Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 02, 1894, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    H-r SW
"'rilSil
Lincoln, Ncl?., Donnerstag, 8. August 1894.
(Unabhängiges Organ für den Staat Ncbraska.)
Jahrgang 15. Wo. l l.
SK Y Y
wß fif nn
-MWWlxbW
äJ
Politische Wochcn-Nundschau.
Berlin Ungrhure Aufregung herrjcht
hier. Wie aus Windrsslugeln durch
eilte dzs Gerücht die Stadt, vaß Unter
den Linden eine Bomdcn Explosion
slailgesunden häile, und die wildesten
ißerstoiun saudcnLcrbreilung und Glau
den. Massenweise strömte ans all.,
Theilen der Stadt die Bevölkerung den
Linden zu, so das? Schutzmannschaft auf
gebeten werden muszle, um die Gesahr
einer völligen Vcikehrsslockung zu desei
tigen. Nachsorschungen, welche sssort
angestellt wurden, ergaben, daß kurz ach
neun Uhr Abend am Brandenburger
Thor plötzlich ein scharfer Knall verno,
ien wurde; in demselben Augenblicke
wurde ein lautet Schrei gehört, und die
Passanten sahe, wie ein Mann zu Bo
den stürzte, während ein zweiler eilends
davon lief. Äermundele, sowie der
Flüchtling wurden verhaflet.unb es heißt,
dafz sie b der Erplosion ihre Hand inr
Spiel: gehabt halten. Es ist äußerst
schwierig, Details über das Borkommniß
in Erfahrung zu bringen; die Polizei
bewahrt vollständiges Stillsckweizen.
Wie verlautet hat Jemand zufällig einen
Explosiukorper fallen gelassen.
San Francisco. In einer im hicsi
gen japanischen Konsultat bgchnlienen
Versammlung beschlossen die Vertreter
der hier wohnenden japanischen Kaufleute
sofort eine Summe von $10,000 zusam
menzubringen und dieselbe derRegierung
ihres Heimalhlandcs als Kriegsbeisteuer
zum Kampfe mit China zur Verfügung
zu sellcZtra,r wollen sie cin nit
amcrlkanischen Schnellfeuergewehren be
WasfncteS 40Ü0 Mann starkes greiwilli
genkorpS ausrüste, das, wenn eS zum
Krieg zwischen Japan und China kommt,
mittelst Schnelldampfer nach Japan,
bezm. Korea gebracht werden soll.
tfmihn Tsip fllnnh'frfii 9fnpnhir hslt
-, . - j - 1-7 " ü , -
eine Depesche von Shanghai erhalte,
wonach der Krieg zwischen Japan und
China erklärt worden ist.
St. Petersburg. Prioatbriefe auö
Sibirien enthalten die Mittheilung von
dem in Barnant folgten plötzlichen
Tode des bekannten ruisischen Schrift
skllels L. M. Aadrinscf, welcher mcbrere
Jahre lang Eigcnihumcr und Herausge
der der Oestlichen Reviem" war, und
für einen der beste Kenner der Ge
schichte, der Archäologie und Anthropos
logie des statischen Rußland galt.
Chicago. Die Pullman'schen .Streik
Complikationcn" drohen schlimmer zu
werden. Die meisten der ursprünglichen
Streiter hallen an ihrem Streik fest,
bic A. R. U.-Lcule behaupten ebenfalls,
daß sie mit ihrem Streik noch immer
nicht zu Ende sind, und jetzt scheint es
fast, als ob auch die Milizfoldalen, wcl
che seit länger als drei Wochen in Pulli
man stationirt waren, streiken wollen.
Süß und ehnnvoll ist's sür das Vater
tan zu sterben!" Durch diesen allen
Spruch und cin wenig Eitelkeit geleitet,
sich sei m Giil" gelcgrntlich i der
Uniform präscnhrcn zu könne, sind die
meisten jener Lcule der Miliz beigetreten.
Aus dem Sterben" ist vorläufig nichts
geworden, denn die Gebäude in Pull'
man, die sie zu bewachen halten, ließen
sich in ihrem ,, gesetzten Dasein" durch
t-nAtA itiiü fli -tiliiirtT firtnort lltlS hri
IttUls UH vtl Uatl" :) vnivjni, wiw uiv
Streiter ocrhiclkcn sich sehr gegen den
Wunsch der Pullman Co. durchaus
friedlich.
Nun droht abcr denMilizfoldaten eine
andrre Gefahr. Sie sind zumeist Ange
stellte und auf ihren Gehalt angewiesen,
viele von ihnen sind verheiralhct und ha-,
den für Frau und Kinder zu sorge.
Viele ihrer Arbeitgeber haben nun er-
klart und sowohl dem Col. Turner, dem
Commandeur der Miliz, als auch dem
Bürgermeister Hopkins, die Mittheilung
gemacht, daß sie die Plätze der Milizso
baten anderweitig besetzen müssen, wenn
sich dieselben nicht bald wieder zur Ar
bat melden. Verlust ihrer E?iellungen
würde für viele der Soldaten dauernde
Aib i S'osigkeilund damit Nolh i n) Ent
behrung für sich und ihre Angehörigen
bedeuten, und sobald es soweit kommt,
hört die ,, Süßigkeit des Vaterlandsdien
stcs" auf. Die Ossiziere ve, sprechen den
Leuten zwar, daß kein Arbeitgeber es
wagen würde, sie wegen ihres Fernblei?
bens im Dienst des Staates zu entlassen,
abcr die meisten Mitglieder der Miliz
wissen, daß ihre Arbeitgeber nicht gern
geschäflliche Verlnste ertragen, nur weil
ihre Angestellten in dem Disput ziruschm
Pullman und seinen Leuten das orb
nuiigsgesetzliche Gleichgewicht" bewahren
müssen. VoiiIdein 1. Regiment allem
sollen mehr als 100 Mann von ihren
Arbeitgebern die Mittheilung erhallen
haben, daß ihre Dienste nicht mcdr ge
wünscht werden, wenn sie nicht bald zur
Arbeit antreten. Die Löhnung der Mi
lizsoldatcn beträgt ?a den Tag. Es ist
das in vielen Fällen weniger, als sie im
Privatleben zu verdienen pflegten. Wer
trägt nun den Verlust? Nur wenige
Firmen wie z, B. Marshall Ficld &
Co. und tJohn V. Farwell & Co. füh
ren die Namen ihrer Angestellten, welche
als Milizen Dienst thun, auf den wo
chentlichen Gehallslisten weiter; bei den
meisten von ihm, hörte das .'halt auf,
sobald sie ihre Plätze verließen.
