Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 26, 1893, Image 3

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln. Neb.
Drei Jltassini in 5cs;tuat
Kiaii im f aal fleBer.
V
(7cM'cyunz.)
ai TIÜbdjtiiTiatte jiitrrnb und er
Ilfidjtuo teilt iorgaii:ie zugeschaut.
Oefct wandle ttr ominiifar sich rajch
n i'ic: rcie brauchen keine Anzst zu
habe. iJljncn ctjdiicljt nicht da, Ge
ringfte. jazie er in jiusmuitteniSem
tone. .Zch mache ssie daraus auf.
erklärn, fcc j Sie sich selbst im richte
ktehea und sich tmpfiudlicheu Nachtheil
(ufügen würden, tvcuu Zt versuche
ollten, meine au Sie gelichteten ßra
ie auowcichend oder gar unwahr ju
eantworten."
,0, gewiß nicht, aber ich weiß nicht
icl," stammelte da junge Mädchen.
.Tie Frau Gräfin hat mich ja eist vor
wenigen Monaten anjicnomiucn. Ich
bin die Tochter anstäiibijter veute
mein Sitoter ist der pcnsionirte teuer,
einnehmkr Vaumanu.'
Der Jiouiniijjar sann einen Augen
blick nach. Um so besser, liebe Mino,"
meinte er dann. .Nochmals, Sie druu
chen keine Angst zu l,abcn. Ihnen wird
uch nicht daö geringste leid gesche
len 11 11 ii führen Sie mich durch die
Zimmer
Die nächtliche Wanderung begann.
Das junge Mädchen ergriff die i'auipe
wieder, welche sie vorhin beim Eintritt
der jiriminalbeamten in der 5aud ge
halten hatte, und unter seiner Führung
durchschritten die letzteren eine Anzahl
prunkvoller, aber durchaus schabloiien
rtig eingerichteter Gemächer.
.ii sind die Gesellschaftszimmer der
rafin," berichtete das junge Mäd
chen.
.Pflegt sie in denselben häufig zu
erwcilcu ?"
Annette Vauuian schüttelte den
Kopf. .Durchaus nicht." versetzte sie.
.Die Frau Gräsin hält sich in der Lccgcl
un vorderen Eckzimmer aus, das dicht
n ihr Schlafzimmer ftöft dort steht
uch der Schreibtisch, in welchem sie
ihre Briefschaften zn verwahren pflegt."
So führen Sie uns dorthin." gebot
her Uommifiar.
Als sie in den dreifensterigen, im e
Iiensat) zu dca anderen Gemächern wirk
ich behaglich eingerichtcken Raum ein
traten, fiel Sancr sofort die augenschcin
liehe Unordnung auf. in welcher sich die
Verathschalcn dcS Zimmers befanden.
Deicht' nur die lulile standen wirr
durcheinander, und einzelne Gebrauchs
jkgeiistände lagen auf dem Sovha. auf
Eesicln und Tischen zerstreut, die Jioiii
modcschubladcn waren ansgcrisscn und ,
Wäsche, sowie sonstige Bekleidungsstücke
hingen uuoi deutlich daraus hervor.
Auch der Schreibtisch war geöffnet ;
dazu erfüllte ein dreuzlichcr Geruch das
Zimmer, wie er nach dem Verbrennen
einer großen Menge von Papieren zu
entstehen pflegt. ,
Die Zoe schaute selbst verwundert
darein. Mein Gott, wie sieht es hier
uS?" rief sie. .Solch' eine Uttorb
nung hat noch niemals hier geherrscht
und ich habe doch heute Abend der gnä
dlgcn Frau Gräfin den Thee noch hier
servirt I' i
äLirklich standen auf dem Tisch noch
Tassen und Kaiincn, sowie die Ueber
reste eines frugalen JmbisjcS.
Halien Sie, fcitdcm die Gräfin fort
(gangen ist, diesen Raum nicht wieder
etreten?" frug der Kommissar, der
mitten im Zimmer stehe geblieben war
nd seine spähenden Blicke hatte rings
m schweifen lassen.
Das Mädchen schüttelte den Kopf.
,?tcin, die Frau Gräfin liebte cS nicht,
wenn ich in ihrer Abwesenheit daS Zim
mcr betrat zudem hatte ich liopj
schmerze und mich darum ein wenig in
meinem Zimmer ouf das Bett nieder
zelegt dasselbe liegt aber diesem Raume
ganz entgegengesetzt."
,So rührte vrrmntlzlich von Ihnen
der Lichtschein her, den ich nuten aus der
Etraße bemerkte?"
.Sicherlich, denn es brennt sonst wci
tcr kein richt in der Wohnung."
Der jkomniissar war unter die Thür
deS RcbciizittimcrS gelitten und befahl
dem Mädchen, mit dem richt in das
selbe zu lcuchreii
Es ist das chlafümmer der Grä
fiii." erläuterte Annette.
Dieselbe aiisiäilize Unordnung
herrschte auch in dem nur einfcnsterigen
Naume. und daS aufglchlagene pim
mclbctt war mit einer Unzahl aller mög,
lichcn Gegenstände bedeckt. ES gewährte
den Anschein, als ob die Wohnnngiu
habcrin ans Mennige Flucht gesonnen
und vorher noch verschiedene ihrer
Effekten durchgesucht habe, um irgend
wie Komproiiiillircndcs ansznmcrzcn.
Der Kriminalbcamte halte inzwischen
den Ofen durchsucht uud erstattete dem
Kommissar Mcidniig. das; eine Masse
Papier augenscheinlich frisch verbrannt
worden sein müsse.
