Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 14, 1893, Image 9

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    souis 5. llo. 18."
sin Ttttftit ?ichichie. B 5.
Tln inem oflerlkbfltn Salon, in dem
Reichthum und Geschmack glänzende Herr
monie geschaffen, geht ein junge Weid
rastlos aus und ad.
Die junge Frau wirkt fast befremdend,
so auiaesucht ünttifi ist ied, garden,
nuance, jede Linie an ihrer loilette und
doch ist diese sichtlich nur für die Einsam,
keit de eigene Hause bestimmt, ist
nicht al ein mit ungewöhnlichem Ge
schmack, ja gkasfinement hergestellte
Neglige, da allerdina kostbarer ist al
manche Toilette, welche seine Eignerin
sonst u tragen pflegt, eine Eigenheit,
welche manch Intimen de Hause schon
usaesallen ist, nur dem Einen nicht.
dessentwegen diese Eigenheit besteht, und
dieser Eine ist der Gemahl der jungen
ffrau.
Laura Günther ist fast eine Schön
heit. mehr sie ist von den schon ge
formten Füßen b! zu dem HaargekrZu
sei. da ihre melke Stirn umweht, rei
zend. Da haben schon Viele empfunden
und darüber war sie s stegegewiß und
NeaeSnob geworden, da man sie eine
(Etiquette nannte und ihr damit nicht Un
recht that.
Aber feit zwei Jahren ist fle nicht mehr
coquett, den feit so langer Zeit kennt sie
die Liebe, besitzt sie einen Mann, de sie
heimlich anbetet und um dessen Herz sie
nicht nur mit ihrer für ihn allein ge.
schmückten Schönheit, sondern weit mehr
noch mit ihrem eigenen eren wirbt.
Albert aber scheint e nicht zu merken,
daß sie sich nur für ihn schmückt, nur für
ihn lebt, lab sie da .Allen ge allen
ollen aufgegeben hat und nur bei ihm
und in ihrem Heim ihr Gluck sucht und
nicht ganz findet, denn er Ist so ruhig,
so gleichmüthiq und hat so viele In,
teressen nach außen hin, daß ihm für
seine hübsche Frau merkwürdig wenig
Zeit bleibt.
Freilich ist er ein gefeierter Künstler,
Beneidet ist sie al die Frau eine be.
rühmten Künstler, o ja, aber nur sie
allein weiß e, wa Albert Berühmtheit
sie kostet.
.All Dein Gram ist ein künstlich ge,
machter bat unlängst eine Freundin ihr
gesagt, und sie mußte es zugeben, denn
e fehlte ihr in der That gar nicht, nicht
einmal die Güte und Freundlichkeit,
welche ein Mann seinem Weibe schuldig
ist, und mehr da war ein stille
Uebereinkommen zwischen ihr und Albert
gewesen, al sie heiratheten wollte
Keine vom Anderen fordern. Sie hat
ten ja eine Vernunftehe geschloffen. Daß
sie sich schon lange nach mehr sehnte, da
war ein Wortbruch ihrerseits und ging
ihn ich! an aber heute hatte sie über
mehr al seinen Gleichmuth, heute hatte
sie über seine Untreue zu klagen, und das
war etwa Thatsächliche, dafür hatte sie
einen Beweis in der Hand.
Dieser Beweis ist ein Telegramm,
welche sie eben vorhin im Atelier ihres
Manne gefunden und da sie immer und
immer wieder mit schmerzlichen Blicken
überfliegt und daS vor Monaten schon
einen Vorgänger gehabt hatte.
.Erwarte Dich heute im Hotel.
Komme pünktlich um 7 Uhr Abend.
Du schenkst mir doch einige Stunden?
Ich sehne mich darnach, Dich ungestört
zu besitzen. Lulu."
Die Augen voll Thränen geht Laura
nach ihrem Schlafgemach; dort legt sie
langsam das prächtige Kleid ab, in dem
sie ihrem Manne hatte gefallen wollen,
und hüllt sich in da einfachste, da fle
besitzt, dann klingelt sie der Magd und
bestehlt den Thee. Ihr ist'S plötzlich recht
frostig und kalt geworden.
Hastig genießt sie daS erwärmende Ge
tränk und nimmt dabei die Zeitung zur
Hand.
Unwillkürlich fallen Laura'S Blickt auf
die Annoncen. Da zuckt sie plötzlich zu,
sammen; ihre eben noch thränenden Au
gen flammen und in ihre Wange steigt
ein lebhaftes Roth.
