Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 23, 1893, Image 11

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    I
i
General Koeppen.
Rovellette tu SiafUien. i'on Äarl b.
OK er jemals eine Truppe befehligt
halte, weiß ich nicht, ich weiß auch sonst
von seinem Borleben nicht. Aber er
war ein deutscher Man mit martiali
fchem Tchnurrbart und von altem Schrot
und Korn, maß seine sech Fuh rhein
ländisch und konnt in seinen allezeit bi
an die Halsbinde zugeknöpften Oberrock
zwei solcher Kerle wickeln, wie Don
Miguel Eperanza einer war. 'Dabei
traak er stundenlang Flasche um Flasche
be feurige Weine der gesegneten
Mantiquiera ahne die Lippen zu etwa
anderem auszuthun, al zum Trinken,
denn der dienstthuend Kellner stand, mit
einem Luge auf den General, mit dem
ander auf di übrigen Gäste, schon im
mer bereit, die leergetrunkene Kanne durch
in oll zu ersehen, wenn General
Koexpen bei derselbe fitzen blieb.
Nder er wurde allgemein .General
Koexpen - genannt und war mir auch
al solcher vorgestellt worden, da ge
nfigt in dem an Generalen, Obersten,
Calonel und Kapitänen überreichen
Brasilien vollständig.
Man sagt, daß schweigsame Männer
den schönen Frauen da meist Interesse
abgewinnen. Mag sei! GnralKokp
pen rsnut sich auf jeden Fall der de
sondere Bevorzugung von Seiten aller
Damen der Gesellschaft. Der Backfisch
schwärmte ebensosehr für ihn, wie di
vollerblühte dunkeläugige Tochter de
Santo, und die greise Matrone nicht
eniger, al diese beiden. E mag de
halb gleichgültig bleiben, wieviel von
dieser Schwärmerei aus seine stattliche
Erscheinung, wieviel auf seine Schweig
samkeit kam; da Eine steht dabei fest,
daß er trotz dieser Schweigsamkeit e
meiste, haft erstand, den Damen mit
jener ritterlichen Galanterie zu begegnen,
die ta jeder Geberde eine Huldigung
darbietet, ohne beiderseitig zu kompro
mittlre.
E ist natürlich, daß General Koeppen
ftch bei solchen Vorzügen häufig der Ge,
fahr ausgesetzt sah, andern Männer im
Weg zu sein, und in der That hatt
auch schon manchesmal geschienen, al ob
tn charte Rttontre. drei Schritt DI
ftance, piff paff I unvermeidlich wäre;
aber sonderbarerweise, der brav Gene
ral hatt sich jedesmal ohn Knalleffekt
au der Affaire gezogen und die Sache
bei ein paar Fluschen Schaumwein gül
lich beigelegt.
AuS diesem Grunde wurde der Name
.General Koexpen' von einer gemiffen
Klasse jungen Don mit einer gewissen
sarkaftlschen Klangsarve ausgesprochen.
die gerade nicht schmeichelhaft für den
gute General war, und ungefähr so viel
sagen sollt, ai .große Maul und
Pumps Zähne oder .viel Geschrei und
wenig Wolle I" Indessen war dies
Klanzfarbe in dem Mund dieser Leute
ebensowenig am Platze, wie sie in Bezug
aus Veneral oeppen angebracht war,
den Wolle, wenn man die Haar so
nennen darf, hatte derselbe noch in
üppiger Fülle blond und krau aas sei
em Scheitel und sein Zähne zeigten
auch noch keine rücke, wahrend er, wie
gesagt, die Schweigsamkeit selber war,
wa man jenen jungen Herren ket
ewg nachrede konnte. Aber
ft sprachen den Namen General Koep
pen- nun einmal mit jener Klangfarbe
au und der gute General schwieg und
tranr.
Ein Tage, wir saßen unter der
schattige vom Meere bespülten Veranda
unsere eleganten GesellschaftShause
und schauten dem Spiele der Wellen zu.
dem Ab und Zufahren der Schiffe und
den Ererzitien der singenden Matrosen
im Hafen, schien wieder einmal der
Teufel gegen den wackeren General
oeppen losgelassen zu sein. Er sa
bereu bei der vierten Flasche, hatt
einem halben Dudend südlicher (schon
heilen die Hände geküßt und einem
anderen halben Dutzend durch andwtn
ken au der Ferne feine Ergebenheit
erwiesen, da hielt e Don Miguele
Eperanza für angezeigt, ihm zu erklS
ren, feine Huldigungen feien den
Vamen lafttg, er mög die Güte
haben, dieselben für empfänglichere
Pertonen aufzubewahren.
