Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 08, 1894, Image 9

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    Glück!
fuTiarrlft tan Jtirl Stsde.
Der Portepeefähnrich Hilmar Horst
oon Grautllborft war ein ölüiISpiij
Ich will gar nicht dason sagn,, baß
kurz vor seinem vancernent zum sahn,
rich ine alte, unvermlhlt gebliebene
Jugendliebe seine Baterl sich M Hil
mar Horft erinnerte und ihm auf ihrem
Sterbebett ihr gesammte Vermögen
im Betrage von eine? Viertelmillioa
Thalern und einen alten graue Kate?
hlntnlteH, denn da kann jedem Porte
peeföhnrich pafstreo, dessen Vater so eine
alte Jugendliebe gehabt hat. Aber ist
es nicht in gauz unverschämte Schwein,
wenn Jemand, der zum ersten Male in
der FZHnrichSuniform steckt, wett über
Ullaub Hinaul au der Kaserne bleibt,
beim Rachhausegehen riesig angeheitert
feinem Kommandeur in die Arme läuft,
diesen nach seiner Wohnung begleiten
muh und hier vor der HauSlhür desselben
eine Karte bekommt, die ihm sang
gene in die Kaserne hinein verhilft?
Ist el nicht ein phänomenale Glück,
wenn dieser Jemand dann am folgenden
Morgen mit zwei Katern im Bette auf
macht den geerbten Kater hatte Hil
mar Horst nämlich bei sich in der a
ferne, und da da Thier ein wenig stark
verwöhnt war, lieh er e zu seinen Füßen
in seinem Bette schlafen und zu dem
selben Kommandeur befohlen wird, um
ein opulinteS Katerfrühstück einzu
nehmen und bei der Gelegenheit erfährt,
daß Ercellenz in der Nacht selber so
schwer geladen hatte, daß er ohne Be.
gleitung de neugebackenen Portepee
fähnrich sich gar nicht heimgefunden
haben würde? Jeder ander Fähnrich
hätte mindesten .drei Tage' bekommen.
Hilmar Horft bekam zu dem opulenten
frühstück noch einen Stein im Brett bei
seinem Kommandeur.
Und so ging e stet. Der gute Junge
wurde mit der Zeit so übermüthig, daß
er sein Glück förmlich in die Schranken
förderte und mit den Kameraden Wetten
daraus entrirt.
Eine Tage wurde Hilmar Horft von
einem Better, welcher mehrere Meilen
von der Garnison entfernt begütert war,
zur Jagd eingeladen. Er erbat und er
hielt entsprechenden Urlaub, reiste ab,
ihr paar Meilen mit der Bahn, und
dann wurde er mit einem Wagen abge
holt. Er verunglückte auch nicht auf der
Jagd, und noch viel veniger blieb er
über den gemährten Urlaub hinaus bet
feinem Vetter. Im Gegentheil, dieser
bracht ihn selber rechtzeitig zur Bahn,
sodaß r bequem vor Ablauf seine Ur
laub in sein Kaserne hätt eintreffen
können. Indessen Hilmar Horft fand
an der Bahn ein paar stdel Schulkame
raden, junge Edelherren au der Nach
barschaft, mit denen sich' gar zu gut
Pokultren ließ, und kurz: der letzte Zug
nach seiner Garnison war schon längst
über all Berge, da siel e dem Herrn
Portepeefähnnch ein, daß er mit müsse.
.Nimmst einen Wagen, Hilmar Horst!
trösteten die Kommilitonen.
.Natürlich, schnell inen Wagen!'
befahl Hilmar Horst, und da der Bahn
hofömirth Gespanne zur Verfügung
halte, währte e auch nimmer lange, da
saß Hilmar Horft behaglich in den Kissen
de Gefährte und rollte seiner Garni.
so zu.
Dort hatte sich inzwischen ine tragt,
komische Episode abgewickelt. Hilmar'
Rittmeister, in unverheiratheter Herr,
fcrcen Namen Klinksporn bei seinen
Untergebenen führte und mit in der K
ferne wohnte, hat sich gerade zu seinem
frugalen Souper niederlassen wollen,
a war Ottmar orn a grauer aier
ml einem kühnen Sprunge auf den Tisch
gesetzt, hat! die köstlich duftende halbe
Snte, die stch der Herr Rittmeister halte
auftragen lassen, erwischt und war damit
zur Thür hinau geeilt. Herr Ritt
meist war wüthend. .Infame Biest
!" Er zog feinen Degen und
stürzt dem Räuber nach, indessen wa
fcalf 8? Der Kater war stink als der
Rittmeister, und außerdem die halbe
Ente, die der Erstere einmal in den Zäh
r.en hatte, war für den Letzteren doch kein
appetitlicher Bissen mehr. De Herrn
Rittmeister ganzer Zorn richtete sich
gegen den Herrn de Diebe, und auf
dies Weise kam e schon vor Nacht an
bin Tag, daß HilmarHorst den Urlaub
Serschritten hatte. .Dem verdammten
Katervieh wird da Genick umgedreht!'
