Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 30, 1894, Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Die lebende Bank.
?on SachnMakoch.
AI Frau Zenobia MicbalowSka die
Tochter bc Bauer Olechno all Wärt
rt zu ihrem Kinde in den Dominicalhos
zu Mattchsw aufgenommen halte, ie
achtete zuerst Niemand da arm MZd
chen, da barfuß, in einem groben Hemd
und einem gestickten Rocke, mit verwirr
tem, ungekämmtem Haar ankam und
scheu die Lugen niederschlug. Doch kaum
hatte die Herrin da Mädchen nach ihrem
Geschmacke hübsch, ja im Sinn galtzi
scher DorffchSnen kostbar gekleidet, zog
auch schon die schmucke Ma'.rina alle
Blicke aus sich. Ihr, schlank Gestalt
gewann etwa asiatisch Ueppige in den
gelben Sasftanftlefem, dem bunten Per
catlrocke. dem rothen Mieder und dem
buntgestlckten Schafspelze, den sie trug
Da weiß Hemd quoll gar anmuthig
unter dem schwarzen Lammfell hervor,
und die langen, dunklen Zöpfe schaukel
te kokett aus den runden Hüften. Der
furchtsam Ausdruck ihre srischen Geftch
te wich mehr und mehr einer freundlichen
Zutraulichst, und ehe zmet Wochen ver
gangen waren, trug sie den Kopf stolz
i in ffurflin, und ihr blitzenden,
schwarzen Augen schienen bereit, zu be
fehlen und zu drohen.
Bald brannten all Männerherzen in
Malicho für sie: der Kutscher und der
Kosak rioalistrten mit dem Bedienten,
und all gar der herrschaftliche Schreiber
für sie glühte, ar auch der Mandatar,
der hochwohlgeborene Herr BoguSla
MichalowSki, nicht mehr wett davon,
Matrina zu huldigen.
5ta slavischen Osten gehören derlei
Gelchichten ebensowenig zu den Selten
heiten, wie in den Märchenländern de
mohamedanifchen Orient. Hat doch
einst eint einfache Jüdin, die schöne
Efterka, da gesalbte Haupt de König
Kasimir von Polen zum Schemel ihrer
Füße gemacht, hat doch mehr al eine
bäuerliche Vevu ihren stolzen adeligen
Herrn in einen gehorsamen Sklaven ihrer
SultanSIaune verwandelt und war ooch
aerad damals die schöne Tochter eine
locower Landmann Gräfin Koma
neizka geworden. Der Herr Mandatar
ar ein Mann in den besten Jahren und
besaß ein liebende Herz, da seine her
rische, capriciös Gemahlin niemals ganz
auszubauen verflano. m Plagozen in
demselben war jederzeit zu vergeben; erst
hatt in reizend: GutSfrau davon Be,
sitz genommen, dann die Frau de
Schankwirtbe und nach dieser eine
Schweizer Gouvernante. Jetzt war der
Thron erledigt, und Matrina schien wie
geschaffen, denselben einzunehmen.
Herr MichalowSki bemerkte bald, daß
er zahlreich Nebenbuhler hatte, und um
nicht in die Gefahr zu kommen, von fei
nem Schreiber oder Kosaken au dem
Sattel gehoben zu werden, beschloß er,
sich seinem Ideal ohne Säumen zu er,
klären. Da der Jahrmarkt im denach
Karten Städtchen dazu die bist Gelegen,
heit bot, kaufte er einige Schnür Koral,
len. ein buntes seidene Kopftuch und ein
Paar silbkrn Ohrgehänge und kam mit
diesen Schätzen an, al ein glücklicher
Zufall seine Frau eben zu ein Guts
Nachbarin entführt hatt.
Er schlich in die Hinterftube, wo
Matrina eben mit dem Kinde auf einem
niederen türkische Dioan spielte, und
begann seine Werdung, indem r ihr das
in allen Regenbogenfarben leuchtende
Tuch gab. Die Spitzbubin wußt sofort,
um wa sich handle, und zeigte ver
schmitzt lächelnd di weißen Zähne. Der
Mandatar lobt ihr gute Aussehen und
bewunderte ihr reiche Haar, dann kamen
di Ohrgehänge zum Vorschein. Matrtna
urdt roth vor Frude und hielt gerne
ftill, als ihr Herr ihr dieselben igknhän.
big anlegte. Endlich packt der verliebte
Mandatar die Korallen au. Matrina
schien besiegt; auf feinen Befehl stand sie
auf und schlug den Lammpelz auSein,
ander, während r di prächtigen Schnüre
um ihren Hals legte.
