Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Sept. 7, 1893)
Der Regenschirm. ovitklK wa M '1 " "ire r. Dmch da halbcftkiic Fenster däm nurt (in warmer, goldig FrllhlingS abend ins Ruinier. Ueber ein Bücher, gestell schwankt ein letzter Sonnenslrahl, hastet über die WetallgerSIHe, welche auf dem , großen Schreibtische stehen und streift euch da feine, blaffe Gesicht einer jungen Frau, die sich, wie müde, in die weichen Polster eine SoxhaS zurück gelegt hat. Neben ihr sitzt ein blond bärtiger Mann mit etwas derben Ge flchtSzSgen. Er hält den Oberleib ein wenig vorgebeugt und beschäftigt sich da mit, den orb einer Wiege, die vor ihm fleht, in leise schaukelnder Bewegung zu erhalten. Die junge Frau lächelt. Eine Weile langfchaut sie dem in fein Thun vertief ten Manne noch zu, ohne sich zu rühren, dann hebt sie di, Hand und tippt ,hn auf die Achsel. .Du flüstert sie, eS schläft." Daraus lehnt auch er sich zurück, lang sam und vorsichtig, als könne eine raschere Bewegung das schlummernde Kind erwecken, .Und ich bin ja auch noch aus der Welt," fährt sie fchmvllend fort, indem fie ihren Blondkopf an seine Schulter schmiegt. .Ja, sag! er heiter, .und dc8 ist so schon, daß Tu aus der Welt bist und ge xade bei mir " In seiner tiefen, männlichen stimme muß ein Ton liegen, der sie erschüttert, denn fle antwortet nicht. Aber er fühlt, daß sie zittert, daß sie lautlos vor sich hin weint, und er weiß, daß eS Thränen unsäglichen Glücke sind, welche die blassen Wangen deS jungen Mutter, sei ne WeibeS netzen. Auch er schweigt; auch seiner hat sich jene weiche Stim mung bemächtigt, welche ein laut ge sxrocheneS Wort zerstört. Soviel Holde ist in sein Leben g kommen durch die, um deren Nacken er jttjt leise den Arm legt Gern mag er nun darüber sinnen, wie dies Alles ge schehen ist, vom ersten Tage an, da er sie zu lieben begonnen, die kleine über muthige reihe Linden, seine Schülerin heute zumal, nachdem sie in aller Stille den ersten Jahrestag ihrer Ver mählunq gefeint haben. Friedsam schläft das Kind. Don der stillen Gaffe herauf komm! es wie leises Rauschen. Fern von hier oerbranden die Wogen de großstädtischen Lebens. Es ist Abend geworden. t .Ich muß Dir etwas obbitten, Franz beginn! jetzt die junge Frau fliisternv. .Du, :tie?" fragte der Mann tt. staunt. .Ja, Etwas, laS mir feit langer Zeit am Herzen nagt, etwas Schlechtes und Häßliche?. " Er will sie unterbrechen. .Nein. Ich muß 'ii'8 heute sagen. ES quält mich schon lange. Seitdem ich weiß, wie gut und herrlich Tu bistlTah icv, xjir vamais oen norv gav -.Still,' meint er, rasch abwehrend, .da ist längst vergeben und vergessen, Liebste. Ht es Tir nicht weh gethan?" sorfchi sie, fast beleidigt. .Weiß Gott " Er hat ihre Hand ergriffen und an fein Herz gexreßl. Ich hatte Dich so sehr geliebt.' .Das wußte ich eben, und deshalb war eS ja schlecht und häßlich von mir. Denn ich empfand Genugtuung darüber, daß ich Tich damals so schnippisch ab fertigte." .Ich bin zu kindisch für Ihren er habenen Ernst," citirt er sinnend. (?S thut mir leid, Herr Toctor o, es war eine schwere Stunde," sagte er n:ch! ohne Bitterkeit. .Siehst Du, wie Tu'S vergessen hast ? " raunt Frau Grete iriumchirend. .Ich weiß ja, daß Du Dir noch jetzt manchmal wunderliche Gedanken mach?!, daß Tu mich oft zweifelnd anschaust und für Dein Leben gern wisse möchte?, warum ich das erste Mal. a!S Du um meine Hand warbst, zurückgewiesen," .Ja ich nrill'S gestehen. Manchrnal packt's mich ncch wie vor toller Eiser-sucht-" .Aus den Herrn Lieutenant Egon von Norkkn ' .Ja us den," .Weil er einen 'o schönen Schnurrbart hat und weil ihm die Unrform so gut steh! Ja, ja, mir hätten ein schönes Paar abgegeben, der Herr Lieu- tenant und ich lenke Dir nur, sein hellblauer Tragor.errcck und mein goldblondes Haar Und die Eau- tiori hatte