Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 08, 1894, Image 11

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    Nur ein Fehltritt.
I'cn a I fc o i K a n o ro ä.
Wie war c8 doch nur gekommen?
Ein Streit? Nun, wie viele vtt
e nicht schon g'gkdeo. seit der Zeit fit
zusammen ndunvez lur reven oca c3
fingen. Ach, da, war c ( auch nicht, nein,
da schmerzliche Erkennen be Irrthum
ihr Verbindung.
Jetzt war fit von ihm gegangen.
Er ging auf und nieder in dem elegan
Un Zimmer, stand dann fiill vor ihrem
Bild, welche aus kW ötagnt xlaciit
ar. Er nahm kl in di Har.d. ietrach
et e aufmerksam, während sein Gesicht
immer finsterer wurdk. Ihre Augen,
ihr, Stirn mit dem wirren Gelock, der
süße Mund und da eiche Kinn eS
wallte heiß in ihm auf.
l?r ging mit dtm Bild in der Hand
einigt Schrill weg von der Etagere und
seht fich in kinen Sessel.
' Da Thor der Vergangenheit that sich
auf, er gedachte der dahingeschwundenen
Zeit, al spielender Kuade in dem Hause
seiner geliebten Eltern, dann der Seil
de Studium, wi oft tr mit seinen Gc
liessen in heilerem Jugendübermuth s
manchen Streich gespielt, so manche
Glc geleert. Aber AlleZ verschwend in
seiner Erinnerung wie im Nebel und alö
ein leuchtende strahlende Licht stand die
heißgclieble Gestalt vor seinen geistigen
Hagen, sie. sür die r Alle hätte thun
können. Fast zürnte er dem Geschick,
da mit so oerschenrerischkr Güte ihm
Alle in den Schooß gelegt, um da
iirhtn kör ikn so leickt u nest alten. So
ganz ohnt Kampf! Keine Sorge!
Seine lieben alten Eltern hatten in ihrem
Leben so viel sür ihn gethan, und al
nach einem langen Leben sich ihre Augen
schloffen, stand er da al reicher Mann.
Mit zitternder Wehmuth gedachte er
dann der Zeit seine Werben um sie, o
der seligen Stunden.
Aber e ist ja nicht Bleibende aus
der Welt. So ging auch diese schcne
Zeit dahin.
Dann hatte er diese kleine Nest ein.
gerichtet, hier, weit genug von dem den
trum der Stadt, daß der Lärm nur sun
mend ihr Ohr erreichte, und doch nahe
genug, um schnell die Abwechslungen und
Vergnügungen genießen zu können, welche
in Großstadt zu bieten im Stande ist.
Mit welche Liebe hatte er sie dann um-,
qeben, die Gewährung ihrer Launen und
Wünsche waren sür ihn kleine Feste.
Er stand auf warf da Bild achtlos bei
Seite und ging ruhelo auf und nieder.
Warum, warum nur? Leise kroch e
in ihm herauf, eine wilde Wuth. Vernlch.
turg, Haß und Verachtung
Doch er ward ruhiger. Da Bemußt,
sein de Sichbeherrfchen ersaßle ihn.
Aber die Leere, die angährende Leere, die
Langeweile, dazu die Gewohnheit. E
tob t ja noch Alle zu ertragen, wenn nur
dies Stille nicht wäre, zwei Tage ist sie
schon fort, und noch hört er ihr Lachen,
ihr melodiöse, klangreiche Lachen.
Allmählich bricht die Dämmerung her,
ein.
Er klingelt um Licht.
Still und schweigend bringt der alte
nwifeUnfifl, Diener die Lamve und harrt
etwaiger weiterer Befehle, doch ein Wink
verabschiedet ihn.
tn lckmerilicie Gedanken verloren.
starrt er, vor seinem Schreibsekretär
fitzend, auf ein Buch, welche aufgcschla,
am vor ihm liegt. Zu verschiedenen
Zeilen hatte er in diese Buch seine Freu
den und Leiden, seine Eindrücke und Ern
pfindungen niedergeschrieben.
Nackdem er einige eng beschriebene
Blätter umgeschlagen, bleibt sein Auge
haften und er lieft:
Heute habe ich sie lcver geieven, eganr,
mit großer Sicherheit und doch so süß
und beaebrenSwertb : wie hebt da eng
anschließend Kleid die Plastik ihrer For
' v tf . st
men. ine xunnierrn.
Von ihrer Schönheit usd Anmuth ent
tückt. babe ick nur noch da eine Serien
aen. fie besitzen xu dürfen. Dann
rinine Blätter weiter:
Sei ruhig, mein Herz. Sie
ist dein. O scbwindelnder Gedanke.
kaum zu soffen. Ich weiß nicht, wie ich
e diesem lieben Freund anvertrauen soll.
