Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 06, 1893, Image 1

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Lincoln, Neb., Donnerstag, 6. Jnli 1893.
(Unabhängiges Organ für den Staat Ncbraska.)
Jahrgang U. Flo. 7.
?rtrasttuug tti Vongreffes
Am verstossenen Freitag Abend um 0
Uhr winde (olizenbe sioflai:iation des
Pläsidenten veröffentlicht',
Weisie Hau, Wafhinglon, D, (!.,
;I0. Juni IW. s
-?v. an;.-..... 1:. ai .r-.. .-.
, il. u.rj .UlltyUUUCll UHU uic -'e,vigtii
l'tliniutllid) der Finanzlage, d,e alle Ge
chästikreise durchdringe, unserer Beool
X keiuug schon monen Berlnst und Scha-
vtii u,it;,iiyi ijuut ii , unv uiicicu .nunuci
zu lahmen, die Rader unsere: Fabriken
aiijutliillen, über Misere l'anbleute Roth
unb Euibclininii, 511 billigen und ufere
Vlrbeilan bns Brob 110,11 lUiunbc zu ttich
tuen buchen ;
Hub da bie (ifijeniu.il tige gefährliche
Lag? hauptsächlich bie Folge einet tfiiuinz
Politik ist, welche bie EreeiNive ber!!ie(,ie,
img in nweiskii Äesehen verkörpert sieht,
die auSzesiihrt werben müssen, so lange
der tiomziei; sie nicht widerruft;
Taher erkläre ich, (Mrooer lZlevelanb,
Präsident ber Ber, (Stauten, in Aus
Übung einer veif issnngsinäß,gen Pflicht,
durch biese Proklainalwii, baß eine außer!
otbenllichc Beraiilassiing die Zusammen
kirnst beider Hanser bei Eongtesses ber
Ber, Staaten im Capital bei Zlad! Walh
inglon am kommenben siebcnlcn August,
MitlagS um zivöls Uhr, nölhiq macht,
damit baö Volk durch (Zleselzgevang von
der gegenivärliejkn und brecheuben Gesahr
und Roili befreit werbe,
'Alle diejenige, welche berechtigt sinb,
als ÜKitglieber im sl3. (5oinn eft zu sitzen,
werden aufgefordert, vn dieser Pros In
rcntion Kenntniß zu nehmen und sich zu
der ang gebenen Zeit und an beni bezeich
etcn örie einzusingen.
G r 0 v e r 6 l e 0 e l a ,1 b.
Der Präsibent hatte Anordnungen für
die Veröffentlichung der Proklamation
kurz or seiner Abreise nach Grau Gables
i getrofsen.
Wie es heißt, mürbe ber Beschluß, bie
E!rasit,'ug schon Ansang Anglist, statt
Anfangs September zu halten, erst in
der am Freitag abgehaltenen Cabinets
sitzung gesüßt, .lachbcm die zahlreichen
Dkpeschen, die aus allen Theilen des
Landes eingetroffen waren und auf einen
solchen Entschluß drangen, reiflich in Er
Niägung gezogen warben waren. Aller
dings hatte ein Mitglied des Eabinets
schon vor einigen Tagen bie Bemerkung
fallen lassen, daß, winn der Präsident
mit einiger Gewißheit erwarten könnte,
daß die Sherman-Acte wibcrrusen nür
he, er nicht abgeneigt sein würbe, den
Congreß srüher eitizuberufen, als er
zuerst beabsichtigte.
Aus der Proklamation dürste sich daher
der Schluß ziehen lassen, daß der Prasi
deut seiner Sache ziemlich sicher isr. Die
meisten Mitglieder beS tZabincts sinb dem
Beispiele des Präsidenten gefolgt unb
haben die Stadt verlassen oder bereiten
sich aus kurze Serien vor Die Zurück,
dleibeuben jagen, bic Proklamation spreche
für sich selber, unb suhlen sich nicht ver
anlaßt, etwas Weiteres hinzuzufügen.
is kleoelanb bi jetzt gewartet, und
cht schon ,, April ober SUiai den Con-
dre nach Washington gerufen hat, ist
im Lichte der neuesten Thatsachen eine
sehr kluge Politik gewesen. Vor einigen
Monaten, ja selbst vor vier Wochen,
durften die Silberleutc noch prahlen, baß
sie daS Suermanaefed nur 1 ber ftrei-
Prägung vertauschen unb sich auf keiner-
lei Zugejtanbnilse einlassen wurden, 1?
veburste erst emer Panik, um sie von
ihrem hohen Pferde herunterzuholen.
Selbst als in mehreren Jtädlen ein
Ansturm aus die Banken erfolgte, woll'.
ten die Herren nicht zugeben, baß etwas
faul sei an unseren Währungsiierhält-
nisscn. it Schließung der Münzen in
Indien dagegen hat ihnen den Athem
genommen. Einige Führer" stellen sich
zwar noch immer an, als ob sie jetzt erst
recht aus der Freiprägung bestehe mür-
den, aber die große Dlafli ber soaenann-
ten Doppelmährungs'Leiile ist uugcmein
kleinlaut zeworben, os gibt sogar Ichon
Jilbergrudeiibesiper, welche einräumen,
daß die Uederproduktion von Silber auf-
Haien muß, wenn d,c Pieile wieber stei:
gen sollen.
iln kühner Oaudeqen, der oline ueber.
legung darauf los geht, geminnl ;wei
len eine Schlacht. Doch um einen gro
ßen rieg glücklich zu Ende zu führen,
dazu grhört vor allen Dingen Besonnen
heit, Berechnung und weise Zurühal:
tung. Der Feldherr, der nicht den r:ch
tigen Zeitpunkt ibzuwirten und seine
K rüste u schonen versteht, kann aus die
Dauer nicht erloigreich sein.
Sin grobaitigts Washing
toTkkmal.