ich auch." .Grete" Es klingt fast wie ei Schrei. .Pst." mach! sie, .das ftir.fc." .Scherze nicht," komm: es hart und leise von den Livxen des Msnnis. .Ich ertrag'S räch:." grau (Sielt lach:. .Ich dachte, Tu hättest längst oer geben und vergessen," mernt sie ein wenig spöttisch, .Tann miit meine Beichie freilich unnütz. Aber so jetzt will ich Dir erst rech! alle eriählen, gränz dar,n magst Tu wirklich vergeben und vergessen " Also, ,ch moch:e T,ch ich:," beginn: die lunge grau langsam. .Ich Irebte Dich nicht; ich liebte Tich auch damals nicht, als ich einmilllgle, Dein We.t zu erden Still drücke mir die Hand nicht so heilig. Franz War': lu'ä, der so aukgenchnl ha:? Ich bin ja bei Tir, Franz Seit ich Tich (c rch! kenne, liebe ich Tich ;a un säglich lieb' ich Tich." Sie ergrei't seine Hand und versucht sie u küüen. Endlich gel.ng! es ihr. .Hab ich Tir weh zilhan, Franii" Ja." Seme Ztim klingt hei!,r. .Aber w!!er, weilet " Ich worein gedankenlose, thörichte, eitles Ding, TaS wußtest Du nicht, Franz, Ich war maßlos eingebildet aus nieine kleine Person, die von aller Welt verhätschelt wurde, siehst Du. lind Nie mand nahm mir meine Tollheiten filiel nur Du. Du behandeltest mich immer wie der Lehrer ein störrische Kind, als ob ich nicht schön längst eine junge Dame und Deinem unterrichte entwachsen gewesen wäre Du ließest Dir von Mama ale meine Ungezogenheiten erzählen und warst streng und ernst. Wenn Du bei un warst, hatte ich immer das Gesühl, als wäre ich in Deinen ugen ein Nichts, ein Wesen ohne Werth und Bedeu tung Und die Anderen gerade nah men mich nichtig und wußten mir so viel GchöneS zu sagen über mich..,, und selbst Mama fand nicht auszusetzen an mir, wenn Du nicht zugegen war t. Ich glaube, sie hatte ein bischen Angst vcir mir Wenn Du nicht bei uns warst, stand sie auch immer an meier Seite, die liebe gute Mama. . . . nur auf Dich durfte ich keine Witze machen, Franz; das duldete sie nicht. Und deshalb konnte ich Dich nicht leiden, haßte ich Dich Und deshalb war e ein Triumph für mich, als ich Dich, der emes Tages demüthig vor mir stand und um mich warb fo hochnäsig abweisen konnte, denn ich wußte, daß ich Dich damit so kränkte, wie Du mich gekränkt hattest in meiner Eitelkeit. Und dany liebte ich Dich nicht, Franz Der Mann rührt sich nicht. Er hat seine Hand auS der seiner Frau gelöst und sich ein wenig von ihr entfernt, Grete war ihm nachgerückt. Sei mir nicht böse, Liebster," schmei chelt sie, .das ist doch längst vorüber, und ich möchte Dir doch Alles gestehen. Wußtest Du denn nicht, was sür ein bösartiges, kleines Weibchen Du hast? Und Du vergabst mir j, ohne zu ahnen, was Tu mir Alles zu verzeihen haft Also höre mir ruhig zu. Ich liebte da, malS .Den Lieutenant Ja, denselben. Was ein einfältiges Geschöps eben lieben nennt. Er gefiel mir gut. Vielleicht weil er mein Sclave war, eil ich das Bewußtsein hatte, klüger zu sein als er. Und dann, er war wirklich hübsch mit dem ausgewirbelten Schnurrbär:chcn in dem rosigen Gesicht man konnte ihm gut sein. Daz denke Dir den romantischen Namen Egon von Norden, einen blauen Wasfenrock, klir rende Sporen , . , , kurz Du konntest neben diesem Manne gar nicht in Betracht kommen, selbst wenn " Selbst wenn " wiederholt ihr Mann gespannt. Selbst wenn Du alle Tugenden min, selbst wenn ich Dich geliebt haben würde. Neben der eleganten Figur Egons war Deine Gestalt ungelenk, breit, vierschrötig, so ganz und gar nicht xasiend zu meinen kakelten Bemegungin, die ich vor dem Spiegel ewsludirt hatte, Weißt Du, nachdem ich Dich abgewiesen, versuchte ich manches Mal, mir vorzu stellen, wie ich mich an Deiner Seite au genommen hätte, und ich fand dies immer so komisch,.,." Wäre eS hell gewesen, so hätte grau Grethe sehen können, daß Docior Franz kröglcr mit finster zusammengezogenen