Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 25, 1894, Image 11

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    '"-"'ISkI
L.
Die rillant-Vroci'e.
Hmuivrijlilche tfpisobe. i'on M. SKüitjetl.
Fräulein Fränzchen war ine Schau,
spklerm von gutem Rus, der sich nicht
nur auf ihre Leistungen als Actrice be
zog. Dik Lebemett der Residkn,gadt
mußte kl, daß sich bislang noch kein
ihrer Verehrn und deren Anzahl war
Legion eine Erfolge hätte rühmen
klnnen; ein Grund mehr für die Creme
der Börse und de Sport, für die retchen
2eaterHabitue'i der ebenso schönen wie
ftoollen Künstlerin nachzustellen. Be
jmderl Hugo von Pümper, der außer
seiner Unverschämtheit nicht besaß al
inen steinreichen Vater, ein saie Gigerl
mit einer Visage, daß einem ordentlichen
Menschen förmlich die Hand juckte, über
bot sich in ertravaganteei Aufmerksam
keilen, um die Augen der Schauspielerin
auf sich zu lenken, wa ihm denn auch ge
lang; nur daß ihn dieselben bei deartigen
Anlässen, als Ueberreichung riesengroßer
Benksij'Bouquet oder sonstiger Aner
knmungSzeichen ihrer Kunftleistungen
ftet zornsprühend anblitzten. Den Ge
müthSmenschen Hugo von Pllmper be
röhrte dies aber durchaus nicht; er setzte
seine Bemühungen um die Gunst Frlnz,
chen trotz aller Abfälle mit ungeschwlch
ten Kräften fort. .Einmal muh ihr
Herz doch für mich sprechen schnarrte er
einen Gesinnungsgenossen an, der mit
ihm im ThealerRestaurant die Zwischen
aktS'Pause verkneixte. .Habe heute
Haupt, Coup vor." Bei diesen Worten
zeigte er dem Freunde ein Etui, au
dem eine prachtvolle Brillant-Broche in
funkelnden PriSma Farben hervor
strahlte.
Die Komödie war aus. Wieder und
wieder hatte man Frönchen herauSge
rufen, mit Blumen überschüttet und auch
der Direktor ihr da Händchen gedrückt
und die Worte laut vor allen Kollegen
und Kolleginnen, die sich just auf der
Bühne befanden, zugerufen: .Fräulein
Kränzchen, da war eine Leistung!" und
dabei hatte er, wie ein Gourmand, nach
einem besonder delikaten Gericht, mit
der Zunge geschnalzt.
Jetzt stand sie hochaufathmend, mit
freudegerölheten Wangen in der Gar
derobe und die geschäftige Hand der Zofe
Anna wartete deS Augenblicks, wo die
Herrin ihr das Zeichen geben würde, sie
von den Theaterhüllen zu befreien, als
e an die Thür klopfte und auf das
.Herein!" FrLnzchenS, der Theater
diener, da Faktotum Wurfchtel, den
struppigen Fuchökrpf in da Zimmer
fleckte:
.Entschuld'gen Freilein Fränzchen,
wenn ich schterel"
.Nicht im Geringsten, wa wünschen
Sie. Herr Wurschtel?"
.Diese PlumenArrangem ent ist mer
uff die Seele jebunden, bersönlich in ihre
schienen Hände zu legen."
.Plazieren Sie es nur dort auf den
Ceitentisch zu den übrigen Sträußen."
.Nee, Fretlein Fränzchen, deS geht
Sie doch nich, es ist Sie wa drinnen.
.Nun, fo geben Sie her."
.Entschuld'chen Sie gütigst. Freilein,
wenn ich geschtert haben sollte!" mit die
se Worten entfernte sich Wurfchtel mit
einer linkischen Verbeugung.
Fränzchen hielt ein vergoldete Füll
Horn, au dessen Oeffnuvg herrliche
Marschall Nielrosen und ParmaVeil
chen, eingeahmt von einem zarten Kranz
Vergißmeinnicht, hervorquollen, in Hän
den.
.Nu woll'n mer doch mal sähen, wa
drinnen i," parodirte ' Franzchen den
Theaterdiener und holte mit der kleinen
Hand au dem Blumengewirr ein Etui
hervor, bei dessen Oeffnen ihr die Stil
lant Brache entgegenfunkelte, zugleich
aber ein Billet zur Erde flatterte, da
die Zofe ebenso diensteifrig wie neugierig
aufhob und ihrer Herrin überreichte.
Bei dem ersten Blick, den diese auf
die Zeilen warf, zogen sich ihre Brauen
finster zusammen und nach einigen
Augenblicken tönt ein entrüstete .un
Verschämt" von ihren kühngeschmungenen
jetzt zornbebenden Lippen.
