Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 03, 1894, Image 11

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    Donna lrira.
9al Um Zi)wi.iitn von i't. l'au'tlM.
Nicht ist lustiger, alt eile, IcbenS
froh Junoen und e,noefle,sch:e Jnzge
sellen bet einem allen Freunde, der eben
in den Stand der Ehe getreten ist, u
Besuch zu sehen. Da ist gnade, al
wenn man in Indien aus einem Slexhan
ten reitet und trete, eingeboiene Elexhan
ten in den Dschungeln stehen und zu
schauen. Die sreien Wilden betrachten
mit einer gewissen Bewunderung die seine
Decke und die glatte Haut de gefangenen
Kameraden, der zahme Elephant aber
schämt sich und lögt verlegen die Ohren
hängen, eil er sich hat einfangen lassen
gerade nie die Junggesellenfreunde
ihre! velheiratheten Genossen unbenutzte
Teppiche und feine Osenklappenschnüre
angucken, während er errelhet und sich
entschuldigend rluspert, wenn er durch
einen liebevollen Äugenwink in da
Speisezimmer geschickt wird, um die Bier
ftaschen aufzuzuhkn.
So mar e auch, al Karl Bom, Fer
dinand Lundquist und Peter Soenffon
ihren Busenfreund, den .sehr" verhei,
ratheten John Linderlund, besuchten, und
er ihnen seine Gattin Clara geborene
Johnsson vorstellte, die frühere Besitzerin
eme Plitzgeschlsle in guter Gegend und
mit fünf erwachsenen Ladenmädchen.
Aber al Frau Clara und Ferdinand
Lundauist einander in die Augen sahen,
errötheten Beide heftig und wurden sehr
verlesen, sleber konnte sehen, da die
Beiden früher etwa mit einander gehabt
hatten, und kam unwillkürlich auf den
Gedanken an da &djau viel: .in Be
such-, von Brande, o der Gast des
ChemannkS Freundlichkeit und gute Be
wirthung damit lohnt, daß er nicht immer
in ganz elikelkeiimSVigem Verhältniß zur
Hauisrau steht.
Da Dienstmädchen wurde aufmerk-
sa'm. und Karl Bom und Peter Soensfon
bemerkten 8, aber John sah e nicht
gleich, denn er hatte genug damit zu thun,
Liqueur einzuschenken und den Schellack
vom Burgunder zu schrapen. Karl und
Peter stießen einander mit dem Ellenbogen
auf die Seite und flüsterten sich zu: .Ist
e nicht schön mit dem Heiraihen? Da
ist nun der nette John so dumm geme en,
sich Ferdinands abgelegte Geliebte zu
nehmen 1
Am schlimmsten mar e für die Paste-
ten, den Zander, die Bouillon und den
Truthahn. Da sollten sie nun tn ge
drückker, niedergeschlagener Stimmung
gegessen werden, und dabei waren sie so
ausgezeichnete GotteSgaben, daß nur
lebensfrohe, zufriedene Menschen sie mit
Dankbarkeit gegen den Geber alle
Guten hätten verzehren müssen. Aber
nun sah Ferdinand da und suchte nach
Fischgräten und genirle sich, die Hausfrau
sah roth und verdrießlich aus, und Karl
und Peter lachten alle ant Minuten, ge
rade ie auf Eommando, geistlos wie ein
paar halbverbrauchte Phonographen, und
sie riefen: , ha, ha, prostl Johnl'
Schließlich merkte sogar John, daß etwa
passirt fei, und er empfand die grenzenlose
Qual der Eifersucht noch mehr al
Othello, denn er hatte nicht da Rezept
eine weltberühmten Dichters, nach dem
er hatte rasen können, sondern mußte
ganz au eigenen Mitteln loven.
Denn der Mann ist nun einmal so,
daß er nicht allein die Gegenwart und
Zukunft seines Weibe für sich haben
will, wozu er a auq vieueicoi oas eq,
hat; nein, er will auch ihre Vergangen
heit beherrschen; die Zeit, wo sie ihn
weder gesehen, noch von ihm gehört hat.
Und stößt er dann auf einen, den er für
tmn ehemaligen Anbeter seiner Frau
bi t. so steigen in seiner Seele keines-
rveqS die Sompathiegefühle auf, die
sonst dieienlgen. die gleiche Neigungen
und Gewohnheiten haben, zu vereinen
pflegen, sondern er faßt gegen den in
Frage kommenden MtnicBtn einen ge,
wissen Widerwillen und benimmt sich
gegen seine Frau, als ob sie ihm etwa
We enlltches zernorr yaiie.