,WaS du für ein schönes Mädchen
bist murmelte MichalowSki. .wie ge
schaffen, einen Mann in Versuchung zu
führen und schon gab der arme schwache
dam der Versuchung nach und schlang
seinen Arm um die schlau Eoa. Si
versuchte, sich loszumachen, und als r
si an sich schloß und auf den weißen
Hal küßte, gab sie ihm erst mit allem
nöthigen Respekt einen sanften Stoß in
di Rippen, und als dies nicht nützt
und dr Mandatar nur stürmischer wurde,
rief sie um Hilse.
Der Teufel führte in diesem Augen
blick Frau Zenobia herbei, welche sofort
di Sachlage erfaßt hatte und Miene
macht, sich mit dr Wuth inr Tigerin
auf ihren Gatten zu stürzen. Doch die
s vtrlor keinen Augenblick seine Geiste,
gegenwart.
.Leugne nicht schrie er dem armen,
erschreckten Mädchen mit der Miene eine
stnvgen Richter zu, .du bist di Diebin,
du haft Geld entwendet
Was sagt Frau Zenobia noch im,
mn mißtrauisch, .Matrina soll gestohlen
haben?'
.So ist s, ich hab st auf frischer
That ertappt
.Gnädige Frau, ich bin unschuldig,
der gnädige Herr hat der gnädige
Herr wollte. . . . " stammelte die Unglück,
licht.
.Dich bestrafen, ja siel der Manda.
tor in.
.Da ist meine Sach rief Frau
MichalowSka, .wo ist der Kantschu?"
Während sie sich zur Thür wendet,
wo da Instrument Ihrer Hoheit an
einem Nagel neben dem Weihdrünnkessel
hing, gab Matrtna unerwartet dem
Mandatar inn tüchtige Stoß, und
während derselbe zurücktaumelte, riß sie
da Fenster auf, sprang hinaus, schwang
sich aus da Pferd ihrer Herrin, da der
gsak im Hos auf und ab führte, undj
& ii umuiupyui.
Jahrgang 15.
jagt davon. Alle blickte ihr verblüfft
nach, und he man zur Bestnnurg kam
und Jemand daran dachte, sie zu versol
gen. war Matrina auf und davon.
Sie war. ohne sich umzusehen, ohne
nur einen Augenblick Halt zu machen,
durch da Dorf und die Felder in den
Wald hineingespreogt und eilte nun aus
einem schmaten. von yoyem maa ve
wacklenen Pfad in wilder Hast den
naben Bergen zu. Eine wahre Tode
ana batte sie erfaßt, denn sie sagte sich.
daß sie jetzt wirklich schuldig sei, weil sie
da Pferd Kenovta enltuyrr ane.
Sie erreichte glücklich die bewaldeten
Höhen und ritt dann im Schritt auf
Ich windelndem FelSpfade, neben steilen
Granitminden und finsteren Abgründen,
in denen SturzbZche rauschten, immer
böber binan. bi endlich di düfter Kar,
pathenwildniß sie rettend ausgenommen
hatte. Sie athmete wieder auf; wohin
sie wollte, hätt sie nicht Zagen können,
aber sie wußt, daß hitrher kein Arm
reicht, daß sich kein Häscher in diese
Regionen wagte, daß hier die Sicherheit
war und die Freiheit.
Al Matrina um eine vorspringende
Felsenecke bog, gewahrte sie plötzlich einen
Jüngling m ker raqr ver rrleger,,cyen
Bergbewohner, weiqer aus oem mir ni
deren Zttbren und Gra bewachsenen Ab
hange lag, seine lange Flint im Arm.
Btide sahen einander uverrachk an.
.Wer bist du?' fragte der Jüngling.
.Und du?' gab Matrina die Frage
,urück. während sie ihr P erd anhielt.
.Ich bin Methud Jerdasch erwiderte
der junge Held, .mein Name ist weit und
breit bekannt und gefürchtet. Hundert
tapser Hajdamaken (Räuber) gehorchen
meinem Ruf.'
.Und iö bin ein arme Mädchen, das
gekommen ist, dich um Schutz und Hilfe
- L u . rrn i ' e xi
anzuflehen erwiverie ivearrrna iqrau
Dann berichtete sie kurz, was ihr widev
fabren.
kleide bei unS. rief Methud. wir
wollen dich bren wie unser Königin
Matrina war bald entschloffkn. WaS
blieb ibr auch übrig I Die Beiden reich
ten einander die Hände und sehten dann
gemeinsam ihren Weg si. 18 es oun
kel wurde, erreichten sie eine klein Wald
blöße. auf der in mächtiges Feuer
brannte, von etwa zwanzig bis an die
Zähne dkwaffrnten Männern umlagert.
