Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 06, 1894, Image 10

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    Darja 5abanjefska.
Novelle rn B. R a d o t i e.
Bori Mi!rssk, hatt, titn sein
Studien an in Ux bedeutendsten medt.
zwischen Fakultäten Ut Continen! ik
eudet. oll der türkrschsnbische Krieg tm
akr 1?7S auSbracb.. Er M usch
Belgrad, um feine Dienste der serbischen
Regierung zur DersSgung zu fielen. Er
. wurde angenommen und im Rang einel
Regtmentearzte, nach der Grenze ge.
sandt. Belgrad war zu jener Zeit mit
Fremden überfüllt, aorunier uiuwm,
Ztallkner. Engländer. Deutsche. Bul,
garen und noch Andere, die in die serbt
kcke Slrmee etnaereibt werden wollten,
Man betrachtete damals von Seite der
- Fremden diesen rteg mehr 18 einen
religiösen, denn al einen nationalen
Kampf. E wäre bezüglich der Frem.
den. ihrer Ausfassung und ihren S?m.
xaihien dasselbe gewesen, wenn ein an.
der Balkanflaat den Besreiungiramx
unternommen hätte.
Doch im Vergleich zur enormen Zah
Russen, welche gekommen waren, an dem
Kampfe theilzunehmen, erschienen die
deren Nationen ziemlich qwaq ver,
treten.
In den Straßen Belgrad sah man
Unall Russen. Die Gasthäuser waren
it ihnen überfüllt: aber sie brachten
auch eine ansehnliche Anzahl ihrer ranv.
nninnen mit. die sich dem Samariter
dienste widmeten. Doch gab I darunter
; siele solche, die e mit ihrem dieSsälligen
Berufe nicht gar ernst nahmen und mehr
auf Zerstreuung und stmung ver 3,
gierde ausginge. Man wollt einen
solchen Krieg mitmachen, da er sehr in
teressant zu erden versprach. Schließ'
ltch wußte man ja auch nicht, ob nicht
aus diesem nicht mehr ungewöhnliche
Weg ein LebenSgefLhrt anzutreffen
Lre.
E war in der Stadt in Herumfahren
bei Tag und Nacht, wie noch nie. Der
gewöhnlichste Weg war vom Kalemegdan
dem freien Platze zwischen Stadt und
Festung, wo ftch zwel ver oeveulevonen
und von den Fremden am meisten sre,
qumtirten Gasthäuser befanden nach
den verschiedenen Ministerien.
Mitrofanow wurde in einer dringen
den. die Ambulanz betreffende Ange,
legenheit nach Belgrad gesandt. Er war
auch in inem der erwähnten Hotels ab
gestiegen. E war am Abend, al er
ankam. I den Restaurationi'Lokali'
täten ging e sehr luftig zu. E würd
Setmnken, gesungen und gespielt auf
Instrumenten und mit Karten und die
meisten Fremden erwiesen sich in allen
diesen Belustigungen alS Virtuose,
gleich alS ob sie von speziellen Lelemän
ervereinen dahin al Champion aige
ordvet worden wären. Auch die Ein,
beimische hielte sich tapfer. O. wenn
sich handelt, .mukte (auf fremd
Rechnung) zu zechen, da ist man von
wirklich unvergleichlich. Die Russen k,
kündeten ein phänomtnal Freigebigkeit
I that in gesonnenen Mensch m
förmlich weh, zu sehen, wi da mit Du,
katen, Jmperial und Napoleon'dor
herumgeworfen wurde. Für sie war
Ille neu. namentlich bei dieser Gelegen
heit der Schatz der serbische, sogenan,
tn sewdalinischen Lieder, welche m ihrer
Art einzig dastehe und auf Slawen
erntn tiefen, begeisternden tnvrua au
üben.
Mitrofanew wurde einem solchen ge
selligen Kreise ieigezogen, wo er Gele,
oenheit bekam, mit mehreren Russinnen
bekannt zu werden. Er war ein luftiger,
hübscher und sehr sympathischer, dabei
anspruchsloser Bursche, sein dichtes,
schwarzes Haar, sei große,
schwarze Auge, die femgeschntt
tene Nase, der kleine Mund, die bräun,
liehe, vollkommen reine Gesichtsfarbe,
der kleine fchmarze Schnurrbart und die
schmalovale Geflchtlform, die kräftigen
Schultern und die schlanke hohe Gestalt
schienen aus erwähnte Frauen einen nun
fjiaen Eindruck zu machen. Eine daran
ter. Darja SabanjesSka, die Tochter
ner reichen Wittwe, welche sich mit ihm
am wenigste unterhielt, beobachtete ihn
naukgesttzt und schenkte ihm ihr volle
stumme Interesse, waSMitrofanow kaum
bemerkte. Für ihn warm die serbischen
Lieder, wie sie da vorgetragen wurden,
neu. Er kannte, al Slawe, auch einige
serbische Lieder, aber die waren mit denen,
eiche er hier von Zinsare denn die
find dort die besten Sänger singen
hörte, sast nicht zu vergleichen. Immer
wieder ersuchte er die betreffenden Sän
er. zu singen, trank dabei sein Gläschen
Wein und lauscht. ES war ihm sast
unrecht, daß sich an dem Tische Dame
befanden, obwohl er Damengefellschaft
liebt. Er wollt sich ganz dem Genusse
de Gesänge hingeben, und da konnte
er nicht, weil eben Damen an dem Tische
waren, die er nicht ignorire, sonder
unterhalten mußte. Die Gesellschaft
wurde immer aufgeregter und lärmender.
