Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 06, 1894, Image 9

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    St,t ilt
,u''r I5u
rZnltin 2lursra.
Z,n Keslilel Lkbtniblld von tfljaxlt
Paiflac.
Aurora, nett' auf Dein Zimmer!'
Aurora ginct. aber ich hatte Zeit, si
Heim Vorübergehen flüchtig anzublicken,
Hin sehr schlanke junge MIdchen; zwei
kohlschwarze Augen hmler wirren aa
re, dt ihr Ober Tttr und ugen verao,
dingen: ein knappe Kleid von eiset
haflem Weiß da ar alle, wa ich
zu bemerken Zeit hatte.
.Und na, mein lieber Herr, wollen
wir plaudern sagte Frau Camouard zu
mir. .Hier haben Die den Gacyveryatt.
Ich bin Wittme. habe nie ein JCinD ge,
habt und lebte ruhig, bi diese Sorge
über mein Leben hereingebrochen ist
Mein armer Bruder stirbt auf den Se
schelleninseln. und eine schönen Mor
gen bringt mir in Schiff ein kleine
Wild hierher, die meine Nichte ist und
kein andere Beschützerin hat al mich.
Wa mit ihr ansangen? ,urora,'
sagt ich zu ihr, .ich erde Dich in da
Institut der Fräulein Larru bringen.'
5b aill nicht. Tante." .Wie.
Du willst nicht?" .Nein, ich will
nicht, Tante.' .in weißt Du, Au.
rira, daß e sündhaft ist, mir in diesem
Ton tu antworten? Weißt u nicht,
daß ei wohlerzogene junge Mädchen
ihren verwandten gehorchen soll? Du
bist sehr unwissend, da Du Schildkröten
supp zu fsm verlangst, al ob e auf
Mauriliu Schildkröten gäbe, und sollst
deshalb die Schule der Fräulein Larru
besuchen.' .Ich will nicht, Tante.'
.Si können sich wohl denken, lieber
Herr, in welcher GemlithZoerfassung ich
mich befand. Ich bin sehr lebhast, nicht
auf Mauritius geboren, sondern von
Martiau. Mein Blut kochte: ich be
griff, daß da die Sache nur verschlim
mere und ging in wenig auf die Be
randa, um ruhiger zu werden. Ich sagte
mir: .Bedenk doch, daß sie immerhin
bi Tochter Deine, Bruder ist.' Al
ich wieder u ihr urückkam, hatt st sich
nicht von der Stell gerührt, ihre Auge
glänzten wie glühend Kohlen uud blickten
mich fest an. .Nun. Aurora, ich will
Dir einen eigenen Lehrer geben, Du sollst
nicht iu den ffräulein gehen.' Darauf
hin erloschen die glühenden Kohlen in
wenig. Da eZ Zeit zum Schlafengehen
ar wagt ich sie zu küßen: sie gab mir
meinen Kuß zurück, ohne mich zu beigen,
Wenn ich sage, sie .gab mir meinen Kuß
zurück ' so ist da nur in Neuen art,
denn da kann nicht einmal küssen; si
reibt inm ihr Ras an die Wange,
schnüffelt ein wenig, und damit vafta,
O. man erlieht fie gut, die jungen MLd,
chen auf den Seschellenl Kurz und gut,
mein Herr, Sie sollen ihr Stunde ge,
ben; Sie sollen ihr etwa beibringen von
dem, wa sie will; nur müssen Sie st
zuerst lehren, wa zu wollen, a soll
täglich nur von vier bi sechs Uhr ge.
fchehen, den ich will, daß man sie wenig
sieht, so lange fie nicht etwa abgeschltsse
ner ist. Täglich, nicht wahr? die isamS
taae ausgenommen, weil ich meinen
Senntag auf dem Lande zubringen will.
Si find noch ziemlich jung und hier
fremd, aber gerade deshalb habe ich an
Sie gedacht; wenn fie Sie kratzt, so hat
da weniger Folgen für die Zukunft.
Lad dann weiß ich. daß Sie in geschetdter
-junger Man find; ich hab einige von
Ihr klkinea Erzählungen in der Zeiiung
gelesen. So ist alle abgemacht; morgen
werden Sie ansang.
Madam schellte, und der Diener
brachte den Madeira.
Al ich am nächsten Tage kam. war
Besuch im Salon; aber der Diener war
entsprechend tnftrutrt. Er fahrte mich
in den Garte, wo in GartenhäuSchen
al Studirzimmer eingerichtet war. Ein
kleiner, viereckiger Tisch, zwei Lehnftühle
und in alter Bücherschrank nur Frau
lein Aurora fehlt. Ich sah den Diener
fragend an: sein dicken rothe Lip
xen öffneten sich über seinen zweiund
dreißig weißen Zähnen und er zeigte
stillschweigend lächelnd mit dem Finger
ach dem Gipfel eines hohen Baumes.