Brauen dasaß. Er war wie betäubt von dem, was er anhören mußt,; und trotzdem er sich fortwährend erinnerte, daß sein Weib ihn von Herzen lieben müsse, wenn sie eS wagte, ihm solche Geständnisse zu machen, konnte er sich dennoch eines bitteren Gefühles nicht erwehren. Wie klein machte ihn diese anmulhige, liebe Frau, ihn, der sich dcch immer erhaben geglaubt über d.e Nich tigkeiten, von denen sie da in harmloser Weise ewählte, als berichte sie über die dummem sireiche einer ritten, srernken Person, über die man ungescheut lach,n darf. Und später hast Du doch Ja" ge sagt auf meine Werdung," flüsteite er. Ich brauchte Dir nicht einmal zuzu reden, Gi:hc. Und doch sagst Du, daß Tu mich auch damals nicht geliebt hast " .Es ist leider so, Franz. Ich höbe Dich damals wirklich nich! geliebt, das heißt, nicht so wie jetzt: daß ich gesteh den wäre, wenn Du mich nicht gemocht hättest, Franz Wie oft habe ich mir später Borwürfe darüber gemacht! Nein, ich halle Tich nicht gewonnen durch meine Liebe. Wenn ich nicht Dein Web geworden wäre, ich halte nie ge wußt, waS ich verloren haben würde an Tir. Ich kannte weder D'ch noch v'.ich Ich war ein dummes Ding, Franz, ein dumme?, eitles Ding Und dieser Eitelkeit muß ich noch dankbar sein, denn ihr allein verdanke ich Tich und mein ganzes, unaussprechliches Glück." .Erzähle," sagte er freundlicher. Ja. Also, nachdem Du meine erste Autwort hattest, ging! Du, um nicht mehr zu kommen. Mama schmollte an fangs, sprach kein Wort mit mir und war verdrießlich; am Ende sügte sie sich aber doch in s Unvermeidliche. Da ich den beiien ehrenhaftesten Menschen aukge schlagen, meinte sie. würde ich wohl sei nen Mann mehr bekommen. Ich lach:e dazu. Wußte ich doch, daß ein Wirt 1 von mir genüge, um den Lieutenant zur j Werbung zu veranlassen. Und Mama , konnte ihn rech! gut luden. Dich frei- lich ha! sie ganz anders geliebt. s lag etwas Zärtliches darin ich hab's erst so rech! bemerk!, als ich Teire Brau! ! war ja, ia, sie Hai Dich eben ge- 1 liebt, Franz Aber ich wollte diese 1 Worl n,chi spreche. ES gefiel mir, jijgon von Norden IS Spielzeug anzuse ', hen, ihn zu tvrannisireri, m! ihm u ko keimen. Ich liebte ihn ;a nicht so sehr, ,taß ich Zili gehabt hätte, ihn u heira ten,..." j .Und er?" ''ragte Toktor Kr?gler. i .'ix'!" Grethe denkt ein Wenig nnch Ei ? Ich weiß eS nicht," giebt sie leise zur Antwort, aber sie süh, daß sie dabei erröt het. .Er muß mich wohl ernster geliebt haben, als ich ihn .,, Der arme Junqel Nun, er ist glücklicher Weile in dem Alter, in dem man leicht verschmerzt Freilich, er hatte viel Schulden und rechnete ein Wenig " Scherze nicht, Grethe," bemerkte der Mann ernst. Weiter, weiter " Aber unterbrich mich nicht, hörst Du? Eines Tage, es war ein prächtiger Sonntag im April vorigen JahreS halte ich eine neue Pariser grühiahrStoilette bekommen, von Worth reizend, sag' ich Dir, allerliebst, , , und natürlich blau Dazu ein Hüt chen, leicht, duslig, ein Sonnenstrahl, der feste Form angenommen hat. Und die Alles paßte mir zum Entzücken. Ich strahlte vor Glück und Freude Und er, Egon von Norden ! Er war hingerissen, begeistert! Natürlich durfte All' die Herrlichkeit nicht im Geheimen bleiben; ic mußte hinaus tn die Welt, die sie bewundern sollte Wir fuh ren also in den Pratcr. Es war Herr lich dort. Die Kastanien blühten und ein süßer Dust lag über Allem. Dazu schien die Sonne, daß eS eine Luft war. Wie wir so langsam durch die Allee sah ren, bemerk! Mama eine Dame ihrer Bekanntschaft auf dem Gehwege. Wir lassen den Wagen hallen, steigen aus und beschließen, ein wenig zu promeni ren, Mama geht mit der Dame vor aus, ich mit Egon hinterdrein. Natür lich nicht eingehängt, trotzdem sich das rech! gu! gemacht hätte Ich fühle mi! Slolz die Blicke aller Spaziergän ger aus mir ruhen und höre hie und da