Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 21, 1893, Image 11

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    Madame Faustine's Diamanten
)laä) dkm vngliichm ton Vilhe'.mine
o. JtaiifitftlbJtonor.
Im Empfangszimmer eines kleinen
Haufe in Mauiair saßen zwei hübsche
Dame, in eifr gek Gespräch vertieft.
Die filtere der Beiden, Frau Fe:hkr.
ton, war bemüht, ihre jüngere Gesähr
tin mit eindringlichen Worten zum Kaufe
eine DiamantiHatSbande zu bewegen,
während sie, um die Unentschlofsenheit
der Freundin gänzlich zu besiegen, ein
LederkZflchea au der Tasche zog, dem.
selben eine prachtvolle Rtviere entnahm
und deren Steine, von reinstem Wasser,
in verführerischer Weise vor Clara gor
reft'I Augen funkeln lieh.
.Und da sollen falsche Edelsteine
sein?' rief Clara.
,Ja, und ich biete dir diesen herrlichen
Schmuck, der 2 Pfund werth ist. für
nur IS Pfund.
Ich habe ihn nicht gekauft, daS wäre
mir, die ich mir mein Geld so schwer
verdiene, nicht möglich gewesen.
Eine meiner Kunden, welche nicht im
Stande war, mir die ganze Summe, die
sie mir schuldete, zu zahlen, bot mir ft,tt
de Gelde die Halsband. Ich ließ
ihr in meiner Gutmütigkeit 20 Pfund
ihrer Schuld nach und nahm statt des
Restes diese Steine; nun aber in 33er
Kzenheit um 1b, kam ich zu dir. Mein
Geschäft rentirt sich nicht. Ich habe un
geheure Auslagen, und du glaubst nicht,
wie schwer t ist, fei Bezahlung zu de
kommen.'
,C thut mir leid um dich girrte
Clara, mit dem Halsband liebäugelnd,
.und ich denke wahrhaftig das heißt,
ich will trachten, das Geld zusammen;
bringen.'
.Danke dir die Sache ist also ab'
gemacht,' erwiderte die ihren Kunden
unter dem Siamen Madame Faustine be
kannte Frau Fetherton.
.Du brauchst mir da Geld nicht
gleich zu geben, sondern kannst eS mir
morgen schiken; doch,' fuhr fle in zag
haftem Tone fort, .ich will dich um
etwas bitten: ich überlasse dir das HalS
band um seinen halben Werth, möchte
aber, wenn mein Geschäft sich wieder
hebt, den Schmuck gerne zurückkaufen,
wenn auch um den Betrag von 20
Pfund.'
Frau Foneft runzelte wohl ein wenig
die Stirn, erwiderte aber in der Ueber
zeugung, die erwähnte Hebung des Ge
schäfte werde wohl nie eintreten: .Ge
wiß, liebe Gusti.'
.Am besten wäre eS, du gäbest mir
diese Zusage schriftlich,' meinte Frau
Fethetton.
Frau Forreft trat zu ihrem Schreib
tisch, bot aber mit den Worten : . Schreibe
du selbst da Memorandum!' der Freun
bin die Feder.
Frau Fetherton schrieb mit fester
Hand einige Worte auf ein Blättchen,
welche Clara mit dem Bemerken unter
zeichnete: .Ich wollte, ich könnte dir das
Geld gleich geben, aber ich muß erst Jim
darum bitten.'
.Ach,' bat Auguste ängstlich, .wenn
du Herrn Forrest unseren Handel mit,
theilst, so sage nicht von der kleinen
Rote, die du mir ausgestellt haft.'
Clara versprach, Augusten'S Wunsch
zu erfüllen; in den Grund ihre Herzens
aber schlichen sich Bedenken über diese von
der Freundin verlangte Verheimlichung
der von ihr unterzeichneten Zusage und
ein Vorgefühl, daß aus der Sache Unan
nehmlichkeiten entstehen könnten.
Frau Fetherton hingegen, welche sich
mit einem herzlichen Kusse verabschiedete,
schien ganz unbesorgt zu sein.
Frau Forreft, nun sich selbst überlassen,
suchte die in ihrem Innern sich regenden
Vorwürfe über die begangene Unklugheit
durch die Vorstellung zu beschwichtigen,
wie herrlich die Diamanten ihren hübschen
Racken kleiden würden.
.Daß die falsche Diamanten sind,
möchte wohl Niemand glauben,' dachte
sie bei sich selbst. Auguste aber hat da.
bei auch ein ganz gute Geschäft gemacht,
sicherlich wird sie mir zum Dank mein
nächste Gesellschaftskleid unentgeltlich
machen.'