ES war ein Bilimbibaum, und Fräulein
Aurora aß di Früchte des obersten
Aste.
Ich bin stets gern auf die Bäume ge
klettert, l ich an ihrer Seit war.
sagt ich zu ihr: .Sie sind noch nicht
ganz reis? Haben SU alz dazu?'
Fräulein Aurora hatte kein Salz.
Ich versuchte ei Bilimbi zu esse.
.Ohn Salz find fie entschieden zu
schlecht; da tfl gut sur die kleine Ne
gerinnen.'
Fräulein Aurora warf mir einen stam
enden Blick zu, ich begann den Baum
hinabzusteigen, und fie folgte mir.
.Wen nennen Sie kleine Negerin?'
fragt sie mich, indem fie sich kriegerisch
vor mir aufpflanzt.
.Die kleinen Mädchen, die eine
schwarze Haut habe.'
Sie schob rasch ihren Aermel bis Über
die Ellbogen zurück. .Ist da! schwarz?'
fragt fi scharf.
.Nein, das ist weiß.' und es war
wirklich sehr weiß. .Aber daS?' und
ich berührt mit dem Finger erst ihr
Handgelenk, sann ihre Hand.
.Da kommt von der Sonne.'
.D; die Sonn dt Rosen röther, die
Bilimbi vergoldet und die jungen Da
wen schwärzt, haben die Rosen und Lt
limbi wohl Grund, die Sonne zu lie
ben.'
Sie antwortete hierauf nicht. Wöh
revd unserer Unterhaltung hatte ich fi
uvmrrklich an den Eingang zum Garten,
Häuschen geführt; dort zog ich den Hut
ab, verneigte mich und lud fie mit einer
Handbewegung zum Eintritt in. Si
schritt fieif an mir vorüber uud setzte sich
nn den Tisch. Ich nahm auf dem andern
Lihnftuhl Platz, und wir sahen uns etwa
eine Miau! lang schweigend an. In
Jahrgang 15.
ihren kohlschwarzen Augen war nichts
Harte! oder Mißtrauische! zu sehen,
wohl aber ine bestimmt Unruh vor dem
Problem, da ihr entgegentrat. Da
Oval de länglichen Gesicht, die fein
Nase, der sehr kleine, xurvurrothe Mund
mit der in wenig, aber kaum zu dicken
und etwaS vorstehenden Unterlippe ist
das Güte oder Dummheit? Ihr Lächeln
wird S mir sagen; ich muß sie lächeln
lehren. Da! Kinn war fest, aber mit
einem milderuden Grübchen versehen.
Ich suche di Stirn; si ist niedrig, aber
e scheint unter dem Vorhang der schwär,
zen Haar, di si bedecken, Raum zum
Denken vorhanden. Und dies fast -un
merkliche Linie zwischen den Augen, hat
sie nicht da Nachdenke gezogen?
.Fräulein Auroral'
.Mein Herr!'
.Ihr Taut hat mich aufgefordert,
Ihnen Stunden zu geben. Bin ich Ihnen
nicht unangenehm? Sie habe mich schon
genau betrachtet; aber bitte, sehe Sie
mich nochmall genau an, ehe S! ant
orten.
Ihr Auge senkten sich und e schien
mir, al ob in leichte RZthe über ihr
Wangen huschte. Man mußte fi r
röthen lehren.
.I diesem Fallt ollen wir e ver,
suchen und wenn ich Ihnen mißfalle,
werden Si mir ganz ffn sagen;
Frau Camouard wird Ihnen dann einen
Lehrer verschaffen, der Ihnen besser ge,
fällt; denn man muß viel Gefallen an
einander siuden, wen maa täglich zwei
Stunden unter vier Auge zubringen
soll; anderenfalls ist I entsetzlich lang,
weilig. Und ich will Sie nicht quäle,
Fläulein Aurora.'
Jhre Auzen lächelten, aber ihr Lippen
noch nicht; nun, vielleicht in andermal.
Auf den Seschellen hatt fi lesen und
nahezu auch schreiben gelernt; e blieb
also nur noch übrig, ein wenig Ordnung
in ihre Grund und Haarstriche zu brin
gen. Damit beschäftigte ich mich sehr ge.
wiflenhaft.