Nach Tische gingen die Herren in
John 8 Stube, um ein Bischen zu krtn,
ken und alte Erinnerungen aufzufrischen,
und Alle, außer John, wurden von dem
Punsche und den Kringeln 0 angeregt,
daß sie allen Verdruß vergaßen und ganz
munter zu plaudern vegannen.
Nachdem Frau Clara die Campst
schüffeln fortgesetzt und die Stellen des
Tischtuches, wo der Burgunder Flecken
gemacht, mit Salz bestreut hatte, ging
sie hin und legte ihr kleine, rosenrokhkS
Ohr an da Schlüsselloch zu John's
Zimmer in gespannter Ermattung, nun
einmal etwa hören zu dürfen, wa sich
nicht aerade dazu eignet, in eine Bibli?
thek für die reifere Jugend ausgenommen
zu erden.
.Ja, John, Deine Donna Eloira, die
Du in Uxsala hattest, war das Leckerste,
aö man in der Art sehen konnte sagte
Deter Soenflon.
.Welche Figur, welche Haut, welche
ßottuna!" bemerkte Karl Bom.
.Ich veraesse nie. wie süß sie aussah,
wenn sie auf Deinem Soxha unter der
Schlafdecke lag und ihre schönen, ludia,
bischen Augen forschend auf Alle richtete,
die in'S Zioimer kamen meinte Fer
dinand Lundqutfl.
Da war vielleicht auch die Einzige
hier im Leben, die aufrichtige, neigen
nützige Neigung für mich empfand, ja,
ja,-seufzte John.
.Pfui, da sagst Du, der eine so
kleine, süße Frau hat sagte Ferdinand.
.Sprich nicht von ihr, da bitte ich
mir au!' fuhr John ihn an.
Frau Clara halte genug gehört I Ihr
Mann, ihr geliebter John, der gefchwo.
reg hatte, sie sei seine erste, letzte und
einzige Liebe, hatte also in Upsala eine
Geliebte gehabt, eine Spanierin, oder
vai da sonst für ein Weibsbild ge,
wesen war. Sie h!e bei ihm gewrhnt
und sich richt einmal vor Besuch
genirt. Und er lieble sie noch, lieble sie
so, daß er nicht einmal den Namen seiner
Frau hören mochte. U John, da ,ft
o furchtbar, da man daran fterden
möchte I Ja. da wollt sie.
und da noch heute ! Wie hätte sie auch
nach dieser unheimlichen Entdeckung wei
ter leben können I Mit zinkenem Her
zen räum! sie ein wenig im Leinenjchrank
aus, zahlt da Silberzeug nach, nahm
ein neue Stück Seife für den Knaben
herau, und dann setzte sie sich hin und
chned unter strömenden thränen :
Johnl
Wenn Du die liest, bin ich todt, und
Du kannst Dich also mit Deiner Donna
Eloira verheiralhen ! O. John, daß Du
o grausam gegen mich handeln konntest I
Unsern Jungen mußt Du zu Mama
schicken ; er soll Donna Eloira nicht be
schwerlich fallen. O John, weißt Du
noch, wa Du mir am Hochzeitstag ge
lobtest? Du wirst vielleicht doch Gewif
fensbisie fühlen, wenn Du die schrecklich
entstellte, kalte, gefühllose Leiche Deine
Weibe, da Du gemordet hast, vor Dir
siehst I Denn Du haft mich gemordet,
Jobn! Wenn Du noch Interesse an mei
ner kalten Leiche nimmst, kannst Du so
gut sein und draußen bei Katholmen
suchen lassen. Lebe wohl! Möge Gott
Dir in Deiner Sterbestunde gnädig sein!
Clara.
I'. S. Jchn I Ich habe stets Dein
Hau so gut in Ordnung halten wollen,
wie ich e konnte, und darum tu ich
Dir nur sagen, daß der Erdbeergelu in
den beiden großen Häfen links im
Schranke ansönqt zu gZhren und ganz
verdirbt, wenn Du e nicht bald auf
kochen lagt. Du kannst a sagen, daß
ich vor Schwindel in' Wasser gefallen
bin. Ach, John, daß e ein solches
Ende nehmen sollte I
Deine gebrochene Clara I
P. S. Du hast reizende Freunde,
Johnl Hast Du gemerkt, wie verblüfft
err Lundquist aussah, als er mich er
kannte! Weißt Du arum? Ja, der
Engel kaufte einmal in meinem Geschäft
einen Fächer zu 1 Kr. 75 Oere für eine
alte Schauspielerin, und um den Fächer
habe ich ihn vergeblich vier Jahre lang
gemahnt. Er glaubte wohl, e gäbe
mehr a'.S eine Clara Johnffon auf der
Welt, ade ein Auge aus da Rmdev
mädchen ; sie stiehlt I Ein ewige Lebe
whl. Clara.
