Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 28, 1893, Image 1

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9fUn u..t v.
1 111
Lincoln, Neb., Donnerstag, September 1893. (Unabhängiges Organ für den Staat Ncbraska.)
Jahrgang 14. No. 19.
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M
Tiesranko ruZstZchcnVrüver
Wenn man den jüngsten L,'peschkn
aus Pklersburz und "feris trauen dar?,
und kS lieg! nicht der geringste GcunS
zu Mißtrauen' vor )o hst der gelbst
Herrscher aller Renßen einen den Parorys
muS der französischen Siussenbegeisterung
erheblich abkühlenden Wasserstrahl von
j der Newa nach der Seine gesandt und
dadurch die lieben Brüder in Frankreich
wieder einmal stutzig gemacht. Dem
russischen Bär ist das allznlaute Kikeriki
deS gallische HahnS unanqeueh,. Er
hat zwar a)tS dagegen, dem sranzg,:sk)en
Huhnerhose einen Besuch abzustatten,
. ober deßwegen möchte er noch lange nicht
alS yamilienalieb angesehen werden,
ebenso wenig wie Neinecke ffuchS die
Meerkatzen al Muhmen 11,10 Kelter
anerkennen wollte, als er sie nicht mehr
brauchte. Die Russen wolle sich gerne
ein bischen Liebäugeln mit den ffranzo
sei, gefallen lassen, sg lange dabei etwas
Praktische für sie herauskommt, aber zu
festen Zugeständnissen und Ärrsprechun'
ge scheinen sie nicht geneigt zu sein.
Nachdem jetzt französische Blatter ange
beutet habe, daß die ganze Nussentoll
heit in Frankreich von den Nüssen selbst
mit der Absicht angefacht und genährt
morden sei, den günstigen Zeitpunkt zu
wahren und das französische kolk aiizu
pumpe, ist die russische Regierung plötz
lich zu der Ueberzeugung gekommen, daß
die Franzosen gar zu laut krähen und
jauchzen, und daß weniger Geschrei und
mehr Wolle wünschenswerth sei. Ob die
Franzosen diesem Wunsche des Russen
kaiserS nachgeben werden, ist fraglich.
Versuchen werden sie eS, aber es wird
ihnen schwer fallen.
Und doch sollten sie, wag sie bisher
jedenfalls ge'ha haben und och thun,
die Bedeutung des russischen Flotten
besuchcs nicht überschätzen. Die Bor-
(V Zcschichte dieses Besuches legt ihnen eine
r eiemaßigtc Beurtyeuun nahe genug
f. 7 Am 1. September 1801 legte der Abge-
1 ' ..V i- . Kam 5.. .
oivucie -iMiiiuH 111 vh 11111AU Muicii .hui
iner einen Bericht öder das auswärtige
Budget vor, der die stelle enthielt:
.Wir haben Niemand zu fürchten und
durch unsere Klugheit Freundschaften
gewonnen, die uns unerschütterliches
Vertraue i die vergeltende Gerechtig?
keit verleihen, freudig begrüßen wir
dieses Morgenroth, das sich über unsere
nächsten Geschicke erhebt." Mit diesem
Morgenroth war die Freundschaft mit
Rußland gemeint, die kurz zuvor durch
die Kronstadter Festtage eine glänzende
Bekräftigung erhilten zu haben schien
Am 23. Juli war daS von Admiral Ger
vais befehligte Geschwader vor der russi
schcn Seefeste erschienen, womit nun eine
Reihe von Fcstiich'cilcn begann, deren
-Grundgedanke die dereinst auf dem
Schlachtfeld zu bewährende Waffenbrü
derschaft von Russen und Franzosen war.
Es ist noch in Jedermann's Gedächtniß,
wie der Czar selbst zum Empfang der
Gaste erschien, wie er aus Hochachtung
vor der Marseillaise sein Haupt entblößte
und den sranzvsischcn Revolutionsgesang
stehend aiihörte. Seitdem sind zwei
Jahre und darüber verflossen und seitdem
harrten die Franzosen Tag für Tag
ungeduldig auf die höfliche Erwiderung
ihres Besuches. Der Czar hat sie lange
warten lassen und damit bewiesen, daß er
das allzufcurigkEmporlodcrn der franzö
fischen Hoffnungen und des französischen
Thatendranges nicht wünscht. Wenn er
jetzt das heiße Sehnen Frankreich's erfüllt,
so beweist er lediglich, daß er jene Hoff
ungeil nicht ganz sinken lassen und den
Zweck der Kronstadter Festtage nicht ver
eitel will. Taß aber bei dem Jubel,
den der Besuch der russischen Gäste in
ganz Frankreich entfesseln wird, politisch
mehr herauskommen werde, als bei dem
Kronstadtec Besuche, ist kaum anzunch
men. ES liegt auch nicht der geringste
Grund zu der Annahme vor, daß der
Ezar heute mehr geneigt sei als damals,
wegen Elsaß-Lolhringen's einen Krieg zu
ntfesscln. Damals ist dem Berbruder
ungörausch sehr rasch cm starker Katzen
jamnier gefolgt. In Petersburg war
man verstimmt, daß die geräuschvolle
Kundgebung nicht einmal die Wirkung
hatte, .den 'Erfolg der SOO-ÜBillionen.
Anleihe zu sichern, und als im folgenden
Jahr eine Hungersnoth im Czarcnrcich
ausbrach, brachten die Pariser Somm
kungen ein geradezu klägliches Ergebniß.