Nach Verlauf ine Monat kam Fräu,
lein Aurora vor mir in das GartenhäuS
chen; von Tag zu Tag hatt ich das Ver
gnügen, ihr Hände weißer erden und
ihre Har weiter vo der Stirn zurück,
weichen zu sehen. Zwei Monate später
kämmt si sich und ihr Kleid ar von
untadeliger Ordnung. Si vkrftand zu
lächeln und zu rröthen; aber hatt sie
küssen gelernt? Ich gestehe, daß mein
Unterricht sich nicht damit befaßt hat.
Eine TageS war das GartenhäuSchen
leer, als ich zur senzesetz'en Unterrichts
Hunde kam.
.Mamsell krank.' sagte mir der Die
ner; .Madame wartet im Salon.'
.Krank! Sie ist krank!' Und ich sagt
mir im Gehen: .Halt! DaS beunruhigt
mich etmaS mehr al billig, scheint mir
Wir werden weiter darüber sornben
Herr Professor; zuerst aber wollen wir
Frau Camouard begrüben, die un er
wartet.'
Frau Camouard erwart! mich.
.Nun, mein lieber Herr, hatte ich nicht
Recht, & vor allen Anderen zu wäh
len? Sie macht sich,' diese Kleines Sie
wäscht sich die Hände, sie beginnt ihr
Kleider ordentlich zu tragen, sie klettert
nicht mehr aus die Bäume, sie bleibt
sitzen, ohne ihre Füß auf die Öuerftan
gen der Stühle zu stellen. Sie ist heute
ein wenig leidend eine kleine, unbe
deutende Erkältung; aber da e feucht ist,
will der rzt. daß sie da Zimmer hütet.
Und ihre Studien? Geht fi darauf ein?
E sieht wenigsten so auS; sie verbringt
drei volle Stunden im Pavillon mit ihren
Büchern und Heften: während der übrt,
ge Zeit näht fi, Kickt in wenig, aber
da! ist nicht ihr starke Seite; worin fie
sich auszeichnet, da sind die kleinen Mu
fchelarbeiten. Da ist übrigen ein
Naturgabe; wenn man auf den Sefchel
len geboren ist, so ist e eine Nothwendig
keit, Muschelarbeiten zu machen. Also
das ist abgemacht, nicht wahr? Sobald
sie im Stand ist, die Stunden wieder
zu beginnen, erde ich es ie wissen
lassen."
Frau Camouard schellte, und der Die,
r bracht de Madeira.
Zwei Tag acht Tag vergingen: da
grau Camouard mir nicht sagen ließ,
beschloß ich, selbst Nachrichten einzu
ziehen. Ich artet zikmlich lang ganz
allein im Salon; ndlich erschien Frau
vamouaro.
.Ah. Sie sind', mein lieber Herr!
Si skhen ich bin todtmüde. Armes
Mädchen! Di lieb kleine Kranke! st be.
klagt sich nicht, thut, wa man will.
trinkt, wa man ihr giebt. Sie ent
chuldtgen, nicht wahr? ich mug wieder
zu ihr, st ist allein. Ich erde ihr
agen, da sie gekommen find; da wird
ihr Vergnügen machen. Welche Fieber!
da arme Kätzchen l Wenn es ur nicht
tvphSS wird!
Ich hatt keinen Appetit und schlief
chlecht: ArmeS Fräulein Auroral arme
liebes Kätzchen! ich betraf mich dabei,
daß ich Kätzchen sagte! Sollte in tvphö,
es Fieber daraus entstehen?
Ich zog tapfer ben Doktor DeSbleur
meines Herzklopfen! wegen zu Rath und
ragte iyn, woiu ich wohl et Recht
hatte, da ich Fräulein Auroren Lehrer
Smntags
Beilage zum Nebraska Ttaats-Anzeiger.
war, ob der Zustand von Frau C
mouard I Nichte bedenklich wäre.
Der Doktor Delbleur, Fabiu De
bleur, vielleicht ein Abkömmling bei
FabiuS Cunctator tfl für die abwar
tend Methode in der Heilkuoft: .Pah.
pah,' machte er und schob dabei die recht.
Schulter bejahend vor, die linke ver
neinend zurück. Ich verabredete mit dem
Doktor, daß ich am Abend wiederkom,
men würde, nachdem ich seine Digitalio
tropfen genommen, und ging dann drei
Wochen lang alle zwei Tage zu ihm
Und da ich ihn, während r mein Herz
auikultirte, stet über feine Patientin
ausfragte, glaubte er, mir bestimmt
sage zu können, daß ich bald Anlaß zu
einem Besuch habm würd. Unter un
gesagt. war seltsam, daß da Digi,
talin von dem Gläschen aus, i dem ich
e gegossen, seine Wirkung that.
