Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, April 05, 1894, Image 10

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    Seine Illuster.
on llarie ml.
Sie ging gebückt einher unter der Last
ihrer sechzig Jahre. G waren Jahre
härtester Arbeit gewesen und die wuchte
zwiefach schwer aus dem zarten grauen
körper.
Ueberraschend wirkte dagegen ihr ener.
,isck. fast iuaendlick, noch blickende
ugenpaar. Und mehr noch de Seit
kamen lag auf den verbitterten Zügen
Herbster Kummer hatte seine untilgbaren
Runen dort hinemgegrabenzvaraver
aber ruhle tt wieder wie ein Schimmer
besonderen Glücke, der nicht von dieser
Welt zu sein schien. Die Runenschrift
de Leide blieb seit jenem Tage aus
ihrem Antlitz haften, da man ihr den ge
liebten Mann, dem fle kaum ein Jahr
verbunden gewesen, todt in 8 Hau ge,
bracdt. Die Räder de von ihm gelei,
teten schweren Rollfuhrwerke waren ihm
über den Leib gegangen uno hatten cen
kraftvollen Körper in Minutendauer
völlig zermalmt.
Sie hatte da Entsetzliche nicht tragen
zu können geglaubt; sie sehnte sich hin,
weg von dieser Welt, wo ihr so unfafzba
re. geschehen. Ab ein zarter Säug,
ling lallte nach der Mutter sorgender
Liebe, und fle überwand jede selbstsüch,
tige Empfinden, ihr Pflichtgefühl war
stärker als jene.
Der Knabe wuchs heran und lohnte
ihr tausendfach, ma sie für ihn gethan.
Schier überirdische Glück strahlte au
feinem Dasein auf da ihre zurück und
verklärte endlich die Züge de Schmerze
auf ihrem Greisenantlih. Ihr Sohn
war mit ungewöhnlicher Intelligenz be
gabt, und ein gütige Geschick halte e
gefügt, daß diese Begabung in zureichen,
der Weise, mehr al ihre ärmlichen Ver
HSltnifse erlaubten, gefördert wurde.
Der Brodherr ihre Manne, der Com
merzienrath Weber, hatte sich ihrer auf
da WerkthSttgfte angenommen. Er
beließ fle in der kleinen Hofwohnung, die
zu feinem stattlichen HauSbesitz gehörte,
sorgte im Berein mit feiner Frau dafür,
daß sie al Lohnwäfcherin genügende Be
fchäftigung fand, und richtete ihr selbst
da Waschhaus dementsprechend ein, als
die Wartung de kleinen Sprößlings ihr
die Arbeit außer dem Haufe erschwerte.
Der Knabe durste sich in Hof und
Garten nach Herzenslust umhertummeln
und als die Weber'fche Ehe nach lang
jährigem vergeblichen Hoffen mit einem
holden Töchterchen gesegnet wurde, da
fand dieses später in dem gutgearteken
Knaben einen stets bereiten Spielkamera
den und Beschützer. Weber beobachtete
ihn mit gesteigertem Interesse, und mit
einer gewissen Genugthuung hörte er ein
mal die intellectuelle Befähigung dcS
Kinde von feinem Lehrer loben, die es
bedauern lasse, daß die ärmlichen Ver
Hältnisse eS hier nicht gestatteten, ,h
völlig gerecht m werden.
Weber nahm nun Rücksprache mit der
Mutter, die Tag auS, Tag ein sich rast
lo mühte, und die Folge dieser Unter!
redung war, daß ihr Franz auS der ärm
lichen Volksschule in da Realgym-
nastum ber Statt aus Kosten Weber'S
übertrat. Hier wurde er den besten.
eifrigsten und gewissenhaftesten Schülern
zugezählt.
Mit dem Reifezeugniß für Prima er
sehen, verließ er da Realgymnasium
und trat nun in das Geschäft des Herrn
Weber ein. Auch hier wieder bewahrten
sich seine geistigen wie moralischen Anla
gen auf das Glänzendste, ja, seine Be,
sähigung für das kaufmännische Geschäft
erwieS sich bald als eine nahezu geniale,
Weber, der feine hochgespannten Erwar
tungen noch übertroffen sah, kargte weder
mit wörtlicher, noch mit klingender Aner
kermung, und Franz war sehr bald in
der ihn fast berauschenden Lage, seiner
Mutter Alles vergelten zu können, waS
er an Liebe und Sorgfalt im Laufe der
Jahre von ihr empfangen hatte.
Das Verhältniß zwischen den Beiden
war ein ungewöhnlich schönes, und die
Liebe, die sie so übermächtig verband,
konnte weder durch den großen Unten
schied in ihrer Bildung, noch durch die
grundverschiedene Lebensstellung Beider
gestört werden. Keineswegs ein 4jud
mäufer, gern vergnügt im Kreise der
lebenslustigen Kameraden, war ihm doch
der Fensterplatz im stillen, einfachen
Stübchen seiner Mutter jederzeit der
liebste, und traute Erinnerungen an die
Vergangenheit, hoffnungssroheZukunftS
pläne fanden nirgends beredtere Worte
al in der Nähe der stolzbeseligten
Greisin.