Vndlich wird nun in olleriiöchsier Zeit
in Philadelphia im Jndexendence
Zquare", dm freien Playe bei dem
.Unabhängigkeitsgebäude', in welchen,
einst die merikaniiche Unbhäng,gkei!S
erlläiuvg 00m EontiulNlalcongreß ange.
nommen wurde. !as großartigste Denk
mal Georqe Washington' zusammen
gestellt und ausgerichtet werden ; seine
sämmtlichen Theile befinde sich jetzt in
Vkiladelxriia. Dieses schönste große
Ik"kmal 1 den Bereinigten Staaten,
oexyc im ganzen gegen 4m,inv
kostet, feiert zwar den größten Amerika!
in, ist ober nicht in Lmerika, sondern
.anz in Teulschland geschaffen ; die
ezellschasi der iincinnati, welche im
szahre 18? zur Zeit der llentennial
Ausstellung in Philadelphia die rrich
ung bei Denkmals beschloß, hatte am
,ch keilen Schöpfung dem berühmten
Bildhauer Rudolf Eiemering i Berlin
vertragen, und er hat dem ihm bewiese,
f'7 Vertrauen alle Ehre gemacht. Wir
-le hier eine Beschreibung des schon
üher bäunz erwäbnien Kuniimerks mit:
,"as lsnument wird au! einem Unter.
au aus schwed,lch,m Kramt erricdiet
,nd im (ganzen eine "ibe cn 44 Fu
den. Xai Reiterstandbild 43 j'kjing-
1
Ion's stellt den Vater de BaterlandeS in
seiner Continentalunifori mit über ben
schultern hängenbem Mantel bar; in
'der Unken Hand halt er die Zügel feines
oorwäils schreitenden Pferdes, Die
Stellung von Neuer und Pferd erinnert
.111 das Reilerstaiibbilb von Friedrich
dem Großen unter den Linden in Berlin
natürlich ist aber die Gestalt Washing
ton's, wie sie es ja auch im Leben war,
viel imoofanter als die des gioße Preu
ßenkönigs. AIs das Reiterstandbild vor
einigen fahren für sich allein n Berlin
aufgestellt war, erregte es allgemeine
Bewunderung ; noch weit großartiger
wirb es sich aber in Philadelphia, vereint
mit beu aiidercn Tlieilei' des Deiikmal?,
uusnelimen. ?as Piedestal ist reich ver
ziert unb mit broiicnenReliesö gesch,iickt,
vo denen das eine den Marsch bes Hce,
res und das andere einen nach Westen
gehi'iioen Zug von Einwanderern bar
Hellt ; vor und hinter dem Pieoeslal sind
Bronzegrupven angebracht, von denen
die eine Amerika mit Füllhorn und Tui
zack, zu Fiißcn die z"rk,r?chenen Sklaven
keilen, und die eroberten Trophäen von
ihrcu Söhnen in Empsang nehmend, und
bie andeie Amerika, ihre Söhne zu Tha
ten aniporn'nb, darstellt. Bor ber einen
Griippe ist der Adler mit bei Wappen
ber Vereinigten Staaten, vor ber ande
ren das Wappen von Pernisnlvanien ; 011
dem Piebeslal sind ferner bie Inschriften
eingemeißelte "8 c St-mpur Tyr;iiinis,"
"Per AsjiiMa ail Astia," 'UVstwanl
tlio Star ot' ljiniir tnkes its Way,"'
und "Krectcil by t!ie State Society
iif the Cinciiiiiiili ot' PciiMsylvaiiia.1'
An bei, Ecken beS breiten llnterdanes, zu
ivetchem Ii! Stufe,, hinaufführen, find
Trinkbrnnniii angebracht, über biese,,
allegorische iiidianifche Figuren in liegen
der Stellung, welche dte Flüsse Dela
wäre, Hudson, Poivtitar und Mississippi
vorstellen, wählend ans den Tieppen
niauerii, welche die Tteppen von den
Trinkbuinnen scheide. tt)pifche amerika,
nische Thiere, wie Büffel, GrizzlY-Bär,
Elch nid andere in Bronze aufgestellt
sind. Die ilieileistatue, die Reliesö und
die Gruppen lind nach den Modellen
Siemering's bei Gladenbach in Merlin
iii Bronze gegossen ; das Monnment ist
im Ganzen 44 Fuß hoch, der Unterbau
I Fuß breit und ,4 Fuß lang, das
Piedestal I? Fuß breit und IJO Fuß
lang. Ursprünglich war der Fairmvnnt
Park Philadelphia's zur Ausnahme des
Washington - Denkmals bestimmt, und
dahin würde es allerdings weit besser
passen, als in ben für ein fo gewaltiges
Monument zu kleinen UnabhängigkeitS
platz! auf biesen gehör! et würdiges
Denkmal Jesserson'g ls bes Verfassers
ber Unabhängigkeitserklärung.
Getreide, ölle und Militär
Vorlage.
Wie unsicher auch alle Veimulhungen
unb Berechnungen hinsichilich des Schick
sals der Militärvorlage f 1 in mögen, so
viel läßt sich doch schon mit Bestimmtheit
ersehen, daß ihr, Annahmeunmöglich ist,
wenn die Regierung an ihrer mirthschasl
lichen Politik, wenn diese sich bei, Ab.
schlnß der Handelsoerlrage unb bei ben
Unterhandlungen mit Rußland über ei.
nen solchen zu erkennen gegeben hat, sest
hält. Die deutschen Bauern, welche in
dem Reichstag stark veilreteu sein wer
den, fordern Berücksichtigung ihrer In
teressen. Sie protestiren darum gegen
ben Abschluß eines die Gelre,dczölle
preisgebenden Hanbelsvertrages mit
Rußlanb unb ihre Vertreter im Reichs
tage weiben von der Berücksichtiaung ih
rer Forderung die Unterstützung der Mi
litärvorlage abhängig mache. Die Re
gierung besindel sich dabei in erneihöchst
unangenehmen Tilemma. In der ver,
flosjenen RcichStagsscssion verfocht sie die
Ansicht, baß die Getreidezölle das Brob
bes armen Mannes vertheuerten, wie
schwer müßte cS ihr da nicht werden, sich
jitzt attf den entgegengesetzten, den sog
ngrarifcl iZiandpiiuvt hinauf zu schwin
gen Thatsächlich ist der Beweis, baß
die Getreikezölle das Brob entsvr,chend
vertheuerten, gar nicht erbracht worden.
