Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, April 26, 1894, Image 11

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    Das Ende rcm iied?.
.Ichichlllch f ijat)lung von i'iot Ifanton.
Die aJlirjnoit ist stürmisch. Unqc
ftZm Übt der Wind durch die Gaffen
und Glhchen h badischen Städtchen
Eltenheim und raffelt an den alten grü
nen nd braunen Fensterläden, daß sie
eheimnißvoll knacken und knarren und
m ihren Angeln beben. Schon manchen
Sturm Haien sie vorüber sausen hören,
der alljährlich um diese Zeit, wenn
Frühliag werden will, herausbraust; aber
so stark wi dieser hat noch keiner an
ihnen gerüttelt. (5 ist. all ob et die
Welt au8 den Fugen heben ur.d de
Schmarzmalde dunkle Berge umstürzen
wolle. Dazwischen xraffelt der Regen
mit Wacht, und klatschend sollen die
großen Tropfen aus die mooSbedeckien
Dächer.
(5 war die Nacht vom 4. auf den S.
MIrz 1804.
Ein wilde Eonzert Ist', und manche
junge Weib, welches allein zu Hause ist,
sehnt sich nach dem seinen Gatten, damit
sein Zuspruch ihr die Furcht au dem
Herzen scheuche.
Auch in einem großen grauen Hause in
der Nähe der Kirche e gehört einem
au dem alten Geschlecht Derer von
Jchtrazhein, ist aber jetzt an Fremd ver,
miethet sitzt eine junge, schone Frau
und horcht ängstlich nach dem Toben und
Pfeifen de Sturme.
.Wenn er doch erst da wäre!' flüstert
sie sorgenvoll.
Dann steht sie auf und nimmt eine
Guitarre, die in der Ecke steht. .Die
Kinder singen ja, wenn sie ,,ch fürchten!'
spricht sie vor sich hin mit leisem Lächeln.
Ihr Finger gleitet über die Saiten; ein
oaar weickie. wehmüthige AccoiVe er
schallen, und dann singt sie:
.Jauchzend und fröhlich sind
All' meine Lieder:
Ich weiß e, er liebt mich,
Und ich lieb' ihn wieder.
Aber ein leise Weh
Drückt mir da Herz
Wandelt sich Liebe
, Ost nicht in Schmerz?"
Sie bricht iah ab. ie hat einen
schnellen Schritt hinter sich gehört, und
im nächsten Augenblick liegt sie in den
Armen eine hübschm, hochgewachsenen
jungen Mannes, der ltebcooü seine ttae
in die ihren senkt.
.Henri I" flüstert sie leidenschaftlich
.Charlotte!"
.Du hast mich geängstigt fährt sie
fort. .Wo warst du so lange bei dem
Unwetter?"
Er lächelt. .Auf der Jagd! Wir
wollten in einem Wirthshaus an der
Landstraße da Unwetter abwarten. Da
e aber nicht aufhörte, so brachen wir
doch noch aus und.... hier hattdumlchl'
Zufrieden legt sie ihr Haupt an seine
Brust.
.Ich habe dich im Gesang gestört,'
spricht er dann, .mg weiter, iyar
lotte. ich bitte dich darum."
Sie schüttelt den Kopf. .Jetzt nicht,
öenri. da Ende vom Liede ist so trau
rig l Und nun bin ich doch so selig, daß
du wieder bei mir bist 1"
Wieder lächelt Jener. .E war eine
so hübsche Melodie," meint er. .Willst
du sie wirklich nicht zu Ende bangen
Charlotte?"
.Wenn du e denn wünschest . . . . " te
nimmt die Laute und fährt fort:
.Nächtlicher Weile
Kommt da der Tod
Thränen und Leid sieht
Da Morgenroth!"
Mit einer grellen Dissonanz bricht
sie ab.
.Fürchtest du dich, Charlotte?" fragt
der tonne Mann.
Sie hebt das große, feuchtglänzende
Auae rn ihm empor: .Ist das, was
ich sang, nicht so oft das Ende vom
Liede?"