Der Kommissar ivar an daS Fenster
getreten und überzeugte sich von der
Anwesenheit von Rolljalousicu daran.
astig besah! er, dleclben zum Schlitz?
eruntcrzulancn. Er hegte immer noch
die schwach Hoffnung, dass vielleicht die
Gräfin deiruoch nach Haufe zurückkehren
könne; dann aber sollte sie, falls sie
zusällig vo der Strafe nach ihren
ZohnullgSränimn hinaufblicktc, nicht
verräthcrijchcn Lichtschein vorzeitig ge
wahr erden. Auf da Gcheig dcS
Kommissars entzündete das Mädchen,
das inzwischen ruhiger geworden war
und nun neugierig dem Gebahrcn der
beiden Männer zuschaute, den von der
Decke herabhängenden Kronleuchter.
Die sechs Gasflammen verbreiteten fast
tagcShcllcn Lichtschein in dem Gemach.
Der Kommissar schritt aus den
Schreibtisch zu und warf einen Blick
aus die zum Theil osfenskehende Schnb
laden. Die Kasten waren säst gänzlich
lrcr und die wenigen Zettel, auf welche
der Blick des onimisars fiel, enthielten
belanglose Rechnungen und dergleichen
mehr.
Pflegt Ihre Herrin so nachlässig in
der Aufbewahrung ihrer Zkorrciponöenz
zu verfahren?" frug der jcommissar.
Ich sagte schon vorhin, dasz ich
Ielbst ganz verwundert über die Herr'
chcnde Unordnung bin." flüsterte die
Zofe zaghast, nochmals einen fluchtige
Blick durch den Raun, werfend. Die
Frau Gräfin ist doch sonst die Ordnung
selbst dal'ci iit sie sehr mißtrauisch und
eilt den sckreibiekrctär nr Dotier
li,!j vkr'chlvsen ; ja, ,?ena ich einmal iT;i
Ziiisma iiciiit ste haue vcrgcfn.
dku Schliisttl abzumühen, dann kam se
tegclti'tj "! iü mci,!crGk,zk!i'
trail od. ic haue eö gar nicht nollii
kyabl II im, ictt ci ak. ai!ia.
i.urlcute Jt'nd, und diäii .e uuch uichk
in laserer (Miriaiiiiife."
Der ommiisar ,i,ck:c nachdenklich,
al ob die Ausageu des Mädchens mit
seinen Vermuthungen udcreiui.imuite.
Tan,, begann er die jäminllichcn ila
ftea. welche sich alle als unverjchlosseu
erwiesen, zu duichsuchen. um seine Räch
sorschunge, als nicht Wichtiges im
Schreibtisch aufgefunden war. auf die
Kommode und schranke zu erstrecken.
Indexen auch hier fand ,ich nicht da
Geringste vor; nur einige Wäschestücke,
deren gelinge Anzahl in sonderbarem
Gegensatz zu der lururioö eingerichteten
Wohnung stand, lagen in der Uommoöc.
Daneben aber eine Menge Rippsachen
oller Art ; unzählige Fächer. Bonbon
vieren, und was dergleichen Ricdlich.
keilen mehr waren. Da uud dort lagen
einzelne neu Handschuhe auf dem Bo
den zc, streut, die sämmtlich zerrissen
waren.
Es halte den Anschein, als ob die
Gräfin in höchster Hast sich angekleidet
habe und dabei ungrchickt zn Werke gc
gangen fei.
Die Kammerzofe wußte auf die Frage
des ommiiiars nichts darüber anzu
gebe. Gegen die sonstige Gewohnheit
war sie von der Gräfin nicht zur Auö
gangSlvilclte zugezogen worden.
.Die Gräfin war überhaupt den gan
zcu Tag über anders wie sonst." berich.
tele sie. Auch Herr Fox. der den gan
zen Nachmittag bei ihr weilte, schien
mir furchtbar erregt sie hatten viel
miteinander zu sprechen, und ich durste
nicht in'S Zimmer kommen ; anszerdem
war mir verboten worden, anszumachcu,
wenn draußen geklingelt wurde. Herr
Fox überzeugte sich drei oder viermal
selbst, ob die Sichcrhcitökette angelegt
fei, sowohl an der Borsaallhür, wie ain
Hinteren AnZgang."
.Wie viel Personal hat die Frau
Gräfin außer Ihnen l" frug der Jioin
missar plötzlich.
.Roch einen Diener. Herr Kommis
far, Sie kennen ihn ja von heute Nach
mittag."
.Ganz recht."
.Und eine Köchln.
Schläft diese hier?"
.Nein, sie wohnt ebenfalls wie Ri
brauch k außerhalb, auch ich schlafe erst
seit etwa vierzehn Tagen hier, früher
mußte ach ich bei den Eltern die Nacht
verbringen. Die Gräfin ist, wie ge
sagt, sehr inißtrauisch."
Wann ist denn Nibraschk heute Nach
mittag zurückgekehrt ?" frug der Kom
missar anscheinend zerstreut.
DaS Mädchen schüttelte den Kopf.
Er ist nicht wieder zurückgekehrt ; ich
wunderte mich darüber, daß die gnädige
Fran gar nicht ach ihm fragte. Sie
war bei der Tafel, als Sie kamen, Herr
Kommissar, aber sie aß gar nicht weiter,
sondern begann mit Herrn For, der mit
ihr speiste, eilig und heimlich ein Gc
spräch. Dann haben sie auch eine
Menge Papiere durchgesehen und ver
bräunt, man konnte es bis aus den
Gang heraus riechen."