Stieg? und fiele der Preis des Weizens,
so mußten unsere Brode gegenwärtig viel
großer sein, als zu der Zeit, da Weiten
um 4'J Prozent hoher otirt wurde, aber
j,be ameiikanitche Hau-?iau weiß ans
Erfahrung, dich cie, nicht ber Fall, !
Weizen an der Böiie mit üu oder IM)
Eents iiotiit wird, der Preis des Brodes
bleibt wesentlich derselbe. Ader ange
nommrn, die Perhältnisie lägen ,n
Deutschland anders als hier und die Ge
Ireidezolle hätten dort die Tendenz, das
Brod zu verteuern, so würde daraus
noch keineswegs ohne Weiteres folgen,
daß die Beseitigung dieser Zölle im In
leresse der Arbeiter läge. Allerdings hat
die Reichsregierung, unter dem Beiiall
aller Freihändler, seiner Zeit die Be
hauptung ausgestellt, daß die Besteller
ung ber nothwendigsten Nahrungsmittel
ihre Grenze finde ander Zahlungjiähig
keil beqenigen Bevölkerungsklassen, wel
che nichfmit Glücksgüiern ausgestaltet
sind, welche vielmehr on ihrer Hände
Ärdeit leben. Dieter Satz aber laßt sich,
so xlauübel er auch klingt, doch in dieser
Form nicht aceeptiren, weil dZhlungs
sähigkeil ber Arbeiter wiederum 0 der
Höhe ihrer Löhne in Industrie, Land
wirthschaft usw. abhangt. Diese Pro
duknonszweige aber könne gute l'öhne
nur dann geben, wenn sie gute Geschäfte
machen. Das thun sie jedoch nicht, wenn
die Handelsoertragsxolilik sortgesetzt
wird, zu der die gegenwärtige Reichire
gierung '"ich seither bekannt hat. Lie
teile Eonteauenz dieser Politik ist. baß
das Brod möglicher Wei t um ein Ge
rinzes billiger wird, die Arbeiter aber
kein Geld mehr haben, es zu bezahlen,
weil Industrie unb andwirtb'chaf! in
Folge ihres Rckanizes d,e Xiint herab
setzen und ibien Betrieb nirfräntcn
siünen. Es koiü!7i! weniger daraus an.
daß das Brod billiger sei, lS dß der
Arbeiter stets soviel oeidiene, um seinen
Bedarf bezahlen zu können. Wenn die
Regierung sich zu dieser Auffassung be
stillt unb damit tu der alten Schutzzoll
Politik Bisiuarck'S zurückkehrt, so mag eS
ihr gelingen, die Militärvorlage burch
zubiitigeit, fönst aber Nicht.
Amerika's ational-ttrank
cit.
Dr. S. Weir Mitchell, eine niebieini
sche Größe nnseres Landes, der wie es
scheint, ben AiierikaioniiZ" so ziemlich
ttudirl l,at, läßt sich üder die eigentliche
l!at,o,ialkraiikheit des Amerikaners, die
im Durchschnitt zi, einem frühen i;be
siikrk, iii brasiticher Weise ans Er sagt:
Die StkrdlichleitStadellc,, zeigen, daß
sich die Todesfälle in Folge nervöser Lei
den mehr als das Zw inztgsache tvalnend
der legten vierzig Jahre vermehrt l) 1 ben,
und, daß bie an einem derartigen Leiben
zu ("runde gegangenen Bürger, etwa
ein Bieitel aller Verstoibcncn allhier aus
mache. Was am meisten veiblüsst, ist
der llinstatib, daß zumeist jüngere Üivtc
beiderlei Geschlechts diese in Nebel zum
Lpier fallen.
Herr Doktor Mitchell meint, das Eli
wa liierzulande sei die Hanplursache der
so häusig auftretenden Nervenkrankheiten
unb bereu tödtlicheii Folgen, Die s
nngeniein plötzlich wechfeindcn Tempera
timibftusungen, bie ni,S heute be Pelz
rock aus ben Leib unb morgen einen Son
ttenschirni in bie Hand zwingen, müssen
selbst ben Stäicksle,, zeitweise nervös"
machen. Gewiß ist, wie er sagt, daß
solche Leute, bic da vzn sonst überaus
phlegmatisch angelegten Bölkerschafteu
abstammen, hier ausgelegter und iiervii
ser werben, lils in irgend einem andern
Lande der Welt.
Der Doktor meint seiner, baß baS
ameiikaniiche Elima jede geistige oder
mechanische Arbeit erschwert, man ksnne,
so behauptet er, in Europa mit weniger
Mühe unb Bejch'verbe viele Stnnben
länger aibcilen, als hier,
Run mg ber gute Doktor wohl i sei
ner Behauptung betreff 9 ber Einwirkung
bes tZlimas ans die Sterblichkeit t ge
mtsser Beziehung Recht haben, aber es ist
benn boch sehr zweijelhaft, ob wir dieses
als Hauptgrund bei nicht abzuleugnen
ben Wahiheit seiner Behauptung betreffs
ber Sterblichkeit ansehen bürse. Wir
haben eine ganze Anzahl von Geistes
größen beiderlei Geschlechts, Helbeu uub
Heldinnen i unseren Geschichtsbüchern
verzeichnet, die ein hohes Alter erreichten
und gewiß nicht mit ihren phirischen und
ge. "tigen Kräften gespart habe, als sie
sich ihren Ruhm erwarben,
Uebrtgcns steht Doctor Mitch?ll auch
nicht an zu behaupten, daß sich ervose
Leide mehr dort einstelle, wo bie Be
völkerung eine dichtere, mehr zusammen
gedrängte ist. Die Lsitte, welche ein
rnhige, ungetrübtes Landleben sühren,
wäre demselben besemenb weniger unter--morsen.
Und dann die Jagd nach
dein allmächtigen Dollar und dte Ein
prop erei vo allerlei, manchmal sehr
unfinchtbarein Wissen in unseren ofsent
lichen Schulen.
Wir sind stolz darauf, meint der Toe
tot', daß ein atneiikunifch;: Jüngling
schon in sehr jiigeiidlichem Alter dte
höchste Stufe einer merkantile Lauf
bahn e klimmt, denken aber nicht daran,
daß solches nur aus Kosten seines Rer
oenfnstems geschieht, und daß, wenn wir
derartig fortsahren, unsere Jugend zu
entkrastigen, unsere Ration bald nur aus
krankhaften Schattengestalten, Süffeln,
Selbstmördern und Irrenhäusler be
stehen wird.
