Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 12, 1893, Image 9

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    wie ein Lr gsheircltket wird
San Otto ,. Seim.
Qs,r WroftfTar Dr. Ssraelich. btff
e
tlitrfiiA:mnftt Üfitt bdS .ei bet ßotUft
durch ihr .profund' Gelthrsamk,! da
Entzück jeder pötioiogiscg gequun
SU Bild, war, so seltsam diese Be
haupiung erscheinen mag, auch einmal
in Kind, b i ungewöhnliche, in
tiefsinnige Kind. Schon all augting
konnt J stundenlang ruhig daliegen,
den Blick auf den Nabel geheftet eine
Beschäftigung, weich Minuten vnannt
i;a t,him her ali Denker etwa leiste.
will, für pflichtgemäß gilt. Im Lande
der Lotosblumen spricht man dazu nod
da, Wörtchen .Cm". Bei unserm klei
nrn förnnli(fc lautet (I -ßom". B
haupteten auch nüchterne Gemüther, daß
tr Knmit nur (einen Durst nach Milch
habe andeuten wollen, so bin ich doch der
Ueberzeugung, das Jfnä&liin yave camu
etwas viel Tiefere gemeint.
mit (Ans Andren war er in der
Schule und ein ungewöhnlich würdevolle
.. . . X- t, u . cninx...
ÄtnÖ. DU NN öl mir oroi uucu
nahm er mit in da Bett und mit zu
Tische. Besonder aber seffelt ihn da
gezeichnete Et auf dem erste vini, var
ki, tm Rückgaben e und .i"
Wir, welche sein große Werk kennen und
staunend bewunvern, nnv im oianoc
f Ann i diesem uae da tastende erst
Wirken de unbewußten Geniu zu er
f.n,n mIAer im tfl C ( ur awe 0(9
spätern Ruhme ahnte. Auch die merk
würdig stark entfaltete Liebhaberei fü
fflriiAn aeminnt DON diesem Stand
vunkt dt Seelenforfcher eine tiefere
Bedeutung.
wna mn In den Kleinen an That
kraft vorhanden war, vereinte sich auf die
n,km nkiuna her isciMiauiaaven. iuw
derselben Leidenschaft, mit welch er zu
erft di, nkaaaründe de Lesen beide
hm hattt widmete er sich später den
alten Sprachen und den andern Fächern
CSr rnini fi imobl NUI MäKig bt
nnhi ka!i immer de ersten Vlad Und
ar am größten in dem, wa un ander
oft zur Berzwetflung vraqie, ,n
Sprachlehre. Da gab e kein Fußnote
in Kleindruck, die er nicht auswendig ge
mnbt hüttt. und erkielt er bei einem ge
legentlichen Besuch de Schulrath einen
langen Satz zum .Zerlegen-, dann
strahlte er vor Glück und ließ den Born
seine Wissen fliesten, während wir
nlnk,nd lmfa&eri.
Aber trotzdem spielte er keine Herr
spende Rolle: er war furchtsam, todte
nicht mit un und war auf dem Turnplatz
zu nicht zu brauchen. Der .Traumich,
nicht" so hieß er unter un Rangen
konnte nicht einmal einen Bauqaus
schmung auf dem Reck fertig bringen.
n dielemNorwurs laa für un vierzehn,
jährige Herren der Schöpfung das größte
Maß von GringschSsung. Legte er die
Bücher fort, f war er ein hülftofe Men,
sckenkind. Und die Mutter, obwohl sel
der ine sehr thatkräftige Frau, kannte
keinen anderen Gedanken, al den Jun
gen zu pflegen und ihn vor jeder rauhen
Berührung mtt der Außenwttt zu oe
wahren.
Traumimnicbt mucb beran. aber nur
in dieöbe. Wir bebauvteten immer.
er läge Nacht zwischen zwei Blättern der
großen gnecyischen Grammaur uno uc
hiefe ei Resckmersiein. denn sor.it sei die
Flachheit seine Körper einfach nicht zu
erklären. Aber tn ver Grammanr schlug
r un doch und schloß da Gymnasium
mit .AuSleicbnuna" ab.
Al er nun die Hochschule besuchen
sollte, konnte er die Vorstellung, nun
allein leben zu sollen, einfach nicht fassen.
Mittag in ein Speisehaus zu gehen, die
Gerichte allein aussuchen zu müssen;
Abend wieder dasselbe; nicht wissen,
er einen Knopf annäht sein Gehirn
wirbelte. So entschloß sich die Mut,
tcr. mit ihm zu übersiedeln.