Einer von ihnen sprang auf und ging
Methud entgegen; eS war Symphontan,
fein Bruder. Beide zusammen befehlig,
ten die Schaar. Sie wechselte einige
Worte, dann erhoben beide die TovorS
(Beilstöcke). Ein Kamps auf Leben und
Tod schien bevorzustehen, als Matlina
wischen sie trat. Was wollt ihr?'
sraate fie: seid ibr rasend!' .Sie
ist mein murmelte Methud.
.Mir gehört die schöne Beul nt
geentte Svmphonian.
.Nicht dir, nicht ihm sprach Matrina
ruhig, .so lange mein Herz sret ist. Be,
müht euch Beide, e zu werben. Dem,
jcnigen, dem e gelingt, will ich dann
zum Popen folgen.
.Gut sagen beide Brüder zugleich.
.Und damit eS ferner keinen Streit
gibt zwischen euch fuhr die Schöne fort,
die stolz und gebietend zwischen den jun,
gen Hajdamaken stand, .und da e nicht
aut ist. da oei Köpf beschließen und
zwei Stimmen befehlen, so sollt ihr Alle
von jetzt ab unter meinen Befehlen
stehen. Wollt ihr mir Gehorsam ange,
lobe?'
.Warum nicht?' sagte Mkthud la
chelnd. .ES ist leichter, einem schönen
Weibe zu gehorchen als inm Mann!'
.Ich bm es zusrieven, sugre um,
xhontan hinzu, .du sollst unsere KSntgtn
fein.'
Di BruSkr vkriammerren vie an
deren, welche auf den Ruf de Trombit
(Karpathenhorns) eilig herbeikamen,
und nach kurzer Berathung huldigte die
ganze milde Schaar dem schönen, schlauen
Mädchen.
Nicht lange nach Matrtna gtucyk ,ag
eines Morgen der Mandatar, tüchtig
eingeseift, mit einer Serviette um den
Hal vor dem Spiegel und rastrte sich.
Plötzlich ris draußen w weiviiqe
Stimme seinen Namen. Er meint, seine
Frau zu vernehmen, stand auf und steckte
den Kopf zum Fenster hinaus. In dem
selben Augenblick, da er statt Zenobia die
entflohene Matrina gewahrte, die in
ihrem gestickten Lammpelz und ihren
Sasstanftiefeln wie ei Mann zu Pferde
saß, hatte ihm diese auch schon nach Ko,
sakenart eine Schlinge um den Hals g,
worfen und galoppilte davon.
Dem Mandatar Sites, wenn r mcgi
rwürgt fein wollte, nicht übrig, al so,
wie er war, mit der Serviette um den
Hal, zum Fenster hinauSzufpringea
und dem Pferde Matrina'S in scharfem
Trab nachzulaufen.
Alle ar da Werk emes ugen
blickS. Ehe der Mandatar zur Beftn
nung kam, hatten fie bereits das Dorf
hinter sich. Zum Unglück für ihn hatte
Niemand im Dominicalhof fein spaß,
hafte Entführung bemerkt. Die Erft,
welche von derselben Kenntniß erhielt,
war seine Frau, der die Bauer auf dem
Felde zuriefen: .Dort reitet Matrina,
und der Herr Mandatar rennt i be.
sesseu hinterher.'
a. aä. (T r
i rnw ,rv jTt'ii Trii mix rui miir i n
Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger.
Zenobia, welche von einem Spazierritte
heimkehrte, wendete ihr Pferd. Sie
glaubte zuerst, ihr Mann sei wahnsinnig
geworden, aber ei Bauern unge, der her
beigelaufen kam, schrie: .Sie hat ihn an
einem Strick wie in Kalb!'
Indessen war Matrina mit ihrem Ge
fangenen im Walde verschwunden, und
als Frau MichalowSki ihr Leute zur
Verfolgung aussandte, ar eZ ,u spat,
hatte die kühne Amazone bereits ihr
Felsen.Afyl erreicht. Erft j.tzt, al, fie
ihr Pferd im Schritt gehen ließ, entdeckte
sie, in welchem Zustande ihr der Mandatar
gefolgt war, und brach m laute Lachen
au.
.Matrina!' flehte der Unglückliche,
.wag haft du mit mir vor? Willst du
mich tödten? Schone mein Leben, du
sollst Geld haben, viel Geld. Alles, wa
du verlangst.' Er hielt noch immer da
Rastrmesser in der Hand. Matrina be,
gann von Neuem zu lachen.