Ja diesem Augenblick hüpfte Don
Miguel'S eigene Schwester, die gluh
Lugige, liebliche Manuela Speranza die
Treppen der Veranda herab. Bei
General koeppen angelangt, blieb sie
einen Augenblick stehen. Di schöne,
an Huldigungen gewöhnte junge Dame
wartete offenbar, datz der General ihr
seine Ehrerbietung durch den obligaten
Handkuß bezeigen werde, und . dieser,
mit einem milleidigen Seitenblicke auf
Don Miguel steckte sein inieressanteste
Lächeln auf, führte die kleine seidenum
sponnene Hand der jungen Dame an
fernen Schnurrbart und sagte ihr ganz
gegen seine Gewohnheit der Schweigsam
seit ein paar artige Wort.
Don Miguel wollte bersten vor Wuth.
Manuela dagegen war fichtlich angenehm
überrascht von de General Worten, sie
kachle leise silbern auf: .Ach, General
Koeppen, schmeicheln könne Sie auch 1 1
Damit schlug sie den noch immer lächelnd
in ihr liebliche Gestchtche blickenden
General mit ihrem kostbaren Federsächer
leicht und neckisch tn da Antlitz und
hüxst ihm dann lachend davon.
General Kokppen setzte sich wieder zu
seiner Flasche nieder, ohne von Don Mi
guel Notiz zu nehmen; dieser aber zischte
ihm von hinten her in da Ohr: Bursche,
diese Unverschämtheit sollst Du mir
büße I
Auf General Koexpen'S leicht geiräun
tem, ffcnem Antlitz flammt di Zorne
röihe für einen Bugenblick auf und seine
ganze reckenhafte Gestalt durchzuckte e
wie ein Blitzschlag; nichtSdeftomeniger
zwang er sich zur Ruhe, und ohne sich
sonst auf seinem Stuhle u bewegen,
wandle er da Haupt nach Don Miguel
u.m und srug'e: Sagtet Ihr mir eben
eiw,, edler Don? Dann, biit, tretet
hervor, im Rücke habe ich weder Mund
noch Augen.-
Diese Worte, sous und so ruhig sie
auch gesprochen aV? stachelten Don
Miguel zur sinnlose Wuth an. Trotz
der Gegenwart der Damen, welche in
einiger Entfernung mit einigen anderen
Herren zu einer malerischen Gruppe ver
einigt, lachend und scherzend beisammen
saß, hob er seine Faust auf: Feig
ling, vor die Pistole stellst D Dich
nicht, sv nimm die k "
Bevor er jedoch dir Faust ja dem be
aiftchtigten Schlage niederfallen lassen
konnte, geschah etwa Sonderbare, Un
erwartete. Ein herkulisch gebauter Mu
latte, allem Anscheine nach einer der
kühnen und unerschrockenen Jäger, denen
der Urwald allabendlich da Schlummer
lied singt, packte den kollernden Don bei
seinem Rückengurt, hob ihn hoch empor,
ließ ihn zwei, dreimal auf seiner Hand
hoch in der Luft herumkreisel und warf
ihn dann übn die Brüstung der Veranda
in da Meer, daß die Wellen über den
zappelnden Don hoch aufspritzte und zu
sammenschlugen. Dann wandte er sich
grinsend 'zu dem General. Bei der
heiligen Mutter Gotte von S. Paolo,
da kam ich gerade zur rechte Zeit, sonst
hätte Euch der Gimpel mit seiner
schmutzige Faust besudelt. '
Auf der Veranda war indessen Alle
erschreckt aufgesprungen und starrte über
die Brüstung hinab in da Wasser, in
welchem Don Miguel sich sichtlich ab
mühte, mit seinen Kleidern gegen die
Wellen anzukämpfen. Die Damen
schrieen auf und die Herren riefen nach
einem Nachen.
, Mein Bruder, mein armer Bruder,
rette Sie ihn, o, retten Sie ihn!'
flehte Donna Manuela in herzzerreißen
den Tönen; und in der That, e war kein
Scherz, hier t dem Salzwasser herum
zuschwimmen, da beständig von Haien
belebt ar, denen bte reiche Abfalle de
Hotel ein willkommene Bent waren.
General Koeppen, der durch da plötz
licht Auftreten de Jäger wohl ebenso
sehr überrascht ar, al der unglückliche
Don Miguele, hatte kaum die Sachlage
begriffen, al er auch schon aufsprang
und den Mulatten erkennend, diesem die
Hand reichte. Eh, alter Enrico, gut:r
Kerl, bist Bu mal wieder da I'
Kalkulire zur rechten Zeit. General!
