Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 28, 1893, Image 11

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    aufrat!
Bon . iK u b o tf
QMf(TA siinrl.4i fÄfmrt f. litt ffti I
4.lVitui ..i, wu.., i-
bta fein dreißigste LebenSj,hr voUcr.ttt.
E ttt di, eine wunderbare Zeit für die
Menschenseele. Man fühlt stch noch
jung ; doch gereist und voll Kraft, e
scheint, als ob die Welt mit all, ihren
Schätzen f Qr un! daliege, wir brauchen
nur die Hand darnach aukzuftrecken. Die
ahn ist frei. Und da, leichle Spie! der
Phantasie wirst glänzende Funken nach
allen Seiten hin.
Ja die gehobene Stimmung Sorma',
von dem soeben ine bahnbrechende Erfin
düng veröffentlicht wurde, siel ein geisti,
ger Genug, der ihn mächtig erregte, da
astsvtcl der hochbegabten Schaufpie
lerin Anna Millnar, vom Hoflheatcr der
Residenz. I Antrittsrolle hatte sie
Gretchen im Faust gewühlt und entzückte
da ganze Publikum. Sorma, für wel
che gerade diese Gestalt von dem hoch
gen poetischen Zauber umfloffen war,
folgte jedem Worte der Künstlerin mit
einer Spannung, wie er sie niemall zu
vor empfunden hatte. Er vermochte
nicht zu entscheiden, in welcher Szene sie
ihn am meisten gefesselt hatte, zuletzt
schienen ihm die Worte, wenn sie von
dem verstorbenen Schwesterchen spricht:
Dei Kleinen Wiege stand zur Nacht
n meinem Bett', eS durfte kaum sich
regen,
War ich erwacht;
Bald mußt' ich' tränken, bald eS zu mir
legen,
Bald, wen' nicht schwieg, vom Bett
ausfteh'n,
Und tänzelnd in der Kammer aus und
nieder aeh'n,
Und früh m Tage schon am Waschtrog
steh',
ai die köstlichsten. Solcher Friede,
solche Einsalt, ein so unschuldsvolle
Walten sprachen sich darin au, sorma
fehlte nun in keiner der Vorstellungen ;
er sah Anna Millnar al Klarchen,
Emilia Galolti, Kathchen von Heil
bronn, Lorle, Katharina in der bezähm,
ten Widerspenstigen, Julie in Vhzke
speare'I LiebeStragödie und zuletzt noch
mal al Gretchen. Nach dieser Vor
ftellunq qerieth er In eine Aufregung, die
ihm lerne Ruhe finden ließ ; er muhte
diese holde Geschöpf sein eigen nennen,
denn daß sie eben so rein als hochbegabt
sei, war ihm gewiß. Hier in der Refl
deoz gedachte er Anna nicht aufzusuchen.
in ihrer Häuslichkeit wollte er sich ihr
nähern, allmählich gestehen, wa in sei
ner Seele vorgegangen wäre. Alle
Ehren, welche Universitäten und wissen
schaftliche Körperschaften auf ihn gehäuft,
er würde sie zu ihren Füßen legen, die
Künstlerin dürfte de neuen, ebenfalls
glänzenden Namen, den er ihr bot, mit
berechtigtem stolze stch erfreuen.
Die nahen Universtlätsferien gaben
ihm Zeit, der Holden sich ganz zu wid
men. Bald traf Sorma in der Haupt,
ftadt ein und suchte Anna auf, die den
berühmten Gelehrten, den schönen statt!
Iichen Mann mit der größten Lieben,
Würdigkeit empfing, r bekannte ihr,
welchen Eindruck ihre Darstellungen auf
ihn gemacht, und wie er die Zeit ersehnt
habe, nicht nur die Künstlerin, fondern
auch da edle Mädchen rennen zu lernen
Dann sprach er aus, wie e ihn erfreut,
daß sie weder in den unsittlichen Schau
spielen der französischen Autoren, noch m
Dramen wie. Hedda Gabler-, Sodom'S
Ende-, .Die Gespenster" aufgetreten sei.
ES würde ihn schmerzlich berührt haben,
wenn sie Gestalten gleich der Kamelien
dame oder Francillon in ihr Repertoire
aufgenommen hatte. .Denn kem St-
ringerer, fuhr er fort, .al unser edler
Dichter Schiller sprach es au, daß die
Bühne eine moralische Anstalt sei; sie wäre
der gemeinschaftliche Kanal, in welchen
von dem denkenden, besseren Theile des
Volke da Licht der Weisheit herunter
strömt, und von wo au e sich durch den
ganzen (Staat verbreitet. Nichtigere Be,
griffe, geläuterte Grundsätze, reinere Ge
fühle fließen von hier durch alle Adern
de Volke.'