Wie er auf der Lateinschule gelebt
hatte, ebenso lebte er nun dort. Daß es
außer den Büchern noch aridere nützliche
und angenehme Dinge gebe, wie fröhliche
Genossen, Lenzessonnenschein, glänzende
Mädchenaugen da kam ihm nicht in
den Sinn. Bücher. Professoren, Mut,
ter und wieder Bücher, in diesem Kreise
bewegte er sich unablässig. Sein großes
Arbeitszimmer war bald bis oben mit
alten und neuen Ausgaben der alten
Dichter und Schriftsteller gefüllt; dann
kam ein Büchergestell auch in das Speise,
zimmer, dann in da Wohngemach der
Mutter. E schien förmlich, als ob
jede Buch immer ein neues gebäre.
Nur diese kühne Annahme doch alle
Annahmen sind ja kühn vermochte das
unheimliche Anwachsen der Bücherei zu
erklären.
So verginge die Jahre. Sorgelich
löste eine PreiSaufgabe: .Ueber den Ein
fluß de griechischen Satzbaue auf den
römischen,' und macht seinen Doctor mit
in höchst gelehrten Abhandlung. Da
plötzlich starb seine Mutter. Er war
troftlo und wäre zu Grunde gegangen.
Aber d liebe Gott beschützt Alle, welche
ine große Aufgabe, und sei es auch eine
grammatische, nach dem Weltplan zu
listn haben.
Die Verstorbene hatte eine Jugend,
sreundin besessen, ihr an Thatkraft ihn
lich. Dieselbe, Wittwe eine höheren
Beamten, Frau o. Blden, war als Möd
chen unter dem Ehrennamen der ,Cui
tafsi" bekannt gewesen. Sie und deren
Tochter, schlanker zwar, aber auch von
demselben Schlage, lebten auch in der
Stadt und bildeten den fast einzigen Ver,
kehr d Mutter des Gelehrten. Frau
Sorgelich hatte der Freundin nebst einem
immerhin angenehmen Betrag baaren
Gelde auch den Sobn .vermacht" und
schon vorher Alles hübich angeordnet.
So zog denn mein Schulfreund zu Frau
v. Alde mit der nöthigen Einrichtung
und mit allen, allen Büchern.
So konnte er denn in gersohnter Wkise
Der
Jahrgang 14.
weiln leben. Er erhielt pünktlich da
Frühstück und die fonftlgen Mahlzeiten:
er wurde zum Essen, Trinken und sogar
zum Spazierengehen angehalten; nie
mal saß ein Knopf lose; die Lampen
waren stet gefüllt und di Dochte be
schnitten, nie berührte in Hand den
Schreibtisch. Früh war ec einfach be
mutiert, jetzt doppelt. Ein mißtrauisch
Mensch, welchem der Zufall den Einblick
in da Verhältniß gewährt hätte, würd
sicher aus den Gedanken gekommen sein.
daß hin weiblich Staatttunft inen
Streich beabsichtige. Und der Mann
hätte Recht gehabt. Mutter und Toch
tn sprachen zwar üb die Sache nicht,
ab da haben zwei kluge Frauen in die,
sen Angelegenheiten gar nicht nothig
Sie lächeln sich nur zuweilen verstäub
nißinniq an und wissen Alle.
Und sie waren tehr klug. .Nur nicht
überhaften, darin lag ihre Staatlkunft
Dies Frucht mußt rinmal reif in den
Schooß fallen. Und so ließen sie denn
meinen guten Sorgelich reifen. Nichts,
wl sonn da Leben türmende mit
sich dringt, trat ihm nahe: konnte hin
wandeln wie ei Gott durch die Blumew
gesilde der griechischen Sprachlehre,
konnte sich seine Sammluna von er bt
reichern, ji, der junge Cuirasfier half
ihm sogar die Zettel und Bemerkungen
sie zählten nach Tausenden tn v cd.
nung zu halten.
Ich bt niemals darüber in s na
gekommen, ov .raumichntchk in vielem
Abschnitt seine Leben zum Bewußtsein
gekommen sei, daß Mann und Weib zwei
verschiedene Pole der Menschheit darstell
len. Die Worte Liebe. Heirath. Hoch
zeit u. s. a. kannte n sicher au den grie
chischen Wörterbüchern; ich glaube sogar,
er wugte. van ferne Mutter etnmat ver.
heirathe! gewesen sei und auch Frau o
Aloen. Ban ad er etnmat um ote
Hand eine Mädchen anhalten sollte.
daß er heirathen und Bater werden
könnte, diese Vorstellung hat ihn ich
möchte eS beschwören nie beschäftigt.