Das kalte Panier. Und in meiner
Rru die beike. innigk Liebe.
Er klappte tcS Buch zu und seine
Augen scheelsten traumverloren in Ute
Weite.
Ja dem kleinen engen Ankleideraum
dc großen, imposanten Zirkus m . sitzt
ine Dame, eine Reitkünstleriu von großer
Schönheit.
Gleich nach der Pause kommt ihre
Nummer an die Reihe, und noch einmal
rukt ibr Auae aus ibrer Gestalt und steht
dann in dem ihr gegenüber an der Wand
höngenden Spiegel yr anmuiovoues
Bild.
Rar noch wenige Minuten, und eS
wild die Musik ertönen und auf dreffir
tem Roh werden ihre kunstvollen Voltigen
da den Zirkus bis auf den letzten Platz
füllende Pudlikum unteryaiien.
Sie ist beule nicht recht in Stimmung.
Sonst Abends, wsnn sie den ZirkuSraum
betrat, das summen des Pudlilums iy
Dur erreicbte. der unvesimrbare Zirkus
eruch ihre Nerven erregte, war e über
sie gekommen mtt treivenorr maqu !e
unbezwingbare Luft.
Da sühlte fit fich al echte Künstlerin.
In ihrrn Adern ein Prickeln, ein An,
spornen zu immer kühnerem Wagen.
Heute nicht. Warum nur? Ein
Seufzer entrang sich ihren Lippen.
Sie gedachte de heutigen Nachmittag?,
wo fie, in einem offenen Miethswagen
sitzend, einen Mann gesehen, der ihrem
alten Vater so ähnlich sah.
Seit diesem Augenblick kann fie die
Gedanken nicht loö runden.
Sie hat alle versucht, diese lästiges--Quäler
zu verscheuchen, aber umsonst.
Ein alte Hau, von Exheu umrankt
ihr Vaterhaus idre gute Mutter,
ihr aller V!er, ihre Geschürfter. Und
sie, der verzogene und verh!:schelte Lieb
ling Aller.
Ihre Wildheit, da lustige Tummeln
in Wald und Feld. Dann die Vorliebe
sür ihren Pono.
Wie schnell hatte sie da Reiten er
lernt!
Ach, diese srenndlichen Bilder ver
schwinden. Die Thränen ihrer Mutter,
der vorwursSoolle Blick ihre Vater
bohren fich in ihr Gedächtniß und fie ge
denkt jener Stunde, da fie sich vorgenom
men, ihr Vaterhaus zu verlaffen und in
den Zirku einzutreten.
Der unbezähmbare Drang hatte ge,
siegt, hatte sie sich hmmegsetzen lassen
über alle Vorurthetle. über alle Ermah
nungen und Vorwürfe.
In nachtschweigender Stille hatte sie
sich geflüchiet, von der Stätte, wo ihre
Wiege gestanden, liebende Herzen sie ge
hegt und gepflegt. Hinter ihr die Thrä
nen ihrer Mutter, der stumme Schmerz
ihre Vater.
Aber die Alle ist e nicht, wa sie
bewegt.
DaS ist ja längst vergangen, Jahre
sind verschwunden seit jenen Stunden
Ihr erwählter Beruf hat sie Triumphe
kosten lassen, an denen sie sich berauscht
hat. Sie liebt ihre Kunst über Alle!
Ueber Alle?
Ein Männerqesicht bohrt sich mit xho
toaraxhifcher Schärfe in ihr Gedächtniß
Wie oft hat sie sich selig an seine breit
Brust geschmiezt.
Dann machte sie der geliebte Mann
zu seinem Weib.
Das traute eim, welches er ihr de
reitete, und t ie fürsorgliche Liebe, di er
ihr fle! bewiesen, und die fte ihm so
schnöde mit Undank gelohnt.
In der ersten Zeit ar e la gegangen,
Aber dann kam die Sehnsucht nach dem
geliebten Zirku.
und so hat ne ihn denn verlanen
können, um zurückzukehren zu Tand und
Flitter.
Da schöne Weid richtete stch aus; weg
geweht sind die Erinnerungen.
ES ist Zeit. Echon hört fie die Glocke
ertönen, welche ihr daS Zeichen giebt:
HmauS in die Manege!
Um sich zu zerstreuen, war er hierher
gekommen, hatte em Logenbtllct gcnom,
men.
Gelangweilt sah er in dcn Zirku.
WaS gingen ihn die geschminkten Ge
sichte? der ZirkuSdamen an. Er dachte
ja doch nur an die Eine, der dieser Flitter
und unechte Glanz mehr gegolten, aiS
seine treue Liebe.