Ausrufe der Bewunderung über meine Rebe, mein allermodernstes Hütchen, Die Sensation, die ich errege, lhui mir wohl ich leugne es nicht. Es ist sehr angenehm, hübsch zu sein und das Hübscheste zu tragen Lache doch nicht Franz! m mag eine Viertel- stunde gedauert haben, vielleicht eine halbe Wir waren aus dem Wen- schcnaewühl herausgekommen und ftan- den aus einem ziemlich freien Platze, als q plötzlich bemerke, daß der Htmmel sich bewölkt hat und die Leute sich eiligst zu zersteuen beginnen. Jetzt kommt auch ein heftiger Windstoß. Ich blicke um mich, Mama zu suchen keine Spur , . . . Der Prater ist mit einem Mal wie ausgestorben ES scheint mir, als wären wir Zwei allein zurück geblieben, Egon und ich, in meiner Pa riser Toilette, mit meinem Pariser Hu! auf dem Kopfe,. . mi! dem Bewußt sein, daß diese Herrlichkeiten, die mich so entzückend kleiden, unrettbar verloren sind, wenn uns ein Platzregen überrasch!! Entsetzlich ! Und da säng! er auch schon an. Einzelne große Tropfen fallen. Ich flüchte mich rasch unter einen Baum und schicke den Lieutenant auf die Suche ncch unserem Wagen, der nicht weit sein kann, da er uns nachgefahren ist Dort (ehe ich die Uniform hinter den Bäumen verschwinden,.,. Eine lange, bange Minute Es regnet, , Noch bin ich ein wenig geschützt. Ich habe Voii Kleid ziisammengerasst und stehe da, ein Bild des Jammers. Da xras selt schon der Regen durch das Baum laub. In demselben Momente erblicke ich Einen Mann," fällt Doctor Krögler !:thast ein. Mi! einem mächligen, unmodernen Regenschirm " Mich. Ich harte Deine Mama ae- troffen und die bat mich, nach Dir zu chen.' Ja. An dem Regenschirm erkannie ich Dich. Und jetzt wußte ich nicht, ob im m'w treuen oder erschreckt sein sollte, Da war ein Mensch, der mich hätte ret- len können, aber gerade diesen Menschen hatte ich tödllich gekränkt, hatte ihn höhnisch abgewiesen, als er um mich ward, Du machlest ra'efc bicier rein lichen Situation ein Ende, indem Du aus mich zueiltest und mich ohne weite L unter Deinen großen Schirm nahmst. Jetzt war mir's doch sonderbar. ' Ich wurde abwechselnd roth und blaß und vermochte kaum ei Dankeswort zu stammeln," Dasür sprach ich, Liebste. Ich konnte r.;cti an mich halten, a,s ich Dir so nahe stand. Ich hatte Alles vergessen, was Du mir gethan und mußte von meiner i'iete " Und ich haha so of! Du davon begannst, wollte ich zurückweichen kaum aber ipurte ich einen Reaentroxien, huschle ich rasch unter Deinen Schirm, Dir immer naher und naher, je starker eS regnete " Und als ich Dich fragte, ob Tu mein Weib werden wolltest " Da lag ich an DeinemHalie und" N in. geküßt hast Du mich nicht, Grechil" .Und fachte mein dustigeS Hütchen noch besser zu schützen dort war eS am sichersten in der Schirmmitle, unter Deinem Schlopphut " Dcetor Franz kiögler weicht wieder zurück. Tes HuleS wegen hast Du mich also damals umarmt, Grethe?" fragte er nun enlfe?:. .Ja, lieber Franz. leider nur deS Hules wegen," gieb! sie etwas kleinlaut zur Antwort, Tu hattest also auch den Lieute nan! " Neinj Schatz, gewiß nicht," rnetr.t sie heiter. Aber wenn Dein Hut so cußeror, benllicher Schonung bedurste!" Ein Offizier trägt keinen Regen schirm, lieber Franz." Aber nehmen an an Ach Mai'-,." sag: sie, ihn küssend, wenn Tu m:ch liei'l dar'st Tu ra gar nicht annehmen." Tann sähn sie fert: .Weixt Tu ncch, Als er kann prückka-z, ohne Wagen, der aime Egon von Norden, triefend vom Regen, mit gesenktem, sich auflösendem Schnunbart oh wie ich da lachen rußte, wie ich Dei nen Arm ergriss und Dich sortzog Er kam mir jetzt so unendlich komisch vor. , , ," Eine Pause tritt ein. Doctor Krög ler kömpst och mit einer eisersüchtigen Regung, Also eines dummen, flitlrigen HuteS wegen bist Du mein Weib geworden, Grethe," meinte er oormursSvoll. Nein," sagte sie lachend, .Deines