Endlich geht das Mädchen hinaus
da springt die Frau auf, setzt sich an ihren
Schreibtisch und entwirft hastig einen
kurzen Brief.
ES ist ein hartes, böse? Lächeln, daS
ihren feingeformten Mund entstellt, als
sie den Brief in der Tasche ihrcS Kleides
birgt, um dann ihr Schlafzimmer aufzu,
suchen.
Spät Nacht erst kehrt Albert heim.
Sie hört, wie er leise, voll Rücksicht für
sie oder vielleicht auch nur vorsichtig,
weil er sie damit über die Stund seiner
Heimkunft im Unklaren lassen will
sein Schlafzimmer betritt. Einmal aber
vergißt er sich und trällert ein paar Takte
ine LiedchcnS doch gleich ist wieder
Alles ruhig. Er hat sich wohl daran er
innert, daß er feine überaus gute Laune
nicht verrathen darf.
Laura preßt die Decke auf den Mund.
Ah I Sie darf ja ihr Leid nicht verrathen.
Ganz still schluchzt sie, ober eS ist nicht
Schmerz allein, der sie bewegt, denn ihre
Hände ballen sich und ihre Zähne
schließen sich fest auf einander big die
Erschöpfung sie löst, bis der Schlaf sich
de gepeinigten WeibeS erbarmt.
Am andern Morgen giebt sie dem Die
ner ihre Gatten den Brief zur Be.
forgung. Es drängt ihr Ungeduld nach
iner Antwort und sie selber geht so früh
nicht auS.
Wohl aber thut dies Albert zuweilen,
ganz besonders gern dann, wenn er ine
halbdmchmachte Nacht hinter sich hat.
So auch heute. Auf der Treppe holt
er den Diener ein.
Der lieft eben die Adresse eine?
Briefe, den er, al er seinen Herrn er
blickt, verbergen will.
.Wa giebt'S? Wa für Heimlichkeit
ten haben Sie?' fragte mißirauisch der
Maler und greift ohne Umstände nach
dem Brief.
.Die gnädige Frau befahl mir, ihn
! i oV
?rnn. r ii ai m n
' i i . -fl- Aj .M IV
sy -1 v innnHT nnp
Jahrgang 14.
aufzugeben stottert der ein wenig bor
ntrte Ptnselmascher.
Albert lächelt: innerlich Ist er verwun
dert, sogar gereizt, aber da läßt er nicht
merken.
.Den Brief werd ich aufgeben. Die
gnädige Frau aber darf da nicht wissen,
ton t ist tyr die greuo an der ueder,
raschung, die sie mir bereiten will, oer.
dorben. Als verstanden 1 Sie schwel
gen."
Damit löfet lderk den tener stehen
und geht mit dem Brief.
Er betrachtn ihn immer gerettter, uu
ruhiger.
.Herrn out i&. vit. 18. Expedition
de Tagblatte. "
Da W die Adre e.
Der Maler schüttelt den Kopf. Er
begreift nicht.
Er wein zwar, da seine grau eine
kleine .Vkrganaenheit' hat, daß sie als
Mädchen gefallsüchtig und excentrisch ge
mesen, aber seit sie diese Vernunflehe
geschlossen, hat sie sich tadellos benom
men.
i blieb ihm nur Eine übrig, den
Brief, den er durchaus nicht absenden
will, wieder in Laura'S Hände zu legen
und sie im ersten Augenblick der ueber
raschung zu fragen, wa sie denn diesem
Loui (s. zu schreiben habe.
Wieder in da Wohnzimmer tretend,
fleht er Laura vor sich.
hat sich allem geglaubt hat
doch vorhin eben ihr Mann die Wohnung
verlassen da hat sie noch inmal nach
der gestrigen Zeitung gelangt.
Vchuldbewunt sahn die junge grau
zusammen, statte, t etwas wie eine Ant,
wort und schiebt zugleich die Zeitung zmi
chen die anderen, welche noch vom Früh
stück her aus dem Tt ch liegen.
Noch einige Neden hin und her und ne
verlaßt das Zimmer.
DaS ist ihm eben recht.
Albert Günther, sonst der harmloseste,
offenherzigste Mensch, die echt Künstler,
natnr ohne Falsch und Mißtrauen,
stürzt, kaum daß ec sich allein steht, zu
dem Tisch und sucht ach der Zeitung,
welche Laura s auffällig rasch verbarg.
Es ist ihm blitzschnell eine Idee gekom,
men.