E war kein typhöse Fieber. Frau
Camouard schrieb mir nach Ablauf eine
Monat, daß ihr lieb Nicht jetzt außer
Gefahr wär und di Zeit ihrer Gene
sung auf dem Land zubringen würde,
Wen in glücklicher Zufall mich i die
Nähe vo La Bastide führen sollte, so
würd sie da iebr treuen, u. s. w.
Al ob ich ein Mann wäre, der sich
hierbei aus den Zufall verließe.
Sech Wochen später begannen meine
Ferien; die Genesung mußt schon mehr
all begonnen haben.
Frau Camouard empfing mich persSn
lich auf der Freitreppe. E ist wunder
bar, wie las Landleben ben Trieb zur
Gastfreundschaft entwickelt. Sie streckt,
mir beide Hände entgegen: .Sie früh,
stücken und essen mit zu Mittag mit un
ich werde Sie für einige Tage mit Be
schlag belegen, da ich weih, daß Sie
Ferien haben. Man wird Si in 3h'
GartenhäuSchen führen; das Besuchs
zimmer für gute Freund ist bereit. Wir
werden in einer Stunde frühstücken; ich
mug jetzt tn'sHaus zurück; also aus Wie
der ehe!'
Ich ließ mich in daS GartenhäuSchen
führen, stäubte mich ab, brüftete mich und
fragt mich, was dieser HerzltchkeilSauS,
bruch zu bedeuten hätte. Nun, machen
wir uns deshalb keine Sorgen!
Die große Glocke läutete zum Früh
stück und ich begab mich in 8 Hau.
.Nun, Herr Professor, was sagen Si
zu meiner ranken i "
Damit führte mir Frau Camouard ein
schönes, erwachsenes junges Mädchen an
der Hand entgegen, ein Mädchen mit
Sammetaugen, wie fi Lord Byron schö.
ner nicht zu oe chretdea vermocht.
O die sanften Augen, voll von feuchtem
Licht! ine sltrne so klar wie ein see
an einem schönen Sommertag: und die
struppigen Haare? fi waren jetzt i sei
denweichen Locke geordnet, die an den
zartpurpurgeröthete Wangen Herabhin
gen. Drei Monate! Diese unerhört
Verwandlung war da Werk vo dre
Monate!....
Zum Glück für den Herrn Professor
war Frau Camouard nicht die Frau
welche die Unterhaltung einschlafen ließ
Si ar unermüdlich, fragte, antwortete
schnitt vor. bot an. legte vor und mono
logifirte so ohn Unterlaß, daß fi ihrem
Gast voll Muß zu ttäumerifchem Nach
denke ließ. Und der Gast vertieft sich
darein, in dem jetzigen Schmetterling die
sruyere Raupe zu suchen. Wie sie sich
verändert haben, dies Keinen wißn
Hände, in denen sonst unter den Fingern
ve eyreri tu gever in Bermtrrungge
rie'h und in denen jetzt unter seinem Blick
Gabel und Messer sich verwirrten! Und
dies frisch Lippe, die in ganz klein
wenig vorstand! Hat fi nicht gelernt,
während die Stirne sich entfalten, die
Hände bleichen, di Wangen zu errötben
rmenk
Kaum war da Frühstück zu Ende, so
ließ mich Fräulein Aurora mit ihrer
tonte allem.
.Sie ist eine Perle, mein lieber Lerrl
Wenn ich bedenke, daß ich am ersten Tag
gtauoie, ne wuro mir oa reven verbit,
lern! Ach, wie trügerisch, ie unzuver,
lässig doch die erste Eindrücke find! Ich
ronnre n yeuie nicyl mevr enioebren.
tonnt meine eigene Tochter nicht herz,
iiqer neuen und wer tu auch nur au
min Mann vtrhkirathk, der mir schwört,
daß er si mir nie entreißen würd. Er
wird sich übrigens nicht in beklagen ba
ve, vieler err; mein öchterchen bringt
tarn zwoisiauieno Planer zu, und ich
wero lyr eitere lunrmtau 10 Hinter,
lassen, so spät al möglich: da ist wobl
ver amiD wen, daß man sich in paar
Jahre geduldet, nicht wahr. Aber ir
haben noch lange Zeit, eh wir an ihr
Verheirathung zu denke brauchen, und
q yone. err Proseffor. da St fie bi
dahin wett vorwärts bringen; Ihre
Schülerin soll Ihnen Ehre machen.'
Ich verbrachte in a Baftide acht Tage.
während welcher Zeit Frau Camouard
von einer Freundlichkeit, von einer .u
vorkommenheit war, die zum Verzweifeln
gerne en war kür inen Mann, der nicht
au guter Quelle wußte, daß Frau Ca
mouard 50,000 Piaster im Vermögen
hat. Und Fräulein Aurora? Nun, sie
ar, offen gesagt, weniger, viel weniger
demonstrativ al die Tante, si sah mich
verstohlen an, wen ich sie nicht betrach.
tete, was, ich muß e gestehe, eher d
Regel al die AuSuahme ar.