Ein bitteres Gefühl bemächtigte sich
seiner. Lange hatte er den Zirku ge
mieden. Heute wollte er sie sehen; daS
Weib, welches feine ganze Welt auSgt
macht, dem er feine heiße innige Liebe ge
schenkt und da trotzdem von ihm gezan
gen, um an dieskm Ort ihren Körper in
den Dienst der schauluftigen Menge zu
stellen und die er trotz allcdem nicht
vergessen konnte.
Jetzt war der Augenblick gekommen.
Die Gardine rauschte auseinander. Die
Stallmeister bildeten Spalier. Herein
in die Manege trabte ein eleganter feu
rign Schimmtl.
Dann kam dik Reitkünftlerin an dtr
Hand tinkS Stallmeisters. Die Mustk
spielte, und nun reichte der Stallmeister
seine Hand, auf dir dtk Parforce-Reiterin
ihren kleinen Fuß setzte, ein Ruck und
sie saß aus de Pferde.
Die ersten gewöhnlichen Vorführun
gen gaben dem Publikum keine Veran
lasiung zu dkssndcrem Beifall. Erst
als das Zaumzeug gelockert und das edle
Roß, befreit von dem fesselnden Zmang,
in sausendem Galopp die Manege durch
raste und die kühne Reiterin, ans dem
Pferde stehend, die gemfgtefle Sprünge
machte, brach da? Publikum in tosende
Blifall aut. Ja einer kurzen Pause
machte ein bunt bemalter Clown in ei
nem unglaublichen Kostüme seine kurz
eiligen Späße. Die Künstlerin ließ,
von der gehabten Anstrengung hoch auf?
athmend, ihre Blicke über den Zuschauer
räum schweifen.
Da, in der öoze, ihr gerade gegenüber,
das bleiche Männerantlitz mit den dunkle
Augen.
Wie magnetisch angezogen, blickte sie
dorihin ihr Mann.
O unbegreifliches Herz. WaS ist ihr
jetzt d,r Zirkus und ihre Kunst?
Noch einmal in seinen Armen zu ruhen,
an seinem Herzen. Sie meint seine
Stimme zu hören, wie oft er Worte der
Liebe zu ihr gesprochen.
Sein weiter fragender Blick dünkt ihr
wie eine schmerzliche Anklage: Weshalb
hast Du mich erlassen?
Der Clown hat feine Späße beendet.
Laute Gelächter und Händeklatschen
schlägt an ihr Ohr.
Jetzt gilt e. Der schwierigste Theil
ihrer Nummer steht ihr beoor.
Man hat in die Manege ein kleines
Sprungbrett gestellt, der Zufall will es,
gerade vor ihm, sür den in ihrem Herzen
die Liebe kämpft mit dem Enthusiasmus
für ihre Kunst.
Jetzt steht fie in der Mitte der Ma,
nege, gerade vor diesem Brett, um wenn
da Pserd in seinem Galopp hinter dem
selben vorbeikommt, mit einem kühnen
Satz auf den Rücken de Rosse zu
springen.
Sie weiß e, sit muß ihre ganze Kraft
und kühle Ruhe bewahren, denn ein un
glücklicher Fehltritt kann ihr vielleicht
daS Leben kosten.
Drei Mal macht fie diesen Sprung.
Zum zweiten Mal schon ist er ihr ge
glückt.
Jetzt nur noch einmal. Da Publikum
applaudirt lebhaft.
Da sieht sie ein Augenpaar angftooll
auf sich gerichtet. Wie mit süßem
Schauer lieht e durch ihren Körper.
Dlek Blicke sprechen Liebe au, namea
lose Liebe.
Sie fetzt an zum Sprung. Schon ist
sie auf dem Rücken de Pferde, da.
wa, ist da,? Tie suhlt ihre Elagizi.
tät wanken, instinkti, greist st ach den
Halskaarkn de Pferde, fie kann fich
nicht halten, fällt und dumpf schlägt ihr
?ps aus die niedrige Brüstung, welche
den Zuschauerraum von der Manege
trennt. Da Pferd jagt noch eine Strecke
weiter, bi e von einem stalloedienten
gehauen wird.
Ehe noch in die Stallmeister Be
wegnng kommt, der gestürzten Künst
lerin, welche mit bleichem Gesicht de
wußtlo daliegt, zu helfen, stürmt ein
Zuschauer herbei, nimmt die Reiterin be
hutsam und zart in seine Arme und spricht
zu den entsetzt Herbeieilenden: Wagee
Keiner, fle zu berühren, diese Unglückliche
ist mein Weib!'