Die lachenden Blicke der beiden Männer
begegneten sich.
Ja, alter Freund, zur rechten Zeit
war e allerdings; aber nicht tn dem
Sinne, wie Du e verstehst. Bitte, leihe
mir Dein Messer. Ohne die Antwort
de Manne abzuwarten, riß ihm der
General das lange, zweischneidige Dolch
meffer, da diese Leute stet bet sich
fuhren, au der Scheide, nahm e zwi
scheu die Lippen und stürzt sich kopfüber
seinem Feinde, dem dien Don, nach
E war di höchst Zeit, denn Don Mi
guel' Kräfte erlahmten, da er de
Schwimmen mit den Kleidern nicht
Meister war, unv augenschemltch von ent
setzlicher Angst vor den Haifische be
fallen, alle Besonnenheit verloren hatte.
auch da bischen ruft, welche er ein,
aihmete, zu zwecklosen Hilferufen ver
zeterte. Außerdem sah man aber auch
schon in geringer Entfernung die graue
Ruckenflofse etneS Haistsche langsam her,
ankomme.
Der brav General tauchte, da Messer
de Mulatten im Munde, dicht nebe
Don Miguel auf. Sein linker Arm
packt schnell den de Zappelnden, mäh.
rend er mit der Rechten kräftig die Wel
len theilte und so den Don vor sich her
schob. Auf der Veranda herrschte athem?
lose Schweigen, selbst Donna Manuela
schwieg und Aller Blicke hefteten sich mit
dem ledhasteflenJntereffe aus denGeneral.
dessen kraftvoll Gestalt dem Kampfe mit
den Meeresmogen gewachsen war. Es
ist ein eigenthümlicher Charakterzug
dieser Rasse, al Zuschauer solcher ge
sayroouen Borgänge bte Gefahr der
selben selbst zu vergessen und statt ihrer
den Muth, die Kraft und die Gewandt
hett zu bewundern, mit welcher der Be
drbhte dazegen ankämpft.
Nur Einer hatte seine Blicke anstatt
aus die mit den Wellen kSmpsenden bei
den Männer auf den Hai gerichtet, dessen
graue Flosse immer näher und näher
herankam. Und jetzt mußt das gefräßige
Thier die Kämpfenden bemerkt haben,
denn e änderte feinen Kurs und schwamm
direkt auf dieselben zu.
General Koeppen, ein Hai!' gellte
e laut au der Brust des Jäger herau
und in demselben Augenblicke stürzte auch
er sich von der Veranda in die See. Ein
Schrei de Entsetzens entrang sich Aller
Lippen, denn jetzt erst erkannt man die
ganze Größe der Gefahr. Einer der
wackeren Männer war unzweifelhaft dem
Tode geweiht, denn der Hai läßt sich seine
Beute nicht entgehen.
Der Mulatte tauchte aus. Mit went
gen kräftigen Stößen hatte er den Gene,
ral und seine Bürde, den halb ohnmäch
tigen Don, erreicht. General Koeppen,
ein Hai, gebt mir mein Messer 1
General Koeppen wandte de Kops.
Ach, mein braver Enrico, habe Dank!
nimm den Don einstweilen und über
lasse mir den Hai l" damit stieß er den
Mann in seiner Linken dem Mulatten
zu, nahm da Meffer in di Rechte und
schwamm dem gierigen MeereSdemohner
entgegen. Und nun entspann sich ein
wilder, verwegener Kampf zwischen der
rohen Kraft der Bestie in ihrem heimi
schen Elemente und der Intelligenz, dem
Muthe und der Gewandtheit de Wien
schen, ein neroendurchzitternde, hin
reißend schöne Schauspiel.
Wlldwülhend peitschte der Hai mit
seiner gewalligen Schwanzflosse da Was-
ser zu hoch ausgtschenoen Wellen aus,
bald ragte sein großes, weit aufgerissene
Maul hoch eu dem Wasser herau und
ließ da scharsgespitzte Bein darin erken
neu, bald schoß er tief in d See hin
ein, eine wilden Strudel um sich
ziehend, der den kämxfende Menschen
zu verschlingen drohte. Aber so oft der
brave General auch untertauchte, stet
erschien er wieder an der Oberfläche de
Wasser, und schon färbte sich dasselbe
mit dem dicken, rothen Blute de Mee
reSungethüm, dem er wiederholt sein
Messer tn da Fleisch gestoßen hatte.
Da wurde heiße, stille Gebete geflüstert
von de schönen Lippen aus der Veranda
de Hotel und Niemand flehte wohl
inniger zur Mutter Gotte um da! Leben
de kühnen General, al die liebliche
Donna Manuela.