Ein werthoolles Pferd, welches dem
Frank Bcnfcr von Plaltsmouth gehört,
stürzte sich auf einen Drahlzaun und
Wurde so sch,ver verletzt, daß das Thier
nicht mehr zu Wettrennen verwendet
werden kann.
In McCool Junclion traf unlängst
ein Mann ein. der einen gewaltigen
Rausch hatte. Derselbe trug eine bedeu
tende Summe Geldes in den Taschen
und weiß das inzwischen nüditcni gewor
dene Menschenkind nicht, woher er qe
kommen noch wohin er sich begeben will.
ri?" C. Schultz, ein reichcrZarmer von
Pawnee Couiitn. stand mit seinem Nach:
bar I. Abbott auf gespanntem Fuße,
weil die Schweine des l'etjitreii häusig
SchuItz'S Felder passirte. Schulg war
schließlich der Geduldsfaden zerrissen
und machte er sich in Begleitung seines
Sohnes Karl, mit einer Doppelflinte
bemafs.ict, aus die Socken, um Abboll's
Schweinen das Lebenslicht auszublascn.
Sobald die Leute sich dem Besitztum
näherten, stellte sich auch Abl'olt ein, um
seine Schvlle gegen die Eindringlinge zu
vertheidigen. Der junge Schultz trug
das Gewehr und rief der alle Kchultz,
als er Abbott erblickte: .Schieße ihn
nieder welcher: Befehl der Sohn auch
sofort ausführte. Adbolt wurde schwer
an der linken Seite verwundet und nach
Tecumseh befördert, während Sherirs
Sloane von Pawnee City von dem Vcr
brechen Mitlheilnng gemacht wurde.
Der Sherisf begab sich sofort in Begle ,
tung eines halben Dutzend Dep' ttei nach
bei Schulischen Wohnung, un den 'Lei,
drechcr zu verhaften. Die t öhkl des
p. Schulg widersetzten sich ber Bö has
tung, besonders zeichnete sich der, Ite 5 In
der, der seinen Sohn angefeueik h iit,
auf den Abbott zu schießen, durch puls
starrigkeit aus. Inzwischen war es den
Schnitz wabrend der Abwesenheit der
Beamten gelungen, zu entkommen. Sie
trafen später an einem Kreuzwege mit
den Tcpuiies Cliff Taylor, Jack Cas
ford und H. Runyon zusammen, suchten
abcr nunmehr ihr Heil in der Flucht.
Als die Deputics nicht weiter zu lauten
im Stande waren, forderten sie die
Fliehenden auf, zu halten. Die Flücht
Iingc gtchen der Aufforderung keine Folge,
worauf die Tepnties auf dieselben fcuer
ten. Dem alten Schultz, dem Haupt
k.'akehler, wurden Rücken und Kopf von
einer Kugel durchbohrt. Der Sohn ilail
t hielt einen Schuß in die Schulter, rm
dann in dem Gehölz zu verschwinden,
während Frank Schuli.', strängen, und
nach Tecumseh abgesührr wurde. Der
alte Schultz wurde ach Sleinaucr ge
bracht, wo er am Montag Abend gegen
I I Uhr seinen Geist aufgab. Abbott
liegt in Steinerner so schwer frank dar
nieder, daß an seinem Aufkommen ge
zweifelt wird. Es werden gegenwärtig
Recherchen nach dem Verbleib des Karl
Schultz angestellt und werden diefel) n
wshrjcheinllch den gewünschte Erfolq
haben. Der alte Stänker Schultz st
ninmchr dauernd unschädlich gemalt
woidcn und hoffen wir, daß der ver
wegene Svhn Karl der verdienten Strafe
entgegensehen werde. Wenn man d e
vielen Verbrechen Revüe passiren läßt,
dann wird ms unwilllürlich zu der
Ueberzeugung gelangen, daß die Ver
rohung des Volkes wahrlich riesige Forl
schrille macht. Wie köunle rs auch An.
ders in einem Lande sein, das Maimr
wie James Corbclt und John L. SuUi
van als Nationalliclden verehrt. Fast
jeder halbwüchsige Bursche hat scin.n
Revolver in der Tasche, statt in die
Schule zu gehen, um ein brauchbcr s
Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu
werde. Wer in unserer Staat die
Alleys einer Musterung unterzieht, wird
am hellen Tage solche Burschchen, d!e
och nicht trocken hinter den Ohien sind,
eindecken, die mit allerhand Unfug d e
Zeit lodlschlagen. Unser Reformöürger
meister Weir, der die Lincolner so gen e
zu Tugendhcldcn stempeln möchte, scheint
von diesem Treiben keine Ahnung zu
haben, wenigstens hat die hochlöbliche
Polizei bis hiule keine Miene gemach',
diese Uebclstände zu beseitigen. Herr
iBeir mag ja persönlich cin ehrcnhaster
und liebenswürdiger Mann sein, w,s
aber durchaus nicht ausschließt, daß seine
bisherigen Anordnungen für die Stack
und ihre Bürger, die wahrlich jeden Ce, .t
sehr gut gebrauchen können, sich finanziell
sehr vchängnißvoll erwiesen hben.