Der ErziehungSteufel, der b,i uns
umgeht, icbadet hauptsächlich beni weid
lichen Getchlecht, metnt ber Doctor,
Wir trichtern unseren Töchtern viel mehr
Gelehrtheit ein, als sie eigentlich für
ihren rezudlikantsch dvrgerlich.rn Lebens
anbei nöthig haben.
Bei ben Herren IaugenS geschieh! das
weniger, ba dieselben, wie schon gesagt,
so bald wie niögch in s ieintitiche Lede,,,
das h,'ißt aus die Dollar, agd, gefaf.d!
werden.
Recht geiproieit, Herr Daetar, aber
ist nicht die leidige Bigotterie, die ewten
vernünftigen Genuß des Eeka!itnz,tagks
der Woche, bc-j iunittagcs, v.idiete!, ist
nicht bic vei ruckte Ernahru,igmeiie, bie
eigesptck!e Trinkerei, die te der allliier
mehr als sonstwo aa! Gotte-l Erdboden
herrschende geichlechiiiche Leiirrung und
Ausschtveiiitiiz unb 001 allen Dingen die
verst,.,. Heuchelei, roo.mi man alle
Sünden, die man gegen wahre Tugend
begeht, zu verdecken vernehl, sa, dte zur
Earbinal Sünde der Sahne Eolumd,a"s
geworben ist, och dedeutenb mehr Schuld
0.1 der Nervosität, an der Degeneration
bes Amerikanenhums?
ach der Weltausstellung.
Sparet Zeit und vermeidet den gewal.
tigen Andrang in der Stadt, indem Ihr
Tickets über dte große Rock Island
Bahn' bezieht und steiget aus be, iFngle
wood, in der Räde der Thore der Welt
ausstellung. Eleclnsche Babn von dem
R,ck Island Bahnhoie direkt nach dem
usstellungsvlaye. Zeit, I Minuten.
FabrpreiS, 5 Eents.
Ihr konnt Euer Gepäck nach Engle
wood senden Ionen und hierdurch Mühen
und Ausgaben ersparen, da Englewood
in dem großen vorstadti'chen Hotelbiftritt
nahe dem Äusstellungsplatze belegen ist.
Das Gepäck kann sogar sofort nach
Ihrem Quartier gesandt werden.
Erinnert Euch, daß b,e Ehieag,, Rock
Island & Parinc aus den oben nge
führten Gründen die Weltausstellungs
Linie ist.
I 0 b n Sebastian,
General Ticke! jfc Pasiei-.aer Agent.
benutzet die Rondwe' ern Babt nach
Ehicazo. 5Jifrrgr f aij; c tiie. 2i)3t'i-yi-t.
' Cfn 11,1 C 2 ajf.
?ao freisinnige Butterbrod
DerSandmichman' wird in Zukunft
eine Itehende Figur in der deutschen Polt,
tik bilden. In Berlin hatten bei den
Reichslagswahlen die Freisinnigen ein
ganzes Regiment Leute ausgeschickt, welche
an dte freisinnigen Wähler Butterbrvdr
austheilten. Der Freisinn für ein Bul
teibrod ist nicht uttI ! Blaitte ließ in
Äiignsta vor einigen Jahren etwa i!Z.t,1
Portionen Bohnensuppe" austheilen.
Wie lange wird es dauern und in Spree
athen ist das sreisiintige Butterbrob ein
ülierivundener Stanbpnttkt und muß dem
Knickebein" und der kühlen Blonden"
Platz machen. Die konservativen Par
ten,, weiden wahrscheinlich den geröii
chertet, Spickaal" ober sauren Häring"
als Agitationsiiiittel benutzen. Man
sieht, der deutsche Michel hat sich in der
praktischen Politik ungeinein rasch zu eiit
wickeln gemußt, Besonbcrs bemerkenS
werth rasch ist ber Eifer, mit welchem
von sast allen Parteien betS E'vig Weid
liäie" in bie Wahlbewegung hineingezo
gen wurde. Daß bie Frauen der Social,
denwkraten regen Antheil an ben Wablen
z,i nehmen pflege, ist bekannt. Aber
auch d,c Regierungsparteien scheuten sich
acht, die Finnen zur poetischen Bearbei
tung ihrer Männer auszufmdern. In
sehe plumper Weise geschah dieses in
einem Flugdlalt, das bei A, Boegler in
Würzburg gedruckt und betitelt: An
die Frauen!" beginnt: Das Leben
Eurer Ehemänner steht in Gefahr !"
und schließt : Rührt Ench, Ihr Flauen,
und milkt unablässig dafür, daß Eure
Mäiiiier dem Reichstags-Eandidate i die
Sliiiiiiie geben, ber für bie Militäroor
tage ist, nämlich dem Herrn Professor
Dr, Ernst Mayer in Würzburg," Das
famose Machwerk hat überall große Hei
terkcit hervorgerufen. Trotz dieser Wir
kuinj verdient es aber doch scharfe Miß
billtgung, daß in dem Flugblatt den
Frauen vorgeschwindelt wiib, daß die
Laudwehrmänner, wenn die Vorlage
Gesetz würde, nur als Besatzungen oder
fvnst in ungefährlicher Stellung" (!)
verwendet werden mürben. Natürlich
benutzten auch die Antisemiten, die vor
keinem Agitationsmittcl zurückschrecken,
die Frauen als Wahlhebel, So schien
ein antisemitischer Ausrus : An die
deutschen Frauen ! " welcher von Pros,
Dr, Paul Förster, Berlin, Oberlehrer
an der königlichen Realschule, unterzeich
net ist. ES ist unglaublich wie ftivol, in
welch' bemagogischer Manier hier Frauen
verhetzt werben, von d'nen ein großer
Theil sicher nicht volitischeS Urtheil genug
besitzt, um Sen antisemitischen Sszminbel
zu durchschauet,, zu dessen Unter, iüuna
man sie anrttst. Ehiraktenstisch ist, baß
dieses Hetzblatt mit ser Bemerkung be
ginnt, bie deutschen Frauen hätten den
Ruf Kauft nicht bei Juben!" oft ver
itoiiimen. Sogar bie Bibel wird dazu
benutzt, um in unchristlicher Manier
Iitdenhetze zu treiben. Auch der Name
Gottes wird gemißbraucht ; zum Schluß
wird nämlich gesagt, daß christlich? und
deutsch l"oziae Männer siegen, milEurer
also der Frauen Hilfe, bas, malte
Gott!"