Seiner unbewußten ZukunftS'Schwieger,
mutter sicherlich viel mehr. Sie war e,
die mit meiner Beihülfe den Herrn Doc
tor dazu anstachelte, sich als Docenten
niederzulassen.. Er konnte e sich ja
leiiten Vermögen zu oe ttzen in ja
fast unumgänglich nöthig, wenn man
eine bestallte Leuchte der Wissenschaft
werden will.
ZlnfSnqlich war e ihm entsetzlich ge.
wesen. den Srsaal zu betreten. Mit
tiefem Erröthen öffnete er die Thür.
stürzte hastig vor und stolperte jedesmal
bei dem Besteigen der Redrierbühne.
Frei sprechen konnte er nicht, nur vor
lesen. Allmählich aber gewann er doch
mehr Sicherheit, und da seine Vorträge
für die jungen Philologen sehr bildend
waren, auch mehr Zuhörn, al e ge,
Ähnlich bei Docenten der Fall ist, die
noch nicht in einem PrüfurigS-AuSschuß
Sitz und Stimme haben. Diese Erfolge
erhöhten sein innere Selbstgefühl; nach
einem Jahre gewöhnte er sich das Er,
rölhen beim Eintritt ab, nach dem zweiten
ging er schon ziemlich langsam nach dem
aiheder und nach dem dritten stolperte
er nur mehr selten über die Stufen des
selben.
Zu Haufe hatte sich indessen venig ge
andt. Traumichnicht lebte wie sonst in
göttlicher Kumrnerlsflakeit weiter uud
dachte nur an fein großes Werk, welche
langsam dem Abschluß entgegenreifte.
Er wurde, ohne es zu bemerken, jährlich
ein Jahr älter, und Fläulein v. Alden
wurde e auch. Aber sie bemnkte es;
und noch mehr die Mutter. Wenn ich
zuweilen Abend zur Theestunde erschien,
so konme ich wahrnehmen, dag oie HauS
frau ihr Gespräch fzst unmerklich auf
Liebe, Ehe, Kindersegen und ähnliche
angenehme Dinge brachte; wovon immer
anfänglich die Rede sein mochte, daS
Flüßchen d Unterhaltung ergoß sich
stets wieder in den Hauptftrom: dn
Mensch muß heiraihen. Sorgelich faß
dabei, mit feinem unbefangenen Gesicht;
ohne zu ahnen, daß Alle doch nur ihm
gelte. Manchmal machte die Mutt
eine Bewegung der Ungeduld, wenn
Traumichnicht ihr stet Recht gab, ab
dabei sich nicht weitn einließ. Und die
Tochtn sorgt inzwischen mit rührender
Sorglalt sur den gelehrten Mann, wel
cher für jede Handreichung mit einer
Verbeugung dankte, ohne den tiefern
Sinn der Mühe auch nur zu ahnen.
Mir war klar, daß die Geschichte in
dieser Art nicht bis tn die aschgrauen
Puppen weiter gehen könne. War ich
mit ihm allein, so brachte ich da Ge
präch auf die Zukunft: er lächelte und
dachte cm fein Buch; ich schwärmte von
häuklichem Glück: er lächelte und dachte,
daß er e ja besitze; ich pries die junge
Alden: er lächelte und sagte, daß sie die
vielen Zettel mit den Anmerkungen in
köstlicher Ordnung halte. Er verstand
eben auch mich nicht.
Endlich erschien da Buch. Die ge
lehrte Welt ließ e an Annkennrigen
nicht fehlen, ja, S kam ein Ruf an eine
andere Hochschule und infolge dessen
die Ernennung zum außerordentlichen
Professor.
Frau v. Alden ar jetzt entschlossen.
dea Baum zu schütteln, wenn die Fruch
Sö
Beilage zum NebraSka StaatS-Anzeiger.
nicht von selbst abfallen sollte. Die
Tochter stand im SS. Jahre, und dem
scharfen Auge der Mutt entging e
nicht, daß sich hier und da Züge einsän
den, welche auf die nahend Schrecken
zeit des Altjungferthum hinwiesen. Und
da Mädchen mochte ähnlich denken. ES
hatte stet gewußt, daß e nicht f schön
sei, um dadurch einen Man zu gewin
nen, und e war auch genug welterfah
ren, um nicht da Loo arm Mädchen
zu kennen.