Der Inhalt deS Briefchens lautete:
Angebetetes FrZulcin!
Gestatten Sie mir, Ihnen zu Ihrem
heutigen phänomenalen künstlerischen Er
folge, dem Ihre sieghafte Schönheit als
zwei gewichtige Helferinnen zur Seite
standen, da beifolgende kleine Angebinde
zu überreichen.
Werden Sie endlich meinem heißen
innigen Werben Ihr kleine zierliches
Ohr neigen? Werden Sie meiner schon
so oft vorgetragenen feurigen Bitte um
ein Rendezvous nunmehr Gewährung
schenken? Die Sache läßt sich doch so
einfach arrangiren! Sie empfangen mich
zu einer von Ihnen zu bestimmenden Zeit
in Ihrem Hause, wenn auch nur auf ein
halbe, Stündchen. Lassen Sie Ihr Herz
weichen und senden Sie einige Zeilen
von Ihrer schönen Hand Ihrem Sie ver
götternden
Hugo von Pllmper.
.Nein, da ist zu arg!" rief die
Künstlerin.
Im selben Augenblick klopfte e wie
der. .Wer ist dort?" rief die Zofe zur
Thür eilend.
.Ich bin', Wurfchtel!" tönte e von
draußen.
.Ja, a wünschen Sie denn schon
wieder?" fragte Fränzchen dazwischen.
.Ach, Fretlein, ich habe Sie ja die
Hauptsache vergessen, der Herr, welcher
Ihnen da Pouquet. wo das drinnen
war, geschickt hat, möchte gleich Antwort
haben."
.O, die soll ihm werden!" flüsterte
Fränzchen erbost. .Einen Augenblick,
lieber Wurfchtel!" rief sie. .Bitte, Anna,
nehmen Sie dort au meinem Necessaire
Papier und Feder", raunte sie ihrer Zofe
zu, .und schreiben Sie, wa ich Ihnen
dlktire.'
M.in Herr!
Ihr Wurfch soll nsüllt werden; e sei
Ihnen gestattet sich morgen Abend ein
halbe Stündchen in meinem Boudoir
aufzuhallen, doch haben Sie sich den
Ihnen dort zu stellenden Bedingungen
all Mann von Ehre zu unterwersen.
Sie werden, da ich morgen nicht auf der
Bühne beschäftigt bin, um S Uhr er
wartet. F.
Durch die Thürsxalte wurde die wohl
verschlossene Antwort dem harrenden
Wurfchtel übergeben, der sich mit einem
vergnügten .ich danke sehr. Freilein?"
eine guten Trinkgelde gewärtig, eiligst
davon machte.
E schlug acht Uhr vom nahen Petri
Thurm, al Herr von Pilmver am sol
genden Abend in die Behausung Frlnz
chen trat.
Die Zofe nahm ihm Ueberzieher und
Stock ab und flüsterte ihm dabei zu:
.Ich soll Ihnen noch die Bedingung
mittheilen, Herr von Pümper."
.Nur zu, schmunzelte der Angeredete
und ließ dabei ein Geldstück in die Hand
Anna'S gleiten, .nur zu, hübsche
Schelmchen."
.Sie müssen wissen, die Dame ist so
genannt; sie wünscht daher mit Ihnen
ohne Licht zu conversiren, und muß ich
Sie au diesem Grunde bitten," dabei
knirte das geriebene Ding mit äußerst
vielsagendem Lächeln, .mir Ihr Zünd
holjbüchschen auszuliefern."
.Füge mich jeder Bedingung; die
Dunkelheit ist der Liebenden Freund,"
replicirte er und überreichte der Zofe, die
ihm hinterrücks eine Nase drehte, da
Verlangte. Jetzt öffnete Anna die Thür
de Vorzimmers, reichte ihm eine Hand
und führte ihn durch da Halbdunkel in
da daranstoßende Boudoir, au dem ihm
eine undurchdringliche Finsterniß entge
gengöhnte. Die Zofe trat zurück und
schloß die Thür von draußen. Herrn
Hugo von Pümper klopfte da Herz doch
in beschleunigtem Marschtempo, so daß
ihm vor Erregung fast die Stimme ver
sagte, al er begann:
.Guten Abend, Anbetungswürdigste!
Ich nehme an, Sie sind zugegen, trotzdem
weder meine Augen noch Ohren Sie
wahrzunehmen vermögen!"
Jetzt raschelten Kleider, und ein Duft
von JaSmin, dem Lieblings Odeur
FränzchenS, drang ihm in die Nase;
zugleich ergriff eine kleine, runde, feste
Hand die seinige und geleitete ihn mit
einem geflüsterten .Bitte!" zu einem
Sessel.