Die Adresse deS Briefe ob er sie
nicht auch in dem Blatte finden wird?
Er sucht und sucht tn dem halben
Dutzend Journale und findet nicht da
ftökt r auf das zu untkrft liegende es
ist von gestern, und sein erster Bitck
ällt auf eine kleine Annonce der letzten
Seite.
Sie lautet:
.Ein Prioat-Detekti von feinem Er
terieur bietet sich zu delikat auszuführen
den Diensten an.
Louis S. Nr. 13. Expedition."
ES war am nächsten Abend um 7 Uhr,
als es an der Wohnung des Künstler
klingelte und gleich daraus die Zose r,
chie und ihrer Herrin eine Karte über
gab.
Albert war natürlich wiederum nicht
zu Hause.
.Bitten Sie ten Herrn, einzutreten, "
agte die junge Frau. Auf der Karte
stand: Loui Sommer.
Gnädige Frau haben mich hierher be.
stellt." sagte der Eintretende mit elegan
ter Verbeugung.
Frau Laura war sichtlich verwirr!.
Ihr Besuch hatte nicht nur da
Aeußcre eines vollkommenen Kavaliers,
ondern er hatt auch die Manieren eines
olchen.
Mit großem Ernste nahm der Detek
tioe ihren Auftrag entgegen. Er bestand
einfach darin, zu ermit'eln, wer unter
dem Namen .Lulu' mit ihrem Manne
verkehre. Diese Lulu habe schon vor
Monaten und letzt wieder ihren Frau
Laura's Gatten telegraphisch zu sich
berufen und nehme, so sehe sie Frau
Laura mit einiger Sicherheit voraus,
einen erklecklichen Theil von Herrn Al
bert Günther's Gemüth und Zeit in An.
spruch.
Ehrerbietig und mit der Versicherung,
ihr so bald als möglich Nachricht zu
bringen, empfahl sich Louis Sommer,
wobei ihm nur eine Ungeschicklichkeit pas
sirte, die daß er die Hand feiner Brod
gebert mit einer entschieden mehr galan
ten und zärtlichen als einfach höflichen
Gederde an die Lippen zog und ihr dabei
einen Blick zuwarf, der weit mehr an
Bewunderung als Unterwüisigkeil ge?
mahnte.
Entrüstet entzog ihm die Dame ihre
Hand und wendete sich verwirrt und in-,
dignirt ab, und während er den Salon
verließ, sank sie, dem Weinen nahe, auf
einen Sessel und barg ihr Gesicht in den
Händen.
Jetzt begriff fle da Unvorsichtige ihre
Thun sie hatte sich diesem fremden
Menschen ja immerhin in die Hände ge
geben. Nun, hoffentlich erledigt er sei,
nen Auftrag recht rasch, und dann hätte
dieser lästige Verkehr ein Ende.
So kurz aber, als sie gehofft, blieb
dieser Verkehr nicht. Woche um Woche
verging, ohne daß Louis Sommer eine
wichtige Entdeckung gemacht hätte, jedoch
nicht, ohne daß er Frau Laura iald zu
diesem, bald zu jene Behufe um eine
u lir- miimi ri att iriiT i
in n j n
Beilage zum Nebrasla Staats-?lnjclger.
Besprechung bat, die sie wie peinooll
ihr dieS auch war, selber außerhalb
de Hause stattfinden ließ, um nicht
etwa den Verdacht der Dienstleute zu
wecken und noch dazu auf eine gänzlich
falsche Spur zu leiten.
Den ihre Manne zu ecken, hätt st
kaum Gelegenheit gehabt, denn Albert,
der jetzt noch seltener als sonst daheim
war, wär kaum hinter diese, ja stets
kurzen und Laura mußte sich' in
wenig verwundert zugeben, ihr jetzt
nicht mehr sehr peinlichen, ja manchmal
geradezu angenehmen Besprechungen ge
kommen.
Louis Sommer hatte es verstanden,
die Sympathien der innerlich vereinsam,
ten Frau zu gewinnen. Er hatte sich nie
mehr .vergessen", waS Laura'S Ver
trauen in feinen Charakter bedeutend
hob, und es gelang ihm durch sein be
strickende, vom Schleier einer zarten
Wehmutb noch reizender gemachte Lie
benSmürdigkeit, sie im lebhaften Geplau,
der bei sich festzuhalten, wenn längst
schon die wenigen Fragen, die er ihr be,
züglich der Vcmachungsangelegenheit zu
stellen hatte, beantwortet waren.