Wer ein Glaö Bier öffentlich trinkt,
wird von vielen geistig beschränkten Leu
ten über die Achsel angesehen, als ob er
wirklich ei Verbrechen begangen halte,
während dieselben Duckmäuser hin!
verschlossenen Thüren wie die Bürsten
bindee saufen. Statt der Heuchelte
Vorschub zu leisten, sollte unsere Polizic
rsp Herr Weir sich dort nützlich machen,
wo das Allgemeinwohl ein energisches
Eingreifen der Polizei erheischt. Statt
geriebenen Gaunern und Gestndel, welche
die öffentliche Sicherheit gefährden, den
Standpunkt klar zu machen, verfolgen
Herr Wcir's Organe die Schürzen zwei
felhaftcn Charakters, indem sie die Dir
en aus ihren Quartieren aufstöbern,
um auf diese Weise bie ganze Stadt zu
verpesten. Als Bürgermeister eines
Gemeinwesens wie Lincoln sollte sich
Herr War ils eisriger Förderer industriel
ler Bestrebungen die Sporen verdienen,
stakt die.Blihnen der Reaktion zu wan
dein. Daß Herr Weir dem beutegieri
gen Stadlrathe zuweilen bie Zähne zeigt,
wenn die Unverschämtheit zu weit geht,
ist sehr lobenswcrlh und können wir auch
nicht umhin, dem Bürgermeister unsere
Anerkennung zu sollen, als er den An
trag, Herrn Billingsley für die RevU
sio des Freibriefes der Stadt 1,200
zu bewilligen, mit seinem Velo belcqle.
Daß die Verticter einer Stadt, die
thalsächlich keinen Heller in der Kasse
hat und fast von der enormen Schul
denlast erdrückt wird, einen solch' unver
nünftigen Borschlag machen konnten,
zeigt uns zur Genüge, daß die Herregs
so lange mit dem Gelde der Burger
wirthschaften werden, bis schließlich das
Eigenthum der Steuerzahler zu Deckung
der Schulden verkauft werden muß. Wie
sonderbar diese Behauptung auch klin
gen mag, so wird der Leser, der sich in
der Jugend mit Rechnen beschäftigt hat,
uns beipflichten müssen. Während des
nächsten Winters werden Ansprüche an
die Stadt gestellt weiden, welchen sie
nicht iüi Stande sein wird, zu enlspre
chen. Wenn dann die Bürger noch nicht
die Courage besitzen, dem politischen Ge-
siudel das Hüiidmerk zu legei!, dann er
dienen die Steuerzahler überh mot keine
Berücknchligunz mehr. Cb die Geduld
wohl so lange ä zren wirb?
Tvi!!?icl tcr Neger.
Tie Äcgcr a:n Scneg.il. erzählt dcr
französische o'ouvcrrieur aron Mw,
,ak eine Avi tsti tsclischastospiel,
trclch.'M man sich 'Freisten aufgibt
wie ctrja tic telgenden, und bereit c
a:;tä"0iiur.;i einen nicht uitbcutcnbcu
Witz vcnu! .setzt. So lautet cir.e Frage:
Wer erblickt zuerst den Fremden und
gibt ihm nichte, zu essen?" Antwvrt:
Das Dach der Hülle.'' (Diese Frage
mit ihrer Antwort ist, nebenbei be
merkt, reckst charakteristisch siir die b'ask
freundlichkeit der dortigen '.'n'ger. ) Eine
weitere Frage lautet : Welches ist das
Silber der Wälder?" Antwort: Der
Gummi." Eine andere Frage: Wie
heißt das Ding, das athmet und nichts
sieht?" Die Antwort lautet: Der
Blasebalg." Frage : Was höhlt sich
ein och wie ein iicft und legt doch
keine Eier?" Antwort: Der Stößel
in einem '.Nörser." (Die 'Veger bedie
nen sich zum Zerkleinern des Getreides
häufig eines Mörsers.) Frage: Was
hat einen Schwanz und rührt ihn nie?"
Antwort: Der Löffel!" Frage: Was
ist sehr lang in der Sonne und hat doch
keinen Schatten?" Antwort: Der
Weg!" Fra-ae: Welches sind die
Kameraden, die sich den ganzen Tag
schlagen und sich doch kein Leid an
thun?" Antwort: Die Zunge und die
Zähne." Frage: Wer hat zerzauste
Haare und diltet Gott, daß er ihn fti
sirt?" Antwort: Der Runar." So
nennt man dort eine am Senegal hau
fig vorkommende Palmenart, bei der
die an der Spitze deö (10 bis 80 Fuß
hohen Stammes befindlichen Blätter
aussehen wie wirr vom Äi'enschenkvpfe
herabhängendes Haupthaar.
Wir essen Alle zuviel !"
ruft ein französischer Arzt in einer
hygieinischen Plauderei aus und setzt
dann hinzu: Nehmt Euch ein Beispiel
an den Trappislen! Die Trappisten
nehmen vom 14. September bis zum
ersten Samstag in der Fastenzeit inner
halb '21 Stunden nur ein einziges
Mahl ein. Diese Mahlzeit ist fest
gesetzt auf halb 3 Uhr Nachmittags, 12
Stunden nach dem Ausstehen, (sie stehen
um halb 3 Uhr Früh ans). Diese 12
Stunden sind abgefüllt' mit Gebet
und Handarbeiten. Die. Trappislen
befinden sich dabei, so behauptet der Arzt,
wunderbar wohl, Berdauungoslörun
gen und gesundheitliche Beschwerden
überhaupt sind sehr selten unter ihnen.
Die Nahrung der Trappislen besieht
aus Brod, Kartoffeln, einer Suppe
ohne Fett, einer Schüssel Wurzeln oder
in Waffer gekochtem Gemüse. Fleische,
Fische, Butter und Eier sind den Ge
funden untersagt ; Ccl darf nur für
Salat verwendet werden. Das gewöhn
liche Getränk besteht in einem halben
iter Aepfelwein. Der Nachtisch besteht
aus rohen oder gekochten Früchten.