Die war auch die erste, die von ihm
erfuhr, daß die Jugendgespielin drüben
im stattlichen Herrschaftshause sein Herz
mit wonnigem Zauber erfülle, daß die
schämige Glurh ihrer Wangen bei seinem
Anblick ihn liebliche Gewähr seiner ruh,
nen Wünsche hoffen ließe.
Und dann war er einmal in ihr Zim
mer gestürmt, halte sich ihr zu Füßen ge-
roorfen, den blonden Krauskopf in ihren
Schooß gepreßt und ausgejauchzt: Ach
Mutter. Mutter, sie liebt mich! Eben hat
sie eS mir gesagt, und nie wird sie einem
Anderen angehören alS min nca hatte sie
die welken Hände über seinem Haupte
gefaltet und mit zitternder Stimme ihren
Segen gesprochen.
Am andern Tage aber kam er schwer,
fälligen Schrittes zu ihr die Treppe her,
auf. Grübelnder Ernst lag auf den
frischen Zügen. Sie blickte ihm besorgt
entgegen.
.Was haft Du, Franzing?
.ES ist nichts, Mutter, brauchst nicht
zu erschrecken. S'ist nichts Schlimme.
Eher was Gutes nur
Und nach einigem Zögern kam'S denn
heraus. Herr Weber, der noch ein Fi
lialgeschäft in New 'gork besaß, hatte
Franz beauftragt, dorthin zu gehen. ES
hätten sich einige Unregelmäßigkeiten dort
kingeschlichen. I
ge
.Ich bedarf eine! zuverlässigen, tüch
tigen Manne, der AlleS wieder inS Ge
lei c Dringt. ie, rtrani, scheinen mir
am ehesten dazu geeignet hatte er
sagt.
Der Austrag war sehr ehrenvoll; auch
äußerst förderlich für Franzen ganze
'elchöstSkenntniß, nicht minder lucratio,
lein Gehalt würde verdoppelt werden -und
doch, und doch I Seine Abwesende
würde mindesten zwei Jahre dauern,
Zwei Jahre fort von der alten Mutter,
deren iniiae Lebensfreude er ist: und
zwei Jahr fort von ihr. von seiner Gret
Zwei Jahre und seine mnge Liebe?
In der alten Frau tue 8 nedendhet
auf und verdunkelte ihren Blick. Zwei
Jahre soll sie ihn missen, ihn. den Son
nenftrahl ihre Dasein? Zwei Jahre
und sie ählt über die sechzig, und ih
Körper ist siech. Dann aber rafft
sie sich zusammen. Der gütige Herr, der
so viel, so unendlich viel sür sie und ihren
gränz gethan, verlangt 8; zu seinem Vor,
theil ist', da darf ihnen beiden kein
Zögern frommen; da heißt'S den eigenen
Wünschen Schweigen gebieten. Und
krampst da8 Herz sich auch zusammen
sie zwingt die Stimme doch zur Festig,
reit.
.Wenn' zum Besten de Geschäftes
ist. mein Fram. da darfst Du Dich nicht
trsuoen. ente Itet daran, was wir
dem guten Herrn Weber schulden. Und
so zwei Jahre, min säutenJung, dei ver,
gähn siring, und denn büst Du wedder bi
dien oll Mutting.'
Er wußte e wohl, ma das zu bedeu
ten hatte, daß sie in die anvertrauten
Laute de heimischen Platt verfiel. Nur
in seelischer Erreauna geschah dieS; und
er mied ihre Blick. Verstohlen sollte sie
die Thränen trocknen dürfen, die sich ihr
nun doch in die Auqcn drängten.
Am Nachmittag kam da graulem vom
Vorderhau e zu ihr inS Stubchcn ge
stürmt. Auch sie hatte es schon erfahren,
da Fürchterliche. Der Vater hatte e
bei Tische nebenher fallen lassen; er schicke
den Franz nach New Nork. da er da
nach dem Rechten sehe. Ihr war die
Gabel entglitten vor Schreck. Am lieb
sten wäre fle aufgesprungen, dem Vater
um den Hals gefallen und hatte ihn ge.
beten; thu das nicht; thu es mir nicht an
Ich und der Franz, wir gehören ja zu
ammen. Du darfst uns nicht aus so
lange Zeit trennen. Aber ihr
cheuer Blick war auf festentschlossene,
harte Züge gefallen, und sie wußte, die.
em Ausdruck gegenüber war alles Flehen
um on t. Veit die Mutter gestorben,
das war nun schon etliche Jahre her, war
manche Veränderung mit dem Vater vor
gegangen. Der gmmüihige Theil seiner
Natur trat nicht mehr wie früher in den
Vordergrund; eine gewisse Harte, a
elbst Halsstarrigkeit machte sich oftmals
geltend und erschwerte den Verkehr mit
hm. Die gcau allem, welche er ab
göttisch geliebt, schien das Gute in ihm
gefördert zu haben; ohne ihren Einfluß
trat eS nur noch selten an die Ooerflache
Da wußte Margarete wohl; wußte
auch, wie gering ihre Macht dem Vater
gegenüber war, und still senkte sie das
Haupt vor dem Unabänderlichen.