EineS TageS erhielt fle wieder einmal
die Bitte, eine Zusammenkunft zu er,
möglichen, da einige Neuigkeiten zu mel,
den seien.
Und fle ging, wie sie schon etwa ein
halbes Dutzcndmal gegangen war, um
mit Sommer im Stadtpark zusammenzu,
treffen.
Sie gewahrte eZ auch dieseSmal nicht,
daß ihr ein Mann, noch jung und von
einer gewissen schoflen Eleganz umflossen,
folgte.
Wvmmer war unruhig und .ver
gah' sich abermals; er sprach davon, daß
er aus unbestimmten Gründen Wien so
fort verlassen müsse, daß r die .Angele
genheit' nicht weiter führen könne, und
die schöne MalerZgaltin wollte ihren
Ohren nicht tränen daß er seinen Ber
stand verlieren müsse, wenn er sie nicht
meiden würde, nachdem er fle ja doch
nicht besitzen könne.
Einmal, nur einmal möge sie ihn noch
in ihrem Heim empfangen, dort wolle er
ihr einen wahrheitsgetreuen Bericht über
ihres Gatten Verhältniß zu Lulu machen,
welches Verhältniß er längst kenue und
nur ihr deshalb nichts von Belang dar
über mitgetheilt habe, um das Glück
ihrer Gegenwart noch ein paarmal ge.
nteen zu können.
Frau Günther war aus doppeltem
Grade bestürzt.
Vchmeigend, verwirrt und mit von
lichtn Empfindungen kämpfend, ging
Frau Günther neben dem Manne her.
Schon waren sie nahe ihrer Wohnung,
da bat Sommer:
.Ach! Gnädige Frau! Erfüllen Sie
meinen Wunsch. E ist vielleicht der
letzte, den "
Sie ließ ihn nicht ausreden. Zu warm
waren seine Stimme, feine Blicke eisig
die ihrigen, als sie ihm heftig und fest
in'S Wort flil.
Vielleicht, sagen Sie? Vielleicht o
Herr Sommer, es ist ganz bestimmt die
letzte Bitte, die Sie an mich richten wer,
den."
.Wissen Sie das so sicher?"
Er sagte es lächelnd und so meinte
fle mit einem gewissen Mangel an
Ehrfurcht. Das brachte fle völlig um
ihre Ruhe. Wie? Dieser Mensch wollte
ihr drohen?
Ganz große Dame, die mit einem
sehr tief unter ihr Stehenden spricht,
sagte sie:
Ja, ich verabschied Se für heute
und erlaube Ihnen morgen um 7 Uhr
Abends bei mk vorzusprechen, damit ich
endlich erfahre, ob Sie Ihrem Auftrage
gerecht geworden sind, und um Ihre
Dienste zu entlohnen."
t stockte doch bei den letzten Worten
und als sie selbe gesagt, that eS ihr leid,
denn sie bemerkte, daß sein hübsches,
ernste? Gesicht erblaßte und daß seine
Hand sich ballte.
Jetzt war eS auch mit seiner Zärtlich
keit aus; kühl zog er den Hut, verneigte
sich tief und ging.
Frau Günther eilte wie gehetzt ach
Hause.
An diesem Abend war ihr Mann da
heim. Einige Male bemerkte sie ein
recht seltsames Lächeln um seinen Mund.
Am nachtten Morgen bat ne ihn, ihr
den Abend zu schenken.
.Wozu? Du beschS tiqst Dich a doch
nicht mit mir? Gestern war ich auch bei
Dir. aber Du nicht bei mir."
Wie schmerzlich, vorwurfsvoll dies
klang! Es hörte sich ganz so an, als ob
ihm an ihr sehr viel läge, und doch wird
sie ihm heute Abend sagen können:
Jetzt kenne ich Deine geliebte ulu.
Jetzt weiß ich, wer Dich so sehnsüchtig zu
ftch nes, um Dich wenigstens für tun
den ganz allein zu besitzen."
Auch Frau Laura war schmerzlich de
wegt.
ES war in recht übereinstimmendes
Gefühls.Duo, welches die beiden Gatten
ausführten.
Du bleibst doch zu Hause, "' bat fle
dringlich, .ich möchte ernst mit Dir
reden und vielleicht haft Du mich z
chutzen."
-,
Er fuhr auf.
.Zu schützen? Vor wem?"
