Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 29, 1894, Image 10

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    wie Giac und Gin ein paar
nntrccn.
Sin, (k'chichte oiiS dki, Savkr Alrcn ton
,ukxxe icuo'a.
Wenn (Sicc (Gücomo, Jacob), nach.
Um tx Un Has.rsack aus den ulschdeck
rfca und die Zügel in d,t Hand ge.
Scmn-.cn, mit b Rechten die Peitscht er.
riff. da bäumten sich die vier GZu e aus
und chnoben. a!, Sren e, Rassepferde.
Die Postkutsche bog maj.ftä'.'sch im rech
ten Winkel um da, große Thor de Vafl.
bose, , Post, und stürmte unter
Glockengeklirr und Pferdezewieher du
schmale Gaste hinab, während El
selbst, einen Fuß auf dem utschentrM
und den andern in der Luft schmenkend.
nach rückwärts blickte und dem toll,
knechte mit prahlerischem Uebermuth ein
letzte Scherzwort zurief. Dann klet.
terte er aus den Bock und beschlstigte flch,
indem er den Pserden den Rücken kehrte
und die Zügel zwischen den Knieen ein.
gepreßt hielt, lange Zeit damit, den Ha.
sersack und zahllose Packete und Päckchen
unter den Füßen der Reisenden unterzu.
bringen, unbekümmert um die Ungeduld
derjenigen, die. inmitten der Nacht den,
sansten Schlummer entrissen, unwillig
brummten und fluchten.
Er hatte den schlechtesten Theil der
Landstraße zurückzulegen, einen Weg mir
schroffen Senkungen und steilen Steigun.
gen. mit Furchen und Wendungen, steinig
unb uneben, ctimais eng ;w,,qrn rig
und Fluß eingeschlossen, kurz, eine wahre
Teuselsstraße, die den ganzen Winter
über mit Ei bedeckt und im Sommer
an gewissen Stellen nach jedem Gemit.
terregen mehrere Zoll hoch überschwemmt
war. Er machte diesen Weg zweimal in
vierundzmanzig Stunden, hinaus, wZh
rend der Nacht und hinab am Tag. Vor
ihm hatte es auf jeder Strecke mindestens
jeden Monat einmal irgend einen Unfall
gegeben: ein gefallenes Pferd oder ein
gebrochenes Rad oder noch Schlimmere.
Seit drei Jahren aber, seitdem er die
Zügel in die Hand genommen, ar nicht
der geringste Zwischenfall vorgekommen.
Auf dem ganzen Wege kannten ihn
alle Leute. Bauern, Geistliche, Fuhr,
leute, Wirthe, Krämer, Carabinieri,
Bettler, Drehorgelmänner, Bahnwärter,
Hauflrer, alle sprachen ihn an, und er
antwortete allen, die ihn ,iac anrie
fen, mit einem Echo, indem er mit der
Zunge schnalzte und mit der Peitsche
knallte.
Diese Verbindung seine Namen mit
dem Klatschlaute war mit der Zeit allen
Thalbewohnern zur Gewohnheit gcwor
den und bildete sozusagen ein Ecken
nungSzeichen, durch welche zwischen ihm
und, den Andern ein stillschweigende
Uebereinkommen der Freundschaft und
gegenseitigen Unterstützung hergestellt
wurde. Gtac selbst ar aber auch jeder
zeit hilfsbereit, dankbar und heiterer
Laune. Seine Geschmeidigkeit und sein
angenehme Wesen setzten ihn in die
Lage, mit allen, selbst mit höherstehen,
den Personen, in liebenswürdiger mnd
. Annehmender Weise vertraut zu verkeh-,
tut.
- nöthigte die Frauen und Mädchen ,
zum Lachen, umarmte 0 manch crs
schöne plötzlich und unerwartet ohne ge,
sehen zu werden, und die Mädchen ließen
(3 gern und willig geschehen. Wenn er
durch die Dörfer nicht fuhr, so lugte er
eifrig nach den Fenstern, in denen hübsche
KZpfchen sichtbar wurden, nd warf den
Dch?nen rach einca flüchtigen Kuß zu,
di ihm darob nicht zürnten. Er verstand
"mit den Leuten zu scherzen, ohne sie zu
beleidigen, und einem jeden wußte er ir
gend eine interessante Neuigkeit zu berich
ten. Wie e möglich war, daß er die
Namen aller Leute im Thale und in der
Umgebung im Gedächtniß behalten konnte,
ist sast unbegreiflich. Aber er kannte sie
alle und wußte sie zu nennen, fodaß Las
quez, der Gerichtsvollzieher, zu sagen
pflegte: .Giac ist ein lebendige Grund
buch " Im Winter, enn der Verkehr gering
und der Postwagen zumeist leer ar, ver
stand er e ausgezeichnet, die Fußgänger
am Wege heranzulocken und zum Mit
fahren zu bewegen. Ehe er dieselben er
reichte, ließ er die Zügel nach und näherte
sich ihnen im Schritt; dann bat er sie um
irgend einen kleinen Dienst: den in einem
Haken verwickelten Zügel loSzumzchen,
ei Sitzkiffen in Ordnung zu bringen,
eine Schnalle anzuziehen und so wei:er.