.Nun freilich !' lacht r. .Ein Mal
kommt der Tod auch zu unZ; aber bis
dahin wird e hoffentlich noch gute Weile
J t i . mt (rt in
yaven, uns meine rieinc iauone ,,i
thöricht, wenn c sich heute vor vem Ve
danken fürchtet r
.Jetzt nicht mehr, Henri, jetzt nicht
mehr!" entgegnet sie. .AVer vorhm,
als du nicht hier warft, da fürchtet ich
mich und dachte, cd nicht auch über un
serm jungen Glück vielleicht ein solches
Unwetter schwebe, wie heute da draußen
über der Stadt ! De? Gedanke lieg mich
nicht loS, und fast willenlos nahm ich die
Laute und fang das üico der alten pro
vencsllschen Trouvdoursl"
.Schade," sagt er lächelnd, iaß eö
einen s trüben Schluß hat ! Aber nun
komm', Charlotte; du weißt, wenn man
von der Jagd kommt, so hat man Hunger
und Durft, und ein gutes GlaS Wein
und ein heiteres Geplauder sollen unS die
bösen Grillen vertreiben und unS den
Sturm und das Ende vom Liede vergeffen
machen!"
LouiZ Anaiole Henri de Bourbon,
Herzog ven Enghien, sührt seine ihm
. j. . . r r . i- r ..
heiml'.Q ange?rauie isemayiin io,auoue
von Rohail'Rochesort zu Tisch.
Vor den türmen der sranzojnchen
Revolution hat der französische Prinz,
der letzte Herzog von Enghien. in dem
badischen Städtchen Ettenheim Schutz ge
sucht und gefunden. Heimlich hat er sich
hier mit der Prinzessin Charlotte von
Rohaw Rochefort trauen lasten, und noch
wiffen nur wenige Getreue von dem Her
Itr.i und Ehebunde, den die Beiden ge
schloffen haben. Dem Prinzen scheint
bei den Unruhen im Vaterlande jenseits
deS Rheines der rechte Augenblick noch
nicht gekommen, ihn offen vor der Welt
zu verkünden. WaZ braucht auch diese
davon zu wissen? Weder er, noch seine
Gattin kümmern sich in ihrem LiebeS
frühling um die Händel der Welt, und
die Wett kümmert sich nicht um sie.
die tzr in der Einsamkeit glücklich und
zureden leben.
Oder denkt doch die Welt an Loui
Anatole Henri de Bourbon? Einer au
der großen Welt sicher: der erste Consul
Frankreich, der General Napoleon Bo
naparle, hit den bourdonischen Prinzen
nicht vergessen.
E ist gegen Mitternacht. Leer und
öde lieg'n die Gaffen de Städtchen,
über die der Sturm noch immer mit wil
der Gewalt dabinbraust. Kein Men
schentritt, keine Menschenftimme ist hör
bar : die guten Buraer liegen längn ln
den Federn, und der brave Nachtwächter
hat eS in einer solchen Nacht auch mqk
llig. durch die trafeen zu gehen unv
eine Litanei zu singen.
Aber plötzlich wird eS lebendig tn ven
Straßen. Eine starker Trupp Reiter
kommt an. Fast lautlos treten die Pferde
auf, man hat ihnen Filz unter die Hufe
ebunden. An ihrer pitze reitet ver
iührer der Colonne : neben ihm geht eiu
Mann zu Fllß ; der Letztere ist augn
cheinlich KeS OneS ud Weges tundig.
Bor dem Jchtrazhein'schen Hause hält der
gespenstische Trupp. Kein Laut ist ver,
nehmbar, al da Klirren der Waffen
und dcS Schnaufen der Pferde. Der
Führer steigt vom Sterke, ,eyn uiiann
der Schaar thun daffelbe. Er klopst an
die Pfone. .Oeffnet !'
Man hört drinnen einen Schritt.
Wer ist da?" fragte eine Stimme.
Die Riegel werden zurückgeschoben,
ein Kammerdiener mit einem Windlicht
steht vor dem Offizier. Im Nu ist der
Erstere auf einen Wink de Letzteren ge
knebelt und gebunden.
Dann schreitet die Schaar im Hau
weiter. Mehrire andere wiener, ie
ihnen entgegenkommen, werden wehrlos
gemacht, wie Jener, oder mit dem Tode
bedroht, fall sie e,ncn Laut auSfloßen.
Endlich hat man gesunden, wa man
sucht : daS chlasnmmer deS Herzogs.
Mit blankem adel tnlt der Osflzler
ein. Jäh su dem schlafe fährt der
Prinz.
.Was gibt'?' fragte er.
Ein Pistol blitzt ihm entgegen und der
Ossizier tritt dicht an ihn heran. .Sie
sind der Prinz von Enghien?"
Der bin ,ch!" eittaegnele Jener mit
Würde. .Wer seid Ihr? Wa wollt
Jhl?'
.Ich bin der Oberst Orden aus
Schleltstadt und verhafte Sie im Namen
de ersten ConsulS der franzöfsischen
Republik !'
.Mich? Was wollt Ihr von mir?"
Der Oberst zuckte die Achseln. .Da
weiß ich nicht! Sie werden eS erfahren!