Bebend kam es von den Lippen Püm
pcrs:
.Man sagt, die Dunkelheit sei keine
Menschen Freund, aber ich hoffe unter
ihrem schützenden verhüllenden' Schleier
endlich da köstliche Glück zu finden,
welches von mir beim strahlenden Lichte
de Tage bis jetzt vergeben? ersehnt
wurde."
Seine Augen, welche sich allmählich
an die Dunkelheit gewöhnt hatten, er
kannten nach und nach die verschwom
meven Umrisse einer weiblichen Gestalt,
deren Hand erfassend er mit Emphase
fortfuhr:
.Lassen Sie mich Erhörung finden!"
Ein kaum hörbarer, wie eine in
Schwingungen versetzte Satte vibriiender
Seufzer durchzitterte den Raum. ,
Hugo von Pümper wurde muthiger,
zudringlicher.
.Jetzt mußt du mein werden, du meine
Herzenskönigin!" mit diesem Ausrufe
sank er der Gestalt zu Füßen.
Ein gellender, Mark und Bein durch
dringender Schrei antwortete ihm auf
diesen Angriff. Im selben Augenblick
wurden die Thüren, welche recht und
links zu den Nebenzimmern führten, auf
gerissen, und eine blendende Lichtfülle er
goß sich über die Gruppe.
Fränzchen, die Zofe und zwei College
vom Z, Theater waren mit Lampen in den
Händen in da Boudoir getreten und
sahen lachend auf den wie versteinert vor
der dicken Hauswirthin Fränzchen' us
den Knien liegenden von Pümper.
.DieS Bildniß ist bezaubernd schön!"
säuselte der eine Schauspieler.
Wüthend sprang jetzt der gefoppte von
Pümper auf, und mit den Worten:
.Das sollen Sie mir büßen!" rannte
er, Hut, Ueberzicher und Stock im
Stich lassend, verfolgt von dem schallen
den Gelächter der Zurückbleibenden, da,
von.
.Die Broche, meine liebe Frau Mül
ler," sagte Fränzchen voll LiebenSmür
digkeit zu der noch immer auf dem
Sopha wie da Götzenbild des Buddha
dasitzenden HauSwirthin. .darf ich Ihnen
wohl als kleine Entschäoigung für die
ausgestandene Angst und in Anerkennung
Ihrer vorzüglich gespielten Rolle über
reichen." Mit diesen Worten legte fle
der dicken Allen die BrillantBroche in
den Schooß.
Herr Hugo von Pümper war in Folge
seines DaoonrennenS ohne Hut und
Ueberzieher so verschnupft morden, daß er
für einige Zeit ein milderes Klima aus
zusuchen gezwungen war.
He0edrgrk,ott.
Der verstorbene Wiener Hofkapell
meist Joseph HellmeSberger war ein
bekannter Witzbold, und die Zahl der
über ihn und von ihm curfirenden Anek
boten und Bonmots ist längst nicht mehr
einzufangen. Folgende find wohl nicht
allgemein bekannt: Jreinem der vielen
von HellmeSberger dlrigirten Concerte
war der Claoierpart einem jetzt sehr be
kannten Pianisten er soll hier Müller
heißen anvertraut. Der junge Künft
ler benutzte diese Gelegenheit zu dem
öffentlichen Experiment, ob eS möglich
sei, einen gesunden BSsendorfer in zwei
Stunden mausetodt zu schlagen. Er
.drosch" furchtbar, wie man zu sagen
pflegt, und übertobte alle Instrumente.
Im Uebrigea spielt er meisterhaft.
Hellmeibnger fand sich rasch in die Si
tuation. Um den Künstler nicht während
deS Concert zu vnftmimen, machte er
einen Witz. Er nahm ihn nämlich in
der ersten Pause unter den Arm, führte
ihn vor da große ProgrammPlakat hin,
deutete mit dem Finger aas ine gedruckte
Zelle und flögt: .Lieber Müller, a
steht denn hier gedruckt?" Herr Mül
ler la: .Piano: Herr Müller."
.Nun als, piano, Herr Müller I'
Herr Müller lacht und spielte fortan
piano. . . .
Eme Tage ließen sich in' Wiener
Konservatorium vier galizische Schüler
aufnehmen, von denen drei Coha hießen.
,0 Gott," seufzte HellmeSberger, .un
sere Anstalt wird zum Cohnservatorium.
In einem Salon nahte sich Herrn Hell
meöberger ein Dilettant, der soeben den
Flügel mit mehr Dreistigkeit al, Geschick
bearbeitet hatte, und bat um sein Urtheil,
da heißt sein Lob. Seine kühnsten
Hoffnungen wurden übertreffen, denn
Jener sprach lächelnd: .Sie verdienten,
vor einem Parterre von Beethoven zu
spielen!" Leider fügte der grausame Kri
tiku ebenso freundlich hinzu: .Sie wis
sen doch, daß Beethoven taub war?"
