht, so erschien sie i einer
Uniform, die sicherlich dreihundert Jahre
alt sei muß. Auf dem Kopfe wackelte
eine zerhauene Pickelhaube; der Küraß
bestand au schwarzem Leder, war mit
messingene Knöpfen besetzt und sah über
einer Jacke, von der Fetzen Herunterhin
gen und deren Aermel reichlich Spuren
von Mottenfraß aufwiesen. Ungeheure
Hochfliefel vervollständigten die Uniform
und machten e dem Mann schwer, sich
auf di Rößlkia zu schwingen, obwohl
dies selten höher, al If Hände hoch
waren. Vor jedem Ossizier wurde in
mit Fasanenfedern gekrönte und mit
Pfeilen durchzogene Banner grün,
roth und gelb getragen. Jeden Of
fizier stützten beim langsamsten Reiten
zwei Fähnriche, denn der Sattel war in
der Mitte zugespitzt, so daß schwer sür
ihn war, sich darauf im Gleichgewicht zu
halten.'
?as akademisch KotZekied.
Arnold Wellmer hat in einer Ab
Handlung festgestellt, im Jahr 1781
sei in Halle zum erstenmal daS akade
misch Hohelied .Gaudeamus igitur
aufgetaucht; ein alter verkneipter Bursch,
Magister Christian Wilhelm Kindleben,
habe das Lied in einer alten Wittenberger
Handfchrtst gesunden und bann tn Haue
in dem Biergarten der .Maille gesun
gen. All akademischen Zuhörer seien
begeistert und gerührt gewesen. Somit
itt Hall di GeburtSfladt de .an
deamus.
verdächtig.
Also der Schlaumann ist in Egvp
ten? Hat ihm da sein Arzt verordnet?'
.Ich glaube her sein RechtSan
walt 1"
leider.
A.: .Kann Ihre Tochter Klavier spie
r.9
B.: .Ich weiß nicht, ob sie' kann,
aber si thut'S l'
lächerlich.
Köchin (zum Stubenmädchen, über
ihr Herrschaft losziehend): .DaS will
eine Gnädig sein und k a n n
koch!'
Entsetzlicher Gedanke.
Theateidirektor (zum Autor vor der
Premitre): Warum machen Sie so
in düstere Gesicht? DaS HauS ist ja
ausverkauft!.. Dcnken Sie nur an
dtn Applaus, wenn Ihr Stück gefällt I'
Autor: .Ja wenn aber g pfiffen
wird
Backsisch-Bosheit.
Nichte: .Tante. Du suchst ja immer
nach Schönheitsmitteln in der Zeitung
hier steht in'S!
Tante: ,WaS denn? Gib her!"
Nichte: .Da lieg :
.AlteS Eisen vor
Rost zu schützen!
in anderer Fall.
Pfarrer: .Schau', Sepp, wie kannst
Du Dich nur so betrinken ! Selbst da
lieb Vieh weiß, wenn eS sauft, wann
S aufhören soll!'
Sepx: .Ja, Herr Pfarrer, wenn ich
Wasser trink', ach weiß ich auch,
wann ich aufhör'n soll!'
Nicht recht glaubwürdig.
Vor der Ausfahrt de Herr Baron
hat sich dessen Kutscher Johann heimlich
etwas angeheitert.
Plötzlich fällt Johann, während der
Fahrt vom Bock herunter.
Baron: .Ader, Johann, was treiben
Sie denn?
Kutscher: .Entschuldigen Sie, Herr
Baron, mir hat nur das Veilchen da so
gut g'fall'n und da möcht' ich'S der
Gnädigen abpflücken!
Gut parkt.
Sie: Nicht wahr. lieber Richard, die.
feg Jahr kaufst Du mir zum Geburtstag
ein lewenes Kleid Y"
Er: Hm. . Sag' einmal Schätzchen.
für w n schmückst Du Dich denn eigent
lich?
Sie: Wie Du nur frage kannst!
Natürlich sür Dich!
Er: So, nun da werbe ich Dir wie
der ein einfache Wollkleid kaufen!
In einem solchen gkfällst Du mir tut
schieden am allerbesten I
Koftsxielige Regie.
Direktor (einet Schmiere, zum Dich
ter): ...Aber was sällt Ihnen' denn
ein?! Sie lassen in Ihrem Stück neun
Personen erschießen! Da gibt'S
nicht! Bedenken Sie, was das Pulver
rottet I tt müsse alle erdolcht
werden !
Kleines Mißverfiänoniß.
Inffl 3it rnnfiVf I 17 Vfnnm
- .. V.IH.jty . 1 HHb U(
die zehn Pfennige, welche ich Dir
Ichente 1 spare )tt doch da Geld zu
sammen. dann hast Du in ebn Taaen
eine Mark I'
Karl: .Aber, lieber Onkel, für ein.
Mark Bonbons kann ich ja gar nicht auf
einmat eeni"
I,x!omatilck.