Ich selbst hieU e für da Beste, daß
Jemand um Sorgelich Hand anhielie,
und Fräulkin v. Alden schien mir al
dieser beste Jemand. Aber wie sollt di
Geschichte in Fluß gebracht werden? I Ich
sprach mich denn endlich offen mit Frau
o. Alden au und 8 wird mir
schwer, den Satz zu beendigen. Aber e
muß sein: ich lieh mich in ein Ränkespiel
ein, welche den ahnungslosen Sorgelich
bewegen sollte, sich selbst in den rosenbe
deckten Abgrund der Ehe zu werfen. Di
bkidtn Hauptspieler de kücks, welche
ich in niederträchtiger Schläue entwarf,
waren Frau . Alden und ich die
.jungen Leute" erfuhren nicht.
Eine Abends kam, al wir beim Thee
faßen, ein Brief für die Hausfrau an.
Diese la ihn mit steigender Freud
ach, wie stehen die besten Frauen Ko
möd! zu spieltn! Die Tochter wurde
neugierig, der Außerordentliche auch; ich
machte in unschuldiges Gesicht und
rührte in mein Theetasse. Die Men
schen sind doch sehr schlecht. Niemand
hätte vermuthet, daß ich selber diesen
Brief entworfen und ihn hatte abschreiben
lassen. Endlich theilte Frau v. Alden
den Inhalt mit: eine halb verschollene
Tante schreibe, daß sie Nichte und Groß,
nichte gern ganz bei sich haben möchte.
Der Mann sei ihr gestorben, sie fühle
sich einsam und brauche liebtoolle
Pflege für di letzten Jahre. Das Ver
mögen sollte dann aus die .liebe' Nichte
fallen.
Sorgelich Augenbrauen begannen
langsam zu steigen, dann fencten sie sich
und eine gälte erschien zwischen ihnen.
Ich sah, daß er sich Mühe gab, die Lag
zu begreifen. So etwa ging bei ihm
nicht leicht. Plötzlich aber blaßte er.
.Aha," dachte ich in meinem teuflischen
Gemüthe, .traumichnicht sangt an zu
vecretten.
Und der Außerordentliche legte die
Gabel hin und starrte auf Frau v. Alden
mit ängstlichem Gesicht. Die Schlange
that als merke sie nicht und sagte: .Da
ist ein Geschenk de Himmels! Damit ist
ja alle dorge für dre Zukunft beseitigt I
Aber mein Gott", unterbrach sie sich,
.der Professor I'
Der Professor suchte nach Worten,
brachte aber zuerst nur dumpfe Wehlaute
hervor. Endlich aber sprang n auf und
begann tm Zimmer herumzulaufen
.Mein Gott!" Er stieß die Worte müh
sam hervor, .aber ich beste Frau v
Alden ich ich kann ja doch nicht
zur Tante mitziehen!"
.Nein." sagte sie ganz ruhig, ,daS
geht natürlich nicht. Ab, regen Sie
sich nicht auf; ich suche Ihnen selbst eine
Wirthschaftertn. Nicht wahr? Aber
heule wollen mir es lassen. Morgen ist
auch ein Tag.'
.Morgen ist auch ein Tag!" wieder
holte Vorgeliq dumpf, dann reichte er
den Frauen die Hand und sagte ihnen
gute Nacht, er könne ichtS mehr essen
und müsse sich vor Allem sammeln. Ich
wechselte schnell einen Blick mit der Ver
schwormen, nahm auch Abschied und
folgte Sorgelich nach.
Der ging, die Hände ringend, in fei
nem Arbeitszimmer umher. Ich zündete
mir wdeß eine Cigarre an und setzte mich
aus ein Ruhebett, entschlossen, den Ar
men noch ein wenig mehr in Vnzweif
lung zu bringen.
.Da ist eine scheußliche Geschichte!"
sagte ich.
.Entsetzlich, furchtbar!", rief er.
,WaS wirft Du anfangen, armer Kl,
ohn di AldenS! ohne die guten, netten
SldenS!"
Er beschleunigte noch seine Gangart,
fuhr sich durch di Haar und rieb dann
die Hände in größter Erregung.'
.Ich weiß e nicht, weiß nicht! Da
ist ntsetzlich!"
Mitleidlos schürte ich die Flammen.
.Wie ein Mutt hat die Frau für
Dich gesorgt! Und die Tochter! Die
ist Dir ja fast wie eine liedende Frau
zur Seite gestanden!" Und nun holte ich
zu den Hauptschlögen au:
.Wie kann ine Haushälterin an Del
nen rdetten Antheil nehmen! Oder
gar den Zettelkasten in Ordnung halten!