Der ihm sehr nahestehende Componift
einer Oper rühmte sich in Gegenwart
de Papa Hellmeeberger, ein Werk k.
blos sechs Wochen vollendet zu haben.
.Staunenwerth l" rief der Meister, auf
die Partitur zeigend, .ich begreife in
der That nicht, wo er in sechs Wochen
die Zeit hergenommen, soviel abzuschrei
ben."
Beim ersten Auftreten deS FräuleinS
Destina jetzt Frau Professor Löwe in
Prag in der Wiener Hofoper kalauerte
er: I dö dünn, dö Des von der De
stina!"
Von dem berühmte Opernkomponisten
Jgnaz Brüll, der jedoch in intimen Krei
sen wienerisch .Nazi" genannt wird,
rühmte r, daß r ein nazionalleS Ge
nie sei.
Der Cellist Röoer, der auf allen seinen
Conzerttouren mit Vorliebe eine von
ihm componirte .Idyll" zu Gehör
bracht, zog sich die Bemerkung zu: RS
ver'S ganze Musikleben ei eine Jlvlle.
Die neueste Operette seine eigenen
Sohne Joseph empfahl er eisern Wie
ner Theaterdireklor mit den Worten, .e
kämen fast lauter bewährte Sachen darin
vor."
Bei Gelegenheit, al Wachtel, der
lange nicht mehr im Zenjjhe seine Ruh,
me stand, in Wien zu wohlthätigem
Zwecke den Raoul in den .Hugenotten"
sang, bemerkte HellmeSberger: .Einem
geschenkten Raoul steht man nicht in'S
Maul." AIS Pendant dazu diene sein
Reim auf eine Orgel, die ein Kunstfreund
einem Wiener Mustkinstilute zum Ge
schenk machte, die jedoch dem künstlkri,
schen Zwecke nicht vollkommen entsprach:
.Einer geschenkten Orgel sieht man nicht
m die Gorgel."
Einmal spielte HellmeSberger im Sa
lon einer hohen Persönlichkeit. Ein
heimischer sogenannter Luftspieldichter
unterhielt sich, während HellmeSberger
geigte, sehr vergnügt mit einer Dame
und lachte sich dabei Thränen au den
Augen. AIS HellmeSberger geendet
halle, stürzte er, anscheinend wüthend,
auf den Lachbold zu und schrie ihn an:
.ES ist ja nicht nothwendig, daß Sie
mährend meine Spiels lachen, ich habe
ja auch noch nie bei Ihren Luftspielen ge
lacht I'
Als HellmeSberger noch Direktor des
Hofoxernchcre war, wünschte er eine
Probe vom .Propheten" und theilte die
dem damaligen Regisseur Steiner in fol
gender Epistel mit:
.Lieber guter Herr von Steiner!
Wann Sie nir dagegen hätten,
Möcht' i bitten, wegen meiner,
Um a Prob' von dtm .Propheten".
Ich verlang' ja nix Pirsides,
Nur den Labatt und die Fides!
Wenn Sie wollen, so geschieht es,
Nicht um zehne oder elfe.
Szn err Mittwoch punkto zwölfe,
Sein'S nicht bö und Haben'S kein' Aerger,
G'fchamfter Diener I HellmeSberger.
Ein MitzverstSndniß.
Ein Bauersmann au einem Dorfe bei
Madrid, fo schreibt man der.KSl. Volks-eikuna-.
war am Sonniaa in die Stadt
gekommen, um sich zu amüsiren. Da er
tagsuoer dem .Tinto' .Rorhweln) ge
hörig zugesprochen hatte, so befand er sich
am Ende in auter Laune und bcscklob.
den Abend im Theater zu verbringen, ein
Vergnügen, das er sich bis dahin in fei-
nem ganzen reden noch nicht gestattet
hatte. Er lenkte also seine etwas un
fijeren Schritte dem Teatro Aoalo u.
Vor dem blendend erleuchteten Hause
drängte sich eine große Volksmenge wie
immer bei den SonntagsVorstllungn,
und in Schaar von BilletoerkSukern
schrie mit betäubendem Stimmenaufwand
die EintritlSrarten aus. Ein Orchester
Fauikuil zu 1 Peseta 501 Ein Fauteuil
u 1 Peseta 501 hörte der Bauer immer
wieder schreien, und rasch entschlossen
nayerle er fich einem der BerkSuser und
sflsile: .WaS schreist du denn eigentlich
da'von einem Fauteuil zu 1 Peseta 50?"
Daß du einen Lebnfiubl bekommst
zu 6 Reale, " sagte der WiederverkSufer.