Endlich ach wohl halbstündigem Rin
gen starb der Hai vor Erschöpfung ab,
seine Bewegungen wurden matter und
matter, bi sie schließlich gänzlich auf
hörten und der Koloß leblo auf den
Wellen schaukelte. General Koeppen
reckt zum Zeichen de Siege da
blitzende Messer au dem Wasser empor
und schwamm dann langsam dem Hafen
zu, wo der Mulatte mit Don Miguele
bereil angelangt war und schnell ein
Boot genommen hatte, um ihm zu Hülfe
zu kommen.
Lauter Jubelruf mit Tücherschwenken
und Fächerwinken begleitete letzt de bra
ven Kämpen. Don Miguel erholte sich
bald wieder und bat demüthig um er
zeihung. Der Name General Koep
pen" wurde seit jenem Tage von den
Damen mit schwärmerischer Bereyrnug,
von den Männern mit größter Achtun
genannt. Man redete sogar davon, da
die liebliche Manuela Speranza den bra,
ve General mit ihrer Hand beglücken
wolle, wa allerding nicht ganz Übel
wär, da an dieser kleinen Hand ein paar
Millionen Dollar hingen. Der brave
General war aber einstweilen gar nicht in
Rio be Janeiro zu erblicken, er ar mit
dem Mulatte Enrico tn den Wald gern,
ten, tu zu jagen. Hoffen wir, daß r
bi Gefahr bort ebenso siegreich besteh,
wi den furchtbaren Kampf im Meer
mit dem Hat, und daß er endlich in den
weichen Armen der schönen Manuela
jenes Gluck sind, dessen der Brave alle
zeit würdig ist.
tn ausgerechnete" Lokal
histort.
Beinahe zweitausend Milliarden Gul
den mit Zin und ZinseSzin soll
die Stadt Berlin und da Hohenzollnn
bau der Stadt Mittenwalde schuldig
sein, wie der lnsenver der nachfolgen
den Mittheilung ausgerechnet hat, und die
Stadtverordnetenversammlung von Mit
tenwalde soll in ihrer Sitzung vom jüng
ften Sonnabend sogar schon beschlossen
haben, eine angemessene Entschädigung
mr diese Schlbsorderung zu verlangen,
Die Stadt Berlin soll nämlich im
Jahre 156! von der Stadt Mittenwalde
400 Gulden geliehen haben, nachdem der
Kurfürst Joachim bereit im Jahre 154
derselben Stadt 700 Gulden schuldig
geworden sei. Diese Beträge soll d
tadt Berlin, bezw. da Hobemouern
hau bi zum heutigen Tage och nicht
zurückbezahlt haben, so daß sich mit den
bet der Aufnahme der Darlehen verein,
barten 6 Prozent Zinsen und den Zinse,
zinsen di erwähnt kolossal Summ er,
gäbe. Die Veranlassung, daß sich die
Mittknwalder Stadtverordneten mit der
Angelegenheit beschäftigten, gab nach der
erftcherung be Einsender folgender
umstand.
Auf dem Boden de Mittenmalder
Rathhause find in großen Regalen die
alten Akten aufbewahrt. Einen Band
derselben denöthtgt man zu einer gründ,
buchamtlichen Arbeit. Da man densel,
ben nicht gleich auffand, begab sich der
Borgermttffer Baur, elne sehr aewtch
tige' Persönlichkeit, selbst nach oben, um
nachzuforschen, wöbet er aus ein Regal
inez. Bas letztere hielt aber der schme
ren Belastung nicht Stand, sondern
kippte vorn über, und nur dem schleunig
sten Zurückspringen hatte Herr Daur es
zu verdanken, daß er nicht unter dem
sauenden Aktenmaterial begraben wurde.
Bei dem Getöse der herabstürzenden
Aktenbände vernahm ' man noch ein son
derbare Klappern, und als man diesem
näher nachforschte, wurde e zur Gewiß,
heit, daß dasselbe von einer Anzahl von
Blechkapseln herrührte, welche die großen
Siegel schützend umhüllten, die sich an
mehreren hinter dem alten Regal vergra
den gewesenen ui alten Pergamenturkun
den befanden.
Unter diesen für die Chronik der Stadt
von unendlichem Werthe zu schätzenden
Urkunden befinden sich auch zwei Schuld
Verschuldungen, die bi heute noch nicht
eingelöst find. Bon dem Vorhandensein
die, er Urkunden hatte man noch bis in di
fünfziger Jahre hinein Kenntniß in Mit'
tenwalde. Bereit damals hatte der
Magistrat den Versuch gemacht, vom
Staate eine angemessene Entschädigung
oasur zu erhalten. D zum Beweis des
Anspruchs aber nothwendige Urkunde war
damals nicht aufzufinden.