Sodann legte man sie aus ein Tosa ta
dem Zimmer de Direktor. Unter den
Herbeigeeilt war auch ein Arzt, welcher
die Wunde untersuchte. Eine sehr stark
Gehirnerschütterung, dazu in tief
Wund am Hinter koxs. te grögle
Schonung und Vorsicht anempfehlend,
lcgk er den Verband an und versucht, die
noch immer Bewußtlose in' Leben zu;
rückzurufen. Endlich schlägt sie die Augen
ans, groß und wett ist ihr Blick und
bleibt dann haften auf dem vor ihr in die
Kniee hingesunkenen Gatten.
Milder Sonnenschein stiehlt fich durch
die Spalten der Vorhänge und malt leuch
tevde Slreisen auf die Bettdecke, welche
die Glieder eine schönen marmorbleichen
Weibe verhüllt.
Sie ist wieder zu ause.
Er sitzt vor ihrem Lager und starrt
schmerzbewegt auf sein Liebste in der
Welt.
Sie schlägt die Augen auf und ein
matter Blick fällt aus den Mann, der
ihre Rechte ergriffe und sie sanft an seine
Lippen drückt.
Er weiß e, es wird nicht lange mehr
dauern, dann ist t vorbei, Man wird
sein Glück, seine Welt hinaustrage,
dorihin, wo die Bäume rauschen über
kleinen Hügeln und Kreuzen.
Die Schatten des Tode kommen schon
allmählich heraus und kurz vor dem Ad
schloß ihre Leben hat da grausame
Geschick nach langen irren gitberPyan
tasieen ihr einen Lichtblick geschenkt.
.Mein geliebter Mann, ich weiß, ich
muß sterben, und möcht doch so gern
noch etwa? leben.
Er will mir etwas Tröstende sagen,
aber der Schmerz, der übermächtige
Schmerz macht ihn verstummen.
Dann schließen sich ihre Augen und fie
schlummert.
Er endete keinen Blick von ihr und
hält ihre Hand in der seinen.
Jetzt erhebt fte sich. Die Augen weit
ausaerissen und in die weite Ferne star.
rend, dringen unverständliche Laute über
ihre Lippen. Dann schnalzt sie mit der
Zunge und ruft .Hoppla, Hoppla", ein
Duichschauern de ganzen Körper, ein
starker Athemzug, ein Ruck da Leben
war entflohen.
Run ist sie begraben.
Soeben ist er zurückgekehrt in sein
HauS.
Im Zimmer, wo fie aufgebahrt ge-
wejen, liegen noch die Abfälle von Krän,
zen und Blumen.
Jetzt kommt er erst recht zur völligen
Erkenntniß (ctnc3 großen Verlustes.
Dann geht er in fein Zimmer.
I einen Sessel vor seinem Schreib
sekretär läßt er fich mechanisch fallen,
nimmt ihr Bild in feine Hand und,
während seine Augen auf ihren Zügen
ruhen, auf ihren Augen und dem süßen
Mund, dcn er so oft geküßt, da löst fich
der starre apathische Schmerz und warme
Thränen suhlt er aus seinen Wangen.
ein Gmidrathösitzug.
Da .Leipz. Tageblatt' erzählt äuS
einem ächftchen'Dor e: Im Gastyo
hatten sich eine Abend die Gemeinde.
rathSmitalicder zur Sitzung versammelt,
und in der allgemeinen Vertiefung in die
Berathung über des Dorfe Wohl und
Wehe hatte man anfänglich gar nicht
brachtet, daß auch der nächtliche wohl
bestallte Hüter de Dorfes, Gottlieb
Tugendsam Frühaus, fich in dem Be
rathungSzimmer emzefunden, die Zeichen
seiner Würde, den schweren Spieß und
die unförmige Laterne, in eine Ecke ge
stellt halte und nun. die Pfeife im
Munde, mit großer Behaglichkeit und
noch größerem Wissenödurfte den weisen
Reden der löblichen Dorfbeherrscher
lauschte. Endlich konnte sich ein dicker,
runder Herr (von dem die Sage ging,
daß er in seiner bald 20jährigen Praxis
als Gemeinderathsmitglitd noch kein
Wort weiter als .Ja' und .Nee' bei
den Sitzungen von sich gegeben) nicht
mehr halten und mit großer Entrüstung
in der Stimme frug er mitten in der
Berathung über einen wichtigen Gigeni
stand: Na, Goovlieb, was willst Du
denn hier, wer paßt denn da uff, wenn
se draußen stehlen?' Und während och
die anderen Räthe in wortlosem Staunen
die unvermuthtte .Jungfernrede' ihres
Collegen auf fich wirken lassen, ant
wortete schon .Goodlieb', während er
die Pfeife sorglich aus einem Mund
winket in den anderen schob, mit be
wundern werther Seelenruhe: , Na, wer
soll denn stehlen? M e r sein ja Alle hie!'