.Wirf da Messer weg!'
Er gehorchte, und al sie bald darauf
da Räuberlager erreichte, warf er sich
bebend vor Matrina auf die Kniee und
bat nochmals um Gnade.
.Ich werde dich nicht todten sprach
diese svöttisch. .aber dich bestrafen, wie
du verdienst, du verliebter Schurke
Nicht als Mensch sollst du behandelt wer.
den. sondern als da Thier, das du bl t,
ja noch schlimmer: wie ein ledloser
Gegenstand, dessen ich mich nach Belieben
bediene.
.Bestrafe mich, ich habe eS verdient.
erwiderte MichalowSki; .nur das Leben
sollst du mir schenken.'
Matrina nahm ihm hierauf die Schlinge
ab. .Merk' dir da Eine.' sagte sie.
.sobald du zu enlftiehen versuchst, lasse
ich dich ohne Erbarmen an den nächsten
Ast hängen.'
So blieb denn der Mandatar bei den
Räubern. Wenn sie ihren Lagerplatz
wechselten, belud ihn Matrina jedesmal
mit dem Gepäck und lieh ihn wie ein
Laftthier var sich her traben. Sie nannte
ihn dann ihren Esel und tractirte ihn wie
einen solchen mit ant chuhieven.
Sobald fie aber Halt machten, mußte
sich MichalowSki aus alle Bier nieder
lassen und Matrina setzte sich auf seinen
Rücken, wie aus inen Dioan. Wenn
fte ihn nöthig hatt, rief ft nur: Wo
ift meine Bank?' und schon bot sich der
arme Mandatar al bequemer Sitz dar.
Er diente ihr, mit einem Bärenfell be.
deckt, als eine Art Thron, wenn sie Ge
richt hielt und die Klagen der Bauern
anhörte, welche damals häufig genug in
da Gebirge emporstiegen, um hei den
Hajdamaten Schutz und Beistand gegen
ihre Tyrannen und Peiniger, gegen die
Edelleute zu suchen.
Jedesmal, wenn die Räuber ihren Bc
such in einem Dorfe in der Näh der
Karpathen ansagten, wagt Niemand an
Widerstand zu denken, sondern wurde im
Gegentheil Alles bereitet, um die dosen
Gäste so gut wie möglich zu empfangen.
Dann waren die Tische reichlich für sie
gedeckt, floß der Branntwein in Strömen
und spielten die jüdischen Musikanten,
welchen in Galizien die Roll der Zigeu,
ner zugefallen ift, zum Tanze. Dann
drehten sich die wilden Bursche mit den
Dorsschönen bei den schmermüthigen
Klängen der Kolomijka im Reigen, wäh.
rend Matrina majestätisch, auf ihrer
lebenden Bank ruhend, dem festlichen
Treiben zusah und von Zeit zu Zeit, den
armen Madatar leicht mit dem Fuge be
rührend, spöttisch fragte: .Bift du noch
in mich verliebt, was i'
EtneS TageS kam ein kleiner roth.
bärtig Mensch in einem schmierigen,
hellgrünen Kafran zu den Hajdamaken
und übergab Matrina eine Brief der
hochwohlgeborenen Frau Zenobia Mich.
lomSka.
DaS war nun sehr schön, ober Nie,
mand konnte das Schreiben entziffern,
weder die Hajdamaken, noch Matrina,
noch der hellgrüne Bote.
Man rief den Mandatar.
Meine Frau bittet dich, um meine
Freilassung sagte er, nachdem er Zeno.
bia'S Epistel überflogen, .und erklärt
sich bereit, ein Lösegeld von hundert Du,
calen zu bezahlen
Matrtna lachte laut aus. .ag der
gnädigen Frau sprach sie, .sie kann
ihn haben, so viel wäre der Schurke da
gar nicht werth. Doch sie muß selbst
kommen und ihn holen.'
Schon am solgenen Tage kam Frau
Zenobia, von dem Boten geführt, zu
Pferde in da Räuberlager. Matrina
empfing sie auf ihrer lebenden Bank,
über die man vorher ein Bärenfell ge,
breitet hatte.
.Hier ist das Geld sprach Frau
MichalowSka, indem sie eS in Matrina'S
Schooß schüttelte, .wo ist mein Mann?'
.Du soll ihn sofort habe gab
Matrina zur Antwort, .aber csxhtt
mußt du auch wissen, wofür ich ihn ye
straft habe.'