.Das sind Alles verdächtigende That
fachen, die Sie da vorbringen, liebes
Kind." bemerkte Sauer. Haben ie
niemals wahrgenommen, ob Ihre Her
rin größere Geldsummen bei sich ver
wahrt hielt ?"
.Doch, daö weiß ich ganz bestimmt ;
die Gräfin hat erst heute Nachmittag
eine größere Summe in Banknoten ab
gezählt."
Uud wo verwahrte sie diese?"
Hier im Sekretär. Sehen Sie,
Herr Kommissar, hier ist das offen
flehende Fach; hinter der Nußbaum
thür befindet sich noch eine eiserne
Thür, die ebenfalls offen steht."
Der Kommissar leuchtete mit bcY
Lampe bis in dieses Fach hinein. Es
war gänzlich leer.
.Darin mögen einmal früher Bank
noten gewesen sein," meinte er spöt
tisch. Die Fron Grä"n verfügt
jedenfalls über eine wohlgefnllte Reife
lasse, indessen dürste sie nicht weit auf
ihrem AuSsluge kommen."
Wie meinen Sie das?" stammelte
das Mädchen. Sie wollen doch nicht
sagen, daß die Gräfin durchgebrauut
ist'?"
Der Kommissar lächelte. .Jawohl,
liebeö Kind. 'Sie dürsten sich wohl nach
einer anderen Stelle umsehen müssen,
denn die Frau Gräsin wird nicht wieder
kommen."
Ac!,, mein Gott, ich Ij ja noch
drei Monate Vohn z beanspruchen!"
Na, die werden ie wohl in den
Schornstein schreiben müssen," lachte
der KommiMr wieder; aber als er
Thränen in den Augen des Mädchens
fa!. fugte er gutmüthig hinzu : Hegen
Sie nur keine Sorge, liebes Kind, es
wird sich leicht eine andere Stelle wie
der finden, dann ist die Scharte bald
wieder ausgewetzt. Beantworten Sie
mir aber jetzt noch eine Frage. Herr
Fox befand sich, wie Sie sagten, heute
bei der Gräfin Korsakosf als Tischgast.
Wie benalnnen sich die Beiden nun. als
Nibraschk nicht zurückkchrke."
AIS Nibraschk nicht wieder kam.
ging ich unargemeldel in'S Zimmer,
denn d die Herrschaften bei Tisch
waren, mußte doch aufgewartet werde.
Die Gräfin sah gerade zum Fenster hin
ans. als sie gleich darauf aber znrüek
trat, da machle sie ei so verstörtes Ge
ficht."
Dann hat sie jedenfalls, ttn mir
unbemerll, die Abführung des Polen
mit angcfch?." murmelte der Beainte
ärgerlich. .Und von dem Augenblicke
i an war sie ganz verändert?" weudtte
er i,ich wieder an die Zote, .sie ichioij
sich mit Herrn Fox ein ?"
Jawohl."
.Und wie hnge blieb Herr Fvx bei
der Gräfin?"
Ungefähr V3 sieben Uhr. Dann
verließ er die Wohiumg ; er trug eine
Kiste unter dem Arm. wie ich mich jetzt
entsinne. ES war der Sci,,mncktaftn
det Grasin."
In den Augen dcS KommissarSileuch'
tctc cs bei den Worten der Kammerzoie
ans. Die Sache wird mir immer
klarer, es handelt sich um eine von Aci
den geplaiue Flucht." bemerkte er. Die
Gräsin verließ während des R'achmit
f tags die Wolrniuia fcuiejt AiLtritiiu f
, einmal." rei setzte das Has
Was machte Fox wahrend d!er
Zcu?"
,ür llieb zurück i:nd ging. Eigar
retten lautc.iö, im Zimmer auf und
nieder."
Wie Ian",e dauerte die Abwesenheit
der Gräfin?"
Ganz kurze Zeit, sie ging nur bis
zum nä.1,stcn Bricisckialler."
Woher wisse Sie das?"
Weil sie Briefe in der Hand hatte,
als sie die Wohnuug verließ."
.Besorgte sie die Korrespondenz
immer selbst zur Post?"
.Ja !" erwiderte das junge Mädchen.
.Ich durste niemals zur Post gehen.
Wenn Nibraschk uicht zur Stelle war.
ging sie immer selbst. Nicht einmal die
Einladniigsbricse, die jeden Samstag
fortgeschickt wuiöen. durste ich besorgen."
Heute ist wieder Samstag, sind
heule wieder Einladungen fortgeschickt
worden ?'
Nein, ich glaube nicht."
vielleicht hat sie die Gäsin selbst be
sorgt? Sie sprachen ja vorhin von
Briefen."
.Nein, das sind andere gewesen."
versicherte das Mädchen. .Ich weiß
es zusällig genau, denn Herr Fox kam
zu mir heraus, ich mußte nach dem nach,
stcn Posiamte eilen. Briefmarken holen
und zugleich inich erkundigen, wie lange
Zeit wohl ein Stadt Eilbrief zur Ac
slelluilg bedürfe, bis er in die Hände
des Adressaten gelaugt scr."
Um wie viel Uhr war daS etwa?"
.Kaum eine Stunde, nachdem die
Geschichte mit Nibraschk vorgekommen
war."
.Und wann ging die Gräsin zur
Post?"
Wieder eine Stunde später."
Schrieb sie inzwischen Briefe?"
.Jawohl, sie schrieb sogar in großer
Eile. Ich lau, zusällig hinein, als sie
einige Briefe in die Umschläge steckte."
.Wie viel waren dies wohl ?
Biclleicht drei."