Anderseits war man in Paris ungedul
dig, greifbare Früchte der Champagner
Begeisterung entsteigen zu sehen, und
richtete die unmuthige Frage nach Paris:
Allianoo rn flirt? Ist es ein ernst
hafies Verhältniß, oder ist es ein Liebes
;etändcl, bei dem mir die Betrogene
find? Und auch jetzt lassen sich wie
der ähnliche Stimmen vernehmen. So
schreibt das Pariser .Petit-Journal" in
nein von feinem ycs-Redatteur Zudet
unterzeichneten Artikel : .Der Berschwö
rung unserer Nebenbuhler, welche die
Ausrottung der französischen Republik
wollen, kann nur die russische Allianz i
Europa die Wage halten. Sie besteht
schon in den Ideen, xrt den Gefühlen, in
der Slaatöraison und ist durch die beider
seidigen Bedürfnisse oder Gefahren gcbo
ten, allein sie wäre nur ein Whn, wenn
sie n cht praktischer anfiräte, wen sie
nicht zur greifbaren Wirklichkeit würde,
wenn das Schutz- und Trutzvcrhältniß
beider Länder richt eine festere Gestalt
annähme. Wir freuen uns über das
Kommen der russischen Schiffe nach dem
Hafen von Tonion ; es wird die brüder
l'che Solidarität der beiden Nassen kräf
tigcn. Aber die Machthaber Frankreich's
müssen ein höhere'S Ziel anstreben, sie
müssen darauf bedacht sein, daß ein
Schriftstück von unanfechtbarer Rechts-
y kraft besegelt, was die Herzen der Russen
und Franzosen einmülhig herbeisehnen.
x. ... .r. -j , : r. .r .
illSu U'UHa;i'ii, iui uus ui(izuui; yiui
land wenig Besicht und Berechnung
hege."
Bis die Franzosen dieses Ziel erreichen,
.'erden sie sich weht noch eine weitere j
-spönne Zat gedulden müsse,,. Die
jüngste Kuiidaebnnz des .rjsiziellrn
Rußlands" sieht gar nicht darnnch uns,
als cb es ofinut iei, dem heiße,, Sehne
der Franzose nach einem festen Bündniß
nachzugeben. Damit ist aber nicht gejagt,
daß der Besuch der russische Flotte nicht
an sich ein bedeutungsvolle- poliliichcz
Ereigni!! sei. Er it immerhin ein nvt
tfts Glied in einer Kette von Thatsache,
die der politischen Gesammtlage ein immer
bestimmteres und ernsteres wuchs aus
prägen. Schon die Wirkung ist nicht zu
untn schätzen, daß bei den manzojcn Uge
dnld und Selbstgefühl in erheblichem
Mac sich noch steinern werden. Und
am wenigsten beruhigend ist der Umstand,
daß ein Theil der russischen Fahrzeuge
nicht wieder abzieht, sondern sich anlernen,
im Mittclineere zu bleiben. In Italien
wird man in diesen Russen, wenn sie in
Corjica Station machen, eine sehr und:
quen.e Nachbarschaft erblicken, und die
Pcrsvective wird nicht erfreulicher, wenn
man sich vorstellt da dieses russische
Geschwader emes Tages dazu bestimmt
sein könnte, sich mit einem aus dem
Schwarzen Meer auslauscndui Geschma-
der zu vereinigen.
Nach hundert Jahren.
Ter letzte Montag war ein bedeu
tungSooller Tag in der Geschichte der
Bereinigten Staaten ; waren doch gerade
hundert 'jähre ocrno cn eil icncm uilox
gen, wo George Washington, der gefeierte
erste Präsident unserer großen Republik,
die sinnige Ceremonie der Grundstein
leauna vollzog zu dem hehren Bau. der
fortan die BcrsammlungSstätle.die Gesetz
gebniigshalle für die höchsten Bcrtrctcr
aller zum neuen Bunde gehörigen Staa
ten abgeben sollte. Ein großer Gedanke
war es, gerade das kleine morschen am
Potomac Flusse auszuwählen für die
Ehre, in seiner Mitte das Capital der
neuen Welt entstehen zu sehen, welches
den Namen des großen Feldherrn im
Unabhängigkeits Kriege, der nnnmchr
anch als höchstes Haupt der neuen freien
Staatcn-Bcreinigung fungirte. trug An
den Name Washington knüpften sich
doch die Erinnerungen an olle Siege,
welche die jetzt freien unabhängigen
Colonien über England, daß sie nnr als
eraiebiae Stener-Eitrone benutzt hatte,
errangen ; er war der bezaubernde Talis
man, der vier Jahre nach überstandencr
Kricgesnoth die wieder ans dem Leim zu
gehen drohende Republik rettete, und
dessen Träger am 30. April 1769 in
New Z)ork zum ersten Präsidenten der
Vereinigten Staaten erwählt wurde. ,
Freilich, der damals errichtete Gesetz
palast war noch nicht jenes stolze War
morschloß, daö heute alle Besucher unfe
rcr Bundeshauptstadt entzückt ; iinpo-
fant nach damaligen Begriffen aber war
er immerhin. Im August des Jahres
1814 brannten ihn die Engländer nieder
und erst in den Jahren 1818 bis 1825
winde er wieder aufgebaut ; seine jetzige
Gestalt erhielt er aber erst i dem Jahre
1850.