ES ist delannt. da Mittenwalde eine
der reichsten Städte der Mark gewesen
nv tn besonder hoher Blüthe vor dem
schrecklichen 30-jShrtgen Kriege gestanden
hat. s ist al o kein Wunder, daß von
Nachbarftädten oder geldbedürftigen Für
sten die Stadt um Darlehen angegangen
wurde. Die Wirren des Krieges, das
Darniederliegen des Handels und Ver
kehr brachte viel der Schuldoerschrei
bungen in Vergessenheit.
Ausgerechnet würde mit ZinseSzin
ein Kapital von 700 Gulden, das im
Jahre 1549 zu S Prozent auSgeliehen
wurde, die Summe von 1,503,838,553,,
600 Gulden ergeben und ein Kapital von
400 Gulden ebenfalls zu 6 Prozent ver
zinslich, 422,486 SO Gulden, zusam
wen also 1,925,753,382,60 Gulden.
olmisch itptr uf dem rund
de Cttau.
Während man noch im Anfange diese
Jahrhundert von der Beschaffenheit de
Boden der Weltmeer gar nicht wußte,
ja selbst über die Tiese der Oceane öllig
im Unklaren war, haben die Untersuchun
ge der Revzeit, besonder diejevtgeu
während der Erpedition de Challav
ger", über die Ratur und Beschaffenheit
der Ablagerungen im Boden der Oceane
helle Licht breitet. Wir wisse heute,
daß sich in den mittleren Theilen der
Weltmeere am Boden Ablagerunge be
finden, die au rothem Thon ond organi
schern Schlamme bestehen. Dieser rothe
Thon tritt nur in den größte Tiefen (bi
zu einer deutschen Weil und darüber)
auf. vor allem im Große Ocean, wo er
eine Fläche von mehr I 100 Millionen
Ouadratktlometer bedeckt.
Besonder in diesem Thon im mittle
ren und südlichen Theile de Großen
Ocean, und häufig zusammen mit Hai
ftschzähoe, fanden sich kleine metallische
Kügelche von höchsten ein Fünftel
Millimeter Durchmesser, di auf einer
Seite etwa eingedrückt sind. Sie besitzen
eine Rinde au Magneteisen und im
Kerne Nickel, manche bestehe anscheinend
au Schreibersit, einem Material, da
sonst nur in Meteoriten angetroffen wird.
Andere Kügelche, die bi zu einhalb
Millimeter im Durchmesser hatten, er
gaben bet der chemischen Analyse einen
Gehalt an Eisen, Magnesia und Kiesel
säure. Sie sind unregelmäßig rund und
ihre ganze Structur erinnert an eine
Klasse von Meteoriten, welche man al
Chondrite bezeichnet. Auch diese Kör
perchen kommen sonst in keinem irdischen
Geftetn vor.
Die britischen Naturforscher, welche
die Ergebnisse der ChallengerErpedttion
bearbeiteten, aelanaten desbald u dem
Schluss, daß jene Kügelche tn der That
kosmischen Ursprung sind und als
Meteorit au dem Weltraum in den
Ocean herabfielen. Si finde sich auf
einer großen Fläche de Ocean, und der
Grund, weshalb sie nur in den tiefsten
Theilen desselben angetroffen erden, ist
eben barm zu suchen, bog den der Wedt
mentniederschlag nur langsam folgt.
In den weniger tiefen Regionen der
Meere bedeckt sich der Boden rascher mit
Schlamm, so daß die kleinen Kügelchen
bald mehr der weniger hoch von neuen
edimentschichten überdeckt und der Tief
seesonde unerreichbar erde.
Auf dem Festland hat man solch Kü
gelchen in einzelnen noch nicht gesunden,
maS auch wegen ihrer geringen Größe
vielleicht erklärlich ist. Daß man sie
aber aus den größten Tiefen be Welt
meereS heraufbrachte, ist doch immer
höchst merkwürdig und bewein, daß Me
teoriten in Gestalt von kleinen kosmischen
Kügelchen außerordentlich häusig auf die
Erde Herabkommen müssen. Denn im
Vergleich zu der ungeheuren Größe de
Ocean können die Ttefseefondirunaen
doch nur al ganz vereinzelte Stichproben
betrachtet werden. Wär die Zahl dieser
Kügelchen am Boden der Tieffee nicht
über alle Vorstellung groß, s würde die
Wahrscheinlichkeit, eine derselben mit
tm Lot heraufzubringen, kaum größer
sein al di, tn Nadel beim ersten Griff
im Sande der Sahara zu finden.