.Und sage Si aufrichtig, lieb
Frau, v hat Ihnen der letzte Cham.
bregarnift eigentlich bezahlt?
Wirthin: .Zwanzig Mark hat er zah
len sollen, aber da er nicht gezahlt,
habe wir ihn raulgeschmissen!'
Schauspieler: ,sqon, nee prau, iq
nehm da Zimmer zu tenselben
Bedingungen!
Zu spät!
ftraulcin: .Si wollten mir schon
lang ine Lock verehre H:rr Lieut
nant!'
kieutnant: .Gerade gestern letzte ab
geschnitten, gnädige Fräulein müssen
schon nächst Ernt abwarten I
Beruhigend.
A.: Sie sprechen da immer von einem
Esel, Sie erden doch nicht etwa mich
damit meinen?'
B.: Bewahre! El giebt ja ncch mehr
Esel ia der Welt !'
Ueberfliissig.
Köcbin: .Warum bist T denn gestern
Abend nicht gekommen?
Soldat: Ach. mit ar , fo iq.ecvt,
ich hätt' doch nicht essen können!
Merkwürdige Auffassung.
A.:. Haben Si auch Glück bei den
Damen gehabt?
B. (alter ungge,eue): .sewig, io
gar sehr viel Glück.
A. : . Wieso i
B. . ,Al ich noch jung war, bekam ich
fünfmal inen Korb I
Geistesgegenwart.
Kleiderhändler (zum Polizisten, ter
in Kleiderdieb nachsetzt): .Schießen
Se'n nur in di Bein'l Nur in die
Bein' ! Der Rock und die West gehören
mir.
Anderer Grund.
Gast (dem Wirth da GlaS Bier
zeigend): .Sie, Herr Wirth, da schaun
S' nur her, mit trüb' heute da Bier
ist.
Wirth: .Trüb'? Wa Ihnen nicht
einfällt, da ist nur da GlaS so
schmutzig.
Boshaft.
Fräulein: .Sagkn Gi, lieber Doktor,
ist S meiner Gesundheit schädlich, wenn
ich Bälle besuche?
Arzt: .Gewiß ist eS das. Sie sollttn
sich Bewegung machen, daS viel Sitzen
ist Ihnen gar nicht gut!
Seine Bestellung.
Scheerenschleifer: .Haben der Herr
vielleicht wag zu schleifen?
Student: Ja, bitte, schltif Sie mir
mal dtn Geldbriefträger heran!
Zum Vergnügen?
A. : Sie da, auch verreisen, lieker
Freund? Wo reisen Sie hin?
B. t.Nach Jschl.
A. : .Zum Vergnügen?
B. : .Nee, zu mkiner Freu.
Pech.
Einbrecher: .I' habb' doch a Pech,
jetzt hab' ich wag angestellt, damit i' für
den Winter a Unterkunft hab' und richtig
haut mich mein Vertheidiger heraus, und
i' würd' freigesprochen I'
Durch die Blume.
Ugterossizier: .Wag ist Ihr Vater
eigentlich Huben?
Rekm!: .Metzgermeifter 1
Unteroffizier: Na, da haben Sie auch
wohl zu Haufe nicht viel getaugt, daß dir
jetzt so wenig von sich hören läßt!
verschnaxxt.
.Nun, lieber Doktor, ich höre, daß
Sie int Nicht in Ihrem Haus beher
bergen?
.Jawohl, si lernt bei unö die Wirth,
schuft und schaut dabei nach dem Rech
ten.
.Aber der will noch immer nicht kom.
me?l
Annonce.
.Aus meiner Küche sind mir heute vier
gespickte Hafen entwendet worden. Wen
der Dieb wüßte, was er nicht weiß,
würde er sie gegen drei Mark Belohnung
zurückbringen l
Katzler, Speisewirth.
Naiv.
Elilt (S Jährt alt): .Warum kommt
der Klapperftorch nur immer in der
Rachti'
Lott (7 Jahr alt): .Da weißt Du
nicht? Damit er sicher geht, daß er auch
Mama zu Häuf antrifft.
Im Guten.
.Wenn'S vet glei auS'n Weingarten
geht'S, so hau i Eng 'n Schädel eil
Fremder: .Guter Mann, ich wußt
ja nicht, daß eS verboten ist, hier zu
gehen !
Bauer: .Drum sag' ich' Eng jo im
Guten!
Fremdwörter.
Dienstmädchen (beim Zahnarzt):
.Störe ich, Herr Doktor?
Zahnarzt: .Nein, wag wünschen Sie?
Dienstmädchen: .Ich möchte mir inen
Zahn b l am iren lassen!
Spekulativ.
Arzt (zum Kollegen): .Wie machst Du
S nur, daß Du in der Familie beS alten
Geizhalses M. so lange Deine PrariS
behältst?
Kollege: .Ich schreibe bei jedem An,
lasse kwt Hungerkur vor, und daS erhält
mich bei dem Alten in unbegrenztem
Vertrauen.