Das sind ja recht saubere Blüthen, die
in Teutsch, anb bie Politik treibt! lieber
hangt scheinen, be Berichten nach zu
urtheilen, bie Wahlkämpfe brübeu mit
großer Erditterimz zeführt zu werden
unb bie Parteien bei der Wahl ihrer
Agitationsmittel nicht sehr skrupulös zu
sei,,.
tntcl Sam betröge.
Pensions-Eommissär Lochren hat mit
Beginn des neuen Fiskal-Jahres einen
Mißbrauch abgeschafft, der feil Jahren
im Pensions-Bnreau vorgewaltet und
dem Bundesschatz Taufend von Dollars
gekostet hat. Peni'ionS.Eoinmifsär Raum
hatte nämlich eine seht plausible Melho
de, um seinen speziellen Schützlingen eine
Gehaltseihöhang zu verschaffen, welche
aui geradem W.'ge gesetzmäßiger Weise
mir. rilangt werden koiinte, Hitlis
Divisors Edefs beziehen ei Zalär 00,,
l.Nu0 Solcher Stellen sinb nicht über
mäßig viele vorhanden, Iii nua Eluks,
be ivciiize: Gi'halt bezogen, einer Salär
eihöl,,z thetlliasiig werden zu lassen,
mmdk sf z Hül's-Tivisions-älerks
ernaiint, daitii aber, ziinia! sie ai.ch nicht
im 5 1 .1 :i 0 c w neu, die n.it bieseu Veiten
veitniip'te,! Arbeiten zu ocrrich,e,i, ihrem
srüheren Wnlunzkieise n,ikder zua,e
theilt, das Gehait blieb jedoch l0,
wäl,re,'d die tuittjchen Pujoimi iiühtt
für die Verrichtung derselben Arbeuen
nur tl,id erhalten kalten. Die IZosteo
der Hülis-TivisionS-Ehefs wuroen dann
mit andere,, Beamte besetzt, d,e natür
lich auch bie i,t)0 befuinen. Auf diese
Weise sinb zahlreiche 1,0Ü Eiert
gesch issen worden, die gesetzlich nur w't
t l,40l) dotirt sein solle.
Als Riedter Lochren kürzlich hiervon
eriuhr, beschloß er, kiesem ungesetzlichen
Treiben ein Ende zu machen unb mit
Beginn des neuen Fiskal-Jahres am I.
Juli sinb ISil solche angebliche Hülss
Divisions (Ihess ' von l,'jit auf ih;
rechtmäßiges Salär von I,4U zurück
gestellt worden. Damit ist e, Anfang
gemacht, und wenn Richter Lochern in
derselben Richtung meileigehk, so wird
er noch eine ganz gehörige Anzahl von
Rebu'ttonen und Entlassungen vorzu
nehmen im Stande sein. Aber lange
kann es nicht dauern, so wird der Com
miflar einen hestigen Ansturm von Sena
toren und Eongreß-Rkpiäsenlziiten aus
zuhalten hab'n, die 00 ihm die Lieder
cinsetzung der Reduz'rten" in tue frühe
ren Gebaltsbezüge verlanzcn weiden,
Tann kann Richter Lochic die Probe
ablegen, ob er das nöthige Backbene"
besitzt, um dem Anxrall wtderstkben zu
könne. Raum konnte das n,fc! ; (eine
Ver-naltunz hatte zu viele wunde Pankte,
dte durch Eonzreß Eomites au'redeckt
weiden konnten, und er war deshalb
zetsunzen. den Wünschen der Congre
mi:a!ted:r naiuzeben. Dic'er Gtund
liegt für R,chtee Lochren nicht vor, et
kau die Herren ruhig Iturnicit lassen
und ihnen die Thür weisen, wenn eS ihm
zu bunt wird.
Trinklied.
Ein leeres GlaS kau ich nicht leiden,
Ein volles mag ich auch nicht ;el.'ii.
Den Kr,eg erklärt' ich allen beiden.
Wann wirb der ampf zu End? g.ch'i, ?
Den leeren Becher maß ich füllen
M,t qold'neiu ooer rothem Wein,
lind dann, ,t, meinen Dnrst zu stillen,
Muß bald geleert er wieder sein.
So wird der Kamps wohl innnei dauern
B,s man mich einst z Grabe tra.zt !
Den Freunden, die um mich dunn trauern
Sei Fortsetzung an s Herz gel gt.
R 0 in. Papst Leo hat seine Ziistim
Hing zu dem Vorseltlag gegeben, daß
Maestro Mustafa. Tiieeior der Sirliiii
scheu Kapelle, nb sie Mitalteber des
Gesangchorcs nach Ehicago gehen und
vor! wahrend der Wclta,rz,te!llliig singen.
Dies wird bas erste Mal sein, daß dieser
Ehor als solcher außerhalb der ewigen
St'ict singt.
Jv!i Sukl als Seüiiiisegiirtiier.
Unter allen ettroväischctt Ratioitett ist
aüffiiiligcr Weise bie citglifchc ant spii
teste mit dem tarietihan nertrnnt g?
worden. Die tliötncr linttnt ztvar schvit
ttitt das Jahr 4,', ach Ehrifti bett iirfc!!
bau tu Itcich Jietit verpflattzk. aber 110.i1
unter Heinrich VII. (US; bis 1:1!):')
hatte matt tu (roßbritatitttcti fanr.t eine
Ahttttttg v0ü Übst-, Bltiittctt- tinb tc
mitsezttcht. Selbst die Zwiebel ttttd die
Petersilie galten IMl och für Le!cr
bisse, iiitd als Jeiithiiriim von Ar.uto
itieti, die erste Gemahlin Hcinri,I,i!
VIII., ivithrettb einer Mronthcit Salat
ztt cssett verlangte, schiiktc tttatt Boten
ttctch Flattdent, mit Lattich ztt holen.