Schirmes wegen. Und ich will Dir nur gestehen, Franz, daß ich dieses Ungethüm verwahrt habe, daß ich oft vor demselben stehe und Dir hundertfach abbilte, daß ich Dich erst so spät kenn?n lernte tn Deiner Liebe und Güte, Franz, daß ich mich schelte, Tich und all mein Glück meiner dummen, kindischen Eitelkeit oer danken zu müssen, Dich der Du werth warst, innig geliebt zu werden von einer besseren, , . , " Er halt ihr den Mund zu, Warum hast Du mi: das nicht früher erzähl!, vor der Hochzei!?" frag! er. .Hättest Du mich dann geheirathet?" giebt sie ernst zurück. ,Rein," erwiderte er. .Du hast recht. Ich wäre zu stolz gewesen, Dir meinem Regenschirm verdanken zu müssen Uno ich Narr dachte," schließt er ml! leichtem Seufzer, daß wir uns zusam- mensinden mußten wie ein romantisches Liebespaar, mährend des hestigsten Re- gengusses, nach alter Welse " Indeß war etwas Neues dabei," neckte sie, eine Pariser Toilette " Sie lachen. Da beginn! daS Kind m der Wiege sich zu regen. PIt, machen Beide zu gleicher Zeit und beugen sich fachte über da Knöb- lein. ,Jetzt hätten wir'S beinahe aufge- weckt," raunte die junge Mutter ihrem Gallen, ber ste umschlungen halt, ns Oh'...,. Das RindcrGebäude auf !er lveltausftellung, "just, ns tLe twij; ie bent tlie tree is growiug" zu gut Deutsch Jung ge wohnt, all gethan" steht in goldenen Lettern über einem bescheidenm Gebäude, dem Frauengebä::i,e kenüber. Ein Gesumme froher Stimmen und Helles Lachen kling! aus dem Hause, untermischt mit dem kläglichen Schreien kleiner Kin der. Was in aller Welt haben Wickel kinder, Verzeihung, jetzt werben ja die BabieS nicht mehr gewickelt, aber die Bezeichnung ist geblieben, ich sage, waS haben Wickelkinder auf der Aitsstellunz zu thun? Nach Shakespeare ist daSKind, de: Paler des Mannes (the .bild is tlie falber ,k man) und ha! demgemäß, will die Ausstellung Ansvrch aus Voll kommenhet! machen und Alles bringen, was in der Entwicklung der Menschheit von Wichtigkeit ist, seine volle Berech tigung. Den Frauen gebührt der Ruhm, dies erkannt und den Kindern zu ihrem Reihte verhrlfen zu haben. Das Jahr 1S92 hat nicht nur die Frauen entdeckt, sondern mit ihnen die Kinder. Gleich wie das Frauen-Gebäude, so ist das Kinderheim schon seiner Neuheit und Originalität halber von großem Jn!er esse sür den Ausstellungsbesucher, aber der Werth blonder? des Kindergebäudeg reicht weiter, eS ist eine Wohlthat für das Publikum und hoffentlich auch eine gute Schule für Eltern und eine Pflanz statte gefunder Ideen und Anschauungen für die Behandlung kleiner Kinder. Auf früheren Aukstellungen kamen gelegen! lich auch Neuheiten in Kinterkleidung und Ernährung zur Anschauung, aber nie in praktischer Anwendung wie hier. Tie Mittel zum Baue, zur Einrich tung, sowie zum Unterhalt wurden nyn einer von Kindern veranstalteten Samin lung, sowie durch das Ergebniß eines BazarS bestritten, welches die Höhe von 50,0&() Dollars erreichte. Da Gebäude ist in glorentinischem Style errichtet, ist wie meisten übri gen Ausst:llungZpk!lk!e Marmor-Jmi-lalion (Holz mit Stass-Bekleiduna) mit bescheidener Malerei an der Außenseite. TaS Ha,:S besteh! aus zwei Stockwerken, hat ein flaches T ach, das zu einem Spiel garten eingerichtet ist und hat zwei vier eckige Eck: hur rne als besondern Schmuck. In bem untern Sicckweike befindet sich, die Mitte deS Hauses einnehmend und diS zum Tache reichend, eine musterhaft ein gerichtete Turnhalle, wo kS den ganzen Tag über sehr lustig zugeht, da sich Jnng Amerika, abwechselnd Jungens und Mai; chen, unter Aufsicht eines Turnlehrers tummeln und zu festgesetzten Zeilen ganze Klassen von Turnschülern und Tchüle rinnen Uebungen auSsühren. Fast ncch größer als tie Aniiehunh-Z-kiast der Turnhalle ist die Ereche oder Krixre, in die man durch mächtige Fen ger Einsicht erhallen