Frau Clara küßte ihren kleinen Jun
gen. kräuselte da Nackenhaar ein Bis
chen, zog den Regenmantel an und ging
hinau, um den Tod in ten Wellen zu
suchen, den schauerlichen Tod einer
schändlich betrogenen Frau. O, Donna
El-ira !
Der arme John befand sich auch gerade
nicht zu wohl unter seinen drei Freunden,
über deren Kommen er sich so lehr ge
freut hetie. Mit genauer Noth konnte
er sich bezwingen, nicht feine schwere
Hand zerschmetternd auf Lundqaist'S
chadel fallen zu lassen. O der UUstl,
daran zu denken, daß dieser kleine, haß,
liche. rolhhaariqe Schleicher seiner ftol
zen, schönen Clara Geliebter gewesen
war! Welche Erniedrigung I
Karl, der mittlerweile durch die starken
Getränke sehr aufgeregt worden war,
stirb Peter in die Seite und sagte: .Du,
Ptter, nun ist John bald fertig! Er
sieht richtig unheimlich au; er ahnt den
ganten Zusammenhang, der armtBursche.
Nach all diesem gebe ich nicht 75 Oere
für .rdinand 8 Ohrläppchen ....
.J-i-i-iä) auch ncht.' stieß Peter
hervor.
Zuletzt konnte der arme John e8 nicht
mehr aushalten; er stürzte tn 8 Egzm,
mer, um frei aufzualhmen.
Ein Brief I Clara'8 Handschrift!
Wa8 sollte dn8 heißen? O Himmel !
John hatte den Brief durchstogen und
eilte wie ein Wahnsinniger nieder zum
See, nach Kantholmen. Sollte er zu
spät kommen? Nun verdeckten nur noch
ewige Büsche den Strand.
.Ach aa ach! - hörte er eine Sngst
liche Frauenstimme. Großer Gott, jetzt
stürzte sie sich gewiß hinein! John flog
vorwärts. . . .
Als er ankam, lag seine Clara nicht
sterbend im Wasser, wie eine geknickte
Seerose ihr gebrochenes Auge mit flutn
mer Anklage zum Fimmel eryedend
Nein, das that sie nicht. Sondern sie
stand trocken und unbeschädigt mit aufge,
rafftem Kleide am Slrande, blickte vor
sich nieder und schrie, al8 ob sie gemordet
werden sollte. AiS John nader kam,
lief sie ihm entgegen, schlang die Arme
um feinen HalS und schluchzte: .Liebster,
rette mich, ich habe nicht den Muth zum
Sterben, dahinten ist ein so so schreck
lich großer Igel!
Und John nahm seine kleine, kindische
Frau in die Arme und küßte sie warm
und innig. Er wuß'e ja nun aus ihrem
Abschiedsbrief, daß Ferdinand Luntqnift
da noch nie gethan hatte.
Clara ließ sich halb vom Seestrande
forttragen. Sie war mehr todt al
lebendig von allen diesen Seelenerfchütte
rungen. Doch je weiter sie sich vom Igel
und der Todesgefahr entfernte, desto
lebendiger wurde der Dämon der Eifer
sucht in ihrem Herzen.' Sie schmiegte
sich enger an ihren John, blickte in feine
Augen wie ein auf den Tod verwundetes
Reh und flüsterte:
.Ist diese Donna Eloira denn so schön,
daß Du sie nicht vergessen kannst?
Errölhend flüsterte ihr John in'S Ohr:
.Sie ist e nicht m:hr, aber sie war eS.
Ja, mein Liebling, ein solches Hünd
chen gibt eS nicht mehr auf der Welt,
und als sie zu alt wurde, schoß ich selbst
eine Kugel in ihr treue? Hz.
Der Schulkamerad Napoleon
des Ersten.
XuS dkn Erinneruilgkn eine allen Tsttaien.
Ja der Militörschule zu Lrienne sah
ein robuster, reckenhait gebauter J2ng
ling neben einem blassen, jungen Manne
von gedrungenem Körperbau und au
den College waren bald gute Freunde
geworden.
Beide Namen begannen mit dem Buch
ftaben ,3' und diesem Umstände ver
dankten sie die benachbarten Plätze. Der
große Recke hieß August Boron von Bec
eaduc, der kleine Gedrungene führt den
Namen Napoleon Bonaxarl. Sie mach
tm ihre Aufgaben gemeinschaftlich, und
wenn sie ihre Themata vollendet halten,
plauderten sie, wie eben halbe Kinder
plaudern.
.Weißt Du August sagte der kleine
Corstcaner zu dem stattlichen College,
dessen Wiege in Renne gestanden, .ich
finde, daß bei dieser Bücherweisheit nicht
viel herauskommt. Warum führen wir
keine Schlachten auf? Warum lösen wir
keine Aufgabe ? Schau Dir den Garten
an? WaS würdest Du thun, wenn Du
mit Deinen Leuten hier im Garten stehen
würdest und es kommt eine feindliche
Colonne?'