El wurde immer mehr getrunken. Reden
wurden gehalten, die, so wie der Gesang
ewig unterbrochen wurden. Der Lärm
um den Tisch und im ganzen Local stieg
bi znr Unerträglichkeit. Bon den an
deren Tischen kamen luftige Zecher und
mengte sich in die Unterhaltung, die t
Conkoversen ausartet. Es entstand eine
Confuflon, welche die Damm zum Auf
brach bestimmt. Auch Mitrofanow nahm
Abschied von der Gesellschaft, die sich
vergebens bemühte, ihn zum Bleibe zu
bewegen, und ging auf sei Zimmer.
E war zwei Uhr nach Mitternacht.
Obwohl er müde und auch ein wenig
betäubt war. hatte er doch eine unruhige
Nacht. Er träumte, der Leichenceremonie
von Dar; SabanjesSka, die gestorben
war, beizuwohnen. ES war am Nach
mittag bei großer Hitze. Er befand sich
im Hof ine kleinen, von Reben um
rankte Hause. Der Hof war voll
Leute, all festlich gekleidet. Sie mach,
ten ihm Platz, al er zu einer kleine
Thür schritt, der Thür zu dem Ge
mache, in welchem Darja Saban
jesSka aufgebahrt war. Links vor der
Thür an ter Wand, in ManneihZhe,
lag auf einem daran befestigten Brett
che der Sovf eine abaeschlachteten
Pferde, da ihm gehöre sollte, obwohl
er keine hatte. Au dem Zimmer lerne
ihm eine Leichenmusik. die er sonst nie ae
hört hatte, entgegen. Er konnte nicht
durch da Gedränge, um in' Zimmer zu
gelangen. und man wartete aus ihn.
Warum? Da war ihm nicht recht klar.
Er mußte aber hinein. Mit schmerer
Mühe drückte er sich durch die von Men
schen verstellte Oeffnung der Thür und
kam etwa zwei Schritte von derselben im
Jnnini de Zimmer zu flehen. Tiefe
war ganz weiß getüncht. Boa den An
wesenden, die vor ihm standen, konnte
er die Leiche Darja SabanjesSka' nicht
sehen. Zwei Wachskerzen brannten in
hohen Eanbelader. I ihrer Rahe ge,
wahrte er die schwanen hohen Hüte mit
nach rückwärts heralhZvgenden scharzen
Schleier der serbische Mönche, welche
die Messe lasen. Di Sach ging aber
hauptsächlich ihn an, und r konnt sich
nicht zeigen! Ein bange Gefühl be
schlich ihn. Er versuchte wieder vor
wärt zu kommen. Unmöglich. Nun
hob er sich aus die Zehen und, über die
Köpfe der vor ihm Stehende schauend,
sah er Darja Sabanjeflka aufgebahrt in
weißem Kleide, blaß, mit geschlossenen
Augen; in den gefaltete Händen hielt
sie ein Kreuz, da ebenso wie ihr Hände
ganz von Blut befleckt war. Schauer und
Furcht ergriff ihn und er zog sich schnell
zurück li zum Haulhor. wo er stehen
blieb und mit einige Bekannten das
End der Ceremonie abwartete. Das
Todtenlied. von einer Capell anS
geführt, in eigenthümliche Melodie.
hörte er wieder. Da angesammelte Volk
begann sich dem Aulgang zuzubewegen.
Nun sollt der Sarg hinausgetragen
werden. Wieder üoerflel ihn ein Furcht,
di ftch bi zum starren Entsetzen steigerte
Er wollt flüchten, konnte aber nicht von
der Stell. Di Mustk kam naher.
Da Gedräng würd imm größr.
Der Druck von allen Seiten war so groß,
daß er den Athem verlor. Er versuchte
noch einmal, sich zu befreien, doch die
Kraft hatte ihn verlassen. Ja seiner
höchsten Angst und Athemnoth schrie er
aus und erwachte.