Da die Forreft'S sich keiner glänzenden
VermögenSoerhältnisse erfreuten, so war
Clara oft gezwungen, daS ganze Aufge,
bot ihres ErsindungSgeifteS anzuwenden,
um einen gewissen Anschein von Wohl
habenheit zu bewahren, ohne in pecuniäre
Bedrängniß zu gerathen, war hierdurch
aber auch zu derartigen Berechnungen
veranlaßt.
Abend theilte sie ihrem Gatten den
geschlossenen Handel mit, worauf er ihr
nach einigem Bedenken die drei Fünf
PfundNoten einhändigte, welche sie grau
Fetherton gewissenhaft zusandte.
II.
Eine Woche darauf legte Madame
Fauftine da Verzeichniß ihrer Schulden
dem Fallitcngerichte vor. Dieselben be
liefen sich auf einige tausend Pfund, wlh
rend der Rest ihre Besitze nur au dem
Kapital bestand, welche in ihrem in der
Manillaftrajze befindlichen Geschäfte lag, j
nn au einigen hundert Gulden, welche
ihre Kunden ihr schuldeten. Glück
licherweise zeigten sich ihre Gläubiger zu
einem Ausgleich geneigt und gaben sich
mit der Zahlung eine halben Krön
khaler per Pfund zufrieden.
.Wie schlecht mag eS doch mit der
arme Gusti stehen,' bemerkte Frau
Forreft zu ihrem Gatten, .daß sie ge.
zwungen war, solch ein werlhloseS Hals,
band zu verkaufen.'
.Gewiß steht eS schlecht mit ihr,' mur
melte Herr Forreft, .doch e geht nicht
ihr allein so. Ach Clara, mein Kind, ich
muß eS dir nur sagen, auch dein armer
Jim ist im Augenblick in größter Be
drängniß um ein paar hundert Pfund
und muß, wenn die Verhältnisse sich nicht
bald bessern, die Karten hinwerfen und
sich au dem Staube machen, da London
! tust für ihn bald zu schwül werden
i dürfte.'
.Jim,' rief Clara, sich mit einem
Ausdruck der Verzweiflung im Zimmer
umsehend, .du du meinst doch nicht,
daß wir unser hübsche Hau und all'
unsere hübschen Sachen aufgeben sollen!?'
.Ja, da meine ich.'
Herr Forrest galt allgemein für einen
feschicklen Mann, doch fehlte ihm bei
einen geschäftlichen Unternehmunzen viel
leicht die nöthige Vorsicht, wodurch er oft
in Unannehmlichkeiten gerieth; er gab
aber die Hoffnung, .emporzukommen',
nicht auf und war feiner Meinung nach
immer gerade im Begriff, den richtigen
Schritt zu thun, der zu einem fürstlichen
Vermögen führen sollte. Diesen Augen
blick war er fest davon überzeugt, daß der
Besitz einiger tausend Pfund ihn nicht
nur aus seiner stnanzlellen Klemme be
freien würde, sondern eö erschien Ihm
dieser Betrag auch al der Kern, um den
sich Tausende und abermals Tausende
ansetzen müßten, und dann, wähnte er,
wäre der Höhepunkt seiner geschäftlichen
Lausbahn erreicht und er für immer von
den Widerwärtigkeiten de Geldmärkte
erlöst.
Um nicht durch Kundgebung ihre
eigenen Kummer die Sorgen ihre
Mannes zu vermehren, zog sich Frau
Forreft aus ihrZimmer zurück und begann,
nachdem fle sich .ausgeweint' hatte, ihre
Garderobe zu mustern, eine Beschäfti
gung, die stet beruhigend auf ihre Ner
ven wirkte.
Sie war zu Lady Cglantine geladen,
in deren vornehmem Kreise so schön als
möglich auszusehen, ihr sehr wichtig er
schien, und sie freute sich ungemein auf
das Aufsehen, welche ihr Halsband her
vorrufen würde.
Um zu prüfen, wie herrlich sich die
glitzernden Steine an ihrem weißen
Nacken auSnehmen würden, schob sie den
Kragen ihre Kleide zurück, legte den
Schmuck um ih en Hal und bog diesen
bald nach der einen, bald nach der ande
ren Seite, um den Llchteffect der Diamam
ten zur volle Geltung zu bringen.
AIS sie aber daS G. schneide wieder
ablegen wollte, ließ sich die Schließe nicht
öffnen, und bei ihren wiederholten Ver
suchen, die doch zuwege zu bringen, löste
sich dieselbe von der einen Seite der
Rioiere lo und blieb am anderen Ende
hängen.
