Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 21, 1894, Image 12

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    3m Nichtrauchercsupe.
Ei x c i f c tTTTTi fe. I P
Der Zu, Mit, in lebhaft! Durch
einander von tpJiiiägtrn, Abreisenden
und nfomjitnben, Ab,chiednehen und
rrvfm ,,22,.
gin jung Mann, die C'garettc in der
Hand, ist den im egvin, "
couv, ,u ftetgen, da begegnet sein Blick
0 n ar kl
einem aUerllevnen ugenxi.
Ain-iA aul dem Nebencoup hervorlugt
Soll er auf da Rauchen verzichten
und dort Platz nehmen?
.Einsteigen, mein Herr, der Zug geht
il KrZnt der Schaffner.
Fritz Boltzen tritt zurück, in der Ich
sie Minute schließt sich die Thür hinter
ihm. Die junge Dame ist alleinige In
f affin de, Coupe; sie steht einen Moment
zu ihm aus und zieht ihren kleinen Fug
ein wenig zuiLil.
, grttz nimmt da! al stumme Zlufforde
rung und setzt sich ihr gegenüber.
Er ist. wie gesagt, noch ein lunger
Mann mit empfänglichem Herzen und
ausgeprägtem SltSnheitiflnn.
Die junze Dame verliest sich wieder in
ihre Lektüre.
Auch Fritz holt seine Zeitung hervor,
i 1 ober ivobl bedacht, dieselbe während
de Lesen, so zu halten, daß er immer
ein Auge aus sein hübsche Gegenüber
hat.
Sie endet ein Blatt um; dabei schaut
sie aus und begegnet seinem Blick.
Er glaubt, et leise Lächeln unter
ihren gesenkten Lidern zu gemahren.
Sie ist entschieden hübsch, mit dem
kastanienbraunen Haar, da in zierlichen
Löckchen auf der weißen Stirn liegt, dem
kleinen Mund, den lebhafte Augen und
der schlanken, graziös Gestalt, in der
eine gewisse Vornehmheit liegt, die sie
offenbar älter erscheinen ließ, al sie ver
muthlich ist. Man mochte sie vier, bi
fünfundzwanzig Jahr alt schätzen.
Nach einer kleinen Weile läßt Fritz
sich nicht mehr daran genügen, sie nur
anzusehen. Er wollte sich auch mit ihr
unterhallen; und einen sehr alltäglichen
Anknüpfungspunkt wählend, meint er:
.Sie erlauben, daß ich ein Fenster
öffne?'
Statt aller Antwort sieht sie nur
ttchklnd zu ihm auf.
Etwa betroffen wiederholt er feine
Frage.
, Da, wie Sie sehen, beide Fenster be
reit offen sind lacht jetzt die junge
Dame, .soll Ihre Frage doch wohl so
viel heißen, al .Wollen wir nicht ein
wenig mit einander plaudern?" Nun mir
ist'S recht,' seht sie munter hinzu und legt
ihr Buch bei Seit.
Sie lehnt sich in die Polster zurück und
läßt die Hände in den Schooß sinken.
.Ich ftnde e überhaurt thöricht hebt
sie nach kurzer Pause wieder an .wenn
sich zwei Menschen stundenlang gegen
über sitzen, ohne ein Wort zu wechseln,
nur, weil sie bisher einander fremd
waren,'
Alebald sind sie in lebhafter Unter
Haltung.
Bolye fühlt sich von dem lebhaften
Interesse, da eine hübsche junge Dame
für ihn nimmt, so geschmeichelt, daß er
ihr in der nächsten halben Stunde aller
Hand von sich erzählt: woher er ist, wo
seine Eltein leben, welche Stellung er
geschäftlich einnimmt, und daß er sich
jetzt einen achttägigen Urlaub genommen
fiat, um in L . . . . einen Freund zu be
uchen, der kürzlich geheiralhet hat, und
wie er sich in einer gewissen Ausregung
befinde, ob er vor dessen junger Frau,
die er noch nicht kenne, wohl Gnade finden
werde.
Alöbald find die beiden Reisenden
einig miteinander, daß es doch jammer
schade sei, wenn sie sich nicht wiedersehen
sollten. Manon Bechtold, wie sie sich
Boltzen genannt, hat nur ganz vorüber
gehend in L.... zu thun; nach einer
wichtigen Besorgung will sie in einem
Restaurant etwa essen, und mit dem
Nachtzug Weiterreisen.
Was ist natürlicher, als daß Boltzen
sich im Restaurant ein Rendezvous mit
ihr giebt?
Der Zug säh:t langsam in L . . . . ein.