Zum letzt malt.
Sie liebten stch mit der ganzen Gluth
zweier Herzen, die füreinander entbrannt
waren vom ersten Augenblick an, da fle
stch im erwachenden Frühling begegneten.
Nun war der .wunderschöne Monat
Mai' gekommen, und nach langen bangen
ZieUeln tr,?t Adol'r vor AmandaZ El
lern, um von ihnen die Hand der Heiz
geliebten zu eibllte. Mit einem Hirn
mel voll Hoffnungen in der selizcn Brust
war er gekommen aber da alte Lied
vom Scheiden und Meiden ist noch nicht
auSgesuiizen vor dem nüchternen Blick
der strengen Eltern zerstoben all' die
chöoen Träume und ttr ent chievenei
.Rein' blieb da letzte Wort. Berge,
den warf fich Amanda unter ftlömenden
Thränen dem Vater zu Füßen verge
den schwur Adolar. sich da Leben zu
nehmen, da ohne Amanda Besitz sür
ihn keinen Werth mehr habe die Ellern
blieben unerbittlich!
Arme, Mädchen! Armer Adolar! So
sollt ihr dem Wunsche eurer Herzen ent
asm und dem Starrsinn der Eltern da
Glück eine? jungen Leben opfern! ,Lle
der da Ltben selbst!' so bebte e in
den Herzen Beider auf. Sie verstanden
sich ein stummer Druck der Hände
Adolar verließ Amanda Hau. Du
stehst mich niemals, niemal wieder!'
waren seine letzten Worte
Draußen stürmte e der Regen
floß in Strömen. Amanda war be
wußtloS zu Boden gesunken der
Schmerz hatte fie überwältigt ihr Herz
schien zu brechen.
Da noch waren kaum suns Minu
tn vergangen klopft e leise an der
Thür e war Adolar! ,83er
Sebung, ' rief er, ich hab meinen
legenschirm vergessen!'
Di erft Photsgraphie.
Die erste Dame, welche vor einem
photographischen Apparat saß, um fich
vom Sonnenlichte xortraitiren zu lassen,
ist die Amerikanerin Dorothe Draper.
Ueber diese wichtige Ereignifz ist Fol
gende bekannt: Bor über fünfzig Iah
ren, im Anfang de Jahre 1840, fand
aus dem Dache de Univerfllätö Gebau
daS von Ne Z)ork ein geheimnißvoller
Vorgang statt. Volle zwanzig Minuten
lang hätte man auf dem Dache eine Frau
regungslos, in der Sonne, vor einem
kleinen Ciaarrenkaflea fitzen sehen kon
nen. Dies wn Dorothv, Cathertne
Daper; der Cigarrenkafltn war eine
Camera mit der Linse und Fräulein
Draper ließ fich xhotographiren. Nur
die Liede zu ihrem Bruder, dem Pro
fessor John. William Lraper, veran,
laßte ste, fich zu dem Experiment bereit
zu erklären. Dennoch hatt sie, ihrem
echt weiblichen Instinkte folgend, ihr
kleidsamstes Gewand angelegt und ihren
hübschesten Hut aufgesetzt, der, beiläufig
bemerkt, auf dem Bilde ihren Kopf wie
ein mit Blumen dekorirte Wagenrad
umgltbt. Dies war das erst Daguer
reotvp, daS je von einem menschlichen
Antlitz angefertigt worden. Fräulein
Draper ist noch am Leben und erfreut sich
ihrer Berühmtheit. Ihre erste Photo
graphie wurde kürzlich in New Bork, in
Dtx Gejelllchast der dortigen Amateur
Photographen, war auch auf der Chi
eagoer Ausstellung zu sehen, ausgestellt
Berstylter Zweck.
Als der berühmte Damison einst in
Berlin gastirte, ersuchte ihn der Portier
des Hotels dringend um ein Freibillet,
da er ihn gar zu gern einmal auf der
Bühne sähe. Freibillets gab es zwar
nicht, aber der große Bühnenkünstler gab
dem Manne einen Thaler, fich ein Billet
zu kaufen. Der Portier dankte und be
merkte, seine Frau wünsche ihn. den
Künstler, namentlich zusehen, um deren!
willen habe er auch nur die Bitte auSge
sprachen, der große Mime war gerade bei
guter Laune und verdoppelte seine Gabe,
damit auch die Portierkgattin ihn spielen
sehen könne. Am folgenden Morgen
fragte der Schauspieler seinem Gcftänd
niß nach selbst neugierig um da Urtheil
der infamen Leute, wie er ihnen denn als
MarineUt gefallen habe. .Ach. Herr
Dswison,' antwortete der Portier ge
müthlich. .als ich meiner Frau daS Geld
für die BilletS zeigte, da meinte diese,
wir könnten dafür noch lieber in den
CircuS gehen und auch noch etwas ge
nießcn. So gingen wir denn dhin und
haben uns ganz ausgezeichnet amüsirt.