.Mich mit den Kerlen raufen !'
.Und Deine gute Position hinter der
Mauer, hinter den alten Bäumen verlas
sen ? Du gehörst ja auf einen Kinder
spielplatz und nicht tn eine Militörschule,
August !" Und der kleine Corsiciner be
gann nun tn ra chen Zügen seinen Plan
zu entwerfkn.
Da haben wir AlleS noch nicht ge
lernt I sagte August endlich.
.Gelernt? Du bist aber lustig I
Glaubst Du, ein General kann sich wSH
rend einer Schlacht schnell seine Bücher
holen und nachschlagen "
.Mein Gott. lieber Kamerad I Wozu
ereifern ir uns ? Wer weiß, ob ich ein
General werdet'
.Du, ein Baron?' Ein Beccaduc?
Die Generalsuniform wirft Du sicher
tragen, ob Du aber auch ein General fein
wirft, das ist eine andere ffrage. Aber
ich? Was soll ich sagen l Wer wird mich
protegiren ? Ich glaube, daß ich über
Haupt nicht klug gethan habe, zu den
Soldaten zu gehen. Pah! Geht'S hier
nicht vorwärts, so gehe ich fort und stelle
meinen Säbel einem anderen Lande zur
Bersugung.
.Den Teufel auch! Dann stehen wir
uns vielleicht gar einmal IS Feinde ae
enüder und Du nimmst mich gefangen i'
ag!e der junge Baron.
.Da sollst Du Deinen alten Bonaparle
kennen lernen I Er wird nie aufhören,
Dem Freund zu fem I"
Schweigend legten die jungen Krieg
schüler die Hände ineinander.
Am 1. September 1801 trat ein fran
französischer Edelmann von altem vor
nehmem Adel in da österreichische In,
fanteriesRegiment Erzherzog Rainer No.
II, heute Prinz Georg von Sachsen, ein,
August Baron Beccaduc. AIS Major
trat er in den Kampf und bei Ulm hatte
er in einem Garten den Angriff der Fran,
zofen abzuwarten. Der Major war
schweigsam und still. Der Garten in
nerte ihn an den der Militörschule zu
Brienne, an feinen Freund Bonaparte,
an seinen gegenwärtigen Feind.
Des Morgen sah sich der Major mit
keinem Bataillon umzingelt und eS blieb
ihm Nichts übrig, als sich zu ergeben.
Napoleon stand mit verschränkten Ar,
men am Fenster, als der gefangene Ma,
jor ihm, wie er eS befohlen, zugeführt
wurde. Auf einen Wink deS Kaisers ent
kernten sich Marschall Bertbier und
Oberst Tudor. Baron Beccaduc und
Kaiser Napoleon waren allein. Rasch
ging der Kaiser der Franzosen den
Kriegsgefangenen entgegen und streckte
ihm beide Kande hin.
Beccaduc ergriff dieselben, schaute auf
das Antlitz des großen Helden, indem die
Züge des einstigen Kameraden nicht ver
wischt waren und in dem eS merkwürdig
zuckte.
.Ich habe oft und oft an unser Ge
sprach im Garten von Brienne gedacht,
August sagte der Kaiser. .Aber wir
ollen gute Freunde bleiben und ich habe
eine Bitte an Dich.'
.Majestät! Ich bin Gefangener! Sie
haben zu besehlenl"
.Nein! Du bist kein Gefangener!
Hier Dein Degen!' Der Kaiser reichte
die Seitenwaffe dem Major. Ich bitte
Dich, ändere Deinen Namen! Es thut
mir wehe, einen Franzosen in den Reihen
der Feinde zu wissen und doppelt ehe,
da u es bift."
.Majestät, ich erde e thun!'
.So ist recht.'
Die Freunde schieden. Aber August
Beccaduc, der im Mai Oberst geworden
war, siel wieder tn Kriegsgefangen
schuft.
Und nochmals würbe er zu Napoleon
gerufen.
.Du heißt noch immer Beccaduc?'
sagte Napoleon in oormurfsoollem Tone.
.Der Dienst, Majestät!'
.Aber sollten wir unS das dritte Mal
sehen, dann hoffe ich, Dich schon mit
einem neuen Namen begrüßen zu kön
tun! sagte der Kaiser lächelnd und ent
ließ den Schulkameraden.
Sie haben sich nicht mehr gesehen,
aber August Freiherr o. Beccaduc Ln
derte seinen Namen, indem er ihn einfach
in Herzogenberg umwandelte. Er avan
cirte bis zum FeldmarfchallLieutenant
und starb, 67 Jahre alt, am IS. Febr.