Mon guckt forschend aus dem Coupe
fenster. Plötzlich zieht sie ihr hübsche
Köpfchen haftig zurück.
.0, da ist Jemand, von dem ich nicht
geizen werden möchte! stricht sie,
.wenn Sie sich meiner schweren Hand
lasche ei baimen und dieselbe an sich neh
men wollen, bi wir un heute Abend
wiedersehin, wäre ich Ihnen sehr dank
bar.'
Noch ein berzlicher Händedruck, ein
freundliches Lächeln au ihren Schelmen
äugen und die allerliebste kleine Manon
ist feinen Blicken entschwunden.
Er greift nach ihrer Tasche, da fällt
sein Auge auf eine kleine Mesfingplatte.
.Ah, dacht ich' doch!' kommt e unwill
kürlich von seinen Lippen, .sie hat mir
einen falschen Namen angegeben! aber
wie .Ella Rettwitz
.Willkommen, Boltzen, herzlich will
komme!' erklingt eine wohlbekannte
Stimme an sein Ohr.
Er endet den Kopf und steht sich sei
nem Freunde gegenüber.
.Haft Du meine Frau nicht gesehen?'
fährt dieser fort, .ich erwarte sie mit
demselben Zuge?'
.Deine.... Deine Frau?' stottert
Boltzen, von der soeben gemachten Ent
deckung auf unangenehmste berührt,
.n.... nein, ich ... . ich habe sie nicht
gesehen; Du vergißt, daß ich sie ja noch
gar nicht kenne.'
.Ganz recht,' nickt Martin.
Er sieht sich vergeblich nach ihr um.
.Sie scheint erst mit dem nächsten Zug
zu kommen,' fuhr er fort. .Sie war
auf mehrere Tage zu Besuch bei ihrer
Mutter,' setzt er erklärend hinzu.
Nur mit MZhe bewah'.t Leltzen seine
äußere Ruhe.
Wie fatal, der Frau seine besten
Freunde wenn gleich unafsentlich
so den Hos gemacht zu haben!
eyl yklßl c vor Item, sich von
Martin freimachen und mit seiner Frau
in Klart rammen,
.Wenn Du Deine Frau seit mehreren
lagen vicht gesehen bist.' bebt er elw
verlegen an, .wird e Dir nicht unlieb
sei, sie in der ersten Stund ihrer Rück,
kehr für Dich allein zu habe. Ich hab
ein geschäftliche Angelegenheit zu er
ledigen, die ich gern schnell abgethan
hätte, um fünf Uhr erde ich bei Dir
sein.
.Ganz wie Du willst, lieber Fritz.'
.Gott fei Dank, er hat ihr Reise
tasche nicht bemerkt!'
Boltzen athmet erleichtert auf, steigt in
eine Droschke und fährt daoon.
.Dieser Thorheit muß ich schlunigst
ein End machen. Armer Martin, ich
hätt Dir ine bessere Wahl gewünscht,
Na, wenn ich einmal heirathe "
Sein schön Mitreisende läßt nicht
lange auf sich werten.
.Sie haben doch eine Tasche nicht
vergessen?'
.O nein, hier ist sie, ich habe auch den
Nimen daraus gelesen.'
.Ah.' lacht sie. so haben Sie nt
deckt, daß ich Ihnen nicht die Wahrheit
agte!'
Sie begaben sich in den Speisesaal
und nahmen an einem kleinen Ecktische
Platz.
.Wir spielen kein ehrliche Spiel
mit Martin.' hebt Boltzen an. .Sie
wissen, daß ich mich für mehrere Tage
al Gast in Ihrem Hause angemeloel
habe?'
.Wirklich?'
.Jedenfalls kam mein Brief. der Mar
tin meine heutige Ankunft mittheilte, erst
nach Ihrer Abreise hier an ich sprach
Martin auf dem Bahnhof r rwartet
Sie.'
.Sie sagten ihm doch nicht, daß wir
zusammen gereist sind?' fragt sie in ficht,
lichem Schrecken.
.Dessen hütete ich mich wohl.'
.Welche Beruhigung für mich. Ich
mär außer mir gewesen, wenn r mich
gesehen hätte!'
.Darum ist immerhin nicht minder
unrecht....'
.Gegen wen?' fällt sie ihm in'
Wort.
Gegen Ihren Gatten und meine
besten Freund.'
Sie erwidert nicht.
Eine Weil sitzen fi schweigend inan
der gegenüber.
Wa haben wir im Grund Unrechte?
gethan?' hebt sie nach einer kleinen
Weil achseljäckcnd wieder an, .r wird
ja auch nie etwa davon rfahren.'