Da die Sache sogleich wieder in Ord
nung gebracht werden mußte, sie aber
nicht ausgehen konnte, da sie ihren .Em.
xfangktag' hatte, so übergab sie ihrem
Gemahl, der eben im Begriff war, zur
Stadt zu gehen, den Schmuck mit der
Bitte, denselben im Vorübergehen zum
Juwelier zu geben und später wieder ab
zuholen, welchen Auftrag Jim al ge
horsamer Gatte, wenn auch mit einigem
Murren, auszuführen versprach.
III.
Als Jim spät Abends heimkehrte, er
rieth Frau Forrest aus dem freudigen
Ausdruck feiner Züge und dem Leuchten
seiner Augen, daß irgend ein günstiger
Vorfall in feinen GeschäftSange'egenhei
ten stattgefunden habe.
, .Nun.' fragte sie, .ist dir in der
Stadt Alles nach Wunsch gegangen? Du
siehst aus, als ob du endlich am Ziele
wärest.'
.Du hast es so ziemlich errathen,' er
widerte Jim mit eigenthümlichem Lächeln.
.Ich habe wirklich einen GlückSfall ge.
habt, welcher meine Finanzen aufhelfen
kann.'
Frau Forrest war über diese Mitthei
lung so sehr erfreut, daß sie im Augen
blick vergaß, nach ihrem Halsbande zu
fragen, und erst am anderen Morgen bet,
dasselbe mitzubringen.
Er versprach ihren Wunsch zu erfüllen
und hielt Wort; am selben Abend bekam
Clara ihr Halsband zurück, und zwar in
so vorzüglicher Weise hergestellt, daß
Niemand oennulhet haben würde, eS fei
gebrochen gewesen.
Sie trug die Riviere bei Lad Eglan
tine'S Gesellschaft, sowie bei vielen an.
deren Gelegenheiten, und dieselbe erregte
so viel Bewunderung und Neid, als sie
erwartet hatte.
In JameS Forreft' Verhältnissen war
unterdessen eine glückliche Wendung ein
getreten, fein Stern fing an, sich zu
heben, und der fo lange gehoffte Tag de
.zum Ziel Kommen' schien endlich zu
dämmern.
Auch für Madame Faustine waren
bessere Tage gekommen; sie halte sich aus
ihrer Bedrängniß emporgearbeitet und
ließ ihre geschäftliche Flagge mit bestem
Erfolg in der Manilla Straße wehen.
Gegen Schluß de Jahre war ihr
Geschäft wieder in voller Blüthe, und
noch vor Weihnachten brachte sie die von
Clara unterschriebene Note, übergab der
Freundin 2 Pfund und erhielt die Ri
viere zurück, welche so viele Monate hin
durch Clara's Stolz und Freude gewesen
war.
.Und du haft dein Versprechen gehal
ten und Herrn Forreft hiervon nichtSge,
sagt?' frug Frau Fetherton, daS Me.
morandum in'S Feuer schleudernd.
.Ich habe ihm nie etwa davon gesagt,
ud er wird sich wundern, daß ich daS
Halsband zurückgekauft habe.'
.Nun magst du ihm Alle sagen,' er.
widerte die Andere lächelnd, .ich werde
dir für die mir erwiesene Gefälligkeit
ewig dankbar sein.'
Aber einige Stunden später, nachdem
Madame Faustine bei einem der bekann
testen Juweliere in Bondftreet gewesen
war, malte sich in ihren Zügen furcht,
bare Bestürzung.
Sie rannte, da die Rivieere enthaltende
Lederkästchen mit sich nehmend, au dem
Laden, sprang in einen Einspänner und
befahl dem Kutscher, so schnell als mög
lich zu Frau Forreft' Hau zu fahren.
Diese saß, zum Dinner gekleidet,
allein; ihr Gatte ar in der Stadt auf.
gehalten worden, we'halb da Dinner
um eine Stunde verschoben werden
mußte.
.Ist etwa vorgefallen?' frug si:,
al ihre Freundin gleich einem Wirbel;
wind in Zimmer sauste.
.Ja, Clara, da ist vorgefallen, daß
du, du, welche vorgab, meine Freun
bin zu fein, mich grausam verrathen
belogen betrogen hast.'
.Auguste !'
.Mein Halsband ! Wo ist mein Hal.
band, da ich dir anvertraute?'
.Aber Auguste, bist du toll? Du hast
vor einer Stunde da Halsband von
mir zurückerhalten.'