.Ist der Stuhl auch gepolstert?" fragte
der Bauer mit Tbeilnibme. .Kewin.
mit rothem Sammet," lautete die Ant,
wo. .Run. dann a eb m r die Piu 1
wng und wir sind ein?" rief der Land,
mann und legte 3 VerraS (5 entimos-
stücke) in die Hand des WiederverkSu
fer, eine Eintrittskarte dafür in Em
pfang nehmend. Während der Vorfiel
lung belustigte er sich aus aarnem SStu
zn. In Madrid ist'S doch billig, dachte
fc. CIA. CYT Ii cm -L1 - c rr -"-! .
" " i" vylgeiauen oeiaueie
er den weichen Sammet und die funkeln
den Kopfnägel des SitzeS. Als die Vor-
neuung iyrem Ende ntgegenging, be
merkte der Bauer, daß eS schon 11 Uhr
geschlagen hatte. .Jetzt muß ich heim,"
dach'e er, .sonst schreit die Alle." Man
sah ihn plötzlich aufstehen, den Lehnstuhl
auf den Kopf nehmen und den AuSgang
suchen. Im Publikum entstand ine un
gewöhnliche Bewegung. Zwei Polizisten
stürzten auf den Bauer zu und fragten
ihn, waS er mit dem Lehnftuhl woll.
.Den will ich nach Haus trag!' schrie
der Bauer, .ich habe ihn draußen ge
kauft, hier ist die Quittung." Und der
Mang zeigte die Eintrittskarte vor.
Während die Polizisten ihn hinauSbug
strten. unter dem schallenden Gelächter
de Publikum, hörte man ihn brüllen:
.Mein Lehnftuhl, mein Lehnftuhl, den ich
zu 1 Peseta 50 gekaust habe. Räuber.
Diebe, Gauner, öanditen, wundert Euch
nicht, daß die Anarchisten Bomben in
Eure Theater werfen!"
TU ktrl,aad.
Dm Altgesellen Franz St. in einer
Itschlerwerktatt zu Margarethen hatten
e die jüngst in Wien gezeigten spirttisti
scheu Experimente, zu deren Vorstellung
er eine Freikarte bekommen hatte, an
gethan, und er, der sonst mehr zum
GpiriluS gehalten hatte, schwor jetzt
zu dem etwa langweiligeren Spiri,
tiSmuS. Diese Schwäche machte sich
ein jüngerer Kollege von ihm zum Ge
genstande ein mitternächtlichen Scher
je. Der Allgeselle lag schnarchend in
seinem Bette und ober ihm sein boshafter
Kollege, der sich die Bauart der söge
nannten .Schusterbetten" zu Nutze
machte. E hatte eben zwölf Uhr ge
schlagen, al sich zu Häupten de Franz
St. eine Hand in inem weißen Laken
bewegte. Erschrocken fuhr er auf, und
eS ward ihm da er momentan sehr
.aufgeweckt" war sofort klar, daß
dies eine Geisterhand fei. Eine Zeit
lang gaukelte dieselbe hin und her, und
derselbe hielt jeden Athemzug an, um
den Spuk nicht zu verscheuchen. End
lich entschwand die Hand in das Reich
der vierten Dimension und Franz konnte
kaum den Morgen erwarten, um seinen
Genossen da Geheimniß zu erzählen.
Einer davon glaubte es nicht und hatte
allen Grund dazu. Man beschloß, die
folgende Nacht zu einer allgemeinen
Beobachtung abzuwarten, nur der Eine
erklärte, um diese Zeit lieber zu schlafen.
Um Mitternacht siand Alles ermartungS
voll vor Franzen'S Bett, indessen oberen
Etage Einer fest schnarchte. Kaum war
von der Kuckucksuhr die zwölfte Stunde
verkündet, da baumelte die Hand wieder
am Kopfende deS unteren Bette, Alle
war starr. Auf einmal, die Hand wollte
eben wieder entschwinden, krachte die
obere Kopfmand deS Bettes, die Hand
wurde zum Arm, der Arm zu einem Ge
fellen und da Ganze wurde in finsterer
Mitternacht weidlich durchgeprügelt
.RauberSbua, elendiger, i wer' Dic
geb n, d Leut foppen," war die Schluß
sent enz deS hobelnden Spiritisten.
Warum da Haar grau wird.
Hunderte verschiedene und merkwür,
big Theorien sind bereit? aufgestellt
worden, um die eigenthümliche Erschei
nung de ErgrauenS der Haare bei den
Menschen zu erklären. Die letzte und
neuest ist die folgend: Jedes einzelne
Haar ist ein feines Röhrchen, angefüllt
mit Körnchen von Färbestoff und Luft
bläschen. Bei herrannahendem Alter
verringert ftch der FSrbestoff, sowohl in
Quantität wie in Qualität, und die
Luslbläschen vergrößern und vermehren
sich und füllen den Raum auS, der vorher
vom Färbestoff eingenommen wurde.