Fox hat vor Ihrer Gebieterin die
Wohnung verlasse ?"
.Jawohl."
Wie tauge blieb die Gräfin dann
noch hier?"
Etwa eine Stunde."
Und Sie haben keine Ahnung, wo
hin sie sich begebe hat ?"
.Nid,t die gcringi.e." erwiderte das
junge Mädchen. Es schien mir. als
ob sie sich zu einer Festlichkeit begebe,
darum cinpsand ich auch weiter kein
Mißtrauen, obwohl mir manches henke
Nachmittag sonderbar vorkam. Sie
hatte ci kostbares schwarzes Allaßklcid
ausgewählt und mäkcl.e sehr an ihren
Handschuhen, ich mußte ei Bicrlcl
dutzcud scchsknopfigc dlaßgclbc Hand
schuhe ans dem nächsten rüden herbei
holen. Sie war sehr nngcbcrdig beim
Anziehen, ich dürfte ja nicht in die
Stube hinein, aber ich hörte sie von
draußen mit sich selbst zanken, wie es
ihre Art war. wenn sie sich über ctwas
Ärgerte oder sich sonst in hoher Erre
gung befand."
Festlich angezogen war Ihre Gebie
tcrin also, als sie das HauS verließ ?
Um wie viel Uhr war es ivohl?"
Es wird acht Uhr Abends gewesen
sein, ich mußte ihr eine Droschke besor
gen."
Wissen Sie nicht, wohin sie der Kut
sch fahren sollte?"
Ja. ich glaube nach dem Kohlmarkt
Nummcro 16."
Dort ist das bekannte Maökcnvcr
leihinstitut vcn Adam," schaltete der
Kriminalschutzmann ein, der bis dahin
ein aufmerksamer Zuhörer sicwcjen war.
Jetzt leuchtete eS plötzlich in den
Augen der Kammerzofe auf. Ach.
nun vermuthe ich auch, wohin die Fre-.n
Gräfin sich begeben hat," äußerte sie
hastig.
Nur heraus mit der Sprache."
drang der Kommissar, der bei dem Ans
ruf des Mädchens rasch vom Stuhle
aufgestanden war.
ES ist vielleicht nur eine Lcrmn
thung," versicherte die Zose schon wic
der inrücklialtender. Alicr i'k heule
nicht der Maskenball in den Viktoria
säten ?"
..Ganz richtig." bestätigte der Kom
missar. Glauben Sie ct!?i. dasz Ihre
Herrin ihn besucht hat ? DaS lst doch
nicht recht wahrscheinlich."
ES ist ja nur eine Bcrmnthunz von
mir," meinte daS sun,zc Mädchen, aber
als die Geschichte mit Nibraschk passirte.
ich staubte gerade hier im Zimmer ab,
da unterhielt sich die Frau Gräfin mit
Herrn Fox in französischer Sprache, sie
weiß nicht, daß ich ebenfalls ein wenig
französisch spreche. Mein Himmel,
man hat doch nicht umsonst die Töchter
schule besticht. Nun. da horte ich so
zerstreute Worte die Herrschaften spra
chen von dem Ball in den Viktoria
jälcit und von einer Voge Nummern 17
tin ersten Range, die Herr Fox gemie
thet halte."
Und da vi7inthcn Sie nun. daß
die Gräfin ftaf) dorthin gegeben habe ?"
frug der Kommissar, wehrend es i:t
seinen Augen jäh aufleuclUete. Die
Fahrt zum MaS'eiigardcrobcgeschttsl
vo Adam läßt in der That darauf
schließen."
Er sah listig ans sciuc Uhr.
Alle Weiter, schon dreiviertel ans
ein Uhr !" bemerkte er dann, da? ist
fatal! riebe? Kind," wendete er sich
wieder an die Zofe, ich kann Ihnen
nicht helfen ich muß Sie ersuchen, vo
läufig hier in der Wohnung zu bleiben
und sie ohne meine Erlaubniß nicht zu
verlassen. Ich werde Ihnen zwei Kn
minalschnbleutc da lasst, deren Wei
sungen Sie chzukommen kaben." Er
wendete sich an den Kriminalschntzmann.
Sollte die Gräfin wider Erwarten
zurückkehren, oder irgend ein Besucher
zu ihr wollen, so verhaften Sie olm'c
Unterschied der Person jeden Einlasj
Begehrenden ! Selbstredend lassen Sie
mir dann unverzüglich Nachricht zn
kommen. Ich fahre nach den Äiktoria
fälcn und von da nach dem Kriminal
polizciamt." Er wollte schon gehen.
Eine Photogravhie von der Grtifi
ist wohl nicht vorhanden?" wandte er
sich nochmals an die Kammerzofe.
Doch, doch! In einem der Salons
sieht ihr Bild." erwiderte die Gefragte
und ergriff die Varnpe. Sie eilte ach
dem Rann voran ; der Kommissar
feinte ihr laugsam. Aber sciwn auf
oau'cm zvet rar inrt rce rwamrua
tric:rr entern, zwei Bildn e in Hut
Hand halt;::.
.Hier i i ein Bild von fcrr !vra:t
Gräfin, nn dieses hier f teilt .Herrn
Fex dar."
Der Kommissar sah aufmerksam die
beiden Bi!'!'!,'c an. Taun nickle er
mit dem iic;.jü Ja, ja. eS sind die
selben Persönlichkeiten, die mir scheu
vikmalS ausgefallen sind. Indessen
können mir die Bilder immerhin von
einigem Werthe sein."