Sorma kam täglich, immer reizender
erschien ihm Anna kunstvoll ge chmuSteS
Heim, in welchem sie mit dem ganzen
auber der errin waltete, und er
täuschte stch auch darin nicht, daß seine
Besuche ihr die liebsten waren, durch ein
sehr schseS Gehör begünstigt, hatte er
vernommen, daß Anna Zose, wenn er
dort eilte, Personen abmie unter der
Angabe, daß sie mit dem Einftudnen
einer neuen Rolle beschäftigt sei. Die
eit verrann wie aus Flügeln daoonge
tragen. Bald fehlten nur noch wenige
Tage und er mußte scheiden. Nun war
e geboten, zu sprechen; bevor er diese
Mal zu Anna ging, trat er tn va Ve
schäftSlokal eine Juweliers, der durch
den seinen Geschmack seiner Arbetten weu
bin berühmt war. Hier wählte er einen
kostbaren Ring, in der Mitte durch einen
Diamant geziert; diesen wollte er ihr
beim Beatnn der unterrevung ichenten.
gleichsam al Dank für die Kunstgenüsse,
die nna ihm tn ver Neftvenz gevolen.
War die Holde ihm geneigt, so eilte er
nochmals hierher, um einen Goldreif als
Brautring zu erstehen. Ehe Sorma den
n . -t : . c st...,!; In. h.n
uircn vciiicjj, vcuuiyittt n uwui v
jqflne tn lever an und norm errreuie
1 iijn vvu -cjcumubiiuMty iiudvvuui wit
I ff (Q.MIIlat,.M.M. . ... &Aff; MAM
Rubmen und Brillanten. Der Juw?
lier, geschmeichelt durch da Lob, sagte:
.Ja, e ist eine gelungene Arbeit, ich
hatte noch ein zweite?, diesem sehr ähn,
licht Kollier, da in dem letzten Früh,
jähr der alte GrafKaltenborn, einer un,
serer reichsten Lebemänner, gekauft hat.'
.Wie theuer ist ein solche Kollier?'
.Es kostet 4000 Mark.'
Sorma suchte, nachdem er kurze Zeit
mit Anna gesprochen hatte, eine passende
Einleitung, um den Ring anbieten zu
dülsen, und drück! seinen Beisall dalüter
au, wie hold sie al Gretchen die Freude
über ten prächiigen Schmuck geäußert
hde.
.Ich laee fcchrnucriachen eyr, perr
Professor! Meine Eltern waren einfache,
arme Leute, mein Vater Eisenbahn
Schaffner: er starb früh, und die Mut,
ter arbeitete sür eine Modistin, die eine
sehr feine Kundschaft hatte. Ach, wie
beneidete ich die grauen, vte iq mit röfl
lichen Juwelen geschmückt sah, denn ich
kam oftmals im Auftrage der Modistin
zu ihnen hin. Die Mutter erlebte e
noch, daß ich einige Schmuckjachen em
xfing, und erfreute sich daran; nun sie
stetig sich mehren, ist Niemand da, dem
ich sie zeigen und meine Luft ausdrücken
kann.
.Lassen Sie mich sehen, wa Ihnen
geschenkt worden ist, splter will ich Ihnen
auch etwa vorlegen.
.Gut. so hole ich meine Schatze!' Au
dem Nebenzimmer brachte nun Anna
einen Kasten mit allerlei kleinen und
größeren Etui von schön gepreßtem sei,
nen Leder.
.Ich will mit dem Einfachsten begin.
nen. vat zvcaoqen on,nele ein mm
und nahm eine Breche herau, die drei
Veilchen, durch Amethyste gebildet, dar
stellte. Diese Breche erhielt ich von
jungen Damen au einem Mädchen
penstonat; sie hatten mich al Lorle ge
sehen, ihre Sparbüchsen geschüttet,
und sendeten mir da Geschenk, begleitet
von einem allerliebsten Briefe.'
.Und wie drückte Sie dann ihren
Dank au?'
.Ich ging zu den jungen Mädchen
und de'lamirte nach ihrer Auswahl
einige der schönsten Gedichte von Schiller
und Goethe.'
.Da ist hübsch!' rief Sorma er
freut, .dies Geschenk muß Ihnen sehr
lieb ein.
Anna öffnete nn ein größeres Etui
und nahm ein kostbare Armband her
aus.
Diesen henlichen Reif sendete mir
eine reiche, junge Dame, deren Bräuti
gam auf einer wissenschaftlichen Elpedr
tion seinen Tod gefunden hatte. Sie
vertheilte nach diesem Trauerfall alle
ihre Schmucksachen, die, wie fte äußerte,
keinen Werth mehr für sie besäßen; denn
sie gedachte sich aus ihrer Gesellschaft
zurückzuziehen. Mir schickte die Dame
oaS Akmband, weil sie begleitet von dem
Geliebten an oem Tage vor seiner
Abreise, mich alS Julie gesehen hatte
.Fräulein, wie tief muß dieses Ge
schenk Sie gerührt und bewegt haben!