1834 in Wien.
Aber wenn auch auf der Seite de8
Feindes, so blieb er doch fein Leben lang
ein begeisterter Bewunderer des großen
Korsen, der einsam und verlassen, ein
Gefangener, auf dem Felseneiland St.
Helena dahinschied.
?5ie kernen wir spreche l
Diese inleiessanle raae bchandclte
neulich Prosesscr Waldever in einem
Bottrag vor dem Deutschen xrachver.
ein in Berlin. Da8 neugeborene Kmd
so führte er au kann, sofern ei
normal ist, nur schreien, aber noch lange
nicht sprechen. Hierzu gehört eine ganze
Reihe von Faktoren: I) ein normal ge
bildeter Kehlkovf, 2) eine normal ge
bildete Mundhöhle. Lippe und Zähne
mit den entsprechenden Muskeln, 3) da
Gehör, da ein sehr wichtiger Faktor bei
Erlernung der Sprache ist; 4) gewisse
Einrichtungen im Gehirn, die ti ermög
lichen, da Gehörte zu behalten. Endlich
aber muß da Kind eine Umgebung ha
ben, der e die Laute und Worte nach
sprechen kann. Ohne diese Umgebung
würde da Kind nur unartikulirte Laute,
die in der Natur vorkommen, wie Lrül
len, Pfeifen ::. hervorbringen, aber nie
mal sprechen lernen. Der Vortragende
erinnerle hierbei an Caspar Hauser. Die
hervorgebrachten Laute muß aber da
Kind hören können, weil die Mukel
bewegungen de Kehlkopfe un nicht
zum Bewußtsein kommen. Erst da
Gehör giebt un von dieser Thätigkeit
Kunde. Taubstumme Kinder hören die
Laute nicht und können deshalb auch nicht
sprechen. Da Kind tn seinem Nach
ahmungStrieb sucht nun das einmal Ge
lungene zu wiederholen, und daraus er
klärt sich die Wiederholung der Silben
in den zuerst gesprochenen Worten: Papa
Mama. In der allerersten Zeit hat
da Kind nur bestimmte Laute für die
Empfindungen de Behagen und Unbe
Hagen. So geht e auch den Natur
vollern, deren Sprache ebenfalls sehr
beschränkt ist. Erst nach und nach er
wettert das Kind seine Sprachsähigkeiten
durch den Umgang mit seinesgleichen und
mit Erwachsenen, die ihm vorsprechen.
Soll das Kind aber die Sprache wirklich
gebrauchen können, um sich zu verstände
gen, so müssen in seinem Gehirn drei
Vorrichtungen vorhanden sein: eine für
den Gehörnerv, eine Stelle, wo die
MuSkelempsindungen verknüpft werden,
und eine Stelle, an der ein Erinnerungs
bild de8 Gehörten entsteht denn ohne
die könnte man zwar sprechen, e würd
aber Alle kunterbunt durch einander
gehen. Bei so vielen Faktoren ist eS na
türlich, daß die Erlernung der Sprache
nur schwer sich entwickelt und daß eS
lange dauert, bevor man die Sprache be
herrscht. ES kommt noch hinzu, daß alle
anderen Sinne, besonders der Gesühtt
sinn, beim Sprechen von Einfluß sein
können. Prof. Waldever erwähnte die
berühmte Laura Brigmann und einen
KunstdrechSler, mit dem Prof. Kußmaul
schöne Resultate erhielt bat. Beide ma
ren blind und taub, konnten aber durch
Vermittelung von Gefühlsempstndungen
sich verständigen. Je höher in der Kul
tur ein Volk steht, desto weiter ausge
bildet wird seine Sprache, wenn auch die
Kultur ihre Auswüchse mit sich bringt.
Diese zu heben, sowohl waö die Anwen
duvg der Fremdworte, als die Hand
habung der Sprache betrifft, fei die Auf,
gab de Deutschen Sprachvereins.
Der Vorsitzende, Prof. Reuleaur. lenkte
noch die Aufmerksamkeit auf da Sprech
vermögen der Papageien und Assen.
Geh. Rath Waldever glaubt zwar, daß
unter den Thieren eine 'spräche von Lau
ten eristiren könne, aber keine Verbin
oung zu Worten und Urtheilen. Henri
genö fei eS sehr schwer, in dieser Be
ziehung etwas Sichere zu sagen, weil
die Beobachtungen noch zu mangelhaft
find.
Das erkck in der Miege.