befahl der Herr Rittmeister, .und den
Herrn Porlepeefähnrich von Grauevhorft
werte ich ' Wa er dem Herrn
PortepeefShnrich thun wolle, behielt der
.Herr Rittmeister einstweilen noch für sich,
daß e aber nicht Gute war, leuchtete
den Kameraden desselben nur zu gut ein.
Inzwischen verzehrte der Kater in
irgend einem stillen Winkel, de! Herrn
Kittmeister halbe Evt mit all' jenem
Appetit, den in alter Kater nur ent
wickeln kann; der Herr Rittmeister sxa.
,'Nte grimmig knurrend in seine Kneipe
und ließ sich dort ein andere Abendbrod
ferotcen; der ahnungslose Portepeefähn'
rich aber fuhr halb träumend, halb
wachend in di still Nacht hinein. Da
hielt fein Wagen plötzlich still. .Nanu?!'
Hilmar Horst fuhr an feinen Träumen
auf. Zwei, allem Anscheine nach den
besten Ständen angehörende Damen ftan
den am We-e und dicht vor feinem Ge
fährt lag die zerbrochene Equipage der
selben. Wie ein Wetter war Hilmar
Horst au seinem Wagen herau.
Malheur gehabt, meine Damen?'
'Leider ja! S! sehen un in der tröst
lo''eften Lage, mein Herr.'
.Ah 8 gkhorsamft -'
Die Stimmen klangen auch gar zu melo.
disch dem jungen MarZsohne wurde e
refta warm um den Herzmuskel her.
Äußndea schien di ine der Damen -rfcaaurt,
sie mnen beide ties ver.
Der
Jahrgang 14.
schletert! eben so jung wie elegant zu
sein. Schneidig, eifrig wandte sich Hil
mar Horft der zerbrochenen Equipage zu.
Ja", riet er nach kurzer Musterung,
.da ist freilich nicht zu machen, Kutscher
rnnfi leben wie er lertia wird! Sa wenn
ich di Ehr haben darf, Portepee
sähnrtch Grauevhorft ah von
Grauenhorft, di Damen find auf
dem Wege nach i.e
.Ja, dorthin wollen wir "
.Dana bitte ich unterthänigft über
meinen Wagen zu befehlen! Ich werde
neben dem Kutscher Platz ftnoen .
Dankbar nahmen die Damen da
ritterliche Anerbieten an und in wenigen
Secunden rollte der Wagen, Hilmar
Horft neben dem Kutscher aus dem Bocke,
weiter.
Mitternacht war längst vorüber, a;3
da Ge ährt tn l. eintrat. Der ritte?
ltche Portepeefähnrich lud feine Damen
vor dem Hotel du Nord, tn dem st oy
nea wollten, ab, steckte noch ein paar
freundliche DankeSmorte von thuen ein,
wobei er wiederum vergeblich versuchte,
die neidische Schleierhülle ihrer Gesichter
zu durchdrtngen, befriedigte sodann seinen
Kutscher mit einem doppelt bemessenen
Trinkgeld und tappte seelenZvergnügt
feiner asrn zu.
Arrest? PabI Wa fragt ein Porte
xeefähnrich bei solchem Intermezzo der
Alltäglichkeit nach in paar Tagen ArrestI
.Hilmar Horft, die e Mal fliegst Du
in die Käse!' Mit diese ominösen
Worten begrüßten ihn am folgenden
Morgen seine Kameraden.
Spöttisch abweisend bltc der Porte
peefähnrich über seine keck beftaumt
Oberlippe hin.
.Dieses Mal htl t Dir nicht au der
Klemme, Kamerad, Klinksporn ist such
teufelmild auf Dich, hatte schon gestern
Abend große Luft, mit Dir in' Gericht
zu gehen; denn zu allem Elend hatt ihm
Dein Kater noch da ASendorov vom
Tische gemauft.'
.Ah....!'
.Ja! Wollte da Beeft schon gestern
Abend massacrieren, hat glücklicher
weise nicht abfangen können; aber der
Tod ist dem Thiere geschworen und Dir
ist der Arrest sicher....!'