Mich ergreift eö selbst, daß ein junges
Herz allen Tand und Putz von stch weift,
nun der schönste, unvergänglichste
schmuck ihre Leben für immer ver
loren ist."
.Jetzt hören die Geschenke der Frauen
auf, und die Henen der Schöpfung kom
men an die Reihe. Diesen Ring,' sagte
Anna und wieS aus einen prächtigen hin,
.schenkte mir der Intendant des Hof,
theater zu W,, der auch Schriftsteller
ist, und für den ich eine seiner Rollen zu
vollster Zufriedenheit gespielt hatte. Die
nun folgende Brachen, Armbänder und
Ringe sind theils von gekrönten Höup
tern, an deren Hoftheatern ich gaftirt
habe, oder die mich zu belohnen wünsch
ten, wenn ich einmal für eine plötzlich er
krankte Darstellerin telegraphisch hinbe
rufen wurde Mein schönster Schmuck
qegenftand ist die Collier,' Anna
öffnete da größte Kästchen, .da mir
ein reicher Macen, der Graf von alten-
born, in diesem Frühjahr überreichte.'
.Wie dankten Sie dem Herrn?'
Ich wollte, denn eS ist ein alter Hen,
ihm die Hand küssen, allein das litt er
nicht, ich mußte ihm einen Kuß geben.'
Sorma fiel e ein, daß der Juwelier
den Grafen IS einen Lebemann bezeich
net hatte, und der Kuß machte auf ihn
einen peinlichen Eindruck. Er fand au
genblicklich kein paffende Wort der Ent
gcgnung und sagte zerstreut: .ES ist ein
kostbares Collier."
.Jawohl, es kostet 4000 Mark.'
.Wie erfuhren Sie das, Fräulein?'
Nun, ich fragte nach.'
Würde sie auch nach dem Werthe seines
Ringes sich erkundigen, nachdem er ihn
überreicht hatte? Es war Sorma, als ob
ein Nebelstreis stch über da Antlitz des
reizenden Mädchens legte und ihre Züge
verwischte.
.Ich muß Ihnen eine sonderbare Ge
schichte erzählen,' begann er nun, .die
sich bei meinem letzten Aufenthalt in
Paris im vergangenen Herbst ereignet
hat. Vor etwa zehn Jahren war ein
armes Mädchen von geradezu blendender
Schönheit dorthin gekommen; man wollte
später erfahren haben, daß ihr Vater
Fabrikarbeiter in Lyon gewesen sei, und
sie hatte sich Rose Delvon genannt. In
kurzer Zeit schwang Rose sich zu einer. . .
zu einer Berühmtheit empor. Sie muß
wohl viele Männer ruinirt haben, denn
sie besaß außer einer kostbar möblirten
Villa mehrere Wagen, Pferde und reich,
liche Dienerschaft. Zuletzt kam ein
schöner Mann nach Paris, ein ausmärti,
gcr Fürst oder Millionär man hat sei,
nen Namen und Stand nicht erfahren
und wollte Rose allein besitzen. Sie
sollte als fein Weib ihm folgen in fein
Vaterland. Das Mädchen, von seiner
Leidenschaft ergriffen, gab ihre Zuftim
mung und verhandelte einen ganzen
Nachmittag mit einem RechtSanmalt.
Am nächsten Morgen trafen mehrere
Kisten ein, welche die Reifetoilette nebst
allen nöthigen Wäschestücken enthielten.
Rose kleidete sich mit Hülfe ihre Kam
mermädchenS um, so daß kein Stück aus
ihrem früheren Besitz an ihrem Körper
blieb. Dann fuhr ein Wagen vor, der
klnflize Gatte holte sie ab und man hat
nicht mehr von ihnen gehört. In dem
Schriftstück, daß der gesetzeskundige Hen
verfaßt hatte, war von Rose verfügt
worden, daß ihr ganzer Besitz versteigert
werden solle. Eine große Summe des
Erlöse frei einem Fabrikarbeiter in Lyon
zu, da Uebrige verschiedenen wohllhäli,
gen Ansialten. Vier Tage nk )m allein
der Verkauf der vielen Juwelen in An
sxruch. und e befanden sich unter diesen
Werthgegenkiändea auch zwei Gebetbücher
mit echlen Perlen verzielt.'
.WeSyalo erzählen sie mir elgentlia)
diese Geschichte?' fragte Anna, nachdem
der Professor geendet.