Der denkwürdige hnndertste Jahrestag
der Grundsteinlegung jenes köstlichsten
Gebäudes unseres Landes ist, wie es sich
qcbührt, zu Washington feierlich bcgan
gen worden. Der in Ertrasitzung ver
sammelte Congreß, Präsident und Biec
Präsident und andere hohe Würdenträger
nahmen daran Theil, eine große Wen
schenmenge durchwogte die Hauptstadt
der Freiheit, Paraden, militärische und
civile, fanden statt und mächtige Redner
ließen sich hören. Patrick Henry aus
Birginicn. der direkte Nachkomme jenes
großen Henry, der in der gewaltigen
Bcsreiungsepvche unseres schönen Hei
mathslaudes eine so große Rolle spielte,
selber ein verdienstvoller Staatsmann,
hielt die Hauptrede in begeisternder
Weise, und VicePräsident Stevenson
sprach nach ihm, ebenfalls in hochpateio
tischen Worten ; bedeutsamer aber als
die Produkte glänzender Beredtsamkeit
beider Herren ist die kleine Ansprache
des Präsidenten Cleveland, mit welcher
die Feier eröffnet wurde. In derselben
wird dem zur Zeit in Washington tagen,
den, schacherndcn.winsclnde und muscrln
den Schwätz-Congreß so recht eigentlich
einmal der Kümmel gerieben, und es ist
wahrlich werth, daß ein jeder guter Bür
gcr sie vernehme. Hier ist sie :
Indem ich mit großer Gcnugthnung
die mir bei dieser Gelegenheit zxgewie
sen? Rolle übernehme, vermag ich mich
troßdcm der ernsten Betrachtungen nicht
zu cntschlagen, welche diese Feierlichkeiten
in meiner Seele erregen. Diejenigen,
welche glauben, daß wir mit nichts ande
rem beschäftigt sind, als den Beginn eines
prachtvollen Bauwerkes zu feiern, wel
chcs für wichtige öffentliche Zwecke be
stimmt ist, haben die nützlichste und heil
samste Lchre'diefes wichtigen Momentes
übersehen. Freilich feiern wir das Ercig
niß der Legunq des Ecksteins, welchem
dieses herrliche Gebäude entsprossen ist,
denen nrokartiae Verhältnisse den totz
jedes amerikanischen Bürgers bilden ;
unsere Feier jedoch ist hauptsächlich dcß-
halb merlhvoll und eindringlich, weil die
ses Gebäude von großen, guten Männern
entworfen und ,cplant war als eine
Stätte, wo die Grundsätze einer freien
Regierung entwickelt werden sollten in
patriotischer Gefct'gu.icj zum Besten
eines freien Wen Vertreter
des Boli', wel he sich hier versammeln,
um Gesetze ;.u- ,.)re Mitbürger zu machen,
der Pflicht ei icr weitherzigen, uneigen
nützigen Baterlandsliebe uncingcdenk
Gesetze schaffen, indem sie in Vorurthei
len und Leidenschaft befangen sind oder
im Interesse von Cliquen oder ihres eige-
neu lieben Ich, dann wird die Zeit, wo
der Eckstein unseres Capitals gelegt wur
dc, und die damit verbundenen Umstände
einer Gedächtnißscicr nicht würdig sein.
Die mit diesem Gebäude und dessen
Bestimmung verbundene Empfindung und
die mit denselben gemachten Uberlicscr
migen sind allen Bewohnern dieses Lan-
veS ae,i'.ci!,im. Tieselbcn sind äußerst
w.rihvkll a! ernste Mahner zur Paier.
lndslicde bei der Eiledigunq unser
Zss.'nich,' Pflichten und i manche
am'c ir Sie ix'ienlliche Wo!) Hall
Dii i'clbe liefern ferner einen Mßsta
nach welchem unser Volk die finl,ingS
weise stiiier Aicner .'urtheilen rann
Die unerbittliche Anlegung dieses Maß
lubvo wird stets den BeweiS liefern, d 15
lüiieit i'.incülfiite den Wer! der frei
cii
Einrichiung schätzen werden, welche von
denier.iaen. welche den Eckstein ikreS
Eapilvls legten, geplant und auferbaut
wurden und da sie die Nolywendigkeit
einer steten unv eitersucyligen Wcusam
keit als einer unerläßlichen Bedingn,
für die Erhaltung dieser Einrichiunge?
in ihrer Reinheit und Unversehrtheit ein
sehe werden. Ich glaube, unsere Mit
büraer baden keine nrvkcre oder besser
Ursache, sich bei dieser hundertjährigen
Feier zu freuen, als wie sie in ver ver
ficberun gefunden werden kann, daß di
Diener des Bolkcs, welche sich in diesen
Hallen versammeln, die lLinpsinöung uns
ie Ueberlieferungen, welche mit dieser
Feier verknüpft ftd, wahren und lüilen
werden und das; in künftigen Tagen die
jenige, welche abermals die Legung des
Ecksteins des uapiiois oer yiaiion
feiern werden, in der Erwähnung nnse
ree ilicktersüllunn nicht weniger Grün!
babcn wenden zur Beaeistcruna und nur
gegenseitigen Beglückwünschung, als wir
sie sindcn in der izrinnernng an vie Weis
heit und die Tugenden derer, die un
vorangegangen sind."
Admiral de Mellos stellt den
Behörven Rio Janeiro's
ein Ultimatum.
In Rio de Janeiro befinden sich z ir
Zeit zwei britische .negSschisse, oie
SunS und die Beagle. Die SiruS ist
ein Kreuzer mit Doppelschranbe von
3,ji)0 Tonnen Gehalt mit 9,V0 Pferde-
krau. Sie ist das SchiN des lommo
dorc des britischen Geschwaders an der
Südoitkülte von Amerika. Ihr Capilan
ist Bin. M. Lang Die Beagle ist eine
Corscttc mit Toppelschraube. hat 1,1 ,0
Tonnen Gehalt und Maschinen von
2.000 Pferdckraft. Ihr Befehlshaber
ist Rcginald B. 'Neeld.
Ei, bedeutendes Londoner Bankhaus,
das mit , Süd.Amcrika und besonders
Brasilien in engster Verbindung steht,
erhielt am Montag Morgen von feinem
Agenten in Rio Janeiro eine Depesche,
welche sehr zuverlässige Nachrichten über
die Zustände in der Stadt enthalt.
Demnach sandte Admzral de Mellos, der
Führer der in der Bai von Rio liegenden
Jnsurgcntcnflottc eine Offizier mit einer
weißen Flagge und einer Bootsmanns
scherst an Land. Dem Offizier wurde
die Landung gestattet, und er wuroe zu
dem Commandeur der Regierungsrnip-
pen in Rio g leitet. Diesem Offizier
überreichte der Parlamentär einen Brief
von Admiral dc Mellos, welcher, wie
sich später herausstellte, das Ultimatum
des Jnsiirgentcnführcrs enthielt. Admi
ral de Mellos crtlart in feinem Ultium
tnm, er fei entschlossen, die Stadt Rio
de Janeiro auf eine Weise öcichießcn zu
lauen, wogegen alle rnyeren Beschieizun
gen nur Kinderspiel gewesen feien, wenn
, . . . r.i s.c...i .".f. ....f....
o,e Wlcwl sieu nieui so,vn uve.igcvc,i
würde IZ
Wie es heißt, hat de Mellos den Be-
Horden der Stadt nur wenige Stundei:
Bedenkzeit zur Bcaniwortung seines Ulti
matums gegeben und hak angekündigt,
daß er sich ur auf sofortige, bedinqungs
lose Ucbergabe der Stadt einlassen werde.