.Nein, erfahten wird r nie,' wie,
derholt Boltzen und trommelt unbehaglich
mit den Fingern auf dem Tisch, .das
ändert aber nicht an der Sache selbst.
Jedenfalls müssen mir jede Erinnerung
an den heutigen Tag möglichst zu ver
gessen suchen. In Zukunft müssen wir
einander begegnen, al halten wir un
noch n gesehen.
Ziemlich einsilbig beenden sie ihr
Mahl. Boltzen athmet erleichtert auf,
als er den Kelln rufen uns dezayien
kann.
.Sie begeben sich jetzt direkt nach
Haufe?' fragt er dann.
.Gewiß.'
.Wir dürfen aber nicht zusammen
gehen.'
.Ist e Ihnen recht so fahre ich vor
aus.'
Er ruft eine Droschke heran, ist ihr
beim Einsteigen behilflich und giebt dem
Kutscher ihre Adresse.
Sie winkt ihm freundlich zu, und der
Wagen setzt sich in Bewegung.
Boltzen machte sich mit einer lei ge
murmelten Verwünschung zu Fuß auf
den Weg. Endlich langt er bei seinem
greunb an. erfetve rommi tnrn im
Hausflur entgegen.
.Rh, vlfl u envuch ea, alter greunv;
tritt näher, meine Frau wird sogleich hier
fein: sie kam richtig erst mit dem nächsten
Zuge. ah. da ist sie!'
Die .hure geht aus. n yorynem
Unbehagen endet Boltzen sich der Ein,
tretenden zu.
.Hier, liebe Elsa, stelle ich Dir mei.
r.en alte Freund Boltzen vor. Aber was
hast Du,' sährt er zu diesem gewendet
lachend fort, .Du schaust ja drein, als
sähst Du einen Geist vor Dir?'
.Mem myter larug maai l oe
troffen,' spricht Frau Rettwitz, .Ver
zeihung' und sie reicht ihm herzlich die
Hand, .aber ich habe soeben eine sehr un,
angenehme Entdeckung gemacht mir ist
während der Fahrt meine Reisetasche ab,
Handen gekommen "
.Ihre Reisetasche?' stößt Boltzen her
vor und schaut in größter Verwirrung in
daS ihm völlig fremde Gesicht, .sie trägt
ein kleine Messingplatte mit Ihrem Na
men?'
.Ganz richt, Sie fanden sie?'
.Ja das heißt ich ich gab
sie -
,O, sagen Sie, wem?'
.Ja, wenn ich da wüßte! eine Dame
im Coup gab sie mir und. ... '
E wird an der Thüre geklopft. '
Das Mädchen tritt mit der verlorenen
Tafch in. .Ein Junge bracht sie,'
berichtet sie, .ein Dame habe ihm ein
Mark gegeben mit der Weisung die Reise,
tasche hier abzuliefern.'
Lebhaft greift Frau Rettwitz nach der
Tasche und öffnet sie. Aber o weh l der
Brillantschmuck ist daraus verschwunden,
an seiner Statt zieht sie inen Brief her,
vor.
.Er ist an Sie adrksstrt,' spricht si
und reicht ihn Boltzen.
Derselbe lieft: .Werlher greunv! lau.
send Dank für Ihre Hilfe, ohn welch
eS mir schwerlich gelungen wäre, die
Tasche in Sicherheit zu bringen. Unter
den obwaltenden Umständen wird Ihnen
wenig an einem Wiedersehen gelegen sein,
doch sollt der Zufall uv j wieder zu,
sammenführen, so gedenken Sie Ihre
ausdrücklichen Wunsche, daß wir als
daa einauder begegnen, sl hätten wir
un nie zuvor gesehen. Inzwischen hegen
Sie keinen Groll gegen
Manon Bechtold.'
Ein unschuldiges Gpfer.
iasfische riminalgischichle.)
Nikolai Bobro war ein russischer
Edelmann und Besitzer eine prächtigen,
ohlbewirthschftetea Gute im Nowgo
rodschen Gouvernement. Dort führte
er mit lemer sattln i, e, geo. on
Lllberg, da Muster eine wahrhaft
idealen Eheleben. Ihr inzige Kind,
der im Jahre 1858 geborene Sohn
Alexander, war in Petersburg erzogen
worden und studlrte nun bort die Mathe
matik. Er war der Fleißigsten einer und
seinem Fach mit Leib und Seele erge
den. Schon seit einigen Wochen war er,
früher als die Anderen, mit seinen Prü
fuiigSarbeiken beschäftigt; kaum, baß er
sich täglich eme tunre frei Zeit
gönnte, um einen kurzen Spaziergang zu
machen. Das war zu Ende des Jahres
1880.