DaS Haar, das mit diesen Bläschen aus
gefüllt ist, wird weiß auS demselben
Grunde, aus welchem der Krystall deS
weißen Zucker, in dieser Farbe erscheint,
nämlich durch die Reflexion und Strah
lenbrechung des Lichtes. Wodurch das
Haar zuweilen in einer Nucht weiß wird,
ist bisher nie erklärt worden. Durch
mikroskopische Untersuchungen solcher
Haare ist allerdings festgestellt, daß die
Farbenkörperchen im Haarrohre entweder
vernichtet oder durch dte LuftbläSchen ver
drängt worden waren, aber warum und
wie die geschehen, konnte bisher nie fest
gestellt werden und wird der Wissenschaft
vorläufig noch ein Geheimniß bleiben.
Ei eue Leder.
Seit einiger Zeit erscheint im deutschen
Handel ein Art Leder, welche nicht aus
Thicrhaut gebildet ist, aber doch zu aller
lei Zwecken benutzt wird, die man sonst
dem Leder zuweift. E wird .Pantasote'
genannt, und die Masse, woraus e ge
macht wird, ist noch ein Fabrikg-Heimniß
E enthält kein Gummi, kein thierischen
Substanzen, ist fast unverbrennlich, sengt
nicht an, ist geruchlo und masserdicht.
Kälte hat keinen Einfluß auf dasselbe, es
wird nicht steif, hart und brüchig; die
Hitze hat ebenfalls wenig Einfluß, fle
macht es nicht weich, noch flüssig. Es
enthält wahrscheinlich eine Mineralsub
stanz und Asbest. E besteht aus 2 bis
3 Lagen Tuch, die mit der Substanz ganz
durchtränkt und durchzogen find, so daß
dieselben wie aus einer compakten Masse
bestehend aussehen; eS hat eine gelbliche
Lederfarbe und ist auf den ersten Anblick
kaum von Leder zu unterscheiden. ES
wird hauptsächlich zum Polstern von MS,
bcln gebraucht und ebenfalls zur AuS
Polsterung von EisenbahnwaggonS, Pol
ftern und Wagenbekleidungen. Der
Preis stellt sich jetzt auf ungefähr die
Hälfte deS LederS.
Erfolgreiche SchatzgrSderei".
In der Umgebung des flzilianischen
OrteS Salemi ist durch Zufall jüngst
eine hervorragende archäologische Ent
deckung gemacht worden. DaS Töchter
chen eines Bauern hatte daselbst eine alte
Münze gefunden, wodurch der Bater auf
den Gedanken kam, er werde einen Schatz
heben können. Einem in jener Gegend
verbreiteten Aberglauben zufolge mußt'
aber da Blut de mde, welche ten
Schatz zuerst berührt hatte, an der Fund
stelle vergossen werden, um den Erfolg
zu sichern. Der Vater war, von Hab'
gier ve, blendet, zur Opferung de Kin
de bereit, die Mutter jedoch rettete e,
indem sie der Behörde Anzeige von dem
Vorhaben ihre Manne machte. So
wurde nicht nur in scheußliche Blut
that verhütet, sondern auch eine verftZn
dige Ausgrabung an der Fundstätte ver
anlaßt. Professor Solina von Palermo
fand die Reste von zwei Tempeln, eine
Todlevstadt mit etwa 500 Gräbern und
darinnen zahlreiche Gesäße und Schmuck
gezenstände, di in da Nationalmufeum
von Palermo gebracht worden sind.
Ein interessante historisch tfnU
hulluug.
Der bekannte Geschichtsforscher Ram
baut bringt in der Revue Bleue eine in
teressante historische Enthüllung über da
Vorleben Napoleon I. Danach hat sich
derselbe anfangs, al er über den Sou
lieutenantSgrad nicht hinauskam, mit der
Absicht getragen, den Degen mit der
Elle zu vertauschen und als Kaufmann
die launische Fortuna zu versuchen.
Vorher hatte er jedoch im Gesuch um
Einstellung in die russische Armee an
General ZoboromSki gerichtet, da jedoch
abschlägig beschicken wurde, weil ein
Reskript Katharina II. verbot, fremde
Offiziere mit derselben Charge ,inzu
stellen. Bonaparte wollte jedoch einen
niedrigeren Grad nicht annehmen. Wenig
später beriefen ihn die Ereignisse nach
Toulon und von dort an di Spitze
Frankreichs.
cht anwrikantsch.