.Du wirft e erfahren. Ich ar jed
falls unvorsichtig. Einerlei. Bergeben
habe ich mir nicht uud meinen Zweck
habe ich erreicht lidr. "
Albert Günther sah au wie Einer,
den man auf den Kopf geschlagen hat
Al e gegen Sieben ging, saß Laura
einfach, dunkel, fast wie in Trauer ge
kleidet im Zimmer und erwartete Som
mer und die schmerzliche Aufklärung,
welche er ihr bringen wollte, und wieder
ertönte mit dem letzten Schlag der lt
stimmten Stunde die Klingel, dann
brachte Rest eine Vifttkarte herein mit
der Frage, ob der Herr angenommea
würde.
.Ludwig von Tornav, Gutsbesitzer,
las Frau Laura.
Der kam ihr sehr ungelegen. Sie
konnte den Herrn nicht abweise; er war
ein ihr persönlich noch unkekannter Freund
ihre Manne.
.Ich lasse bitten," sagte fle ärgerlich
und warf die Karte auf den Tisch. Rest
ging. Einen Augenblick später that sich
die Thür abermals auf und Frau Gun
ther erhob fich, um den Gast zu begrüßen,
Erstaunt blieb sie tn der Mitte dS Zim
merS stehen.
.Herr Sommer," sagte sie leise.
.Ludwig von Tornau " entgegnete
der Herr und zog ihre and an die
Lippen.
.Albert weiß bereits, daß ich hier bin
und er wird sogleich erscheinen."
Frau Laura strich flch über die Stirn
.Uno vorher haben Wie mir nichts zu
sagen?" stammelte fle.
.Nichts! Von mir darf ich ja nicht
reden und alles Andere kann Albert mit
anhören."
.Er ist bereit dazu." sagte Günther.
in diesem Augenblick eintretend und dem
Freunde kühl die Hand reichend.
.Was hast Du denn gegen mich?
fragte Tornao erstaunt.
Albert lachte spöttisch.
.Nichts, als daß ich weiß, daß Du
Deine Machtvollkommenheit so weit
überschritten hast, daß Laura mich bat,
fle--"
.Laß' das, Albert!" rief erglühend
seine Frau.
Tornao schüttelte den Kopf, dann
sprang er auf und schüttelte ungeduldig
das lockige Haar aus der Stirn.
.Mein lieber Freund, wir Beide waren
Narren: Du der größere, denn Du haft
den Bock zum Gärtner gemacht. Um für
uns Beide zu gestehen, bin ich heute hier,
gnädige Frau. Wir haben Sie bctro
gen. Sie waren eifersüchtig. Ohne
Grund. Albert denkt so wie Sie
meinen, an keine andere Frau. Lulu hat
Ihnen Sorgen gemacht Lulu aber bin
ich. Albert wird Ihnen Briefe von ver
schiedensten Jahrgängen zeigen, die meine
Schrift und diese Unterschrift tragen.
Zu jedem weiteren Beweis bin ich eben
falls rbötlg, und Sie werden nicht mehr
zweifeln können daß ich es bm der
mtt Ihrem Manne im Hotel zusam
meukam, weil ich wußte, daß ich hier
nicht gern gesehen würde. Als Sie
auf das Anerbieten jene Detektives rca-
girten, fing Albert Ihren Brief auf
fing Albert Jhrin Brief auf," wieder
holte er noch einmal, als fein Freund
einen Laut der Entrüstung höre lieg'
dann fuhr Tornah humoristisch fort:
.Denn auch ihn plagte die Eifersucht
die hier ein Familienleiden zu sein
scheint. Nachdem nun Albert durch Sie
selber aus das Blatt aufmerksam gemacht
wurde, daraus Sie die Adresse de Brie,
fes entnommen, mußte er, daß Sie jeden
falls unvorsichtig gewesen, und daß e
hieß, Ihr Vorhabe zu hintertreiben. Er
übergab mir die Rolle die Sie .Louis
S. Nr. 18" zugedacht. Ich habe sie
schlecht gespielt bin dabei in ei ganz
andere Fach übergetreten und muß das
jetzt büßen."
Sich zu Albert wendend, fügte er resig
nirt hinzu: ,Du siehst, auf mich brauchst
Du nicht eisersüchtig zu sein."
.Und doch war ich eS," gestand Gün
ther. .Du redetest so überschwänglich
von Laura und kamst so oft außerhalb
des HauseS mit ihr zusammen "
.Wieso weißt Du daS?" fragten Laura
und Torna zugleich da kaut Albert
eine Weile an seinem blonden Schnurr
bart und brach dann in ein lautes t
löchter auS.