Und gerade diese Lebensart ist weit da
von entfernt, das menschliche Leben ab
zukürzen, sie trägt vielmehr zur Ge
snndheit und zum langen Leben bei,
besonders wenn man die thätige Vebens
weise und die gesunde. Lust hinzurech
net, in welcher diese L?rdensleute leben.
Das Podagra ist im Trappistcnklosier
unbekannt ; in 28 Iabren hat der
Hausarzt des Trappisleiitloslers keinen
Schlagfluß kouflatiren können, ebenso
keine Wassersucht, keinen Tramps,
kein Steinleiden und keine strebe
krankheit. Ja, selbst die schrecklichsten
Epidemien, wenn sie auch das ganze
Land verwiisteten, traten nicht über die
Thürschwellle des closterö. Die Trap
Pisten erzählen, das; sehr häufig schwäch
lichc und kränkliche Personen, die in
ihren Orden getreten, starke und ge
sunde Ordensbrüder wurden. Dagegen
wird jeder erfahrene Arzt bestätigen,
daß ein großer Theil der sürankheiten
vom Gegentheil deo Faftens herkommt.
Der berühmte jianzelredner Bourda
loue erfreute sich bis in sein höchstes
Alter einer vortrefflichen Gesundheit.
Der Arzt fragte ihn, welche Lebens
weise er führe. ,. Ich nehme täglich blos
einmal Nahrung," war die Antwort.
Sagen Sie das keinem Menschen,"
entgegnetc ihm scherzend der Arzt,
sonst hat unsereins nichts mehr zu
verdienen."
Eine liebliche Statistik.'
In den von Basedow herausgegebenen
Pädagogischen Unterhaltungen" sin
det sich folgende Notiz, die auch heule
noch Interesse erregen dürfte: Um
diese Zeit starb Hänberle, C'ollega
jubihi'us zn . . . ., einem Städllein
in Schwaben. Während der 51 Jahre
7 Monate seiner Anttc-fiihrung hat cr,
nach einer mäßigen Berechnung, aus
getheilt: !!!!,. ',27 Stoeischläge. 124,
010 Rulhenhiebe, 20,909 ,Pfötchen'
und Klapse mit dem Lineal, 13(),715
Handfchmisse, 10,235 Maulschellen,
7005 Ohrfeigen, 1,115,800 Uousmissc
und endlich 22,703 Notabenes' um
Bibel, jcatechionius, Gesangbuch uud
Grammatik; 777 Mal hat er Knaben
auf Erbsen knien lassen und 13 auf
ein dreieckig Holz; 5001 mußten, Esel'
tragen und 1707 die Ruthe hoch hallen,
einiger nicht so gewöhnlichen Strafen,
die er zuweilen im Falle der Noth aus
dem Stegreif erfand, zn gefchweigen.
Unter den Stockschlägen sind ungefähr
800,00 für mangelhaft gelernte latei
Nische Vokabeln und unter den Nuthen
hieben 7(5,000 für biblische Sprüche
und i;cije. Schimpfwörter halte er j
was über 2iio, davon ihm sein der
land ungefähr zwei Drittel geliefert
Irntte, ein Drittel clcr ten eigener Er- ;
kinduuz !"-"' "
AnS fceta Arizona fUrker."
Wir werden warten. KItV;
kick Iiattcn wir lUtii Ehieago um
Uebersendimg ron ciretit Paar wrh
vrauner Schuhe Nr. '. e.esckrieben. Wir
empfingen die Sciiude durch die Post.
An einem Nachmittage zogen r.ir sie
an. gingen damit die ganze Apache
Äveinie entlang und kamen lebend nach
der .,,icker".Offiee zurück. Die Schuhe
waren die ersten ihrer Art, welche
jemals in diesem Eonniy gesehen wur
den. Wenn beim Erblien derselben
die meisteu hiesigen Einwohner nicht
förmlich starr vor Erskasnen gewesen
wären, hätte man uns die Schuhe von
den Fußen geschossen, noch ehe wir
einen Block weit gekommen wären.
Wir wickelten die Schuhe in wohlrie
chendeS Seidenpapier und hatten die
Absicht, dieselben diesen Sommer jeden
Tag zu tragen und auch andere Ein
wohner zu veranlassen, sich solche
Schuhe anzuschaffen. Letzte Woche, am
Dienstag Bvnnittag, machte uns nun
eine Delegation von 2S Bürgern dieser
Stadt ihre Aufwartung. Sie kamen im
Gänsemarsch und wir standen zum Em
pfange der Delegation auf der Treppe.
Die Delegation wurde von dem alten
Joe Heudersvn geführt, welcher seil
elf Monaten seine Schuhe nicht von
den Füßen gebracht hat. Der ernste
Ausdruck, den das Gesicht eines jeden
Delegaten zeigte, ließ uns vermuthen,
daß die Leute in irgend einer geschäft
lichen Angelegenheit kamen. Als die
Delegaten Halt machten, hielt Joe
eine Ansprache an nns, welche nicht ge
rade von großer vratorischer Bedeu
tung war, jedoch einen Erfolg insofern
hatte, als während der Rede cin Knopf
von unserer Weste fortplatzte. Joe bc
gann feine Ansprache a.n nnS mit der
Frage, ob es unsere Absicht sei,, diesen
fruchlbaren Theil unseres glorreichen
Territoriums in eine Ruine zn verwan
deln. Das Ende der Rede bildete cin
Wink mit dem aunpfahle. Joe sagte
nämlich, daß irgend ein Individuum,
welches in diesem Sommer etwas Gel
des an seinen Füßen trage, nicht ein
mal im Luftballon entkommen würde.