E ist bciaubernd, diese plötzlich
Aufblühen der Schönheit ! Jeder Tag,
jede Stunde, jede Minute, trug seinen
geheimnißoollea Antheil zu dem Werke
bei.
E wurde abgemacht, daß Frau
Camouard noch zwei Monate auf dem
Lande bleibe sollte, damit Auroren
Gesundheit sich vollkommen festigen
könnte. Räch ihrer Rückkehr in die Stadt
würden wir unser Uatrrichtftuuden
wieder aufnehmen.
Zwei Monate später empfing ich so
gende Briefchen:
.Mein lieber Herr!
.Wir sind nun zurück und können
unsere Studien wieder beginnen, aber
bitte, bestimme Sie ein andere Stunde
dazu; meine kleine Wilde vo ehemals
kann sich jetzt recht gut sehe lasse, und
ich schmücke mich gern mit ihr zur Zeit
der eluch.'
Ich ging um zwei Uhr hin und begab
mich nach dem alten Gebrauch in da?
GartenhäuSchen. Niemand war im
Studierzimmer; ich erhob mechanisch die
Augen: Niemand auf dem Gipfel des
mit goldigen, reifen Früchten bedeckten
Bilimbibaume. Ich begab mich in daS
aus.
.Im GartenhäuSchen ist eS in wenig
heiß , sagt Frau Camonard zu mir,
.da ist wenigstens Auroren'S Ansicht,
Hier im Salon ird es behaglicher fein
man kann ja Jhceo Tisch hinausbringen
ehe Besuch kommt.
Aber der Lehrer muß ich eS gestehn?
hatte die Gewissenhasttgkett verloren
Kein Enthusiasmus mehr ia Bezug au
die Participien, kein Eifer mehr in der
Durchsicht der Aufgaben: Geographie,
Geschichte, Mythologie, Kosmograph'.e
All ließ ihn kalt. Ja mehr noch
selbst die orthographischen Fehler schienen
ihm unwichtig, und seylte nicht viel,
so hätt r di Hand geküßt, die sie ge,
macht hatte. Ich weiß S nicht, war die
Gegenwart der Frau Camouard, die
stets dem Unterricht beiwohnte, daran
schuld aber Schülerin und Lehrer wuc
den täglich zerstreuter, die Schrift ver
schlechterte sich und die Buchstaben wur.
den ganz zitternd; dt aufgesagten Lek
tioven blieben in der Kehle stecken, die
Erklärungen waren stammelnd und kon
fuS. Unter solchen Umstände nimmt
ein Ehrenmann nicht weiter ein Ent
schSdigung an, di er, ie er ohl weiß
nicht verdient hat. Uebrigev ar Fräu
lein Aurora nun mehr al sechszehn
Jahre alt, wo sie ohl bald, en nicht
gar letzt schon, an etwa ganz Andere
denken konnt, al an ihr Studien
Also, Herr Professor, kein AuSflücht,
danken ie adl
Al ich an dem Tage, da ich diesen
Entschluß saßte, um süns Uhr de Abend
in gewählter Kleidung in den Salon
trat, merkte Frau Camouard augenblick
lich, daß ich etwas Besondere auf dem
Herzen hakte.
.Laß uns allein, meine liebe Aurora.
Aurora ging und als si an mir vor
überschritt, konnt ich sehen, daß ihre
Wangen stark geröthet waren.
Ich hatte kaum zwei Wort gesagt, al
mir grau Camouard die Rede abschnitt,
wa mir Übrigen sehr lieb ar.
Wie st es anftng ist ihr Geheimniß
gewiß ist, daß ich ihr in weniger al sün
Minute und underbarerweise. ohne
daß ich auch ur in Wort zu sagen
rauchte, gestanden hatte, daß ich fterb
lich verliebt in ihr Nicht wär; ich hatt
sie um deren Hand gebeten, von der mein
LebenSglück abhinge; ich hatte geschworen.
mich nie von ihr zu trennen alles, ohne
auch nur eine live zu sprechen.
.Ja, mein lieber Neffe,' schloß sie,
glaube Sie den, daß ir hier die
dreiundzwanzigjährigen Lehrer mit un.
fern Mädchen allein lassen, wen wir un
serer Sache nicht sicher sind?'
.Wie, iviavame, st hätten er,
rathen....'