.Das Ding da,' dabei lachte si
hysterisch und öffnete mit zitternder Hand
da Kästchen, .ja, steh e nur an, e ist
ein armselige Ding, aus falschen Edel
steinen.'
.Falsche Edelsteine? Run natürlich
sind e falsche Steine,' erwiderte die er
staunte kleine Frau, die glitzernden Steine
mit weit geöffneten Augen anstarrend.
.Da Halsband, da ich dir verkaufte,
war dreitausend Pfund, und dieser Plun
der ist kaum zehn Pfund werth.'
Diese mit Wuth auSgestoßene Be
schuldigung, bestärkte Frau Forreft in
der Vermuthung, daß ihre Freundin
plötzlich wahnsinnig geworden sei; selbst
ganz verwirrt vor Angst, näherte fle sich
unvermerkt dem Glockenzuge, während
sie sich bemühte, die Wahnsinnige durch
ausweichende Bemerkungen zu beruhigen,
als zu ihrer Erleichterung ihr Mann ein
trat.
Wohl erschien Jim Fv'rest, al er
feine bleiche Gattin vor den wirren und
bitteren Worten der schönen Frau erbeben
sah, im ersten Augenblicke die Sachlage
unverständlich, einige von Madame Fau,
ftine hingeworfene leidenschaftliche Aeuße
rungen klärten ihn jedoch bald auf.
.Wie kunstvoll mir de Netze Fäden
fügen,
Wenn wir ersuchen wollen, zu be
trügen!'
sprach er, sich zu Madame Faustine wen
dend, und fuhr, nachdem diese ihm ihre
Angelegenheit vorgetragen hatte, fort:
.Lassen Sie nun mich die Sache erzäh
len, liebe Frau Fetherton; vor einigen
Monaten theilte meine Frau mir mit,
daß fle von Ihnen ein Halsband um den
Preis von fünfzehn Pfund gekauft habe,
ohne mir aber mitzutheilen (fügte er
lächelnd hinzu), daß fle einen Vertrag
mit Ihnen geschlossen habe, Ihnen das
selbe zurückzuverkaufen.
Einige Tage darauf brach meine Frau
die Schließe de Schmucke und bat
mich, dieselbe repariren zu lassen. Der
Juwelier, dem ich das Halsband über
gab. bewunderte dasselbe höchlich und
stellte mir für dasselbe einen Empfang
schein au; hierüber erstaunt, frug ich
ihn um den Werth de Schmuckes, den
er auf 3000 Pfund angab. Erst erschien
mir dies unglaublich, dann aber entsann ich
mich, daß die Dame, welche eS verkaufte,
damals an dem Punkte war, Bankerott
zu machen und errieth, daß besagte
Dame, indem fle meine arme kleine Frau
täuschte, dieselbe in den Betrug ver
wickelte bitte, unterbrechen Sie mich
nicht. Nach einigem Ueberlegen fand ich
mich zu begründeten Ansprüchen auf das
mit meinem Gelde gekaufte Halsband
berechtigt. Ich kaufte ein anderes Hals
band diesmal wirklich aus falschen
Steinen und verkaufte das andere.'
.Elender!' brauste Frau Fetherton
auf.
.Ich erkaufte eS,' fuhr Herr Forreft
ruhig fort, .für 2000 Pfund und wandte
mit dieser Summe nicht nur die Zerrüt
tung meiner Vermögenöverhältnisse ab,
sondern verdoppelte, verdreifachte, ver
vierfachte die 2000 Pfund.
Ja, Frau Fetherton, Dank der von
Ihnen ausgeführten Täuschung ist JameS
Forrest jetzt ein gemachter Mann, er ist
aber weder ein undankbarer noch ein un
redlicher Mann.
Wa Ihnen gehört, soll wieder Ihr
Eigenthum werden, und zwar je nach
Ihrem Wunsche, die Diamanten oder
deren Geldeswerth. '
.Das Geld das Geld !' keuchte die
Wittwe, .nach den Diamanten verlangt
eS mich nimmermehr.'
.Sie ziehe vermuthlich falsche Edel
steine den echten vor a i r k l i ch falsche
Edelsteine,' fuhr Herr Forreft fort.
.Ich bitte Sie daher, nebst einer von mir
ausgestellten Anweisung auf zweitausend
Pfund, da Halsband von mir anzuneh
men, al Andenken an den Dienst, welche
meine Frau Ihnen und welchen Sie,
ohne e zu wissen, uns erwiesen haben.
Erlauben Sie aber einem in Geschäft
fachen nicht unerfahrenen Manne, Sie
davor zu warnen selbst Ihren besten
Freunden echte Diamanten al unechte
zu verkaufen.'
wer, der m weniger Gehatt bit
tet.