.Well ich Ihre Meinung darüber hören
wollte, ob Sie glauben, daß Rose De,
lyon, nachdem sie Alle abgelegt, wal
ihren Körper bisher eingehüllt hatte, nun
auch mit fleckenloser Seele vor dem er
wählten Manne stand!'
,Ene derartige Fra habe ich nicht
erwartet '
.Ihr Erstaunen ist ein gerechtes,
Fräulein; verzeihen Sie einem Mann,
besten Seele in einem Aufruhr sich be
findet, der ihn verhindert, klar zu formn
liren, was er zu sagen wünscht. Zuerst
möchte ich jedoch einen Ring Ihnen über,
geben, den ich Sie bitte, al geringen
Dank sür all' da Herrliche anzunehmen,
da Ihre Kunst vor mir erstehen ließ.'
Sorma athmete ties und schwer, al er
da Etui mit dem Ringe überreichte. Sie
öffnete e nicht, die Ausregung, in der er
sich befand, theilte sich auch ihr mit, voll
Spannung erwartete da Mädchen seine
nächsten Worte.
.Ich kam hierher und gedachte zu
sagen: laß un einander lieben und nicht
von einander scheiden, so lange Leben in
un ist! Du giebst mir viel, den reichen
Geist, den Zauber der Jugendschöne,
da unentweihte Herz, ich nehme Alle
al ein Gnadengeschenk de Himmel an
und will treulich den Schatz hüten. Denn
auch da Glück ist eine Frucht, die sorg
same und weise Abwartung verlangt
Ich halte Dich so hoch, daß Dein einfach'
Wort mir gleich dem Etdschwur der
Besten ist. Darum sollst Du nur Eine
mir sagen: war der Kuß, mit dem Du
da Geschenk des Grafen Kaltenborn
lohntest, der einzige, den er von Dir er
halten hat?'
Die Röthe, die bei den ersten Worten
des Professors die Wangen Anna'S über,
haucht hatte, war schnell einer tiefen
Bläffe gewichen. Sie glich einem schönen
Marmorbilde. Ein Zitiern, da ihren
Körper durchlief, gewaltsam bemeiiiernd,
antwortete sie langsam, doch ruhig: .Sie
sind ein edler Mann und kein lügnerisch
Wort soll diese Stunde entweihen. Das
arme, alleinstehende Kind des Volkes
fand nicht immer die Kraft, allen Ver
lockungen, die an sie herantraten, zu
widerstehen. Jktzt dessen dürfe Sie
versichert fein, und da ist der Segen
Ihre Erscheinens wird sie, ohne zu
schwanken, auf dem rechte Wege behar
ren. Ihre Gattin vermag sie nicht zu
werden.'
Sorma schien eS, als stände er vor
einem Abgrund, in dem das Köstliche
versank, daS ihm erschienen war, und er
durfte die Hand nicht ausstrecken, um eS
emporzuziehen.
Mühsam, in tiefem Schmerz brach eS
von seinen Lippen: .Haben Sie Dank
für Ihre Aufrichtigkeit! Gott sei mit
Ihnen!'
.Leben Sie wohl!'
So trennten stch die Beiden.
Al die Thür sich hinter Sorma ge,
schlössen hatte, bedeckte Anna die von
Thränen überströmenden Augen: ,0,
warum mußte e zu spät sein!'
Der englische WethnachtSpudding.
Zu Weihnachten in England spielt be,
kanntlich der Plumpudding eine große
Rolle. Am Bereiten desselben nimmt die
ganze Familie theil; selbst da jüngste
Kind muß dabei fein, und der Schul,
knabe hält eS nicht unter feiner Würde,
Hilfe zu leisten, die hauptsächlich darin
besteht, daß er von den Roflnen und dem
Citronat nascht;' Jeder im Hause muß
helfen, den Teig zu rühren, wenn er An
sxruch auf ein glückliche Jahr haben
will. Diesen Brauch muß wohl eine
überbürdete Köchin gestiftet haben, um
einen Theil ihrer Arbeit von stch adzu
wälzen. In manchen Haushaltungen ist
daS PlumpuddingBacken keine Kleinig,
keit. ES gibt Hausfrauen, die fünfzig
Pfund Teig dazu mischen, um dreißig bis
vierzig Pudding zu machen, diese zwei
Tage lang in einem ungeheuren Kessel
kochen und sie dann in die Vorrathökam
mer hängen. Zu dem Geburtstag oder
sonst einer festlichen Gelegenheit wird
einer dieser Pudding vom Hake genom,
men und noch einmal gekocht. Selbst tn
Indien, wo die große Hitze diese schwer
verdauliche Speise noch schwerer verdau,
lich macht, sogar in Australien, wo
Weihnachten in die Mitte des Sommer
fällt, bestehen die Engländer darauf,
ihren Feftpudding zu essen, al fei die
eine Pflicht, eine religiöse Ceremonie,
die um keinen Preis versäumt werden
darf.