Wenn Joe hierbei auch nicht gerade
unseren Namen nannte, so nahm es uns
doch keine halbe Stunde, zn durch
schauen,, ans wen Zve zielte. Als er
feine Ncde beendigt hatte, schien es
uns in der Ordnung, Etwas znenvi
dem. Wir wiederholten unsere Aus
führungen über den Ruhm Arizonas.
Wir erklärten, daß eS für unser Terri
torium Zeit sei, den ihm gebührenden
Platz in der Schiveslernschaft . der
UnivnSstaaten einzunehmen. Wir kirn
digren unsere Bereitwilligkeit an, uuö
jedem Opfer zu unterziehen, das für
die Wohlfahrt dieser Gemeinde noth
wendig werde. Wenn wir mit unseren
rothbraunen Schuhen zehn Zahre zu
früh gekommen seien nud wenn wir die
Zukunft in die Gegenwart zn versetzen
gesucht hätten, so sei dies lediglich ein
Irrthum des Kopfes, aber nicht des
Herzens gewesen. Wir würden aber
fernerhin auf alle Falle vorsichtiger
fein.
Unsere Bemerkungen wurden mit
Beifall aufgenommen, und die Dele
gaten zerstreuten sich. Wir sind der
festen Ueberzeugung, daß jeder Mann,
welcher im R'ttse eines sicheren Schützen
steht, in diesem Town Eiseream, Root
beer und Metalldrähte zum Wäscheauf
hängen einführen lönnte. Eine Reak
tion würde aber uichtodestoiveniger
sicher erfolgen und den gemachten
Fortschritt im Nu hinwegwaschen.
Deswegen werden wir warten. ES ist
nicht angebracht, eine westliche Ge
meinde zu drängen. Wenn dies je ver
sucht wurde, so erhob sich allemal die
ganze Bevölkerung und Ausruhr und
Blutvergießen waren die Folge. Wir
hatten nach Denver nnt einen Maschi
nenfchreiber und eine Grasmähmaschine
geschrieben, in der Menrnilg, die Zeit
für derartige Neuerungen fei hier all
mälig herangekommen. Nachdem die
Delegation nuS indeß verlassen hatte,
bestellten wir Typewriter und Mäh
Maschine sofort telegraphisch ab. Wenn
der Buhm der EivilisationSwogen erst
deutlich genug zu Jedermanns Ohr
dringt, dann werden wir unsere modi
schcn Strümpfe, unsere Manschetten
knöpfe und unsere pflanmenfarbigen
Glacehandschuhe hervorbringen und
die Führung übernehmen. Bis dahin
aber werden Besucher uns nur nntref
fen, angethan mit einem blauen Woll
Hemde und barfuß in unseren Rinds
lederschuhen. Eine P u p p c hat einem Blatt
einen spaßhaften Streich gespielt. Bor
iiinzcin wußte in vollem Ernst das
Echo de Paris" zu melden, daß am 1.
Mär; d. I. ein berittener deutscher
Ulan in voller Uniform mit Lanze in
Ehnlons sur-Marue sich nach der Ka
serne. des 1. Ehassenr-Regiments be
geben habe, um sich für die Fremden
legion anwerben zu lassen. Das Blatt
behauptete, der Ulan hätte in zwei
Tagen 00 Meilen anf französischem
Gebiet zurückgelegt, vhue angehalten zu
werden, und führte Klage über die
Unzulänglichkeit des französischen Gen
danneriedieusles in den Grenzdeparte
mentS. Die Thatsache, die dieser wun
derbaren Meldung zu Grunde liegt, ist,
daß auf dem Kasernenhefe zu Ehalon-sur-Marne
eine mit der denkschen Ula
nenuniform bekleidete Puppe aufge
stellt worden ist, die dazu dienen soll,
die Netruten mit dem Aussehen der
noch von 1870 her gesürchteten Reiter
vertraut zu machen.
Die große e g y p t i s ch e P y ra -nide
cniliält nickt weniger als 0,
i2?,000 Uichilfaß Stein.
?lcklrischc? Aisckicn.
Daß der Fürst von Aonaeo der Er
klnder riner lwchsc sinnreichen Fischfang
Verrichtung ist, durtle vielen Lesern
ebenso neu tiU ir.ieivisa.u sein. Der
Fürst ist ein begeisterter Anhänger der
Wissenschaft und ahn! vor r'ira vier
Zechren Tiesmessungen im Mittellän
dischen Meere vor. Hierbei bemerkte
er, daß die Bewegungen des Weiß
gliihlichles stets die Fische in der Hinge
tung anlockten. Der Fürst entwarf
daraufhin die Zeichnung für eine
Fischfangvorrichtung, welche mit elek
trischen Lichtern ausgestattet war, und
cr konnte nun erleben, daß an die auo
geworfenen Angeln Fische gingen, die
der Wissenschaft bislang noch ganz un
bekannt waren. Dieser Apparat wird
jetzt auch anderwärts hergestellt und ist
zu dem mäßigen Preise von $5 erhält
lich. Nach der Ansicht eines Sport?
tnamtes würde diese Borlichtnng Haupt
sächlich im Winter, wenn sich Eis in
den Gewässern befindet, mit Bortheil
zu verwenden sein. Aus alle Fälle dil
det die unter Wasser befindliche elek
irische Kugel den gefährlichsten uud
wirksamsten Köder, dessen sich Fischer
in ihrem Gewerbe jemals bedienten.