kann, Rings um die Wäntc eines lichten lufligen aaleS '"lehen M Wiegen und Be.len für die Ällerkleinsten, d. h, für Kinderchen von einem Monat bis zwei Jahren. Alle dies: Beilchen uns Wiegen sind besetz: von niedlichen kleinen Weltbürgern, die je nach Lustvder Unluftgefühl juchzen und krähen, oder weinen und schreien. In der Mit deS Gemach eS ,51 ein tau Sanier Raum sorgfältig mi! Pclstern ersehen, in dem einige kleine Wesen herumkriechen und sich in:! Sriellachen unterhalten. Zwei BabieS hallen sich umarmt und scheinen Freunt'chart ge sch'.oiien :u haben, da lavr! die eine kleine Freuridin rnil ihre? Händchen der andern in dcS Gesicht, ie w.Ulenur 'chniercheln, aber tie L'.etkc'una sa- rnißr,:stsntn sorlen un! ein en:Iell,ck.!S Z:leraechre! entigl die clle-.iieHe 5-ene. Ein Wär, :erm n niedlich HZutcheri.ellt herzu und stistet Frieden. RingS um den Spielraum sind Schaukeln und Hänge matten, jede nach einem neuen und neue sten Prinzip angebracht, in denen sich lustige Kinder hin- und heiichwingen, Fräulein Love aui Buffalo, die Por steherin der dortigen . breche", ist Vor steherin dieser AuSstellungSkrivpe; sie ist eine äußerst liebenswürdige Dame, die jedem Besucher die vollkommenste Aus kunft ertheilt über die Behandlung von Kindern. Sie zeigt die Einrichtung der Kindergarderobe, mit Luftschichten, dann die Badeeinrichtung, außerdem einen Schrank mit einer vollständigen rationel len Kinderausstaüang, von der ich nur bemerke, daß nach Ansicht verschiedener Kinderärzie, Tennisflannell der einzig richtige Stoff ist, aus dem Kinderunler zeug herzustellen Ist. Miß Love sag! miederhol!, vor Allein ist für das Wohl ergehen von Kindern unbedingte Ord nung und Regelmäßigkeit nöthig, wenn nur alle Müller die Bedeutung dieser Worte kennten, Ordnung und Regel Mäßigkeit, sie meinen nicht nur daS Wohlergehen deS Kindes, sondern die größte Erleichterung sür die Mutter. Die Kinder in der AuSstellungS-Erechc sind leider nicht alle nach diesem Grund Prinzip erzogen, waS auch gar nicht zu crmarlen ist, denn es sind die Kinder von AuSsiellungSbesuchein und sind womög lich jeden Tag andere. Wir bekommen durch diesen Umstand also nich! die Seg nungen und Resultate einer geordneten Kindergcmöhnung vorgesühr!, aber wir glauben es Fräulein Love aus das Wort, daß sie zu Hause mit 50 Kindern nicht so viel Mühe hat, wie mi! 20 hier. Miß Love ist von vier Kindermädchen und einer Aufseherin unterstützt, die mit de wunderuugSmürbiger Geschicklichkeit und Geduld die zwanzig zappelnden Wesen versorgen. Sämmtliche Kinder werden mit sterilistrter Milch ernährt, die Allen sehr gut bekommt. Neben dem Saal der allerkleinsten tummelte sich eine Schaar von 40 Kindern von 2 Iah ren, die unter Anleitung von zwei Kin dergärtnerinnen spielen und ihre Zeit verbringen. Der größte Spaß ist aber, einer Mahlzeit der jugendlichen Gäste im Kindergarten beizuwohnen. Um niedliche kleine Tische sitzt eine fröhliche Kinderschaar und läßt es sich nach Her zenslust schmecken, es giebt gutes Fleisch und Gemüse und vor Allem herrlichen Pudding und Abends Thee und Butter brod. Die Eltern, die ihre Kinder dem Kinderheim sür einen Tag übergeben, können mit Ruhe die Ausstellung be suchen, denn sie wissen sie in guter Obhut und wissen, daß sie vorzüglich gehalten werden. Für jedes Kind wird der niedrige Satz von 25 Cents entrichtet, die Eltern erhalten einen Check, ein gleichnamiger wird an das Kind befestig: und Kin wie Eltern körnen sich der Ausstellung frenen. Geradezu fesselnd ist der Taubstum men Unterricht, den zwei junge Lehrerin nen einer Anzahl kleiner taubstummen Kinder ertheilen. Wir haben e hier mi! den kleinen Schülern der Taubstum menschulc in Philadelphia zu thun. Tie kleine Schaar i'"t wohl taub aber stumm ist sie durchaus nicht und die meisten die ser unglückliche:'. Kinder