Wie kostspielig mitunter Satzfehler
sein könne, zeigt folgende Beispiel
Al im Jahre 1864 in den Bereinigten
Staaten von Nordamerika ein neuer
Zolltarif aufgestellt und in Druck gelegt
wurde, gelang e einem Konsortium eng
lischer Fabrikanten, die Korrektoren bei
Tarif in der Bundesdruckerei zu be
stechen, daß sie bei der Position .Eisen
bleche" das Komma in einer Zahl ver
setzten und e dahin brachten, daß ver
zinnte Eisenbleche nur fo viel Zoll koste
ten wie gewöhnliche: Da Tollste an
der Sache ist aber, daß der Jr.thum
bezm. Betrug erst im Jahre 1881, also
nach 17 Jahren, entdeckt wurde, nachdem
die Vereinigten Staaten nach angeflell
ter Berechnung 48,995,776 Dollars an
Zollgebühr eingebüßt halten.
Au der gut alt 3it.
AIS der Günstling Jakobs I. und
KarlS 1.. Lord Buckmgham, nach grank
reich kam, um die unglückliche Marie
Hennette nach England hinüber zu ge
leiten, trug er ein Kostüm von weißem
Sammet, mit Diamanten besetzt, im
Preise von 2 Millionen Francs; ein
einziges Fest, das er dem bekannten
Bassomxierre gab, jenem Manne, der
in einem Tage 6000 levesvriete ver
brannt zu hoben sich rühmte, und dessen
letzter Sprößling als Ackerknecht starb,
kostete 150,000 Franc. Einer der Ri
valen Buckingham'S in Bezug auf Ele
ganz, Lord CarliSle, Vicomte von Don
caster, gab in wenigen Jahren mehr IS
12 Millionen nur für seine Toilette au.
TchSnhtit vxrgeht.
Die Frage: .Ist die Schönheit unter
den englischen grauen im Verschwinden
begriffen?" wird in einem aus der Feder
von Frederick Bovle stammenden Auf:
fatz in dem Tezemberhefte der .New
Review" in bejahender Weise beantwer
tet. Nach dem Verfasser traf man in
früheren Zeiten in England überall
schöne Mädchen in großer Zjhl an.
Heute sehe man sich nach ihnen umsonst
um. An den Bankfeiertagen, wo man
an VergnügungSorten. Tausende von
Frauen versammelt sehen kann, müsse
man zu dieser Ueberzeugung kommen.
Die englischen Blätter beeilen sich, hin
zuzufügen, daß Herr Bovle längst auf,
gehört habt, jung zu sein.
Indisch Titel.
Da Wort .Rajah" bedeutet buchstäb
lich .König", doch wird jetzt der Titel
auch Prinzen beigelegt. .Mahirajah'
heißt .großer König"; dieser Titel wird
Noch von solchen oftindischen Fürsten ge
führt, welche einen Rest von Souveräni,
tät bewahrt haben. Das Femininum
von Rajah ist .Rani"; .Begam" heiß,
.Prinzessin", während der anglo-indtsche
Ausdruck für jede Frau hohen Standes
.Begum" ist. .Nawab" (von dem
früheren .Nabob') ist die offizielle Be.
Zeichnung für einen Gouverneur oder
Vizekönig.
Schmeichelhaft.
Bewerber (; der 12 Lhrigen Ella):
.Glaubst Du, daß Deine Schwester mich
gern hat?"
Ella: .Ja, Sie hat Sie sogar neulich
vertheidigt l"
Bewerber: .Vertheidigt? Hit denn
Jemand etwas Schlechte von mir ge
sprochen?"
Ella: DaS nicht, aber Papa meinte
neulich bei Tisch, Sie seien ein Esel, und
da sagte sie, man dürfe Niemand nach
seinem Gesicht beurtheilen.
Boshaft.
Dame: .Man sagt, daß Fräulein
Laura 200. 000 Mark Mitgift in die
Ehe bringt !'
Herr: .Sagen Sie doch ueder Ent
schädigung!"
Mißtrauisch.
.Herr Lieutenant. Ihr neuer Bursche
gefällt mir I Er sieht ja sehr klug aus I'
.O. kenne das. gnädige grau Alles
nur anfängliche Verstellung Kerl
fimulirt Intelligenz!"
Immer gesäZ:t!ich.
Lämml und Fleckele kommen auf der
Börse in Folge GeschSfk-iffereng in
heftigen Wortwechsel, rccbei Läwmle sei
nen Freund mit allerlei Scdia x'worten
beleidiot. Ganz entlüftet läuft Fl,cke!e
zum Börsenoo, stand und frägt: .Brauch'
ich mir da bieten zulassen?" worauf
der Börsenvorftand im reinsten Geschäft,
ton erwidert: .Machen Se G g n
offrtl"
Ulildervng.
Karl: .FrLultin, vor dem Hau steht
ein SchwtinehSndler l"
Gouvernante: .Pfui. Karlchen! Man
sagt nicht Schwtinthäadler, son
dein unartiger Kaufmann l"
Amerikanisch.