,Na, was gibt'S denn?" fragt uvge
duldig sein Freund.
.Noch ine Dummheit noch einen
Detective, den richtigen .LouiS S. Nr.
18 den ich beschäftigte, von dem ich
Euch Beide überwachen ließ, als mir
Euere Zusammenkünfte gefährlich zu wer
den schienen was ihr mir da flch
doch Alle? in Wohlgefallen aufzulösen
scheint wohl verzeihen werd."
Mit herzlicher Geberde streckte er ihnen
beid Hönd ntgegen.
Seine Frau sah nicht nur versöhnlich,
fle sah sogar sehr glücklich aus.
.So haft Du mich also doch ein bischen
lieb?" flüsterte sie dicht an seinem Ohr.
Er zog sie stürmisch an sich.
.Jetzt erst weiß ich, wie sehr o wie
sehr ich Dich liebe l"
-i
No. 30.
FrZulein, womit kann ich
dienen ?
Humoreske on Hermann Liwenthal.
Hm Otto Horn konditionirte schon
das tütlt Jahr in einem der achtbarsten
DrsauerieekeschisttderMetropolk. Pflicht
eifer, Fleiß, 5udauer, Anstelligkeit und
artige geainnncde Manieren vereinigte
der junge, kaum rierundzwanzigjährige
Angestellt in seltene Maß und sein
Prinzipal wußte auch alle diese Vorzüge
vollkommen z schätzen, fadem er Horn
sahrauS, jahrein in ein hoher Gehalts
stufe vorrücken ließ.
Horn zeigte sich in feiner Weis dafür
erkenntlich, er war der Erst und der
Letzte im Laden und in den ausgebreiteten
Magazinen wußte Niemand so gut Be,
scheid wie er. Otto ging in dem Ge,
schäfte seines Herrn auf, identistzirt flch
mit demselben und dieser Eifer ging so
weit, daß Horn auch außerhalb der Ge
schäftsftunde in Gedanken in seinem
liebgewonnenen Laden weilte. Da
machte ihn im gesellschaftlichen Verkehr
zerstreut, linkisch, ja nicht selten sogar
mußte er im Kreise seiner lebenslustigen
Kameraden den Fluch der Lächerlichkeit
auf sich laden.
DaS Gefühlsleben hatt in dem Da
sein deS jungen Handlungsbeflissenen so
gut wie gar keine olle noch gespielt.
Im Laden hatte er nur Augen für feine
Artikel, für seine Fardholzer und seine
Laugen, für seine Tinkturen und Firnisse,
für die große Menge der dem modernen
Wirthschaftsbetrieb den Stempel auf,
drückenden Chemikalien, die eine Spezia,
lität seine Handelshauses ausmachten.
Der Leser wird mir Dank wissen, wenn
ich ihm lede nähere Spezifikation, die
man in jedem Catalog nachlesen kann, er
lasse, obgleich die moderne schöngeistige
Produktion sich darin gefallt, in dem
Wahne, nach der Natur zu zeichnen, ge,
legentlich der Schildernng eines Groß,
Handlungshauses, bei den genannten Cfr
talogen seitenvolle Anleihen zu machen,
als ob es Jemanden interessiren würde,
e
erfahren, ob Herr X. Maniok, und
apioca Mehlsorten. Essige, OdemS,
Seifen, Oele, Mineralwässer u. f. w.,
oder Herr N. Anis. Dill, Fenchel, Kori,
ander, Sellerie, Salbei, Majoran, Th
mian, Bastlicum, Bohnenkraut, Z)sop,
Senf, Kapern, Raute, Lorbeer, Eftra,
gon, Krenn, Zwiebeln und Lauch, 9ltl
ten, Muskat, Zimmet, Ingwer, Vanille
und wie all die Gewürze noch heißen
mögen , auf Laser führte oder nicht
Herr Otto Horn halte, wie gesagt,
die Liebe bislang nur vom Hörensagen
und auS Büchern kennen gelernt. Zum
Verlieben in persona fehlte ihm absolut
die nothige Zelt.