.Schweige doch ertönte ein Stimme.
i aus der Tiefe der Erde. Zenobia
blickte erstaunt um sich.
.Ich bin ein ehrliches Mädchen ge.
wefen fuhr Matrina fort, .ich habe
nichts gestohlen, nicht einen Heller, nicht
ein Band; dieser Heuchler, dieser Schurke,
welcher jeder Schürze nachläuft hat mich
ungerecht beschuldigt."
.Sei doch stille!' ließ sich wieder die
unterirdische Stimme vernehmen.
.Ja, dein Mann war e begann
Matrina wieder, .der mich an jenem
Nachmittag mit einem seidenen Tuch, mit
grauen und Ohrgehangen beschentle.
um mir dann Liebesantröge zu machen
nnd, als ich ihn zurückwies und du dazu
kamst, mich eine Diebin schalt.'
.Jesus. Maria und Joseph tönte ei
au der Tiefe.
.Wer spricht den da?' fragte Ze
nobia.
.Dieser verliebte Narr rwiderte
Matrina, .welcher jetzt mein Packesel
und meine Bank ist.'
Sie erhob sich rasch, zog da Bären
sei ab und Herr MichalowSki lag au'
allen Vieren vor seiner Frau da.
Schöne Geschichten!' begann diese,
.nun, arte nur, jetzt kenne ich dich und
will dich behandeln, wie du e ver
dienst.'
.Ich bitt dich, Zenobia '
.Marsch, vorwärts!' schrie Frau
MichalowSka, indem sie sich auf ihr
Pferd schwang, du Verräther! du alter
Don Juan I Da du in dieser Rolle dich
so wohl fühlst, sollst du fortan auch mein
Packe el sein.
Beschämt machte sich der Mandatar an
ihr Seite auf den Weg, noch weithin
von den Spottreden und dem luftigen
Lachen Matrina 8 verfolgt.
Für den Andern.
Von Reinhold Henmann.
Lautlose Stille.
Auf di Ebene hernieder flammt die
MittaaSglut der indischen Sonne, und
die erhitzte Luft macht den dorrenden
langen Grasbüschel wie im Fiederdursi
zittern.
DeJ zerschossene Antlitz gen Himmel
gekehrt, die zersetzte Uniform mit ge
ronnenem Amt boeraonen, die gauite
noch vom letzten TodeSkampf krampfhaft
in das Erdreich gekrallt, liegt inmitten
die Leiche eines aus jener bunt zufam
mengkwürfelten Schaar Söldlinge, rr.it
denen Holland feine Bcsitztheile in In,
dien gegen die kriegerischen eingeborenen
Bollsttömme vertheidigt.
Er ist nicht der eiaitge Todte. Doch tn
seiner unmittelbaren Nähe dehnt sich die
lange Reihe der Lebenden hin, welche
gegen den verborgenen Feind anschleichen.
Sie liegen in flüchtiger Raft hingestreckt,
wie die äußerste Erschöpfung sie hinwarf,
der sie doch nicht mehr Herr werde lotn
nen in dieser engen Gemeinschaft mit der
brennenden Sonne und den sür ewig Ver
stummten.
Von den drei Vordersten, alle in fast
gleich zerlumplen Zustand wie der Todte'
unterhalten sich zwei in halbleisem, mehr
gebrummtem Ge prach über den Dritten.
der ihr Nachbar ift, eine feine, schlanke
Gestalt, der selbst in dieser Tracht noch
etwas von dem ehemaligen Offizier inne
wohnt, der dem Rock feines Königs nicht
ganz so freiwillig mit den armseligen
Lappen der holländischen Kolonialarmee
vertauscht hat, wie die zwei braunen Ge
stalten die seine Kameraden sind.
Aus Passton ift Der auch nicht hierher
gekommen. Nein, wahrlich nicht I Doch
es giebt im heimischen Deutschland so
viele Thore, welche auf die Straße der
Verzweiflung hinausführen mancher ift
unter ihnen hinweggeschritten, meinend,
Edelmuth und Gute seien denselben Weg
gegangen.
Draußen weht Weltlust, nicht scharf
gemacht durch die Ecken der Stadt und
nicht verdumpft vom Athem der Men,
fchen, fondern frei, göttlich, verwandt mit
dem Himmel, in den sie verschwebt, hier
wie dort erlösend.
Dem jungen zusammengesunkenen
Menschen dort mit den vergehenden Zügen
und dem verfehlten Lebe hatt si auch
erlösen sollen ....
.Wasser!' stöhnte er mit brennenden
Lippen, und streckte den Arm aus in der
Richtung, wo seine beiden Landsleute
lagen.