Di Geschichte mit dem Kater forderte
Hilmar'S ganzen Uebermuth wieder her
au. .Bekomme weder Arrest, noch
lasse mir den Kater todtschlagen,' rief er
lachend, .wa gilt die Wette?'
Bei dieser Kühnheit wurde es selbst
den Kameraden ein wenig unheimlich zu
Muthe. .Treib' e nicht zu bunt.'
warnten sie, .Klinkfporn ist tn herzen
guter Vorgesetzter, aber spaßen läßt er
nicht mit sich.'
.Frage Euch bloß, waS dieWetts gilt!
Seid Ihr mit wem Aufternfrühftück
veuvs Cliqout natürlich! inner,
standen?'
.Wenn Du durchaus ein paar Hundert
Mark los sein willst....'
.Abgemacht also!'
In diesem Augenblick wurde Hilmar
Horst zu seinem Rittmeister befohlen.
Schnell schnallte er den Degen m, ließ
stch och einmal mustern und trat bann
feinen Weg durch die Korridore nach de
Rittmeister Wohnung an. Vor der
Thür desselben traf er mit zwei Damen
zusammen, die gleichfall zu dem Rit:
meifler geführt wurden.
.Die Sache macht sich ja,' lachte er
in sich hinein, .in Gegenwart der Da
me kann Dich Klinksporn unmöglich
scharf anlassen.' Auf da Freudigste
erstaunt er aber, al er, den Damen
den Vortritt lassend, die Stimmen der
selben hörte. DoS waren dieselben
melodischen Klänge, die ihn schon in der
Nacht so dezaubert hatten. Unzweifel
haft waren c auch dieselben Damen,
denen er hatte zu Hilfe kommen könen.
Und wie schön war namentlich die jüngere
derselben. HilmarHorst hatte die größte
Anstrengung nöthig, seine Blicke in
Schranken zu halten. Aus der ersten Be
grüßung wurde ihm klar, daß die ältere
Dame seine Rittmeister Schwester, die
jüngere deren Tochter war. Um nicht
unfreiwilliger Zeuge weiterer veraandts
fchafllicher Zärtlichkeiten zu werden, trat
er hervor : .Portepeefähnrich von Grauen
horst vom Urlaub zurück, Herr Ritt
meiste? zu Tefehl....!'
.Ah....!'
.Nein....!'
.Wie komisch, Mama....!'
Die Rufe entfuhren den Dame fast
unwillkürlich bei Hilmar Meldung und
Mutter wie Tochter blickten dem jungen
MarSsohn mit freundlich dankbarem Ja,
teresse in da jugendfrtsche Antlitz, das
in diesem Augenblicke allerdings nichts
weniger als niedergeschlagen ausschaute,
sondern eitel Kühnheit und Schelmerei
widerstrahlte.
Die Dolchstöße, di der Rittmeister
dem Portepeefähnrich zuschleudern wollte,
tirten ad und statt der Standpauke, die
er auf den Lippen hatte, fragte er nur:
.Wo haben Sie denn gesteckt, Fähnrich?
Ihr Urlaub war doch gestern Abend schon
abgelaufen ?!'
,AH, Onkelchen, daran find wir schuld,
nicht wahr, Mama?' Statt. Hilmar?
nahmen die Damen da Wort und er
zählt: hr nächtliche Abenteuer. Hil.
$
Beilage zum Nebraska Ztaats-Anzeiger.
mar Horst schmieg natürlich still, wie
ftch'I gehört, wen Damen reden wollen.
Der Herr Rittmeister mußte e mit an
sehen, daß Schwester und Nichte dem
Portepeefähnrich mit herzlichstem Danke
di Hand schüttelt und glücklich waren,
stch diese Danke entledigen zu können.
Da blieb ihm nicht weiter übrig, al ein
gleiche zu thu und die Standpauke mit,
sammt dem Arrest für gelegenere Zeit
aufzusxareu. Und indem er sich seine
Danke entledigte, führte Hilmar un
verschämte Glück seinen Kater odeaein
auf den Plag, der sich mit behaglichem
Schnurren an Klingsporn junge Nichte
schmiegte.
.Wie reizend, Mama, sieh mal! Ist
daä dein Kätzchen, Onkel Rittmeister?
Ein zu süßes Thierchen....!'