An einem ausnahmsweise schönen De
zembertaae, der die Petersburger aus
ihren Häusern gelockt hatte, entfaltete
sich, wie immer an solchen Tagen, auf
dem NewaOäai reges Leben. Auch
Alexander Bobro war der dumpfen
Slubtnlust entflohen, um ein Stündchen
in der kalten, aber klaren und schönen
Wlnterlust zu genießen.
Er stand jetzt ebenfalls an dem Ge
länder des Oaais und beobachtete schon
seit einigen Minuten ein inngeS Mad
chen, da in graziösen Windungen auf
dem Eise dahin glitt. Bald nach der
Mitte zu in der Menge verschwindend,
bald darauf in nächster Nähe wieder auf
tauchend, schien sie auf dem Eise dahin
zuschweben. Alexander verlor die Ge
ftalt nicht au den Augen. Dicht hinter
der schonen Unbekannten bemerkt Alex
ander erst jetzt zwei junge, ihm etwa
gleichaltrige Herren von wenig etnneh
mendem Aeußeren, die die Schöne äugen
scheinlich verfolgten und belästigten
Dies ließ sich an einer Ouaitreppe von
tnkm Ausseher die Schlittschuhe ab
schnallen und wollt das Ei verlassen.
Flug hatten auch die geckenhaften
Bertreter der Petersburger .jeunesse
doree", den Rückzug des Mädchen be.
merkend, abgeschnallt und waren ihr hart
auf den Fersen, al sie nun die Treppe
zum Quai hinaufstieg. .
Alexander, seinem Elut eine Cigarett
entnehmend, beschloß, der jungen Dame
zu Hilfe zu kommen. Diese war in dem
Augenblick gerad neben ihm, a;8 er, laut
genug, fo daß di Unbekannte e noch
hören mußte, die beiden Verfolger mit
der hier so sutagltchen und das Straßen
leben Petersburg'S charakterisirenden
Bitte: .Poswolt sakuritl' (d. h. ich
bitte höflichst um Feuer) aushielt, und
zwar durch gekünstelte Ungeschicktheit
lange genug, um dem Mädchen Zeit zu
gewinnen, sich in der Masse der Spazier
gänger den Blicken der Verfolger zu ent
ziehen. Alexander klein Lift war ge
gluckt; er hörte noch inen halbunter
drückten Fluch des Einen, al dieser ver
geben nach der gemeinsamen Beute
späht.
Voll befriedigt von seiner HandlungS
weise, ging Alexander nun in seine Woh
nung.
Am folgenden Tage sah Alexander die
junge Dame wieder, die ihm einen dank
baren Blick zuwarf. Einer plötzlichen
Eingebung folgend, zog Alexander höflich
grüßend den Hut und stellte sich der
Schönen vor.
St hieß Olga Jwanowna Maliaew
und war die einzige Tochter eines Gene
ral a. D., der in der .Großen MorS
kaja' ein elegantes Haus bewohnte und
in der Petersburger Gesellschaft allge
mein beliebt und geachtet war.
Alexander und Olga traten sich von
nun an alle Tage und waren gar schnell
gute Freunde geworden.
Bald hatte sich auch eme Gelegenheit
gefunden, Al, runder in daS HauS des
alten Miljaew einzuführen. Dieser, ein
biederer und liebenswürdiger Herr, der
mit zärtlicher Lieb an seinem einzigen
Kinde hing, fand an dem jungen Sascha,
wie Olga ihn nun nannte, großen sefal
len, und das jugendliche Paar hatte die
besten und günstigsten Aussichten, bald
ein fröhliche Verlobung zu feiern.
Nun verkehrte in Miljaew'ö Haufe unter
Anderen auch ein gewisser Antonowilsch
Dobrin, der sich für einen Rentier au?
gab. in Wirklichkeit aber Mitglied der
Petersburger Geheimpolizei war, und
zwar in den betreffenden Kreisen ein ge
fürchtete und berücksichtigte. Dieser
Dobrin hatte e verstanden, sich des groß
ten Vertrauen de alten Generals
jaew zu versichern, und als er eines
TageS bei diesem um Olgas Hand warb,
konnte der Alte ihm keine abschlägige
Antwort ertheilen. Nicht er sei dabei
die Hauptperson, hatte Miljaew geant
wartet, sondern seine Tochter. Diese
solle Dobrin nur befragen, sie werd in
dieser Hinsicht von ihrem Vater keines
weg beeinflußt.
Dobrin' Antrag verunglückte; er
würd von Olga rundweg abgewiesen.