Aber in dem stillen Hinierstübchen der
Wittwe, da schluchzte fle verzweifelnd auf
in argem HerzenSkummer; da diängtt es
sich aber auch über ihre Lippen, halb un
bewußt, das scheue Gestänbniß ihrer
heißen Liebe und dsS innig empfundene
Gelübde, ihm, dem theuren Freund:,
treu zu bleiben in Zeit und Ewigkeit.
Und die alte Frau, mit Banze und
Rührung hört sie auf die leis geflüsterte"
Worte, und wieder murmelten die roel'fn
Lippen heiße Segenswünsche auf cm
junge?, halb oerzwuselies Hzupt nieder.
Dann kommt die Abschieds tundc.
Franz hat sich als ein ganzer Mann ge
zeigt, sein wildpochendcs Herz bezwungen
und als unverrückbares Ziel nur die
Pflicht im Auge behalten. Mit keinem
Laute mehr hatte er einer Liebe zu Mar?
garete Ausdruck gegeben, nur sein Auge
sprach: hoffe und vertraue I und ihr aus,
leuchtender Blick zeigte, daß sie ihn ver,
stanlen hciir.
Tapser haben sich die beiden jungen
Leute bewährt, und tapfer auch zeigt sich
die alte Frau, wenngleich der Stab, den
ihr die Hoffnung als Stütze in dem Tren
nungSweh darreicht, morch ist. Aber sie
bezwingt ihren Jammer, der heißgeliebte
Sohn darf feinen Muth nicht wanken
fühlen unser ihren Klagen.
Als er weit fort ist. schlicken sich die
beiden Verlassenen enger und enger an
einander. Margarete anttet täglich tur
ihn nieder, was ihr eigene Seele bewegt
und wie eS der guten Mutter geht. Diese
selbst hat die Kunst deS (schreiben längst
verlernt, aber ihre Franzing Gret ist
der stets bereite Dolmetscher ihrer Em,
pstndungen.
Margarete wird mehr als sonst zu ge.
selliaen Zerstreuungen durch den Vater
gezwungen: er führt sie in Concerte,
Theater, Gesellschaften, sieht häufiger
als sonst Gäste bei sich; aber trotzdem
findet sie immer noch Zeit, an den Ge
liebten zu schreiben und mit seiner Mut,
ter traut zu plaudern. Diese selbst suhlte
sich von Unrast gepeinigt. Das Still;
sitzen und Ausruhen von harter Lebens
müh, zu dem der treusorgende Sohn sie
veranlaßt hat, behagt ihr nicht mehr.
ie muß sich beschäftigen, um den seh
nenden Gedanken zu entfliehen.
Da bietet fle denn ihre Hllse im Vor
derhause an, wo eS jetzt bei der vermehr
ten Geselligkeit tüchtig zu thun giebt und
jeder Beistand erwünscht ist. Margarete
will's nicht leiden, aber die Alle weiß sie
zu überzeugen, daß fle arbeiten müsse,
olle sie nicht vor eynuql vergeben,
und das gutmüthige Kind giebt den
flehentlichen Bitten nach.
Da sitzt die Greisin denn emeS Nach,
mittaas in dem kühlen Erdgeschoß hinter
den weitgeöffneten Fenstern, durch die der
FrühlingSooem der neu erwachten ytatur
würzig hereinzieht. Um sie herum ist der
Silberfchg deS Hause aufgestapelt, un
inst sorglicher Hand muht sie sich um se
nen Glanz. Unweit de Fenster, draußen
im lichten Grün de weit auizedehnlen
Garten sitzt Herr Weber Mit einem Ge
iqaikSsreunve uno deive plaudern oon
dem Mancherlei, wa eben die Stunde
mit sich bringt.
Frau Hufner hat venig acht auf da
Gespräch, bi endlich ihr eigener Name.
der Name ihre ohne, an ihr Oh
schlägt. Und wa sie da vernimmt, da
fährt wie ein Blitzschlag au heiterem
Himmel auf sie nieder und lähmt ih
Hand und Fuß.
Weber setzte dem Geschäftsfreunde ie
haglich auseinander, daß nicht etwa, wie
jener vermuthet, Hufner'8 Tüchtigkeit zu
seiner endung nach .drüben' die Veran
lassung gegeben.
.Auch eine minder bewährte Kraft
hätte für dort ausgereicht, so einfach wie
die Dinge lagen. Ich hatte hier andere
Interessen im Auge. ES bandelte sich
da etwas an, wissen sie, zwischen mei
nein Mädel und dem Hufner. und dem
wollte ich ein Ende machen. Die Beiden
scheinen mich für blind gehalten zu haben.
Aber der Alte hat noch gute Augen und
ist jederzeit auf dem Posten, wo Gefahr
sich regt, sei's im Geschäft. sei'S in der
HSuSlichleit."