Ich danke Ihnen herzlich für den uns be
leiteten angenehmen Abend!' Daß
der enttäuschte Küniiler bei diesen Wor
ten nicht lächelte, läßt sich wohl denken.
Dik Franzosen vor Joseph II.
Statue,
Bekanntlich waren die Franzosen unter
Napoleon I. zweimal in Wien, 1805 und
1809, wie die Heere der Alliirten nachher
zweimal in Paris 1814 und 1815. So
lange fich die Franzosen als Siqer in
der deutschen Kaisecstadt aushielten, er
wiesen sie dem Riiterbild de Kaisers
Joseph II. eine solche Ehrfurcht und
Hochachtung, daß keiner auf dem Josephs
platze vorüberging, ohne das Gewehr an
zuziehen, die Fahne zu senke oder mit ent
blößtcm Degen zu salutlren. DieS letztere
haben selbst die französischen Marschälle
gethan. Sie erzeigten diese Ehre nicht
allein dem Andenken des großen Mo
narchen und edle Menschen, sondern
auch als eint Erwiderung dessen, was dcr
große Habsburger einst bei seinem Auf
enthalte in Paris gethan hatte. Er
stellte sich vämlich dort mit entblößtem
Haupte vor die Statue des Königs
Heinrich IV. und rief auS: .Ich geiz:
nach dem Beinamen, den dieser Held und
Monarch hinterlassen, denn eS gibt keinen
schöneren, als den, der Vater seines Vol,
keS zu heißt.'
Der graue Seivenfabrikanr.
Der berühmte französische Mechaniker
Vaucanfon hatte mehrere Einrichtungen
zur Verbesserung der Seidenfabriken in
Lyon vorgeschlagen. Die Fabrikanten
widersetzten sich diesen Neuerungkn, in
dem sie versicherten, ihre Wcbstühle wären
so vollkommen, daß sie keiner Verbisse,
rung bedürften. Um ihren Schlendrian
zum Spoit zu machen, taute Vauconsoa
eine Vorkehiung, mittelst welcher in
Esel, ohne alle menschliche Hilfe, Se,
denzeug weben konnte; zur großen Be
luftigung der Pariser wurde diese Auf
gäbe auch glücklich gelöst. Der Esel
ging, wie oa Plero, in einem gewoyn
lichea Roßwerke im Kreise herum und
bewirkte dadurch all zum Weben er
forderlichen kunstmäßigen Bewegungen.
Lange wurde unter der Modellsammlung
in Baucanson Hause neben vielen audein
kunstwerken auch diese Maschine necsi
einem Gluck geviumiea euge, zur
Schau gestellt, welche .der graue Sti
denfabrikant' verfertigt hatte.
tfin traalkomischs dntur
begegne! jüngst einem Nimrode in der
Nachdarschast von schveiremuyl. viaq
Sonnenunlergsng geht er, in einen war
wen Mantel akküllt. dem lcbweiaenden
Walde zu, wo ihm beim .ersten' Schnee
gewiß eine stchere Beute entgegenlaq,?.
Sein scharfe Auge erspäht bald einen
dicken Baumstamm al den geeignetsten
.Stand'. Angelehnt an denselben lugt
er vorsichtig umher. Pte jeik verrinn,
und traumeeschwer schließt fich da geübte
Jäzeröauge. Da flattert ein Vogel im
Gezweige. Eilig greitr rer iqiasirlin
kene Sonntagsjäger nach seiner Büchse;
da sühlt er fich am Mantel festgehalten.
Gleich ist er stch seiner gefährlichen Lage
bewuiit: .Nüuver niegei' uno ,cuner
ler noch wie der biblische Joseph ist er
seiner Hülle entschlüpft; windesschnell
entfernt er stch von dem unheimlichen
Orte. Am nächsten Morgen wlro in
Gegenwart der Polizei, die gefährliche
Stelle aufnekulbt. Dock, wurde nichts
al der am Baume festgefrorene Mantel
gesunven.
chtzettt egengist.
Ja Geaenwart de sünftthniSbriaen
KöniaS Ludwig des Vierzebnten unter
hielt sich die Königin-Mutter, Anna von
Oesterreich, mit einem sremdm Diplo
malen, der kürzlich au Konftantinopel
gekommen war und viel Verwunderliche?