.Ganz gewiß, mei lieber Sohn, ganz
gewiß und da vom ersten Tag an,
Alles war geplant, angeordnet und auf'
allerbeste geregelt."
grau Camouard schellte; der Glocken
to führt ein Diener herbei.
age Fräulein Aurora, sie mochte zu
un tn den Ealon kommen, und bringe
ven zvtadelra."
Und dann kam meine geliebt Aurora !
Rlappermüller und
plappeo
Müller.
Der Hofbesitzer Klaxxermüller und
der Particulier Plapxermüller waren
Muftereremplare guter Freunde und ge,
treuer Nachbarn. Nicht ein Morgen ver
ging, ohn daß Plappermaller seinen
Namensvetter von seinem Hose au herz,
lichft begrüßte und die verschiedenen Lei,
den und Freuden des Klappermüller
chen Hauses zum Gegenstände einer knr
zen Besprechung machte. All diese Klap,
permüllerschen Angelegenheiten beeilte er
sich dann theilnehmenden Freunden und
Bekannten zur Kenntniß und weiteren
Erörterung zu bringen, natürlich nur im
Interesse seine Nachbar, dem ex die
No. 16.
Wohlthat bei Worte: .Getheilte Freud'
ist doppelt Freud', getheilter Schmerz ist
halber Schmerz,' zu Theil werden lassen
wollte.
Leider verstand Klappermüller diesen
Freundschaftsdienst durchaus nicht zu
würdigen, sprach vielmehr bei allen Ge
legevheiten wo Plappermüller i absen
tia war, von dem .Klatscher' uud .Ver
leumder' iu Ausdrücke die er gerade
nicht au einem Freuvdschaflsbriefsteller
entlehnt hatte. Doch da that alle
ihrer offiziellen Freundschaft keine Ab
bruch.
Plappermüller hatte neuerding eine
freundliche Ueberraschung für den Nach,
bar ersonnen. War da unter ihren Mit
bürgern auch i ehrenwerther Herr
Jsaak Tulpenthal, der für unsere Klap,
permüller ebenfalls eine arme Theil,
nähme hegte, ar er doch mit dessen
Wohl und Wehe durch in Hypothek
von 3000 Thalern, eingetragen auf des.
fen Hof zu de Tulpenthäler Gunsten,
auf Engste verknüpft. Diese Herrn
traf .zufällig' Müller der Plapperer
und brachte, ie natürlich, da Gespräch
auf ihren gemeinsamen Freund Müller
de Klapperer. Da wußte er den de
Anderen vollste Interesse zu errege
durch allerhand kleine Mittheilungen über
seine! Nachbarn bedauerliche anhalten,
de, Mißgeschick mit Vieh, Ernten und
derzl. ES geht schlecht mit ihm, man
merkt all Nachbar so macherlei,' schloß
er mit vielsagendem Achselzucken: .aber
natürlich Alle nur im Vertrauen gesagt,
Herr Tulpenthal.'
Drei Tage waren seitdem verstrichen,
da herrschte im Klapperhofe große Auf
regung. ES war Botschaft von Jsaak
Tulpenthal angelaugt: Binnen drei
Monaten Zahlung der Hypothek, widri
ger.fallS ZwangSoerkauf.
.Und keine Anderen verdank ich di
Geschichte als dem verdammten Plapper
maul! schrie Klappermüller und schlug
ingrimmig auf den Tisch; .wo jetzt Geld
hernehmen, bei den miserablen Zeiten,
Ernte schlecht, Ländereien so schon voller
Hypotheken' wiederum seufzte da un
schuldige maltraitirt Möbel unter seinen
Schlägen.
ES fehlt jetzt nur noch eine Woche am
Ablauf der Zahlungsfrist. Klappermüller
hatte ftch die Beine abgelaufen, um Geld
oder Ausschub zu erlangen nicht da
Trübsinnig stand er jetzt am Tische und
narrte aus eine Brles in seiner Hand
Da sah er Freund Plappermüller aas
sein Hau zukomme; wiederum ballte er
die Faust und in diabolische Lächeln
gitll pwtztich über sein Geftcht. .Warte,
Freundchen,' sprach er zu sich selbst, .die
Suppe, die Du mir da eingebrockt haft,
sollst Du selbst auScssea; kein Anderer
ai Bu sollst den Juden bezahle, ich
mugle üvich Ion chlecht kennen.'
Haftig warf r den Brief auf die
Kommod und ar im nächsten Augen.
viicr orauyen veriqwunven. Gleich dar,
aus trat Herr Plappermüller ein : sei
i der leereu Stube umherschweifender
ltcr vlleb aas dem weißen Blatt Papie
hasten.