Mitrofanow sah sich um; Alle lag in
tiefster Stille. Au der Ferne hörte er
die Musik vom nächst liegenden Gast,
Hause. Er erinnerte sich an die Todten
Arie, die er im Traume gehört hatte; die
tönte ihm noch in den Ohren. Die Arie
hatte er sich gemerkt, die war ganz eigen
thümlich, dabei feierlich schön. Von wo
kam ihm diese Arie, die er nie in seinem
Leben gehört hatte? Sie war nicht sein
Produkt und auch nicht da irgend eine
lebenden Wesen auf dieser Welt. Wer
hatte sie geschaffen, da sie doch Jemand
geschaffen hade mußtet in uner
gründliche Geheimniß. Man pflegt zu
sagen: da Leben ein Traum. Wäre
e nicht richtiger: der Traum ein w
ben zu sagen? Den nur Leben kann
schassen und erzeugen. avaniesSka.
wie kam er auf diesen sonderbaren
Traum? Er sühlte eine Nässe auf dem
ganzen Korper, die kalt zu werden a
sing. Einig Tropfen rieselten ihm von
der ttr in die Augen, von den Wan
gen in den Schnurrbart. Er wischte sich
mit der Decke da Gesicht ab. E war
Schweiß. Dann hüllte er sich gut ein
und versuchte weiter zu schlafen. Tiefe
Stille ring herum. Die TodtenArie
tönte ihm noch immer in den Ohren.
Die Besinnung begann ihm allmählich zu
schwinden; e währte nicht lange und er
war wieder im tiefsten Schlaf.
AI er am Morgen im Freien vor dem
Restaurant de Gasthauses seinen Kaffee
trank, kam und setzte na) zu ihm einer
seiner in Serbien erworbenen Freunde,
Anta Aleritfch.
Du, sagte Mttrosanow zu ihm.
.bast Du schon ie diese Arie aenört?
Er pfiff ihm die Arie vor. Äleritsch
horchte.
.Wa soll da sein?" frug dieser.
.Nun, eine Arie', erwiderte Mitro,
fanow .... .Haft Du sie schon gehört? "
Nie in meinem eden. Warum frag
Dn mich?
So', entgegnete Mitrofanow, .ich
wollt wisskn gefällt sie Dir?
.Ich wiß nicht, wie ich Dir sagen
soll.... Ich müßte mich daran gewöh
nen. Sie scheint schön zu sein. Wahr
scheinlich ungarisch?"
,O nein.'
,Wa denn?"
.Ich werde Dir davon gelegentlich er
zählen."
.Vesöllt Gie 'ix vielleicht?"
.Ich weiß auch nicht, aber sie macht
mir Furcht."
Mitrofanow hielt eine vorbeifahren
de Fiaker an, reicht seinem Freund die
Hand und sagte, er müsse in Ministe
rium. Bald darauf verschwand er um
die Ecke. Auf der Fahrt bemerkte er
Darja SabanjesSka, di nach dem Gast,
haus ging. Ei blieb förmlich stehen,
al sie ihn sah. Er grüßt und fuhr
vorüber. Al er beim Ministerium ab
stieg, sah er Darja i einem Wage vor
überfahren.
Nachdem er seine Sach mit dem Mi
nifter vorgebracht, kehrte er mit seinem
Wagen zum Gasthaus zurück. Wieder
war hinter ihm im Wage Darja Saban,
jefska. Er trng sein Papier in sein
Zimmer und kam hinaus tu di Restau
ration. Darja SabanjesSka saß a einem
Tisch und trank Milch. Mitrofanow
grüßte neuerdings, näherte sich ihr und
rüg sie, wie e ihr gehe. Vi dankte.
Wo warm ie, Mttrosanoa?' frug
Sie ihn.
.Beim Minister.,
.Wird er Sie noch lang hin lassen?"
.Noch zwei Tage."
.Und dann?"
.Zurück zur Morawz.Armee."
.33 e dort schön?"
Mitrofanow lacht. ,J nachdem.
Die Gegend ist wunderbar."
.Wie halten sich di Russen?"
Tapfer. Viele Verwandele."
.Mitrofanow, ich gehe mit Ihnen."
.Sie. Darja Nikolajewna (der väter
liehe Beiname)? Traue Sie sich mit
mir zu gehen?"
.Warum nicht? Ich wünsche ."
Mitrofanow betrachtete überrascht und
prüfend Darja. Er wußte nicht, ma er
ihr antworten sollte. St lächelt soöt
tisch. .Habe Si so groß Furcht vor
mir, Oder bin ich Ihnen antixathisch?
fragte , ihn.
.Weder da Ein noch da Andere,
tm Vegenlhetl."
Darja SabanjesSka war in sehr
interessant Erscheinung. Etwa zwanzig
Javre a,k, von mittler? stall, schlank,
mit schönem mattblondem Haar, feinen.
stark ausgeprägten Zügen, länglichem
Genchte und aroe, hellblauen Augen.
die etwaSDämonisch'EntschlosseneSanftch
hatten. Ei war darin rein Feuer, soa
dern ein offener, freier, kalter Sttahl. .
Als wen sie sagen würden: .Kein
Aulflücht, denn ich sehe Dir ja in di
!.'
Mitrofanow faßt, sich. .Darja Niko
lajkwna", sagte r, .Ihr Vrtrauen ehrt
mich. St kennen mich aber nicht. Ich
nehme Ihr Anerbieten an, ohne Sie
jedoch zu binden. Sie haben zwei Tage
Zeit. Beipreqen vi die Sach mit
Ihm verehrten Frau Mutter, und sind
tote bann noch immer gesonnen und nt
schloffen, mit mir zu kommen, so soll S
mich treuen." Ich bin entschlossen.
erwiderte ruhig Darja, .und nach zwei
ragen erde ich e ebenso sein, wie jetzt,
Meiner Mutter, die beim russischen
niki.n h-fttt Di,. t.lf. l.ti.A
. f.V... V..W..Q ..If.v .., JlWt
wegen ihre Alter sich Freiheit in ihrer
Viknttleifluna oder, wen Ei wollen.
in ihrem Amt aulbedungen hat, kann
Ort und Dienstzeit wählen, demnach
wird e ihr leicht sein, sich der Ambulanz
bei der Morawa Armee anzuschließen.