.Ihr begeht einen Bruch deS Böller!
recht I'
.Ich handle nach den mir zu Theil ge
wordenen Befehlen !" ist die kühlt Ant
wort. .Beeilen Sie sich, unsere Zeit ist
kurz!"
.Mechanisch zieht sich der Prinz an,
.ES muß ein Irrthum sein!" sagte er
koxs chüttclnd. .Ihr habt lern Recht
mitten im Frieden in in fremde? Land
einzubrechen und dessen Bewohner gesan
gen sortzusühren I"
.Das ist nicht meine Sache!" entgeg
neke der Andere. .Ich bin Soldat und
habe zu gehorchen!"
Der Herzog ist mit dem Ankleiden fer
tia. .Laffen SU mich von meiner
ahnungslosen Gemahlin Abschied neh
men!" saqie er bittend.
.Ich halt dazu keine Vollmacht." lau.
tele i:t Antwort.
Der Prinz wird in die Mittk genom
men, draußen auf ein Pferd gesetzt, und
im Trab verläßt der gespenstische Zug
da? tadtchen.
Bald ist eS wieder still und leer in fei
nen Stratzen, und nur der türm seg
darüber hin mit ungeschwachtcr Kran
Am andern Morgen erst erfährt die
Prinzesnn daS Geschehene. Mit einem
verzmeiflungSoollen Ausschrei bricht sl
zusammen.
Ihr Gatte wird nach Biencnnes ge
bracht, und In er Shrt er, daß er ange
klagt wird, an einer Verschwörung gegen
das Leben des eritenEon ulS theilgenom
m:n zu haben. Vor einem MililSrgricht
unter dem Vorsitz KeS Oberst Savary
ioU er sich verantworten.
.Ich weiß von nichts!" ist Alles, wag
cr auf die ?n',aze zu entgegnen hat.
Ader fein Urtheil war längst ge
sxrochcn, ehe daS Gericht auch nur zu
sammentrat. Der erste Consul wollte
ein .Eremxel ftatuiren" und dem alten
KSnigsgeschlechte de? Bourbonen, sowie
der ganzen Welt zeigen, wessen er fähig
wäre" Die Ergreifung des unversöhn
lichen Verschwörers George Cadoudal
gab ihm den erwünschten Vorwand zu der
Behauptung, daß auch die Bourbonen
sich an den Planen deS Genannten be
theiligt hätten, und so ließ er den er
greifen, den er am bequemsten erlangen
konntr.
Am Abend des 20. März 1804 trat
daS Militärgericht zusammen. Sein
Spruch lautet auf .Tod durch Pulver
und Blei".
Und in der grauen Morgenfrühe führte
man den jungen, jugendlichen Prinzen in
den FeflungSgraocn von Vincennes.
Ruhig und würdevoll schreitet er feinem
Ende muthig entgegen.
Er tritt an einen der zur Crekution
bestimmten Soldaten heran und übergiebt
ihm einen Brief, einen Ring und eine
Locke.
.Bringen Sie das," sagt er, .der
Prinzessin NohamRochefort in Etten
hcim in Baden, sagen Sie ihr meine
letzten Grütze und daß ich gestorben wäre
in GedanktN an sie und würdig deS Na
menS, den ich trage!"
Aber der commandirende Ofsizier reißt
ihm daS Vermächtniß aus der leise beben
den Hand und schleudert eS auf den regen
nanea voden ctt eungsgiaoens.
.Nicht! wird bestellt! ' sagt er barsch
und rauh.
Der Prinz leqt die Hand au' S Herz.
.So thut euer Werk."
Zwanzig cfiufle krachen, unv im
nächsten Augenblick liegt der letzte Herzog
von Enghien entseelt am Boden, da
Opfer einer beispiellosen Gewaltthat.
Einige Tage später erhält di Prin
zejftn die unve von vem orgesauenen.
BerzweiflungSooll schreit sie auf: .DaS
Ende vom Liede!"
Sie versZllt in eint schwer Krank-
heit, und als sie endlich genesen sich
davon erholt, da greift si meS Tage
zur Laute, und wehmüthig singt sie das
.Ende vom Liede":
.Nächtlicher Weile
Kommt da der Tod,
Thränen und Leid sieht
Da Morgenroth."