Besagte Fischfangvorrichtung wird ins
besondere auch für die Nachtsischerei ein
gerichtet. Eine solche Porrickitung be
steht auö einer kleinen Weißglühlampe
mit einer Lichlslärie von imgesahr drei
Normalkerzen. Die Lampe besindet sich
in einer ein Quart haltenden Flasche
und ist derart mit feinem Draht be
festigt, daß sie nicht erschüttert werden
kann. Durch den Kork der Flasckie
gehen zwei elektrische Drähte, welche
mit einein leichten braunen Isolator
umwunden sind und den elektrischen
Strom nach der Flasche leiten. Die
Länge der Drähte kann durch cin Brett
regulirt werden, das auf der Oberfläche
des Wafferö schwimmt. Das Gewicht
der Flasche ist derart bemessen, daß sie
im Augenblick so tief sinkt, als man
es wünscht. Bon dem Brette laufen
die beiden Drähte nach einem Boote,
wo in einem Kasten eine elektrische
Batterie angebracht ist. Sobald man
die Batterie in Thätigkeit setzt, erfüllt
die Tiefe des Wassers ein Licht, das
jeden Gegenstand in dem Wasser deut
lich erkennen läßt und die Fische in
Massen nn die eingesenkten Angeln
lockt. So außerordentlich anziehend
und unterhaltend diese neue Art deö
Fischfangs ist, so steht doch das eine zu
befürchten, daß bei einer allgemeinen
Anwendung dieser Fischsangniethode
manche Fischarten dasselbe Schicksal
erleben, welches seiner Zeit den Bits
sein in Folge deö Gebrauches der Repe
tirfeuerwaffen beschieden war.
Ein schnurriges Erpcri
ment hat so schreibt allen Ernstes
das Berl. Jnt.-Bl." der in der
Brunnenstraße wohnhafte Bäckermeister
M. gemacht, welcher einen äußerst ge
lehrigen Pudel besitzt. Dieser hielt
sich vorläufig bei einem Perwandten
des Bäckermeisters, der in der Danziger
flraße wohnt, auf ; wenn beim Bäcker
meister Phlox" vermißt wurde, konnte
man sicher sein, daß er einen Ausslug
nach der Danzigerslraße gemacht hatte.
M. halte nun den Pudel zu einem
Spaziergange nach Panl'ow mitgenom
men. Als er auf dem Heimwege in die
Nähe der Danzigerslraße kam, war
Phlox" verschwunden. Bon seinen
Kindern darauf aufmerksam gemacht,
daß der Pudel möglicherweise zum
Onkel in der Danzigerslraße gelaufen
fein könne, begab sich M. an's Tele
phon und fragte seinen Perwandtcn,
ob sein Hund sich dort eingcfnnden
hätte. Auf die bejahende Antwort bat
er, den Hund ans dem Hanfe zu jagen.
Es verging geraume Zeit, aber Phlox"
kam nicht. Dagegen wurde M. die
Mittheilung gemacht, daß Phlox"
heute außerordentlich widerspenstig fei
und alle Bemühungen, ihn nach Hanse
zn schaffen, mit einer beivundernsiver
then Schlauheit zu vereiteln wisse.
M. mußte sich wohl oder übel ent
schließen, noch einmal in die Stiefel
zu fahren, um den Hund zu holen.
Nicht wenig darüber erbost, sann er
nach, wie er sich dieser Unbegnemlich
seit entziehen könne. Plötzlich kam ihm
ein Gedanke. Mit schnellen Schritten
war cr wieder am Telephon, verstän
digte seinen Berwandten darüber,
Phlox" das eine Hörrohr an ein
Ohr zu setzen, und ließ nun den gellen
den, dein pflichtvergessenen Hund nur
zu gut bekannten Hundepfiff ertönen.
Sogleich sauste Phlox" zur Stube
hinaus und rannte in gestrecktem Laufe
der Heimath zu, wo er zehn Minuten
nach Ertönen des Pfiffes anlangte.
$11 Anbetracht dieses Erfolges ließ
M. den Stock noch einmal ruhen.
E i n fk r e n g c r Sitte n lich
ter ist der Wnli von Angara. Mit
tätlicher Feindschaft verfolgt er Alles,
was irgendwie gegen Anstand nnd
Moral verstößt. Jetzt hat der Edle ent
deckt, daß schon zn lange unsittliches
Eigarreitenpapier, nämlich Eigarret
tenpapier in Umhüllungen mit skanda
lösen Bildercheu, aus dem sittenlosen
Frankreich nach dem frommen Orient
gebracht wird. Endlich hat er sich denn
aufgerafft zu einem strengen Berbot
der Einfuhr und deö Berkanfs solchen
Eigarrettenpapier's in feinem Gebiet,
im Wilajet von Angora; und der gute
moralische Wali ist der Schrecken aller
Eigarreklenhändler von Angara. Per
mmuiut und unerkannt schleicht er sich
oft bei ihnen ein und verlangt mit dem
lüsternsten Gesicht von der Welt Eigar
rettenpapier mit skandalösen Bildern.
Wehe dem, der auf den Leim geht !
Tie Nollr der Ä)!:lrobcn im Mrn
jchen'.evru, ein bei der heuligen Baeillenfurcht
reck t zeitgemäßes Thema, besprach Dr.
Eapitan in der feierlichen Sitzung zu
Ehren von'roca der Pariser authropelo
gifchen Gesellschaft vor einiger Zeit.
Nach einem eingeführten Ausspruch
des gefeierten Meisters ist unsere
Erde nicht ausdelmungofahig" und
der Stoff beschränkt. Es ist daher,
wie der Redner seiner ans beiden Ge
schlechtern gemischten Zuhörerschaft
anöeinanderfetzle. von großer Wichtig
seit, daß abgestorbene Korper möglichst
rasch in ihre Bestandtheile zerfallen,
damit wieder Stoff für neu erblühendes
Leben entsteht. Ohne Mithilfe der
kleinsten, einzelligen Pflanzen, wäre
dies nicht möglich, der oi ganifii te Stoff
würde nutzlos in unlöslichen Berbin
düngen aufgespeichert bleibe. Auszer
Luft und Wasser braucht der Mensch
zur Erhaltung deö Lebens auch feste Nah
rungsmittel, bei deren Berdauung die
in unzähligen Mengen im Daruifchlauch
lebenden Mikroben unentbehrlich find.