Da, in der Sonntagsruhe des 29
August 1890 trat ein entscheidender
Wendepunkt in dem monotonen Leben
unsere jugendlichen CommiS ein.
war weder auf der via Triampbalis
Wiens, aus der Ringstraße, noch tm Con
cert oder im Theater, weder im Stadt,
park noch bei der RathhausMufik, den
berühmten Bekanntschafts , Anknüpfun,
gen, sondern in einem ganz prosaischen
Omnibus, um fein Herz geschehen. Ein
sauberes Mädchen fetzte sich nein
schwebte da ihm gegenüber nieder, so
daß ihr bauschiges Kleid fein Gestalt
berührte. Du lieber Gott, für einn
Kuß von jenen vollen Lippen hätte er
gleich alle Schätz des leider nicht ihm
gehörigen Ladens in die Schanze ge,
chlagen: Er sucht zuerst ltnkilch-verstoy
len ein Auge zu erHaschen und eröffnet
dann muthiger geworden, das reguläre
Bltckqeplänkel. Wie verzückt hängt er
an ihren strahlenden und vielverheißen
den Augensternen, so blendend und doch
o ganz anders als die etektrt chen Qlam
menboaen der SiemenS-Lampen (die in
einem Ge (Laste Tageshelle verdreitenl,
etzt glaubt er den richtigen Zeitpunkt zur
Anspruchsattacke erhäscht zu haben; aber
Schrecken hatt 8 ihm die momen,
tan Verwirrung oder die Macht der Ge,
ohnheit angethan; kurz, sich weit vorn'
überneigend, platzt er heraus: .Fräulein,
womit kann ich dienen?"
Die holde Unbekannte bricht in krampf
Haftes Lache aus, mißt feine Gestalt
von Kopf bis zu den Füßen mit einem
Blick, der einer erstarrenden Kohlensäure
vergleichbar, bald wie ein istger Strom,
bald wie Feuer ihm über den Nacken
läuft, zieht die Signalglccke und war im
nächsten Augenblicke aus und davon.
Der junge AdoniS schaut ,hr wie vom
Donner gerührt nach, bis ihn ein etwas
unsanfter Wagenftoh aus fetner Versun,
kenhelt aufrüttelte.
Nach ein schlaflosen Nacht, noch
ganz ersuuk von oem Zauoeroiiv ver
Omnibus Unbekannten, Betritt Herr
Otto mit gewohnter Pünktlichkeit den
Laden.
Im Laufe deS Vormittags hatte fich
der Chef, dem daS eigenthümliche Ge-
baren des BerfäuserS aufgefallen war,
chon u wiederholten Malen nach feinem
Befinden erkundigt, doch Horn fand im
mer eine ausweichende Antwort.
Da welch' glückseliger Zufall
aeaen 11 Uhr treten zmei schwarzgeklei-
bete, offenbar den besseren Ständen an
gehörig Dame, in den Laden und -
um uiuiyjuui vri yutlrvrr ccwegung
da Packet, da Horn in diesem Augen
blick einer Kundin reicht, wir um i
Haar seiner bebenden Hand entsunken
erkennt Horn in der jüngere der Beide
sein holde viWvu vo gestern.
Indeß die Aeltere flch in Reih,
Stoffe zur Auswahl reiche läßt,
mustert die Jünger neugierig ta In
ncr Ut eleganten Magazin und von.
ungefähr bleibt ihr Blick uf dem Geficht
de twi seitwärt stehenden Kommt,
der in diesem Moment in steigender vn
legevheit seinen Rechenftift von recht
nach link und vioverea dreht, haft
Ei lächelt, und wie mit tausend weiß
.u .1 1 f . r. a
glühenden Nadelspitzen führt ihm dies
Lächeln durch die Seele.
Da Herz schlägt dem verliebten Ver
käufer in den Hal hinauf. Da braust
ihm wie ein Todtenoerdikt der mahnende
Zuruf de Chef: .Aber Herr Horn, se.
bedienen fle doch da Fräulein!" in die
Ohren.
In seiner begreiflichen Erregung sah
er nur da Lachein der jungen Dame
nd die tausend neckischen Geister, die
um den rosigen Mund zugleich empor
blitzten, benahmen ihm den Rest feiner
Geistesgegenwart; so hatte er den
di zwiefach Frage der Unbekannten:
.Wie hoch jene schwarze Boa zu stehe
käme," total überhört; und al er von
seinem Chef ziemlich brük an fei
Pflicht erinnert wurde, platzt er, der
Macht der Gewohnheit nachgebend, tn
die Worte au:
.Mein Fräulein, womit kann ich die
nen?"
Da ar zu viel für ein junge sieb
zehnjähriges EvaStöchterchen, aus deffe
Augen schon der Schalk lacht und dadurch
da geringfügigste komische Jntermeze
zu unbändiger, unwiderstehlicher Heiter
rett gereizt werden konnte.