Derweil aber hat sich der Mörder ihre
Gallen zum Kaiser der Franzosen ge
macht und denkt nicht de armen Weibe,
dem er da Liehste auf der Welt genom
men hat. Aber als elf Jahr später
unter dem Donner der Kanonen von
Waterloo sein Reich zusammenbricht, sein
Glücksstern für immer erlischt, da steigt
ihm drohend die Vergangenheit aus, da
erheben sich die Schatten Palm'S und der
Schill scheu Offiziere, Hoser S und des
Herzogs von Enghien. Und nach all'
dem Glänze seiner Herrschaft bildet vie
einsame FelsenJnsel St. Helena für den
kleinen Mann mit dem olivensarbenen
Gesicht und den durchdringenden Augen
da Ende vom ricde.
Ter Teufel als Arieventstister.
ach dem Hebräischen von Julius Lewitan
In einem Wirthshaus, welche auf
der Landstraße etwa eine viertel Meile
von der Stadt entfernt lag, faßen drei
Bauern zusammen und erzählten emande
lustige Geschichtchen.
.'Zst e wahr, Robert hub letzt der
Bauer Anton an daß die Teufel in
solch' einer finsteren Nacht sich auf der
Landftraße versammeln, um die Wan
derer zu schrecken? Sie sind doch in
rfahrener Mann und werden es doch
besser wissen, als ich."
Herr Robert, von dieser letzteren Be.
hauxtung Anton'S geschmeichelt, bestS
tigte die an ihn gerichtete Frage, obgleich
er noch niemals einem Teufel auf der
Landstraße begegnete.
.Auch habe ich gehört," fuhr Anton
fort, .daß sie die Gestalt eines ThiereS
annehmen, manchmal sogar die eine be
kannten Menschen, stecken die Zunge weit
heraus oh, eS ist schauderhaft!" Ein
eisiger Schreck fuhr durch seine Glieder,
als er geendet hatte.
.Aber Lehnhardt," andtk sich jetzt
Robert an den Dritten, der, feit man auf
das Thema von den Teufeln gekommen
war, kein Wort mitgesprochen hatte,
.sage mir doch, warum Du so zitterst?
Ich kann faktisch nicht begreifen, warum
Du bei solch' einem schlechten Wetter
hierher gekommen bist?"
.Ja, erwiderte Lehnhardt, ich wollte
auch nicht gehen; aber wenn Schwieger
mama schickt, o muß man. ES ist
kein Heu da für unser Kuh, und des
wegen muhte ich hierherkommen."
.Ich hörte", mischte sich jetzt Anton ein.
.daß, um die Teusel zu vertreiben, man
sie tüchtig hauen muß."
Lehllhardt wollte antworten, aber da
kam der Wirth herein und überreichte ihm
ein Bündel Heu. Herr Lehnhardt ver
abschiedetc sich und macht sich auf den
Weg.
Kaum war er ein Stückchen Wege
gegangen, als ihm eine Kuh entgegen
kam, die ganz das Auesehen seiner Kuh
hakte, ie steckte die Zunge nach dem
Bündel heraus. In diesem kritischen
Augenblick erinnerte sich Lehnhardt an
Anton'S Aeußerung, und begann daS
Thier mit all seiner Kraft zu hauen.
Die Kuh lief fort. Welch ein prächtiges
Mittel! dachte Lehnhardt.
Kaum war er einig Schritte weiter
gegangen, da kamen ihm feine Freut und
Schwiegermama entgegen. Er wandte
dasselbe Mittel an und da? Resultat
war, daß sie auch davonliefen. Wie freute
sich jetzt unser Held I
Nach einigen Minuten langte er in
feiner Wohnung an und als Sieger tret
er in fein Wohnzimmer ein. Er wollte
fein Abenteuer erzählen, da bemerkte er
aber seine Frau, die weinend im Zimmer
auf und abging.
,Waö ist geschahen?" fragte er über
rascht.
.Hast Du denn Alle vergessen?" fragt
ihn seine Frau.
.Wohl", antwortete er, .ich hibe die
Teufel in die Flucht gejagt, die mich
schrecken wollten."
.Nicht allein, daß Du uns braun und
blau geschlagen haft," erwiderte seine
Frau erbost, .machst Du Dich noch über
unS lustig! Schöner Ehemann I"
Herr Lehnhardt wußte gar nich, waZ
cr sagen sollte.
Seit jenem Ab:nd hatte die Schsieger
mutier aufgehört, ihren Schwiegersohn
mit Schimpsworten zu überhäufen, wie
sie eS vordem stets gethan hat. Sie, wie
auch ihre Tochter, kamen ihm von nun an
mit der größten Ehrerbietung entgegen,
und wenn die Schwiegermutter sich ruhig
verhielt, fo herrschte selbstverständlich d'
beste Frieden im Hause. So hatt sich
jetzt im ganzen Dorfe herauZzczeigt, daß
die Teufel doch zu etwa in de? Welt
taugen, da sie als Friedensstifter deS
Hauses Lehnhardt betrachtet werden kön
nen. Die Mtnschenjagd.