Er zog ein Notizbuch hervor, riß ein
Blatt heraus und schrieb einige Zeilen
darauf. Dem Kriminalschuymann hatte
er inzwischen schon besohlen, den draußen
vor der j'.üchcnthür harrenden Kollege-.?
einzulassen?. Jett eilte er haüig. die
ratcrnc t:i WaiittmanncS mit sich rieh
vieud. über die Treppe nach der Straße
hinab.
.Ho'tg i." wandte er sich an den
nntcn im :jlar harrenden Wachkniann.
Eilen ie sosott aus die nächste Revier
wache, ülergcbe Sie dort diese De
peschkk" Dabei händigte er die von
ihin cbcn niedergeschriebenen Zeilen dem
Beamten ein. .Sie ist tos ort o
sämmtliche Rcviervvrstände. sowie an
die Bah ipolizeiämtcr zu verbreiten.
Ich fahre nach den Biktoriast,len. roge
17 im ersten Rang. Sie nehmen drei
Mann vom nächsten Revier und folgen
mir sofort in einem Fiaker nach. cr
standen?"
Der Kriminalschutzmann verbeugte
sich. Sauer aber eilte nch dem Wagen,
welcher ihn mit seinen Begleitern vorhin
hergeführt heikle, und noch an der näch
steu Ecke auf ihn wartete.
S? eilfertig aber auch der Kutscher,
den, die Wichtigkeit der nächtlichen Fahrt
einzuleuchten schien, sein Pferd an
spornte, so unerträglich langsam er
schien doch dem Kommissar die Fahrt.
ES war nur eine sehr schwache Hoff
nung. die ihn beseelte, die Gräfin Kor
sako,f noch auf dem Balle anzutreffen.
Er vermochte sich kaum zu denken, daß
die sonst so gewandte und rasfiuirte
Hochstaplern? die ungeheuerliche Keckheit
haben sollte, sich unter den für sie so
bedrohliche Umstände z einer solchen
Festlichkeit zu begebe. Seine Hoff
nung sank noch mehr, je mehr sich sei
Wage dem Etablistcmciit näherte, das
sein Ziel war. und aus dem ein dichter
Menichcnstrom sich ihm entgcgcnwälzte
und den raus seines GcjährtcS ver
langfamtc. Der Ball war offenbar
schon zu Ende, und wenn die Gräsin
wirtlich die Dreistigkeit gehabt und die
sür sie von ihrem Helfershelfer gcmic
thctc roge benutzt hatte, dann war sie
sicherlich schon langst wieder verschwuif
den. Was dann? Unruhig durch
,uckte diese Frage das von tausend
''wciscln bewegte Hirn dcS Beamten.
WaS dann? Die grenzenlose Unord
nnng, welche in der Wohnung der Grä
sin gchcrrfcht, hatte Sauer darüber be
lehrt, daß rctztere an schleunige Flucht
gedacht halte; sonst hätte sie ai:f keinen
ivall ihre gcsammtcn Wcrlhsachcn mit
sich genommen; anch die verbrannte
Papiere deuteten daraus hin. Schwer
lich war unter solche Umständen anzu
nehmen, daß sie die Unvorsichtigkeit
haben werde, noch einmal in ihre Woh
nu'ig zurückzukehren, sicherlich kannte
sie un tückischen Charakter NibraschkS.
wenn sie auch wohl nicht annahm, daß
dieser sofort zum Berräthcr an ihr und
ihrem Helfershelfer geworden war.
Immer langsamer fuhr der Fiaker,
vergebens blieb eS, daß der Kommissar
in hastiger Ungeduld daS Wageuscnflcr
aufriß und den Kutscher z rascherer
Fahrt zu bewegen suchte. ES war un
möglich, angesichts der sich immer mehr
anstauenden Menge das Gefährt schnei
lcr vorwärts zu bringe. Endlich hielt
es Kommissar Sauer nicht länger auö.
Kurz entschlossen sprang er auS dem
Wage und befahl dem Kutscher, ihn
vor dem westlichen Seitenportalc z er
warten. So rasch er konnte, bahnte er
sich einen Weg durch die immer zahlrci
liiere Schaaren der ihm ci'.tgcgenkom
mcndcn Menge. Als er aber endlich in
das Vestibül trat, kamen nur noch wc
ni,z: verspätete Besucher ihm entgegen,
fröstelnd sich in ihre Paletots und PlaidS
hüllend. Die über der Hauplkaste an
gebrachte Uhr wies bereits ein Viertel
über ei Uhr auf.
Unheimlich schnell waren V.t wenigen
Tage Fmt. die Edward Fcx den geäng
fügten chwestenl zur Einlösung der
bedeutungsschweren Dokumente gestellt
hatte, vergangen. Immer trüber und
sorgenvoller war eS Eücn zu Muthe
geworden. Man halte ihr freilich da
und dort, a!S sie, den verlockend abge
faßte Inseraten der Tageblätter f et
gend, bei gewerbsmäßigen Gcldver
leihern anfragte. Hoffnung gemacht und
versprochen, sich in diskretester Weise
nach den Bcrhältni"en zu erkundigen
und dann günstigen Falles Hilfe zuge
sichert. Aber die Enttäuschung war
immer auf dem Fuße gefolgt. Ein
jeder der Weidmänner hatte j'chlicßlich
EllcnS Anliegen zum Theil erfüllen
wolle, aber nnter welchen crjchrecllichcn
Bedingungen ! Je ängstlicher und
verzweifelter dS junge Manchen sich
gebcrdcte. desto rücksichtsloser und an
fpruchSvollcr wurden die Gkldvcrleihcr.