Doch wurden durch eben diese öttigut
die Lilie ttttb die Reite eingebürgert,
wahrend die Aurikel erst unter der Rc
giening Elisabeths (is)5a bis K.o.'H
ach Ettglattb kam. Sogar ber Slops
fohl gelangte erst seit 1510, bic weiße
Ritbc erst sei! 15,10 zum Anbau. Den
Blumenkohl oder iiarviol bezog tttatt
zum erste M'ale li.f,;! aus Ehpettt,
erst seit iu0aber erschien er in ansrei
chender Menge aus dein Lonboner
Markte. Dem Sellerie verschaffte erst
1704 der französische Marschall Dallatb
Eingattg. der nach der Schlculii bei Höch
stiidt als Gefangener in England weilte.
Mit Ausnahme der Kartoffel, bie in
England schon zwischen l,!00 bis IC10
allgemein in Aufnahme kam, während
sie z, B. in Deutschland erst seit dem
Hungerjahre 1770 zu allgemeiner Ancr.
kennnng gelangte, sind also die besseren
Gemüse durchgängig in Groxbritatt
nie weit spater angebaut worden als im
übrigen Europa, und daher mag es kom
inen, daß der Durchschtiitts-Englander
auch heute noch kein rechtes Bcrstattdttiß
sür eine gute Schüssel Gemüse besitzt,
sondern Plumpttdbing ttttd Roastbeef
für die erhabenste Schöpfungen der
Siiichcnfiiitst ansieht.
Teutsche 5iviisten.
Obenan in der Rechnnng, welche
Deutschland seinen Machthaber für
deren freundliche Bertretung bezahlen
muß, steht Preußen mit einem Posten
von 15,710,L'9G Mark, Preußen trägt
eben die große Repräsentationskostett
für den glänzenden kaiserliche Hofhall,
dessen Umfang itt mehr als zwei Jahr
zehnten seit der Begründung de Rei
ches stetig so bedeutend gewachsen ist.
Die Summe erscheint sür die Berhäll
nisfe unserer Tage nicht ebenso unge
heuerlich hoch, wenn man bedenkt, daß
vor länger als 100 Zainen die Einstufte
für den königlichen Hofhalt in Frank
reich l'" Millionen Franks betrug. Erst
der Bürgcrkönig Lonio Philipp, der es
freilich Gott fei Dank niclit nöthig
hatte," von der Eivilliite ;tt leben, er
mäßigte sie auf It! Millionen, Ballern
hat eine Eiuiilrte von 5. lO.'t.'W. Mark
und zwar 4:i!l,(ill Mark für die
Reichsverwesnng und I,17-','.)1J Mail
an Apanagen, ie Eivttliste von Zaclj
seit beträgt ,'!,0,:!ii, Matt, die von
Württemberg J,t),.i:. '!os Mark, da?
Großhet zviZtlniitt ,Badcn Hai eine Eioil
liste von l.2-',!! Mark. das',oß
hetzogthun, Vzc'sctt I, VX. 11;') Ma:k,
iartii: Weimar ,)iI0,i00 Mark, Ztt
Braiinschweig bezieht der biegen!
l,l,',l!Mark, d,e Eivillifle des Her,
zog vvit wachsen Meiningeii betrag!
:l'.4,lW Mark an? Vandesrntttelii n d
bis Halste der Toinauenüberfchune int
Betrage von :i'J0,4:,o Diatf. Sackisen
oburg Gotha hat eine Eivilliste von
K.',' Mark, da Futftentlinut
Scliwarzbnrg'Rudolstadl tl) ,17Maik
und das Fürstetithuni Schwarzburg,
Sondershaufen 000,000 Mark,
Um die Welt, ohne Geld
auszugeben, ist der dänische
Journalist Wirrn im Auftrag eines
vpenliagener Blattes gereist und Kai
seine .Mission" nun glanzend erfüllt.
Er reiste am 15. September 1.' vo
der dänische Hauptstadt ab. besuchte
nach einander London, attberc englische
Städte, Rcm ?joik. Ehicugo. Sa
Fraueiseo, Yokohama, Hongkong, Sai
gon, Singapore, schließlich Hamburg,
und da alles ohne einen Heller Geld
auszugeben. Was man ihm nicht frei
willig gab, erübrigte er sich durch Ar
betten. Fiir den Rvlh'all trug der
seltsame Wanderer einen rediidnes
über i..'5 bei sich, seinem berühmten
amerikanischen Mutter, der ron diesem
Honttttent aas eine derartige .vettretie
um die Wei! i:nteino,n:r;en Halte, ist es
belattitlltch setnerzcil tu Berlui übet er
gattgen : benn ener bratt 'Mann
wurde dort wegen ZedteLcrei veibai
tet und auch betrat.
Ttt nmeiitiiiiifitte ,seivaki,
tuftcur.
So wie zwischen den EisettbaHnshft.
me der alten ttb ttettett Welt in viel
sachek Beziehung erhebliche lluterschiede
walte, so ist auch der amerikanische Et.
settbahttkotidtiktettr vo seinem europäi
sche ollegen verschieden, wenngleich
zugegeben werben muß, daß er itt den
letzten '20 Jahre etwas mehr Aehnlich
keit in seiner äußeren Erscheinung mit
deut jiottdnktcttr der allen Welt erhalten
hat. Wahrend man sich drüben eine
Eisenbahttki'itduktenr im Dienste gar
nicht ohne Uniform denken könnte, war
ei solcher hierzulande bis vor zwei
Jahrzehnte wett mehr Regel als Ans
nähme, so das; man selbst ans den groß,
len Bahnen feinen onduktenr in Uni
form zu sehen bekam. Bis zur Ein
sühtnttg einer Uniform unterschieden sich
die amerikanischen Eiscnbahnlonduf
teure vo bett Passagieren auf ihrem
Zuge nur dadurch, daß sie entweder an
ihrer jlopfbede.kttug oder ant Rock auf
et schmales Band eingestickt oder eine
kleine Metallplatte eingravitt das Wort
jioiidnktor" als einziges Abzeichen an
sich trüget'..