Heiter ach in ernster Zeit.
Aus Oesterreich' Hauptstadt schreibt
man: Nicht alle LiedeSromane schließen
mit einer Heirath ab, aber auch nicht alle
enden im Donaucanal. E er ein
schmerzbewegter Tag. Die Franz
JosephCaserae schwamm in einem Meer
von Thränen, die Schinnen der ganzen
Nachbarschaft hingen troftlo am Halse
desCorporalS ihriges," der eben antre,
ten sollte, um mit seinem Regiment in
die ferne neue Garnison zu ziehen. Ein
Paar vor allem war gar nicht auSeinan
der zu bringen, er in Gefreiter, also
schon auf der Stufe zur höchsten Macht, "
sie eine Böhmin, schon über die ersten
Lenze hinaus, aber leidenschaftlich für
drei junge Stubenmädchen. Eben hatte
er iyr nochmals ewige 'treue ge chmoren.
als eine zweite Liebende heranstürmte;
auch sie hatte geheiligte Ansprüche an ihn,
ver jetzt, wie der sei, zwischen zwei Heu,
bündeln stand. Das Signal zum Ab,
marsch brachte die Lösung. Als er in
Reih' und Glied getreten stürzte die
erste tn solcher Ausregung dem nahen
Donaucanal zu, daß die entsetzten Zu,
schauer keinen Zweifel hegten, sie werde
im Tode Vergessen suchen: fte schlug sich
indeß seitwärts in die Büsche. Still
verzweifelnd blieb nur noch die Köchin
zurück, die für den Theuren ein verlocken
des Schinkenbein mitgebracht hatte; als
sie an der Untreue des geliebten Mannes
nicht mehr zweifeln konnte, entblößte sie
den Leckerbissen und biß, mit Wuth im
Herzen, vor feiner" selbst hinein.
Gladkione' Rationalität,
Au London wird berichtet: Gladftone
tst bekanntlich vieles zu gleicher Zeit, in
fonderheit was feine Nationalität be
trifft. Obfchon in Liverpool geboren,
macht er doch nie Anspruch darauf, Eng
lönder zu sein. Auf Grund seiner schot
tischen Abstammung oder ist e, weil
er in Schottland so großen Anhang hat?
betrachtet er -sich tn erster Linie al
Schotten. Seine Frau ist aber aus
Wales. Und daraus leitet er gern ab,
daß er selbst halb wallisisch sei. Dasür
der ist e umgekehrt? ist freilich
auch beinahe ganz Wale gladftonischl"
Am liebsten märe er im Augenblick
nun wohl irisch. Heute wird aber ein
Brief von ihm veröffentlicht, in welchem
er auS Anlaß der Theorie der Abftam
mung der ältesten Bewohner diese In
sellande auS Skandinavien schreibt:
Ich bin rein schottischen Blute halb
Hochland, halb Flachland, nahe bet der
Grenze. Ein Zweig meiner Familie
ließ sich, glaube ich, in der ersten Hälft
de 17. Jahrhundert in Skandinavien
nieder. Wen ich in Norwegen oder
Dänemark der unter Skandinaviern
war, fühlte ich immer etwa wie einen
Ruf der Natur au meinem Innern, der
aus eine nahe Verwandtschaft hinwies."
Vergaloppirt.
Mr. For, elcher der deutsche Sprach
noch nicht ganz mächtig ist, sollt setner
Tischaachbarin, einem schon e:a! ange
jährten Blaustrumpf, aus ihr Bernche
rung, daß sie bereit da fünfzigste
Lebenkjihr überschritte habe, ein
Schmeichelei sagen, aber dabei jede
Fremdwort vermeiden, weil man ihm be
reit vorher mitgetheilt hatte, daß die
betreffende Dame stark in Sprachreint
gung mache. Rasch schlägt Mr. For in
einem Fremdwörterbuche, da er für alle
Fälle stet bet sich führt, da Wort con
serviren auf und spricht dann langsam
und bedächtig: Da habe sich gnädige
Frau aber sehr kut tngepikelt,
wirklich sehr kut".
ftftrH an Verbrecher.