Sofort nach erhaltener Abweisung seines
Verlangens soll das Bombardement
beginnen. Es unterliegt keinem Zwei
fel, daß de Mellos des langen Zauderns
müde ist und energisch vorzugehen gedenkt.
Wenn die Stadt 'nicht sofort übergeben
wird, steht ihr ein Bombardement von
3 Schiffen aller Art bevor, denn außer
den Kriegsschiffen sind auch eine Anzahl
Schleppboote von den Insurgenten mit
Geschützen vei schcn worden. Es heißt,
de Mellos wcrde seine Flotte der Küste
entlang Aufstellung nehmen lassen, und
aus ein gegebenes Zeichen soll dann von
allen Seiten mit allen den Jnsurgentcn
zur Verfügiiüg stehende Geschützen das
Bombardement auf die Stadt beginnen.
Dies würde eine furchtbare Benvüstung
in der Stadt und großen Verlust an
Menschenleben zur Folge haben.
Diese Thatsachen sind angeblich de
Vertreter der fremden Mächte in Rio
mitgetheilt worden, und diese versuchen
alles, um die Insurgenten von ihrem
Vorhaben abzubringen. Bis zu der
Zeit, wo d'e Depesche abgesandt wurde,
war es den Vertretern der fremden
Mächte und den Capitänen der fremden
Kriegsschiffe jedoch nicht gelungen, den
Entschluß des Jnfnrgentcn-Admirals zu
ändern. In Rio herrscht eine panik
artige Aufregung. Die Straßen sind
voll von Leuten, die ihre Habseligkeitcn
wegschleppen, oder, all' ihr Eigenthum
zurücklassend, sich beeilen, aus der Stadt
zu sliehcii, ehe die Beschulung beginnt.
Denn wenn die Stadt nicht übergeben
wird, so mag sie bald nur noch ei Schutt-
Haufen sei. Rausteutc und sonltiae Gc-
schaftslcute schließen ihre Lokale, packe
ihre Waaren rn die Kellcrgcwolbe und
suchen dann selber das Weite, ehe die
Granaten und Bomben der Rebellen ihr
Zerstörnngswerk beginnen.
Ucberall herrscht fürchterliche Verwir
rung, und die städtischen Behörden wer-
den von allen Seiten ersucht, die Beschie-
ßung der taot durch Ucbcrgave zu ver
hüten. Es wird jetzt zugegeben, daß
die Forts gegen die Rcbcllenschissc zum
Schutze der Statt nichts ausrichten kön
neu und daß die Besatzung der Stadt
ftlbst die ganze Vertheidigung übernch
men muß. Aber alle Anstrengungen der
bereits sehr dcnivralisirten Truppen wer-
den gegen das schreckliche Bombardement,
dem Rio vielleicht ausgesetzt wcrde
wird, von wenig oder keinem Nutzen kein.
Infanterie und reitende Artillerie kann
gegen daS Feuer der fchw:ren Schiffs
kaiionen nichts auzrichien. den die
Zchiffe könne außer Schußweite der
Feldgeschütze Stellung nehmen uns alle
Theile der uiiqlualicken &Udt mit Gra
raten überschütten. Außerdem gehen die
LebenSmitiel in Rio auf die Neige und
die Frage der Urbrigabe ist bereits vor
Empfang des Ultimatums von den städti
schen Behörden erwogen worden. In
der ladt wird allgemein die Meinung
laut, dan d:e BeHorde durch ihre Wei
gerunq der Uebergabe nur die Stadt Rio
der Vernichtung preisgaben, ohne dem
Präsidenten Peirolo etwas nützen.
Während nun Rio dicht vor der Ueber-
gäbe steht, ist es drei Nebellenschissen, der
Andibon, der Primero Marzo und der
Republica gclnnqen, den H-isen von San
tos zu erreichen und nach der Androhnng
der Beschicßnng eine starke Truppenmacht
zu landen. Als diese Depesche abging.
dei eitelen sich die Insurgenten zum Sturm
auf SantoS vor. Die Reaierungstrnp
pen in SantoS leisteten tapferen Wider-
stand gegen die Landung der Jnfurgen
ten. und ein hitziges Gefecht fand statt.
Der Erfolg des Sturmes auf die Stadt
ist noch nicht bekannt, doch glaubt man,
daß den Insurgenten die Eiirnahmc
schließlich gelingen werde.
Ernennung des Präsidenten
Der Präsident überfatidte am Mitt
moch dem Senat folgende Ernennung zur
Bestätigung:
William B. Hornblower von New
Z)ork zum Mitglied des Bdcsoverge
richtS 011 Stelle des verstorbenen Bun
desoberrichterö Samuel Blaicbford.
William Butlec Hornblower wurde
am 13. Mai 1L51 als Sohn des pres
bytcrianischen Geistlichen Dr. William
. orndlomer in Patler on, R. I., ge
boren. Der letztere war der Sohn eines
hervorragenden Juristen, des Oberrich
tcrs Joseph C. Hornblower von New
Jersey Nach Absolvirung der Colle-
giale School" von George P. Quackcn
bos in New Jork trat er in's Pnnccton
College ein, wo sein Fleiß und ahigkei
ten ihm bald einen hervorragenden Platz
unter seinen Mitschülern sicherten. Er
gradnirte im Jahre 1871 und studirte
dann die Rechte auf dem Columbia Col-
lege, das er mit dem Doktortitel verließ.
Nachdem er in demselben Jahre znm
Barrean zugelassen war, trat er als Clerk
bei der New Z)orker Advokatenfirma Car
ter & Eaton ein, die ihn bald als Theil-
Haber aufnahm. Er gewann bald einen
Ruf als Anmalt und bildete im Jahre
1888 mit einem andern Anmalt die Fir-
ma Hornblower & Byrne, die gegerwä
tig den Rainen Hornblower, Byrne &
Taylor führt.