Da diese Pudding sich nicht allein eine
ungemein lange Zeit halten, sondern sich
auch noch durch Altmerden verbessern, so
bekommen die englischen Kolonisten ganze
Kisten voll von ihren Verwandten aus
England geschickt, denn alle Welt ist der
Ansicht, daß kein Plumpudding so gut
schmeckt, wie der .zu Hause' gebackene.
Beim Essen des Puöding am Weih,
nachtSIage finden gewisse abergläubische
Ceremonien stalt. Ein Ring, ein Sir,
pencestück und ein silberner Fingerhut
sind hineingethan worden. Und jeder
dieser Gegenstände hat eine prophetische
Bedeutung für diejenige Person, auf
deren Teller er sich einsinket. Wer den
Ring bekommt, wird laut der Proxhe,
zeiung noch vor Ablauf des Jahres hei,
rathen; die Münze bedeutet Reichmerden
und der Fingerhut Ehelosigkeit.
Dieser hochdedeutsame Pudding, der
ietS mit einem Siechpalmzweige verziert
st, wird, von der bläulichen Flamme
eben angezündeten CoanacS umsoielt.
,u Tische gebracht. Seinen mystischen
?hina?tcr behält er auch noch im abge
kühlten Zustand, wo ihm die Macht zu
geschrieben wird. Liedesangelegenheiten
zum Abschluß zu bringen, und gar man
cher Heiralhzantrag itf über einem Tel
ler Plumxuddinz gestellt worden.
Türkische Strafe.
Im Jahre 1839 kam ein Fremder von
großer Körpeischönheit nach Jean d'Acre
und fand Stellung bei dem Kaufmann
Ben-Naiffa; er hieß Ludwig Paläftrino
und war ein Venetianer. Eine Tage!
trat ein blühendes Mädchen von fünfzehn
Jahren in sein Kabinet und zeigte ihm
die blutunterlaufenen Streifen auf ihrer
Schulter, welche die Peitsche des Ha
remSmärterS dort zurückgelassen hatte.
.So wurden alle Frauen de Harem
gezüchtigt.' sagte sie. .weil der Kaffee,
welchen Ben'Raiffa heute Morgen trank,
nicht stark genug war.' .Und röcht
Ihr Euch denn nicht?" fragte der Vene
tianer. .Wir Alle wollen Deine skla,
innen sein, so Du un an Ben-Raiffa
rächst!' .Morgen werde ich die Rache
vollzogen haben," erwiderte Palöftrino,
.dann erinnere Dich aber auch Deine
Versprechens." Am andern Tage, als
Ben-Raiffa vom Opiumgenusse berauscht
in süßen Träumen schwelgte, empfing er
von der Hand des Italieners drei todt
liche Stiche in die Brust: Der Mörder
eilte in den Harem und verkündigte seine
blutige That. Alle Frauen eilten herbei
und hielten Rath, wie sie ihren Rächer
retten möchten. Da sprach Flamina,
lene sünfzehniuhrige Mädchen: ,E be
steht ein Gesetz, welches jedem Ver
breche? das Leben verbürgt, wenn ein
Sterbender den Pascha darum bittet.
Hier ist eine solche Bitte, überreicht sie
dem Statthalter des Sultans!' Dann
zog sie einen kleine Hanar aus dem
Busen und stieß sich denselben bei den
Worten tief in die Brust: .Ich sterbe,
doch sein Leben wird erhalten!" In die,
sem Augenblicke drangen die Soldaten
de Pascha ei und bemächtigten sich
de Mörder.
In der Türkei ist die Justiz schnell; ist
das Verbrechen festgestellt, so folgt der
Urtheilsspruch sofort und diesem auch
augenblicklich dieErekution. DeS Mor
des überführt, ward Palästnno verur
theilt, am Spieße zu enden. Da brachte
man dem Kadi die Bitte der sterbenden
Flamina und da Leben des jungen
Mannes war gerettet. Der Kadi sprach:
.Ich darf Dich nach dem Koran nicht
mit dtm Spießt bestrafen, ich muß Dein
Leben schoen, doch kann das Verbrechen,
welches Du an einem gläubigen Musel
mann begangen, nicht unbestraft blei
ben. Dn fällst mit dem Leichnam Dei
neS Wohlthäters zusammen geschmiedet
werden, Du sollst ihn auf Deinen Schul,
tern tragen, bis Azrael Dich von der
Erde abruft."
Diese furchtbare Strafe ward cn dem
Italiener vollzogen; er mußte Die Leiche
jahrelang mit sich herumschleppen und
ward, um setner Last nicht zu erliegen,
sehr gut gespeist und getränkt. Als die
Kanontn des Admirul Rapier von St.