Ja, ja, .die Saksen sein helle!' Das
hat ein biederes Bauerlein an der fach-
sisch-böhmischcn Grenze bewiesen. Der
Mann hatt .drüben' zwei Ferkel ge
kauft, aber nur für eine? den gesetzlichen
Eingangözoll bezahlt. Da meldet ihm
ein guter Freund, die Zollbeamten kämen
auf fein HauS zu, um aller Wahrfchcin!
lichkeit nach daselbst eine Durchsuchung
vorzunehmen. Unser Mann ahnte na
türlich, wem der Besuch galt und war in
nicht geringer Verlegenheil, wohin er in
aller Eile daS ein Ferkel verstecken solle.
Doch die Noth macht erfinderisch. Rasch
entschlossen nimmt er einen der kleinen
Grunzer, legt ihn in die Wiege und zieht
die Gardinen vor. AIS die Zollbeamten
eintreten, finden sie den Bauer die Wiege
schaukelnd und ein Ammenliedchen da,u
brummend. Sie forderten ihn auf, bei
der Haussuchung zugegen zu sein, er aber
schaukelt fort und jammert über sein
armes krankes Kleines, das er nicht ver
lassen dürfe.' Da erbietet sich denn einer
der Zollbeamten gutmüthig dazu, feine
Stelle zu vertreten. Der Bauer ist da
mit einverstanden, legt aber dem men
fchenfreundlichen Mann dringend an's
Herz, ja recht leise z schaukeln und vor
allen Dingen nicht die Gardinen zurück
zuziehen, denn wenn das kranke Kleine
ein fremdes Gesicht sähe, so könne eS sein
Tod fei. Der Zollbeamte beruhigt den
ängstlichen Vater, setzt sich an die Wiege,
schaukelt leise und fingt dazu die alle
Weife: .Schlaf' Kindchen schlaf', dein
Vater hüt' die Schas", während seine
Kollegen eisrig natürlich vergeben
das HauS durchsuchen. Der Bauer hal
sich aber erkenntlich erwesen, indem er
dem humanen Zollbeamten ein paar Tage
darauf eine Wurst von dem so liebreich
in Schlaf gelullten .Kleinen' sandte.
?ie Fyotograpyie in atürkichcn
Faröen.
Der Wiener Photograph Zwickl hat
seit Anfang dieses Jahres das Verfahren
zur Herstellung von Photographien in
natürlichen Farben nach Professor Lipp
mann (Paris) erfolgreich in Angriff ge
nommen. Effektvoll sind die Ausnahmen
der jetzt so beliebten Fensterbilder (Dia
xhanien) und der Spektralbilder mit allen
Farben de Sornenspekirum. Diese
Laiben können, da sie Jnlerierenzsalden
sind, nur bei bestimmler Neigung der
durchsichtigen Glakxlallen, auf denen sie
sich befinden, gesehen werden; ganz ihn
lich wie in Stück durchsichligen G!im
mer (Marieng'aS) da schöne Farben
spiel nur bei einfallendem Lichte eigt.
Zur Heifiellung der farbigen Photo
graphien, die al die ersten in Wien nach
dieser Richtung gemachten Versuche recht
gelungen sind, hat sich Zwickl ganz
wie Lippmann eine hinler der lichtem
psindlichen Bromsilbe:schichte aufgeflell
len Oueckstlierspiege! bedient. Die
Aufnahmen geschahen mit einem Voigt
länder'chen Porlratobjekt von kurzer
Brennweite und erforderten eine Erpo--sition
von 7 bi 10 Minuten. Bei Per
sonenaufnehmen in natürlichen Farben,
die übrigen bisher bei un noch nicht
ausgeführt wurden, würde dieser Um
stand ein unverkennbares Hinderniß bil
den, doch hofft man die Methode so weit
zu verbessern, daß da .Sitzen' und tat
.Freundlichblicken' nicht zu lange dauern
soll.
verschiedene Aegriffe von Ssöseit.
Die alten Peruaner zogen sich forgsäl
tig jede Haar aus, da sich auf ihrem
Gesicht zeigte. Die alten Hunnen brann
ten die Haut ihrer Söhne, damit sie kei
nen Bart bekommen sollten. Für ver
heirathete Grönländer dagegen ist ei eine
Schande, mit glattgeschorenem Gesicht
herumzulaufen. Die alten Gallier lieb
ten eS besonders, lange Haar zu tragen,
und färbten eS mit einem hervorstechen
den Rolh. Die alten Deutschen färbten
ihr Haar, daS zumeist von Natur schon
blond war, durch eine auS Ziegenfett
und Buchenasche xräparirte Salbe noch
besonder hell. Die Frauen in Florida
färbten sich die Wimpern und die Brauen
ihrer Augen mit Kobalt, die modernen
Griechinnen thun dasselbe mit gebranm
tem Elfenbein. Sie bedienen sich dazu
einer goldenen Nadel, mit deren Hilfe sie
den Puder vorsichtig zwischen Augapsel
und Augenlid bringen. Die Negerinnen
von der Sierra Leone-Küste, die Frauen
aus der Insel Lvikobar und die iapani,
scheu Frauen auö der Provinz Fisen
ziehen sich die Augendrauen auS. Die
grauen an der Goldküste malen sich roth
und wein, die von ytllo blau, die Ära
berinnen schwarz. Bei einzelnen asiati
schen Stämmen scheeren sich die Frauen
die Augenbrauen ab, um dieselben sich
dann mit ogindischer Farbe wieder an
malen zu lasfen.