Ein ReiseAbenteuer.
Nach mehrstündiger Fahrt dem Eisen
bahn'Couxee entstiegen, schlenderte ich
. I 1 .u'... nT.fs.k. Msinin
(ii:(C1 IJjaiufltN i'aiuvl".' Ei.........
Ziele zu. Endlich heiüt der Uirth
mich mit biederem Handschläge willom'
men.
Doch ein kalte Entsetzen durchrieselt
mich schon im nächsten Augenblick, als
mein Blick auf zwei Männer fällt, welche
an einem Tischchen unter der Wirth
haulinde sitzend, mich unheimlich scharf
in' Auge fassen.
.Herr Wirth," stammelte ich, .wa
sind daS für Herren?"
, Berliner I'
Ich stieß einen unartikulirten Wehruf
aus. Da hatte ich also die Bescheerung!
Kein Zweifel, daß ich zwei vertrackte
Bodenspekulanten vor mir hatte, welche
dieses WaldparadieS als Terrain für
qualmende Fabriken erwerben wollten,
oder gar hornbile dicta einen
Cigarren und Weinreisenden.
.WaS sind di Herren?" fragte ich mit
athemloser Spannung.
.Der Eine, der Lange mit der Bttlle,
ist, wie ich glaube, ein Herr von Ge
richt '
.Und der Andere mit dem schwarzen
martialischen Bart?"
Ist, wie mir scheint. KrimlnalKom
missariuS."
Fast wäre ich zu Boden gesunken; denn
mit entsetzlicher Klarheit blitzte in mir
daS Bewußtsein auf, daß ich mich sehr
scharf über gewisse politische Verhältnisse,
über teuern, sa sogar über einen Mt
nister ausgelassen.
.Aber," dachte ich zähneknirschend,
.sehr leichte Spiel sollt ihr mit mir
nicht finden."
Ich sprang auf, stürzte da? mir vom
Wirth herbeigeholte Gla Bier mit einem
Zuge hinunter und, mein Reifebüdel
seinem Schicksale überlassend, stürmte
ich davon.
Und als ich bei einer Wendung des
Pfade! scheu zurückschaute, richtig da
folgten mir di beiden Berliner, und diese
Wahrnehmung beflügelte meine Schritte.
Mit halsbrechender Gefahr stürzt ich
der Holzplank zu, welche über einen
Bach führte und welche ich, nachdem
ich ihn überschritten, in die Fluth
stürzen konnte. Schon stürme ich über
daS Brett; da treten hinter dicken
Baumstämmen meine beiden Wagegeister
hervor, sich salonmaßig vor mir oerdeu
gend. Ich war. wi man 8 aidmän
nisch ausdrückt, .gestellt", und mein
Schicksal war besiegelt.
.Meine Herren, wa wollen Sie von
mir?" rief ich nach Athem rmgend mit
zornblitzenden Augen.
.Verzeihen Sie," sprach der Blonde
im artigsten Tone, spielen Sie Skat i
Nach fünf Minuten saßen wir munter
bet dem edlen Spiele.
Sine mlbvervandent nnstpaust.
Der seiner Zeit al Kunstkenner und
Schriftsteller hoch angesehene Studien
direktor der königlich sächsischen Ritter
Akademie, Karl August Bötttger, befaßte
sich in den letzten Jahren vor seinem
1835 er olgten Todt viel mit Theater
Rezensionen; er konnte sich jedoch hierbei
nicht der Versuchung entziehen, seinen
literanschen Freunden gegenüber als
Kritiker allzu schonend und nachsichtig
auszutreten eine chwäche, di den
sarkastischen Müllner veranlaßte, für diese
Art freigebigen LobspendenS das Wort
.bebötligern" zu erfinden. AIS er einst
in Hamburg, wo der auch als Schrift
stell bekannte Schauspieldlrektor Fried
rich Ludwig Schröder (1744 bis 1316)
seinen Sitz hatte, den König Lear von
diesem hatte spielen sehen, konnte er sich,
wie das W. Frdbl." erzählt, dem
Künftler gegenüber nicht lobend qenuq
über die Genialität in der Wiedergabe
der q mengen Noue aus prechen. Ra
mentlich rühmte er eine, Keinem recht
verständliche Pause, die Schröder gegen
das Ende seiner Rolle ganz plötzlich und
unvermittelt in der Scene angebracht
hatte, tn welcher der greise König semcn
Fluch aus die unr ankbaren Tochter schien
dert.