Al Friedrich IV. vo Dänemark noch
Kronprinz ar, wollt er eine Tages
mit seinem Generalftabe einer Vorlesung
beiwohnen, die der berühmte Phrenolog
Gall or einem größeren Auditorium zu
halten beabsichtigte. Dabei sollten aus
Befehl de Poltzeiminifter einige er
breche? eingeführt werden, damit Gall
ihre Schädel untersuche. Der Kronprinz
lehnte da ab, um, wie er sagte, diese
Leute durch eine solche öffentliche Unter
suchung nicht zu beschämen. Dieselbe
wurde später in einer gewählten kleinen
Privatgesellschaft im Hause de Polizei
minister vorgenommen.
Unter anderem Namen.
Fräulein Dietrich geht nächste Woche
unter einem anderen Namen auf Reisen."
.Wa Sie sagen!"
Ja wohl. Die heirathet nächsten
Dienstag und tritt bann ihr HochzertS
reise an."
Schilderung eines Orkans.
Er zerschmetterte ganze Berge, ent
wurzelte riesige Eichen, verwüstete ganze
Dörfer und warf den großen Heuhaufen
unseres Nachbar Schöllkoxs um."
Vcrscbiedener Standpunkt.
1. Gast: Haben Sie soeben die Er
zählung de Hausherrn gehört? E ist
doch schrecklich, wie der aufschnki
detl"
2. Gast swehmüthig sein Brödchen be
trachtend, auf dem der Anflug einer
Wurstscheibe ruht): Ganz richtig
Wenn doch lieber die H a u S f r a u
etwa mehr aufschneiden
würde!'
Zwei Helden.
Ehemann (zum andern): Heute gch'n
mir mal zusammen au! Ich hab va
him schon gefragt ich darf!"
Macht der Sewohnhei.
Polizeirath (dem sich sei ihm bisher
unbekannter Neffe vorstellt): Also mein
Neffe sind Sie., mütterltchersett,
wi hier steht I . . Haben Sie auch
Papier?
Lrfahrungsfatz.
Ja in hart Frauenherz kann ein
Mann seinen Namen oft nur mit D i a
m anten einschreiben.
Erster Sedanke
Köchin (neu eingetreten): Ach, ist
da eine prächtige Küche da hat ja
ein ganze Regiment Platz l"
Ans der Schule.
Lehrer: Wer brav ist und Gute
thut, der kommt in den Himmel. W
geschieht aber mit dem, der Böses
thut?'
Avsorarens-sooncoen: .utn v enger
digt mein Bater l"
Unter uns!
Baron Pickele (zum Kutscher): Mor,
gen Abend sieben Uhr fährst Du nach der
Bahn. Mein Schwager kommt zu Be
such es weiß aber noch Niemand was
davon. Die Sache bleibt vorläufig unter
dem Baron Pickele und Dir!
Annonce.
Zu einem Pantoffel wird in
Hkld gesucht.
Aritisckcs.
Schauspieler: Denken Sie, neulich
hat mich der Theaterkritiker Dr. Bisflg
in seiner Recension furchtbar herunter-
rissen, und nun erfahre ich, daß er an
dem betreffenden Abend gar nicht im
Theater anwesend war. Wie finden Sie
das?"
Kunstfreund: Ei, Dr. Bisflg beweist
dadurch am besten seine hohe Unpartei
lichkeit !'
Schauspieler: Wieso?"
Kunstfreund: Er kritisirt ohn An,
hung dir Pkrson!"
Sinniges Orakel.
Wie? Du hast den jungen hübschen
Schriftsteller resüstrt und den alten HIß
lichen Grafen geheirathet?"
Um aus den qualvollen wetfeln
herauSilukommen, befrug ich mein ge-
wohnte Orakel: Ich warf ein Geldstück
Schrift oder Wappen i" und das Wap
pen lag oben!"
Stolz.
Flickschuster (der die Gemeinde.
dien er stelle erhalten): So, da
Werkzeug heb' ich mir aus, damit ich
meinen Kindern einmal zeigen kann, wie
klein ich angefangen habe!' i
cromxliment.
Güteraufseher (, einem Fremden,
dir um 6 Uhr Abend, all eben die ffü,
tnhalle aefprrrt wird, seine Koffer aus
gebe will): , Bebaun, zu spül! Um 6
Uhr wird gesperrt l"
Fremder: Wa? Unser Haut meiste?
sagt mir, da bi 7 Uhr offen sei;
der dürst' doch wohl wissen, da in die
ser Villa ja so viele Fremde alstcigen l'
Güteraus eher: O mei. de Jiau!
oafla sa oft vo' dümmer wia de irrem
den!"
?ruder Ungar in l?rlegknt?eit.
I sich eine verflüchtige G'ichichte um
die daitsche Sprach'. Begreif Ich nicht.
warum e muß haißen: ich habe geges,
sen" und nicht ich habe geessen." Werd
ich also dem Herrn Baron halte schrei
ben: Gegehrker Herr Baron! Ich habe
mich hatte über den Johann schrecklich ge
gärgert, weil Kerl infamlgter da Kar
toffelseld in Grund und Boden aeaackert
hat."