Jean d'Acre ertönten, als ihre Mauern
unter den Kugeln der Engländer zersplit,
terten und endlich die Bewohner und die
Vertheidiger auS der Stadt flohen, da
öffneten jene Haremsfrauen den Kerker
des Italieners und nun bot sich den Augen
der Eroberer ein wunderbares Schauspiel
dar. ES nahete sich ihnen ein junger,
kräftiger Mann von großer Schönheit,
doch blaß wie der Tod. Er trug auf
feinen Schullern das entfleischte Gerippe
eineS ManneS. Die Sieger befreiten
ihn von feiner entsetzlichen Last, er fand
Aufnahme auf einem Schifft und segelte
nach Italien zurück, wo er sein Leben im
Kloster deS Posilipp beschloß.
Weihnacht aus hoher Tee.
Nahe am Aiquator auf hoher See
dampft ein deutsche Kriegsschiff den süd,
lichen Himmelsstrichen zu. Af Deck ist
alles von größter Sauberkeit und Ord
nung, spiegelblank sind die Metallbe
schlage, und die Kanonen sehen so harm
los und nobel aus, als könnten sie gar
kein Unheil anrichten mit ihrem großen
Mund.
Um eine dieser Ungethüme hat sich
gegen Abend eine Anzahl Matrosen ge
sammelt und ihr lautes Lachen beweist,
daß e äußerst heiter zugeht in ihrem
Kreise.
.Paßt blot ux, KinningS," hebt ein
Mecklenburger an, .glicks geiht dt Süvn
in't Water, wat dal woll for'n Damp
malen ward, wenn de groteFürrklumpen
utlifcht!"
.Du, Jochen Dickmelk," ruft ein
Landsmann, .hier geiht dat anner, aS
bi uns to Lann'. Ick segg, Lüd, de oll
Sünn supt dat ganze Water ut un wi
sitten up't Drög. Se het sick gor to heit
lopen den Dag ewer.
Alle sind höchst aufgeräumt, bis auf
eine jungen Mann, der ziemlich klein
laut an einem Balken lehnt.
.Holla, Brüderchen," ruft ihm ein
Weftfale zu, .bist wohl f-chwermöthig,
weil du noch keinen S-chaunbart haft.
Sei f-chön geduldig, vielleicht s-chenk! dir
einer einen zu Weihnachten."
.Sei vergnügt, Kamerad, ruft ein
Schlesier dem jungen nachdenklichen Ma
trosen zu, .und laß dir beim Schnei,
der deine Sorgenfalten aus der Stirn
bügeln."
Alles lacht und selbst der am Balken.
Inzwischen hat einer eine Ziehharmonika
geholt und alsbald beginnt die ganze Ge
sellschaft:
O Tannebaum, o Tannedanm,
Wie grün sind deine Blätter.
Aber ein Berliner wirft dazwischen:
.Mit den Boom. Kinder, is det man
Essig, e müßte denn jerade der Herr
unlerueutenavt Jraf von und zu Feder
stein feinen Stammboem dazu herjeben.'
So lachen und scherzen sie, bii alle
unter Deck müssen. Der Berliner nimmt
de jungen Nachdenklich.'n unker den
Arm und spricht zu ihm. .Laß man
jut sind, oller Junge, ick weeß ja, du bist
det erste Mal fort von Haufe zu Weih,
nachten, un deine ollen Eltern sitzen
alleene in ihrtm Stübken. Aber siehste,
Kamerad, ick meene, mang die janze
Jesellschaft hier uf Schiff iS nich ner
mang, der heut Abend nich nach Hause
denkt. Die könne alle noch lang nich
schlafen und denken noch lang an den
WeihnachtSboom bei Muttern, an den
Schatz und an die Heimath".
.Aber da versieh ich gar nicht, wie
man da so sidel sein und so tolle Witze
machen kann I'
.Kamerad, merkste denn jar nischt?
Ick habe de tollsten Witze gemacht und
habe dabei doch an nischt gedacht, wie an
meine Vauline in Berlin in de Stralauer
Straße mit Heiterkeit und Unflnn
: i . t . s.i..nii: rt.i .
iiycn ioii uns vr cynuaiigcn jcuuiuca
au 'n Kopp im aber jut Nacht und
träume schön von Weihnachten zu Hause.'
Ihre letz Rettrade.
Eine drollige Anekdote von der alten
Köchin seiner Mutter und König Friedrich
Wilhelm IV. erzählt Georg Eber in
seinen künllai erschienenen Lebenserinne,
rungen. Frau Marx oder die, Manen",
wie sie sich nannte, war halb erblindet
und wünschte in ein Stift zu treten, wozu
e der Bewilligung seiner Maie tät be
durste. Sie Halle vor vielen Jahre bei
einer gräflichen Herrschaft den König als
junge Prinzen, wie sie versicherte, ,but,
tern" gelehrt, und daraushin wurde ihr
von den Angehörigen Ebers ein Bitt
schreiben ausgesetzt. Die reichte sie dem
König im Schloßhof in den Wagen, und
aus seine Frage, wer sie sei, erwiderte fle:
Ick bin ia die olle Manen Eure
Ma estät sin meine letzte Retirade...