Man schlug ihr vor, zur JaworArmee
zu gehen, doch dort ist fast gar nicht zu
thun; e wäre ebenso, al wenn sie hin
bleibe. Ich werde sie zur Abfahrt nach
der MorawaArmee schon bewege. Sie
wäre Übrigen berett dorthin abgereist,
aver ne bat bork reinen männlichen Be
schütz, der ihr zur Seite stehen würde
und Wohnung, sowie alle Nöthige un
abhängig von der Verwaltung de
.Rothen Kreuze" verschaffen würde.
Mein Onkel, auf den meine Mutter
wartet, kommt noch immer nicht. Er ist
unterwegs erkrankt. Und mit anderen
Aer.ten ist sie nicht genügend befreundet.
um ihre Dienste ia dieser Richtung in
Anspruch zu nehmen. Sie könnte e
zwar doch, aber gerade diesen Leute
möchte sie sich au persönliche Gründen
nicht zu Dank verpflichten. Da würde
sie e schon vorziehen, beim hiesigen
Lazareth zu bleiben. Aber wa wäre
damit sür mich erreicht? Wir wäre ia
den Krieg gezogen, ohne ihn gesehen zu
haben, und ich bin hauptsächlich mitge-
gangen, um den Kampf zu sehen. Sie
sind hierzulande und überhaupt für un
fremd; Ihre Freundschaft wird meine
Mutter, besonder da Sie auch Arzt
sind, eher in Anspruch nehmen. Wissen
(Sie, ich habe in der Nacht darüber nach
gedacht, weil ich ununteibrochen damit
be chästtgt bin. eine Möglichkeit zu schas
fea, um zur Armee zu gelange. E ist
die höchste Zeit. Also einverstanden.
Wir werden heut zu Mittag bei Tische
darüber näher sprechen. Sie werden die
Güte habe, an unserem Tische Platz zu
nehmen."
.Mit größtem BergnZgea," erwiderte
Mttrotanow.
Darja legte de Lössei beiseite und
reichte ihm die kleine schöne Hand, indem
sie ihm in die Augen sah. Er verbeugte
nch unv ging.
Zu Mittag erhielt Mitrofanow Dar
ja' Karte mit der Einladung, zu Tische
ihrer Mutter und ihr in deren Avparte
mevt im Hotel Gesellschaft zu leisten.
Er verfügte sich hinauf und blieb dort
ganze zwei Stunden. Die Unterhaltung
war sehr lebhaft. Mitrofanow war von
Darja wie bezaubert. Ihre Mutter
konnt sich aber nicht entschließ, Mitro,
fanow' Dienste anzunehmen. Er schien
ihr zu jung.
Mitrofanow war während dieser zwei
Tage unausgesetzt in Gesellschaft Darja'S
und ihrer Mutter, aber zumeist allein
mit Darja, weil ihre Mutter sehr lange
vel Tage über im Lazareth verweilte,
wohin ihr Tochter nicht mitging, weil
st de nbltci von Wunden und mpu
tatioven nicht trage konnte. Die
gegenseitige Zuneigung dieser beiden jun
gen Leute machte die denkbar raschesten
Fortschritte. Den Morgen vor Mitrofa
now'S Abreis erwirkte er von Darja die
Zusage zum ewig Bund. Darja'S
Mutt gefiel Mttrosanow mit seinem
einnehmenden Wesen und als ihr Darja
ihren Entschluß mittheilte, Mitrofanow
zu heirath, stieß sie auf keinen harten
Widerstand. Die Verlobung würd am
selben Abend in d Stille gefeiert und
bestimmt, daß die Hochzeit nach dem
Kriege stattfinden sollte. Nun ar Darja
Mitrofanow' Braut und bewog ihre
Mutter, mit ihm nach dem Kriegsschau
platz zu ziehen. Mitrofanow mußt ihr
versprechen, sie einmal während de Kam
pfe so zu poftiren, daß sie demselben zu,
sehe könnte.
toi reiften den nächsten Morgen nach
dem Lager. Dort angekommen, brachte
Mitrofanow di beiden Frauen in einem
kleinen Dorfhause unter, wo n mit
ihnen regelmäßig die Mahlzeiten ein
nahm,
Si likbt ihn, wi nur in Weib
eine Mann zu liebe vermag. Sie lebt
nur für ihn, r ar ihr Alle, sie
sein aufrichtige, treue, aufopfernd Ge
sährtin, seine Sklavin. Mitrosavom
war glücklich und zufrieden. In dieser
seligen EemüihSstimmung verlebten sie
etwa inen Monat. Der Aufenthaltsort
wurde mehreremale gewechselt. Zuletzt
wurde Mitrofanow zur Dienstleistung
bei der großen Ambulanz beordert, wo
mehrere Russinnen beschäfiigt waren.