Dabei bog sich die junge Dame graziös
zur Erd und streichelt dem Kater das
graue Fell. In diesen, Augenblicke hätte
Hilmar Horst wer weiß was darum ge,
geben, wenn feine Kameraden das Gesicht
hatten sehen können, da der brave Klink
sporn schnitt, und in der That muhte er
sich sehr zusainmennthmev, um nicht laut
auszulachen. Jndeflen da Gesichter
schneiden half dem Rittmeister nicht, er
mußte oyt oder uscl antwort geben
und seinem Portepeefähnrich da Zeugniß
ausstatten, daß er da .liebe Thierchen'
aus Dankbarkeit gegen die Erblasserin
hege und pflege und sogar in seinem Bette
schlafen lasse.
.Wie hübsch von Ihnen, Herr von
Grauevhorft !' beeilte sich de Ritt,
meister! Schwester zu sagen nnd die
Nichte nahm de Kater gar auf den Arm
und erklärte: .Da werden Sie bei Onkel
Rittmeister einen großen Stein im Brette
haben, Herr von Grauenhorft, denn On
selchen schätzt keine Tugend so hoch, wie
di Dankbarkeit
Jetzt hielt ti Hilmar Horft sür ge,
rathen, seinen Rittmeister von seiner Ge
genwart zu befreien. Er nahm .Ruck
ruck! die Knochen zusammen,' salultrte
mit einem fragenden Blicke und wurde
höchst kameradschaftlich per Händedruck
mit feinem Kater entlasse.
.Nun. . . .?' Die Kamerade blickten
Hilmar Horst groß entgegen.
.Ah....?' fragte dieser nachlässig
zurück.
.Wann muß der Kater sterben und
wie viel hat Dir der Alte aufgebrummt?'
.Der Kater bleibt so lange am Leben,
bis eS ihm selber beliebt, da Zeitliche
zu segnen, meine Herren,' lachte Hilmar
lustig, .und wa den Arrest anlangt, von
dem Sie zu scherzen belieben, da bitte ich
Sie, da verwettete Frühstück immerhin
zu bestellen; sollten doch wissen, daß die
sonstige Meriten de Portepeefähnrich
von Grauenhorft so bedeutend sind, daß
ihn kein Vorgesetzt in Arrest schickt.'
Ja, er war ein Glückspilz, der Porte,
peefähnrich Hilmar, Horft von Grauen
horst. Im übrigen war er auch ein
ebenso braver Soldat, wie Kamerad,
deshalb wurde ihm sein unverschämtes
Schwein neidlo gegönnt.
wilde Aerzte.
Von i. Falkenhorst.
.Weil die Menkcben dieser Welt nickt
von K?ankheiten frei sein können, habe
die Weisen des Altertbum voll Mitleid
die Heilkunde geschaffen. Wenn de
re Jünger nun auch die Krank,
betten geschickt heilen und Erfolge
haben, so dürft ihr ihnen doch keine
großen Einkünfte verleihen, den sie
würden im Besitze derselben nothmendi,
ger Weife ihren Beruf vernachlässigen,
Ihr sollt ihnen aber, so oft sie ine Cur
gemacht haben, eine der Größe ihres Er
folges entsprechend Belohnung geben.'
Also heißt e ia einer alten spanischen
Gesetzessammlung, die einen Standpunkt
einnimmt, der heute auch tn Japan einem
heftigen Wide?spruch der gebildeten
Aerzte begegnen würde. Auch die ärzt
lichen Honorare haben ihre Geschichte
und mußten die verschiedensten Wand
lungen durchmache. Au welchen An,
sängen sie sich entwickelt haben mögen,
darüber belehrt un da Studium dieser
Verhältnisse bei den Naturvölkern, die
noch auf der urgeschichtlichen Culturftufe
geblieben sind. Auch bei ihnen giebt eS
einen ärztlichen Stand, dessen Macht n-.tt
unter sogar eine sehr große ist, den
Stand der Medizinmänner, der milden
College unserer Aerzte.
Versetzt man sich in ihre Lage, so kann
man dies Medicinmänner weder als
Curxfuscher noch al Schwindler ver
dämmen. Sie weben und leben im
Aberglaube und curiren durch Aber
glauben, und die Grundzüge dieser
ältesten Wissenschaft de Menschen,
geschlechte find nicht leicht zu erlerne;
man muß da auf recht viele Krankheit,
dämone aufpassen, die den Menschen da
Nierenfett stehlen, da Herz verstopfen
oder die Seele entführen, und die Mit
tel, mit welchen diese Dämonen bekämpft
werde müssen, find oft sehr umständlich;
der wilde Arzt muß stundenlang tanzen,
bellen, heulen oder saugen, um den
rankheilSgetst zu verscheuchen; er müht
sich redlich ab, wen er seine geheime
Kunst ausübt. Außerdem aber curireu
omtagsgast
dies Mediciomänner oft nach regelrech
te medicinische Grundsätzen, sind
Kräuter und Wasserärzte, Masseure
und Chirurgen. Sollten sie unter diesen
Umständen kein Anrecht auf ei Honorar
sür ihr Bemühungen haben?