Herr Hornblower bringt zu dem hohen
Amte, zu dem er berufen ist, eine reiche
Erfahrung mit. Er ist namentlich ein
gründlicher Kenner der auf Korporativ
ncn bezüglichen Gesetzgebung und hat ei
nige vorzügliche Abhandlungen über ein
schlägliche Rechtsfragen geschrieben. Er
ist seit Jahren der Anwalt der New York
Life Insurance Company und zeichnete
sich bei dem Grant & Ward scheu Ban
kerott dadurch aus, daß er, als Anwalt
des Neceivers, einige die Gläubiger der
Firma schwer schädigende Transaktionen
verhinderte. Im Jahre 1890 wurde er
vom Gouvernenr zum Mitglied der von
der Legislatur geschaffenen Kommission,
die Amendements zu den auf die richter
liche Gewalt des Staates bezüglichen
Bcstimmniigcn der Verfassung entwerfen
sollte, ernannt. Der neuernannte Rich
ter ist der Präsident der Princeton
Alumni Association" und gehört folgen
gen Klubs als Mitglied an: Manhat
tan, University, Princcton City, Demo
cratic, Reform und Metropolitan.
Als Mitglied der Bar Asssciation
war Herr Hornblower mit unter den ei
frigsten Befürwortern der Einleitung ei
nes auf Amtsentsetzung abzielenden tlkr
fahrens gegen Richter Bookstaver in der
Fiack'schen Scheidnngsangelcgenheit. Er
gehörte dem Spezial-Comite an, das die
Anschuldigungen gegen Richter Maynard
nntcrsuchle, und denselben in so schon
ungsloser Weise an den Pranger stellte.
Herr Hornblower heirathcte im Jahre
1382 eine Tochter von William E. San
ford von New Haven. Dieselbe ist vor
einigen Jahren gestorben, zwei Söhne
und eine Tochter sind aus der Ehe her
vorgegangen. Abgesehen von Nichter Story, der im
32. Lebensjahre zum beisigenden Richter
des höchsten Tribunals des Landes er
nannt wurde, ist ,err Hornblower der
jüngste Richter, der je im Obcr-Bundcs-
geeicht gesessen hat.
Senator JmH lehnte es ab, sich über
die Ernennung des Herrn Hornblower
zu äußern, nur bemerkte er, daß die De
mokraten von New Fork enttäuscht sein
würden, weil sie die Ernennung des Ap
pellrichters RuiuS W. Pcckham erwartet
hatten.
Senator McPherfon war von der Er
nennung sehr befriedigt und erklärte,
Herr Hornblower sei ein Mann von fe-
stein Charakter uns bedeutenden juristi
scheu Anlagen, Er entstamm: einer al:
ten Jnristeiifamilic, denn fein Vater sei
Chif Justice von New Jersey und sein
G.'oßvater ein bekannter Anwalt gewesen.
Zur Geschäftslage.
Obl'chon der Finanrkrack, der Bnnf
nd die Fallimente aroner Wandels, und
Jndustrie-Eiablissementc nachgelassen und
sich heule so ziemuch ans das gewohnliche
landesübliche Maß rcdnzirt haben und
trotzdem viele Fabriken ihre zeitweise
geschlossenen Thüren wicder'öfsnctcn und
nun weiter arbeiten lassen, kehrt das
öffentliche Zutrauen im Geick,ästZlll?,',i I
nur langsam zurück. Es bestehen hiefür
C .i.i:x v. .:... .v . ' ' 1
i)iiiiijiuiviiu) uuicrici kjnunoc.
Zunächst lehrt das einmal erschüttert: I
Zutrauen in die öffentliche Ereditsäliia-
teil im Geschäftslebc naturgemäß nicht
fo schnell wieder zurück, als es aus de
Fuge gehoben wird. Sodann hat unser
Bundcssenat fein redlich' Theil dazu bei-
getragen und tragt heute noch dazu rei,
das finanzielle Mißtrauen zu erhalten.
Während das Repräsentantenhaus, so
viel an ihm, die Währungsfrage, welche
ohne Zweifel eii.e bedeutende Rolle in
oer Wescyastskrlsis gespielt hat, rasch i
geregelle Bahne lenkte, drückt sich der
Senat um die Sache herum, wie die
Katze um den heißen Brei. Und doch ist
die ganze Angelegenheit keine poliische
Pancisrage, wie von allen Zeilen znge
standen wird. Man kann sich des Ein.
drnckes kaum erwehren, daß die Herren
Senatoren, welche der in Mehrzahl Mit
lionäre und fast alle in industriellen Han
dels- oder sonstigen Spekulationsuntcr-
Unternehmungen vetyeiügt sind, die Geld
knappheit u oerlänoi" und auszunutzen
versuchen, um, wie man sagt, mit einer
Wurst ach einer Speckseite zu werfen.
Es wäre hohe Zeit, daß der Trödelei ein
Ende gemacht würde. Ein dritter,
ebenfalls icht unwesentlicher Punkt für
das Andauern der geschäftlichen Krisis
war die fast im ganzen Lande anhaltende
Dürre, welche die soviel versprechende
rnte vielerorts zu beeinträchtigen drchie.
Wo Handel und Industrie stocke, ist
eS dovvelt schlimm, wenn auch die Ernte
ausfichten sich mindern. Glücklicherweise
yavcn sich Diese letzteren in den jüngsten
Tagen wieder etwas gebessert und ancki
im allgemeinen GeschäftSlebcn fängt es
an, langsam wieoer zu ziehen so daß
also kein Grund vorhanden ist, mit all
zntrübem Blick in die Zukunft zu sehen.
(Lrinucrunge eines Schlachten
uialers.