Wa weiß überhaupt ein solches ungebil
deteS Frauenzimmer von der Bedeutung
eine Zettel l"
Sorgelich blieb stehen, dann fuhr n
mit beiden Armen in die Höhe und wankte
zum nächsten Stuhl, auf welchem er ge
knickt zusammensank.
In kluger Berechnung schwieg ich ine
Minute, während er herzbrechend seufzte.
Jetzt erschien er mir in der richtigen Ver
sassung. Al sei mir bn Gedanke eben
erst gekommen, sprang ich ans und rief:
.Ich hab's, ich habe ein Mittel, welche
Dich von allen Befürchtungen nlößl'
4ifrifrO
v'fT'tHr
UM? Ml.
Er hob mit ängstlich Spannung in
den Augen den Kopf.
.Fräulein . Alden hat Dich gern:
heirathe sie. Sie zieht lieb zu Dir,
als zu der Erbtante! "
Sorgelich sah mich zuerst verdutzt an,
dann ab flog ei Lächeln über sein
Gesicht.
.Glaubst du, daß sie....'
.Natürlich glaube ich, daß si dich
uimmt."
Einen Augenblick sah er sinnend vor
sich, dann sprang r auf und lief davon
ich hörte ihn über den Flur eile und
in da Zimmer der Damen eintreten. Es
dauerte einige Minuten, ehe ich mich ge
faßt hatte, dann jedoch sprang ich dem
Auß ordentlichen nach.
Er stand vor Frau v. Alde und nu
seinem Mund purzelten stoßweise Sätze,
welche sein grammatische Hnz sich sonst
nie erlaubt hätte. Ich wäre ich könnte
nein, so allein unmöglich. Ich
habe Sie gern, wie eine Mutt, d. h.
ach Gott 1 Und Elife er wandte sich zu
Fräulein o. Alden wenn Sie ver
zeihen Sie, die Sache ich bin ach,
wollen Sie mich heirathen?
Die Mutter hatte mir inen Blick zu
geworfen, al diese Wort gefallen war,
jetzt öffnete sie die Arme, i welche
Sorgelich mehr siel al ich stürzte, dann
führte sie ihn zu ihrer Tochter. Nun,
Kinder, sprecht Euch au! Mit foldati
schem Kehrt wandte sie sich zu mir. er
griff meinen-Arm und zog mich au dem
Zimmer. Mir war es jetzt nicht ganz
ebener wenn di Ebe unalücklicb
wurde, trug ich einen großen Theil dn
Schuld.
DaS haben Sie ausgezeichnet gemacht
Ach, gnädige Frau, ich schäme mich doch
ein wenig. Bei diesen Worten ergriff
ich Hut und Ueberrock und war ver,
schmunden, ehe grau v. Alden noch ant,
warten konnte. Mich beschäftigte auch
die Wahrnehmur: des plötzlichen Ent
schlusseö; es schien mir sicher: Sorgelich
hatte mit Aufbietung aller Kraft einmal
gewollt, um nun für sein Lebenlang nicht
mehr wollen zu müssen.
Meine Befürchtungen waren übev
nu'ttg gewesen: die Vhe wurde eine in
ihrer Art musterhafte, trotzdem sie zehn
Jahre ohne Kinder blieb. Erst da ward
ein Knabe geboren. Auch er liegt schon
stundenlang da in jener Stellung wie
inst sein Bat und sagt auch zuweilen
.Ham". Der Schlag der Sorgeliche
vurste cu 0 nicht ausiteroen.
Ich aber habe trotzdem meine Schwur,
sing auf das große Werk meines Freun
des gelegt und mir feff vorgenommen.
niemals mehr Jemanden weder mit ehr
lichen noch mit unehrlichen Mitteln in
den Ehestand zu hetzen. Die Verant
wortung ist doch viel zu groß.
Auf Feldwache.
Ein Erlednlß aus den Manövertagen. Ton
A. von Raben.
E war da schönste Manöoerwetter,
das heißt, der Regen goß in Strömen
vom Himmel herunter und die armen
Soldaten waren durch und durch naß,
oder wie sie es selbst nennen, nah bis
auf die eignen Sachen die Haut!
Aver vocy war es schon i Benn ein
Manöver ohne Regen ist wie eine Bowle
ohne Gekt. Der Rezen belebt die Ge
müth und entwickelt den Humor, da ein
Jeder da einige beizutragen sucht, um
Stimmung zu machen.