Aber auch die Zubereitung der wichtig
sten Speisen nnd Getränke brächte der
Mensch ohne Beihilse dieser kleinsten
Lebewesen nicht zu Stande; ohne Hefe
und Sauerteig, d. h. ohne lebendige
Gährnngserreger, gäbe es keinen Wein,
kein Bier, keinen Essig, kein Brod,
keinen Käse und dergleichen. Auch
unter dem Boden arbeiten diese kleinen
Wichte für uns, indem sie die Spal
tung der mineralischen Bestandtheile
verursachet, und dadurch das Wachs
thurn der Pflanzen befördern ; die
Pflanzenwelt aber bildet die Porauö
setzung für Alles thierische Leben ans
unserem Erdball. Auf der anderen
Seite bilden aber die mit unglaublicher
Geschwindigkeit sich vermehrenden nnd
überall in Luft, Wasser, Boden sich
findenden Batterien auch eine Gefahr
für uns, indem sie als störende Schma
rotzer in unsere Säfte eindringen und
die gcfiirchteten Jiifektionslrankheiten,
Ehalera, Typhus, Diphtherie, Tuber
kulose und andere hervorrufen. Zu un
serem Troste mag dienert, daß unser
Körper mit Schutzvorrichtungen gegen
die zahllosen Heere dieser kleinsten
Feinde ausgestaltet ist. Unser Leib,"
sagt der französische Arzt Bonchard,
ist eine Festung, die Mikroben laufen
Sturm und der entsprechende Kampf ist
die Krankheit." Ein völlig gesunder
und unverletzter Körper ist gegen alle
Bakterieneinfälle gefeit, erst wenn durch
andere Ursachen Bresche gelegt" ist,
kann der Feind eindringen. Man wird
nur krank" (d. h. an einer Jnfeklions
krankheit), hat der gleiche Arzt, gesagt,
wenn nian schon nicht mehr ganz wohl
ist." Die Hygieine hat daher eine dop
pelte Aufgabe, sie muß zuerst die Ge
sundhcit im Allgemeinen fordern und
dann den Erregern der Ansteckung zu
Leibe gehen.
Zudem die Batterien zumeist die
Schwächlichen als Opfer fordern uud die
Kräftigen leben lassen, üben sie eine
vortheilhafie Auslese im Gegensatze
zum Kriege, der auch die blühende Kraft
nicht verschont. So ist die Wirksamkeit
der Batterien eine unendlich vielfäl
tige, bald nützliche, bald schädliche, im
Ganzen aber, so schloß der Redner, darf
man sagen : Sie sind unentbehrlich
für das menschliche Leben."
Ueber die Krokodile auf
Eehlon schreibt man der Köln.
Polköztg." aus Eolombo : Ein erwach
senes Mädchen ging, um Wasser zu
holen, zum Teiche nahe der Stadt
Kaludara auf Ceylon. Als cs sich
bückte, um die Krüge zn füllen, schoß
plötzlich cin Krokodil ans dem Wasser
hervor und packte das Mädchen. Auf
dessen Hilferufe sprangen einige Män
ncr herbei und hinderten das Thier,
mit seinem Raub zu verschwinden;
trotzdem indeß diese Männer mit Knüt
teln ans das Krokodil losschlugen, ließ
es seine Beute nicht eher los, als bis
der in der Nähe wohnende Inspektor
mit einem Gewehr hinzneilte und das
Thier durch einen Schuß in's Auge töd
tete. Jetzt erst konnte man das Mäd
chen ans dem Rachen des Krokodils
befreien und zum Hospital schassen,
wo eS nach zwei S künden von seinen
Schmerzen durch den Tod erlöst wurde.
Beide Beine, sowie der Unterleib
waren von den Zähnen des Thieres zer
fleischt. Das Krokodil hatte 1(5 Fnß
Länge. Dies Ungliick ereignete sich um
10 Uhr Pormittags. Die Einwohner
sprachen noch davon, dem unglücklichen
Mädchen eine anständige Beerdigung
zu verschaffen, als (es war 3 Uhr Nach
mittags) plötzlich die Nachricht verbrei
tet wurde, daß ein Kind von einem
Krokodil in's Wasser gezogen worden
sei. Leider war cö so. Mehrere Kin
der, welche dicht am Teiche spielten,
wurden von einem Krokodil überrascht ;
blitzschnell hatte das Thier eines erfaßt
und war damit zurück zum Wasser ge
eilt. Trotzdem auch jetzt Lenke herbei
eilten, kamen sie zn spät; sie sahen
nur, wie das Thier mit seiner Beule
wegschwamm. Boin Kinde konnte man
nur die Händchen über dem Wasser
sehen. Wohl wurde sofort ein Boot
bemannt, jedoch konnte keine Hilfe mehr
gewährt werden. Früher zahlte die
Regierung für jcdeS gctödtctc Krokodil
eine Prämie, jetzt nicht mehr, und des
halb vermehren sich die Thiere so, daß
sie eine Landplage sind. Auf der gan
zeit Znsel gibt es keinen Fluß oder
Teich, welcher frei von Krokodilen
wäre.
Aerzte des M i t t c l a l t c r ö
verordneten das Tragen eines Amethy
sten als ein sichres Mittel gegen Nervenkrankheiten.
Ein V.'.!i'.rfi'rrir!).