Und unterdessen knüpfte er ein langkS
Gespräch an, wobei er errathen ließ,
daß S noch ein pikante Geschichtchen
zum Naschen geben würde, bi er endlich
auirief: ,Na, steigen Sie nur ein!'
a fo klang, als ob er damit einen Ge
gendienft darbieten wollte. Und wenn
dann der so gekaperte Freund an seinem
Platze saß, da beugte er sich zu ihm herab
und raunte ihm in' Ohr: .Ich fahre
Sie um den halben Preis, aber mein
Herr darf davon nicht wissen!"
Sein Herr wußte e und war'S zufrie
den, trug ihm jetzt doch dieser Weg zu-
mindest dreimal so viel ein, als in frühe,
ren Jahren, da Giac noch nicht Kutscher
ar.
NachtS, wenn e recht kalt war, xsiff
er auf dem ganzen Wege vier oder fünf
Takte eineS bekannten Liede. Im Som
mer plauderte er mit den Pferden, beson
der mit den beiden Seitenläufern. Die
an der Deichsel,- pflegte er zu sagen,
.haben keine Zeit, mir zuzuhören. Die
fen Liebkosungen, jenen die Peitschen
hiebel' Die beiden ersteren waren ein
Schimmel, genannt .Forca", und ein
Fuchs, .Rancio" mit Namen.
.Rancio. was gibt'? Müde, he?
Spitz nur die Ohren!' klitsch, klatsch!
Zwei Peitschenhiebe .Nun, schmeckt's?
Den Kopf hoch, Forca, Forca, Forcheita.
. Forchina, schöne eiße Fercona; ... Hast
wohl keine Luft mehr zum Laufen, wie?. .
Nimm Dich in Acht, daß Du nicht ftol-
xersi! Hüb'S die Füße gehcden! So!..
Vorwärts. Rande! Schäm Dich! Ein
graue Steinchea, da in der Sonne
glitzert?! War ja auch gestern da. . Du
willst mzhl wieder ein, For, nicht
wahre.. Nicht wahr?!'
Schämst Du Dich nicht?.... Ttn
Giac, man macht keine Männchen ix
Giac! Giac ist gut!.... 3f'j r
ehl laufen, ihr Bestien? l S
die beiden Allen hier in der "jütt tuin
iikheu?.... E, sitzen Hfch.'t.n im
3rc fc-t cnc. a '
juijin, yum jyt inokN? Bravo,
gorchetta! So ist' ftliifA.
klatsch ! Klitsch. '.(a,f4j Ich ill',
Euch schon zeige,
Manchmal sprach r aber mit den
Reisenden ie ,hm zunächst saßen, an.
statt wt den Gäulen, und da ar er
nei, von iti Lob, über seine lieben
T.aiere. vier seelengute, lammfromme
Rosse klitsch, klatsch! die man nicht
anzurühren brauch:.
Giac' Herr, der Wirth zur .Golde
nen Kanone', war seit sünszehn Jahren
Poilhalter und hatte sich alS solcher
bereichert und gemästet. Er war ein
großer, dicker Mann mit einem Fett
wanfl, bleich im Gesicht infolge eine
Herzfehler und langsam wie ine
Schnecke. Ein Monskrrineser, ar er
vor fünfundzwanzig Jahren als Wein.
Händler in'8 Aoftalhal gekommen, hatte
sich dann als Metzger niedergelassen, war
später Schenkwirt!) geworden und hatte
es endlich b zur Würde eiiieS Gast
wirthc und PosthalterS gebracht. Zwei
gute Dinge konnte man ihm nachrühmen:
viel Geld und eine bildhübsche Tochter.
.Da Geld sür mich und die Tochter für
Den, der sie zu seiner Fran machen will!'
pflegie er zu sagen.
Er mar nunmehr alt geworden und
that nichts mehr. Den Gasthof besorg!
seine Tochter. Da st daS Licht der Welt
erblickt hatte, als der Alte bereits in
wohlhabender Mann ar, wurde sie von
den Fremden mit .Mademoiselle' ange
sprachen, im Hause dagegen nannte man
sie .Soura Gm' Abkürzung von Gio
vannina). Den Wirth jedoch, der mit
nicht angefangen, betitelte man nicht
.Herr', sondern nannte ihn kurzweg
Pero (Peter), und er konnte eS als eine
besondere Auszeichnung und Gnade an
sehen, wenn man ihn, mehr feines be
häbigen ErtcrieurS al setner Würde
halber, .Barba Gri' den .grauen On
sei nannte.
Soura Gin mar ein dralle, frische
Mädchen: blonde Haare, kleines, ltcbcs
Stumpfnäschen, kleine, sehr lebhafte
Augen, schwellende, lachende Lippen,
wunderschöne Zähne. Sie besorgte alle
im Hause, machte sich überall in HauS
und Hof zu schaffen, besonders aber im
Stalle, wenn sie Giac dort anzutreffen
wußte.