über die Willkür zu berichten wußte, mit
welcher der Großherr über Vermögen
und Leben seiner Unterthanen schaltete.
Der junge König, in dem sich schon da
malS der Autokrat zu regen begann,
horchte hoch auf und brach endlich sun
kelnden AuaeS in die Worte aus: .Sa!
DaS nenne ich doch Herrscher sein!'
,O ja! versetzte der alte Marfchall
d'EftreeS trockenen TomS. indem er die
junge Brennessel mit einem scharfen
Blick ansah, .nur hat die Wache auch
ibre Unannehmlichkeiten. Allein wäh
rend meiner LrbenSzeit sind drei von
jenen öerrscdern erdrosselt worden
Man mag fich daS Gesicht deS jungen
Königs wie der Versammelten bei diesen
Wonea denken!
Unterbrochene Rede.
Den ruhmgeklönten Blücher empftn
gen, al er au dem gelbzuge gegen
Frankreich zurückkehrle, in Frankfurt a
in. Abgeordnet aus allen Gegenden
Dazu hatte auch die Grafschaft Mari den
Baron o. PltttenburgHeeren gewählt,
der den Feldmarschall von alten, luftigen
Zeiten her kannte. Der Fürst hielt sei,
nen Einzug und machte vor dem .Rothen
Hause' Halt, um die Abgeordneten zu
empfangen. Geduldig ließ er verschiedene
Reden über sich ergehen, da kam die
Reihe auch an Plettenburg. Kaum hatte
dieser aber begonnen, da faßte ihn
Blücher scharf in'S Auge, sprang behend
vom Pferd, umarmte ihn angesichls deS
zahlreich versammelten Publikums und
rief: .Alter Junge, bist Du aber dick ge
worden! Laß jetzt das Predigen, wir wol
len nach alter Weise lieber inS trinken.'
Ausdauernde Anbeter.
Unlängst wurde die schöne Besitzung
Henezrave Hall bei Bur St. Edmunds
für 1,800,(X0 Mark verkauft. Diese
Besitzung gehörte einst Penelopc, Tochter
des Grafen Rioers. Da war ein
fesches Weib; sie harte drei Bewerber
zu gleicher Zeit : Sir Join Trenchard,
Sir John Gage und Sir William Her
vey. Um nun Frieden zwischen ihnen
und sich alle drei zu erhalten, drohet sie
jedem von ihnen, ver nicht ruhig warten
würde, mit ihrer dauernden Abneigung ;
sie würden schon alle drei daran kommen,
liner nach dem andern. Und so geschah
es ; zuerst heirathete sie Trenchard, der
kurz darauf starb ; zum zweiten Mal
Sir John Gage, mit welchem sie neun
Kinder hatte ; und zwei Jahre nach des
fen Ableben reichte fie dem dritten Ge
treuen die Hand. Sie überlebte auch
diesen.
Gutmüthig.
Der Abbe Delille lebte mit einer Frau
von sehr heftiger Gemüthsart. Mit Ge
duld, ja oft scherzend, hielt er die meist
sehr heftigen Stürme aus. EineS Ta
ges, als fie wieder zankte, wurde sie durch
die gute Laune des Dichters fo aufge
bracht, daß sie in der Wuth mit den
Büchern von ein:m ihr zunächst stehenden
Gestell ein förmliches Bombardemrnt
gegen ihn eröffnete. Delille, welcher
bemerkte, daß sie immer nach den größ
ten und dicksten Bänden griff, sagte, ohne
seine Ruhe zu verlieren: .Liebe, könntest
Du mir Dnne Liebkosungen nicht in klei
nerem Formale zukommen lassen?'
vorsichtig.
Braut: .Hat Dir Mama schon er
zählt, Georg, daß der Assessor Fried
heim mir gestern einen HetrathSantrag
gemacht Hai?'
Bräutigam: ,Ja, diese Unverschämt
hcit einer verlobten jungen Dame gegen
über! Was hast Du denn gesagt?'
Braut: .Ich sagte, ich bedauerte sehr,
aber vorläufig müsse ich dankend
ablehnen!'
Xtevts IVitb.
Mikolch: Hob ich doch a brove
Waib! Ist a Deiische und kann nr Un
garisch. Hob ich kürzlich mit ihr gezankt
und hob sie nennen gewollt auf Deilsch
eine Kuh': ho) lder nix gewukt da
Wo,t. Ist mir eingefallen zu fogen:
Höre. Du bist Frau von Ockise serr
große!' Hat sie blo l,e ogt: .Du host
Recht!' .Doch a broveS Weid, mein
Frau!'
Vör?n SIbsnerthedigng.