Der feilte ?ing.
Demnächst erscheinen in der .Revue de
Paris' Briefe von Octaoe Feuillet, der
bekanntlich am Hofe Napoleons deS Drit
ten eine besondere Rolle spielte. Feuillet
erzählt u. A. wa ihm di Kaiserin
Eugenik von ihrer Begegnung mit Ma,
dame Miramon mitgetheilt habe, der
Wittwe deS Generals, welcher zugleich
mit Kaiser Mar aus Anordnung de Pra,
sidenten Juarez erschossen wurde. Für
jene Hinrichtung waren zwei Pelotor
zum Schießen beordert worden: daS eine
auS guten Schützen bestehend und für den
Kaiser bestimmt, da8 andere in Trupp
schlecht einererzirter Rekruten. Als die
beiden Opfer auf dem Platze angekommen
waren und ben Soldaten gegenübnstan
den, wendete sich der Kaiser zu Miramon
und sagte: Ich kann Ihnen nur noch
einen Beweis meiner Freundschaft
geben. Stellen Sie sich dorthin!' Und
er bezeichnete ihm dabei mit dem Finger
ten Stand vor dem Peloton, welches für
ihn selbst be stimmt war. Stellen Sie
sich hin. ich befehle es!' Der Kaiser
nahm, alö Miramon Folge geleistet hatte.
vor der anderen Abtheilung feinen Platz
während der General augenblicklich
gelobtet wurde, hatte der Kaiser noch
lsngc zu lelden.
in mnkkknncr.
Der berühmte französische Maler David
hatte ein feiner besten Bilder aukgeftellt
und befand fidb , fällig in der Mknn,
I I 7 0 1 D . ) t
die S bewundernd umstand. Da be
merkt er einen Mann, dessen Kle-.dung
den Droschkenkutscher verrieth und dessen
Züge Verachtung zeigten. .DaS Bild
scheint Euch nicht zu gefallen, lieber
Mann?' fragte der Maler.
.Durchaus nicht.'
.Aber es gehört doch zu jenen, davor
alle Menschen stehen bleiben.'
DaS will gar nichts sagen. Sehen
Sie nur, der Dummkopf von Maler mal,
ein Pferd, dessen Maul mit Sckaum hu
deckt ist, und das dabei gar keine Stange
vver .rene yai.
David schwiea. Als die Auskiellunn
geschlossen war, tilgte er den Schaum.
pferdcintelligenz.
Lieutenant: .Sage Ihnen, Herr
Major, neues Pferd Kapitaler Gaul!
Geht da neulich im Hindernißrennen mit
und kommt mit Graf RofenS brauner
Stute Gurt an Gurt durch die ganze
Bahn, glaubte wieder todte Rennen.
Denken Sie, Herr Major I Dieser kapj,
tale Racker ist so schlau und steckt ganz
für vor dem Pfosten die unae berauS.
kommt so mit Zungenlänge als
srner an.
Im Gegentlzeil.
.Was? Du haft jetzt geh,ira!het
Du warst doch früher ein solcher Weiber
feind!'
.Jetzt erst recht !'
Zmmer im Beruf.
Untersuchunosrichter ("mit seiner Frau
die, Vorbereitungen zu einem Gesell
schaftSaber.d besprechend): .Hast Du denn
auch den Sanitätörath rechtzeitig
und ordnungsmäßig gela
dn?!'
A'.is der Scjchichisftunde.
Lehrer: .Ja. dieser glorreiche Fürst
war en liekeocUer Lande ate r, tsii
wissen Sie von seinem Bruder?'
Primaner: .Sein Bruder da war
ein ebenso liebevoller LndkS o n ke l !'
Gut gemeint.
Arzt: .Der Fall bei Jhier Frau ist
ehr bedenklich und 8 wäre mir lieb.
wenn Sie noch einen Speualisten zur
Konsultation beiziehen lrürden!'
Mann : .Sehen S , Herr Doctor. da
hab' hall ich einmal wieder recht ! Schon
lang red ich meiner grau zu, sie soll
einen ordentlichen Arzt fragen
aber immer hat s' g'meint, e könnt' Sie
oeidrießen !'