E ist nun interessant, zu verfolgen,
wie in Brauch und Sut der verschiede,
nea Naturvölker die Honorirung der
Aerzte stch gestaltet hat. Da sind ver
schieden e Grundsätze maßgebend.
Bei den wenig entwickelten Auftral,
negern werden die Medicinmänner vom
Volke einfach erhalten und stehen ihm
dafür r Nothfälle zur Verfügung
Wir sehe also in den Anfängen der
Kultur einen Zustand verwirklicht, den
Manche, die über da .Elend de ärzt,
lichen Berufe' klagen, bei un einge,
führt sehen möchten die Verftaat
lichung der Aerzte, die vom Volke al
Beamte besoldet würden.
Seh? viele Naturvölker, die ihre Me
dicinmänner von Fall zu Fall entschädi,
gen, halten a dem Grundsatze fest, daß
ein Honorar nur dann zu entrichte ist,
wen die ärztliche Behandlung vo Er
folg gekrönt war. Da ist nun nicht so
hart, wt man glauben möchte; denn sehr
viele Krankheiten heilen ia von selbst und
der Medicinmann erntet den Lohn für
die Bemühungen der Natur, aber e ist
nicht angenehm für die wilden Heilkünft
ler. und sie verstehen diesen Grundsatz
aus Umwegen doch zu Nichte zu machen
Der Kassernarzt verordnet z. B. dem
Kranken fleißig schweißtreibende Mittel
und weist dabei den kranken an, sich in
feinen besten Karoß (Fellmantel) oder
eine Wolldecke zu hüllen. Nachdem da
Mittel seine Schuldigkeit gethan hat, er,
scheint der Doctor und holt den Karoß
oder die Decke ab, um sie sammt dem
euZzefchm-tzien KrankheitSftoff .ewzu
graben'. Also wird da Uebel au dem
Hause entfernt, aber man kann nicht
lange darauf die Frau Doctorin in dem
chakalmantel in den Straßen de Dor
fe herumflolziren sehen.
In Anam verrichtet de? Arzt bei Hei
lung der K?anken verschiedene Opfercere
monien und braucht dazu verschiedene
Tücher, die, nachdem sie ihre Schuldig
k:it gethan, ihm verbleiben; er kann sie
nach Beliebe verwenden; nur darf er
nicht Hosen daraus verfertigen lassen,
da wäre eine Unehrerbietigkett gegen die
Geister.
Die Neigung u dem Grundsatz, erst
acb aelunaener Cur tu bonoriren. ist in
der Welt sehr weit verbreitet, aber die
MedicinmZnner vieler Völkerftämme
wußten ihr einen Riegel vorzuschieben,
indem sie eine Vorausbezahlung ein
führten. Echo wenn der Arzt gerufen
wird, müsse ihm Geschenke gebracht
werden. Jede Heilmittel wird nur
gegen Baar verabreicht, und manche der
wilden Aerzte verstehen die Behandlung
in rafsinirter Weise auszunützen. Sehr
theuer werden in dieser Weise die Aerzte
an der LangoKüfte.
Der Medizinmann nimmt einen mit
Nägeln beschlagene Fetisch zu Hilfe.
Er muß erst untersuchen, welcher dieser
Nägel die Krankheit verursacht hat. Da
kostet Geld. Diesen Nagel muß er dann
herausziehen und dem Fetisch die Wunde
heilen. DaS kostet wieder Geld. Dann
erst kaun er daran denken, nun auch den
Patienten wiederherzustellen, und hierfür
muß natürlicher Weife wiederum eine
Zahlung geleistet mercen.
SlnderSws besteht die Sitte, daß man
während der Behandlung dem Arzte das
Esen liefern muß, und auf Rias kommt
noch die Verpflichtung dazu, ihm Hühner
und Schweine zu finden, damit er sie den
Geister opfere. Kein Wunder, daß
dort selbst reiche Männer durch Krans
heiten ruinirt erden.