Da Diktum wurde Eber Mutter von
dem Adjutanten, der dann kam, um sich
nach der Bittstellerin zu erkundigen, mit
getheilt. Ihr Wunsch wurde ungesäumt
erfüllt.
Au Lesstng's Lede.
Hochbetaat lebte noch in den fünfziger
fahren tn WolsenvUtket öte ein lige Aus
Wärterin von Gotthold Ephraim Lesstng.
Einige jüngere Verehrer, so theilt Mar
Ring tn der .We er Zeitung' mit, ua
ten die uralte Frau auf, um manche
Nachrichten über da Leben Lesstng'S aus
ihrem Munde zu vernehmen, unter An
derem richteten sie auch zufällig dit Fragt
an sie, ob Ltsfing geraucht habe. Hterau
antwortete die Matrone in ihrem platt:
deutschen Dialekt: .Hei harre nix, h
kunne n!x und Lochte ok nix, der chmö
ken dau hei'n ganzen Dag!" (Er hatte
nichts, er konnte nichts und taugt auch
nichts, aber rauchen that er den ganzen
Tag.) Jedenfalls war die AufwSnerin
auf ihren berühmten Herrn nicht allzu
gut zu sprechen.
Slin schrecklicher Spuk.
Leidem Bildstock an dem Kreuzweg
Sitzt ein Geist aus einem stein,
Und er säbelt Nachts beim Mondschein
Hastig eine Nadel ein.
Wer ihn sah, der fragt mit Schaudern
.Wer mag dieser Spukgeist sein,
Und warum bei Nacht und Nebel
Fädelt er die Nadel ein?!'
' ist ein alier Junggeselle,
Der hier spukt trotz Sturm und Wind
Er muß seine Hosen flicken.
Weil sie arg zerrissen sind!
Darum bleib kein Junggeselle,
Heirath' lieber noch bei Zeit,
Er muß seine Hosen flicken,
Bis in alle Ewigkeit!
vas leben ist der Güter höchstes nicht.
Fiel ein Matrose über Bord.
Mit Mühe nur ward er gerettet
Und halb erstarrt aus'S Deck gebettet.
Bald kam er zu sich; alles wünscht ihm
Gwa,
Daß mit dem Leben er davongekommen.
Er aber führt die Pfeife schnell zum
Munde,
Die krampfhaft er im Sturze festge
halten.
Und als vergebens er 'nen Zug gethan.
Brumme er: .Dat Düwelsding iS doch
utgan!"
Lin guter Kerl.
ii,: -3I6cr Mann wenn Du sbs
lolut nl eaen tanaen munt. lo bringt fit
meningenS um I'
ffr- KSllt mir nickt ein I Meibt Du.
e ist so ein erhebende Gefühl Jemand
va reven zu i,cyenre r
Schnell geholfen.
Sepp und Michl, die in einem Gast
hause schon mehrere Stunden zechen,
hören aufmerksam zu, wie ein anwesen
der Arzt mehreren Gästen die Ent
ftehungsursache und die Folgen einer
Krankheit erklart und dabei mit den
Worten schließt: .Ja, glauben Sie mir,
meine Herren, diese Krankheit, welche
meist einen tödllichen Ausgang nimmt,
entsteht einzig und allein von z u vielem
Sifcenl"
.Sepp", sagt Michl ängstlich,
.g'schwmd, steh'n ma' aus!"
vor sichtige Einladung.
...Bitte, HenFurioso, spielen Sie
uns etwas vor. . . aber nicht wahr, Sie
hören dann auch wieder aus?"
Die Schlußabrechnung deS Ge,
lammtausschuffes deS 9. bayerischen Bun
deSTurrfesteS hat ein sehr befriedigen
de Resultat, eine Reingewinn von 4491
M. 92 Pf., ergeben, von dem 4200 M
dem TurnhallenbaufondS in Passau über,
wiese wurde.
Bedenklich.
Ehef (rn dem neuen Rlisenden):
.Unsere Firma heißt also: Müller, Pap.
pelman u. Döllingkr."
Reisender: Mein Gott, vi ma ka
auSgesproche hat, ist man ja längst hin
ausgeschmissen!'
Bescheiden.
Aurufer: .Hier ist da große Rhino
zero zu sehen. Nur zehn Pfennige sür
d'e Person.'
Schusteriunge: .Lassen Sie mir vor
ünf Pfennig 'rinn, ick kiek et bloß mit
een Orge an."