Unter dies befand sich Wer RuSkaja.
ine wunderbare Erscheinung. Schlank,
hoch, mag, breitschulterig, mit schön
ausgebildet Büste, einem rosigen, durch
scheinenden Teint, rö:HIich blondem, von
Natur eu gek.Lusellem Haa-, schönen
braunen Augen und sein prosilirt Ge
sichtSsorm, xersoniflcirte sie de Sprossen
ein onvollkommnetev. sein auSgestlde
ten Race. Sie war in von jenen
Schönheiten, die man ftudiren, entdecken
mußte. Im ersten Augenblicke srappnte
sie nur durch ihr feine imposant Gestalt
und durch di Harmoni ihre ganzen
Wesen. Er später fielen all ihr an
deren Vorzüge auf. Sie war eine Hin
gebung und Begeisterung einflößend Er,
scheinung, deren Liebreiz den Menschen
nie ermüdet. Mitrofanow hatt bereit
verschieben Male Gelegenheit gehabt,
mit ihr persönlich zu vnkehren und er
hatt die Unübnlegtheit, von ihr, Darja
Sabanies! mit einem vflug von Be
aunduna in svreckien.
Darja hörte ihm oft zu, ohne eine
Bemerkung zu machen oder in Frage
betreff ihrer aa ihn zu stellen, tote roch
aber Pulver. Ihr ar Wa RuSkaja
bekannt-und während sech Wochen deS
Zusammensein mit Mitrofanow hatte
sie auch Zeit genug, ihn von Grund aus
mit allen seinen Vorzügen und Schwächen
kennen zu lernen. Si beobachtete ihn
schärfer und schöpft aul allem seinem
Thu den Verdacht, daß er von Wera
RuSkaja' Zauber allmälig durchdrungen
werde, ohne I zu ahnen. Er murd un
geduldig; e zog ihn Etwa immer au
dem Hause hinaus: er blieb lange au,
war zerstreut und e dauerte lange, bi
er sich wieder in Gesellschaft Darja
Sabaniesska sammelte und erwärmte
Eine Abend e war sehr kühl
trieb eine Ahnung und die Ungeduld
Darja hinau. Mitrofanow hatte sich
noch nie fo verspätet gehabt. Sie ging
in der Richtung der Ambulanz. Etwa
zweihundert Schritte davon entfernt blieb
sie stehen und verbarg sich hinter einem
Baum. ES war mondhell. Eine halb
Stunde bange Warten erstich, als sie
au der Fern zwei Gestalten bemerkte,
welche nch langsam der Ambulanz zu be
wegten. Sie wartet in Weile, dann
begann sie sich, maskirt von diesem und
anderen Bäumen, in dem Maß zurück
zuziehen, al ermähnte Gestalten näher
kamen. Bor der Ambulanz trennten nch
Letztere. Darja wich immer zurück, al
sie wahrnahm, daß die eine Gestalt die
Richtung zu ihr einschlug. Sie war
schon nahe ihrer Wohnung. Bald er
reichte sie diese und stellte sich wartend in
die Thür. Die Gestalt kam immer
näher. Nun erkannte sie die Militär
uniform aa den im Mondschein glitzen
den Metallköpfen. Kein Zweifel mehr,
eS war Mitrofanow. Da Herz schnürte
sich ihr zusammen. Sie kehrte in' Zim,
mer zurück. Wenige Minuten später trat
Mitrofanow ein, und indem er ihr die
Hand nichte und sie umarmte, entschul
blase sich wegen seine so langen Au,
dleidenS, das r ganz wichtigen Grunven
zuschrieb. Darja hört zu, ohn etwa
zu erwidern, trug die Speisen auf und
stellte den Wamowar zurecht. Nach lan
gem Gespräch warf sie gleichgiltig die
Frage in, wa Wera RuSkaja mache.
Mitrofanow erwiderte, sie sei in einer
andern Abtheilung mit Kranken veschar
tigt und er habe sie den ganzen Tag nicht
gesehen. Darja SabanjesSka sah in den
Teller und aß. Ihr Mutter hatte keine
Ahnung, wag in ihr vorging. Sie frug
ihn noch unter Anderem, ob die Eom
xagne bald zu Ende fein wird. .Jeden
fall.' erwiderte Mitrofano, .die Tür
ken sind ia Alerianz eingedrungen. Die
serbische Armee ist in vollem Rückzüge:
an einen weitern Widerstand ist nicht
mehr zu denken. EL ist die höchste Zeit,
daß Rußland inlnoenirt." .Wird
dann sofort dn Frieden folgen?" Ich
hoff,. Und dann?" Mitrofanow
hielt einen Augenblick inne. . . . .dann,"
sagte er zögernd, .erden wir sehen."
Da, ja SabanjesSka gab dem tze piäch
eine andere Wendung.