sprechen deutlich und laut, so daß man jedes Wort ver stehen kann. Die eine der Lehrerinnen, ein sanft aussehendes junges Matchen, ist von einem Kreise kleiner Kinder um ringt; sie sind im Alter von zwei bis vier Jahren. Aus behaglichen Sesselchen, jedes Kind mi! einer Puppe oder Pferd chen und Wagen, sitzen sie in der Runde und scheuen nach ihrer Lehrerin, die sich sehr deutlich sprechend,' aber nicht sehr laut mit ihnen unierhäl!, bald ihnen etwas erzählt, bald sie srägl. Ich! tust sie 'eines der Kinder heran, es ha! sie nicht verstanden, faß! feine Händchen, drückt das eine an ihren Kehlkoxf und das andere a:r den Hals des Kindes und sprich! das rorhergesagie Wo:! langsam and deuilich aus." Tes KindeS Augen leuchien auf, eS ersuch! dos Wor! nach zusprechen, nach einigen vergeblichen Per suchen geling! es ihm, die Lehrerin lob! es und vergnügt läufl es auf seinen Platz Zurück. Haben sie mittelst Anschauung, die Dcrnn haben einen reichen borra:h ron Nachbildungen der wichlig'ien Ge genstände, einige Wor:e gelernt, so wer ken Sätze gebildet und tcZ Gerlauder geht dann ganz lustig, Tie Kinder wer den dabei imrner beHandel! als eoenn sie hörten und keinerlei Zeichen sind erlaub!. Tie lieben Kleinen sehen alle vergnüg! und glücklich auS, )!ach tem Svrech unterricht spielen die Kinder aus dem Dache des Gebäudes, ws kleine Zelte sür ste errichtet sind, und gegen r'er Uhr ziehen sie, d, h nur die größeren, von vier bis ach! Jahren, mit ihren Lehrerin nen in die Au?lellung)gebäude, wv sie Alles gezeig: bekomrnen, waS sür sie Interesse ha:. Zunächst kommen iri: nun zur Lchnitzereischule, in der an kleinen Ho belbänken eine Aniahl Jungen die Schnilzkunü und Schreinerei treiben. Der Boden ist mit Hcbelspähnen bedeckt, stink fliegen die Planeisen hin und her und die Schnilzirerkieuqe sink in unab lasiiaer Thätigkeit. Tie Bände des Saales sind " mi! Ssrlilbern und Schüler arbeiten ausgestalte!. Nun besuchen w:r noch die oer'chiede neu CnrriangS, immer unt IcrtraaSiöle, die et! allerhand Ktnderarbeilen und Spielzeug ge'chrnück: stnd unk verladen mil hcher Beiriediguno kz kiinker Gebäude, das stcher cj' ;eten Bescher erteil g-:e- Fintruck mach: und Zeder mann zm Beiuche einzahlen ;ti. kugeschichtlichkr Hin, ich, merkwürdige Operation Ludwigs XIV, Am An, fang des Jahres ltiHii verbreitete sich an, Hofe zu Versailles zur giöijten Be,tü zung der Höflinge die Nachricht, daß dir König an einer bö!ai!ige F,stel leide. Der Gedanke, den Monarchen durch eine Operation, die von sachverständiger Seite als das einzig heilsam wirkende Mittel zu befreien, erschien der Umgebung und den Räthen Ludwigs XI V. jedoch so un geheuerlich, daß man e unächst aus andere Weise versuchen wollte. Alle Welt war natürlich mit guten Rath schlägen in tiefster Ergebenheit kei der Hand, und Jeder erklärte das von ih:;i empfohlene Heilverfahren als das un fehlbarste. Da oon einer Leite die Bäder von Barege und von anderer die jenigen von Bourbon als da sicherste Mittel gegen Fisteln gepriesen wurde, fo sandte man nach dem einen wie nach du anderen Ort auf Kosten de Königs und unier der Führung eineS feiner Leib chirurgen je vier Personen, die mit dem selben Uebel behastet waren, um sicher feststellen zu können, ob die betreffenden Bäder wirklich die angebliche Wirkung ausübten. Die Erfahrung bewies da Gegentheil, so taß 'ouooiS mehrere Zimmer in seiner Amtswohnung her richten ließ, um an ihnen durch ärztliche Beobachtung die Heilkrast der übrigen vorgeschlagenen Mittel prüfen zu lassen. Das Ergebniß war dasselbe wie bei den Bädern. So entschloß der Köuug sich denn zu einer Operation, Dem ersten Leibchirurgen Namens gelir, der in solchen Dingen eine sehr geübte Hand hatte, siel d,e verantwoi tungSvolle Ausgabe zu, deren Borbe reitung aus das Sorgfältigste vor der