Die Vermögenslage des Arzte richtet
sich aber auch unter den Wilden nach
seinem Geschick oder dem Glück, das er
mit seinen Patienten hat; denn auch die
Naturvölker kennen berühmte Aerzte und
sogar .Spezialtsten', und im Zululande
pflegen die .Autoritäten' von Ort zu
Ort herumzureisen, bleiben häusig jähre,
lang unterwegs und kehrin als reiche
Leute im Besitz großer Biehheerd nach
Haus zurück.
Da sind gewiß zu Recht erworbene
Honorare. Fraglicher erscheint da Ver
fahren der Aerzte aus den Aaru-Jnseln.
Diese klären bisweilen, di Krankheit
habe darin ihre Ursache, daß die Vor
fahre de Erkrankten den Vorfahren
eine bestimmten anderen Arzte etwa
schuldig geblieben find. Diese Schuld
läßt sich dann der jetzt behandelnde Arzt
von dem Kranken dreifach oder vierfach
bezahlen.
Eine ganze Sammlung derartiger ori
gineller ärztlicher Honorare finden mir in
dem interessanten Werke ,Di Medicin
der Naturvölker', da von SanitätSrath
Barrel herausgegeben wird und da wir
allen Freunden der Völkerkunde empfehlen
möchten. Wir möchten noch hinzufügen,
daß in Weftafrlka bei den Medizinmän
nern Einnahmen au Bestechung eine
wichtige Rolle spielen. Dort hat der
Zauberdoctor oder NzangaNkisst die
Aufgabe, den KcankheitSdämon unier
den Menschen herauszufinden. E liegt
in feiner Macht, Diesen der Jenen in
No. 42.
Verdacht der Hererei zu bringen. Der
Beschuldigte kanu sich wieder durch ei
GoiteSuttheil, da Trinken der giftigen
Nkasarinde, vo dem Verdacht reinige.
Der Zauberdoctor mischt den Trank und
so ist r der ahr Herrsch? über Lebe
und Tod in de Regerdörfern am Congo.
Wt Ward, der jahrelang unter den Ein,
geborene lebte, berichtet, läßt der
Ngavga.Rkissi mit sich reden, und die
Stärke de giftige Gebräu richtet sich
ach der Höhe der Geschenke.
Der ärztliche Beruf ist bet de Natur,
Völkern im Allgemeinen lohnend und der
Zudrang zu ihm ist groß, so daß e nicht
nur männliche, sondern hier und dort auch
weibliche Aerzte gibt. Aber der Zudrang
wird geregelt, illtllsach haben die Medt,
zinmänner geheime Hochschulen errichtet.
und nur di t die Lehren dieser geheimen
Gesellschaften Eingeweihten gelten al
voll. Sie sind gewissermaßen approlirte
rzte der Wilden. In Westafrtka heißt
eine solch geheime Gesellschaft die
Nkimba; unter den Stämmen der nord
amerikanische Indianer war der Mide
Orden seit alten Zeiten der berühmteste.
er ertheilt vier Grade, und diese ,medi
zinische Akademie' läßt zum Studium
ihrer Geheimnisse auch Frauen zu.
E ist leicht erklärlich, daß auch Cur,
pfuscher ihr Glück unter de NaturoLl
kera versuche, aber sie sind nicht so häu
sig wie bei un, da man dort, wenn
ihnen die Euren mißglücken, sehr kurzen
Prozeß macht und den Curpfuscher mit
dem oit bestraft.
Aber ruhig und rosig fließen den ge
prüften ivtedicmmannern die age keine,
weg hin. ES gibt Gefahren de ärzt
lichen Berufe. Wenn die Kranke fter
ben, so hilft nicht immer die Ausrede,
daß die Geister daran schuld waren.
Vielfach wird der Arzt al der schuldige
Theil bezeichnet. Nur kommen nicht die
.Kunstsehler' der Medictnmänner vor
die ordentliche Gerichte, sondern die An
gelegenheit wird privatim zwischen dem
Arzt und den Angehörigen de Gestor
denen abgemacht. Und das ist qefähr
lich; denn die Wilden entrichten für un,
glückliche Euren ein barbarisches Hono
rär; sie schlagen de bedauernswerthen
Arzt todt.
Wa aber das Hagliche bei de? Sache
ist di .College' werden oft au
Brodneid zu Mordanftiftern. Da ist ein
Sabatpin'Jndianer krank und fein Arzt
kann ihm nicht helfen. Flug drängt
sich ein anderer Medicinmana an ihn
heran und raunt ihm zn: .Du, vielleicht
arbeitet dein Arzt an dir mit feinem un
heilblingenden Zauber!' Fällt diese Ver
dächtigung auf einen empfänglichen Bo
den, so pflegen die Tage de Arzte ge,
zählt zu sein. Oder ist einem Medicin
mann in Britisch Columbiea ein Patient
gestorben, da lft ein .schlimmer Fall',
denn die Leute meinen, der Zauber des
Arzte habe ihn tn Jenseit befordert.