Al bald darnach, die Verlobung
Alennder Bobrow'S, dessen Eltern hoch
erfreut zu dieser Feier nach Petersburg
geeilt waren, mit Olga Miljaew bekannt
würd, kannte die Wuth Dobrin' keine
Grenzen. Die Hochzeit wurde für den
April 1881 (des kommenden Jahres)
festgesetzt, wo Alexander seine Studien
zu beenden hoffte.
E sollte jedoch ander komme.
Die Rachsucht Dobrin', de ver,
schmähten Liebhaber, sollte dem jungen
Brautpaar verhängnißooll werden.
DI furchtbaren Ereigniss de Peter
bürge? 15. Mär, 1881 schrecken auch
Alexander Bobrom von seiner Disser,
tation. ai der r jktzt angestch! der bald
bessrstedknbkn mit viaa ski:
jaem mit verdoppeltem Eifer arbeitete,
auf. Al er die Kund on der Ermor
dung de Zaren vernommen, verließ er
seine Wohnung und Ich ton sich dem unge,
Heuren Menschenstrome an. der sich der
Unglücksstelle zumä'zte. Diese ar von
Polizisten in weitem Umkreis besetzt.
Doch auch au der Fern konnte Aleran
der die argen Verwüstungen, die di un
seligen Bomben angerichtet hatten, deut
lich bemerken und betrachten. In seiner
Nähe gewahrte er jetzt Dobrin. und wurde
auch von diese bemerkt. Nicht im ge
ringften beunruhigt, trat Alexander dann
den Heimweg an.
Aber er traf in seiner Wohnung nicht
in. Nicht am Tag de unseligen tten
tatS, auch nicht an einem der nächsten
Tage.
Alexander Bobcom ar und blieb
spurlos verschwunden.
Alle Nachforschungen nach ihm, die
bald mit allen zu Gclo! stehenden
Mitteln angestellt wurden, blieben er
solgloS.
Nur Einer hätte Auskunft geben kön
r.en das war Dobrin. Der wußte
den Aufenthalt de jungen Bobrom er
hatte diesen nur zu gut geborgen.
Schuldige und Unschuldige waren an
lenem 13. März in Massen verhastet wor
den. Und so hatte denn auch ein einiger
Wink Dobrin', de gesüichteten Mit
gltede der Geheimpolizei, genügt, um
den unschuldigen Alexander, den dreiund
zwanzigjährigen, hoffnungsvollen Sohn
braver und geachteter Eltern, für unbe
stimmte Zeit in einen der elendsten Kerker
der Peter-Festung zu werfen.
Genau zwölf Jahr war Alexander
Bobrom in jenen furchtbaren Gewölben
so gut wie lebendig begraben worden.
Dann wurde er entlassen. Aber er ver
trug die Luft der Freiheit nicht mehr
schon in der ersten Tiertelstunde der
wiedererlangten Freiheit versagten plötz
lich die GeisteSfunktionen, brachen Geist
und Körper gleichzeitig zusammen.
Bald daraus starb er 8 blieb ihm er
spart, von dem schrecklichen Schicksal.
welche die ihm Theuersten betroffen
hatte, zu hören.
Drei Jahre nach jene schrecklichen Er
eignissen im März 1331, also im Jahre
1334, starben vor Gram und Kummer
um ihr einzige verschollene Kind,
Nikolai Bobrom und seine Gattin in in
und derselben Woche.
Am Ostersonntaz de Jahre 1335
ereilte ein Schlaganfall de alten Ge
neral Miljaew. Er starb in den Ar
men feiner erst zwanzigjährigen Tochter
Olga.
Bald danach erschien Dobrin wieder
vor Olga, die nun bet Verwandten lebte,
mit einer erneuten Liebesmerbung. Ent
rüstet wurde er abgewiesen. Vermittelst
feiner Machtgewalt gelang S dem Schur
ken aber Olga au dem Haufe ihrer Ver
wandten zu entführen.
Vier Wochen danach nahm sich die
Unglückliche durch Vergiftung da Leben.
Dolrin rhiclt im April 1891 für
feine .umsichtige Thätigkeit' gelegentlich
der St. Petersburger Schreckenstage
außer einer ansehnlichen Belohnung in
Baar den WlavimirOrden, also auch
den Adelstitel. Später wurde er zum
Chef der Geheim-Polizei in OstSibirien
ernannt, wo er , heute noch, im Range
eines wirklichen StaaisratheS stehend,
eine große Roll spielt!
Ah der!
Sie suchen ein rkiche Frau? Gut.
Aber Sie besitzen keine Stellung und
kein Vermögen, und Sie befürchten
lächerlich!
Ich will Ihnen eine Geschichte er.
zähl.
Ich halle inen Freund. Er besaß
nicht als ein gutes Herz und Inen guten
scyneroer. Bas erste gewann ihm de
Svmphihlen der Mütter, sein Schneider
die der Töchter.