Seit der Besetzung von Bosnien durch
die Oesterreicher hat sich dort die Cultur
in überraschender Weise ausgebreitet.
Naturgemäß äußert sich diese zuweilen
auf recht absonderliche Art. wofür uns
unser Gewährsmann folgende buchftäb
lich wahre Beispiel mittheilt:
Um die Eingeborenen für sich zu ge
winnen, haben die Oesterreicher densel
ben so schreibt er uns überall, wo
eS nur irgend anging. Stellen in der
Verwaltung u. f. w. übertragen, häusig
nur dem Namen nach gegen ei für jenes
Land ansehnliche? Gehalt, während die
eigentliche Arbeit von einem österreichi
schen Beamten ausgeführt wird. So ist
unter Anderen in Serajewo, der Haupt
stadt Bosnien, ein BoSniake mit einem
hervorragenden Ehrenamte bekleidet,
dessen Geschäfte sein österreichischer Se
kretär führt. Der biedere Eingeborene
ist ein stattlicher Herr; er erfreut sich
einer lebenslustigen Frau, welche mit
ihm alle Bälle und Vergnügungen be
fucht, und empfängt das für seine Be
qnffe recht große Gehalt von dreißig
Gulden monatlich.
AIS ihm. achtem er mit seiner neuen
Würde bekleidet war, pünkilich am Ersten
de Monat da Gehalt ausgezahlt
wurde, glaubte er zuerst, da Geld sei
falsch, da man von der Tllrkenzeit her
daran gewöhnt war, eH erst nach Jahren
etwa zu erhalten. Allmählig legte sich
sein Mißtrauen, und er strich llmonat,
lich seine dreißig Gulden mit Vergnügen
ein. So verflossen etwa zwei Jahr.
Da bat r ine Tage den Zahlmeister,
al dieser ihm wieder sein Gehalt auS
geben wollte: .Herr gib mir fortan nur
fünfzehn Gulden! '
,WaS?' erwiderte jener seinen Ohren
nicht trauend. .Um mehr bin ich wohl
schon gebeten worden, aber noch nie um
weniger.'
Der Mann blieb aber bei seiner
Bitte; er wollte gar nicht einsehen, daß
ihm sein Wunsch nicht erfüllt werden
könne, und als man ihn schließlich nach
dem Grunde seines seltsamen Verlan
gen befragte, erklärte er: .Meine Frau
will zu jeder Gesellschaft ein neue Kleid
haben, und das kostet gerade dreißig
Gulden. Nun nimmt mir die Frau
immer gleich die ganze runde Summe
weg und kauft sich dafür sofort ein Kleid,
und ich behalte nicht für mich. Da habe
ich gedacht, wenn ich nur noch fünfzehn
Gulden bekomme, so kann meine Frau
dafür doch nicht gleich ein Kleid kaufen,
dann muß sie warten, und muß sparen
und wird auch mit einem Theil de Ein
kommen zufrieden sein; so komme ich
dann auch zu meinem Recht.'
Bei aller Achtung vor diesen psvcholo
zischen Erwägungen de Biedermanne
konnte der Cassebeamte doch zu einer
eigenmächtigen Verkürzung der festge
setzten Besoldung nicht die Hand bieten.
Und so zog der gute Bosnier nachdenklich
und kopfschüttelnd mit seinen dreißig
Gulden nach Hause.
Tod durch Luftdruck.
Am Nachmittage des 18. Oktobers
1813 vertheidigten die Franzosen das
Dorf Probstheida, den Schlüsse! ihrer
Stellung, mit großer Tapferkeit gegen
die anstürmenden Preußen. Die Divi,
sion des General Viel (2., 4. und 18.
französisches Linienregiment) wurde dabei
auf den vierten Theil reduzirt, Marschall
V!c!or zollte soeben dem General die
schmeichelhaftesten Lobsprüche über den
geleisteten Widerstand, da schlug eine
preußische Kugel in der Nähe des Mar
schalls auf die Erde, ging beim Abprall
dicht vor Viel' Gesicht vorbei und flog
über den Kopf des Marschalls weg. Der
General stieß einen Schrei au, fuhr mit
der rechten Hand an die Stirn und fiel
vom Pferde. Der Kaiser, der sofort
Viel's Tod erfahren, schickte auf der
Stelle den Generalarzt Baron Larrey
zur Untersuchung de Leichnam nach
Probstheida; da derselbe aber nirgends
eine sichtbare Verletzung finden konnte,
so erklärte er ihn nur für scheintodt, doch
kam der General nicht wieder zum Leben,
sondern blieb todt.