Ellen aber hatte sich nicht dazu eut
fchlik.en können, ihr, wenn auch in
zweite Hypotheken, so doch i-n durch,
aus sichere Werthen angelegte Bcr
möge niu kaxm ein Drittel dcS Wer
thcs z verschleudern, oder vielmehr
den dunklen Ehrenmännern f ,ir daö zu
gewährende Darlehen abzutreten.
So war unter Zittern und Zagen
ein Tag nach dem andere vergangen ;
zudem war durch die Kraukizcik der
Scht'oester Elle ganz allein auf sich au
gewiesen. Sie hatte Niemand, dem sie
il,re schweren Sorgen hülle anvertrauen
könne und von dem sie sich Trost zu
holen vermocht häll'c. DaS Schlimmste
war freilich nicht eingetreten, und das
hitzige Fieber, von welchem Bcatric.
befallen, war nur ein kurzes, wenn auch
die Kräfte in hohem Grade angreifendes
gewesen. Nun aber befand sich die
geliebte Schwester schon wieder aus dem
Wege zurBeijerung, wenngleich sic'noch
schwach und bleich in den Kissen ruhte.
Tagtäglich hatte Eilen den alten
Kampf wieder durchzukämpfen, gcwalt
sam drängte- es sie dazu, sich dem
ahnungslosen Bräutigam zu offenbaren
nd ihn um Rath iiiid Beistand onzu
chcii. Wenn sie dann aber wieder i
den Bai, seiner stahlblauen Augen
tret ,n) r e Wsric t-er .e .vnicnrrutie, !
die er p cj; .: cii r,cnn t.ru harte : tat)
! die Elite ,,n!i las jock,ste uud er ge
ln-hiti fei. dieser alle, Aneeee unlerzu ;
ciinen, da', zitterte s e vor der Mag
tichfut. dag iliie cnih.it. insg e::i b lick i
z:;tn.inr.icrti loiinr, mliti nir sie den
Inhalt iLjio f,cja:n:i!tin DaiciuS be
teutetc. Zudem regte sich die Hoffnung i
mächtig in i!,r. tau Edward oi trotz f
av.cr lauer Schleti.kcit dcnuoch die
L.'chnKit gesprochn! haben nna in cer
Vage fei koinie. die Unschuld seines
k!!tge glücklichere Nc.-enbuhlcrs ud j
gctc Feindes darzuthnn. Dann
aber war ja Alles gut. dann vermochte
f.ll,ft rco in ihrer vorherigen Heimlich,
i.jntivt nichts Schlimmes mclir zu er
leunc. den da sie mit weiblicher rist
für ihr eigenes rebcnsgluck kämpfte,
wahrend sie zugleich tie Ehrc uud den
Herzensfriedc der Schwester neu be
gründete, konnte uud durfte der innig
geliebte Mann ihr am wenigsten ver
argen.
EllenS Bemühungen waren nach wie
vor erfclgloS geblieben. Nicht ei ein
zi -,er der von i.)r ausgesuchten Geldvrr
leider hatte sich bereit erklärt, nach Prü
fung der einschlägigen Bcrhaltnijje dem
jungen ?.t'äsche die von Fox gcsor
derie Summe einzuhändigen. Ein gc.
wisser StcriiSdorf. z welchem Ellen
der Weg zwei Tage vor Ablauf der ihr
von Fox gestellten Frist geführt, hatte
sich endlich bereit finden lasten wollen. ,
genau die Hälfte jener Summe unter '
der Bedingung Ellen zu gewähren, das
f;t ihm alle Ansprüche auf ihre Hypo
theken und den sonstigen Besitz ver.
schrieb, uud ihr Vermögen dafür in ,
seine Hand überging.
Ellen hing nicht an irdischem Besitz. I
aber der Gedanke war ihr doch schreck
lich. daß ihr Bräutigam die Anklage
wider s,e erheben lötuie. sie habe zu sei
nett Uugttns.en leichtfertig über ihr Ber
möge verfügt. Ein sicherer Instinkt
sagte ihr. dau sie Unrecht thue, sich be ,
touit der Ausbeutung eines Wucherers
z überlassen. ES war ein Himmel
schreiendes Unrecht, das der rctztere ihr
mithat, denn ihre Außenstände, die der
Ur..ct sorgsam geregelt hatte, waren
vollständig sichere, und ihr Gesammr
vermögen bclicf sich ans etwa sechzig ,
tausend Gulden. Aber die Einwcn
düngen und Bemängelungen Stern
dorsö verkleinerte diesen Besitz in ganz
erschrecklichem Maße, so daß Ellen nun
einsah, daß all' ihre Bcrsuche fchlge- .
schlagen watet? und eö ihr nun nicht 1
mehr gelingen würde, die bedungene
Summe auszutreiben.
Bekümmerten Herzen? eilte sie noch-1
mals in den ersten Nachmittagsstunden
desselben TageS, in dessen Morgenfrühe
der unglückliche Fleischer von den Kri
ntinalbeamlen aufgefunden wurde, ztt
SternSdotf. Aber der Gcldvcrlcihcr
blieb unerbittlich. Auch nicht einen
Kreuzer mehr wollte er bewilligen ; ja
er erklärte, er betrachte sich überhaupt
nur bis zum Ablauf dcS Tage? gcbun
den, denn daS Risiko erscheine ihm, je
länger er daibcr nachdenke, ein desto
gewaltigeres. Aaargcld sei eine Macht. '
mit Hypothekenbriefen aber könne matt
weiter nichts anfangen, als sie aus die
hohe Kaute zu lege. . i
I ihrer Verzweiflung hatte Ellen
sich eine nochmalige kurze Bedenkzeit
auSgcbctcti; cS drängte sie gewaltig.
mit der !chwclcr zn reden, ehe sie das
Letzte. Acußcrste unwiderruflich aus
führte. Angstvoll durchzittcrte sie der
Gedanke, daß Fox es mit feinen Erprcf
sungen ernst meinen und unerbittlich
ans der einmal geforderte Summe be
harren könne ; in solchem Falle waren
alle gemachte Aufwendungen vergeb
liche.