Di Well nannte ihn einen Tauge,
nicht. Erkundigte man sich nach ihm.
so hieß es einfach: ,AH der!'
Mehr hätten übrigens auch die Wenig,
ften von ihm zu sagen gemußt. Er hatte
keinen Beruf, nach dem man ihn hätte
schätzen können ; er war nicht und that
nichts, er war einfach der Herr .Ah
der!'
Ein Anderer hatte vielleicht nur mit
schweren Sorgen in die Zukunft geblickt;
cr aber ließ sich darüber kene graun
Haar wachsen.
.Wozu auch," pflegte r zu sagen, .ich
hab' ja noch genug schwarze.'
Eine Tage war er verlobt.
Man zerbrach sich den Kopf, man flü
sterte und tuschelte und gratulirte endlich.
Doch in daS Glückwünschen und Hände
drücken mischte sich ganz unverholcn das
Erstaunen, daß er einen Schwiegervater
gefunden.
.Ja, lieber ffreund, man muu zu leben
missen!' und lachend schüttelte er mir die
Hände. Vor ein paar Monaten nichts
als die graben Glieder und heute ver
lobt und glücklich, auf der Höhe der
Situation!
.Man sag über di modernen Mäd
chen, waS man will; wenn sie uns lieben,
sind sie reizend.
.Aber lass' Dir erzählen:
.Ich schlendere also durch die Stadt.
Um mich das gewohnte Bild; in mir
der ganze Grimm der leeren Taschen.
Fröhliche Menschen, Sonnenschein; so
recht ein Tag, um Schulden zu machen.
Fahr n m r. Euer Gnaden. Flakcr.
Viersitzer 'fällig?'
.Ja. freilich!!
Da unter all den gleichgiliigen
Leuten, plötzlich ein Gesicht!
.Die Augen, da Lächeln, die xanz
Erscheinung.
.Schon 'waren sie vorüber: Mama
und Tochter.
.Da hat' mich gepackt!'
Kennst Du jene köstliche S??xhie
der Körper?
Ein inziger Blick und tausend
Wünsch durchzucken Dir Herz und Sinne,
tausend Bilder reißen Dich mit sich fort.
Du fühlst Dich erhört, glücklich, geliebt.
.Si ist'!' fieberten mein Puls.
.Si ift'i! Sir ist'!' echote mein
Herz. Straß' auf. Straß' b. Prunk,
volle Einfahrt, Marmortrepxe. Si
waren verschwunden. Im ersten Steck
bewegte sich noch leis der Vorhang.
Ein prosaische Trinkgeld verrieth mir
."Y - ..V ri h. rn i. .
jwmt uno ranv. enerarvtrertor.
Ich wußt noch nichts, cltv ich wukt
genug. Am nächsten Tage sxr?ch ich mit
ihrem Zbaterl .Herr Direktor!
Der Zweck meine Besuches ist so außer
gewöhnlich, daß ich Sie im Voran bitten
muß, mit Ihrem Urtheil zrirückzubalken,
bi ich zu Ende gekommen bin. Der kür
zeste Weg ist der beste; erlauben Sie
also, daß ich ihn betrete. Ich liebe Ihr
graul Tochter! Fürchten Sie nicht
daß ich Sie mit einem fait accornpli
überrasche; ich habe überhaupt noch kein
Wort mit ihr gesprochen, sie werden
zugeben, daß es mir ein Leichtes gewesen
märe, tn Ihren re en Zutritt u er.
hallen, aber in meinen Verhältnissen
finde ich es ehrlicher, zuerst mit Ihnen zu
reden. Unsern Namen finden Sie in
jedem Almanach; von unseren Gütern
besitze ich leider nur mehr die Photo
graphien. Wenn ich eS bis heute zu
nich!S gebracht habe, so lag die nicht an
meinen Fähigkeiten, sondern an meiner
Ueberzeugung.
Wohin Sie blicken die Jagd nach
dem Glück, in Jagd in Blaue. Man
kämpft, man strebt und weiß nicht wofür,
und manchmal nicht einmal warum?
Setzt sich den Leuten aber da Glück auf
die Nase, dann haben sie keine Zeit
Ich habe gewartet, bi ich mein Glück
gefunden; letzt werde ich arbeiten und e
mir auch verdienen. Sie stehen an der
sp tze eine riesigen Unternehmen
Versuchen Sie mit mir. Meine Trieb
feder ist mein Temperament. Spannen
Sie mich also nicht vor den Pflug, son
dern nehmen Sie mich unter den Sattel,
Wa Andere können, lassen Sie Andere
machen. Ich will mein Glück im Flug'
zum Siege bringen oder den Hals
brechen.