Dasselbe Schicksal ward am 16. Okto
ber 1813 dem jungen österreichischen
Grafen Alberti auf dem Colmbcrge bei
Liebertwolkwitz zu Theil, als er einem
der Generäle einen Befehl überbrachte.
Dem russischen General Manteuffel
ging am 18. Oktober eine Kanonenkugel
dicht am Leibe vorbei, daß der Brand in
den Eingeweiden entstand, wovon er noch
an demselben Tage starb. AuS dem
letzten deutsch französischen Kriege er
zählt August Fitze in seinem sehr lesens
werthe .Kriegstagebuch eines einjährig
freiwilligen Ulanen' (Ratenom, Baden
zien) einen Fall, der nicht sofort tödtlich
verlief. Ein Ulanenrittmeister sank plötz
lich bewußtlos vom Pferde, al eine
Granate dicht vor seinem Kopfe vorbei
saufte. AuS diesem besinnungslosen Zu.
stände machte er am folgenden Tage, siel
aber bald in die Betäubung zurück.
Sein Tod trat drei Jahre nach dem
Kriege ein, aber bis dahin hatte er eine
plötzlich auftretende Aufregung und Um
ruhe des Gehirns nicht verloren.
Bei der Wahrsagerin.
.Wenn ich Ihnen die Geheimnisse
Ihrer Vergangenheit und Zukunft ent
hüllen soll, haben Sie füns Mark zu zah
len, mein Herr.'
.Hier find sie. Und damit ich an die
Enthüllungen meiner Zukunft glauben
kann, erzählen Sie mir etweS us viel
ner Vergangenheit.'
.Nichts leichter als da. Sie sind in
Ihrer Ehe unglücklich gewesen.'
.Ich war nie verheirathet.'
.Hm. Sie haben von falschen Freun
den zu leiden gehabt.'
.Meine Freunde sind erprobt.'
Hm. Man kann sich irren. Sie sind
ein Vielgereifter.'
.Mein weitester Ausflug hat sich zum
nächsten Dorf erstreckt.'
.Ei, da muß ich doch Ihre Hand ge,
nauer ansehen. So gleich kann ich
besser darin lesen. Nun hab ich's. Sie
haben einen Geldverlust erfahren.'
Ganz recht; die fünf Mark, die Sie
mir eben abgenommen haben.'
Aus Delavigne' Leben.
In seinem 22. Jahre hatte Delavigne
seine .SicilianischeLtZper' beimTheatre
frangaia eingereicht. Die Borlesung
des Stücke wurde gestattet; aber welch'
schmerzliche Enttäuschung für den hoff,
nungötrunkenen Dichter. Man xlau
derte, lachte und fang, während er las.
Die effektreichsten Stellen gingen unbe.
merkt vorüber, die erschütterndsten Mo
mente, die kräftigsten Verse verloren sich
in dem allgemeinen Charivari. Der arme
Autor stöhnte und schwitzte Alle ver
gebenS, Niemand achtete auf ihn. Ein
so junger Autor, wie hätte sein Stück gut
fein können? Al man sich müde gelacht
hatte, schlief man ein. Natürlich ward
die .Sicilianische Vesper', al der ersten
Bühne Frankreich unwürdig, schnöd
zurückgewiesen.
Der junge Dichter, zwar etwa nieder
Beschlagen, aber keineswegs entmuthigt,
räch, auf feinem Zimmer angekominen,
in helle Gelächter au. Gut, meine
Herren Schauspieler!' rief er, Ihr
habt gesungen und gelacht, während ich
auf der Folter lag! Jedem sein Theil!
Ich habe Euch heute ftudirt und höchst
ergötzlich gefunden; jetzt werde ich mich
auf Eure Kosten lustig machen, rechnet
daraus!' Und Delavigne entwarf fein
Luftspiel .Die Schauspieler', welche die
Anmaßungen, die Lächerlichkeiten und
Schwächen de Theatervölkchen iu er
götzlicher Weise geißelte, und im Jahre
1819 auf derselben Bühne gegeben
wurde, welche die .Sicilianische Bei
per' so schnöde zurückgewiesen hatte. I
Welche t die stärkste" Ztitt des
schwachen" eschlechtti.
Da ist eine Preisfrage die der .Split,
ter' aufgeworfen hat. Henriette Ba
ronesse Schneider sagt: .Die stärkste
Seite de schwachen Geschlecht ist die
Zunge.' Demgegenüber meint Gabriele
Dyk: Die stärkste Seite des schwachen
Geschlecht ist da , ewig Weibliche'
die durch Anmuth bedingte Anziehung?
kraft, denn diese fesselt da starke Ge
schlecht und schlägt e in oft unlösliche
Bande.' Zwischen beide vermittelnd
stellt sich Josexhine Kirchner: .Die
stärkste Seite der Frauen ist die Kokette
rie.' Ungleich ander als die Frauen
denken die Herren der Schöpfung über
die starke Seile des schwachen Geschlecht.