Auf de Andern devote Zustimmung
Nun ja, man kann'S Ihnen nicht ver
denken, daß Sie mit Ihrem Goldtöchter
chen höher hinauswollen' meinte Weber
gelassen: ,O nein; eS ist nicht das
Der Hufner wäre mir schon recht. Ich
wollte mir keinen besseren Schwiegersoh
wünschen, wüßte ich doch bei ihm nicht
nur die Tochter, sondern auch das Ge
icaari in oen ve len Jiancien. AVer er
brächte mir einen Anhang ins Hau, den
ich nicht ertrüge. Und da ist seine
Mutter. Wie, da weiland DlensimSd
chen, die spätere LohnwSscherin, kann ich
mir unmöglich verschwägern: sie kann
ch unmöglich am Arm in die Kirche füh
ren, nicht ihr zur eile einer Hochzeit!
gesellschaft, wie sie meiner Stellung und
meinem Reichthum zukommt, xrästdiren
darum habe ich's erst auf diese Weise
versucht, die Beiden auseinander zu brm
gen, dem alten Wort vertrauend : aus
den Augen, aus dem Sinn". Und ge
lingi das nicht, nun so wird Hufner sein
Heil schon wo anders versuchen müssen ;
ich opfere dann eher die tüchtige Kraft
als meine Ansicht von der Noblesse, die
uns verpflichtet. Mem Madel ist jung,
Die wirv schon noch von ihrer schwär
merei zu kuriren sein."
Die Beiden sprachen noch lange weiter.
die Alte hörte aber nichts mehr. Sie
entfernten sich endlich aus der Laube, in
der sie so lange gesessen, die Schreckat
lahmte vermochte sich noch immer nicht zu
erheben. Endlich raffte sie sich mühsam
empor, schlich aus dem dämmerig kühlen
Vemacy ymuser in das Hinterhaus.
Als trüge sie ein Centnergewlcht auf den
gekrümmten Schultern, so klomm sie
keuchend die Treppe zu ihrer Wohnung
empor.
Hier erwartete sie ein ältlicher Mann
oon verwittertem Ausseben. ES war
hr Bruder, beide waren auS dem kleinen
mecklenburgischen Flecken Pritzom gebür.
iz. tote war schon, kaum eingesegnet,
zu der dortigen Gutsherrschaft gekommen
und hatte sich deren Gefallen derartig
erworben, daß sie der ältesten Tochter
nach Leipzig als Dienerin folgen durfte,
als diese liq fcort verheirathete. während
Bruder auf der alten Scholle qeblie
bm war.
Der Plibowcr See war wegen seiner
Aale und Flundern berühmt, und ein
ästige Fischervölkchen fand durch ihn
eine Nahrung. Der Spekulationsgeist
ane sich all mahl ch auch dorthin Bahn
brochcn; einige unternehmende Köpfe
waren auf den Gedanken gekommen, die
geräucherte Waare weiter noch als bisher
tti's Binnenland zu schassen, und schließ
lich wurde auch die Leipziger Messe mit
em Planwagen, der die duftige Waare
barg und dem zur Seite die knorrigen
Gestalten zweier Pritzomer schritten, be
schickt.
Der eine dieser Beiden war FiekenS
Bruder gewesen ; natürlich hatte er die
Schwester gleich aufgesucht und wenn sie
sich auch fast fremd geworden, fo hatte
das Wiedersehen sie doch beglückt. Heute
Abend nun war er gekommen, um wieder
Abschied zu nehmen, die mitgebrachte und
nachgesandte Waare war verkauft und
morgen ging'S in die Heimath zurück.
Ein Viertclslündchen wohl schon hatte er
aus sie gewartet, da schlich sie herein in s
Zimmer, erdfahl das Gesicht ; noch mehr
als sonst gebückt, und schwer sinkt sie
aus den nächsten Stuhl.
.N'Äbend ok, Fiele, wat is di denn?
bü,t Du krank; wua bleick sahst Du ut!
Sie winkt abwehrend mit der Hand.
Er aber läßt nicht nach mit Fragen und
Forschen; da ringt sich'S aus ihrer Brust:
Ick bün em in' Weg, ick bin min Söhn
sten Glück in' Weg. O Herrgott im
hogen Himmel, wat sall'ck bhaun, wat
sall'ck dhaun?"
Und wie Fieber schüttelt es den mor
schen Kviper. Endlich erfährt der gut.
müthig bewegte Bruder in abgerissenen
Sätzen, was sie so bitter quält.
Ja, ja, Fiiken, fo iö bat in d Wett.
Aberst darüm gram di man nich. Du
körnn st mit mi, un feggst dem da dröben,
Du wist n:SS mihr mit em tau dhaun
hebben. Denn kann dien Franzing hier
ümmcr tau sien Glück kamen.
.Du kennst man mien Franz nich. Dei
lS:t mi nich, bei 13 It flen oll Mutiing
nich, dat weit ick beter, a Du.
Wie Stolz regt cs sich in der welken
Brust, dann aber bricht wieder der Jam
mer hervor:
.Ick bün min Söhn sien Glück in'
Weg. Ick wull em de Hänn unterleggen
un nu bün ick em ein Stein bet Anstoßes.
Der Abend sinkt tiefer und tiefcr her,
nieder ; ihr Klagen ist verstummt, in sin,
stereS Grübeln versunken stiert sie vor
sich hin u:id der grauer.de lag findet sie
noch auf demselben Pltz.