In dem soeben erschienenen achte
Hcftc der Monatöfchrift Die Waffe,
nieder!" veröffentlicht der berühmte
russische Maler Wcrcschagin ergreifende
Schilderungen seiner Erlebnisse im ruf-sisch-türkischcn
Kriege. Wir entnehmen
dem Aufsau folgende Stellen: Um
besser zu begreifen, was der Krieg ist,
beschloß ich, mich über Alles mit eigenen
Augen zu überzeugen: ich habe den
Feind mit der Infanterie angegriffen
und cö kam auch vor die Soldaten
zum Sturm geführt ; ich habe an den
Kavallerie Ueberfällcii und -Treffen
thcilgenommcil und ging mit Marinesol
datcn an die Attacke größerer Schiffe
mittelst eines Miiicnträgcrs. Bei die.
scm letzteren Anlaß wurde ich für mein;
Ncugicrde mit einer cnistcn Wunde be
straft, welche mich beinahe in's Jenseit
gebracht Hütte, um dort meine Äeobach
tungen fortzusetzen. Anderseits aber
hat dieser Versuch mir die Gelegenheit
geboten. Beobachtungen anzustellen,
wie es mit den Bcnvundctcn im Kriege
beschaffen ist und meine Bilder haben
die dargestellt. Es ist schwer wicdcrzu
geben, mit Worten zu schildern, was
ein Gefecht oder die Hitze des Gefechts
ist, indem jede Minute in demselben
etwas Neues, Unerwartetes bringt.
Die Theilnahme am Gefecht wirkt aller
dings nicht blos nur auf mich, sondern
auf Jeden anfregLiid : die Leute werden
geradezu wahnsinnig, schimpfen und
schreien derart, daß zu Ende des Kam
pfcö Alle, vom General bis zum Solda
ten, heiser werden. Trotzdem man
durch die Kampfwuth hingerissen wird,
ist man sich der Nähe des Todes stets
bewußt, und als ich in's Feuer kam,
habe ich stets erwartet : Bald, gleich
wird'S mich erreichen. " Dabei dachte
ich stets : Und hast Du eS nöthig ge
habt, Dich hierher vorzudrängen, hast
Du Dich nicht in der Ferne halten kön
uen? Jetzt. Bruder, bezahle für
Deine Voreiligkeit. ..." Während ich
dabei gehörig beschossen wurde, habe ich
doch nein, nein, ich habe sogar die nc
den meinen Ohrcu vorbcisauscndctl Ku
gcln und Granaten beugend begrüßt.
BcmcrkenSwerth ist die Thatsache, daß
bei allen Kriegen, in allen Gefechten die
beiden kämvtcndcn Parteien innia da
von überzeugt sind, daß sie unmittelbar
nach zsoucs Weisung uuo unter dessen
unmittelbarem und besonderem Schutze
Wirken. Nickt bloö bei der Kricaserklü-
rung, sondern anch vor den Schlachten
und während der Gefechte wird Gott
genannt und auf verschiedene Art ange-
rnscu. Während der großen Schlacht
bei Plcwua haben die Russen vom
frühesten Morgen Gottesdienste um Gc
Währung des SicacS abaclisltcn. wttb-
reud die Türken den ganzen Tag hin-
ourch liaufhorlicn den 'Namen Allahs
anriefen I In dem gegebenen Falle hat
die Praxis die auf die Einwirkung und
den Schutz Gottes zu Gunsten der einen
oder der anderen Partei gehegten Hoff
iiiiugcn icht gerechtfertigt: Bei' den
Russen betrugen die Abgänge von der
Front nahezu 18,000 Mann, während
bei den Türken unaesiilir 1 5.000 bli.-.
Leu.
,'lcll batte ickioii Geleacnlieit : s,!,i,'i,
dan icdc BoranSbcreckttinna bezüglich er
Hilfe für die Pcrwnndctci! im "Ernstfälle
untauglich erscheint. Man bereitet
sich ans die Aufnahme von 5000 Per
ivnnockcn vor; es zeigt fich aber, das?
es deren 10,000 gibt! Dort fehlt es
an Chinin, hier nu Elilorofonn. Ein
arger Mißbrauch wird damit getrieben.
on; man ansMt des theueren Chinins
irgend ein wirknmisloscs weiücs Gc-
incnac verabreicht. Den für die
wiiiidetm bestimmten Wein. Thee u. f.
w. tunken häufig Die ssizicrc ans.
Man verbindet die Benin,,, deren m alter
Hast und eS bleiben dennoch Tausende
tagelang iinucrbnndcn und unvcrpflegt.
Sehr belehrend ist cS, den Verbandplatz
mn nächsten Tage nach der Schlacht .u
besuchen.
Nun, wie geht's Dir
heilte,"' frant der Do'trr einen sinnt
niigcn Soldaten, dessen fieberglüheiidc
Wanze,, düükclroli, wie Piianicn stc
fau't lino. .efser, !utr Vwch,b
geboren, viel besser, mit Gottes Hilfe
werde ich mich jetzt erholen.- Er wird
die heutige Nacht nicht' überleben.- be
merkt zu mir der Arzt auf französisch.
Nun. und w,e sieht'S mit Dir?-
Besser. Euer Hochwohlgedoren : jetzt
ist'S mir leichter, nur da oberhalb gibt
es fetzt etwas, IS ob "Der Brand
zeigt sich,- sagt wiederum der Doktor,
in wenigen stunden ist cS vorbei
So kommt mir ein junger Kofakc i
rinitcrullg, welcher mit vlacm. wachs
gclbcm, von wunderbaren kastauic
braunen Haaren umrahmtem Gesichte
vor mir dalag und der mit leiser, stets
mehr und mehr absterbender Stimme
flehte, man möge ihn in die heimath
lichen Steppe an den Don senden:
Dort werde ich mich erholen, bringen
-sie mich weg. bringen mich sobald
als möglich weg !" Einen Tag nachher
hat er sich an mich mit derselben Bitte
gewendet, und er wurde weggebracht,
nur nicht an den Don, sondern in das
Massengrab. Ich weiß nicht, wie
in anderen Armeen die barmherzige
Schwestern arbeiten. Ich kann sagen,
daß die russischen barmherzigen Schwe
stern sich als wahre Heldinnen zeigte
und nicht blos jene, welche aus Selbst
Verleugnung dienten, sondern anch solche,
die mit Gehalt angestellt waren. Alle,
ohne Ausnahme, kannten keine Ermll
dnng, wohnten eng und erbärmlich,
speisten in der Eile was immer und wo
immer und waren nie unwillig. Nach
Abschluß des. Waffenstillstandes, nach
dem die Nerven durch Ucveranstrcnguug
aikf daS Aenßerste abgespannt wären,
erlagen die Annen in Folge der Er
schvpfnng und des Typhns zu Dutzen
den. Die Aerzte verloren manchmal
die Kräfte, die barmherzigen Schwestern
niemals; die Aerzte verloren manches
Mal die Geduld inmitten deö sie um
gebenden Jammer- und Klagegeschreies
die Schwestern aber nie.