Die Pause, fs meinte Böttiger, noch
ganz yingerinen von oem Cinoruc:, t
aam der Sachlage anatmtfitn. indem ili
die Erschöpfung des EretseS inmitten
r m t tifY.r i, , .
inner ce unv cie Aoiizuicnolgieir et.
zeichne, zur Vollendung feines surchiba
ren SludieS kick u sammeln und ,,r näh
len. Der also Gerühmte konnte sich
kaum einhalten, aufzulachen. .Wollen
te meine Erklaiunz dieser. Pause
kören?" 34 kielt inne. weil i& iab. dab
tn der Seiteneoulisse eine der Talgkerzen
umgesauen war z eie reinwano hatte be
reits euer aefanoen. mein Tbeaterniki
ster aber stand ruhig da und merkte
mcyis. unv oa ncT iq ioin leise zu
.Siehst Du denn nicht dir um
gefallene Kerze, Du Esl!'
Nicht übel.
Wie die Aino-Fcauen küssen, schildert
A. H. Savsge Landor, der längere Zeit
unter den AinoS auf Jezo lebte. Landor
faß an der Sarmue-Lagune und zeichnete,
als sich ein hübsches Aino-MSdchen zu
ihm gesellte. ES entspann sich denn fol
gender kleine Roman, den wir in der
Uebersetzung des .Globus" wiedergeben.
Zeige mir die Tätowirunz auf Deinem
Arme," sagte ich zu ihr. Zu meinem
Erstaunen nahm das hZbich: MSd
chen nun meine Arme in ihre beiden,
blickte mich zartliÄ an und lehnte ihren
Kopf auf meine Schulter. Dabei preßte
sie meine Hand und zog sie an ihre Brust
worauf wir zusammen in den Wald man
derten und umherstreiften, bis eS iiunkel
wurde; wir fetzten unS nieder, schwatzten
und kehrten dann wieder zurück. Ich
würde diese kleine Episode hier nicht er
Shnt haben, wenn die Art ihrer Liebelei
nicht so außergewöhnlich und spaßig ge
wesen wäre. Liebe und beißen war näm
lich bei ihr ein und dieselbe Sache!
Als wir so im Halbdunkel auf einem
.Ztki" zusammenlasen, begann sie sanlt
meine Finger zu beißen, ohne mir dabei
wehe zu th;in, gerade so wir Hund an
ihrem Herrn knabbern. Dann biß sie
meinen 'Arm. dann die Schulter, dann
legte sie ihren Arm um meinen Nacken
und biß meine Wangen. Jedenfalls eine
merkwürdige Art. feine Liebe kundzuge,
ben. Nachdem ich über und über abge
bissen war, kehrten wir nach Hauk zurück,
Als ich dann am Abend noch mein Tage
buch beim Scheine einer primitiven
Lampe au Augkrnfchal niederschrieb,
huschte plötzlich lautlos Jemand an meine
Seite. Ich drehte mich um, sie war e I
Je später e wurde, desto gefühlvoller
wurde sie und überhäuft mich mit Bis,
sen. Küssen war ihr aber ganz unbe
konnt. Ich zeichnete sie zweimal mit
Bleistift ab, aber der häßliche Docht be.
gann zu verglimmen und erlosch aus Oel
mangel endlich ganz. Da bat ich sie, in
ihre Hütte zurückzugehen, und mi' einigen
Bissen verabschiedete sich daS Mädchen.
Tit Motkauer Lackardkittn
sind feit Jahrzehnten berühmt. Früher
wurden last ausschließlich kleine Genre'
scenen auS dem russischen Volksleben ge
malt, jetzt hat man sich mit der fort
schreitenden Technik an größere Aufgaben
herangewagt. Neben frei erfundenen
Scenen werden umfangreichere Gemälde
kopirt, und unter ihnen kommen auch
solche deutscher Meister vor. Die Lck
färben sind wunderbar : werden ne auf
den schwarzen Grund aufgetragen, so
leuchten sie wi klares Email. ie
älteste und beste Lackfabrikation ist jene
des HauseS Lukutin. Außer dem schwor
zen Grunde hat dieses Haus nach um
fangreichen Versuchen auch ein prächtige?
tieseS Blau und Noth für ren Gruno
herausbekommen. Aber die Gegenstände
sind theuer beispielsweise in kltineS
Döschen 3 Rbl. S0 Kop. Unweit MoS'
kau besitzt Lukutm ein großes Gut.
Diese steht unter strengster Bewachung
und ist für ffremde uniuaSnalick
weder Ausländer, noch fremde Arbeiter,
nocb tremde Kun tler erkalten Zutritt.