Von diesem Abend an verlor sie Mitro,
fanow nicht mehr au den Augen. Uiber
all spähte sie ihm nach. ES währte nicht
lange und sie ertappte ihn wiedn, aber in
einer andern Weise, sie sanb in seinem
Portemonnaie einen Damenring. DaS
verursachte ihr einen tiefen Schmerz.
Si wartete bi ihre Mutter fort war,
dann trat sie langsam, aber festen Schrit,
te an ihn heran: .Von wem haft Du
diesen Ring?" frug sie ihn gereizt.
Mitrofanow wurde ganz verwirrt. Da
ist ein alter Ring," sing er an. .Sei
nicht feig und sprich die Wahrheit;' rief
sie ihm im strengen Tone zu. ,Wa
Wahrheit .... ich begreise nicht . ..."
Lüge ntchtr entgegnete sie, ihm gerave
in die Augen schauend.... Du haft
diesen Ring von Wera RuSkaja."
Mitrofanow war in größter Verlegenheit.
Ein Scher, .... Du mußt das nicht gar
so nnft auffassen." .Borischa," rief
Darja mit bewegter, bebender Stimme
au, .bist DU denn ein solcher Men chl
Erinnerst Du Dich nicht mehr an Deine
Worte? Du maltest mir ein Paradies
aus ... . und nach einigen Wochen em
pfängft Du schon eine Ring von einer
Andern! Für so schwach und erbärm
lich habe ich Dich nicht gehalten.
Kannst Du von einem weibliche Wesen
eine Hingebung und Liebe, al die mei,
niae. erwarten und verlangen? Nach
einigen Wochen bin ich Dir nicht mehr
gut, nun sehnst Du Dich nach Wera
RuSkaja und ach einem oder w
M,oaten? Dann müßte wieder ein
Andere kommen. Wohin soll da hin
au? Haft Du darüber nachgedacht? Da,
ist niedrig, abscheulich! 5tä kana nickit
glauben, daß Du so ein verworfen
Mensch bist. Ich will annehmen, daß
bei Dir nur eine Unübnlegtheit, eine
momentane Verirrung ist. Tu sagst, e
war nur ein Schnz; gut, ich will e
glauben, ab daß e der erste und ledte
dieser Art sei! Spiel nicht mit dem
geu unv bring mich nicht zur Ver.
zweinuvg. 3$ sage lr offen, ich will
ich kann Dich nicht verlieren. Sa
mir. haft Du mich wirklich nicht mehr
liw
Mitrofanow sühlte sich elend und ae
drückt; er war bi in den Grand seiner
eele er chü'.tert. .Meine Dar a!" rie
er au, indem er sie in feine Arme
schloß Ich hab Dir sehr, sehr weh
gethan, aber ich liebe Dich jetzt mehr al
e. Nicht wahr, Du bist mir nicht mehr
böse?"
Darja machte sich von ihm lo. .Du
liebst mich? Schwöre mir',!" Si zog in
Krkuz au ihr Bruft. da, si wi in
Reliquie an in Schnur um den Hal,
rrug unv hielt ihm vor.
Mitrofanow trat einen Schrit zurück.
r inner na an einen rraum an
da blutbefleckte Kreuz an di Leichen
musik. Die ri tönt ihm wiedn in
den Ohren. .Nein, Darja " rief er mit
weggewandtem Gesicht und abwehrend
auigeflrectlem Arme au, .lass da.
Ich kann nicht schwör Du kannst
nicht wissen Ich hab etwa geträumt'
,Wa, haft Du geträumt?" .Ich
kann e Dir jetzt nicht sagen Später."
Mitrofanow hatte, außer seinem
Freunde Anta Alexitsch, diesen Traum
Niemandem erzählt. Die Neugierde
Darja' wurde dadurch nur mehr ange,
facht. .Aber warum kannst Du mir
e nicht sagen?" rief sie vorwurfsvoll
und aufgeregt aus. .Ich kann nicht;
ich weiß selbst nicht warum. Später
einmal, in einigen Tagen Ich gebe
Vir mem Wort."
Darja kniete vor Mitrofanow nieder,
und, indem sie die Hände mit dem
Kreuze vor ihren Augen in die Höhe
hob, sagte si gemissermaßen im Zustande
der Ekstas: .Steh', Borischa! Ich
schwört vor dem Heiland, daß ich Dir
ewig treu bleiben und Dich nie verlassen
werde." Sie küßte das Kreuz und bot
ei knieend Mirrosanow zum Kuß. Ei
wehrt di Aufforderung mit einer Hand
bewegung ab. Darja richtete sich auf
und erfaßt ihn am Arm, idem si ihm
das Kreuz entgegenstreckte: .Du mußt
rief si mit bewegter dumpfer Stimme
aus. Mitrofanow zögert und zog den
Kops zurück. Darj, drückt ihm das
Kreuz an den Mund und wiederholt:
Ich beschwör Dich im Namen de All
mächtigen I' Mitrofanow küßt da
ruz unter dem Eindruck einer unhetl
vollen Ahnung. .Darja," rief er mit
bebender Stimme, ,ma machst Du da
mit mir? Diese Stunde verheißt mir
nichts Gute.' .Versprich mir, daß
Du mit Wera RuSkaja nicht mehr spre
chen wirft, und e ist Alles wieder gut."