Der Eine hob nachlässig den Kops.
.Wasser ? ' lachte er heiser. Hat fich
was bei Wasser! Da-sauf' Branntwein!
ES sind, glaub' ich, noch ein paar Tro
pfen in der Flasche. Man soll nicht
agen, daß ich einen Kameraden verdursten
lasse, wenn auch Deinesgleichen '
DaS llebrige brummt er mürrisch tn
sich hinein.
Der Andere griff gierig nach dem dar
gebotenen Gesäß und schüttete die ganze
Menge deS ekel lauwarmen Tränke auf
einmal in sich hinein. Wenn e nicht
erquickte, so stärkte eS doch und half die
bleierne Mattigkeit für den Augenblick
besiegen.
.Ich danke Dir, Kamerad!'
Und hinzu fetzte er, während fein gro
ber Gefährte kopfschüttelnd die feinen
Finger deS Dankenden betrachtete:
.Wenn man jetzt ein vtllachen Brod
hätte!'
.Hast Du auch das nicht mehr im
Sacke?' sagte der Zweite mit gutmllihi,
gem Spotte. .Ja, fo'n feiner Herr und
haushalten! Hat'S Dich auch auS der
No. IS.
Heimath gqagt tat Glück, da die
Ändern haben, während unsereins gleich
em Schuddlar heißt? Sretitch: Du!!'
ES sprach in gewisses Nichtverstehen
der rage de Kadern au diesem .Frei,
lich: Du!' und unfreiwillig wohl
eine chterttarung, charser, ach! mlllio,
nenmal verdammender denn die, welche
wn einst tn die Weit htnauSgetrieben.
Noch in Weile lagen sie so. er mit
sich ringend, ob er ihnen fein Schicksal
erzählen sollte, sie wie tm Warte dar
aus.
Dann kam das Kommando zum Aus
bruch.
Am Ostrande der glühenden Sawanna
bewegen fich di Grasbüschel, al gleit
etwas edendes behutsam zwischen hin.
Einen Augenblick taucht ein dunkle Ge
sicht mit glühende rachedurstigen Augen
über den Halmen empor. Dann gleitet
der Körper deS indischen Späher wie
der Blitz wuder hinter sich, wo em gut
gelnder Strom die Ebene durchschneidet.
während am anderen Ufer ein Wald sich
dehnt; die Wässer rausche auf, und ein
hochgefchwuvgener Büchsenlauf blinkt in
der funkelnden Sonne ein kurz
Minute, dann ist Alles wie ein gleißen
der, triefender Schatten im Urwalddtkicht
verschwunden. Nur schimmernde Tropfen
aus dem silbernen Strome dort unten
fallen i Perle von Blatt zu Blatt.. .
,Di Hunde sind weiter gezogen
brummt der Eine. Dann sieht er den
Wald am jenseitigen Ufer und ein be
denklicheS Pfeifen schlüpft zwischen feinen
Zahnen hindurch.
Ach da ist Wasser!'
Langsam, glatt auf der Erde, kriechen
sie heran, zur Deckung vor dem spähen
den Feinde nur das mannshohe Ried.
Weiter hinte liegt da Gro des
ZugeS. Die drei Vordersten sind ausge
sandt, den Femd zu rekognoSctren.
Keiner hat ein Wort gesprochen feit
dem Ausbruch. Sie wissen Alle, daß
hinter jedem unvorsichtigen Laut der Tod
kauert. Und di Gefahr übt eine so
eiserne DtSzivun....
Nur der Fluß singt im Vorübergleiten
leise sein ewiges Lied.
Sie machen Halt und hebe fich sachte
aus den Halmen. Rings bleibt Alles
still.
Der Andere taumelt, auch er hat eS
bemerkt. Die Augen treten ihm fast
aus den Hohlen; er will vorwärts ftür
zen. Die eisern Kauft deS Groben hat
ihn rechtzeitig ergriffen und halt ihn zu,
rück. ' Sie hat leichtes Spiel, denn wie
vom Blitz gefällt schlägt der tödtlich Er.
schöpfte, Durftgefolterte in das schtr
mende Gras zurück.
.Wasser!' flüstern feine brennenden
Lippen.
Armer Teufel l Wen man ihm helfen
konnte I
Wieder bleibt S minutenlang ftill.
Nur das lockende Plätschern deS unfernen
Stromes tönt wie gurgelndes Lachen
heraus und vermischt sich mit dem Rochein
des Berschmachtenden. . . .
Ich will S versuchen.' .Was?