Die Fabrikation ist Geheimniß ; sie wird
betrieben mit Hilfe von ortsansässigen
Bauern, die man herangebildet hat.
Vom Vater auf den Sohn hat sich die
Kunstfertigkeit vererbt. Mit großer
Kewandtbeit und Sidierbeit weiden die
Arbeiten ausgeführt. Hervorzuheben
ist. da Enaron-Auftraae nist entgegen
genommen werden, denn jedes dieser
Erzeugnisse wird als Kunftgegenftand
betrachtet.
Stnlelegraplit'narbtiter alSNeger
König.
Vor nicht langer Zeit bemächtigte sich
Frankreich der größten Negerstadt,
Segu,Sikomo am Ufer des Niger, welche
die Hauptstadt eines durch den Hadschi
Omar gegründeten muselmanischen Nei
cheS war, und welche früher schon von
Segu abhängig gewesen war, und machte
eS zu seinem Vasallenstaat. An die
Spitze desselben wurde ein am Senegal
geborener Neger mit Namen Madcmba
gestellt. Dieser Neger, der also jetzt
den Könlastilel besitzt und, natürlich
unter französischer Oberhoheit, als König
regiert, hat als Telegraphenarbeiter in
Algerien begonnen und war dann Be
amter bei den französischen Telegraphen-
linien in Afrika ; er hat sich bei der
Errichtung n?u:r Linien als ein sehr
intelligenter Mtnq erwiesen, und hier
durch die Aufmerksamkeit der höheren
Beamten im franzoischen Sudan au
sich gezogen. Seine Kenntnisse in der
Elektrizität verschafft::, ihm ein gnz
außerordentliches Ansehen bei seinen
schwarzen Lindslcutcn, die ihn für einen
Zstidere? hielten.
Farötnunterricht in den Schulen.
DaS amerikanische Blatt die .Edu
rational Revieu," fordert di Einführung
eines garberunterrichtS in den Schulen.
.Nur zu oft wird die Zeit damit vcr
bracht, den Kindern Dmqe einzublauen,
die für sie von gar keinen, Interesse sind
und ihnen weder praktischen noch theoreli
schen Nutzen jemals bringen, oder hoch
stcnS einmal Einem unter Hunderten,
wohingegen Dinge, die für Jedermann
von lebhaftem Interesse sind, vollständig
ttnachlässigt werden. Mit Farben hat
jeder zu thun, nicht malender Weife, son
dern hinsichtlich der Psychologie der Far
benempfindungrn. der Gesetze deS Con
trasteS, der Harmori u. s. w. Dos
ga::ze Leben einer Frau hängt davon ab,
wie sie sich zu kleiden, wie sie ihr Hcim
einzurichten und zu schmücken versteht. "
Als UnterrichtSsystem wiid vorgeschia
gen, I. die einfachen Farben, 2. die Far
ienbeziehnngen, 3. die Farbenzusammen
setzungen, 4. den Contrast, S das Em
pstndungsvcrmögen für Farben und 6.
die Harmonie.
Günstige Gelegenheit.
Gläubiger (sehr dringend und ärger,
lich): .Heut muß ich aber ntschieden
die Ihnen vor vier Monaten geliehenen
fünfzig Mark haben und wenn ich noch
zwanzigmal wiederkommen sollte!"
. Student (krank zu Bette liegend):
.Gut kommen Sie aber sicher alle
zwei Stunden ! Da erinnern Sie mich
dann gleichzeitig daran, daß ich meine
Pulver einnehmen muß!"
Ans der aserne.
Unterofsicier : ...Mit Ihren kr um,
men Beinen wollen Sie tanzen?
Da muß ja das reine Sädelduell
sein!"
Ans dem Gerichtssaal.
Richter : ... Und Sie haben den Dieb
ftayl voch begangen!
Angeklagter: .Aber, Herr Gerichts
f, Ich müßt'S doch wissen!"
Hof
prechunde.
Wann baden Sie s?dr Svrcsiuiide?
Mittag von 3 fc o 4 Uhr, mein
Clou oen ganzen tag.
Bescheidener Ansang.
,. . .Nun, Anna, hast Du darüber
nachgedacht, wie wir un einschränken
können?"
Gewiß, lieber Oskar, hab heute be
reit den Goldfisch abgeschafft I'
Ausrichtig.
Schwiegervater: .Sagen Sie mir
aufrichtig, ob Sie meine Tochter lieben,
nachdem Sie nun drei Wochen vcrheira
thet sind?"