Auf der Straße dunkelte eS bereits,
der rateriienattzünder huschte geschäs
lig hin und her, und da und dort be
gann in den Schansenster bereits die
schimmernde Pracht des elektrische rich
teS zu erglänzen, als Ellen durch ci
Gewirr vo Plätze und traßc ihrer
Wohnung zueilte. Die Pscrdcbahn
wagen , wäre überfüllt ; aber Elle
trug auch kein Betlaugen darnach, sich
einem dieser Gefährte anzuvertrauen.
Dtc bitter schneidende Kälte dcS Win
tcrabcttdS that ihr ordentlich wohl ; die
tausend ihr Hi,n durchwirbclndcn be
ängstigenden Gedanken erhielten (ine
kleine Ablenkung durch den Anblick all'
der in den Schaufenstern ausgestellten
Herrlichkeiten, a welche sie ihrfUichti
ger Fnß cilettdZ vordeisnhrtc.
! Zum ersten Male regle sich in dem
junge Mädchen ein Gefühl deS Nei
des, wettn sie wk von ungefähr ein
glückliches junges P:.nr dahitifchrcite
oder vor einem der vielen Schaufenster
verweilen )ah.
An den Straßenecken waren große
Plakate angeschlagen, die i fußhohen
Buchstaben tüudetcn. daß am Abende
großer Maskenball in den Viktoria
seilen stattfinde. Achtlos schweiften die
Blicke EllcnS im Vorübcrcilcti iilr diese
Anzeige hin. 'Was sollte ihr auch ci
Maskenball ? Ihr Herz war ja fo be
kümmert und sorgenschwer. Sie athmete
ordentlich ans. als sie endlich ihr Heim
erreicht hatte. Beim Eintritt i die
Wohxnng berichtete ihr da Dienst
Mädchen, daß der erste rchrcr des
Musikinstituts. weicher, sei! dem Tode
ihres Vaters die thatsächliche reitung
der Anstalt übernoiiiincn hatte, dagc
weseu sei. um verschiedene gcschastliche
Angelegenheiten mit ihr zn bespreche.
Das mochte ein anderes Mal geschehen,
wenn sie heute nur de schrecklichen
Druck im Inncru loswerden konnte.
Gleich einem richtstrahl kam ihr da plötz
lich die Erinnerung, daß ihr Verlobter
bei seiner letzte Anwesenheit gebeten
hatte. sattS der Zustand ihrer Schwester
eö erlaube, den heutigen Abend bei fei
er Mutter mit iim zuzubringen. Ge
gen acht Uhr Abend wollte er knnimt:.
ihn Elle abzuholen. Die Zeiger der
Uhr wiest erst auf halb sechs Uhr, und
dem jungen Mädchen erichie es. als ob
eö bis zum Eitttresteu des geliebten
Mannes noch eine Ewigkeit wäre.
Geschwind wollte Ellen, nachdem sie
Manul und Hut dem Mädchen über
gebe hatte, nach der Wohnstube eilen.
Tort lag die Schwester aus dem o
pha ; der Arzt haue Beatrice seit deut
gestrigen Tage erlaubt. ,as Bett ,nt
verlassen. Aucr das Mädchen hielt sie
nochmals zurück. Es i i ein Eilbrief
vorhin gekommen." versetzte es, ich
habe ihn ans Ihre Schreibtisch gelegt,
gnädiges Fräulein."
,(i Brief cn mich?'' frug Ellen.
,is,ri.!zt. s-gar ein 55tadl4Miti'.ef
war es." utetttie das Masche. .Iui
habe zufällig den Poststempel gelesen."
Viclleur-.! von meinen Bräutigam ?
meinte clUu vorwärts schreitend.
.Nein, nein." versicherte das Mad
chen. .Hintlli aus dem Kouvert i)t ,0
ein adeliger Stempel."
Ellen mußte unwillkürlich lächeln.
.Den hast Du Dir also auch betrcch
et?" sagte sie, in das Wohuzii. er
eintretend. ,Nnn, wir werde ja
chca!"
Die Begrüßung der Schwester ließ
sie einen Augenblick den Brief verwes
xeu, erst als sie sich über BcatrieenS
Besiudc beruhigt und ihr den Erfolg
ihrer heutige Bemühungen mitgetönt
hatte, dachte sie wieder daran. Sie
ging auf den Schmibtisch zn und nahm
ein kleines viereckiges Kouvert, das un
starkes Parsüin aueströmte, kopsschüt
telnd iu die Hand. Die Adreste w
unzweifelhaft richtig. S ie stammte von
einer säst männlich zu nennenden. auS
geschriebenen Dameuhand. Ellen ?vcn
dcte den Briesumschlag und tvar noch
mehr überrascht. Ihr Blick war aus
eine neunzackige Graseulrone. unter
weicher sich zwei verschlungene .K" de
fanden, gefallen. Was hatte die Trä
geriu eines osscnbar hochadcligcn Na
utcuS ihr ss Dringliches mitzutheilen,
daß sie eS ihr durch einen Stadt-Eil
rief übermitteln ließ ?