Küchenlatein.
Eine neue KüchenNvmxhe
Hat Frau Maser engagirt,
Und dabei der vor'ge Köchin
Ganz befond're Lob fpendut.
Wa am meisten mir gefallen.
War ihr großer Einst, mein Kind;
Schade, daß nicht alle Mädchen
Damit ausgestattet sind. "
Run, der Meine, " sprach daSMädchen,
Ist entschieden auch nicht klein;
Zwar heißt er, statt Ernst, Johanne.
Und das muß gleichgültig sein."
ländlich gemüthlich.
GemelnderalhS.Milglied: Aber Schul
te, jetzt wär'S Zeit, unser Sitzung auf.
z'hebe.
Schultheiß: Aber wir sind ja noch gar
nicht zu Ende!
Gemeinderath , Mitglied : Da
ka' n un gleich sei I MIar harrt
jetzt Hunger und Durst, mer laßt jo d'
Ochse au saufe, wenn' Zeit ist.
Ueberfluß,
Fremder (zur Hokelwirthin, auf dem
Lande): Haben Sie irgend welche
Schwierigkeiten, auf dem Lande Dienst
boten zu bekommen?"
Wirthin: ,O, nicht im Geringsten;
ir haben in zwei Monaten acht Köchin
nen, fünf Kellnerinnen und drei Wäscher,
innen gehabt."
In der Sprechstunde.
Arzt: Eiwa angegriffen sehen Sie
au. Sie dürfen sich tn der nächste
Zeit nicht zu sehr anstrengen, zum Bet.
spiel nicht wa sind Sie denn?"
Patient: .Anarchist." ,
Arzt: Also nicht Bomben werfen,
hören Sie?"
Neue Redewendung.
Dame: Wissen Sie auch, Herr
Hauptmann, daß ich noch eine Locke vo
Ihnen habe, die Sie mir al Lieutenant
schenkten."
Hauptmann (sich über die Glatze
streichend): Ja ja, so hat man sein
Waar unter den Leuten herumhängen."
Deutlich,
Ach, Fräulein Marie, wenn ich Ihnen
einen Kuß geben dürfte! Nun, habe
Sie gar keine Antwort darauf?"
.Aber. Mar. da i in aar keine
Frage!"
Am poftschalter.
Fräulein: Ist ein Brief da O 100?"
Beamter: Nein, aberO. O, 100."
Fräulein: Da wird er wohl sein,
nein Schatz stottert nämlich etwa!"
Der kennt'S.
.Hebt schau, da gebt, da im Reicb.
tag 20 Wilde fitzen, wia kemma denn die
da nei?"
.Woan. Stoffel, die san kalt dabint'
von Kamerun 'rauZ, das san ja jetzt a
deutsche lzingeborene." ,
Auf Umwegen.
A. : .Kennen Sie diese SStrrn k
drüben?"
B.: Ja. da isi der Bankier Müll-.
der hat ja mein Geld in Bewahrung."
tfvXHtX CtU. rrl. s I
. v,ip""ty oyi wcioi ,k yaven
ja keins."
B.: .Ich verlobe mick, demnäck mit
seiner Tochter."
Etwas bedenklich.
Alter Herr (auf ein jung vermählte
Paar toasttiend): Den Bräutigam kenn
ich genau. Ich war zugegen, als er ge
taust wurde; ich mar bei der Feier feiner
Großjährigkeit; ich bin heute bei diesem
seinem schönsten Feste zugegen und ick
hoffe, auch bei seinem Leichenbegängnis
zugegen zu sein."
Nicht münscbenswnthe (Einwanderer.
Bromn: Mit dem letzten Damvfer
find wieder zehn englische PruperS ae
kommen."
JoneS (sehr reich mit mehreren bei
rathöfähigen Töchtern): Oh. hossent
ilcy jino es nicht lauter Herzöge und
Barone!"
RemlichkeitsbedSrfniß.
A.: .Ich habe lesen, bau (Sarah
Bernhardt täglich mehrere Bäder nimmt I"
B, : .Das mu fte tbun. Sie m,rt
immer in sogenannten französischen Sit
tenstücken. und da kommt so viel SSmut,
drin vor."
Die geschossenen Treiber.
Galtin: Warum hast Du da Ge
chossene nicht mitgebrach,?"
t-yatte i sonnlagsiageiZ: .Aber wir
sind doch keine Menschenfresser?"