Da weiß aber der Bedrängte sich zu hei
fen: er sucht die Angehörigen de Todten
zu überreden, daß der böse Einfluß eine
mißgünstigen Concurrenten diese trau.
rige Schicksal veranlaßt habe. So ent
geht er der Rache und jener wird ge
tödtet.
Am schlimmste sah e aber unter den
Nord'Califorviern au. Starb dort ein
Mensch, so lenkte sich der Verdacht, ihn
getödtet zu haben, und zwar durch gehei,
men Zauber getödtet zu haben, aus die
Medictnmänner, selbst wenn Keine? von
ihnen den Kranken behandelt hatte. Da
sucht man den ersten besten zu todten,
dessen man habhast werden konnte, wenn
die Medicinmänner nicht vorzogen, Reu
geld zu bezahlen. Also auch da! Hono
rare, die der Arzt entrichten muß!
uns trotzdem drangen nch unter den
Wilden junge Leute zum Medictnmann
Beruf, denn di Gefahr rhöht den Reiz
des Stande, und viele von diesen Wil
den sind treue, aufopferungsvolle Aerzte,
die Tag und Nacht für ihre Kranken
sorge.
Der merkwürdige Fascikel.
Forftrath Waldmann, ein sehr joviale?
Beamter hatte auf feiner ersten Jnspek
tionSreise auch die Försterei in Hubert
hausen zu reoidiren in gemüthliche,
weltabgeschiedene Nest im Gebirge, wo
seit vielen Jahren ein biederer Oberför
fter von altem Schrot und Korn der
Forftbehörde vorstand. Derselbe war
mit Wald und Wild auf da Innigste
vertraut und lebte auch mit der Beoölke,
rung stets in leidlichem Einvernehmen, fo
daß, wenn schon einmal Differenzen vor
kamen, der Streit immer bald wieder
durch feine Umsicht und Weltklugheit ge
schlichtet würd.
so kam 8 den auch, da der Forst,
rath, al er in freundlichster Weise im
Amtölokal vorsprach, dort Alle in schön
ster Ordnung fand. Schon nach kurzer
Prüfung wollte er seine Jnspection für
beendet erklären al er sich plötzlich an
den Oberförster noch mit der Frage men
dete : .Wo haben Sie denn Ihre Regt,
strawr, Herr Oberförster?'
Der gemüthliche Alte führte seinen
Vorgesetzten sofort i eine helle Neben
kammer, deren Wand von einem riefigen
Fächergesüge bedeckt war. Auch diese
Lktensammlung befand sich im besten
Zastande. Wa die Ueberschrtft auf dem
Decke! au Papp aufwte, da jede in
zelne Fach schloß, da lag auch ton,
Blatt sür Blatt. Da plötzlich siel Wald,
mann Blick auf da unterste Fach link
vd blieb mit Staune darauf haften.
.Ja, wa ist denn da. Herr Oberför.
ster?' rief der Forftrath. .Wa, bedeu.
tet denn diese große, lange, blau Rase,
die, statt dem Rubrom. da auf den Pap
pendeckel gemalt ist? Hier hat sich wohl
Einer der Forftgehülsen oder Prakttkan,
ten einen schlechte Witz erlaubt?'
In höchst gemüthlicher Verlegenheit
klärte aber der Oberförster di Sache
dahi auf, daß er selbst vor vielen Jd
reu schon diese Kunstwerk geschafft
hab. .Wissen Sie, Herr Forftrmh,
sagte er wieder tn voller Seelenruhe, .in
diese Fach kommen namiiq sammiiiaze,
vo der Oderbehörd herunter gelangen
den Moottorten, Verweise und dergleichen
zuwider Etuläuf, di man kurzmez
.Nasen' nennt!'
.So, fo l' leint der Forftrath, wel
cher ur schwer feine Heiterkett unter
drücken konnte, aber doch thun mußte,
a seine Amte war. .Sie sollten
wissen, Herr Oberförster, daß im Amt,
lokal selbst ein gelungener Scher, eigent
lich doch nicht statthaft ist ! Ich bitte Sie
daher, diese Nase verkleben zu lassen,
damit ich sie bei meiner nächsten Jasxec,
tio nicht mehr vorfinde !