königlichen Familie geheim gehalten wurde. Zu sehr früher Stunde des für die Operation bestimmten Tages begaben sich Diejenigen, welche derselben bei wohnen sollten, unter ihnen Louoo,S, der Beichtvater La Chaise und grau vcn Maintenon, durch verschiedene Thüren aus unauffällige Weise in das königliche Schloß. Bevor der erste Chirurg seine Thätigkeit begann, ließ sichLudwig XIV., der bei dieser Gelegenheit das schwer zu erschütternde Gleichgewich! seines Ge mülhes bewahrte, oon ihm den Gebrauch der verschiedenen Instrumente erklären. Dann unterwarf er sich mulhig der Oxe ration, die auch einen über Erwarten günstigen Erfolg hatte und wie ein Wun der auf die Höflinge und Alle wirkte, die von der Sonne der königlichen Huld einen Ltrahl erHaschen wollten. DieFistU wurde mit einem Male die Modckrank heit. Tie Leute, welche rrirklich einen solchen Auswuchs hatten, roaren stolz, darauf, indem sie sich aus dieselbe Weise wie der König davon befreien lassen konnten, was von nicht geringer Wichtig keit für sie war, da der Herrscher sich oon dieser Zeit an die näheren Umstände einer jeden Fisteloperation genau erzählen ließ. Man beneidete diese glücklichen Mensch, und trieb die loyale Nacheiierung soweit, sich cperiren zu lassen, ohne auch nur von einem ähnlichen Uebel behaftet zu fein. Dieses bedeulungsoolle Jahr wurde das Jahr der Fistel" genannt, für Per sailles jedenfalls nicht mil Unrecht, wie man zugeben muß. Das Bemerkenswerteste aber bei die ser Oxiraiian Ludmiz XIV. scheinen die unerhört großen Summen zu sein, mit denen er die Dienste seiner Aerzte tc lohnte. Sein erster Leibarzt, der nur den Zuschauer dabeij.'ssie!t halte, erhielt 100,000 Franken, der zweite 0,000; die vier Apotheker, die zugegen gewesen waren, je 12,000 Franken; Felir selbst über :;00,000 Franken und ein grcßeS Landgut, der zweite Chirurg 40,000 Franken. Im Ganzen kostete diele Operation des Königs oon Frankreich dem Staate mindestens eine Million Franken nach heutigem Gelde und darf deshalb als die theuerste bezeichne! wer den, die je auszeiühr! wurde. Ter Singuiz de Monde. Nach neuerlichen Berichten von Land leulen, welche der kaiserlich deutschen Schugirupre in Afrika angehören, sin den d,e Beobachtungen, die Montgomery j in seiner Geschichte' der britischen Colo j nie über den Einfluß deS Monde ,n ; den Ländern zwischen den Wendekrei'en ! gemacht haben will, vollauf ihre Bestäti j zung. Wenn die Wallaba ein hariigcr 1 Baum, während ter Nacht einige Zage vor dem Eintritt des N!mond,z" gefällt wird, so giebt er das kauerbatteste Lau j hzlz, und wen man ihn ,n die'cm Zu ! stände zu spalten versucht, so theil! 'sich ' der Stamm in sehr un.be:,e, geiackte tu. Wird er Hingeger. zur Zeit de Vollmondes geiälll, io kann man ihn mil der größlen Leichtigkeit ,n die schön sten und glattesten Bohlen von ;eder be liebigen Ticke oder zu Faßdauben spal ten; benutz! man ihn aber ,u Bauhc!,,, so ist dieses nich! dauerha'I. Wird BamiuSrohrvcn Zrmsdicke während d,S Neumonde gefällt, so hallen die davon gemachten Plähle 1012 Jahre, jt Vcllmondieil gehauen aber nur 2 ' Jahre. Eben'o il e bei anderen Wald bäumen der Fall. Junge Hunde in Afrika starben an der Mu:ierSei:e in wenigen Stunden, trenn man sie den Strahlen dei it'ietsnttS aussetzte, Fische wurden unter gleiche llmstäniie 1 schnell faul, irtiiii! I.ei'ch oerdard der gestalt, daß tä 'euch durch E,.ia'.;i:. nichl wieder geniert aenrach! verken konnte, Eurrräcr. c;e im ;i'.e'i d,rn Mondscheine direk: Ciiiettjt rraren, wurden nachtblind und dekamen 1 n ?e schwrUkriki ':t:. mcrküurölk CUfratien. In cetr. soeben vere'enil.ch'en : Lande de Werkes lr v.. , r'v !'., ::; f ,? P::r::leb,5 'rüher J'.iü-.) r:- F-ankln. i:s:: Plei, ' -'chtlier: d,r Server ine i2:::t: t meine ! :cao 'chirach! u:'ar.rr r.-.: C. bi-r--- e t 'i,