.Da kann ich doch nicht; im Dienste
muß ich mit ihr sprechen." .Gut, im
Dienst, aber außer Dinft." AIS Mitro
fanow zögerte, hob Darja drohend den
Finger: .Versprich," wiederholte sie,
oder Du bist ein Heuchler vor Gott und
mir!" .Also ich verspreche e Dir,
Bist Du nun zufrieden?" Darja um
armte ihn. .Ja, " erwiderte sie , jetzt
bin ich wieder beruhigt, denn ich glaube,
Du bift nicht fähig, Dein Wort zu
brechen."
E vergingen einig Tage, Mitro
fanow kam regelmäßiger nach Haus
Er war ruhig und aufrieben. Später
verfiel er wieder in Gedanken, so daß er
Dana' Gespräch zuweilen ganz über,
hörte. Er antwortete meift mit .Ja",
ohne zu wissen, um was e sich handelte.
Darja hätt ihm sagen können: .Soll ich
den Samowar zum genfler hinaus
fen?" n würde .Ja" geantwortet haben,
Dieser Wechsel in Mttrosanow' seelen,
zustande entging Darja nicht; sie ließ
aber nicht merken. Sie war im Zmi
fei e war ihr unmöglich, Mitrofanow
so grenzenlose Charakterschwäche zum,
muthen. Wenn es aber doch so sein
sollte? Dieser Gedanke macht ihr da
Blut in den Adern erstarren. Verachtung
und La gegen ihn drohten in ihr auszu
keimen. Sie war kalt und merkte auf
itde sein Bewegungen.
Eine Abends begab Ne Nch wtev zur
Ambulanz; sie wählte eine viel nähere sie
verdeckende Stelle, von welcher fle Mitro
fanow beim AuSgange ganz gut erkennen
konnte. ES war ein zerfallene Wind,
mühle. Der Himmel war bewölkt und
nur von Zeit zu Zeit brach der Mond
durch die sich zertheilenden Wolken her
vor. Eine Frau trat au der Thür
Öffnung der Ambulanz heran und schritt
in geringer Entfernung davon aus und
ab. ES war Wera RuSkaja in ihrem
Lazarethkoftume. Offenbar wartete sie
auf Jemanden. Darja' Herz begann
stärker zu klopfen. ES konnten fünf
Minuten vergangen fein, als auch Mitro
fanom herauskam. AI er Wera RuSkaja
aemabrte. näherte n sich ihr. Sie fpra
chen eine Weile, dann erfaßte er si a
beide Händen.
Dar a Sabame Ska hielt ihre and
auf die Bruft gepreßt, al wollte sie dem
Klopfen de Herzens Inhalt iyun. Mit
stierem Blick verfolgt sie jede Bewegung
der Sprechenden Mitrofanow hob die
eine Hand Wera RuSkaja' an feinen
Mund und küßte si. . . . dann ebenso die
andere. Darja legte ihre Hände an die
Schläfen und eilte in einem Zustande dn
Raserei, gleichsam als ob sie sich sürch
tete, noch mehr zu sehen, nach Hause.
Si holt Mitrofanow' Revolver her
vor, legt di Hand, in welcher sie ihn
hielt, hinter den Rücken und wartete er
schöpft und in fieberhaft Ausregung.
Dji' Mutter war im nächstenZimmer
beschäftigt. EI ährte nicht lange und
Mttrosanow trat in Zimmer. Er ar
in Aufregung vielleicht hatt er Darja
bemerkt drehte sich zu ihr und ... .
Da, ja SabanjesSka ließ ihm nicht die
Zeit, zu sprechen. .Du haft mit Wera
RuSkaja gesprochen," rief sie ihm zornig
entgegen. .Nein.... ja....' entgeg
nete verwirrt und verdrießlich Mitrofa
now. Darja unterbrach ihn. .Du
haft ihr die Hände geküßt. Wo ist Dein
Wort?" .S ist wahr. ... Ich kann
ihr nicht widerstehen. Denke wie Du
willst!" .Du kannst ihr nicht wider
stehen? Nun, ich will sie von einem Elen
den retten." Zwei Schüsse knallte
gleich daraus hintereinander. Mitrosa
now brüllte aus wie ein virwundeter
Löwe und stürzte sich aus Darja Saban
jeslka, sie an dem Arm fassend und ihr
die Waffe entwindend. Im nächsten
Augenblick brach' er stöhnend zusam
men; seine Bruft war von zwei Kugel
durchbohrt. Mitrofanoa'SDiener trat be
stürzt in da Zimmer, gleich darauf
Darja', Mutter, die beim Anblick de
auf dem Boden keuchend und im Blute
sich wälzenden Mitrofanow die Bistn,
nung verlor und niederstürzte. Darja
SabanjesSka stand kalt und regungllo
vor Mitrofanow und befahl dem Dien,
den Commandanten zu holen. Dies
kam eiligg mit mehrere Offizieren und
frug Darja, wa, vorgefallen sei. Darja
antwortete, sie wisse nicht. Mitrofanow
wurde aus Bett gehoben; er hatte die
Augen geschlossen und rang um Athem.