Auch war bis vor und HO Jahren
der jionduftettrsdiettfl bei Weitem nicht
fo beschwerlich, wie er eö später gewor
den ist 1 die Fahrgeschwindigkeit der
Zgc war eilte geringere und letztere hiel
kett' tauge nicht s oft an, wie es jetzt ge
jchichl. Außerdem saunte mau damals
Küche ttttd Speisesale ans Rädern och
nick!, und hielt der Zug um die Mit
tagszeit genügend lauge an der dazu be
stimmten Station, um die Reisenden
und das Zugpersonal ihre Mahlzeiten
nehmen ztt lassen. Ein solcher Ausettt
halt dauerte aber immer 20 bis :i() Mi
nuten ttttd bildete eine willkommene Un
terbrechung auf einer langen Fahrt,
Ein Eiseubahuzug, mag er noch so
viele Wagett zähle und bis ans den
letzten Platz besetzt sei, steht unter der
alleinige Ziotttrolle des itotidtiktettrs,
ber vom Abgehen desselben bis zum Ein
treffe des Zuges für denselben und für
Alles, was damit in Zniamtneuhang
steht, verantwortlich ist. Der jiottdttk
tettr muß daher vor Allem de i Kraft
stehenden Fahrplatt der Bah ans das
Genaueste im jiopse haben, den der
selbe bleibt so lange für ihn maßgebend,
als er keine ausdrücklichen Gegcnorbrcs
erhält, die ihm allerdings oft genug
während der Fahrt auf kelegtaphischem
Wege an dieser oder jetter Station zn
gehe und auch zuweilen von ihm miß
verstanden, oder ihm unrichtig übermit
teil werden, wa in beiden Fällen leider
nur zu häufig Unfälle von größerem
oder kleinerem Umfange jitr Folge hat.
Beim Eintreten solcher Ereignisse ist et
wiederum der Kondukteur, von dem ztt
ergreifende Maßregeln ausgehen tniif
seit, wie er dann auch oft ttttd zwar tu
einem einzige Augenblicke die Jnitta
Itve zur Berhülting einer Katastrophe
nimmt.
Jn Ansehung der Verantwortlichkeit
des Koudukteursdienstes gilt es selbst
verständlich seile der Eisenbahnver
Wallungen, die richtigen Leute attzn
wählen. Sie haben zu diesem Behufe
eine Art Eivildieitststistem eingerichtet
und befördern zunächst Bremser, die
ihnen geeignet erscheinen, zu jionduk
teuren von Frachtzugeu, Habe dfc
sich in dieser Stellung bewahrt, fo wer
den sie i der gleichen Eigenschaft bei
Passagierziige angestellt. Bon den so
Beförderten verlangt man dann in er
ster Reihe Ehrlichkeit gegen die Eisen
bahngesellschaft und ferner angemesse
es Betragen gegen die Passagiere.
Der Andrang nach Kondttkteurstelle
ist nach wie vor sehr stark, aber doch
nicht mehr in solchem Maße wie in srn
Herrn Jahren, und der Grunb ber Ab
nähme der Bewcrbcrzahl ist nicht blos
barin zu suchen, baß die Besoldung
durchaus keine gute, der Dienst an
strengend unb mit großer Berantwort
lichfeil verknüpft ist, sondern auch darin,
daß die Rebeneinuahme nach und nach
ganz aufgehört haben. Das ist nun
freilich eine sehr milde Bezeichnung sür
diese Rebeneinkünste, bie in Wirklichkeit
nichts anderes als Unterschlagungen
und dadurch ermöglicht waten, daß sich
sast ans jedem Zuge Passagiere einsän
den, die ihr Ticket nicht vorher gelöst
hatten und da Fahrgeld dem iondttk
tettr einhändigten ; auf diese Weise
wurden manche ondttktettre tut Laufe
einiger Jahre so wohlhabend, daß sie
ihre Stellung aufgaben, sich eine Farm
oder citt paar Hattser kaufett oder ein
Geschäft ctabliicn konnten. Allmalig
kamen die Ziompagnien zu der Einsicht,
daß eine strengere 'iotttrolle von Rothen
sei und nach Einführung einer solche
war die Zahl der ehrlichen Ziottdukteure
sofort größer, aber es bedürfte sehr Die
Irr und häufiger Entlassungen, um den
noch immer in Werk gesetzten Ein
nahme Bcrkiirzungen kin'Ende zn ma
che. Eine der Maßnahmen zu diesem
Zwecke war der Preiszuschlag aus alle
nicht vorhergckanften Billets. Sie
half wohl etwas, aber noch immer nicht
genugund e fiel och immer etwa in
tue afchkii unehrlicher onduktcure
ab. so daß jetzt aus manche Bahnen
Niemand befördert wird, der nicht vor
Besteigen des Zuge sich im Besitz des
Billets gebracht uub kein Kottdukleur
die Benigrnß hak, Bezahlung anzuneh
men. Da roßte Wolfsfell.
welches jemals ,n der Eounty Elerks
tnretnPeona, JH., eingeliefert wurde,
brachte neulich ein gewisser Holmes von
Radnvr dabin. Das Fell war von der
Via'c bis zur S chwattzspitze 5j Fuß
lang, und das Thier muß wenigstens
jitwlf Jclire alt gereern sein, Ter
Wolf war der Schrecken der Umgegend
aeweie Und batik viele Schate getodte!.
I Man baue da aeiakrtiche Raubthter
I niemals zum Seduste bekomme können.
ti endlich feine Neguu.z durch Gift
J lelang.
(llll(lfllK PllUi(Cll.
Das S taatsdepa, teilten! hat von
dem ousul in Futschan, Herrn Samuel
L. Gtaeet), einen Bericht über chinesische
Poftweset, erhalten, welcher manche
rech! interessante Daten enthält. Ob
schon die Eiviltsatton deö himmlische
Lieicheö viele Jahrhunderte weiter zu
ritckreicht, als diejenige der modernen
Staaten Europas, ist die Entwicklung
des PostWesens, welche bei den henligett
Ziitlturvolkeiu jo enorme Fortschritte
liemaiht hat, im Reiche, der Mitte auf
einer sehr primitiven Stufe verblieben.
Ein Rcgternng Poklwcscu gibt es in
Ehiua gar nicht ; der Postvetiehr wird
vo Privatpersonen vermittelt und
Tausende derselbe beschastigcu sich
damit in den verschiedenen Städten.