.Zum Ufer hinabzukommen .Willst
Du Dein Leben risktren um einen Trunk
Wasser? Ich wett mein MonatSlöh
nuvg, di Schuft stecken drüben im
Wald.'
Sie werden mich nicht gleich treffen,
Bin a kein Kind mehr brummte der
Grobe zurück. Und den Schaft feiner
Büchse fester fassend, begann r vorwärts
zu kriechen. Streicht mit Eurm Eisen
heraus, baß ich gedeckt bin. Und wenn
Ihr etwas Verdächtige seht, knallt
d'rauf los. Ich hole da Wasser
Dann schlugen die Halme hintkr ihm
zusammen und nur das fich langsam ent,
fernend Geräusch, mit dem er sich über
den Boden hinschob, blieb hörbar. Dann
verstummte auch das. Am Strom aber
bogen fich die GraSbüschkl auseinander
uns das nttty des Groben späht vor
sichtig hinüber tn den schweigenden tag.
losen Wald. Wieder kommt der pfeifend
Ton von feinen Lippen; diesmal aber ift
es ein Psetst es esrtedigtsetnS.
Vr hätt ftch nach der letzten sorg Slti.
gen Umschau für sicher. Ein Stück Erd.
reich hat fich unter seinen Händen ge,
lockert und plumpte vor ihm in den Fluß.
Noch einmal horchte er minutenlang nach
drüben hinüber. Dann schiebt er sich
lautlos weiter und klimmt das Ufer
hinab.
Ach. das ist Wasser! So bat ihm nie
ein Trunk daheim geschmeckt, und märe er
such vom rarsten Stoff gewesen, wie
diesem köstliche, quellfrische, langentbehrte
Naß, das r jetzt in sich hineinzog.
Dann ließ er eS glucksend tn die be.
reitgehaltenen Flaschen laufen, seiner und
die seiner beiden Kameraden.
Ja, auch der Andere blieb sein Käme,
rad, sein Mitmensch, wenn er auch mag
geineres war ober gewesen war
al er selbst
Er drückte die Stöp el in die vollae.
lassenen Behälter und hebt fich sacht rück,
wörtö.
Da knallt eS drüben scharf aus ein
einzige Mal nur und mit zerschmct
tener Stirn sinkt der Brave urück. er
ür den Andern....
Lnkkrrache.
Der Ochsenmirth hatt einen Professor
der Magie, welcher dnGafthause einig
Vorstellungen geben wollt, in hochmütht
ger Weife abgewiesen. Bei dieser Ge
legenhett mußt Letzterer di wenig
schmeichelhaften, aber seinem äußere
Menschen ach einigermaßen gerechtferttg.
ten Titel: Landstreicher und Schwind
ler' ohn Klag hinnehmen; ar doch
der Ochsenairth gleichzeitig der reichst,
vielleicht aber auch der geizigste Mann
im Dorf.
Glücklicher kam der Herr Professor
beim Kreuzwirth an, wo er, um sein
Kunst zu beweisen, gleich beim Eintritt,
der Frau Wirthin ein Pfennigstück au
der Ras zog. Abend war di Scher,?
gedrängt voll Neugieriger. Der Tasche,
spieler erntete Bewunderung und klingen
den Dank. Der Winh hatt och ni
so viel Gäste bei fich gesehen, die Zu,
schauer waren entzückt, kurz Alle war
mit dem Abend zufrieden, nur der Ochsen
wirth nicht. Aergerlich ging dieser ia
seinem Gastzimmer aus und ab. Selbst
die Honoratioren: der Oberförster und
der GutSverwalter waren heute dcsertirt,
und verwaist stand da neu überzogen
Billard, da sonst um diese Stunde regel,
mäßig durch die Stammgäste belegt war.
Ehrgeiz und Brodneid drohten denOchsen
wirth zu ersticken. Der eintretende Hau,
bursch ward mit unbegründete Schelt
orten empfangen, dann aber doch mit
ihm ia ine Berathung übergegangen und
beschlossen, daß der Künstler noch heut
zu einer Besprechung einzuladkn sei.
Gegen 10 Uhr erschin dieser und
wurde vom Wirth in möglichst jovialer
Weise empfangen. Ja, wen ich in
Hexenmeister wäre, wie Sie, so hätt' ich
mich wohl nicht so täuschen könne in
Ihrer werthen Person; wir Dorfleut
sind eben immer etwa befangen und
haben wenig Lebensart. Sie werden
mir' hoffentlich nicht nachtragen und al
Beweis Ihrer Versöhnlichkeit ein Gla
Moselwein mit mir trinken!' Er führt
ihn zum Tisch, wo ein kalte Souper und
einige Flaschen Wein aufgetragen waren.