Einmal, al Giac einen fürchterlichen
Fußtritt von einem Maulesel oavonge
tragen hatte, verband sie ihm die Wunre
und pflegte und hegte ihn acht Tage lang
im Gasthof gleich einem Herrn. E n
anderes Mal, al Giac mit dem Stall
knecht in Streit gerathen ar, wurde
dieser stehenden Fuße mit achtiäglgkm
Lohne entlassen. Barba Gris schrieb
diese bevorzug! Behandlung, d!e seine
Tochter dem Kutscher gedeihen ließ,
aus Rechnung ihrer kaufmännisch? Klug,
heit und ihres Geschäftssinnes, denn
Giac ar unleugbar eine ahle Perle
o.n Kutscher und e ar natürlich, daß
ihn Gin zu schätzen wußte, und zu halten
trachtete. Giac aber dachte ganz anders
darüber, obwohl er sich nichts merken
lieg und gar nichts dazu that, um ich
das Wohlwrllen seiner Herrin zu er,
werben. Fr scherzte und koste mit allen
Weibern, duzte ste, schien dake! roch kalt
und gleichgültig gegenüber ihren Reizen
und lieb! eS auch, sich von ihnen bewun
dern und anbeten zu lassen.
EineS T?geZ kam rer Cafetier und
Tcbakhändler des Orte zu B.n6a GriS
und erzählte ihm, daß sich seine Erdnichte
in Giac verliebt habe und ihn um jeden
Prti zum Manne haben malle.
.Was sagen Sie dazu?'
.Geben Sie sie ihm. Er ist ein Teu.
felskerl, der das Mädel glücklich machen
wird. Eine ausgezeichnete Partie I '
Und er schüttelte einen Sack voll Lobe,
orte aus.
Giac hatte da Gespräch im Neben
zimmer gehört. Al er am Abend heim
kehrte, trat er, fo wie er ar, mit der
blauen Leinwandblouse angethan, die
Peitsche in der Hand, auf Barba Gri
ja, zog ihn zur Seite und bat ihn ohne
alle Umschweife um die Hand GinS.
Der große, dicke Mann sah ihn mit
seinen au den Höhlen hervortretenden
Augen durchdringend an, riß ihm die
Peitscht au der Hand und sagte: .Da
ist die Feder, mit der Du den Vertrag
unterschreiben willst? Mach, daß Du fort
kommst, der Du sollst sie auf dem Rücken
verspüren!'
.Sie wollen nicht? Auch gut!' ant
ortete Giac gelaffen.
Und er ging essen, dann legte er sich in
den Kleidern aus' Heu, um zu schlafen.
ES dauerte gar nicht lange, da wurde
er barsch gerüttelt. Verwundert blickte
er auf. ES ar Gin, die vor ihm stand.
.Komm mit mir!'
Sie nahm ihn beim Arme, zog ihn
In die Küche, hieß ihn sich setzen, eutkorkie
eine Flasche Caremawein, setzte sich neben
ihn. süllte zwei Gläser, erhob eine der.
selben zum Anstoßen und sagte: .Auf
unsere Hochzeit!'
Giac antwortete mit einem Achsel
zucken. Sie hob wieder an: .Da sind zwei,
tauscndstebenhundert Lire, die ich in vier
Jahren zusammengescharrt habe. Sie
sind mein. Der Vater hat mir alle ge,
sagt.' Man muß ihn zwingen, seine Zu.
ftimmung zu geben; denn wenn ich Dich
ohne seinen Segen Heirathe, enterbt er
mich. Tu kennst ihn ja.'
e'e 5.chm mich ji nicht ,u hei
rathen." " 1
;rit tiefem Geld', fuhr sie fort, rhne
?'j , sein Worte ja achten, .machst Da
' ji Konkurrenz, kaufst vier Pferde und
iden Omnibu vom .Goldenen Kreuz' in
Jorea. der zu verkaufen ist. Da 2ti0
haft Du, enn Dich jemand fragt, von
einer Person erhalte, die Dich xrolezirt.
Mach Dich sosort auf den Weg. In acht
Tagen kommst Tu ieder mit dem neu
lackierten Ommbu den Du .Amerika'
nennen und aus den Du mit großen Buch-
Haben .Konkurrenz' schreiben nft.
Spanne drei Pferde an, da vierte ist zum
Zech'tln. In sechs Monaten ir Da
zwei Paare haben und.... inzwischen
wird sich da übrige finden. ' Du wirst
hier Rast machen, um dem Gasthof etwas
zu verdienen zu geben.... Und niemals
ein böse Wort gegenüber dem Vater
Du haft mich doch verstanden? Wir sind
also einig. Nun geh!'
Giac sah, ie au ihren schönen.
glänzenden Augen da ganze Feuer ihrer
Duzend zu ihm hmüberftrahlte, und er
fühlte, daß sie die Seine ar. In ihren
wohlüberlegten, schlauen, geschäftlich
klingenden Worten, die stoßweise hervor,
gebracht urden, wogte und tobte eine
heftige Leidenschaft, die sich ebenso zu
einer langen Geduldsprobe entschlossen
zeigte. Jede Wort erlangte durch die
Stimme und den Ausdruck eine doppelte
Bedeutung. Die Sprache kam aus dem
Gehirn, drang, aber direkt zum Herzen.