Posimarlen kennt man nicht, die Stelle
derselben vertritt ein Stempel, welchen
der Privat Posirnanu aus die Briefe
druckt. Die Regierung befitzt einen
eigenen Montier Pnsidienst und bie Cou
riere befördern die kaiserlichen Ediitc
wie auch die Regierung? Depeschen vo
Stadt zu Stadt, vo Prvvinz zu Pro
vinz ;,, Pserde, Ein solcher siintrtcr
macht etwa i'oo bis i'50 Meilen pro
Tag, Pserde werden itt Relais ge
halten, ttttd ein jeder solcher Regierung
pnstliultrr muß etwa t.'0 Pserde und Esel
stets itt Bereitschaft haben, damit die
Montiere, die etwa kommen mögen, stet
ohne Bet zng stisclie Reitthiere zur Ber
ingung finden mögen,
Ju den Betttagshäfen weiden die
einheimischen Post.Liidcn nur von den
Eingeborenen benutzt, die Fremden be
nutzen die vnsttlatö-Postctt ihrer re
spektiven Rationen. Jttt Jnnettt
Ehiua sind aber dort etiva ansässige
Fremde, meist Missionäre, ans die chi
nesischett Privat Posteinrichtnttgett an
gewiesen. Der chinesische Privatpost
man befördert sowohl Briefe wie kleine
Packele ttttd versichert dieselben gegen
Betlnft. Die ttitdett haben M'mttfbet
thut und begleichen ihre Rechnungen
monatlich. Dabei ist es Sitte, daß der
Absender zwei Drittel der Gebühren
bezahlt, während ein Drittel von dem
Empfänger kollektirl wird, Jst der
Inhalt eines Briese oder Packet
iverthvoll und soll berselbe gegen Ber
Ins! versichert, also registrirt" werden,
fo muß den, Postmann dieser Inhalt
vor Absenkung gezeig! und der Werth
bestimmt werden. Die Gebühren wer
den bann je nach beut Werthe festgesetzt,
da Packet oder der Blies mit dem
Stempel des Pofttttattttes versiegelt, und
dieser ist nun sür bie sichere Ablieferung
verantwortlich. Es liegt iin Interesse
des Poftmaunc, die ihm libcrgebencn
Postsachen gewissetthast zu besorber,
respektive etwaige Bcrwste prompt ztt
ersetzen, weil er sonst seine Kunden ver
licrett würde. Deshalb kommt es sel
ten oder nie zn Disputen Über etwaige
verloren gegangene Werthpackele.
J Shanghai allein ezifttien mehr
als -'00 solcher Privatgeschäfte, ttttd in
Verhältniß in anderen Städten, Ans
dem Lande und itt kleinerett Ortfchaf
ten find sie allerdings nur vereinzelt
oder gar nicht zn finde. Dr Post
mann und seine Angestellten lassen es
sich sehr angelegen sein, Kunden zu ge
tvinnc ttttd gehen zu diesem Zweck von
Hans zu Haus, ohne abzuwarten, daß
die Leute die Briese oder Packele ihnen
zusenden, die otikurrettz ist eben groß.
Jn den nördlichen Provinzen, wo cS
viele Pferde gib! und die Landstraßen
sich dasür eignen, machen die Postbolett
ihre Touren zn Pserde oder ztt Esel in
Relais von e zehn Meilen. Jeder
derselben befördert etwa 70 bi 0
Pfund Postsache und legt fünf Mei
len itt der stunde zurück. Erreich! der
Bote eine Relais-Slatio, so ist in
wenigen Minuten das Reitthier gewcch
sei! und es geht weiter bi znrn Ende
der Route. Dvrl wird der Pastsack
einem anderen Boten übergeben, der
ihn aus der ihm mitgetheilten Strecke
weiter befördert u, f. w. bis zum Be
stimtnungsort. Au 'enthalt gibt es nicht.
b Tag oder Rächt, Regen oder Son
nenscheitt, Hitze oder ,'!älte, sowie der
Bote seinett Postiack empfangen, geht
die Reife los. Ans kurzen D, stanzen
und itt den neutralen und südlichen
Provinzen werden die Postsachen von
Trägem zu Fuß befördert.
Ein solcher Postdienst würde ittttt,
namentlich bei den, tu Ehiua sehr aus
gebildeten Rauber Unwesen sehr bedenk,
lich erscheinen müssen, wate es nicht,
daß diele Ränder ihr Gestirnft in me
thodischer, man mochte fast sagen, pa
Iriarchalischer Wetie betreiben. Die
Räuberbanden eines jeden Distrikt kol
lektiren von diesen Piivatposthaltertt
reguläre Tribute, wosür sie sich ver
pflichten, nicht nur die Bote nitbehel
ligt zu lassen, sondern dieselben auch
gegen die Angriffe anderer nicht kon
ceffionirter" Banden oder Amateur ztt
beschützen. Dieser Gebrauch herrscht
überall, und wenn derselbe auch nicht
vom Gesetz gebilligt ist. so ist die Rc
gierung doch nicht machtig genug, um
dem Unwesen zu steuern. Große Ftr
tuen, welche ausgedehnten Transport
von Passagieren, Packetcn unb Briefen
betreiben, schließen förmliche ontrakle
mit den Räuberbanden ad, um ihr
unden und Waaren ungehmbeNe
Durchzug zu sichern.
Die einzigen Posimarken, welche jetzt
enstiren. sind b,eientgen der auslanbt
sche Konsulate - ein jeder der answar
tigen vntuln fungit! gewissermaßen
als Postmeister tnr setue Landsieulk
sowie eine in Sdanzhai gebräuchliche
Lokulbttesmarke. welche von einer Pri
vat Transpoügesellichasl verwendet
wird. Bneie von Edina nach anderen
Landern werden zumeist m,l den Post
marke der betretenden rander trankirt.
Alle nach China t:t sendenden Bne'e
'ollten nur nach Bcttla.'.sda'en adteintt
werden, Sind sie eitel ,11 s .Innere
bestimmt, 10 mui'en iie von den ie;t
durch die ein,',, 'anten Ptiraipestan'iallett
lesordett weide"..