Der Künstler weigerte sich, Theil zu
nehmen, da er heule ohnehin schon allzu
reichlich bewirthet worden sei, aber ein
gebratene Huhn, einig derbe Schnitte
Schinken und in paar Flaschen Wein
olle r zum morgigen Gabelfrühstück
schon allenfalls mitnehmen.
Der Wirth war damit einverstanden,
in der Ueberzeugung, daß der morgig
Abend ihm diesen Verlust reichlich ein
bringe werde. Als nun die Rede auf
eine Vorstellung im Billardsaal gelenkt
wurde, wobei jedoch keine gewöhnliche
Kunststücke, sondern etwas ganz Uverhör
teS aufgeführt werden müsse, schüttelte
der Taschenspieler anfangs bedenklich den
pf, dann aber nach längerem Zu
reden sagt er: Ja, lieber Wirth,
dazu braucht eS aber Vorbereitungen, bet
welchen ich mir selbstverständlich nicht i
die Karten schauen lassen mag. Vor
Allem versperre Sie die HauSthüre und
verhängen Sie die Fenster!.... Gut!
Legen Sie den Hausschlüssel hierher! . . .
Gut! Jetzt schicken Sie mir die Dienst,
leute zu Bette, mit der Weifung, unter
keiner Bedingung den Billardsaal vor der
sechsten Morgenstunde zu betreten
Al ber Wirth diese Befehl erlasse
und wieder den Saal betreten hatte, sah
er, wie der Künstler mit schonendft
Vorficht einen Stuhl aus da? neu über,
zogene Billard stellte, dessen sicherm
Stand erprobte und dann emporklomm.
Herr Wirth sagt r mit leiser
Stimme, füllen Sie mir einen Sup
penteller zur Hälft mit dem Tafelöl dort
aus der Flasche!.... Gut!" Er üb,
nahm vorsichtig den Teller und drückt
ihn mit dem obere Rand an di Zim.
merdecke. .Ift dr Teller genau über
der Decke des Billards? Gut! Nun
bitte ich. nehmen Sie inen Billard
Queue und unterstützen Sie den Tllr,
vis ,ch unken in. Der Künstler stieg,
herab, stellte den Stuhl als ordnungs,
liebender Mann wieder zum Tisch, ahn
sein Gabelfrühstück unter den Arm und
sagte, zur Thüre hinauSschrettend: .Herr
Wirth, ich hoffe Ihrem geehrten Aus.
trage hiermit völlig entsprochen und
etwas ganz Unerhörtes in ihrem Billard,
saale aufgeführt zu haben. Ich emvfebl
mich Ihrem ferneren Wohlwollen und
wünsche Ihnen ein geruhsame Nacht."
Ueber die weiteren Ereignisse dies?
Nacht kann Verläßliches nicht mitgetheilt
werden. Die Nachbarn aollen bis gegen
4 Uhr gehört haben, wie der Ochsenwirtk
vergebens nach seinem HauSairth ge.
ruf hat. Letzterer ging andere Tag
mit geschwollenem Geficht herum und
da neu überzogene Billard hatte just in
der Mitte einen Oklfleck, groß wie in
arnt.m , 1 r u n
ivtuyinein.
Schlang, i Sftindie.
Auf der ostindischen Kalbinsel nk,n
sich nicht weniger als 213 bekannte Abar.
ten von Schlangen, von denen 33 iktt
stnd. Di Schlangen greifen nie einen
Menschen an. sondern meinen ihm k
viel sie können, au. Europäer werden
selten gebissen, weil fie c8 nermtiW fifc
wie di Eingebornkn, auf den Erdboden
,u .gern, um vas Eindringen der
Schlangen in die Zimmer zu verhüt,
streut man darin ine Linie Karbolpul.
ver. welche eine Scblanae nie nnCfl
wird. .
Zweierlei.
Ebes : .Was hahtn KI, ..n
' M - 7 " " ' " - .MUVIllMl.
MoseS? I Sie haben ja der Dame, di
soeben halbseidenes Band nrrlnnM, i.
- . i
seidenes gegeben und e zum Preis dS
k-,Tkr-J... l. rjn i.
yutviiuwi(ll VtUUUJlf -
ommts: Ich habe mich vergriffe !'
Chef: .Wie heißt .vergriffen'?'
Man kann fick, vermittln , ,
- T 0".", "t
'auft seidene Band, aitr fcn i
wenn man verkauft halbseidenes? I' '