Einem an mehreren Stellen Ber
mundeten nähert sich der Arzt nicht an
dcrs, als mit einer starken Eigarrc im
Munde wählend ein Schwesterchen,
nachdem es fich über einen solchen Ber
wnndeteii gcbgt hat. sich so lange
nicht aufrichtet, bis es Alles gewaschen
lind verbunden hat. Und wie oft inns
scu sie trösten, beruhigen, versöhnen,
wie viele Briefe schreiben und solche vor
lesen. Einnahmen und Ausgaben ein
schreiben und dergleichen ! Man hat
mir deshalb Ausstellungen gemacht, daß
ich Schattenseiten des Krieges, blos ent
schliche Seiten znm Borwnrf genommcu
habe; ich antworte aber darauf, daß
nicht wenige in, höchsten Grade drarna-
tische Sujets vorhanden waren, vor
welchen ich direkt zurückgewichen bin,
inoem ich mich nicht im Stande fühlte,
dieselben aus der Leinwand wiederzuge
ben. Mein Bruder, welcher beim Gen--ral
Skobelcff Ordonnanz war, wurde
beim dritten Sturme ans Plcwna gc
tödiet und nachdem der Ort, wo er fiel,
vom Feinde bald besetzt wurde, konnte
ich seine Leichnam nicht bergen. Als
sich nach drei 'Monaten Plcwna ergeben
hatte, ging ich an jene Stelle und fand
dieselbe mit Reichen der Gefallenen oder
richtiger, mit deren Skeletten bedeckt.
So viel ich ihn auch suchen mochte, sah
ich blos überall mir entgegengrinsendc
Schädel und hier und da noch mit Hern-
den lind Fctzcu bekleidete Skelette, die
mit den Händen irgendwo in die Ferne
hinwiesen. Welcher von diesen war
mein Bruder? Ich habe die Kleider
reste genau betrachtet, die Schädelkno
chen, die Augenhöhlen und ich hielt cS
nicht aus : die Thränen flössen in Strö
inen und lange konnte ich dein lauten
Weinen nicht Einhalt gebieten. Trotz
dem setzte ich mich nieder und entwarf
eine Skizze dieser in vollem Sinne dc
Wortes an Dantes Bilder der .dritte
erinnernden Stelle. Ein solches Bild
mit meiner Gestalt inmitten aller dieser
Skelette, dieselben anseiiiaiiderwerfenb,
wollte ich wiedergeben ; aber sogar nach
einem Jahre, ach zwei Jahren schnür
ten mir dieselben Thränen die Keblc :n.
sobald ich mich an diese Leinwand
machte, und sie ließen mich nicht fort
fetzen so daß ich nicht im Staude war,
dieses Bild zu vollenden."
Bon Geistlichen, so behauptet
ein Statistiker, werden 42 Prozent 70
iahrc alt, von Farmern 40, von Kauf
leuten 33, von Soldaten und Elerks 32.
von Advokaten 20, von Lehrern 28, von
Aerzten 21.
Von den 200 Millionen
Stahlfedern, welche alljährlich auf
der Erde verbraucht werden, stammen
30,000.000 auö amerikanischen ftabri
kcn. Erfunden wurde die Stahlfeder
im Jahre 1803.
Nur 5,000 Schüsse soll man
ans einer neuen Gatling-Kanone mit
Hilfe eines elektrischen Motors in einer
Minute abzufeuern vermögen. Ohne
den letzteren, so wird behauptet, könne
man 3129 Schüsse in der angegebenen
Zeit attö dieser Masscnniord-Maschine
abgeben.
Der schnellste Kiistcndam.
pfer dieses Landes, wenn nicht der
Welt, ist der El Eid. welcher neulich
a seiner ersten valjrt von New Or
leans nach New ?)ork nur 4 Tag: 2
Stunden und l.V Minuten brauchte
und somit die schnellste zwischen diesen
beiden Häfen jemals ausgeführte Reife
machte. An einem Tage legte das
Fahrzeug 4Ö0 Meilen zurück.
Daß Dachs h u ,: d e zum
Drehen des Bratspießes in
früheren Zeiten abgerichtet wurden,
dürfte wenig mehr bekannt sein. Im
Jahre 1712 entführte in Bath, Eng
land, ein Spaßvogel am Samstag
abend alle derartig drcssirtcn Köder, so
daß sämmtliche Bürger auf ihren Sonn
tagsbraten verzichten mußten. Da sind
wir mit unserer Kochkunst heute freilich
besser daran.
Tel Schlangentanz Srr Hox,.
lieber eine merkwürdige religiö'e Et.
remonie der Hopl. eines Indiancistan,.
meS in dem trockenen Tafelland?, dem
ödesten Theile Arizona?, berichtet ein
Augenzeuge:
IcdeS Jahr. Ende Februar, führen
die Hopi den chwarzwassersclilangkn.
tanz ans. ie Ecrcmonie. durch die der
große Wasscrgolt um hinreichende Feuch.
tigkcit für den Boden deS ackerbautrci.
bcndcn Stammes gebeten wird. Das
est dauert 15 Zage und Rächte, drei
Tage vor dem Hanptthcile der Feier
werden die Schlangen in der Kiva. dein
unterirdischen Zimmer der Priester, ge
füttert. Die iiivn bestand bei der von
ihm beobachteten Gelegenheit aus einer
Art Grotte, die 25 Fuß lang in einen
Felsen gehauen war. In der Mitte
des Raumes brannte ein kleines Ruthen
feuer. während an einem weiteren Ende
der Kiva eine Art niedriger Buhne mit
dem heiligen Mais und den heiligen
Bohnen sich befand, welche Früchte
zwölf Tage vorher unter feierlichen Per
anstaltniigen gepflanzt worden waren.