Zn Petersburg balle sich vereinigen
Zuhren ein juns,cr gewandter ,r.n:zose.
der sich E!er,ili:r de F. nannte, eiugc
funden. Sein angenehmes Aeußerc,
verbunden mit dem Anfiri,.' einer fei
nen Erziehung und gesellschaftlichen
Talenten alj, Musiker, Tänzer und
Schauspieler, '.'erschasstcn ihm bald
Eintritt in vielen großen Häusern, j
sogar das Pertrnuen und die Freund
schaft hoher Personen. Es verschirauden
ober nach nud muh in den Salons, in
denen er verkehrte, allerhand kofibarc
Gegenstände, 5ilbergerälh und Juwe
len, und als man ihn eines Tages cr
tappte, wie er eben im Begriff nrnr,
Von einem Spieltische eine fremde
Börse in feinen Taschen verschwinde
zu lassen, wurde er aus dem Hanse ge
wiesen. 5 ich och schlimmerer Dinge
bewußt und sickier, daß man der Po
lizei Anzeige machen winde, eilte
der sogenannte Herr v. F,, Peterö
bnrg und wo möglich Rußland aänz
lich zn verlassen. Zut Znnern kam
er glücklich ohne Paß weiter, wohl
aber war cin solcher unerläßlich, um
die Grenze des Reiches zu passiren,
Diese Porschrift ist so streng, mein
Herr," sagte ihm der Gajtnurti) in drt
Grenzstadt A,, bei dem er eingekehrt
war, daß unser GouverneurAlleö wie
der über die polnische Grenze zurück
schickt, was dieselbe unberufen und ohne
Legitimation passirt hat."
Das ist vortrefflich," dachte da
Ehevalier de F. nnd sogleich nahm er
seine 'Maßregeln. Er begab sich zum
Gvnverneur, stellte sich demselben als
ein Herr Baron von St.-A. aus Paris
vor, dein eö während seines Aufcnthal
tes in Ostpreußen schnell in den Sinn
gekommen sei, einen ihm befreundeten
polnischen Grafen, der ein Schloß jen
seits der russischen Grenze bewohne,
zn besuchen. Bei dieser Gelegenheit sei
der Wunsch in ihm rege geworden,
einen kleinen Abstecher nach Petersburg
zu machen, um daselbst noch etwas von
den Wintervergnügungcn zn genießen,
hier aber mache man ihm die Weiter
reise streitig. Er aber sei von der ZBil
billig und dem richtigen Takt des 0'ou
venienrs überzeugt, daß man ihn wegen
der Bernuchlässigmig einer bloßen
Förmlichkeit nicht um das Pergnügen
einer Reise nach Petersburg bringen
würde, daß cr aber,' im Falle man
fortführe, ihm weitere Schwierigkeiten
bei Fortsetzung seiner Reise zn machen,
genöthigt sein würde, den Gouverneur
und seine Beamten wegen eines solchen
eigenmächtigen Perfahrens gleich nach
seiner Ankunft in der Hauptstadt an
höherer Stele zn verklagen.
Mein Herr," antwortete streng der
Gouverneur, hier handelt es sich weder
um feine Bildung noch um den rich
tigen Takt, wohl aber um strenge Be
obachtung meiner Porschristen; Sie
sind ohne Paß und ohne Erlaubniß über
die Grenze gegangen; ganz in dieser
Weise sotten Sie, dafür flehe ich
Zhnen, dieselbe wieder passreu. Holen
Sie sich erst in Paris die vorschrifts
mäßige Legitimation , dann kehren
Sie zurück und vergessen Sie nicht,
mich in Petersburg zu verklagen, daß
ich Sie ohne Weiteres über die Grenze
zurückgeschickt habe, und, mein Herr,
merken Sie sich das, ein kluger, mit
seinen Amtspflichten wohloertrauker
Mann läßt sich nicht sobald von einem
französischen (Gelbschnabel, welchem
Stande cr auch immer angehöre, be
schwatzen oder gar irnponiren, und nun"
hier klingelte der General und vor
nehm kachelnd sagte cr zu dem eintre
tenden Ordonnanzoffizier: Diesen
Herrn wird man sogleich in eine Kibiile
setzen und über die Grenze bringen.
Zwei .Kosaken sollen ihn begleiten und
jenseits deö Schlagbanmö feine unfrei
willige Reise zu Faß fortsetzen lassen.
Sie aber, Herr Baron, glaube ich,
würden sehr gut thun, Rußland nicht
so bald wieder zu betreten."
Im Znnern hocherfreut, antwortete
der Rasende, der weder Baron noch
Ehevalier, sondern ein vagabundirender
Schauspieler aus Straßburg war:
Herr General, Sie haben aus meiner
Seele gesprochen, nach diesen Erlebnis
seit habe ich keinen Drang, nach Ruß
land zurückzukehren, aber Sie sind ein
sehr kluger, ehreinvcrlher, seine Pflich
ten streng erfüllender Mann, ich be
wahre Zhr Bild in meinem Herzen,
denn Sie haben im vollsten Sinne des
Wortes für mein Fortkommen gesorgt."
Und vergnügt setzte er sich in die
Kibilke.
Zwei Tage später traf bei dem ('ou
verneur eine amtliche Mittheilung
des Polizei Meisters von Petersburg
ein, die wortlich lautete: Ein junger
Franzose, der, wie es sich nun erwiesen
hat, fälschlich als Edelmann auftritt
und sich in Petersburg Ebevalier de F.,
in Riga aber Baron v. St.-A. nannte,
doch ursprünglich Kellner in Baden,
dann Schauspieler in Straßburg gcwc
sen ist, hat hier zahllose Diebstahle und
Betrügereien begangen und ist sodann
gegen die Grenze hin entflohen. Alle
Gouvernements- und Grencheln'rden
werden aufgefordert, auf diesen gefähr
lichen Menschen, dessen Signalement
beifvlgt, ein we,ck,samcS Auge zu haben
und ihn beim Erscheinen an der Grenze
sogleich zu verhaften nnd unoerzogert
unter sicherer Begleitung hierher zn
senden. "
Nachdem der General diesen Brief
gelesen hatte, rief er, mit dem rechten'
Fuße aus die Erde stampfend, sehr ver
drießlich aus: .. unt Heuler, das ist
ja der Kerl, den ich selbst habe über die
Gicuze sahien lasse;::'