Der prengc terr fouptmann.
Hauptmann : .Herr Lieutenant, Sie
erden die Güte haben, heute Nacht
gegen 2 Uhr daS Komxaznie-Revier zu
reoidirenl'
Lieutenant: .Mit Vergnügen, Herr
Hauptmann!'
Hapkmann: .ein, ohne Veranü
gen haben Sie das zu thun, Herr Lieu
tenant!'
ksäuslich scheußlich.
Frau: .Aber Anna. Sie sind doch
eine schrecklich ungeschickte Person. Jetzt
haben Sie mir schon wieder vier Teller
vom feinsten Porzellan zei brechen!'
Köchin : ,Ge chieht Ihnen chon recht.
waS brauchen Sie aber auch lauter
feines Porzellan zu haben I'
Unter guten Freundinnen.
Älma : .Der Baron Kalter saate mir
eben, ich hätte ein klassisches Gesicht;
wa ist eigentlich klassisch?'
Anna: .Alle wag alt ist.'
Lin Trost.
Junge Frau : .Ach, ich bin recht un
glücklich. Mehr und mehr wird e mir
klar, daß mein Mann mich nur des Gel,
deS wegen geheirathet hat.'
Freundin : .Da bleibt Dir wenigsten
der Trost, daß Dein Mann nicht so dumm
ist, wie er aussieht.'
AüchenVixlomatie.
Junge Frau (zur Magd, die beim
Kochen mithilft) : .Marie, heute müssen
wir den Braten etwas versalzen, damit
mein Mann nicht merkt, daß er ver
brannt ist !'
Gut qualificirt.
Elsa : .Du haft Dich verlobt waS
ist denn Dein Bräutigam für ein Mann?'
.Nun, jüngst hat er ein Buch gele
f n , das man ihm blos zum R e c e n
sirn gegeben!'
Gemütlilick.
Herr Hitzig läßt sich einen Zahn
ziehen. Der Bader operirt ungeschickt
und gleitet mit der Zange auS, so daß
ihm Hrr Hitzig in der Aufregung ine
schallende Ohrfeige versetzt. Dadurch
geräth der Bader einen Augenblick so
außer Fassung, daß er, die Wange rei.
bend, ganz verdutzt seinen Patienten an
starrt. .Jetzt', sagt dieser ganz ruhig,
.kommen Sie wieder d'ranl'
Leine Nummer.
Frau (die ihrem Mann zum Geburt
tag ein Kiflchen Cigarren geschenkt hat):
.Nicht wahr, Männchen, 'jetzt wirft Du
aber auch elwaS häufiger zu Hause blei
ben, al früher!'
Mann (der sich inzwischen eine ange
steckt hal): ,J.'....' aber ich glaube,
dann wirst Du ausgehen!'
Taktes.
Sie : .Sagen Sie mir, Emil, bin ich
die Erste, der Sie Ihre Liebe schenken?'
Er : .Ich schwöre e! Und nun ant
Worten Sie mir, Bella : Bin ich der
erste Mann, der Ihnen seine Liebe
scher,kl?'
Sie : .Mein Herr, Sie werden belei
digendl'
platt und Hochdeutsch.
Frmdr (u einem Bauern): .Sie
sind gewiß auch Raucher; darf ich Ihnen
ein Cigarr anbieten?'
Bauer : .Gewen Se de Cigarr man
her; det Anbieten (anbeißen) will i
woll alleen besorgen !'
läßt tief blicken.
Er: .Und was würden Sie thun,
wenn ich Si küßte?'
Sie (mit Würde): .Ich würde Mama
rufen! (Nach einer Pause): Mama ist
jetzt nicht zu Hause.'
Ein Andenken.
A : ,Wa haben Sie denn da in dem
Kästchen?'
B: .Haare; ein Andenken an meine
selige Frau.'
A : .Die hatte doch keine blonden
Haare!'
B: .Nein, aber ich!'
Das verbindende Glied.
Mi. Vendering: .Kennen Sie denn
RichlevS gut?'
Mr Mandering: .Wie ein Buch.
Wir haben dieselbe Schneiderin.'
urze Depeschen.
1. Ein junger Ehemann, der soebeu
Vaier von Zwillingen geworden ist, tele
graphirt an die Schwiegermutter: .Heute
Mittag Zwillinge bekommen. Morgen
mehr.' 0
2. Der Director einer Fabrik fordert
den Lagervervaltcr auf, ibm zum Iah
reSabschluß telegraphisch Aufschluß zu
geben, wozu in Rechnung gestellte 40,000
tück Nagel verwandt sind.
Die Antmort.Depesche deS Lagcrver.
walterS an den Director lautet : .Sie
find vernagelt!'