Sie sprach ruhig und besonnen und troch
tete ihre erregte Stimmung zu unter
drücken. Die Worte waren trocken und
nüchtern, aber die Stimme war voll
sinnlich ungestümer Wärme und die fun
kelnden Augen forschten und spähten in
dem scheinbar gleichgültig dreinseheriden
Antlitze de jungen Burschen nach einer
tunmung, die einen vollnandisen Sie
ihrerseits bedeuten sollte.
DaS Geld lag auf dem Tisch.
Sie fuhr fort: .Ein Pferd findest Du
in Donna. Es ist der Graue Loutrie:S.
Er verkauft ihn, eil er daS Geschäft
ausglebt. Ein zweites hat der Bäcker
von VerreS zu verkaufen, da große mit
der langen Mähne! Für dreihundert
Lire läßt er Btr'S ab. Du kannst auch
versuchen, ob Dir der Fuhrmann Viano
die .Bella' verkauft. Sie ist zwar
scheu und launisch, aber in Deinen Hän
den!....' Man kann nicht saaen, eich' eine be-
wundernde Liebkosung in dm Worten .in
Deinen Händen' lag! Und um dieselbe
zu bekrästgen, erfaßte sie seine rauhe
Hand und schüttell sie heftig mit einem
Drucke in welchem die ganze Gluth ihrer
ungeduldigen Jungfräulichkeit und die
ganze Zärtlichkeit ihrer Seele zum Aus.
druck kamen. Und der schmucke Bursch
sah sie noch immer starr und unbeweglich
an, schon fest entschlossen in die darge.
bokene Hand einzuschlagen, aber une
wußt überzeugt von der unwiderstehlichen
Macht, die sein kühle Wesen auf sie au,
üble.
Gin nahm da? sa3 zur Hand und
hielt es ihm abermals hin. .
.Willst Du nicht anstoßen?'
.Topp!' rief Giac und stieß kräftig
an. Dann leerte er das Glas in einem
3ua und steckte langsam das Geld zu
sich.
.Auf Wiedersehen, Soura Gin!'
.Wann kehrst Du zurück?'
Wenn ich die ganze Baracke beisam.
mm hbe. Aber die Pferde, die Sie
mir genannt haben, mag ich nicht. Wenn
man m'ch sie kaufen sähe, würde es zu
viel Gerede geben im Thal. Ich muß
unerwartet hier ?intrefsen mit der kom
pleiten Kutsche.'
.Ganz recht. Kauf die Pferde, wo
Du willst, aber mache rasch,'
.Und wenn ich das Geld verthue?'
Gin arf ihm einen Blick zu, der
alle sagte. Sie war seiner gewiß.
Giac ging und des Mädchen folgte ihm.
An der Schwellt angelangt, legte ste ihm
eine Hand auf die Schulter. Giac kehrte
sich rasch um, hob sie in die Höhe, schloß
sie in seine Arme und drückte einen lan
gen, innigen Kuß auf ihre vollen Lippen.
Gin entwand sich ihm, trat dann ganz
nahe an ihn heran, sah ihm fest in'ö
Gesicht, erbleichte, warf mit der Ge.
sch mindigkeit einesAalS ihm einen schwach,
tenden, innigen Blick zu und hauchte:
.Du willst?!'
Und sort war sie.
.?äs äe deiisel' sagte der Bursche
halblaut, und rasch ging er seiner Wege.
Die Konkurrenz begann. Die Kutsche
.Amerika' setzte im Hofe der .Goldenen
Kanone' ihre Passagiere ab, eine Menge
zerlumpter Leute, fo daß Barba GriS
lachend fragte: .Giac, wie viel kosten
Dich die?'
.Viel Geld!' antwortete der neue
Fuhrmann.
Die Pferd marin drei magere Schind
mähren, die steeS mit bis zur Erde ge
senkten Köpfen, halbtodt und keuchend im
Stalle standen. Giac hatte sie um einen
Spottpreis gekauft, blos um die todte
FrühjahrLfalson vorübergehen zu lassen
und um dann zu Beginn deS SommerS
die Leute alle, besonders aber den Wirth,
durch da neue, glänzende Gespann zu
überraschen und in Staunen zu versetzen.
Die Stallknechte lachten, Barba Gris
rieb sich vergnügt die Hände und lobte
Giac, der sich endlich einmal selbftftändig
gemacht hatte, statt sich jetzt einen Herrn
aufzuopfern. Und Giac antwortete be
scheiden, daß er angereizt worden sei, daß
er eS schon bereue, diesen voreiligen
Schritt unternommen zu haben, aber
daß er nunmehr, solange die Mähren
am Leben wären, den Karren ziehen
müßte; wären ste aber erst einmal Ire
pint, so üide er wieder in den Dienst
gehen....
.Ich nehme Dich aber nicht mehr,'
fiel ihm der Alte rasch in' Wort; .2
thut mir leid, aber Deine Stelle ist b
eöt'.'