Nur dem Lieutenant von Fetthausen
war auf seiner Feldwache durchaus nicht
gumori ll cs zu Mutve: denn es wir
schon gegen sechs Uhr Abends, seit Mor
gen fünf Uhr war er im Gange und
sein Magen knurrte ganz bedenklich
Einige Bmterbrode abgerechnet hatte er
noch nicht genossen. Ebenso ging es
dem Fähnrich Neumann, welch seiner
Feldwache zugetheilt var.
.DSselmann, rief Fetthausen.
Herr Lieutenant," antwortete der
Bursche.
Du kannst letzt mit Deinem Feld-
kessel zum Piquet gehen und dich beim
Herrn Hauptmann melden. L)a Essen
mkd wohl fertig sein und n hat mir g
sagt, ich sollte es nur holen lassen."
.Befehlen, Herr Lieutenant.'
.ES ist wirklich ein Glück", wandte
sich nu Fetthausen an den Fähnrich,
.daß der Hauptmann so für uns sorgt,
denn hier auf Feldmache ist e doch
Nicht mit dem Kochen und bei diesem
Regen hat man erst recht keine Lust
dazu." Damit nahm er seine kurze
Pfeife au der Tasche und begann, nach
dem er si sorgfältig gestopft hatt, fei,
nen Aerger und Mißmuth übn die Feld
wache und daS schlechte Wettn in Dampf
aufzulösen. Gern hätte er mit de Leu
ten Kartoffeln und Praserven gegessen,
aber er zog e doch vor, seinen Hunger
kür die vom Hanptmanu versprochenen
Genüsse aufzubewahren. So wartete er
lieber noch.
Nach und nach begann es dunkln zu
werden.
.Eine angenehme Feldwache," mur
melte er vor sich hin, .und dabei dieser
Hunger; wo mag nur dn Bursche blei?
den'
No. 21.
Da! Horch!.... Tritte l
Dn Posten vor Gewehr ruft an:
Wnda?"
.DSselmann !"
.Kann pasflren I'
.Halt
.Gottlob, daß Du mit dem Esse
kommst,' rtes getthause ihm entgegen,
ist noch warm?"
.Jawohl, Herr Lieutenant ! Der Hen
?auptman lagt'.... V,e solgenden
Worte gingen unter tu einem Polinn.
Blechgeklappn und inem Wirrwarr
schrecklicher glüche
.Um GotteSwillcn, DSselmanu. ma
ist den pafstrt?" Mit diesem Aufru'
sprang Fetthausen aus und versucht
mit den Augen da Dunkel zu durch
dringen.
.Ach ! . . . . Herr
erklang es winselnd,
Lieutenant! ...
.da schöne Essen
... ich bin ja hin
.... da liegt eS nu . . .
gefallen l"
.Du lieber Himmel.... aber Döfel
mann!" Doch Fetthausen konnte nicht
böse werde beim Anblick de armen
Burschen, der im wahrsten Sinne de
Worte bei dem Rege wie ei begosse
ner Puvel dastand. Ja er mußte un
willkürlich lächeln trotz de Ernste dn
Situation; denn ihm klänge noch die
Worte de Posten tn den Ohren
.Kann paiftrenl' .Ja!' dachte
er
wehmüthig, e ist wahr Kann vas,
stren l'
So ermannte er sich denn bald und
nach kürzn Zeit stand ein Feldkessel mit
Kartoffeln am Feun. Er wollte doch
wenigsten nicht ganz hungrig zu Bette
Pardon im Biwak heißt e zu
Stroh gehen. Endlich waren denn nun
die Kartoffeln gar. Er setzte sich mit
dem Fähnrich nieder. Etwas alte
Kommißbrod war auch noch da; an Ver
hungern war also nicht zu denken. Eben
wollte er den ersten Bissen zum Mund
fuhren, da Knatterattattattattatt
Lebhafte Schützenfeun in der Höhe der
Doppelposten! Der Feind machte
einen nächtlichen Uebertall I
Die Kartoffeln flogen zur Erde, der
Säbel aus der Scheide. .An die Ge
wehre ! Laufschritt I Marsch
Marsch ! und fort ging e wie der
Wind.
Da Piquet rückte zur Unterstützung
herbei, so wurde Gottlob der Feind ge
schlagen. Aber da Abendessen I Mit
Wehmuth klagte er auf dem Rückmärsche
dem Hauptmann seine Noth. Dn fühlte
denn auch ein menlchliches rühren und
meinte: .Na, der Feind wird wohl so
bald nicht wiederkommen; übergeben Sie
dem Fähnrich auf fünfzehn Minuten die
Feldwache und kommen Sie zu uns in'S
P'quet. Etwas Essen können Sie noch
bekommen .... sonst kann ichs Ihnen
aber auch schicken.'