Schwiegersohn : Ich werde e Ihnen
mein Leblag nicht vergessen, daß Sie
mich nicht au dem Hause gewoifen
haben, al ich um Ihrer Tochter Hand
anhielt."
Seine Ltaatskroffe.
Buchhalter: .Sie gehen j heute
ziemlich früh weg?"
Komtorist : .Ja, meine Frau will
mich kurz vor vier Uhr an der Ecke mit
dem Wagen erwarten."
Buchhalter: .Mit dem Wagen? Habe
nicht gewußt, daß Sie Pferde und Wagen
halten.
Kouti!t: .O bitte, ich meine mit
dem Kinderwagen."
Schwungvoll.
Professor : .Weit hinein auf den un
betretenen Pfaden der Vergangenheit be
merken wir die Fußtapfen einer geheim
nißvollen, unbekannten Hand."
Gerade darum.
Der Zipflfchwab: .Na, Jäkele, ifchl'
wahr, daß Tu nach Amerika 'nüber
willscht?"
Jokele : .Ja, Vetter, dös l cht an
ausgemachte Sach'I"
Der Zipfl chwab: .Jokele. Jokele I
Wie willscht Du dort unter die g'scheidte
Leit bei Lebe mache?"
Jokele: .Warum denn mH Der
Vurzler Hanneöle hat au sei Glück ge
macht und der ischt no viel dümmer,
wie tl"
Der Zipflschwab : .Ja, sell ischt'S
ebe!"
Das enthüllte Geheimniß.
Sie : .Wie kommt eö, daß Du nicht
in der Gesellschaft von RiedelS gewesen
bist?"
Er : .Ich blieb uS einem persönlichen
Grunde weg."
Sie: .Darf ich den Grund wissen?"
Er : .Wenn Du mir versprichst, den
selben al tiefes Geheimniß zu benäh
ren.
Sie: '.Ich verspreche eS."
Er : .Nun man hat mich nicht ein
geladen !'
Abscheulich.
Gattin : .Du hast in Deinem Lebe
schon eine ganze Mass Geld verschwen
det, Fritz."
Gatte (zerknirscht): .Ich weiß eS
wohl, mein Schatz."
Gattin: .Nun, bereuest Du eö jetzt
nicht?"
Gatte: .Was inen gewissen Zman
zigmarkfchein betrifft, den ich für Be
Nutzung einer Brautequigage gegeben
habe, der wird mich ewig gereuen, meine
Liebe."
vorgebeugt.
Erster Student: .Wie kann'S Dir
nur einfallen, Deinen Leibfuchs anzu
pumpen, der notorisch nie vaS ht, wäh
rend Du doch selbst noch leidlich bei Kasse
bist?"
Zweiter Student : .Ja, weißt Du
ich hab' Azzft gehabt, der Kerl pumpt
mich an !"
Wahrscheinlich.
Wirth : .Sogar in meinem Wkinkellcr
habe ich Ratten."
Gast: .Werden also Wasserratten
sein."
Falscher Schluß.
Hausfrau (zu dem Dienstmädchen, daS
ein kleineres Zimmer weniger geheizt Hut
l die übrigen): .Auguste, in diesem
Zimmer sind ja nur zwölf Grad'.
Warum haben Sie denn nicht mehr ein
geheizt?" Auguste : .Na, gnädige Frau, sü? dct
kleent Zimmer sino doch jwelf jrad e
genug!"
Unnöthiger Rath.
Arzt : . . . .Herr Studiosus, seien Sie
nur ja recht auf die Gesundheit bedacht!
Studiosus : Das geschieht schon, Herr
Doctor. Wir trinken sie unö sogar
gegenseitig zu l
Deutlichkr lvink.
Eine Gesellschaft sitzt während eines
starken Reger, im Landhause, ohne baß
ihr von Seite deS Besitzers irgend eine
Erfrischung dargeboten wird. .ES ist
doch ein großes Vergnügen," bemerkt
einer der Herren, während eS draußen
regnet, hier so trocken zu sitzen I"
Lcirbensinn.
Melitta (mehreren promcnirenden
O f f i c i t x t n nachsehend, seufzt schwär
merisch): .Ach. die blaue Farbe ist
doch die schönste von allen sie ist meine
LieblingSsarbe!"
Bruder Hans: .Schade, daß sie einen
tüchtigen Goldgrund braucht, um
die rechte Wirkung zu erzielen !"
Auch Tincr, der das Gruseln lernen will.
Er: .Heute möcht' ich einmal e!waS
recht Gruseliges lesen so 'maS, bei
dem Einem die Haare zu B:rg' stehen I"
Sie: .Hier die Rechnung meiner
rnarchande de modeal"