.Da läßt sich nichts machen. Ich
de mir anderkoa mein Brcd suchen
Ich muß eben meinen Fehler büßen.'
Mit Gin sprach er nie ein Woit, ed:
öffentlich, noch im Geheimen. Da?
Mädchen hatte da Spiel begriffen und
freute sich im 'stillen über ihren (siac
Wenn dieser mit den Stallknechten zu
Tische saß, da betrachtete sie unbemerkt
vom Nebenzimmer au mit innigem,
freudigem Wohlgefallen den schönen
klugen, jungen Burschen.
Barba Gri hatte nicht einmal die
Fahrpreise herabgesetzt.
.Deinethaben....' sag er zu Giac,
.um Dich nicht ganz zu Grund zu rtch
ttn'
Dr rrft Gaul krexiezte Anfang
Juni. Im Hose der .Goldenen Kanone'
war er, noch ehe er abaeipannt worden,
niedergebrochen. Der Dienst urde, so
gut oder so schlecht eS eben ging, mit den
zwei überlebenden Pferden fortgesetzt.
Cex Wirth hall inzwischen den som
mertaris in allen CafeS und Gaflhsfen
der Umgebung anhesten lassen.
Am oretunvzwanztgiten Juni, am
Vorabend deS heiligen Johannistages,
war e, da Giac die Maske der De
muth abwarf und sich a!S Herrscher
proklamirte. Diesmal war eS die wahre,
goldglänzende, auffallend schöne Kutsche
.Amerika , ein herrlicher, hoher, elegan
ter OmnibuS, roth und grün lackirt, mit
einem großen Plakat hoch oben, auf el
chcm mit weißen Lettern auf schwarzem
lÄrunde weithin sichtbar daS Wort, Kon
kurrenz' zu lesen ar, während der
Name .Amerika' in aroner gelber
chrift auf der Wagenthüre geschrieben
stand.
Die neue Postkutsche hielt an der Ei-
fenbahnstation . bei der Ankunft de
jugeS. L)er schone arme Sommer
hatte eine große Anzahl von Reisenden
herbeigelockt. Ein zu einem Kondukteur
tmprooiftrter Bauerniunge rief, am We
genschlag stehend, mit lauter Stimme:
In ojtalhal! E wird gleich absah,
ren l' Ein Träger sammelte die Gepäck,
scheine. Giac saß auf dem Kulschbock
und hielt mit Muhe drei prächtige Rap
pen an, die vor Ungeduld stampften und
schnaubten und wieherten. Ter Omni,
bu ar im Nu besetzt und fuhr lär.
mend ab, während Giac die Peitsche
knallen ließ, bte Baume der Allee ent
blätternd.
Al beim Mz'.,'...,!iui der alte
Barba Gris durch das geräuschvolle Ein
fahren der Karosse in seinen Hof auS dem
Halb chlafe geweckt wurde, und das
stramme, regelmäßige Gerolle und Ge
rasscl der Räder vernahm, da glaubte er,
es sei eine Herr cha tliche Kutiche einae.
troffen. Er kleidete sich an und kam
langsam und schwer athmend die Treppe
btnab. AlS er in die Gaststube eintrat,
fand er bereits feine Tochter eifrig damit
beschäftigt, den Neuangekommenen den
Raffe zu serviren.
Sein geubttg Uge saa! ihm soglcich.
daß diese Leute nicht zusammengehörten,
und er zog daraus den Schluß, daß die
Kutsche eine öffentliche sein muffe. Eine
große Unruhe überkam ihn. Er trat in
den Hof hinaus. Der Omnibus stand
unter dem Regendach, ohne Pferde, mit
weit vorflehender Deichsel, die ihm eine
Lanze dünkte. Er umkreiste die Kutsche,
einen Feind witternd, übersah die Auf,
schrift .Konkurrenz', weil das Plakat zu
hoch oben angebracht ar, erblickt aber
das Wort .Amerika' und zog die Brauen
zusammen. Einen Augenblick stand er
in Gedanken versunken da, dann brummte
er in den Bart: .Unmöglich! unmöglich!'
und betrat den Stall. Giac war gerade
nach Wasser gegangen, der Knecht nach
H.'U. Im Halbdunkel deS durch ein er
löschendes OeUSmxchen matt erleuchteten
niederen Raume ging er tastend direkt
auf di fremden Pferde lo, hörte sie
schnaufen, maß rasch mit den Augen ihre
Statur und schlug mit der flachen Hand
auf den Rücken des erste Pferde. ES
klatschte recht fest, ein Zeichen, daß daS
Thier gut genährt und gesund ar.
Dann betrachtete er die beid:n andern
Gäule, patschte auf deren Rücken, merkte,
daß sie ebenfalls kräftig waren, stand
abermals gedankenvoll da und trachtete
seinen Argwohn durch den Ausruf:
.Unmöglich ! unmöglich !' zu nnter,
drücken.
Aber in diesem Augenblicke trat ihm
Giac mit Wassereimer und Schwamm
entgegen.
.Haft Du schon einen ne.ien Herrn ge
funden?' .Mein Eigenthum! Alles mein!' rief
in fröhlichem Tone Giac, ohne flehen zu
bleiben.