Und s brach sie in ein schallende Ge
löchter aus. Ottos Gesicht, das alle
Farben spielte, steigerte noch ihre Lach
lust, goß nur Oel in'S Feuer.
Die älter Dame hatte gut ihr stre
enden Blicke werfen. Elsa, so buk die
holde Unbekannte, konnte sich noch immer
nicht beruhigen.
.ilietn ist zu komisch zu to
misch .... Mama. . . . sieh, den jungen
Herrn drüben. Der Kontrast war g
zu groß .... Der galante Herr . . . . vo
gestern.... er kann wohl nicht da
ür. . . . aber ich konnte meine LachmuS
kein nicht im Zaume halten" so spru
delte Elsa hervor, als die Beiden bereits
auf dr Straße standen.
.Wa ist' mit Ihnen, mein gut
Freund, wa haben Sie?" wiederholt
der Chef, als er sah, wi der Verkäufer
mit geisterhaftem' Blicke den sich entfkr
enden Damen folgte. Aber disr
ßftYlh m'10 tiAm Clrtttw AftK4 iist Im
" wn yviuik v i W 1 1 hvu IHI
mer auf derselben Stelle und schrie:
.Verwünscht! Diese Macht der Ge
wohnheitl"
u unod's Lebe.
I seiner Kindheit begegnet Gonnsd,
der wöchentlich 6 SouS Taschengeld er
hielt, einem armen Bettler, der ihn an
bettelte. Der Klein gab ihm sein bei,
erhaltenes Taschengeld und der Alte rief
ihm nach: .Tausend Dank, mein kleiner
Herr und Sie sollen immer Glück habe!
DaS vergaß Gounod nie. So oft er ta
seiner Kunst einen Erfolg hatte, rief er
immer vergnügt aus: .Sech SouSl
Sech Sous!" Gounod war sehr lie
benSmürdig und höflich, auch gegen di,
welche feine Sachen spielten. Einmsi
wohnte er der Orchesterprob zu einem
feiner Werk bei. Der Dirigent nimmt
da Tempo sehr schnell. Da zieht Gou
nod lächelnd die Uhr aus der Tasche und
sagt zum Dirigenten: .Sie find sehr
liebenswürdig, verehrter Freund, daßt
Sie die Stund meines DinerS nicht ver
zögern wollen, aber ich hab zu Hause,
hinterlassen, daß man nicht vor sieben aus
mich rechnen soll. " Der Dirigent lacht,
aber er verstand den Komponisten. Er
hob de Taktstock und nahm nun da,
richtige Tempo. Gounod konnt aber
zuweilen auch ungeduldig nxrden. Da
war einmal der Fall, a! eine aufdring
liche Dilettantin ihn inmal bat, einer
Gesangsleistung beizuwohnen, mit dr
st in di Oeftentlichkeit trat. Ehe ft,
das Podium betrat, kam fle an Gounod,
vorbei und flüsterte ihm zu: .Ich habe
so große Angst! .Und ich rftl" war
di trockene Antwort deS Meister.
Aehnlich antwortete er einem fchwatzhaf
ten Kunstkritiker, der in der großen Oper
neben ihm faß, als Gounod den Tvc
riften Mario in einer feiner letzt
Glanzrollen hören wollte. Der Kritiker
sprach fortwährend auf ihn herein, und
alS er ihn fragte: ,WaS ist Ihn,
Gounod, Sie machen ja ein fo verdrieß
liches Gestcht?" antwortete Gounod:
.Ich verwünsche diesen Mario, der mich,
verhindert. Ihre inteikssante Unttrhak
lkng zn hören."
TerPsetferbaum.
Eine Akazienart, die in Nubien uuS,
dem Sudan sehr häufig vorkommt, wird
von den Eingeborenen daselbst gewöhnlich.
.Pfeiferbaum" (oder .Pfeifender
Baum") genannt, seine Schößling
werden vielfach, durch die Einnistung ovn
Insektenlarven, in ihrer Formentwicke
lung gestört und bilden dann schließlich
kleine Blasen. Ist da betreffende In.
sekt dann durch in krkisrunde, seitliche
Oeffnung an der Blase auSgeschlüpkt.
so wird diese, wenn der Wind sie trifft,
zum musikalischen Instrument, daS einen,
dem der Flöte ziemlich gleichen Ton.
hören läßt.
Aufmunterung.
Herr: .Ihre Tochter ist da reiiendste
Wesen, ich bete sie an!"
Mutter: .Na. beißen Siel,.
br an!"