.Gottlob ! Ja, e giebt noch gute
Menlchea," murmelte Fetthausen dank,
erfüllten Heriens, indem er der Feld,
wache wieder zuschritt. Aber das Essen
schicken i Das wäre doch zu gefährlich
gewesen. Mochte der Fähnrich zu
sehen, wie er etwas zu essen bekäme
Nein ! Dieses Mal wollte er sicherer
ganz sicher gegen. ES sollte ihm nicht
wieder schief gehen! o übergab er
den dem Fähnrich das Kommando und
eilte durch daS Dunkel dem Piquet zu,
.Guten Abend, meine Herren ! Aber,
Herr Hauplmann, jetzt bitte Etwas
zu essen; denn ich falle vor Hunger fast
um.'
Um GotteSwillen, Sie hin, Fett
hausen? Eben ist mein Bursche mit dem
Reste unsneS Abendessens auf dem
Wege zur Feldwache. Kehre Sie nur
gleich um l' nes ihm der Hauptmann
entgegen.
Em Ana t chret Fetthausen' war die
ernzige Antwort, dann verschwand n wte
der im Dunkel der Nacht.
Endlich war das Essen nu abn doch
in nah Aussicht. Er näherte sich der
Feldwache mit vollem Herzen und
leerem Magen.
Nun, Fähnrich, ist das Essen
ge-
bracht?"
.Ja wohl, Herr ilteutenavtl ES
hat
gor, Sqlich geschmeckt!"
.So? Nun dann geben Si
mir
rasch meinen Theil. Mein Magen dreht
ftch fast um vor Hunger.'
.Herrn Lieutenants Theil,' fragte der
Fähnrich etwas kleinlaut.
.Nun jal Meine Halst vom Abend.
essen."
.Oh!.... Ich dachte, der Herr Lieu
tenant würde gleich im Piquet essen und
da .... ich solchen Hungn hatte
. sa .... habe ich Alle ....
Halten Sie ein...." schrie Felthau
sen, .Unglücksmensch!"
Ausgeaessen " vervollständigte
der Fähnrich fast wimmnnö.
,Aus....ge....gessn,' wiederholte
Fetthausen mit geisterhaftem Blick.
Dann sank er voller Vnzweiftung
neben dem Fähnrich in' Gras. E
war au mit ihm. Mit einem Stück
trockerien KommiZbrod stillte n den
unerträglichen Hunger, dann kroch r
auf fein Strohlager, hüllt ftch in feinen
Bantel und schlief auch vald von Mudig-
keit und Hunger überwältigt in.
Herr rieutenant muyen ausstehen !'
lies DSselmann Richtig, e war
schon 4 Uhr Morgen, ab noch stock
dunkel. Fetthausen hob sich, ch!
Dn warme Kaffee, wie wird dn mun
den, dachte er. Da kam schon Dösel
man, in dn einen Hand den Kessel mit
Kaffee, in dn andern den mit Wasch
mass. Nak Da Waschen wär bet
dem Rege kaum nöthig gewesen, bn n
wollt doch liebn thun.
So sucht n sich den ia dn Dunkel,
heit feine Kessel und begann sich mit
TodeSvnachtuogzu waschen.
Abn!.... Was war denn da?....
Da ar doch keia Wassn? Wa
hatt ihm denn DSselmann ur ge
geben?.... Himmel!.... I dn
Dunkelheit hatte er di Kessel verwechselt
und sich mtt dem Kaffee zu waschen
angefangen!
Der Kessel entsank seineu Händen,
mit erfindendem Blick fiel n aus sei
Lager zurück. Er fehlte eS mit tnftink.
tioem Ahnen, im Rath der Götter '
beschlossen: Auf dieser Feldwache sollt'
ihm nicht vergönnt fein, de quälenden
Hungn zu stille!
Das neue Burgthor i ie.