Richter: Sie werden beichulSigt, dn
Kläger auf dem letzten K.,ch?e,hftste
derart mißhandelt zu haben, dcß er den
Verlust von fünf Zähnen zu d.'klagen
hat, a haben !k Daraus zu erwr
der?'
Angeklagter: .Daß er hätt' z' Hau
bleiben soll'n, wann er kein' i?piiß ver
steht !'
vie lzausschude.
Herr o. Heim hat sich ein Schloß ge
kaust. Am ersten Abend nist er seinem
Dienstmädchen zu: .Auguste, bringen
Se mer meine Palastschuhe.'
Kindermund.
Die kleine Ella hat ihre Puppe zur
Reparatur gegeben. Als sie dieselbe ad
holen will, findet sie der .Puppenkliniker'
nicht vleich und Ella ruft ängstlich:
.Herr Puppenroctor, sie heiszt Auguste l"
Doppelsinnig.
Onkel kzu Besuch gekommen): ,Weß
halb gehst Du denn nicht mehr in Dein
bisherige Wirthshaus? Haft Du denn
dcn Wirlh beleidig,?'
Neffe (Student): .Bewahre, lieber
Onkel, bei dem stehe ich sogar sehr gut
angeschrieben.
Unangenehm Unlerdrechung.
Sonntagsjäger: Denken Sie sich nur,
ich verfolge den angeschossenen Hasen, da
klettert er auf inen Baum
Förster: Und schreit Miau !
Das Beste.
.Was sagst Du zu meinem Gedichte
.Die arme Seele'?'
.Verbrenn', dann hat die arme Seele
Ruhe l'
Hölzer Bildung.
Fräulein (nachdem sie sich Schiller'S
Werke hat vorlegen lassen): .Wa ist
denn daS andere Buch dort, auch in dem
rothen Einband?'
CommtS: .Ein Kochbuch, mein Fräu
lein.'
Fräulein : .Auch von Schiller?'
Beim Roßschlächter.
Straßenjunge: .Fritze, wat iS denn
bat vor 'ne helle Wurscht mang die
andern?'
Straßenjunge : .Die wird von eenem
Schimmel find!'
Harmonie der Seelen.
SonntagSreiter (dessen Pferd zum
dritten Male vor kinetn Wirthshaus
stehen bleibt): .Alle Wetter, habe ich
aber heute einen Durft.'
Zlbgttrvmxst.
Tinerl: ,J hab' kein Glück in der
Liab.'
Mucki: .Ja, wieso denn, so ein feschcS
Mädel?'
Tinerl: .Weil meine Anbeter bis jetzt
lauter so fade Kerle waren wie Du einer
bischt!'
Zvtiß sich ZU helfen.
Herr: .Nun, haben Sie daS Bouquet
in dem Hotel richtig abgeliefert?'
Dieiiftmann: ,D,is Fräulein war
schon abgereist. Ab.r da war 'n Dienst,
Mädchen, auch 'n ganz hübsche Ding,
der hab' ich'S dagelassen!'
Im Coupee.
Nichte (leise): .Denke Dir, Tante,
als wir eben durch den Tunnel fuhren,
bin ich von einem Herren geküßt' worden!
Tante (entrüst) : .Diese Gemein
heit l Wenn icd.'r ein Tunnel kommt,
setzest Du Dich an meinen Platz, aber
erst bis es dunkel wird, hörst Du I'
Auch ein Ehrgeiz.
.Warum heult denn der Fritz fort'
während?'
.Ach, wir spielen Jnflr,lktir,ii?Unde
und da will er immer der größte Schafs
köpf sein l'
Ein Menschenkenner.
Gymnastalprofessor : .Sie, Müller,
gestern sah ich Sie mit einem Fräulein
gehen I'
Müller: .DaS war meine Cousine,
Herr Professor."
Professor: .Ja. ja, Cousine, aber mit
.Gänsefüßchen'.
höchste Krnift. '
Herr: .Aber ist die Perrücke auch
gut?'
Friseur: ,JS sag' Jhnkn, wenn S'
erschrecken, sträubt stch Ihr Haar !'
Rindermund.
Mama: .Bist Du satt, Aennchen?'
Aennchen: .Im Magen schon, Mama,
aber im Munde noch nicht.'
Zarte Anspielung.
.Olga, mir wollen den gestrigen
Streit vergeffen, ich habe mir erlaubt.
Dir ein kleine Armband mitzubringen.'
.Herr Baron, nach Ihrem groben
Benehmen von gestern hätte ich etwa
Massivere erwartet.'
verlockend.
Mutter der Braut (Gesindeoermiethe
rin): .BaareS Geld kann ich nun zwar
meiner Tochter nicht geben... aber sie
soll gleich drei Dienstboten mitkriegen l'