.Na, aS bat denn der u korrekoon,
diren?' murmelte rund ariff o,u
rt m. i o , . "'! . -o-
nco genrren t na vem Brief, er
selbe enthielt keine Adresse und lautete
Sehr geehrter Herr! Auf Grund ei,
ner nochmaligen genauen Untersuchung
jyr am icyienoerge oeiegeven Ter
CSr. . r e . r ' ' "
ratnS kann ich mich Ihnen nunmehr da
für verbürgen, daß der Berg Kohle,
lag von größter Mächtigkeit befitzt,
daß .letzter nur vo Ihn Grundstücken
aus ericvionen werden ane. Nur be.
darf e zur Gewinnung einiger größerer
Probe vorläufig noch eine kleineren
apltal Ihrerseits, u. f. .. u. s. .
Darunter der Name ine berühmten
0 lv n r M . '
Wrolvgen unv ergvaurunstgeu.
Plappermüller ar baff. Dieser TI,
pel, der lappkrmüller, Herr solch enor
mer Nkiqiyumer, zu deren Erschließung
er freilich keinen Heller amuwenden
hatte. Augenblicklich hatte der uneigen.
vugige iperulatlve greunv seinen Plan
gefaßt. Rasch warf er da Blatt wieder
aus seinen Platz und rief dem eben ein,
tretende Hausherrn ,u: .Lieber Kla.
permüller. Du mußt mir einen Gefalle
erzeigen. Meine Tochter verheirathet
sich, wie Du ißt, i nchftr Zeit, und
,q mug oann meinem Vchwiegerfohn ver
vrochenermaße ein paar Lektar Land
übergebe. Nun sieht aber jetzt kein,
zum Verkauf hier, und kurz und gut, Du
mugi nur ein Paar von einen Plänen
überlassen. Deine zwanzig Acker liegen am
besten für meinen Schwiegersohn.' Klao,
permüller, der anscheinend höchst erstaunt
zugeyorr yar, icylagt , Bitte kurzweg
ab. Gerade diese Aecker seien ihm au,
bestimmten Gründe nicht feil. Vlav,
permüller schwört Hal, und Bein, r
müss fi zur Einlösung seine Ver.
prechen habe und könne keine anderen
brauchen. Nach einer halben Stunde
cheint Klappermüller mürbe und der Kan,
del ist fertig. Plappermüller bezahlt 6000
Thaler, einen Preis, der ihm sonst Haar,
sträuben verursacht hätte. Am dritten
Tage schon zahlt er da Geld iaar dem
chmunzelnden Nachbar au. Tag drauf
st gerichtliche Auflassung.
Als n vom Grtchte kommen, plagt
der Teufel den neuen Eigenthümer und
scheinbar harmlo meint er z Klapper
müller: .Uebrigev hör ich, daß aus dem
Land. Kehlkn gesunde seien' .Auf
meinem Deinem Land Kohlen? ar
di ironisch Antwort; da ist mir neu.
Daß Kohlen aus dem Ochsenberge ent.
deckt find, weiß ich allerdings, aber nicht
auf meine Grundstück, sonder ans
den Wassermeoerschev, aus der ander
Bergseite und drei Stunde vo mein
Plänen.'
.Aber der Brief, de ich neulich bei
Dir Ia ,' entfährt e dem schrecken,
bleichen Plapxermüllerschen Munde.
.Ach so, der Brief.' tönt e, trockn
zurück, .der war ja gar nicht an mich ge
richtet, den hatt den der Wassermeyer
mir geschickt; ich sollte ihm meine Mei.
nung über die Geschichte sagen.'
Sprach und ließ den Reingefallenen ie
betäubt stehen.
Klappermüller und Plappermüller
are zum längsten Freunde gewesen.
Zer verdächtige ZZries.
Von W. Hügel.
Al der Briefträger gegangen ar,
welcher dem Herr August Mayer soeben
ein Bündel Briefe übergebe, betrachtet
dikser aufmerksam die Adresse eine jedm
einzelnen. Nachdem er mit dieser Arbeit
an den zu unterft gelegene gekomw
war, sprang er empört vo seinem Stuhl
auf, denn die Schriftzüge der Adresse
waren vo einer männliche Hand ge
schrieben und dr Brief an sein Gattin
gerichtet!
.Ha,' murmelte er ingrimmig, .schon
längst habe ich fie im Verdachte der Un
treue. E kann nicht ander sein, dieser
Brief ist vo ihrem Geliebte. Ha, ha!
Der Kukuk trau' doch den Weiber!
Alle, alle find fie keinen Pfifferling werth
und die meinige ist e erst recht nicht!