Bedächtig trommelt r mit den Fin
gern auf die Platte seine Schreibtische.
War'S ein SicgeSmarsch, war'S mein
GrabgelSuteVI
.Mein Herr,' begann er endlich und
seine Blicke bohrten sich wie Fragezeichen
In meine Slirn, .Sie sind entweder ein
Narr oder ein Kraft. Doch nicht
für ungut, Sie gefallen mir. Ich besitze
AlleS; gewiegte Fachleute, gemtssenhafte
Beamte; was un fehlt, ist ein frischer
Zug! Sind Sie der Mann, für den Sie
sich halten, dann kann ich Sie brauchen
und dann, junger Freund, fügte er lä
chelno hinzu, konnten wir ja seinerzeit
auch über da Andere ein Wort mitein
ander reden. Doch Zeit ist Geld: Und
darum auf Wiedersehen morgen im
Bureau.'
Und fragen Sie heule die Welt nach
meinem Freunde?!
.Ah der!' heißt e im Tone hoch
achtungsvollster Anerkennung; und sie
wackeln mit ihren Zöpfen und nicken noch
einmal: .Aaah der!'
ßin Wüller-Mekdote".
Auf dem medizinischen Eongresse in
Rom rzählt Professor Todaro folgend
Geschichte aus dem Leben des berühmt
Physiologen Johannes v. Müller.
Einer einer etlgeno en, Uionzrg
Costa von Neapel, halte in den dortigen
Gewässern das Lanzetlfischchen (Am
phioxus lanceolatas) nldeckt, dc8 den
englischen und russischen Forschern schon
alö IZränokiostorna lancolaUini be
sannt war. Costa erkannte dessen wahre
Natur und beschrieb e als das erste und
niedrigste unler den Wubelthieren.
Seine Beschreibung machte out Müller
einen gewaltigen Eindruck. Kaum hatte
er sie gelesen, aiS er auch feiner sxau
erklärte: .Lilbrs Kind, Du mußt mit
kommen nach der Bucht von N,sxel.'
In jenen Tagen mußte man mit der
Postkutsche reisen, und erst nach einigen
Wochen erreichten der groJe deutsche
Biologe und seine Gattin die Bucht.
Während er am Albergo di Roma Lucia
abstieg, ließ er sogleich einen Fischer
holen, der ihm ein Exemplar des Am
phioxus verschaffen sollte. Es ergab sich,
daß dieser Mann Costa'S eigener Fischer,
Namen Giovanni, war. Er war auch
so glücklich, schcn am frühen Morgen des
anderen Taue ein Lanzellsischchen zu er-
wischen und brachte ,s sofort dem Ge
lehrten, der noch im Bett lag. Außer
sich vor Freud über seinen Besitz, steckte
Müller es sogliich in SpiriiuS und eckte
seine Frau, die, müd von der langen
Reise, noch in festem Schlaf lag, mit den
Worten: .Liebe Kind, steh' gleich auf,
wir fahren nach Berlin zurück.'
Kljinclische Machtyeröergk.
In Peking exiftiren. vfit in den Städ-
tn Europas auch .Lodging' Häuser.
Nachtherbergkn, Echlasftellen für jene
Unglücklichen, welche kein Obdach haben.
Man nennt sie dort .Hühnerfeder-Häu
ser,' in welchen allen BeschästigungS,
Unlerkunfteiofe und erumrreiver eine
Schlafstelle zu billigem Preise finden
können. Die Einrichtung ist eine origt-
nelle: In einen, großen Saale befindet
sich auf dem Boden eine dicke Lage von
Hühnerfedtr. Die Nachlgäfl komme
bei Nachleivbruch in buntem Durcheinan
der, um diese Hühnerboden iu benutzen,
und strecken sich, ohne viel Umstände zu
machen, aus dieses Lager hin, und ver
schwinden bald in demselben, wie in einem
Lad. Ueber der ganzen Breit dieser
riesigen Schlafstelle hängt in großer
Lorhang tui Filz, in welchem ein Un
zahl ovaler Löcher geschnitten sind. Wenn
die vorgeschriebene Schlafftuod da ist,
wird dieser Vorhang horizontal aus di
in den Federn vergrabenen Insassen her
abgelassen. Jeder der Liegenden sucht
nun ine Loche sich zu bemächtigen und
seinen Kops, um die äußer Lust leichter
einathmen zu können, durch dasselbe zu
ecken. Ist da geschehen, tritt die voll
kommenste Stille in der sedergesüllten
Mausefalle in. Den Augenblick de
.Ausstehenmüsstp' kündigt ein Schlag
auf dem Tamtam an. Bet diesem Lärm
signal beeilt sich nun ein Jeder, seinen
Kopf wieder au der Schlinge zu ziehen,
um nicht von dem Vorhange erdrosselt zu
werden, der zugleich mit dem Zeichen
mittelst eine Schienenwcrk rasch in di
Höhe gezogen wird. Die Bewohner ver
fügen sich sodann zur Kasse, wo sie wie in
einem Hotel ganii ihr Nachtquartier be
zahlen, da gewiß sehr billig genannt
werden kann, denn der Preis ist in
.Sabeke,' in Achiel vom Cnt.
paffender Lremann.