Am nächsten Mittag sitzt sie neben ih
rcm Bruder auf der Eisenbahn und fährt
der Hcimalh zu. Margarete hat's nicht
glauben wollen, daß die Alle fortgehen
könne, aber wortkarg und verschlossen,
und dabei bleich wie der Tod, wehrt diese
alle Bitten ab.
.Et i man up körte Tied. dann bün
ick wedder da. Ick hef min KorlBrau
der vcrspraken, em tau besäuken, um min
Wort mit ick holln.
Und Margeret steht dem Unbegreiflichen
fassungslos gegenüber. Sie theilt dem
Geliebten den so plötzlich gefaßten Ent
fchluß der Mutter mit. Nach Wochen
trifft seine Ankwort ein : er ist froh dar
über! Wird die Mutter dadurch doch
vielleicht auf andere Gedanken gebracht!
An demselben Tage aber kommt auch
ein Briek aus Pritzcw. Von ungelenker
Hand mühselig niedergeschrieben, meldet
er die chreckenebot chatt. da die alte
Frau Hufner auf dem Pritzower See ge,
legentllch einer Bootfahrt mit dem Bru
der ertrunken sei und man nicht einmal
ihre Leiche habe auffinden können. Der
Bruder zeigt dies in etwa konfuser, kaum
leserlicher Weise Herrn Weber an und
bittet, den Sohn davon in Kenntniß zu
en.
Margarete selbst übernimmt die trau
rige Pflicht und alle ihre Liebe ergießt sich
in die herzlichen Trofiesworte, mit wel,
chen sie die herbe Kunde zu lindern strebt.
Aber auch Weber fügt dem Briefe einige
Zeilen bei, von denen Margarete nicht
erfährt. Und eine TageS, ganz unoer
hofft, steht der Geliebte vor ihr. Herr
Weber hat plötzlich eingesehen, daß jetzt
ür die Führung des New Zsziker Ge
chästeS eine minder tüchtige Kraft genüge
und er Franz in dem Hauptgeschäft viel
besser verwenden könne. Die Ueber
raschung für die Tochter hat er selbst auS
gedacht und dabei durchblicken lassen,
daß er von beider Liebe sehr wohl wiss
und diese nur habe auf die Probe stellen
wollen. Ein seliges Brautpaar dankt
hm überströmenden Herzen seine Güte
BIS zur Vermahlung hm wird nur
eine kurze Frist ausgesetzt, Weber dringt
darauf, daß Alles schnell von Statten
gehe. Er will sich größere Ruhe sichern
Franz soll die Hauptleitnng deS Ge
chäfteS übernehmen. Dieser ist mit
Allem einverstanden, nur EineS noch
cruct ihm das erz: der Gevanre an
die Mutter, daß sie sich ni:n feines Glückes
nicht freuen könne. Und mit Gewalt
drängt eS ihn der Stätte zu, wo sie ihre
letzten Tage verlebte. Er erbittet sich
Urlaub von der Braut und dem Chef
beide erkennen die Berechtigung feines
Wunsches an, und Margarethe empfindet
nur das eine Verlangen, den Geliebten
begleiten zu dürfen. Auch dieser Wunsch
ollte ihr knüllt werben. Eine dem
Hause Weber seit lange befreundete,
altere Dame verbrachte alliahrlich die
Tage vom Svloester bis nach dem Hohen,
neujahröfefle in Rostock, wo ihr eine
heure Schwester verheirathet lebte. Von
hier auS war Pritzom mit einem guten
Gejährt tn wenigen Stunden zu erreichen,
und das junge Paar durfte in Begleitung
der würdigen Dame die Reise wohl un
ternehmen. Das Wetter war zwar wenig
inladend; aber was fragte Franz dar
nach, der durch feine Seereisen an Stürme
ganz anderer Art gewöhnt und überdies
nur von dem Wunsche beseelt war, endlich
alleö Nähere über die letzten Lebenstage
der Mutter zu erfahren. Und was auch
kümmerte Margarete Kälte und Schnee
estoder; mußte sie doch daß sie allein
Im Stanke sei, dem geliebten Manne die
einer harrenden bitteren Eindrucke zu
mildern.
ES ist Neujahrstag. Durch die klei,
nen Fenster der Fischerhütte dringt nur
spärlich das Licht des schneebedeckten
Himmels. Kaum zu unterscheiden sind
die beiden Gestalten, die sich hier auf.
halten; erst muß das Auge an das Zwie,
licht sich gewöhnen, um zu erkennen, daß
am Tische ein wettergebrüunter, knorriger
Mann sitzt, die Thonpfeise zwischen
die Zahne geklemmt, den Kops gestützt
auf die aufgestemmten Arme. Ganz im
Hintergrunde, auf der Ofenbank, hockt
eine schlicht gekleidete Frauengestalt, auch
sie hat da Gesicht in den Händen ver,
graben; den Körper wiegt sie hin und
her, wie im heftigsten Schweiz, und ab
und zu bricht ein schauerliches Stöhnen
aus ihrer Brust.