W vor drei Jahren, vom Kohlmarkt
kommend, dem Ring zustrebte, dem bot
sich auf dem Michaelerplatze ei wohl
thuend anheimelnde Bild. Er sah da
alte Burgtheater im linken Winkel mit
dem .historischen Bankel", auf dem man
cher dnühmte Mime dn alle Schul
gesessen; recht die Häusergruppe mit d
Skmkl chen Hoszucknböckerei und de
Kunstladen und anschließend daran dI
ohe Fachnsenster der Hosburg, aus dem
ch da schiefe Ziegeldach ausbaute.
war ein harmonisches Glück lt-Wte,
da mit der neuen Stadt innig vnwach
sen schien. Und doch ! Wie rasch ist e
ander geworden. Wer hcute, vom Gra
den kommend, dem neuen Burgthor zu
schreitet, dem bietet sich ein neue Bild
voll katserreicher Pracht und künftleri
schem Glänze. Die Sonnenstrahl
fallen auf eine mächtige vergoldete Knp
pel, von der dn Blick nach der allegort
schen Gruppe fliegt, welche, aus Hohn
Attika thronend, die herrliche Fagad
krönt. Die Hauptgruppe stellt die Wei,
heit, Gerechtigkeit und Stärke in mächti.
gen Verhältnissen dar und wird von Ltc
raren zu beide Seiten flankirt. An den
Säulenpaaren, welche da Gesims
tragen, gleitet der Blick herab zu dem
mächtigen Hauxtlhore, da in w
Brette von 20 und in einer Höhe von 45
6uß sich al ein Meisterwerk dn Kunst
schlosseret darstellt, und weiter zu de
vier imposanten Hauptgruppen am Por
tal. Die au der Herkules-Mhlhe int
lehnt Darstellungen bringen tn allge
meinen Zügen den Sieg de guten über
da böse Prinzip zum Ausdruck. , Dk
Gruppen: .Herkules erlegt die Hydra"
von Edmund von Hoffmann, .Herkules
befreit Hestone" von Johann Schern,
Herkules entfesselt Prometheus' von
Joseph Lar und endlich .Herkules dringt
den EerberuS au dn Unterwelt" von
Anton Wagner bilden zugleich Pendant
zu den die inneren Burgthore stankirende
Herkulesgruppen. Den Abschluß sinket
der äußer Figuren schmuck durch wei in
Ecknischen angebrachte Monumentalbru
nen von Hellmer und Weor. welche di
Herrschergewalt zur See und zu Land
darstellen und erst im kommenden Jahr
zur Aufstellung gelangen. Vorläufig
stnd erst die Becken aus rothem Marmor
fertiggestellt.
Wohl noch reicher al die Fasade i
der Jnnemaum des Burgthor. F'
au jeder Nische und Eck grüßt de Be
schaun ein monumentales Bildwerk.
Vor Allem abn verdient der 177 Fuö
hohe Kuppelbau gewürdigt zu werden.
Der Jnnemaum, welcher sich auf acht
Pfeilern aufbaut, trägt in den P feiln
zwickeln reiche Stucco Dekoration,
welche, im Charakter de Baue gehal,
ten, meist kriegerische und militärische
Embleme darstellt. Die mächtige Kuppel
hat einen Durchmessn von 79 Fuß und
bis zum inneren Kuppelschluß eine Höh
von 101 Fuß. Recht vom Hauptein,
gange ist noch ei historische Stück dn
alten Burg enthalten, das vorhi er
wähnte Fächnfenster und da Einlakthor
deS alten Burgtheaters. AuS der fchma
len Thür ist freilich e,n breite Fevst
geworden, aber der ornamentale Schmuck
ver aiiev ingangslyur rn geöltes.
Noch thront di Larv über der Posaun,
der Geige und den andnen Emblem
dc Theaters wie in altgewohnt Zeit.
) übrige monumentale Schmuck theilt
sich in drei Gruppen, dnen erste auf
RuhmeSblött au der Geschichte de
Hause Habsburg hinweist. Die zweite
Gmppe bringt tn allegorisch Darftel
lung die Wahlsprüche jener Monarch.
unter deren Herrschaft die Burg auSge
baut wurde, und die dritte dies Grup
pen versinnbildlicht die Pflichten der
Herrscher und die Aufgaben de Volke
dem Herrscher gegenübn.
Unüberlegt.
Dame: .Wir haben diesmal inen
urchtbar heißen Sommer !"
Herr: .Allerdings; ab Sie werde
ch erinnern, der Sommer im Jahr
1850 ar noch viel heiß I'
Dame (entrüstet): .Mein Herr, da
verbitte ich mir! '
In Gedanken.
Der GeschichtS-Professor Müll will
mit einem College, dn die Telephon
Nummer 1806 hat, telephonisch Rück
prache nehmen. .Bitte", ruft er, ganz
von dem stone deyerrschk, der den n
den nachgrübelt. .180 Schlacht
bei Jena!"
Sehilt.
.Nun. wie geht heute mit dem
Hnzklopfe Ihrer Tochtn?"
.Alles vorüber, iievn doctor Er
hat heute Morgen um sie angehalten!,'
t