Ferdinand v. Franzel meint sehr tref
send: .Die stärkste Seite de schwachen
Geschlecht ist die Schwäche deS star.
ken Geschlecht.' In demselben Sinne
äußert sich War Lange: .Die stärkste
Seite des schwachen Geschlecht ist die
Kunst, ihre schwächste Seite dem stärke
ren zu verbergen.' Sehr galant meint
Karl Hartlaub, daß die stärkste Seite
de schwachen Geschlechts die linke sei,
denn an derselben schreite der Mann.
Schlagend äußert sich Ferdinand Gru
ner: Die stärkste Seite deS schwachen
Geschlecht ist die Ohnmacht I' Pat
schau meint:
Frauenlist vermag viel, noch mehr als
ihr freundliches Schau',
Aber am wirksamsten sind Thränen im
Aug' schöner Frau'n.
Und nun noch die preisgekrönte Ant
wort: .Die stärkste Seite des schwachen
Geschlechts ist die Außenseite.'
Deutlich.
.Sagen Sie mal, der Zug geht doch
nach Straßburg?' fragt am Schalter
ein Passagier den Cassier. Auf dessen
Bejahung wünscht er weiter zu wissen,
ob der Zug einen direkten Wagen mit
führe und wie lange noch Zeit bis zur
Abfahrt fei. Nachdem der geduldige
Cassier diese und noch weitere Fragen be
antwortet, fällt der Blick des Reisenden
auf die Höhenmarke, und wißbegierig,
wie er ist, fragt er, was denn dies Zahl
eigentlich bedeute. .Die hat lediglich
den Zweck', entgegnct der Casfler, daß,
wenn die Reisenden gar nichts mehr zu
fragen wissen, sie doch noch fragen kön
nen, wozu diese da ist l'
Sein normaler Zustand.
.Angeklagter, waren Sie denn bei der
Verübung der That in normal geistigem
Zustande?'
.Jawohl, Herr Gerichtshof, vollstän
dig normall'
.Sie werden aber dann ven den Zeu
gen zu hören bekommen, daß Sie zum
mindesten angetrunken gewesen
sein sollen!'
.Ja, dt is eben bei mich der
normale Zustand!'
Vtt Gericht.
.Angeklagter, waren Sie berauscht?'
.Ach, Herr Gerichtshof, ich hatte so
viel getrunken, daß ich nicht mehr unter,
scheiden konnte, ob ich berauscht war der
nicht !'
Unbewußte Cbarakterisirung.
.. . .Wa8 machen denn eigentlich Ihre
vier Söhne?'
.Der Jüngste studirt noch, der Zweite
xrakticirt an einer Bank, der Dritte ist
Casfler, und der Vierte ist schon in
Amerika!'
In viel verlangt.
Einheimischer: Nun, wie gefällt es
Ihnen in unserem Theater?'
Fremder: Ganz gut... wenn man
sich nur auch a bifferl setzen könnt' auf
dem Stehplatz!'
Entweder - oder.
Jnsplcirender Ossizier (vor der Front,
zu einem Soldaten mit Bart an sl u g):
.Entweder hat der Soldat einen Bart
und dann läßt er ihn stehen, oder er hat
keinen und, dann macht er ihn weg
verstanden? !
Glücklich.
.Und waS wurde aus Deiner schönen,
liebenswürdigen Lies, Deiner ersten
Liebe?'
.Sie ist jetzt glücklich verheirathet!'
.Und wie geht's Dir?'
.Ich bin noch glücklicher un verhei
rathet !'
Doppelsinnig.
.Haben Sie schon gehört, Baron
Windburg hat Pferde und Wagen plötz
lich verkaust?'
.Aha, nun begreife ich; er sah schon
lange recht abgespannt aus.'
Tus defte Mittel.
.Du scheinst ja mit Deiner Schwieger
mutler in ganz gutem Einvernehmen zu
leben, denn a! Du jüngst krank warft,
sah ich sie wiederholt an Deinem
Bette sitzen!'
,O, da war nur, weil mir der Arzt
schwitzen verordnet halte!'
Galant.
Tame: .Wie hat Ihnen mein Gedicht
g sollen?'
Redakteur: O, e ist sehr nett e
hct Händchen und Füßchtn!'