.Hast Du gehört. Hrr Meyer, der
Besitzer de großen Damenconfec
ttonSgeschästeS, hat sich mit einem
reizenden Mädchen verlobt!'
,Na, der hat ja auch, u ein Frau
glücklich zu machen, das Zug dazu!'
Beruhigung.
Braut (zu ihrem Bräutigam, der all
L b in a n n bekannt ist) : .Ach, Arthur,
ich zweifle immer an Deiner Liebe! Ich
glaube, Du heiralhest mich nur wegen
der Mitgift!'
Bräutigam: .Aber glaub' doch da
nicht, mein Kind mit d r werd' tcb
bald fertig fein!'
Abwehr.
Arzt : .Unverbesserlicher l . . Also zi
Pfund Spickaal mit Kartoffelsalat haben
Sie gegessen und sich damit selbftver
ftändltch wieder den Magen gründlich
verdorben!'
Patient (ärgerlich): .Natürlich.
jetzt muß wieder der Spickaal daran
schuld sei! Mir war vorher schon s
miserabel!'
Freundschaft.
Mutter : Aber, Laura, warum hockst
Du denn den ganzen Tag im Zimmer?
Geh' hinab in den Garten!. . Haft Du
denn gar keine Freundin?'
Laura: .O ;a, in., aber die
kann ich nicht leiden!'
Gefährliche Zustimmung.
Sie: ... .Ja. glaube mir, lfrtd. ich
habe auch meine Fehler!'
Er: ,O, gewiß!'
Sie (empört): .So?! Willst Du
mir nicht vielleicht sagen welch?!'
Boshaft.
Dam : .Sagen sie 'mal, Herr Pro
fessor, warum hat wohl Gott di Eva
zulktzt erfchcheu?'
Professor: Ganz einfach, damit sie
ihm vorder nichts hat dreinfchwätztn
rönnen l'
EinSchwerenölher.
Lieutenant: Ach, en ich gewußt
hätte, Fräulein, daß Si im heutigen
Lustspiel so lachen werden bei
Gott, ich hätt' e geschrieben!'
Ansgleick.
Kondukteur (zu einem Schnorrer) :
Sie sind um rine Station meiteroefak
ren, al Ihr Billet reicht, und müssen
vayer nachvczayien r
Passagier : .Wie heißt nachbezahlen?
Werd' ich einfach dafür mit dem nächst.
Zug wieder fahren um eine Station
retour !'
verfehltes Kompliment.
Herr A. (hinter Herrn B.. der ebm
bei ihm in derselben Richtung vorbeige
gangen): .Nanu, Si lausen ja an
einem vorüber, als wenn man Luft .
wäre.'
Herr B. (sich umdrehend): .Ach nt.
schuldigen Sie! Gar nicht erkannt. Von
hinten eben alle Katzen grau.'
Gut getroffen.
;9?a, wie war es denn heute in deinem
kesekränzchen? Viel Neuigkeiten ge,
hört?'
.O Gott eint Unmenge ! E
war nämlich über die Hälft der Mit
glieder abwesend.'
Siblecht bestellt,
Du. wie steht der Wolfheimer eiamt
lich?'
.Faul, zehn Ka strer hat er in fünf
Jahren gehabt, aber S hat noch für kci
nen gelohnt, durchzubrennen I'
Die Macht der Gewohnheit.
HandlungSretfender (feine Liebe erklä
rend): ,O, Fräulein Alma, darf ich
Ihnen mtn Herz offeriren extra
Qualität dauerhaft unverwüstlich !'
verrechnet.
Chef: .Herr Müller, ich muß Si
ernstlich vermahnen, in letzter Zeit finden
sich so viele Rechenfehler tn Ihr
Büchern '
Kommt : .Herr Meier, ollen ver
zeihen, aber der stet Gedanke, an Ihr
Fräulein Tochter verirrt mir derartig
den Geist; wenn ich daher da Glück
hätte, hoffen zu dürfen '
Chef : .Ja, da verrechnen Sie sich
doch schon wieder.'