Barba Gris mußte sich auf den Was.
sertrog setzen. Sein Herz pochte ge
waltig, er schnappte nach Luft wie ein
Fisch, und inzmischen hörte er, wie Giac
im Stalle die Thiere bei Namen rief, sie
liebkoste und eine luftige Berfaglerie
Fanfare pfiff. Wie der Alte wieder zu
Athem kam, schrie er in ten Stall: .Wo
hast Du das Geld her?'
.Eine Erbschaft!' antwortete Giac
kurz.
Da ertönte von der Straße her das
Posthorn und die alte Postkutsche machte
vor dem Sxeisesaal Halt. Es entfliegen
derselben ein Carablniere und ein Koch,
der aus San Remo kam, um den Som
mer in der .Goldenen Kanone' zu
dienen.
.Halunke!' stammelte der Wirth und
ankie seinem Zimmer zu. Er schloß
sich ein und ließ sich den ganzen Tag
nicht mehr sehen. Und Giac fand so
Gelegenheit, seiner Gin den Erlös seiner
ersten Fahrt zu übergeben, die er am
St. Johannistag, am Namenstag seiner
Braut, unternommen hatte.
Die Konkurrenz begann sogleich mit
der größten Heftigkeit und Erbitterung.
Nun artete auch die Postkutsche am
Bahnho'e. um P ssaziere zu ködern, und
der Kondukleur schrie so lange die herab
gesetzten Preise au, big er keine Stimme
mehr haue, der tu die Postkicke alle
aufgeladen aren. veraina immer eine
halb Stunde, und Giac ar indessen
längst über a!te Berge. Außerdem wech
iciic oer Pviiwazen aus halbem isitat
di Pferde, während Giac den Weg in
einem Athem urückleate. Die neuen
Pferde liefen ohl rascher als die müde
gewordenen drei Gäule Giac, tretzdem
wurre r vemay m ron der Post em
geholt. Wenn er ste zuweilen auf dem
letzten Drittel de Wege hinter sich kom,
men hörte, und, sich umwendend, da
rothe Licht ihrer Laterne blickt, da
lrieo r vie Pierd an, hielt sich, statt
auszuweichen, in der Mitte der Straße
und irbelte dabei ungeheure Staub,
olken auf. Wenn es dann bergab
ging, blieb Ziac stets Sieger. Seine
eiserne Faust lenkte die Thiere gewandt
und sicher, seine anspornenden Worte
uno Peitschenhiebe thaten da Uebrige,
und so flog die Kutsche im kühnsten und
iconeu nen rauke lrmmvbrrend den Wrm
.. . . T , "S
hinab.
In der eistm Zeit stand Barba GriS
an jedem Morgen lauschend binter den
Jalousien, ob er nicht etwa daS Post.
Horn noch vor dem Schellengeläute des
iraien höre; vann. als er sah, daß
alle Hoffnung umsonst ar. Katte er fi5
in die entlegenste Stube seine ffiaflfinh
zurückgezogen, um weder das Getute
noch oas iseritngei zu hören. D Toch
tcr hatt ihm zugeredet, S nicht völlig
mit Giec i verderben, um wenigsten
nicht die Gäste zu verlieren, die die
.Amerika' der .Goldenen Kanone' zu,
führte. Die starke Herabminderung der
Fahrvreise. die der Alte einaekübrt Katte
um der Konkurrenz die Spitze zu bieten,
nei zu 'einen unguntn au und ver.
ursachte ihm bedeutende Verluste, eil
seine Kutsche stelS von Tbulbemabnern
übersüllt ar, was die Fremden von der
Benutzung bes PostVagenS abhielt.
Die schlecht zahlenden gemeinen Passa,
giere der Postkutsche ierstreuten kick da
und dort in den Spelunken und kleinen
Budiken, wenn sie abstiegen, während die
Herrschaften der Konkurrenz in seinem
Gastbofe Rag hielten. Der schlaue Giac
hatte den vollen Tarif beibehalten und
naym mi: einem halbleeren Wagen
mebr ein als die volle Noilkutside. in
der da Landvolk zusammengepfercht saß.
W3 der a'me Alte litt! Es rrar nicht
fo sehr der materielle Verlust, der hm zu
Herzen ging und ihn grämte, als viel,
mebr der gekränkte Stal. Er nabm flü
vor, die Konkurrenz um jeden Preis zu
vestegen, und hakte schon daran gedacht,
ein neues, Aufsehen machendes Fahr
l'vüem eiiuusübren: aber diese bitte tu
viel Zeit beansprucht, und überdies fehlte
es ihm an der nöthigen Energie, denn er
mar alt und schwach, und fein Asthma
ward von Tag zu Tag schlimmer. Er
korack kein Wort mebr. verbrach' den
ganzen Tag in seinem Zimmer und nur
Abend schlich er hinab in die Gaststube,
um der ständigen Tarokpartie beizumoh-
nen. Mürrisch saß er dann da. und ab
und zu macht sich fein düstere Gemüth
durch bittere, bissige Bemerkungen Luft.