Quer über den Boden vor der Bühne
lag eine lange Stange. Die Wände
und die aus Baumstämmen hergestellten
Dachsparren waren mit symbolischen
Figuren in Grün. Gelb, Schwarz und
Lioth bedeckt. Dieselben stellten die
Wolken, den Regen, den Blitz und die
Regengötter oder Schlangen dar. Eine
gemalte Schlange nahm die ganze Länge
eixes Dachsparrens ein.
Die in enormer Größe und mit
tauschender Natürlichkeit hergestellten
Schlangcnbildcr, welche bei diesem An
lasse gebraucht werden sollten, waren in
einem Haufen vor das wachsende Korn
gelegt. Die Tänzer, etwa 30 an der
Zahl, waren nackt bis ans das Lenden
tuch, an ihrem rechten Bein waren
Klappern anS Schildkrötcnschalcn ange
bracht. Der Tanz wurde in längs,
nieni Tempo geführt, wobei die Indin
er in doppelter Reihe und im'Halb.
kreise von einer Seite der Kiva uaäls der
anderen und wieder zurück sich beweg
ten. Den Tanz begleiteten die Roth
häute mit einem langsamen, eintönigen
und oft wiederholten Gesänge. In
Folge der Bewegungen der Tänzer
schlugen die Schildkröteuschalcn an ein
uder, so daß ein Klappern entstand.
A)cn Inhalt des Ge,ages bildete ein
Gebet zu den Wafscrgöttcrn, sowie eine
Anrnfuna der Geister des Reaens. Wnhr
um Mitternacht ergriffe zwei Roth-
yauie Die vor der Buhne bestudlichc
Stange, befestigten Stricke an den bei
den Enden derselben und loacn sie rakcki
zu den Dachsparren hinauf. Hierbei
war zu uemenen, oan o,e Stange mit
einem Porhange in Berbindung stand,
der in künstlerischer Ausführung mythi
sche Gottheiten darstellende Figuren in
verschiedenen Farben zeigte. Längs des
unteren Theiles deö BorbanaS befanden
sich sechs große Löcher, die von beweg
lichen Lappen bedeckt waren. Ebenso
viele nackte Indianer nahmen dann jeder
eine Schlange, mit denen sie hinter dem
Borhange verschwanden, während ein
ndcrcr Darsteller, ebenfalls nnbcfteu
fcet, an seiner Schulter eine Art Röhre
..:...-.: . . u ... . .
un ouiiu ic;cmt)ii, uuuu cu er eine
der größten Schlangen zog. Die
Schlange faßte er beim Genick iind hle-lt
sie unter dem rechten Arme fest. Ein
weiterer naalcr alter Indianer, dem ein
kleiner Beutel von der Schulter bina.
versah sein Gesicht mit einer weißen
icetc, cie mir k)eoerii gescyinuar war.
. Plötzlich erschollen hinter dem Bor-
hange Laute, als ob eine ganze Mena
gerie auf einmal ihr wildes Geschrei
Außi'üefic. Gleich zeitia fall man dnrck
jedes der sechs Löcher in dem Porhange
eine ocniangc ujrcu ops siccien uno
nahezu bis zur Hälfte ihres Körpers sich
licranswindcn. Die Sctilanaen ickiosieli
mit ihren Köpfen hin und her, öffneten
und schloffen den Rachen, wobei man
die weißen Zähne und die fortwährend
sich bewegende gabelförmige Zunge sehen
konnte. Der Indianer, welcher die
Schlange unter dem Anne hielt, wurde
dmeb die Neweiinaen derselbe sckikiii-
bar nahezu überwältigt. Die Schlange
wano ficn mn lurcm yamtcyen .peue um
seinen Arm, stieß mit ihrer Zunge in
sein Gcficbt. rinaclte sick mit ibrem
Schwänze empor und versuchte mit mäch
tzcm Sprunge sich zn befreien, so daß
der Mann sie mit beiden Armen um
fassen und scft an seinen nackten Busen
pressen vlußle.
Inzwischen lief der alte Indianer, so
sckinell er konnte, von einer der Scklan-
neu in den orliannlöchcni zur anderen
und streute ihr ans feinem Beutel hei
liges Mehl aus den Kops, sobald er
erschien, reckten die Schlangen die Kopse
nach ihm und streckte die Zungen her
ranS. scheinbar aus Gier nach dem
Mehle. Wenn immer ein Kops heraus
schoß, schlang der Alte den rechten Arm
um den schleimigen HalS der Schlange,
hielt sie fest an seine Seite und ließ sie
aus feiner linken Hand Mehl lecken.
Während des ganzen Porgangs hörte
das entsetzliche Brüllen und schreien
hinter der Bühne nicht auf, ebenso
dauerte der Singtanz die ganze Zeit an.
Die Bewegungen der imitinen schlau
gen aber rührten von Federn her, die
von den Darstellern so geschickt geHand
habt wurden, daß die Täuschung eine
ollkommcne war.
Bon der Durchschlagskraft
der I n s a n t e r i e g e f ch o s s e be-'
richten bayerische Äätkcr: Bei einer
Uebung im Scharfschießen am Kugel
fang bei Fröttmaning zog ein Soldat
des bayerischen Infanterie - Leibregi-
mentS falsw auf und brachte die Mün
dung seines Gewehrs gegen den Lauf
des " Gewehrs seines Aebcnmauncö. .
Die tigel fchi'ig an deS letzteren Lauf,
diirch!'okr!e ,,'eülimliiiüiiukiaus, druckte
den inmren gczos.enc Lanf an einer
Skclic cin und schlicte den äußeren Lauf
wie eirc Baumrinde der Länge nach
in f.