Landbesitzer im Westen versuchten all,
Möglich, um Eisrnbahn.Gesellschasten
zu veranlassen, ihr Ltnin so nahe al,
möglich an ihren respectioen Grundstücken
vorbeizuführen. So kam eine, Tage
ein Mann zu dem Ingenieur einer in
Arizona im Bau begriffenen Bahn und
theilte ihm mit, er habe auf seinem
Grund und Boden in Wadt angelegt,
die elbe Chicago genannt und er seif, st
überzeugt, daß da mue Chicago tie
Gartenstadt bald überflügeln wert.
Nebenbei schloß der Mann seine Rede
find Sie dann der Erste am Platze und
können für Ihre Bahnhöfe, Werkstätten,
Schuppen u. s. w. die günstigsten Plätze
aussuchen.
.Wie groß, ist denn schon die neue
Stadt?" fragte der Ingenieur.
,Hm, noch nicht sehr groß, aber si
macht sich schon."
Wie viele Häuser hat denn die
Stadt?"
.Nun, um di Wahrheit zu sagen,
Häuser stehen Oberhaupt noch nicht da,
aber ich bin eben dabei, einen Brunnen
mit ausgezkichnttem Trinkmosser zu gra
den."
Ein laar im kffen.
.Kellner! .Bring. Sie diese Beef.
fteak erst 'mal zum Friseur !"
Im Gegentheil
Nichte: .Daß Du die Lieutenant gar
nicht ausstehen kannst, Tante! Dir ist ge
wih 'mal Einer zu nahe getreten?"
Tante: .Im Gegentheil."
Wohl etwas übertrieben.
(Aus Sachsen) Gas,: .Aber Frau
Wirthin, wie könnin Sie mir denn eine
zerbrochene Kaffeetasse rorsetzen?"
Wirthin: .Nehmen Sie' nich un
giet'g, mei liewer Herr. Mei Gassee iS
isie nebmlich e bischen fehl stak gera
dhen rnd da hat er de Dasse e.izwee ge
b' t!"
kine Abbitte.
.F, thut mir ausrichtig leid, Sie
gestern beleidigt zu haben; Sie dürfen
mir nicht böse fein; ich werde immer so
aüfgeret, wenn ich solche Dummheiten
höre, m,e Ihre gestrigen."
verfängliche Wendung.
StaatSanwalt: .Der Angeklagte hatte
24 Ochsen gestohlen! Vergegenwärtigen
Sie sich die Zahl, das find noch einmal
so viel wie Sie, nieine Herren Ge
schworenen!"
Um jeden preis.
.Bauer, warum laufst denn barfuß im
Schne herum?"
.Ja, 'wissen S', mei Alte giebt nur
dann ' Schnaps, wenn i Leikweh hab'!"
Zu vul verlangt.
Offizier du jour (spät Abends die
in' Gewelr getretene schlaktrunkene
Wache revitirend): .Meier, sehen Sie
nichts?"
Soldat: .Nein. Herr Lieutenant."
Offizier: .Meier, sehen Si immer
noch nichts?"
Soldat: .Nein. Herr Lieutenant."
Okfizin: .Meier, sehen Sie denn
wirklich nicht, daß Sie den Helm ver.
kehrt aus Ihrem dämlichen Kopfe fitzen
haben?"
Richtig.
Ein 84jähriger Wittwer halte ein
18jährigeS Mädchen geheirathct. ' Ein
Zeitung bemerkte dazu: .Als vor einem
Ich' feine Frau starb, glaubten die
Verwandten, er würde über den schmerz,
lichen Verlust verrückt werden. Dits
Vermuthung ist jetzt ingetroffen."
Ein neues wort.
Freundin: .Wie gefiel e Ihnen in der
Frau: .Offen geftanren, gar nicht.
ES herrscht dort, besonders unter den
Frauen, ein gar zu großer Katzengeist."
Belehrt.
Herr: .Mein Fräulein wann ist
wohl der geeignetste Moment, einer
Dame seine Liebe zu gk?hen?'
Jange Dame: .Nach der Hochzeit und
nachdem man erfahren hat, daß eS nicht,
mitgiebt!"
In der Reitiahn.
Herr SonntagSreiter: .Ich möchte
gern ein Pferd haben, auf dem ich ganz
sicher reiten kann." a
Stallmeister (in den Stall rufend):
.Johann, ein Schaukelpferd!"
Auf einer SekundSibarn.
, nder: Sie, Kondukteur, läuft
g7dach'?"bimm-durch' Wag'
Kondukteur: .Nein, Herr, nur wenn',
Bescheiden.
Lieutenant (vor einem Spiegel):
.Donnerwetter, alle Hchachtungl"