Gin. die mit ibrem alten Vater inniae
Mitleid hatte, begann, sich Vorwürfe zu
maqen, uno irug lq mn oem Vevanren,
f ... ! rt r n t - ir. i
ihm ein voue Vkiiansnig avzuiegen uno
einen segen zu ervliirn.
ln einer Auaukinacht entlud klch über
dem Thale ein furchtbares Gewitter.
Am frühen Morgen, als sich der Himmel
minder asiibeitern begann, trat ein
Hausierer in die Gaststube zur .Gol
oenen anone' uno meroere von ernu
lichen Unfällen, welche sich im Thale zu,
nrtritnm hfiHtn. t?inlae Minuten daraus
erschien Lakqaez, der Gerichtsvollzieher,
. -ii. ... r r . ..ti.i fc. .r.
uno erzählte, er vuvk gryon, llg von
einem Omnibus der Kuischer und zwei
Pferde vom Blitz getödtct worden seien;
er wußte aber nicht, ob eS der Postwagen
oder die Konkurrenz gewesen sei. Die
Nachricht kam auS Bard, wohin man um
Oute ge qicrr canc.
i . , i - , i. . ? m : . . .in i
)r Willy, vem oi eine zirinieu,
6 ,,k hi ea!nftiifen. blickte blöde
um sich und preßte die Hände auf die
Brust. DaS Asthma bedrängte ihn hef
tiger als je, aber er war nicht zu bewe
gen, fein Zimmer aufzusuchen. Gin war
lodtenbletch und wäre am liebsten davon
If,n IN firf lAemitzbeit in bösen
" I " -T " 0 '
iifir ki, KckreckenSnachricht. aber der
traurige Anblick ihre Vaters hielt ste
zurück, ijtt Hos war ou von uicn
jchen und (9 kamen immer noch mehr.
Man sah eder die eine noch die andere
Kutsche kommen. Die Menge artete
,,nn,i?lki ans neu Rerickte. Die
Carabinieri hatten sich nach Bard be.
geben.
Nach einer langen peinlichen Pau,e
nntr SHarfifl Kri: Die 93ofl bat ein
Horn und die .Amerika' Schellen!'
uno er 'lyioikg von icucm.
Wieder eine unheimliche Pause bangen
Harren. Der Bäckerhund bellte laut,
daS Wasser plätscherte geräuschvoll vom
Regendach herab. Von Weitem vernahm
man jetzt das .Tätä' des Posthorn.
Da schnellt der Alt in die Höhe, stürzte
in den Hos hiaau, schrie mühsam:
.Meine, meine, meine Kutsche!' und
hüpste wie wahnsinnig umher.
jUs orrigeiuir min nuti. jciuuii
hr hr ilttrtfifn in htn fSnf ein. Der
l .if. ... " " VI
lie. der noch immer büv te. lies ihr
krampfhaft lachend entgegen. AlS er
den OmnibuS erblickte, streckte er die
Arme aus, daS Lachen ging in ein
röchelndes Stöhnen über, und er fiel
schwer zu Boden.
. u - , . . , Tnr t . nei t L - . ..
Giac hielt mir u?cuye vie Pserve zu
ück. die ganz nahe vor dem Alten stehen
u.n Di, nbesckzdiate Amcrika'
halte einen Theil des Gepäcke und den
übel zugerichteten Postillon von Barba
Gris' Kutsche an sich genommen. In
der Nähe deS Dorfe angelangt, halte r
vor Freude darüber, daß er der Gefahr
entgangen mar, in' Posthorn giblasen.
Ba-.da Gli, ar todt.
Nach d:ei Monaten saen Giac U7,d
Gin ein Paar.
Ir Vtnguk oder ß&Ut uf d
Menschen.
.Wenn Ei in Zapfen am Dache
hängt.... die Milch gefriert im Eimer
hart, die Spur verweht, der Weg ver,
schneit. ... im Schnee da Vöglein emsig
pickt.... Bratapfel zischt in Schalen
weit', denkt mancher ohl mit Grauen
an die armen Menschen, die hoch im Nor
den den g'kßtcn Theil ihre Leben in
Ei und Schnee rerbringen. DaS bloße
Wort .Sibirien' xfl.gt ein Schaudern
zu erwecken, und doch entspricht die Ge
sahr. ja selbst nur daS Unbehagen, da
der Eindringling in die kältesten Länder
der Erde sürchtet, bei weitem nicht seinen
Erwartungen. Durchblättert man die
Berichte der Nordxolsahrer und der Si
birienreisenden, überall findet man, daß
selbst die höchsten Kältegrade verhält,
nißmäßig leicht ertragen werden. Wir
lesen, baß in Sibirien Im Winter das zu
festem M.tall erstarrte Quecksilber sich
schneiden und hämmern läßt wie Blei,
daß das Eisen spröde i,d und die darau
gefertigten Werkzeuge wie Gla zersprin.
gen. daß selbst die sonst gierige lamme
der Wachtfeuer, ntedergebiückl von der
Schwere der kalten Lust, die furchtsam
in kleinen Flämmchen den entzündeten
Holzstoß umleckt, daß aber der Mensch.