Der Mann wendet mehrfach den bc
sorgten Blick ihr zu. Endlich stößt er
zwischen den Zähnen hervor: .Du hölft
dat nich ut, Fielen, ick segg di dat, Du
hölst dat uich ut.
.Ick hollt ut, ick hollt ut; 't iS ja för
em, tau sien Besten. Blot hüt. hüt
Nijohrsdrg hüt! Min Gott, in' hogen
Himmel NijohrSdag hüt, un ohne
em! Laut aufschluchzend schlug sie beide
Hände vor daS vergrämte Gesicht. Und
dann kam'S fast flüsternd, abgebrochen
hervor: .Du hast em nich kennt, Karl
brauder, em, min fäuten Franztng, du
hest et niemals feihn, sien fründlich Ge
ficht, heft sei niemals hürt, die weike
Sprck l Un wie hell sei klüng, wenn hei
mi enigegegen rcx: Prosit Neujahr,
Mutting," und denn fat hei mi üm, fo
weß (fest) un lru: .Gottes Segen Über
Dich, geliebtes Musteiherz!'
Sie mühte sich, ihrer brüchigen, gram
durchziltertcn allen Stimme d:n weichen
Klang zu geben, den sie in treuster Er
inneiung festgehalten. Und weiter ftam
melte sie, versunken in die lichten Bilder
der Vergangenheit.
.Un denn güngen wie in de Kirch. O
hei har sich ich schämt, min Söhn, min
Franzing, wer de oll, einfache Fru.
An sien Artn hat hei mich hensührt, und.
sied an Sied hebben wie de Predigt an-
hürt. 'T was schön, wat de Preister
fähr, aber schöner noch, wenn wie taurüg
kcmen un min Franzing söhr: .Mit Ivt-
teS Hilfe, ein neues Jahr des Glückes.
Mutlerherz! Un nu, un nu All'
:2 ick ein seihn
m
vöibi nie, nie mihr
mc nr.i y:.n. ui!n franzing, tuan,
mg henzTrechend klang der Aus
schrei, und das leise Wimmern danach,
daS sie vergeblich zu ersticken sich mühte.
Der Mann aber drückt den Tabak fester
in die Pfeife und klappt den Deckel heftig
zu. Er möchte mit den Fäusten drein,
schlagen und muß doch Mitleid haben mit
so viel Unvernunft und so viel Schmerz
Da knirschen Schritte drauken über
den feftgesrorenen Schnee, e klopft an
die Thür, und aus da barsche Herein de
Alten treten drei Fremde in da niedrige
iz?emaq. 'oran ein groß und schlank
gewachsener Mann; zwei Frauen, eine
ältere und ine jüngere, folgten ihm.
Und gerade als der Mann über die
Schwelle tritt, zertheilt sich das Gewölk,
ein Sonnenstrahl bricht bervor und streift
feig Haupt, daß das blonde Gclock wie
in Goldgewebe aufflimmert. Von der
Ofenbank erklingt ein Stöhnen, wie der
letzte Todeiseufzer eine übermenschlich
Gefolterten. Der Eintretende wendet
eine Sekunde den Blick dorthin, doch da
er in dem dort herrschenden Dämmerlicht
nichts erkennen kann, tritt er auf den sich
verwundert erhebenden Hausherrn zu.
Sie entschuldigen, bin ich hier recht
beim Fischer Hevlmann?
Ja, Herr, dat bin ick, un Sei?
.Ich? Nun, ich bin der Franz; der
Franz Hufner nämlich. Und Sie, nein,
Du bist dann mein Onkel, der Onkel
Karl, und ich komme zu Dir. um oon
meiner armen Mutter zu hören.
Bewegt streckt er ihm die Hand ent
gegen, doch ehe der Andere sie noch er
greisen kann, klingt das schauerlich
lohnen vom Ofen her. Franz will
eben fragen: ,st die Frau dort krank?
doch ehe er noch ausgesprochen, ist seine
Braut schon zu ihr geeilt und sängt d
eoen Wtnrenoe in ihren Armen aus. Le
wendet das Haupt der vermeintlichen
Kranken, um eö an ihre Brust zu ziehen
da plötzlich schreit sie aus: .Franz
ranz l"
Der Gerufene tritt näher, blickt
daS todtenbleiche Antlitz der regungslos
aliegenden und mit dem Auf,chrei
.Um aller Heiligen willen, meine Mut
ter ! sinkt nun auch er neben ihr in di
Knie.
Nach minutenlangem, bangem Harren
schlagt die Ohnmächtige endlich die Augen
aus, ihr erster Blick sollt auf den Sohn
ein wunderbares Leuchten überstrahlt ih
Gesicht, und sie umschlingt seinen HalS
.Mien sahn, mten granztngl
Aber dann wieder reißt sie sich von ihm
los.
Ne, tit, dat darf nich sind. Lat mi
lat mi, Du dcrsst nicks mehr von mi wei
ten, uck stah di im Weg und th
angstvoller Blick heftete sich auf die Thür,
IS wolle ne dem kaum Gesunderen wie
der entfliehen.