Die Mutter wurde besinnungslos in ein
andere Zimmer gebracht. Der Com
Mandant rüttelte ihn sanft auf. .Mitro
fanow, Mitrofanow !" rief man ihm zu,
,wa ift geschehen?" In diesem Augen
blick kam der Diener mit einer Abort,
nung der Ambulanz. Wera RuSkvja
war auch dabei. Sie hatte keine Ahnung,
daß Darja Sabaniewlka von ihrem Um
Sang mit Mitrofanow wußte, denn dieser
atte ihr von Letzter nicht gesprochen.
Er mied da Gespräch von ihr mit Wera
RuSkaja. Di Ruf de Commandanten
und da Geräusch der Eintretenden riefe
Mitrofanow in Bewußtsein zurück.
Stöhnend öffnete er di Augen. Man
hatte ihm den Rock aufgeknöpft. Da
Hemd war mit Llrt getränkt. An dem
halb geöffnetem Munde rieselte ihm in
einem dünnen Streifen da Blut Über
da Kinn. Sein Blick begegnete dem
jenigen Wera RuSkaja'S, die blaß und
entsetzt auf ihn sah. Ein schmerzhaft ge
zmungene Lächeln flog über sein Lip
pen. Er stöhnte und schmieg. Der
Commandant fordert nun Darja Saban,
sSka energisch auf zu sprechen. Si
zeigt auf Wera RuSkaja und sagt mit
grausamer Ironie: .Die hier soll ihn
fragen."
Alle Blick wa)t,n sich nach Wera
RuSkaja. Dies schaudert zusammen:
.Ich ich? ....entgegnete fle be
troffen.... .Ich weiß nichts. Röth
übergoß ihr Gesicht. .Mitrofanow!"
rief der Commandant, .sprechen Si in
Wort!" Er zeigte mit der Hand aus
Darja, die ein wenig abseits stand.
.Hak," fetzte er fort, .Darja Saban
jefska auf Si geschossen?" Mitro
fanow betrachtete stumm und gebrochenen
Auge beide Frauen. .Nein', erwiderte
er mühsam. .Werden?" frug der
Commandant weiter. .Ich selbst", r
widerte Mitrofanow, indem er die Augen
wiever schlo. Kein Wort war mehr au
ihm hiraukzudringen. Eine halb
Stunde später gab er seinen Geist auf.
Darja SabanjesSka wurde ins Wacht
Haus geführt. Von ihr war kein Ge
ftändniß zu erzwingen. Sie verharrte
auf all Fragen und Beschwörungen in
kaltn stummer Ruhe. Dm nächsten
Morgen wurde si in den KreiShauptort
überführt und zwei Tage später aus
HLHereN'Befehl über die Grenze befördert.
Wo findet eine Wittwe am eycge
wieder ine Wann!
Auf diese Frage gibt die intnnationale
Bevölkerungsstatistik Antwort. In je
nen Ländern nämlich, wo den Wittwer
die kleinste Anzahl Wittwen gegenüber
fleht, ift die erneute Eheschließung am
leichtesten. Ueberall ist die Zahl der
Wittwer überaus viel klein, als die dn
Wittwen. In der Schweiz beispielS
weise giebt es auf 1000 Köpfe der übn
fünfzehn Jahre alten männlichen Be.
oölkeruvg 0,3 Wittwer, während e
W wen auf 1000 Köpfe der üb fünf
zehnjährige weiblichen Bevölkerung nicht
weniger al 127,3 giebt. Wo zwei und
mehr Wittwer sich wieder zu verheirathen
vermögen, winkt kaum einer Wittwe d?
gleiche .Glück'. T-ovdem weift die
Schweiz t och onZältn ßmäßig sehr
günstige Verhältnisse auf. E giebt kein
Kulturland, wo die Zahl der Wittwen
nicht mindesten doppelt so groß wäre,
wie die Zahl der Wittwer. In England
beispielsweise ift da Verhältniß II, 54.
in Italien 136,60. Günstig ift da
Verhältniß in Frankreich mit 139,73,
wo also eine Wittwe am leichtesten noch
einmal unterkommt, während ganz be
ander ungünstig die Chancen in Deutsch
land und Oesterreich stehen. Dort kom
men auf ö0 Wittwer 130,5 Wittwen.
hier auf 44 Wittwer 1S1 Wittwen.
te Antwort Lesfings.
Dr. Reimaru in Hamburg sagte einst
zu Lesflng: .Man muß der Menschen
menge vom Geiftigea nur das geben,
wozu ihr Verstand und ihre Vernunft
reis sind; auch hier gilt daS Sprichwort:
.Schütte trübes Waff nicht weg, bi
Du auf reine rechnen kannst. .E
ist ein wunderliches Sprichwort," wi
berte Lesflng. .denn wer das trübe Wasser
nicht wegschüttet, kann doch nie reineS
bekommen!"
l
1
VW?öi!