eingehüllt in die Pelze, die ihm die Thier,
weil ves ranve iert, ohne Beschwer,
den die kältesten Nächte im offenen Schlit
ten verschläft. Während ringsum im
Urwalde die Bäume berstend krachen, wie
Büchsensäloen, und da Springen der
Eisdecken, dem Donnern der Kanonen
gleich, die Erde erschüttert, schläft der
Menfch, unter dem dünnen Dache seine
Zeltes, auf bloßen Schnee gebettet, ohne
Gefahr, nur di spärlich Glulh deS
Wachtfeuers als inzige Schutzmittel
benutzend. Anbei S aeftaliet sich jedoch
der Einfluß der Kälte auf den mensch,
lichen Organismus, enn sie vom Wind
begleitet ist. We un die Nordpol,
fahrer berichten, wurden bei Windstill
Kältegrade biö zu 43 Grad 6. s54i Gr.
F.) ohne die geringste Beschwerde er,
tragen. Sobulb fich aber der Wind er.
hob, wurde eine viel geringere Kälte
unertiäglich. Man empfand fo heftige
Schmeiz?n im Gesicht und Stechen auf
der Stirn, daß ein Aufenthalt im Freien
unmöglich urde. Noch staunenswerther
als da Ertragen hoher Kälte selb, ist
die Leichtigkeit, mit der ganz ungeheure
Temperaturfchwankungen von Menschen
ohne Unbehagen ausgehalten erden.
Der berühmte Polarwlsende Parru er.
zählt, daß er und seine Mannschait vier
Winter hindurch ohne jede nachtheilige
Folge einen fortwährenden Temperatur
Wechsel von 40-60 Gad ertrugen in
der kurzen Zeit, die zum Oeffnen einer
Thür nöthig war, ohne Schutz vor Mund
und Nase. Die Beschwvden, die sich
bei seinen Leuten einstellten, wie große
Schläfrigkeit, Abneigung gegen Bewe.
ungen und später ein Umschlag zu an.
altender Schlaflosigkeit, große Reizbar.
keit und Niedergeschlagenheit, schreibt
Parry nicht der Kälte, sondern dem Ein,
fluß der langen Winternacht in der Po
lar-Region zu.
Dieser Zustand, und nicht die Klte.
st eS denn auch, der den Menschen wider
standsloS gegen den Skorbut, den ge,
ahrltchtten Feind der Nordpolfahrer,
macht, an dem schon ganze Erpeditioriert'
zu Grunde gegangen sind. Wenn wir so
aus unzweifelhaft glaubwürdigem Munde
hören, wie wenig durch große Kälte das
Wohlbefinden des Menschen beeinflußt
wird, muß daran erinnert erden, daß
die Kälte durchaus nicht in so hohen
Graden auftritt, wie oft gefabelt wird.
Ging doch erst jüngst, anknüpfend an
eine Ueberwinterung im Karischen Meere,
elbft durch die hervorragendsten eng
lischen und französischen Fachzeitungen
ein Bericht deS Marquis de Nadaillac
über die größte Hitze und Kälte, die der
Mensch ertragen kann, voll falscher und
willkürlich erfundener Angaben. Die
Erpedition deS Lieutenants Schmatka
ollt im Karischen Meer ine Tmvraur
von 71 Grad E., ie sie sogar im källe
sten Sibirien noch nicht beobachtet or
den ist, erlebt haben. Die niedrigsten
emperaturen, die biö letzt überhaupt aus
der Erde beobachtet worden sind 62
Grad u Jakutsk und 63.2
Grad zu Werchojanök in Sibirien.
Einer noch größeren Kälte könnte
der Menfch sich nur auf hohen Ballon
ahrten aussetzen. Aber auch hier haben
die Erfahrungen in neuerer Zeit nicht
eine so schnelle Wärmeabnahme mit der
Höhe, te sie die rein theoretische Be.
rechnung voraussetzt, ergeben. Der Bal
lonfahrer Glaisher beobachtete in einer
Höhe von 11,000 Meter, also in einer
Höhe, die die deS höchsten Gebirges der
Erde um mehr als 2000 Meter über
trifft, über England im September ein
l'mtvtnirfiittr Pftiim 0 ffl f (T
VfcüiyVlUlM. WH MM 11 V & S,
Blutige Strafe.
Hören Sie 'mal, mit dem Vegetaris
mus scheint eS doch Schwindel zu sein I
Neulich ar ich in einem Vegetarier.Kluo
und die meisten aßen BeessteakS l'
DaS geht ganz natürlich zu. Wer
nämlich am VerinSabend zu spät kommt,
muß zur Strase ein Beefsteak essen
und sonderbarerweise kommen viele Ver
einSmitglieder regelmäßig zu spat l'
Der Bescheid eines lveltweisen.
Stutzer: Sprechen Sie mir nicht
von Philosophie I Welches Licht vermag
diese auf die Räthsel deS Daseins zu
werfen? Warum lebe tchV Was 1 1 der
Zweck meiner Fristen;?'
Philosoph: "a urrneift ich auerrings
auch keinen vernünftigen Grund.'