Franz aber hält sie fest im Arm und
bettet sie dann aus ihrem schlichten Lager
Seinem und MaigaretenS mildem Zu,
fpruch gelingt eS allmählich, sie zu de
ruhigen, und sie sinkt in sanften Schlum
mer.
Nun fordert Franz von dem Ohm die
Aufklärung des ihm Unbegreiflichen. ES
dauert lange, ehe er uns seine Braat
Alles verstanden haben; aber al eS ge.
schehen, fühlt Margarete ihre Wangen
in brennender Scham um des eigenen
Vaters willen erglühen, und Franzens
Herz durchzieht ein Gefühl der Anbetung
vor ber Allgewalt der Mutterliebe
Tage vergingen, ehe Frau Hufner so-
weit gekräftigt war, daß sie aus die mitt
lerweile entworfenen Pläne ihrer Kinder,
denn auch ich bin Dem Kind, Mutter,
hatte ihr Margarete gesagt, .und werde
S auch trotz aller Anfechtungen bleiben,
eingehen konnte. Sie kehrte mit
ihnen nach Leipzig zurück, bangendem
Herzens zwar und doch beseligt von der
Zuversicht des jungen Paares.
Und Hand in Hand trat eS vor den
allen Weber hin. Mit schlichten Worten
erzählte Franz, waS ihnen in Pritzow be
gegnet war, erzählte von der frommen
Lüge, die seine Mutter ersonnen, um ihm
den Weg zu seinem Glück zu ebnen
Wie der Bruder sich endlich bereit gesun
den. den Lug durch seinen Brief zu unter,
stutzen ; weniger durch ihre Villen de
zmunqen. alS durch ihre rouung, ca
sie wahr machen wurde, was ne jetzt nur
erlogen, wenn er ihr nicht beistättde, ihr
ungeheures Opfer, ganz so, wie sie es zu
des Sohnes Heil ersonnen, zu vollenden
Mit starrem Antlitz hört Weder diese
Auseinandersetzung an. Sein ansang-
IicheS Empfinden dabei Ist Grou wegen
der Durchkreuzung seiner Pläne, und nur
allmählich dämmert in ihm die Ahnung
euf, daß der Adel der Gesinnung, von
welcher ihm hier Kunde ward, doch eine
winacndere Macht ausübe, aS die
Noblesse, der er sich verpflichtet glaubte,
Und doch! Sich dem Zwange jetzt so
ohne Weiteres unterwerfen Nimmer-
mehr! Finster streift der grübelnde Blick
umher; da bleibt fein Auge auf einem
blendend schönen, stolzen grauenantlitz
hakten, das wie versteint in Hochmuth
von der Wund her auf ihn nieoerschaut.
Das Bild feiner Mutler! Sie war aus
vornehmem, adeligem Geschlechte gewesen
und hatte den Glanz deS reichen Kauf
mannshauseS in schier fürstlicher Weise
reprSzentirt; aber, dessen entsann sich
Weber Ovhl, eme gute Mutter war ie
nie gerne cn. ine rau qenoen u ivar-
keilen, denen ihr eitler Sinn zustrebte,
hatten ihr nie Zeit gelassen, sich um der
beiden Knaben Wohl und Wehe zu be-.
ümmern. Und zu einem Opfer vollends
wäie sie nie fähig gewesen. Hatte doch
ein Bruder, der zarte, stet kränkliche
Knabe, die letzte Todesqual selbst durch'
kämpfen müssen, da die Mutter, die dem
MaSkenfest beim russischen Gesandten
nicht entsagen wollte, ihrem Mann den
gefahrdrohenden Zustand des Kindes ver
schmiegen hatte, und die xflichtuergessene
Wärterin ihren Posten verließ, um in
der Gcstndestube rr.ii t:n Uedtizen zu
fchscjir.
Seit jener Ncht wr Vcöer'S Eltern
hauS fieutlo geblieben. Der vor
Schmerz und Wuth rasende Saler halte
seine lieblose Gattin mit Schmähunzen
überhäuft, die sie sür immer von ih ab
wendig gemacht halten; doch auch bittet c
Sllbstooiwüise zehrten an seinem eigenen
Mark n& machten ihn für den Rest fei
ner Lebenslage zu einem freudlosen
Manne, der fcaS Gedeihen de ihm noch
gebliebenen Kindes kaum beachtete.
Wie überwältigt oon der quälenden Er
innern, wandle Weder dem Bilde den
Rücken. Da blickte ihm von der gegen
überliegcnden Wind ein andere ent
gegen; das liebliche, mild freundliche
Anilig feiner eigenen Frau. O. wie
Halle sie es verstanden, in da düstere,
ftrenze Gemüth deS ManneS die wär
mende Sonne des Frieden und der Güte
zu führen. Welches beseeligenden Em
pfindenS war er erst durch sie säbig ge
worden und wie waren sie duich ihr
Hinscheiden wieder alle von ihm gewichen,
die guten Geister der Menschenfreundlich
keil.
Gewaltsam rafft sich Weber auf.