Sekunden lang hielt Ellen den Brief
unschlüssig i der Hand, dann öffnete
sie ihn mit dem zierlichen Elfenbeiiimef
jcr, daö auf dem Schrcibtijch lag. .
7. Kapitel.
Der Ball in den Diktoriafälen war
zu Ende, der letzte schmetternde Akkord
der Musik war verhallt, die Mitglieder
der Kapelle erhoben sich mit einem
Seufze, der Erleichterung und packten
ihre Instrumente ein.
Die kurz vorher von so viel schönen
Damen dicht besetzten rogctt sahen jetzt
plötzlich seltsam nüchtern und leer aus,
das ganze Hatt, noch im richt dcS gro
fzcn Kronleuchters und der zahllosen
Kandelaber schwimmend, hatte in seiner
völligen Oede und Stille etwas Un
heimliches.
Jetzt erstarb auch der verworrene
rärm in den Garderoben und die
Schritte der zuletzt daS HauS Verlassen,
den hallten wie gespctistcrhast in den
Gängen widcr.
Die Bediensteten sammelten sich, und
mit schlaftrunkenen Gesichtern schlichen
die rogettschlicßer von den obere, reich
mit Teppichen belegten Stiegen herab.
Nun, Arennecke," meinte einer von
ihnen, der im zweiten Range Schließer
dienste verrichtet hatte, zu seinem Kolle
ge, welcher im Gegensatze zu ihm mit
einer bcU'cßten, prunkvolle Uniform
bekleidet war, woraus wartest Dn
och? Drinnen lassen sie schon den
Kronleuchter herunter, noch ein paar
Minuten, dann gibt's eine neue Bor
stellnng die egyplische Finsterniß."
Dabei lachte er über den eigene Witz
nd bot dem or ihm stehenden betreß
ten Kollegen die hörnerne Schnupf
tabaködose dar. .Ein Priöchet? ge
fällig?"
.Du hast gut lachen, Neitler,"
brummte der Betreßte, Du kannst
heim, ich aber weiß nicht, was ich thun
soll."
,WaS soll das heißen?"
In roge 17 ist noch eine Dame."
Wie, der Ball ist ja auS l"
Ja, das meine ich anch," brummte
der Andere. Aber die Dame sie ist
eine Gräfin hat mir streng anbefohlen,
sie nicht zu stören. ES ist überhaupt
eine wunderbare Geschichte mit ihr. wie
sie mir im reben noch nicht vorgekom.
men ist. Sie ist um neun Uhr gekommen,
hat die roge für sich allein gemiethet.
Uud als sie eintrat, gab sie, mir zehn
Gulden!"
Na, da kannst D ja etwas zum
Besten geben !"
Soll mir auch nicht darauf ankom
men," versetzte der Betreßte, indessen,
eö war ein Haken dabei ich sollte noch
einmal dieselbe Summe von ihr erhalten,
wett ich ihrer Unterweisung pünktlich
nachkäme, hatte sie mir och gesagt."
Was ? Das klingt ja ganz geheim
nißvoll?"
Ja. das ist cS anch." bestätigte
Brcnttcckc. sie sagte, ich solle Niemand
in ihre roge lassen, der nicht ci Erkcn
nnngözcichen trage. cS bestand in einer
gclbcn Rose, welche an der linken Brust
feite getragen werden sollte."
Hm, also ei Stelldichein." brummte
Reitlcr. nuu ja, die Gelegenheit war
ja günstig !"
Ach bewahre, die Dame ist ja min
bestens fünfzig Jahre alt." meinte
Brcuncckc. es waren drei Masken in
Schwarz, die bei ihr gewesen sind, jede
von ihnen mußte dann noch ein Stück
Visitenkarte vorzeige und ein Abschnitt
mußte immer genau iu den anderen
pacn, so hotte es mir die Frau Gräfin
anbefohlen den ersten Abschnitt, mit
einer Grafenkrone darauf, hatte sie mir
zuerst selbst eingehändigt."
Hm, das ist wunderbar wie heißt
denn die Dame eigentlich?"
Es scheint eine Auswärtige zu fein,
eine Polnische, eine Gräfin Korstikosf."
Na. das klingt eigentlich schon mehr
russisch." versetzte Reitlcr. Hast Du
denn die vier Abschnitte zusammenkleben
müssen?"
Natürlich k aber das war eiaentlick
leicht genug, denn sie waren auf der
Rückseite ttummerirt. Mein Abschnitt
trug die Nummer Ein, schau her!"
Dabei zog er die Schublade einer Spie
gcltoilctte ein wenig hervor und entnahm
ihr vicr Fragmente. Nachdem er sie ge
ordnet hatte, las Reitlcr : icomtessa
Katliinka.de Korsakoü", nee baroncese
le Czepoluka."
Hin, das ist für mich fo ziemlich
spanisch," brummte er. feiner Nase ei
nette Prise zuführend. Aber ns der
roge heraus utttiz sie deswegen jci-t doch,
mcnn sie auch zehnmal eine Gräfin ist."
Dabei öffncle cr die Thür zur Neben
loge, vnitcrwekter. der icronlcuck-
tcr ist schon ausgelöscht ebenso die
Wandleuchtcr, es ist die höchste Zeit!"
Aber, Reitlcr. ich will doch die
zehn Gulden nicht fahren lassen."
brummte B'.cnnceke wieder. .Sie l:ct
ausdrücklich besohlen, ich dürfe außer
den drei Besuchern keine Menschen
scele in die roge einlassen. Unter fei
ner Bedingung sollte auch ich selbst die
rogc betrete oder sonst kitte Störung
zulassen."
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