Jas,
.Ich sage Ihnen, wenn wir unseren
Vorstand nicht hätten, würden wir im
Büreau den ganzen Tag schlafen ber
der weckt un immer wieder auf I'
.So? Na, dann muß er wohl ein
recht fleißiger und d i e n st e i f r i
ger Mann sein?'
.Ach, gar keine Spur ! Er schnarcht
nur so fürchterlich I'
Beruhigung.
Dame (zu einem Baron): Ihr Junge
da wirst fortwährend mit Aepfeln nach
den Leuten, und I h r d u l d t e ? I'
Vater: .Warum denn net Heuer
haben wir ja g'nug!'
Schlau.
Tante (zu ihiem Neffen): .So, Paul,
hier hast Du zwei Täfelchen Chocolade
eine für Dich und eine für Dein
Schwestrchen!'
Der kleine Paul: .Ja, wie werde ich
denn die beiden .Täfelchen auseinander
kennen? Ach, ich weiß schon, ich beiß' ein
Stück von ihrem ab !'
Per der Universität.
.Können Sie mir nicht sagen, wa die
Uhr ist?'
.Bedauere; bin selber Student. '
Seine Affass,mg.
Fritzchen (in der Leitung lesend):
.Dampsdrefchmaschine Du, P.va,
muß d a S aber weh thun!'
U?ahkscteinlich.
Wirth: .Sogar in meinem Weinkeller
habe ich Ratten.'
Gast: .Werden also Wasserratten
sein.'
Beim Wort genommen.
. Sie glauben gar nicht, Herr
Lieutenant, was für ein Engel an Ge
duld man fein muß, um den von den
Schwiegersöhnen verursachten Aerger
hinunter zu würgen!'
.Aha, verstehe, meine Gnädige
Würgk-Engel!'
Anzüglich.
Gnädige Frau (zum Hausmädchen):
.Helene, ich kann heute nicht aufstehen,
ich habe entsetzliche Kopsschmerzen.'
Hausmädchen (mitleidig): .Daß
Ihnen auch der dumme Kopf so oft weh
thun muß!'
Aus der Kinderstube.
Martha (sechs Jahre alt, zu ihrem
neunjährigen Bruder Robert): Weißt
Du schon, Robert, bei Wächter oben
hat der Storch drei junge Hunde ge
bracht!'
Robert: Sprich nicht solchen Unsinn,
Martha, der Storch bringt nur Ki n
der, Hunde werden geboren!'
Kolossaler Fortschritt.
Der Sohn der Wimnierl Bäuerin
studirt schon fünf Jahre. Auf die Frage,
wie es ihrem Sohn geht, sogt sie: .Ja
gut er ist schon so weit, daß er Augen
glas'ln tragen darf!'
Immer im Beruf.
Die Frau Telegraxhenasststent (nach
einer längeren Gardinenpredigt): .Du
grundschlechter Mann, was sagst Du
nun?'
.Hättest Du die Rede nach Potsdam
telegraphirt, hätte sie gerade 213 Mark
40Pfg. gekostet.'
Dexlacirte Höflichkeit.
.Richter: .Sind Sie bereit, die Zucht,
hausstrafe gleich anzutreten?' '
Veruttheilter: .Ich werde so frei sein!'
Ganz einfach.
Dame: .Trinken Sie immer Grog,
wenn Sie durstig find. Herr Kapitän?'
Kapitän: .Nein, Madame, wenn ich
durstig bin, trinke ich Wasser, gerade wie
Sie.'
Dame: .Und wann trinken Sie denn
Grog?'
Kapitän: .Sonst!'
Gemächlich.
Kaufmann (der Nacht heimkehrend,
einen Einbrecher an feinem Geldschrank
findet): .Sie, verderbe Sie mir das
Schloß nicht, hier ist der Schlüssel
d'rin i nifcht!'
Rettung.
Frau: .Denken Sie. gestern wär' ich
beinah' bestohlen worden ; um Mitter
nacht klopft eö plötzlich an mein Fenster
gerade wie wein Mann immer klopft,
wenn er sehr spät heimkommt. . . '
Nachbarin: .Nun!'
Frau: Ja, ich dachte denn auch, eS
sei mein Mann. . . und hab' ihn nalür
lich draußen stehen lassen I'
Triftiger Grund.
Oberförster: .Herr Lieutenant. Sie
schießen ja heute mit kolossalem Glück?
Sie hatten doch sonst immer eine un
ruhige Hand?'
Lieutenant (vertraulich): .Vor vier
zen Tagen ist meine Schwiegermutter ge
sterben.'