.Wo ist die Frau Husner? so fragt
er über die Schulter hin die beiden jun
gen Leute, die geduldig seiner Entschei
dung harrten. Daß sie nicht Ludern
würde an ihrem Einankerangehören für
Zeit und Ewigkeit, dessen waren sie sich
vouig dewuijt. und so sahen sie dem Kom
menden mit Ruhe entgegen.
.In meinem Zimmer, Papa, ant
wartete Margarete.
.Erwartet mich hier.
Festen Schrilles ging Weder hinüber
in das blumendurchduftele, zierlich ans,
gestaltete Gemach ver Tochter. Auf einen
Sessel zusammengekauert hockte die alte
Frau. Aller Muth hatte sie jetzt ver,
lass,, und bangenden Herzens harrte sie
der Erlösung auS dieser Seelenqual.
Da öffnet sich die Thür, Weber tritt
herein. Sie will sich erheben, doch die
zitternden Kniee versagen den Dienst,
und schon ist er an ihrer Seite. Er beugt
sich über sie, sieht ihr in daS vergrämte,
bleiche Greisenantlitz, und heiß steigt es
in ihm auf.
.Bergeben Sie mir fast lautlos
spricht eö die bebende Lippe aus, und
doch hat sie ihn verstanden. Heiße Thrä
nen stürzen aus ihren Augen, und sie
neigt sich weinend über feine Hände. Da
zieht er sie zu sich empor, leqt ihren Arm
in den seinen, und so führt er sie den
harrenden Kindern zu.
?tn
beh,r,ig,nswerthe? Avis sür
Raucher
theilt da Berl. Fremdenbl. mit: Die
meisten Raucher, welche Cigarren zu 10,
12, 15 und selbst bis zu 20 Thlr. rau,
chen, also zwischen 30 und 00 Mark das
Mille, verlangen dunkle Cigarren, braune
Farben. Je dunkler je besser, nach deren
Ansicht, und da haben die Fabrikanten
ihre Noth, immer dunkelbraune Tabake
zu bekommen. Da die Ernten häusig
viel mehr helle Tabake liefern, ist man
auf den Gedanken gekommen, die Ei
garren zu färben; diese DunkelfStben
hat in der letzten Zeit fürchterlich zuge.
nommen. ES werben die hellen, yaustg
die schlechtesten und unreifen gelb höß.
lichen Tabake gesärbt und somit da
Publikum getäuscht; da aber viele Leute
die Cigarren in Spitzen rauchen, so kann
eö häufig gar nicht gemerkt werden; sie
rauchen dunkelbraune Cigarren in cer
Meinung, dies seien die besten, während
ein helleres und reife Blatt viel besser
chmeckt al daS gefärbte. Häufig fitzt
die Farbe nicht so fest, so daß man beim
Rauchen, wenn die Lippen seucht sind,
chwarzc und schmutzige Lippen bekommt.
Ob die Cigarren gesärbt sind, erprobt
man, indem man die Cigarren mit lau-
warmem Wasser anfeuchtet und dann ab
wischt, es kommt dann ein ganz gelbe
Blatt zum Vorschein. Diese gelben
Blätter wurden früher nie zu Cigarren
deckblSttern verwandt, da die Raucher
elbst von hellen Farben durchaus nur
reine und reif aussehende Cigarren haben
wollten. Man sieht hieraus auch, wie
das Publikum in anderer Beziehung ye
auscht wird; einer verlangt starke Ci
garren und ee:ommr iqwarzgesarvke.
Man hak die Farbe nicht chemisch unter
uchen lassen, ob solche nicht auch schad
iche Stoffe enthalt; aber gesund kann
eS keinenfalls fein und ekelhaft ist es
jedenfalls. Jeder Cigarrendetailltft sucht
eine Kunden zu erhalten und zu resrie
digen und wird sich hüten, den Kunden
zu sagen, dte Cigarren sind gesärbt, uno
wenn der Verkäufer auch den Leuten
agte, die helleren Farben schmecken bes
er, fo glaubt man eS nicht, er giebt
daher den Kunden, was sie verlangen.
Die Jahrgänge und Ernten sind nun
ber fehr verschieden, und manches Jahr,
wo viel Regen ist, giebt es viel ounkle
Tabake, in trockenen Jahren giebt es viel
elle Farben und btcte sind denn doch
stärker und kräftiger als die dunklen aus
nassen Jahren; deshalb sollte daS Pu
likum richt auf schwarze und dunNe
Farben sehen, sondern auf den Geschaiack
und Geruch.
Gelungene Ausrede.
Herr: Sie haben behauptet, daß die
er Kamm, den ich geltern bel Ihnen
kaufte, aus echtem Elfenbein fei er ist
aber weiter nichts als eine Imitation.
Handler: .Jr, mein lieber Herr, da
ür kann ich nichts. Ich beziehe mein
lfenbein aus Ceylon, und wenn die
Elephanten dott falsche Zähne haben, so
in doch ich nicht dafür oeranttvortlich.
Denke an das Schlimmste.
Fräulein Marr, hat ihrem Verlobten,
der immer Monate lang auf Reisen ist.
eine Brieftasche verehrt, welche folgende
nr.ige Mahnung in Goldscldeslickerei
Sgt : ilrneuto ilary 1