Aufreibend.
.Wa treiben Sie jetzt?'
.Nicht !'
.Und Ihr Herr Bruder!'
.Der hat die Filiale davon über
nommen.
Ein Ersatz.
,WaS trinkst denn soviel Bier, Resei ? '
.Wenn i immer sitzen bleib und nit
5 um Tanzen summ, will i wenigsten
oam gebracht aerd'n!"
Ucderdoten.
.Sie. haben Sie schon den Kunst
Taucher im Zirku qesehen, der bleibt
vier Minuten unter Wasser!'
.Da ist aar nichts! Ich hab' mal
einen gesehen, der ist gar nicht wieder
'raufgekammen!"
Bei Tische,
Mutter (tu ihrem Sohn, welcher von
der Hochschule zum Ferien zu Haufe ist):
.Aber, um' Himmelswillen, Arthur,
Du trinkst ja den theuern Wein geradezu
wie Wasser l'
Arthur: .Schau. Mutterl, da ha t Du
Dich einmal gründlich g, täuscht, denn so
viel Wasser brächt ich beim besten Willen
nicht hinunter."
Unüberlegt.
Lehrer: .Fritz, wenn da so fort geht
mit Deinen dummen Streichen, dann
seh,n wir un noch im Zuchthaus wie
der."
Treffend.
.Sehen Sie, Minna, diesen Staub
aus den Möbeln, der liegt da schon ein
halbe Jahr...."
.Wenn der Staub da schon a halbe
Jahr liegt, hab' ich keine Schuld daran,
nä' Frau, ich bin ja bet gna' Frau erp
rei Monat im Dienst."
Ein solgsamer Patient.
.Erlauben S' Herr Huber, warum
uehen S' denn Ihre Cylinderuhr g'rad
immer nach'm Mittagessen aus?"
.Wegen meiner Gesundheit. Mein
Hausarzt hat g'meint, ich soll mir nach'm
Mittagessen jedesmal eine kleine Bc
wegung machen!"
Knfant tcrrible.
Fritzchen (wird von der Mama geküßt,
nachdem er ein Neujahsgedicht aufgesagt
hat): .Ma, kriegt mann immer eine
Kuß, wenn man ein Gedicht aufgesagt
hat?"
Mutter: .Gewiß mein Kind!"
Fritzchen: .So? Dann hat heute früh
unsere Köchin dem Papa auch eins aufge
sagt.'
vom Exerzierplätze.
Unteroffizier: .Fußspitzen zusammen,
Kerl, damit ich sehe, wie krumm Ihre
Beine sind! Herrjstt. da kann man ja die
ganze Erdkugel durchschieben!"
Unverwüstlich.
Hausfreund: .Weißt Du, Eugen,
ganz offen glftanden, ich danke Gott,
daß Deine Schwiegkrmutter in der Ecke
etwas eingeschlummert ist; feit einer
Stunde hat ja ihr Mund nicht einen
Augenblick stillstanden."
Junger Ehemann: .Kräh' nur nicht
zu fiüh, mein Lieber, die spricht sogar
auch im Schlafe."
Aus der Lltule.
Lehrer: .Das schönste Lied vom Rhein
habt Ihr mir aber noch nicht genannt.
Welches meine ich. wer weiß es?"
Jaköbchen: .Ich weiß es, Herr
Lehrer!"
Lehrer: .Seht d, das kleine Jaköb
che beschämt Euch alle. Nun, wie
heißt eS?"
Jaköbchen: .Komm' Se rein,
komm' St rtin, komm' Se rein,
komm' Se rein i die gute Stubt!"
Metamorphose.
A.: .Na, wie gehtS denn Jhnm Nkf
fen, dem Studenten?"
,B.: .Hm, wissen Sie, seitdem der
ftudirt hat er sich sehr zu meinem
Nachtheil verändert."
ländliche Ansicht.
Bauer (dessen Sohn auf Ferien mit
beim Heumachen ist und stch sehr unge
schickt anstellt): .Jetzt hat sich der arme
Kerl ganz dumm ftudirt!"
Unmöglich.
Richter: .Sie sollen bei der Streitig,
keit mit einem Hausschlüssel auf den
Zeugen eingeschlagen haben!"
Angeklagter: .Mit dem Hausschlüssel,
unmöglich. Hen Richter ich bin ver
hcirathet!"
Immer patriotisch.
Maler: .Wünschen Sie Ihr Bild in
Otl gemalt?"
Fräulein: .Ja, aber ich bitte Proven
cer Oel, meine Mutter war Französtn."
BrÜNN. Der ordentliche Professor de
Brückenbau, I. Brick. ist in gleichen
Eigenschaft an die Technische Hochschule
zu Wien gekommen.