Ich müßte Ihnen sonst, so leid e mir
thäte, eine schriftliche Verweis hiew
gen geben
.Herr Forftrath!' sagte der Ober
förfter und schaute seinem Vorgesetzten
treuherzig, aber doch auch recht schalkhaft
in die Augen, .lassen Sie mir meinen
lieben alten Nasen, FaScikel l Ich bitte
Sie darum! Ein schriftlicher Verweis
nutzt da ja gar nir der kommt halt
auch da hinein!'
u Veethvvens letzte Jahr,
erzählt der Komponist Spohr tn seinen
Memoiren einige interessante Detail,
die wohl werth mären, ia der Biographie
des Meister aufgenommen zu werde.
Bekanntlich mar Beethooen im höchsten
Grad menschenscheu geworden, und so
siel es auch Spohr, der mit feinem Or
eheste? nach Wien gekommen war, seh?
schwer, feine Bekanntschaft zu machen.
Endlich aber gelang es ihm und mit der
Zeit öffnete sich ihm das Herz de Met
fter. Ja er kam sogar in Spohr'?
Wohnung und unterhielt stch namentlich
mit den Kinder gern. Da brach oft der
Humor, der ja auch bisweilen in seine
Kompositionen sich siegreich durchringt
tn rührender Weife hervor, und schroff
und bitter wurde er dann erst wieder, so
wie da Gespräch auf Musik kam. A
den Arbeiten anderer nahm er gar kein
Interesse, und Spoh? wagte nicht, !h
von seinem eigene Schaffen zu sprechen.
Eine Zeit lang war Beethoven wie ver
schwanden, und al Spohr ihn wieder
sah, fragte er ihn besorgt: .Sie waren
doch nicht zvanii
.Ich nicht, aber mein Stiesel.' a
die Antwort. .Und da ich nur ein Paar
besitze, hatt ich Hausarrest.'
Bald daraus trat eine Wenduna u
Günstigen ein. Die Oper .Fidelio', die
erst keine Erfolg gehabt hatte, wurde z
wem Benefiz hervorgesucht, und nun
entdeckte man plötzlich die Schönheiten
de wunderbaren, fo lange verunglimpf
ten Werke. Beethoven wurde der Ge
genftand allgemeinen Interesse, da
murde benutzt, um ein große Konzert zu
a??angire, und e? selbst ließ sich bee,
gen, zu dirigiren. Die Schilderung die
se Dktgiren nun ift wohl die interes
sankest e de? Mittheilungen Spohr'.
Beethoven vergaß bald fein Umgebung
ganz und gar und schien nunmehr in den
Tönen zu leben. So oft ein .Sforzando'
kam, riß er beide Arme, di er o?her auf
der Brust gekreuzt hatte, mit Leidenschaft
auseinander. Bei dem .piano' bückte
er sich nieder und um so tiefer, je
schwächer er e wollte. Trat dann ei
.CrkScendo' ein. so richtete er Ncb nack
und nach wieder auf und sprang beim
Eintritte de .forte' hoch in die Höhe.
Beim .fortissimo' schrie r sogar heftig
mit hinein, fortgerissen, offenbar ohne
rtchteS Bewußtsein vo dem, wa er
ryar.
Ei lütkwnnschfchreid,.
Unter hfn lrtflTrin Hr.,nI.U
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neulich Geburtstage zugegangen sind,
und denen stch häufig meh? ode? wenig?
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ah?ung von Unterstützungen und Gna,
denbezeugungen anreihten, befand sich
diesmal auch ein höchst originelle Schrei,
ben ine Käihner au Rosendorf im
Kreis. Weft,Priegnitz. Dieser geniale
amiiienvarer zeigte dem Kaiser nach
nathrrnrnnnntnir rn:
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genseste und LSjährigen Dienstjubiläum
.pflichtschuldigst' seinen Salut durch di,
Geburt de siebenten Jungen an und lud
in dem Kratulatinnkik. r.u..
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zettig den Kaiser zum Gevatter ein. Um
das Porto zu sparen, schrieb er auf
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su nach althergebrachtem Brauche und
höchlichst über den d?olligen Einfall er
götzt dem Gesuche sogleich entsprocheu
und dem sorgsamen Familienvater seine
Gevatterschast zugesagt haben.
cömverftanden.
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mache Sie nun noch aufmerksam, daß vor
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te? auch ein Student, ift mirlie Zin,
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Student: .Gut. ich bin mit Ihren
Bedingungen vollständig inverftand, l