Sie ist ausgegangen! Oh, wär fi doch
schon zurückgekehrt l Wie ird da falsch
Weib erbleichen, schuldbewußt erbleichen,
wenn ich ihr den Brief vor' Gesicht hal
ten und fragen werde: ,Eugenie, kennst
Du diese Schristzüge?' Reuevoll wird fi
mir zu Füßen falle, dieselbe umfchlt,
gen und ausrufen: ,Ach, bester August,
ich bekenne mich schuldig, aber verzeihe
mir! Noch ist dieses strafbare Verhältniß
in den ersten Stadien, noch ist zwischen
mir und ihm nichts geschehen, dessen
ich mich zu schämen brauchte. Verzeih
mir doch, August, verzeihe mir!"
.Gut,' fuhr Mayer in ieinem Mono
log fort, .gut, ich werde Dir verzeihe.
Halbohnmächtig vor Freud wird fi in
meine Arm sinken, ich werd fi an min
Herz drücken, wir werden wieder die
Alten fein, die ir vorher are und der
Verführer muß mit langer Nase abziehe,
verfolgt vo meiner größte Verachtung,
der ich überhaupt fähig sei erde!
Nuhig! Taucht unter, ihr Gedanken!
Hier kommt sie selbst!'
Frau Mayer betritt da Zimmer, uad
ohne daß ihr Gatte ihren .guten Abend!'
erwidert, richtet er sich in seiner ganze
Länge vor ihr auf und ruft mit solch'
dounernd Stimme zu, daß die Fenster
scheiden klirren: .Treulose, falsche Ver
rätherin, kennst Du diesen Brief?' Di
Gattin erbleichte. ,AH,' murmelt Miryer
mit Befriedigung, ,'S kommt so, ie ich
vorhin dachte!' Nochmals donnert er:
.Eugen!, kennst Du diesen Brikf.'
Die Frau hatt sich nun twaS gefaßt
und sag! leicht die Achse! zuckend: .Ja,
ich kenne ihn!' .Soooh,' schreit der
Gatte. .Du scheinst ja nicht 'mal diese,
strafbar Verhältniß leugnen zu ollen?
Ei, da soll ja das Donnerwetter 'ei,
schlagen! Sofort nennst Du mir de
Namen de, Verführer, Deine Gala,
damit ich ihn zur Rede stelle, mich mög.
licherweise mit ihm duelliren kann!'
.Verführer, Galan!?' fragt Frau
Mayer erstaunt; .ja. bin ich verrückt ge
worden oder bist Du'?'
.Du bist'S geworden! Denn ie kann
man einem Menschen, ie ich, der der
zärtlichst Gatt, der liebevollste Vater
feiner Kinder, der ruhigste Bürger dieser
Stadt ist, hintergehen, ohne daß man
verrückt geworden ist? Ja, ich sah wie
Du im Bewußtsein Deiner Schuld er
bleichtest, al ich Dir de Brief vor da
Gesicht hielt.'
.Allerdings that ich das!' meint nun
Frau Mayer, aber nur desbalb. mttt
dr Brief in Deine Hände kam.'
.Ja, da, kann ich mir denken,' fällt
ihr Mayer in Wort, .wäre r in di
Deinige gefallen, dann wär' k ffr.
bleichen ja gar nicht nöthig gewesen.'
.Nein, denn dann hätt' ich die Sache
hinter Deinem Rücken in Ordnung ae,
bracht....' " 8
,Ei, das ird ja immer schöner!'
Hätt' die Recbnuna van mrlntm r.
späten Haushaltungsgelde bezahlt, und
Du würdest nicht, davon gemerkt ha.
ben.' T
.Rechnung?' hau&it Mk,? i. ,,
den Wolken gefallen.
irO. aütx fersüchtiger Narr.'
chrie bie Gattin nun iks,i
da Kouoert. e wird eine Rechnung vo
7ki Damenschneider sein, dessenHaad.
71 W on.nk voch. ifr
üchtige Ungeheuer!'
Dieser folgt dem Befehl und liest:
Rechnung für Frau Maner. nnn
nymuS Nadelftich, Schneider....'
.Herrgott,' ruft der nun Aufgeklärte,
da habe ich mim 'mal fMn ,
i,t i. i ' ' nv vuuu;; ;
Jetzt darf ich ihre nie umfassen und fi
um Verzeihung bitten!' - Und f ge.
0ffn daß ihm dieselbe
bereitwilligst gewährt worden ist!
Gast : Ich möckte .in fi,r.t.
X ia 7r , ' ' " u VIUU.
chen mit Ei, aber die Eier müssen frisch
Kellner: Sebr wnfil ,..v. v:.
sZi ' 7 t x twviUK Vi
Eier von der Henne direkt auf da Blöd
chen leaen lakk, '
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